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Opfer, Subjekt und Repräsentation in Heinrich von Kleists Penthesilea

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Opfer, Subjekt und Repräsentation in Heinrich von Kleists Penthesilea

Florian Stegmaier

spiel in antikem Gewand, doch weist Florian Stegmaier in seiner Untersuchung nach, dass auf dem Schlachtfeld bei Troja virulente Diskurse und Problemlagen der anbrechen- den Moderne verhandelt werden: So lässt sich die Krise des Opferrituals als eine Krise des Subjekts lesen, die eine Krise der Repräsentation impliziert. Mit Rückgriff auf die Theorie des hybriden Subjekts und auf die zeitgenössische Subjekt- philosophie zeigt die Untersuchung, inwieweit das irrationale Verhalten der Protagonistin Ausdruck einer prekären Sub- jektivität ist, die sich vor dem Hintergrund widersprüchli- cher bürgerlicher Normen verorten lässt. Kleists Amazonen- drama avanciert somit zu einer Tragödie der Sprache, denn wie Penthesilea eignet auch den sprachlichen Figuren des Texts eine Fallhöhe, die sich aus dem Spannungsverhältnis von Bildlichkeit und Wörtlichkeit ergibt.

13,40 €

ISBN 978-3-96163-171-1 http://unipress.readbox.net

Stegmaier Opfer , Subjekt und R epräsentation in Heinric h v on Kleists Penthesilea

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Opfer, Subjekt und Repräsentation in

Heinrich von Kleists Penthesilea

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H|B

Hagener Beiträge zur Literatur- und Medienwissenschaft

Herausgegeben vom Institut für

Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft der FernUniversität in Hagen

Band 5

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Heinrich von Kleists Penthesilea

Florian Stegmaier von

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Da- ten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um eine leicht überarbeitete Fassung der von Prof. Uwe C. Steiner betreuten Masterarbeit im Studiengang „M. A. Europäische Moderne: Ge- schichte und Literatur“, die im Wintersemester 2018/2019 am Institut für Neure deutsche Literatur- und Medienwissenschaft vorgelegt wurde.

1. Auflage 2019 ISSN 2512-3327 ISBN 978-3-96163-171-1 readbox unipress

in der readbox publishing GmbH Münsterscher Verlag für Wissenschaft Am Hawerkamp 31

48155 Münster

http://unipress.readbox.net

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1 Einleitung ... 7

2 Opfer und Krise des Subjekts ... 11

2.1 Der Amazonenstaat ... 11

2.2 Penthesileas prekäre Subjektform ... 24

2.3 Die Stimme der Vernunft: Prothoe ... 28

2.4 Animalisierung und Mythisierung: Penthesilea aus griechischer Sicht ... 40

2.5 Penthesilea und Achill ... 45

2.6 Dramaturgische Konsequenzen I: mauerlose Mauerschau und Hypotypose ... 55

3 Opfer und Krise der Repräsentation ... 61

3.1 „Nur zerrissene Bruchstücke“ – Kleists Sprachkritik ... 61

3.2 Penthesilea – eine Tragödie der Sprache und der Metapher ... 65

3.3 Gewaltige Performanz: Penthesileas Selbstopfer ... 76

3.4 Opfer und Abendmahl um 1800 ... 82

3.5 Antike und christliche Formeln der Passion ... 87

3.6 Küsse/Bisse ... 91

3.7 Dramaturgische Konsequenzen II: Inszenierte Katharsis, radikalisierte Affektästhetik ... 92

3.8 Erweiterte Theatralität: Tragödie und barockes Trauerspiel ...100

4 Schluss ...105

5 Literaturverzeichnis ...109

5.1 Werke von Heinrich von Kleist ...109

5.2 Weitere Primärliteratur ...109

5.3 Forschungsliteratur ...111

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Die tragische Dichtung ruht auf der Opferidee. Das tra- gische Opfer aber ist in seinem Gegenstande – dem Hel- den – unterschieden von jedem anderen und ein erstes und letztes zugleich. Ein letztes im Sinne des Sühnop- fers, das Göttern, die ein altes Recht behüten, fällt; ein erstes im Sinne der stellvertretenden Handlung, in wel- cher neue Inhalte des Volkslebens sich ankündigen […].1

So einleuchtend Walter Benjamins These von der konsti- tutiven Funktion des Opfers für die Tragödie vor dem Hintergrund zahlreicher antiker wie moderner klassischer Dramen sein mag, so scheint sie sich im Hinblick auf Heinrich von Kleists Trauerspiel Penthesilea zu entziehen.

Nicht, dass es darin dem Opfer an Prominenz mangeln würde. Im Gegenteil: Geschichte und Struktur des Ama- zonenstaats sind mit einer imposanten Verkettung sakra- ler Opferhandlungen verbunden; angefangen mit dem Ra- cheopfer an den äthiopischen Vergewaltigern über die ri- tualisierte Selbstverstümmelung der Amazonen und die Kindstötung als Wiederholung des Gründungsopfers bis zum stellvertretenden Tieropfer zu Beginn des Rosenfes- tes, das als staatliches Regulativ biologischer Reproduk- tion dient. Und mit ihren Anspielungen auf den Sparagmos, die rituelle Zerreißung im antiken Dionysos-Kult, ist auch die Tötung Achills opfersemantisch codiert.2

Seiner Massierung zum Trotz zeigt sich der Opferdiskurs in einer krisenhaften Verfassung. Denn weder vermag sich die Selbsttötung der Protagonistin schlüssig in Mus-

1 Benjamin: Ursprung des deutschen Trauerspiels, 285.

2 Vgl. Port: Penthesilea, 57f.

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ter und Funktion eines Sühneopfers zu fügen, noch weni- ger geht daraus eine erkennbare neue Ordnung hervor.3 Vorliegende Arbeit geht von der These aus, dass die Krise des Opfers in Kleists Penthesilea diskursiv vor dem Hinter- grund zweier für die Zeit um 1800 signifikanter Krisen rekonstruierbar ist: der Krise des Subjekts (Kapitel 2) und der Krise der Repräsentation (Kapitel 3).

Wie Gerhard Neumann festhält, ist Penthesilea „wie kaum ein anderes Kleistsches Werk ein Experimentierfeld für die Frage nach der Gewinnung und Behauptung von In- dividualität in der Gesellschaft“.4 Dem wird eine einge- hende Betrachtung amazonischer Opferbräuche und de- ren paradoxer Verklammerung nachgehen (Kapitel 2.1), die die prekäre Subjektform Penthesileas nachvollziehbar werden lässt, die einem Binnenkonflikt zwischen kollekti- ver Normerfüllung und autonomer Bestrebung unterwor- fen ist (Kapitel 2.2). Darin zeigen sich symptomatische Parallelen zur Konstitution des bürgerlichen Subjekts, das mit der soziologischen Analyse von Andreas Reckwitz als hybrides Konstrukt verstanden wird.

‚Freundschaft‘ ist nicht nur eine wichtige Codeinnovation bürgerlicher Subjektivität, sie kreiert auch einen intersub- jektiven Raum gegenseitiger Psychologisierung. In ihrer

3 Das Schicksal der Benjaminschen These teilen auch einige der pro- minenteren in den Sozial- und Kulturwissenschaften kursierenden Ritualtheorien. Gerhard Neumann betont, dass weder Victor Tur- ners generelle These von der Bändigung überschüssiger Gewalt durch das Ritual oder Walter Burkerts in der Jagd als initialem Mo- ment kultisch-sozialer Ordnungsstiftung verorteter Ritual-Begriff, noch René Girards Typologisierung des Rituals als Ventil für über- schüssige Gewalt oder Catherine Bells Rekonstruktion des Rituals als strategische Form der Sozialisation hinsichtlich der Opfer-Krise in Penthesilea in der Lage sind, zu einer schlüssigen Erklärung beizu- tragen. Vgl. Neumann: Opfer-Aporien, 259.

4 Neumann: Opfer-Aporien, 267.

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Funktion als empathische Freundin, ebenso als Mahnerin, die bürgerliches Maßhalten und die aufklärerische Leittu- gend der Vernunft einfordert, nimmt die Figur der Pro- thoe eine ambivalente Position zur Protagonistin ein (Ka- pitel 2.3).

Zeigen sich die Differenzen unterschiedlicher Kulturmus- ter, die einem wechselseitigen Erkennen im Weg stehen, schon an den Fremdzuschreibungen von griechischer Seite (Kapitel 2.4), so wird Penthesileas Versuch, sich Achill gegenüber individuell, im Sinne romantischer Lie- bessemantik zu erkennen zu geben, dies jedoch im diskur- siven Rahmen amazonischer Opferordnung zu vollzie- hen, zur subjektiven Zerreissprobe (Kapitel 2.5). Dass Sprache allenfalls zerrissene Bruchstücke zeitigt, liegt ganz im Horizont Kleistscher Sprachkritik (Kapitel 3.1), die sprachliches Repräsentationsvermögen radikal in Zweifel zieht und Penthesilea als eine Tragödie der Sprache lesbar macht. Dabei sind es vor allem die Metametaphern von Heliotrop, Schleier und Gewebe, die auf ihre Wort- wörtlichkeit hin destruktiv zu Ende geschrieben werden (Kapitel 3.2).

Die eigentümliche Verschlingung wörtlicher und figuraler Sprachebenen in Penthesileas selbsttötendem Sprechakt, der die Frage nach der Realpräsenz im Opfer aufwirft (Kapitel 3.3), wird vor dem diskursiven Hintergrund des Eucharistie-Verständnisses um 1800 beleuchtet, wie er insbesondere aus theologischen Reflexionen des frühen Hegel ersichtlich wird (Kapitel 3.4) und für die Untersu- chung der Kontamination antiker und christlicher Passi- onsformeln in Kleists Drama herangezogen werden kann (Kapitel 3.5). Die Aporie des Opferdiskurses versucht

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schließlich Kapitel 3.6 an der ‚unsäglichen‘ Lücke festzu- machen, die zwischen Körper und Sprache klafft.

Sowohl die ausgeschriebene Krise des Subjekts, als auch die der Repräsentation ziehen unverkennbare dramaturgi- sche Konsequenzen nach sich, die ihrerseits als Krisen- momente des klassischen Tragödienmodells deutbar wer- den. Diesen Aspekten widmen sich die Kapitel 2.6 (Mau- erschau, Hypotyposis), 3.7 (Katharsis, Affekte) und 3.8 (Theatralität), bevor das abschließende vierte Kapitel ein Resümee gibt.

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2.1 Der Amazonenstaat

Odysseus versteht die Welt nicht mehr. „So viel ich weiß“, räsoniert er, „gibt es in der Natur / Kraft bloß und ihren Widerstand, nichts Drittes“ (II, 148, V. 125f.).5 Das dritte Newtonsche Axiom, das der naturwissenschaftlich gebil- dete Autor6 hier seinem Griechenfürsten in den Mund legt,7 ist bekanntlich nur die nomologisch gewandete Form einer Reduktion tatsächlicher Komplexität.8 Das

5 Die literarischen Werke Heinrich von Kleists werden im laufenden Text mit Band- (römische Ziffer) und Seitenangabe (arabische Zif- fer) zitiert nach der Ausgabe sämtlicher Werke und Briefe in vier Bänden, hg. v. Ilse-Marie Barth u.a. Frankfurt a. M. 1987–1997.

6 Eine maßgebliche Gestalt unter Kleists akademischen Lehrern in Frankfurt/Oder war Christan Ernst Wünsch, dessen Kosmologische Unterhaltungen für die Jugend (1778–1780) den Prinzipien der Newtonschen Physik verpflichtet sind (vgl. Fortmann: Kleists Brü- ckenschläge, 186f.) Für einen allgemeinen Überblick zu Kleists na- turwissenschaftlichen Studien vgl. Blamberger: Heinrich von Kleist, 51–84; Michalzik: Kleist, 87–133.

7 Dass Kleist, damit den Kunstcharakter seines Textes ausstellend, bewusst Anachronismen in der Penthesilea platziert hat, geht aus ei- nem Brief Adam Müllers hervor: „Kleist ist gemütsfrei, also weder die antike noch die christliche Poesie des Mittelalters hat ihn befan- gen. Sie werden in der Penthesilea wahrnehmen, wie er […] den antiken Schein vorsätzlich bei Seite wirft, Anachronismen herbei- zieht, um, wenn auch in allem anderem, doch nicht darin verkannt zu werden, daß von keiner Nachahmung, von keinem Affektieren der Griechheit die Rede sei.“ (Adam Müller an Friedr. Gentz. Dres- den, 6. Febr. 1808. In: Heinrich v. Kleists Lebensspuren, 186f.)

8 Darauf weist Richard P. Feynman in einer seiner Stanford-lectures nachdrücklich hin. Demzufolge habe Newton für „den Fall der sehr komplizierten Kräfte zwischen Atomen […] nicht das richtige Ge- setz“ erkannt. Auch sei seine Hypothese von Kraft und Gegenkraft

„nicht exakt“. Denn im realistischen Fall, dass „ein drittes Teilchen, nicht auf der gleichen Linie wie die beiden ersten, vorhanden ist, dann sagt das Gesetz nicht, daß die Gesamtkraft auf das erste Teil- chen gleich ist der Gesamtkraft auf das zweite, weil z. B. das dritte Teilchen selber einen Zug auf beide anderen ausübt. Das Resultat ist, daß der Gesamteffekt auf die ersten beiden in einer anderen

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gleichermaßen akkurate wie simple Prinzip von ‚actio gleich reactio‘ hält weder physikalischer Empirie stand, noch vermag es der „merkwürdige[n] Übereinstimmung zwischen den Erscheinungen der physischen und der mo- ralischen Welt“ (III, 537) in der Fülle ihrer tatsächlichen Kontingenz gerecht zu werden.

Einer solchen Aporie binärer Logik sieht sich Odysseus angesichts des Auftauchens von Penthesileas Amazonen- heer ausgesetzt, dessen unberechenbare Bewegung in kei- nem klar zu scheidenden Freund-Feind-Schema aufgeht.

Dramaturgisch gewendet heißt das, dass Fragen nach handlungsleitenden Denk- und Ordnungsmustern, wie sie der kulturelle Sinnspeicher für politisch-soziales Handeln bereit hält, zunächst ins Leere laufen. Aber auch Verstän- digungsstrategien, aus denen weitere Handlungen erwach- sen könnten, scheitern daran, dass sich die Kommunika- tionspartner offenbar nicht innerhalb derselben symboli- schen Ordnung bewegen.

In einer Art Botenbericht schildert Odysseus, der gemein- hin als „Inkarnation der instrumentellen Rationalität“9 fir- miert und in der literarischen Tradition als begnadeter Rhetor gefeiert wird,10 dass sein utilitaristischer „Fluß der Rede“ (II, 147, V. 83) die als erhoffte Bündnispartnerin adressierte Penthesilea schlichtweg nicht erreicht, worauf

Richtung liegt, und die Kräfte auf die ersten beiden Teilchen sind allgemein weder gleich noch entgegengesetzt.“ (Feynman: Vorle- sungen über Physik, 147.)

9 Steiner: Ohrenrausch und Götterstimmen, 154.

10 So etwa im zweiten Gesang der Ilias, wo Odysseus „mit schneiden- der Stimme“ und „mit lautem Ruf“ auftritt und dafür gefeiert wird (Homer: Ilias, 30); im dritten Gesang heißt es: „Aber sobald er der Brust die große Stimme entsandte / Und die Worte so dicht wie Schneegestöber im Winter, / Hätte kein anderer Sterblicher sich mit Odysseus gemessen“ (56).

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er in „grimmiger Beschämung“ (II, 148, V. 107) wieder heimwärts ziehen muss. Beschämt auch deshalb, weil ihm weder die richtige Einschätzung der Situation gelingt – in aristotelischer Terminologie: die Dianoia –,11 noch auf eine geglückte ‚Erkennungsszene‘, eine gelingende Anag- norisis zurückzublicken ist.

Wie Gerhard Neumann darlegt, steht das anagnoristische Moment der im ersten Auftritt geschilderten Begegnung zwischen Achilles und Penthesilea zwar „im Zeichen ei- nes Aufleuchtens“,12 das Aufhellung und Aufklärung des Geschehens zu verheißen scheint, jedoch bezeichnender- weise nicht durch den Glanz der Sonne, sondern durch das als Abglanz beschriebene Erröten der Amazonenkö- nigin bewirkt wird, das ebenso rasch aufbricht, wie es er- lischt:

Und Glut ihr plötzlich, bis zum Hals hinab, Das Antlitz färbt, als schlüge rings um ihr Die Welt in helle Flammenlohe auf. […]

– Und einen finstern Blick wirft sie auf ihn – […]

Sie ruht, sie selbst, mit trunk’nem Blick schon wieder Auf des Äginers schimmernde [sic] Gestalt:

Bis jen’ ihr schüchtern naht, und sie erinnert, Daß sie mir noch die Antwort schuldig sei.

Drauf mit der Wangen Rot, war’s Wut, war’s Scham, Die Rüstung wieder bis zum Gurt sich färbend, Verwirrt und stolz und wild zugleich: sie sei Penthesilea, kehrt sie sich zu mir,

Der Amazonen Königin, und werde Aus Köchern mir die Antwort übersenden!

(II, 147f., V. 69–102)

11 „Das dritte [der dramatisch konstitutiven Elemente nach dem My- thos als ‚Seele der Tragödie‘ und den Charakteren; Anmerkung von mir, F. S.] ist die Erkenntnisfähigkeit, d. h. das Vermögen, das Sach- gemäße und das Angemessene auszusprechen“ (Aristoteles: Poetik, 23).

12 Neumann: Bildersturz, 101.

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Ihre dramatische Funktion, Kommunikation zu stiften und handlungsstrategisch zu bündeln,13 kann eine derge- stalt verhinderte Erkennungsszene, die hier ganz „im Zwielicht von Erhellung und Verdunkelung, von blitzen- dem Glanz und Verlöschen des erkennenden Blicks“

steht, nicht erfüllen.14

Dass Odysseus im weiteren Verlauf des Textes mehrfach auf Antilochus verweist, wenn es darum geht, Achill mit- tels „rednerische[r] Kunst“ (II, 151, V. 227) zur Räson zu bringen,15 mag diesem kommunikativen Rückschlag ebenso geschuldet sein, wie sein ‚Zungenschaden‘, der

„[s]eit jenem Tage“ (II, 149, V. 139) sein Redeorgan

„lechzen“ lässt.16 Denn eben in jenem Moment, als Odys- seus das Versagen sprachlicher Verständigung durch eine Sequenz von Metaphern auszudrücken versucht, die in Bildern von Feuer und Wasser sein erschüttertes Prinzip des ausgeschlossenen Dritten umkreisen, versagt ihm die Zunge den Dienst und bedarf der lindernden Kühlung:

Was Glut des Feuers löscht, löst’ Wasser siedend Zu Dampf nicht auf und umgekehrt. Doch hier Zeigt ein ergrimmter Feind von beiden sich, Bei dessen Eintritt nicht das Feuer weiß.

Ob’s mit dem Wasser rieseln soll, das Wasser Ob’s mit dem Feuer himmelan soll lecken. […]

Ein Grieche bringt ihm Wasser

Dank! Meine Zunge lechzt. (II, 148f., V. 127–139)

13 Vgl. Albert: Peripetie, 48f.

14 Neumann: Bildersturz, 102.

15 Vgl. II, 151, V. 226-228; II, 165, V. 623f.

16 So die Überlegung von Roland Reuß, der das Verbum ‚lechzen‘ un- ter Berücksichtigung von Adelungs Grammatisch-kritischem Wörter- buch der Hochdeutschen Mundart semantisch mit ‚lecken‘ im Sinne eines der Dürre geschuldeten schadhaften, von „Rissen und Spalten“ ge- zeichneten Zustandes in Verbindung setzt. Vgl. Reuß: Im Geklüft, 14f.

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Die lechzende Zunge des Odysseus markiert nicht nur die für das gesamte Trauerspiel bedeutsame Unschärfe der Grenze zwischen wörtlicher und metaphorischer Rede,17 sie steht auch metonymisch ein für die Defizienz eines Sprachmodells, das Handlung zu modellieren und zu glie- dern hätte, diese dramatisch grundlegende Funktion aber in Anbetracht seiner referentiellen Instabilität nicht ausü- ben kann.

Wer aber ist dieser ‚ergrimmte Feind‘, dem weder keilför- mig scheidende Vernunft (II, 151, V. 230), noch das lot- rechte Senkblei der Gedanken (II, 149, V. 158) beikom- men können? Was für ein Prinzip ist hier am Werk, das griechisch-rationalem tertium non datur ein trotziges tertium nunc datum est entgegensetzt, die Oppositionen binärer Lo- gik zu suspendieren und elementare Bausteine des Tra- gisch-Dramatischen auszuhebeln vermag?

Die Antwort liefert Penthesileas Erzählung im fünfzehn- ten Auftritt, die vom Ursprung des Amazonenstaats be- richtet und diejenigen Opferrituale beschreibt, die diesen Staat bedingen. Zwei Gründungsopfer sind es, auf denen der Frauenstaat beruht und die seine Geschichte bestim- men. Der Rachemord an den äthiopischen Invasoren und Vergewaltigern durch die erste Generation der Amazonen wird in Penthesileas Bericht als sakrale Handlung rekon- struiert, in der Kriegsgott Mars als ehelicher Repräsentant und Vollstrecker eingesetzt wird, um das Ansehen der

„entweihten Betten“ der skythischen Witwen wiederum zu restituieren:

Die Betten füllten, die entweihten, sich, Mit blankgeschliffnen Dolchen an, gekeilt, Aus Schmuckgeräten […]

17 Reuß: Im Geklüft, 16.

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Und als das Hochzeitsfest erschienen war, Stieß ihm die Kön’gin ihren in das Herz;

Mars, an des Schnöden Statt, vollzog die Ehe, Und das gesamte Mordgeschlecht, mit Dolchen, In einer Nacht, ward es zu Tod gekitzelt.

(II, 214, V. 1940–1951)

Aus dieser Nacht der langen Messer, in der Sexualität und tödliche Gewalt sich ebenso konstitutiv wie folgenreich überkreuzten, geht der Amazonenstaat hervor, in dessen Geschichte fortan der Knabenmord als rituelle Wiederho- lung seiner Gründungsszene integriert wird: „Und wo ein Knabe noch geboren wird, / Von der Tyrannen Kuß, da folg er gleich / Zum Orkus noch den wilden Vätern nach“

(II, 215, V. 1965–1967). Dass damit nicht allein die männ- lichen Sprösslinge der äthiopischen Vergewaltiger ge- meint sind, sondern fortan jedes männliche Kind unter dem tödlichen Verdikt steht, macht ein Vergleich mit dem 14. Auftritt der handschriftlich überlieferten frühen Fas- sung deutlich, wo es unmissverständlich heißt: „Der jun- gen Söhne Leben knicken wir, / Die Töchter aber frohen Angedenkens, / Ziehn wir zum Dienst des Frauenstaates groß“ (II, 74, V. 1818–1820).

Um diesem Frauenstaat zu dienen, reicht es jedoch nicht aus, nur dem weiblichen Geschlecht anzugehören. Um Amazone – wörtlich eine Brustlose18 – werden zu können, hat jede Frau am eigenen Leib das Opfer zu erdulden, das die Staatsgründerin Tanais, um Zweifel an der Wehr- und Zukunftsfähigkeit des Amazonenstaates entgegen zu tre- ten, an sich selbst als konstitutiven Akt vollzog. Penthe- silea erzählt, dass „im festlichsten Moment“ der Krönung

18 Buchstäblich bedeutet ‚Amazonen‘ „‚brustlos‘ und setzt sich zu- sammen aus dem privativen Präfix a- und dem die Brust bezeich- nenden ‚mazos‘“ (Sng: Herodot und Kleist, 80).

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sich „eine Stimme“ mit der Prophezeiung vernehmen ließ, der Frauenstaat werde rasch die Beute kriegerischer Nachbarvölker werden – zu schwach und allzu sehr durch ihre Physis gehindert seien die Frauen, um den Bogen zu führen und ihr Gemeinweisen verteidigen zu können.

Tanais reagiert auf diese Herausforderung mit einer spon- tanen „Mutprobe der Selbstverstümmelung“:19

Die Königin stand einen Augenblick, Und harrte still auf solcher Rede Glück;

Doch als die feige Regung um sich griff, Riß sie die rechte Brust sich ab, und taufte:

Die Fraun, die den Bogen spannen würden, Und fiel zusammen, eh’ sie noch vollendet:

Die Amazonen oder Busenlosen! – Hierauf ward ihr die Krone aufgesetzt (II, 215, V.1971–1990)

Was die einzelne Amazone symbolisch-leiblich ins staatli- che Kollektiv zwingt, ist profan gesehen bellizistische body modification, die das funktionale Zusammenspiel von Waffe und Frauenkörper optimieren soll. Ist der Eintritt des Einzelkörpers in die überindividuelle Körperschaft schon generell mit dessen tiefgreifender Umwandlung verbunden, so realisiert das amazonische Gründungsritual die „soziomorphe“20 Gestalt des empirisch greifbaren Körpers durch eine gewaltsame Konturierung des Kör- perbildes.

Selbstverstümmelung wird rituell umcodiert als „Prägung zum Staats-Subjekt“.21 Eine aufklärungskritische Inter- pretation kann hier Michel Foucaults Rekonstruktion ei- nes neuen Machttyps anführen, der sich im Zeitalter der

19 Stephens: Opfergedanke, 230.

20 Koschorke u. a.: Der fiktive Staat, 66.

21 Neumann: Erkennungsszene und Opferritual, 62.

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Aufklärung ausbildet und sich als Disziplinarmacht den natürlichen Körper zum Objekt wählt, um diesen im ritu- ellen Vollzug als Subjekt zu unterwerfen.22

Die zeremoniell inszenierte Vermännlichung der Frau steht ganz im Zeichen initialer Gewalt. Mit der opferritu- ellen Befestigung tritt jedoch, so ließe sich mit René Girard argumentieren,23 an die Stelle ursprünglich unrei- ner, gesellschaftlich destabilisierender Gewalt eine gere- gelte Form kathartischer Gewalt, die ihre Wirkung als be- friedendes soziales Regulativ entfaltet. Dennoch könnte eine derart barbarische Handlung, wie sie das partiale Körper- und Selbstopfer der Amazonen darstellt, kaum Aussicht auf Perpetuierung haben, wäre sie nicht von An- fang an mit einem hohen Maß an identitätsstiftender My- thomotorik versehen.

Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive liefert Penthe- sileas Bericht ein anschauliches Beispiel für die Wirksam- keit einer symbolisch vermittelten Gedächtnisformation, die Aleida Assmann als ‚politisches Gedächtnis‘ charakte- risiert hat. Von politischem oder nationalem Gedächtnis kann Assmann zufolge in Fällen gesprochen werden, wo

„Geschichte im Dienst der Identitätsbildung steht, wo sie von Bürgern angeeignet und von Politikern beschworen wird.“24

Im Gegensatz zum vielstimmigen sozialen Gedächtnis, das ein Gedächtnis ‚von unten‘ ist und sich im Wechsel

22 „Im Herzen der Disziplinarmacht manifestiert sie [die stark rituali- sierte Prüfung; Anmerkung von mir, F. S.] die subjektivierende Un- terwerfung jener, die als Objekt wahrgenommen werden, und die objektivierende Vergegenständlichung jener, die zu Subjekten un- terworfen werden.“ (Foucault: Überwachen und Strafen, 238)

23 Vgl. Girard: Das Heilige und die Gewalt.

24 Assmann: Der lange Schatten, 37.

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der Generationen verändert und verliert, ist das auf über- lebenszeitliche Dauer angelegte politische Gedächtnis eine deutlich homogenere Konstruktion, die in staatstra- genden Institutionen verankert ist und hierarchisch ‚von oben‘ auf die Gesellschaft einwirkt. Ihm kommt die Ei- genschaft zu, konkrete Ereignisse zu mythischen Arche- typen umzuformen.

Insbesondere in krisenhaften Situationen wie der Natio- nenbildung kann die dynamische Kraft des Mythos orien- tierend und integrierend Sinn stiften, indem sie „die Ge- genwart als Zwischenstufe einer motivierenden, Vergan- genheit und Zukunft übergreifenden Erzählung ausweist“

(42). Bezieht sich Assmanns Theoriemodell ausdrücklich auf Zustände einer „postreligiösen Zeit“ (80), wie sie auch Kleists Schreibgegenwart, die noch junge Moderne mit ih- rer krisenhaft wahrgenommenen schwindenden Integrati- onskraft christlicher Symbolsprache kennzeichnen,25 evo- ziert Penthesileas Erzählung eine archaische Kulturstufe, auf der die Institutionalisierung der geschilderten gewalt- tätigen Gründungshandlungen sich in Form sakraler Bräuche vollzieht, leiblich sich einschreibt und einen ebenso kohärenten wie gesellschaftlich umfassenden Op- ferdiskurs etabliert.

Zwangsläufig stellt sich dessen geschichtspolitischer Ebene ein biopolitisches Kalkül zur Seite, das das Kriegs- gebaren der Amazonen erst verständlich macht. Sieht sich doch ein hochexklusiver Frauenstaat vor die Frage biolo- gischer Reproduktion gestellt. Daher fällt es in den Auf- gabenbereich der Königin, die Populationstafeln zu be- rechnen und als „weise Völkermutter“ (II, 217, V. 2047)

25 Vgl. die Ausführungen zu Opfer und Abendmahl um 1800 in Kap.

3.4 dieser Arbeit.

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gegebenenfalls das Gesuch zu stellen, reproduktiver Not- wendigkeit mittels rituell verordneter Befruchtung nach- zukommen, wobei die Amazonen sich mit den im Krieg zu diesem Zweck erbeuteten Männern zu paaren haben.

Auch hier zeigt sich der Opferdiskurs wesenhaft als Re- präsentationsgeschehen. Die Männer treten nicht als In- dividuen in Aktion, vielmehr haben sie im Zuge dieser

„Marsbefruchtung“ (II, 217, V. 2939) dem Kriegsgott als anonyme physische Werkzeuge zu dienen. Für die Wah- rung des mythischen Gesetzesgrunds steht die Priesterin ein, die das königliche Gesuch an die Gottheit Mars über- mittelt (vgl. II, 217, V. 2033–2087). Dessen Reaktion be- steht offenbar in einer Art Gegenrechnung, in der er die vorhandenen Ressourcen der angestrebten Population ge- genüberstellt.26

Zu Recht weist Rüdiger Campe darauf hin, dass die von Priesterin und Königin gemeinsam vollzogene Fürsorge- politik mit ihrer statistisch gegründeten Knappheitskalku- lation Züge einer Malthusianischen Rechnung auf- weist.27Aufgrund ihrer biopolitischen Motivation fallen

26 „Denn oft verweigerter’s, die Berge geben, / Die schneeigen, der Nahrung nicht zu viel“ (II, 217, V. 2049f.).

27 Campe: Zweierlei Gesetz, 325. Der englische Ökonom und Bevöl- kerungstheoretiker Thomas Malthus (1766–1834) war als Anhänger der naturrechtlichen Lehre auf die Erkenntnis und Formulierung zeitlos gültiger Naturgesetze erpicht. Ein solches meinte er auch für die Bevölkerungsentwicklung gefunden zu haben: jede Bevölkerung hat aufgrund des natürlichen Fortpflanzungsverhaltens die Ten- denz, in geometrischer Progression anzuwachsen; der ihr zur Ver- fügung stehende Nahrungsspielraum wächst hingegen nur in arith- metischer Progression. Aus diesem Grund muss eine gegebene Po- pulation zwangsläufig an die Grenze ihrer Ernährungsmöglichkei- ten stoßen. Äußere Katastrophen, von Malthus ‚repressive checks‘

genannt, vernichten einen Teil der Bevölkerung und stellen das Gleichgewicht wieder her, sofern nicht schon vorher bestimmte Re- gulative, sogenannte ‚präventive checks’ eingegriffen haben, die den Ausbruch der Katastrophe abwenden (vgl. Hinrichs: Geschichte

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die Kriegszüge der Amazonen gänzlich aus derjenigen strategisch-militärischen Ordnung heraus, die dem grie- chischen Denken entspricht, das Kleist nach dem Diskurs des neuzeitlichen Naturrechts modelliert hat.28 Der ver- meintliche Krieg der Amazonen ist vielmehr eine Jagd, ein Beutezug, der dem Zweck der Reproduktion dient, aber weder der Konfliktlösung zwischen rivalisierenden Ge- meinwesen verpflichtet ist noch der Logik eines Freund- Feind-Schemas folgt.

Nicht nur Achill, auch dem zeitgenössischen bürgerlichen Lesepublikum dürfte dieser Amazonenstaat in hohem Maße unnatürlich erschienen sein, da um 1800 der dis- kursgeschichtliche Ort der Vermittlung zwischen Natur und Kultur keineswegs an totalisierenden, monosexuellen Kollektiven, vielmehr an der bürgerlichen (Klein-)Familie festgemacht wird. Leitet sich doch die prominente Rolle der bürgerlichen Familie in zeitgenössischen sozialpoliti- schen und literarischen Diskursen gerade aus ihrer Funk- tion ab, „gesellschaftliche Utopien als Frage nach dem Verhältnis von biologischem und politischem Leben“ zu verhandeln.

In den Texten der Aufklärung wird die Familie als „Figur jener Differenz inszeniert, über die sich die Dichotomie von Natur und Kultur formiert und ihre (De)Konstrukti- onen“ fassbar werden. Und nicht zuletzt ist die Familien- gemeinschaft derjenige diskursive Ort, an dem „die sozi- alpolitischen Schriften der Aufklärung die Möglichkeiten

der Frühen Neuzeit, 18). Die deutsche Übersetzung von Malthus’

Essay on the principle of population erschien 1807, also während Kleists Arbeit an Penthesilea (vgl. Campe: Zweierlei Gesetz, 325).

28 Vgl. Campe: Zweierlei Gesetz. S. 322. Campe weist zudem auf die naturrechtliche Tradition hin, die zu der Zeit, als Kleist Recht und Kammeralwissenschaft studierte, noch lebendig gewesen sei (ebd.).

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einer Vermittlung von natürlicher und symbolischer Ord- nung“ erproben.29 Zwischen diesen Ordnungssystemen gelingend zu vermitteln, ist dem Amazonenstaat jedoch nicht gegeben, ruht dessen staatsbefestigender Opferdis- kurs doch auf der trügerischen Kohärenz einer rituellen Verklammerung widersprüchliche Stränge.

Einerseits wird der Schöpfungsakt der Tanais, deren Ein- setzung des Amazonengesetzes und Vorexerzieren au- thentischen Amazonentums als willkürliche, reaktive Handlungen geschildert. Zugleich wird diese Bedingtheit gesellschaftlicher Ordnung mythisch überschrieben, natu- ralisiert und ihrem Ursprung nach in einem vorgeschicht- lichen Zeitraum verortet. So antwortet Penthesilea auf Achills Frage nach dem Ursprung des Amazonengesetzes, das ihm, dem Vertreter naturrechtlichen Denkens,30 „un- natürlich“ und dem „übrigen Geschlecht der Menschen fremd“ scheint, es stamme „[f]ern aus der Urne alles Hei- ligen, / […] von der Zeiten Gipfel nieder, / Den unbetre- tenen, die der Himmel ewig / In Wolkenduft geheimnis- voll verhüllt.“ (II, 213, V. 1903–1908). Das heißt aber:

Das Gesetz ist wesentlich Unnatur und das Unnatürliche des Gesetzes ist gerade das Heilige.

29 Frömmer: Vaterfiktionen, 59.

30 Campe regt an, in Odysseus und Achilles zwei verschiedene Dis- kurstypen des Naturrechts verkörpert zu sehen: „Odysseus denkt in aggressiver Beschränktheit, daß die Gesetze des Staaten wie physi- kalische Gesetze an jedem Ort […] gleichermaßen gelten müssen“.

Achilles hingegen „geht davon aus, daß Gesetze der sozialen Ord- nung in ihrer Ähnlichkeit sich auch unterscheiden und einander fremd sein müssen“ (Campe: Zweierlei Gesetz, 323. Kursiv im Ori- ginal).

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Penthesileas Replik31 ist nicht nur diejenige Antwort, die von „Novalis bis Bataille, von der politischen Romantik in Deutschland und England bis zum Collège de sociolo- gie in Paris“ stets dem Naturrecht gegeben wurde,32 sie verweist auch auf das folgenschwere Paradox eines totali- tären, opferlogisch befestigten Fürsorgestaats, der aufklä- rerische Ideale wie Selbstbestimmung und Fortschritt mit der Aura des Heiligen umgibt, seine Mündigkeit blutigen Opferhandlungen verdankt, amazonischer Emanzipation die entweiblichende Selbstverstümmelung vorschaltet und letztlich diejenige männliche Gewalt, die mit seiner Gründung aufgehoben sein sollte,33 strukturell fort- schreibt.

Hinsichtlich solcher aufklärungskritischen Ambivalenzen, die Kleists Opferdiskurs als unterschwellige Argumenta- tion grundieren, weist Stephens auf die Nähe zu Schillers Fazit hin, das dieser aus dem Verlauf der Französischen Revolution gezogen hat.34 In seinem Brief vom 13. Juli 1793 an den Herzog von Augustenburg schreibt Schiller:

31 Schneider weist auf den intertextuellen Bezug zu Lessings „huma- nistische[r] Urfabel der Aufklärung“ hin, der an Penthesileas Beru- fung auf „[d]er ersten Mütter Wort“ (II, S. 213, V. 1905) als unhin- tergehbaren Legitimationsgrund festzumachen sei: „Damit zitiert sie Lessings Nathan, der sich gegenüber Saladin ebenfalls auf die Treue zum Glauben der Väter berufen hatte, die er seinem mosle- mischen Partner genauso zubilligte.“ (Schneider: Entzug der Sicht- barkeit, 146)

32 Campe: Zweierlei Gesetz, 323.

33 So die Gründungsutopie des Amazonenstaates: „Frei […] sind / Die Frau’n, die solche Heldentat vollbracht, / Und dem Geschlecht der Männer nicht mehr dienstbar. / Ein Staat, ein mündiger, sei aufgestellt, / Ein Frauenstaat, den fürder keine andre / Herrsch- sücht’ge Männerstimme mehr durchtrotzt“ (II, 214f., V. 1954–

1959).

34 Stephens: Opfergedanke, 234.

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Der Versuch des Französischen Volks, sich in seine hei- ligen Menschenrechte einzusetzen, und eine politische Freiheit zu erringen, hat bloß das Unvermögen und die Unwürdigkeit desselben an den Tag gebracht, und nicht nur dieses unglückliche Volk, sondern mit ihm auch ei- nen beträchtlichen Teil Europens, und ein ganzes Jahr- hundert, in Barbarei und Knechtschaft zurückgeschleu- dert.35

2.2 Penthesileas prekäre Subjektform

Die Gründungsopfer des Amazonentums sollen als die letzten notwendig erscheinenden Gewaltakte fortan jegli- che Gewalt ausschließen. Entgegen seiner stabilisierenden und befriedenden Absicht ist das opferrituelle Gesetz je- doch ein „Gewaltgebot“, das die Amazonen verpflichtet,

„selbst jene Gewalt zu begehen, gegen die die Gründungs- gewalt ihres Staates einst aufkam – nämlich die Befriedi- gung sexuellen Begehrens durch Krieg und Waffengesetz zu erzwingen“.36

Das damit einhergehende Liebesverbot manifestiert sich als Tabu, das den Triebverzicht fordert, um das Funktio- nieren eines männerfreien Kollektivs zu gewährleisten.

Um aber sowohl den Nachwuchs, als auch den Fortbe- stand der monosexuellen Ordnung zu sichern, muss das Gemeinwesen in sich eine problematische Teilung voll- ziehen, der sich ein synthetisches Ganzes wiederum ver- danken soll. Angesichts des widersprüchlichen Funda- ments, auf dem der Amazonenstaat ruht, nimmt es kaum Wunder, das selbst das Heilige, als unnatürlicher Ur- sprung des Gesetzes, keine Kohärenz verbürgen kann, vielmehr sich selbst als hochgradig ambivalent erweist.

Scheitert doch die Protagonistin nicht zuletzt daran, dass

35 Schiller: Briefe an den Herzog von Augustenburg, 501.

36 Hansen: Gewaltige Performanz, 116.

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sie von eben diesem Heiligen, das einmal als Mars, dann als Diana, dann wieder als Aphrodite personifiziert und mit unterschiedlichen Attributen versehen wird, höchst widersprüchliche Weisungen erhält.37

Für Penthesilea wird dies zur subjektiven Zerreißprobe.

Als Königin ist sie der „Satzung Schirmerin“ (II, 215, V.

1970), sie steht nicht nur für Ein- und Erhaltung des Ge- setzes, sie verkörpert es auch. Ihre individuelle Gefühls- welt jedoch, ihr auf Achill gerichtetes Begehren, das im Sinne dramatischer Antizipation38 einerseits der fama,39 ei- ner mütterlichen Prophezeiung andererseits40 geschuldet ist, verleitet sie zu Handlungen und Handlungsunterlas- sungen, die mit den Regeln amazonischer Ordnung nicht vereinbar sind.

Nicht nur den griechischen Strategen ist sie ein Rätsel, un- verständlich scheint sie auch den Gefährtinnen. Auch ihr Versuch, ein als Liebeserklärung formuliertes individuier- tes Kulturmuster mit Achill gemeinsam zu realisieren, scheitert. Eingezwängt in die Widersprüche von politi- scher Opferlogik und individuellem Streben, in divergie- rende soziale Rollenerwartungen aus dem eigenen wie dem griechischen Lager, entspinnt sich um Penthesilea

37 Vgl. Stephens: Opfergedanke, 233.

38 Zur Antizipation als dramaturgisches Prinzip bei Kleist vgl. Alle- mann: Heinrich von Kleist, 27–35.

39 Penthesilea teilt mit den Lesern des Trauerspiels die Kenntnis der Heldenlieder, die die Ereignisse des trojanischen “Hero’nkriegs“

besingen (vgl. II, 220, V. 2118–2126).

40 Die sterbende Königin Otrere bestimmt ihrer Tochter einen indivi- duellen Mann und verstößt damit – paradoxerweise in ausdrückli- cher Berufung auf Mars – gegen das amazonische Prinzip regelge- leiteter Kontingenz, das für die Beutezüge der Frauen charakteris- tisch ist: „geh, mein süßes Kind! Mars ruft dich! / Du wirst den Peleiden dir bekränzen“ (II, 220, V. 2137f.).

(27)

eine vielstimmige Deutungsarbeit, die ihr ‚eigentliches‘

Wesen zu ergründen sucht.

Das bürgerliche Subjekt: ein hybrides Konstrukt Penthesileas prekäre Subjektform soll im Folgenden vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Subjektdiskurses um 1800 rekonstruiert werden. Als Zeithorizont Kleists kann der Formierungsprozess des bürgerlichen Subjekts angenommen werden, das dem Soziologen Andreas Reckwitz zufolge seine Selbst-Modellierung seit dem 18.

Jahrhundert vor allem im Bezugsrahmen dreier Aktivitäts- komplexe und deren zugehörigen sozialen Feldern be- treibt. Dabei handelt es sich um

die ökonomischen Praktiken der Arbeit, in denen der Ein- zelne sich als Arbeitssubjekt trainiert; die Praktiken per- sönlicher und intimer Beziehungen, der Familie, Partner- schaft, Freundschaft, Sexualität und Geschlechtlichkeit, in denen der Einzelne sich in die Form eines Intimsub- jekts bringt; schließlich das historisch heterogene und dynamische Feld der Technologien des Selbst, das heißt jener Aktivitäten, in denen das Subjekt jenseits von Arbeit und Privatsphäre unmittelbar ein Verhältnis zu sich sel- ber herstellt und die vor allem Praktiken im Umgang mit Medien […] umfassen.41

Entgegen den Implikationen einer soziologischen Theo- rie strikter funktionaler Differenzierung, wie sie zwischen solchen sozialen Feldern einander widersprechender Identitäten nahe zu liegen scheint, konstatiert Reckwitz

„in den jeweiligen Ordnungen des Subjekts eine basale Homologie der Subjektformierung“, die „die Grenzen zwischen den ‚der Sache nach‘ differenzierten Feldern der Arbeit, der persönlichen Beziehungen und der Selbsttech-

41 Reckwitz: Das hybride Subjekt, 16. Kursiv im Original.

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nologien kreuzt“, weshalb die „Kultur des Subjekts“ auf- grund ihrer Unabhängigkeit von der „Logik rationaler Grenzziehungen“ systematisch Grenzüberschreitungen produziere (17).

Der kulturelle Code, der in den Dispositionen des bürger- lichen Subjekts alle drei Praxisfelder inkorporiert und in einander überlagernden Diskursen der Vertragsphilo-so- phie, der Aufklärung, des moral-ökonomischen Liberalis- mus und der Empfindsamkeit expliziert wird, ist einer der Moralität und der souveränen Selbstregierung zugleich.

Trainiert bürgerliche Subjektkultur doch den Einzelnen

„im Habitus einer sich selbst regierenden Souveränität“, wobei insbesondere der Erwerb von Kompetenzen zur Sach- und Ich-Kommunikation, zur Teilnahme am Me- dium der Schriftlichkeit, zur körperlichen Selbstkontrolle und zu introspektiven Techniken, wie Selbstbeobachtung oder der Ausbildung eines moralischen Sinns Emphase erfahren. Das kulturelle Andere bürgerlicher Moralität wird im aristokratischen Subjekt und der höfischen Kul- tur verortet.

Die mit diesem Antagonismus einhergehende Differenz- markierung ist eine anti-exzessive, anti-artifizielle und anti-parasitäre und folgt einem dreifachen Unterschei- dungsschema von Moderatheit gegenüber Maßlosigkeit, Zweckhaftigkeit gegenüber Nutzlosigkeit und natürlicher Transparenz gegenüber affektierter Künstlichkeit. Zwar versucht die bürgerliche Sphäre, dem Subjekt eine homo- gene Identität zu verschaffen, sie entpuppt sich jedoch als hybrides Konstrukt heterogener Subjektcodes, die im Subjekt bestimmte Instabilitäten und Friktionen ein- schreiben (104f.). Die moralische Souveränität des bür- gerlichen Subjekts rekonstruiert Reckwitz als

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heterotopische Überlagerung vor allem zweier potenzi- ell widersprüchlicher Codes […]: dem letztlich post-re- ligiösen Code eines moralischen, an Prinzipien orien- tierten Subjekts und dem Code eines reflexiv-souverä- nen, selbstorientierten Subjekts, die im Metakonzept bürgerlicher Rationalität instabil aneinander gekoppelt sind. Die exzessiv-artifiziellen Unberechenbarkeiten von Markt und Konsum, der Liebe und Erotik und der Imaginationen im Umgang mit der Schriftkultur liefern hier Produkte der bürgerlichen Kultur, welche von die- ser systematisch hervorgebracht werden, und die zu- gleich drohen, das bürgerliche Subjekt aufzusprengen (105).

In seinem Modellierungsprozess ist also für das bürgerli- che Subjekt die Abgrenzung vom adeligen und vom reli- giösen Subjekt notwendig, die teils in die neue Hybridfor- mation aufgenommen, teils zum auszuschließenden Ge- genüber werden. Die leitende These, dass Kleists Trauer- spiel auch virulente gesellschaftliche Diskurse seiner Ent- stehungszeit reflektiert, soll nicht suggerieren, dass darin sämtliche für die Formation des bürgerlichen Subjekts re- levante Aspekte aufzufinden sind oder gar in handlichen Dichotomien fassbar werden. Wenn das Drama jedoch als ein auf den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs um 1800 anspielendes Stück verstanden wird, so liest sich vor diesem Hintergrund das Spiel zwischen Mäßigung und Exzessivität, Zweckhaftigkeit und Zweckfreiheit sowie das zwischen Vernunft und ihrer Überschreitung vor ei- nem neuen Hintergrund.

2.3 Die Stimme der Vernunft: Prothoe

Als Instanz einer „spezifischen aufklärerischen Ver- nunft“, die Züge einer „einfühlsam-verstehenden, d.h.

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emotional erweiterten Aufklärung“42 trägt, erweist sich die Figur der Prothoe. Sie ist diejenige, die aus dem Kreis amazonischer Gefolgschaft der Protagonistin am nächs- ten steht. Nicht nur gilt sie der Amazonenkönigin als

„Seelen Schwester“ (II, 173, V. 873), mehrfach wird sie auch explizit in unmittelbare soziale und emotionale Nähe zu Penthesilea gerückt. Exemplarisch sei nur auf die ‚Ely- sium-Szene‘ des letzten Auftritts verwiesen (II, 249, V.

2844–2850), in der Prothoe sich der Protagonistin in ka- ritativer Weise annimmt und diese mit „[m]ein Schwester- herz! Mein Süßes! O mein Leben!“ apostrophiert (II, 249, V. 2843).

Als zentrale, subjektbildende Sozialform ist Freundschaft eine wichtige Codeinnovation bürgerlicher Subjektivität, die sich von vorbürgerlichen freundschaftsähnlichen So- lidarbeziehungen bewusst abgrenzt. Freundschaftsfähig- keit gilt vielmehr als Ausweis eigenverantwortlicher Sou- veränität des bürgerlichen Subjekts. Dessen freundschaft- liche Praktiken entfalten sich als „psychologisierender Kommunikationsraum, in dem geistig-seelische Ähnlich- keiten verarbeitet werden und in dem sich eine spezifische

‚Innerlichkeit‘ von Charaktereigenschaften und Emotio- nen ausbildet“.43 Auf der gegenseitigen Psychologisie- rung, der Interpretation des Anderen und der eigenen Person als Wesen mit einer ‚Innenwelt‘, dem ‚Charakter‘

und ‚Persönlichkeit‘ zu attestieren und ‚Motive‘, ‚Ansich- ten‘ und ‚Gefühle‘ zu unterstellen sind, beruht die zeitge- nössisch verbreitete Seelen-Semantik ebenso wie die Konzeptualisierung von Freundschaft als ‚Seelen-Freund- schaft‘.

42 Vgl. Grugger: Dramaturgie des Subjekts, 128.

43 Reckwitz: Das hybride Subjekt, 138.

(31)

Im Kontext der Diskurse von Sympathie und empfindsa- mer Zärtlichkeit entwickelt das Freundschaftssubjekt ei- nen psychologischen Innenraum seelischer Eigenschaften und ein Bild das Anderen als Träger eines prinzipiell ähn- lichen, wenn auch nie identischen Innen, das die Beset- zung mit sympathetischer Emotion erlaubt. Die solcher- maßen konstruierte Affinität der Innenräume macht es möglich, gegenüber den Handlungen und inneren Regun- gen des Anderen ein anteilnehmendes Gefühl der Rüh- rung zu entwickeln, das die Leiden des Anderen wie ein eigenes Leiden erfahrbar macht (139f.).

Trotz der vielfach beschworenen freundschaftlichen Inti- mität besteht zwischen Prothoe und Penthesilea ein am- bivalentes Verhältnis, das einerseits in der gegenläufigen Spannung von Vernunft und Maßlosigkeit gründet, wie sie sich zwischen den Figuren entfaltet, andererseits in Prothoe selbst einen spezifischen Binnenkonflikt imple- mentiert, der im Widerstreit von Rationalität und Empa- thie wurzelt. Bereits im fünften Auftritt kommt es zu ei- nem vorläufigen Bruch zwischen Penthesilea und Pro- thoe. Entgegen aller Vernunft und Staatsräson ist die Amazonenkönigin nicht bereit, den erfolgreichen Beute- zug zu beenden und nach Themiscyra zurückzukehren, um dort mit den unterworfenen Männern das Rosenfest zu begehen. Denn noch ist es ihr nicht gelungen, Achill zu überwinden. Um ihren persönlichen Liebesfeldzug fortsetzen zu können, erhebt sie das Partikularinteresse ei- ner Amazonenfürstin zum strategischen Konsens. Pro- thoe erkennt dies und mahnt:

Du bist, in Flammen wie du loderst, nicht

Geschickt, den Krieg der Jungfraun fortzuführen; […]

Nicht den Peliden, bei den ew’gen Göttern, Wirst du in dieser Stimmung dir gewinnen:

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Vielmehr, noch eh’ die Sonne sinkt, versprech’ ich, Die Jünglinge, die unser Arm bezwungen, So vieler unschätzbaren Mühen Preis,

Uns bloß, in deiner Raserei, verlieren. (II, 171, V. 796–806) Dem Vorwurf der Unzurechnungsfähigkeit begegnet Penthesilea mit der Verstoßung der Mahnerin. Gleich- wohl sind es Prothoes rührende Tränen, die Penthesilea erst „unruhig“ sich wenden, „plötzlich“ dann versöhnlich der Freundin um den Hals fallen lassen. Mit „gebrochener Stimme“, so die Regieanweisung (II, 173), unterwirft sich Prothoe dem Spiel Penthesileas, die ihr ankündigt, einen gemeinsamen Schicksalskampf um Triumph oder Tod führen zu wollen: „In den Orkus dir! / Ging’ ich auch zu den Seligen ohne dich?“ (II, 173, V. 874f.).

Das höchste Maß an einfühlendem Verstehen äußert Pro- thoe im neunten Auftritt. Die von Achilles auf dem Schlachtfeld zu Fall gebrachte Königin spricht sie, von de- ren Tränen „plötzlich gerührt“, von ihren inneren Qualen frei:

Nun, wie du willst,

Wenn du nicht kannst, nicht willst – sei’s! Weine nicht.

Ich bleibe bei dir. Was nicht möglich ist, Nicht ist, in deiner Kräfte Kreis nicht liegt, Was du nicht leisten kannst: die Götter hüten Daß ich es von dir fordre! (II, 188f. V. 1271–1275) Offenbar hat Prothoe Einblick in Penthesileas Dilemma.

Ihre Solidarität beinhaltet sowohl die Bereitschaft, sich mit Penthesilea außerhalb amazonischer Gesellschafts- ordnung zu positionieren („Ich bleibe bei dir“), als auch der erzürnten Oberpriesterin, Statthalterin des politischen Opferkultes, eine psychologisierende Apologetik entge- gen zu halten, in der sie Penthesileas Leiden auf dem un- einsehbaren Raum einer ‚inneren Bühne‘ verortet:

(33)

Dir scheinen Eisenbanden unzerreißbar, Nicht wahr? Nun sieh: sie bräche sie vielleicht, Und das Gefühl doch nicht, das du verspottest.

Was in ihr walten mag, das weiß nur sie, Sie streift’, ergriff es schon: die Hand versagt ihr, Nach einem andern noch sich auszustrecken.

(II, 189, V. 1281–1289)

Damit ist die Konfliktstellung des unerbittlichen Amazo- nengesetzes und eines um Autonomie ringenden Subjekts ebenso klar erkannt, wie Penthesileas Exklusivitätsan- spruch in der Partnerwahl. Wenn Prothoe Penthesileas Innenleben ganz deren Verfügung unterstellt, klingt das zunächst tolerant und freilassend. Unverkennbar erhebt sich damit aber die Stimme aufklärerischer Vernunft, die konform zu Immanuel Kants einflussreicher subjektphi- losophischer Position geht, wonach wir äußere Gegen- stände gar nicht in „ihrer Wirklichkeit außer uns“ erken- nen können. Vielmehr müssen wir uns „auf die Vorstel- lung stützen, die in uns ist. Denn man kann doch außer sich nicht empfinden, sondern nur in sich selbst“.44 Wenn also menschlicher Weltbezug im subjektiven Selbstbezug gründet und jegliches Weltgeschehen in ei- nem gleichsam verkapselten Innenraum stattfindet, kön- nen intersubjektive Deutungen erst recht keinen An- spruch erheben, dem Anderen ‚wesensmäßig‘ gerecht zu werden. Prothoes empathische Verteidigung Penthesileas benennt somit auch diejenige intersubjektive Grenze, die den Versuchen bürgerlich-freundschaftlicher Psychologi- sierung gesetzt ist.

Grenzen und Spielräume, die in der sozialen Praxis umso enger werden, je mehr der Andere sich den bürgerlichen Idealen von Vernunft und Mäßigkeit entzieht. Wiederholt

44 Kant: Kritik der reinen Vernunft (A 378), 407a.

(34)

verlässt Penthesilea die Bahnen kausalen Denkens und bewegt sich außerhalb den Parametern geordneter Sub- jektivität. Es ist dieses dramaturgisch zentrale Aufbrechen innerer Ordnung, das nach Deutung verlangt und insbe- sondere die Figur der Prothoe zu der am deutlichsten aus- gearbeiteten Interpretin der Protagonistin macht.45 Pro- thoe erkennt Penthesileas labile Verfassung, deren irrati- onales ‚Wanken in sich selbst‘, und stellt dieser Diagnose das Ideal einer stabilen Persönlichkeit gegenüber, wie es vor dem Hintergrund eines nach Autonomie innerhalb klarer Rahmenbedingungen strebenden bürgerlichen Sub- jekts wünschenswert scheint:

Sinke nicht,

Und wenn der ganze Orkus auf dich drückte!

Steh, stehe fest, wie das Gewölbe steht, Weil seiner Blöcke jeder stürzen will!

Beut deine Scheitel, einem Schlußstein gleich, Der Götter Blitzen dar, und rufe, trefft!

Und laß dich bis zum Fuß herab zerspalten, Nicht aber wanke in dir selber mehr, So lang ein Atem Mörtel und Gestein, In dieser jungen Brust, zusammenhält.

(II, 191, V. 1347–1356)

Prothoes Rede zur Subjektbildung gründet auf einem pa- radoxen Bild, das festes Stehen als Ausdruck und Ergeb- nis allseitigen Fallens ausweist. Ein Bild, das Kleist-Lesern wohlvertraut ist. Befindet sich die wiederholt stürzende Amazone doch in bester Gesellschaft. Ohnehin hat es den Anschein, als führte das Personal in Kleists Texten einen permanenten Kampf gegen die Schwerkraft, mal mit tra- gischem, mal mit komischem Ausgang.

45 Vgl. Grugger: Dramaturgie des Subjekts, 128.

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So ist etwa Das Erdbeben in Chili unübersehbar durch das semantische Feld des Sturzes, des Sprunges und des Zu- falls bestimmt. Jeronimos zufällige Rettung wird durch das gleichzeitige Zusammenschlagen zweier gegeneinan- der umstürzender Häuser ermöglicht. Im Lustspiel Der Zerbrochene Krug erfindet Adam einen slapstickreifen Sturz aus dem Bett, um den Fall aus Eves Fenster zu verschlei- ern. Und das zufällige Eintreten des Marchese in Das Bet- telweib von Locarno bewirkt den tödlichen Unfall, der zum Verfall der Familie führt. Die ständige Präsenz des Motivs des Falls markiert „die Abkehr von der Wissenschaft als alleiniger Lebensorientierung und die Hinwendung zu Kunst- und Moraltheorie“.46 Als „am häufigsten zitierte Gelenkstelle zwischen naturwissenschaftlichem, ästheti- schem und moraltheoretischem Diskurs“ (368) fungiert Kleists Schilderung des Würzburger Stadttores im Brief an Wilhelmine von Zenge vom 16. November 1800:

Da gieng ich, in mich gekehrt, durch das gewölbte Thor […]. Warum, dachte ich, sinkt wohl das Gewölbe nicht ein, da es doch keine Stütze hat? Es steht, antwortete ich, weil alle Steine auf einmal einstürzen wollen – und ich zog aus diesem Gedanken einen unbeschreiblich erquicken- den Trost, […] daß auch ich mich halten würde, wenn alles mich sinken läßt.47

Fall und Zerfall stehen nicht in Widerspruch zur stabilen Struktur, vielmehr sind sie deren Bedingung. Selbst wenn das Subjekt von Kopf bis Fuß gespalten ist, führt doch der synchrone Sturz seiner Teile zu erneuter Geschlossen- heit.

46 Pusse: Sturz und Fall, 367.

47 Kleist: Sämtliche Briefe, 165. Hervorhebung im Original.

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Prothoes Ratschlag ist einerseits in Zusammenhang mit Penthesileas ‚Sündenfall‘ mit Achill zu sehen,48 seine katachrestische Wendung, wonach Atem als animistischer Lebenshauch die Kohärenz physischer Bausubstanz ver- bürgen soll, steht aber auch im Kontext mit den fortge- setzten Stürzen und Verwundungen Penthesileas, in de- nen die Zerschmetterung von Körper und Seele ineinan- der übergehen.49 Wiederum ist es Prothoe, die diese Un- entschiedenheit des Körperlichen und Seelischen be- nennt50 und aufgrund der physischen wie psychischen Gefährdung Penthesileas im vierzehnten Auftritt Achill zur gemeinsamen Inszenierung des Sieges der Amazonen- königin veranlasst.

Diese Inszenierung der Umkehrung der Verhältnisse mar- kiert den Wendepunkt ihrer empathischen Position. Um dem exzessiven Verhalten Penthesileas, der Unberechen- barkeit ihrer Seele51 überhaupt noch begegnen zu können, um aber auch die Freundin vor sich selbst zu schützen, sieht sich Prothoe zunehmend zu Formen strategischer Kommunikation genötigt, die die bürgerlichen Ideale von Aufrichtigkeit und Natürlichkeit subvertieren.

48 Den sie sich individuell auserkoren hat und dem sie auf dem Schlachtfeld „niedersank“ (II, 191, V. 1337) – beides im Wider- spruch zu göttlich sanktionierter amazonischer Ordnung.

49 Im dritten Auftritt kommentieren die Griechen ihren Sturz mit den Worten: „Die Katze, die so stürzt, verreckt; nicht sie!“ (II, 159, V.

455); der verlorene Kampf gegen Achilles macht sie zur „Todum- schattete[n]“ (II, 183, V. 1127) und es ist ihr erstes Entsetzen über das Verkennen Achills, das ihr den Busen zerschmettert (vgl. II, 185, V. 1177–1183).

50 „Doch sei’s der Glieder, der verwundeten / Sei’s der verletzten Seele Schmerz: sie konnte, / Daß sie im Kampf gesunken dir, nicht tragen; Der Fuß versagte brechend ihr den Dienst, / Und Irrge- schwätz von bleichen Lippen sendend, / Fiel sie zum zweitenmal mir in den Arm“ (II, 199, V. 1482–1487).

51 Vgl. II, 200, V. 1536: „Es läßt sich ihre Seele nicht berechnen.“

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Bis zum Ende des Dramas wird sich parallel zum ‚Wahn- sinn‘ der Königin die von Penthesilea angesprochene

‚Verstellung‘ Prothoes ebenso steigern, wie deren innerer Zwiespalt zwischen Einfühlung und Vernunft.52 So wird angesichts Penthesileas exzessiver Reaktion auf ihren ver- meintlichen Liebessieg Prothoes rational mäßigendes Kal- kül geweckt, das die empathisch motivierte Inszenierung aufzuheben droht:

Freud’ ist und Schmerz dir, seh’ ich, gleich verderblich, Und gleich zum Wahnsinn reißt dich beides hin.

Du wähnst, wähnst dich in Themiscyra schon, Und wenn du so die Grenzen überschwärmst, Fühl’ ich gereizt mich, dir das Wort zu nennen, Das dir den Fittich plötzlich wieder lähmt.

Blick um dich her, Betrogene, wo bist du?

Wo ist das Volk? Wo sind die Priesterinnen?

Asteria? Meroe? Megaris? Wo sind sie?

(II, 205, V. 1665–1673)

Eine Disziplinarmaßnahme, mit der die aufklärerische In- stanz die Wahrung bürgerlicher Grenzen einfordert und die Freudentaumelnde bloß zu stellen droht.53 Das päda- gogische Ansinnen, zwischen emotionalen Extremen mä- ßigend zu vermitteln und Penthesilea damit zur Vernunft zu rufen, verfängt aber nicht. Aus der normativen Sicht des bürgerlichen Subjekts ist sie dazu verdammt, gänzlich unvermittelt zwischen „Freud“ und „Schmerz“ hin und

52 Vgl. II, 250, V. 2875.

53 Von der sozialen Technik einer spezifisch bürgerlichen ‚Bloßstel- lungskunst‘ spricht Andreas Gelhard, der im Blick auf den Essay Über das Marionettentheater und den ebenfalls in den Berliner Abendblät- tern publizierten Text Allerneuester Erziehungsplan die These aufstellt, dass die aufklärerische Forderung nach Aufrichtigkeit „in Reaktion auf die aristokratische Verstellungskunst eine bürgerliche Bloßstel- lungskunst herausgebildet hat, die Kleist nicht ausdrücklich kriti- siert, sondern literarisch destruiert.“ (Gelhard: Erziehungsmaßnah- men, 159).

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her zu stürzen. Der hier aufgerufene Antagonismus von Vernunft und Wahn wird heutige Leser an Michel Foucaults Rekonstruktion der Genese aufklärerischer Vernunft erinnern, wonach Descartes die Vernunft vom Ausschluss des Wahns her begründet habe.54

Dass die Figur der Prothoe in einer solch strikten Dicho- tomie nicht zu verrechnen ist, sollte aus dem bislang Dar- gelegten hervorgegangen sein. Doch letztlich ist auch ihr nach Penthesileas Wahnsinnstat, der Zerfleischung Achills, zur ehemaligen Freundin kein unverstellter Zu- gang mehr möglich. Gegenüber der Oberpriesterin äußert sie: „Die Tat, die sie / Vollbracht hat, ist zu scheußlich;

laß mich sein“ (II, 244, V. 2741f.); und noch drastischer:

„Ich will sie nie mit Augen wiedersehen“ (II, 244, V. 2745).

Mutete schon die Intervention der Priesterinnen, die ihre auf Prothoe den Pfeil anlegende Königin mit einem ‚Peli- den-Suchspiel‘ ablenken (II, 232f., V. 2441–2444), eini- germaßen kindisch an, steht im letzten Auftritt Prothoes consolatio ganz im Zeichen der Infantilisierung der Adres- satin. Angesichts der anthropophagen Gräuel, deren corpus delicti in Gestalt der Leiche Achills auf der Bühne präsent ist, ist nichts mehr zu beschönigen. Euphemistisch ge- suchte Verse wie „Ach! Wie man dir dein Handwerk an- sieht, Liebe! / […] Und jede Werkstatt kleidet ihren Meis- ter“ (II, 247, V. 2802–2804) muten nicht nur grotesk an,

54 Foucault zufolge habe Descartes die Gewissheit erlangt, dass der Wahnsinn „gerade die Bedingung der Unmöglichkeit des Denkens“

sei: „[D]er Wahnsinn betrifft ihn nicht mehr. Es wäre ungereimt anzunehmen, daß man ungereimt sei. Als Erfahrung des Denkens impliziert sich der Wahnsinn selber und schließt sich folglich selber aus dem Plan aus.“ (Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft, 69f.).

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sie lassen durch die tröstend gewählten Worte zudem den Ekel durscheinen.

Das Verstehen Prothoes ist an seine Grenzen gestoßen und im Subtext ihrer Rede schwingen Dissonanzen mit, die nicht mehr zur Artikulation gelangen. Freundschaftli- che Einfühlung ist einer infantilisierenden Gesprächssitu- ation uneigentlicher Rede gewichen. Deren empathisch bemühte Inszenierung zeigt an, dass Penthesilea nicht mehr als intersubjektives Gegenüber betrachtet wird, dem Mündigkeit zumindest potenziell noch zugestanden, son- dern als pathologischer Fall unwiderruflich festgeschrie- ben wird.

Die Frage ist jedoch, ob Penthesilea in dem Spannungs- feld zwischen maßvoller Vernunft und Exzessivität, das zwischen ihr und Prothoe fluktuiert, stets nur den passi- ven Pol gibt. Fraglos gehört das überraschende, nicht wei- ter kommentierte Anlegen eines Pfeils auf Prothoe (II, 232, V. 2441) zu denjenigen „bedeutsamen Leerstelle[n]“, die das Spiel zwischen Perspektive und dramaturgischer Entfaltung auszeichnet.55 Wenn auch der Versuch einer festlegenden Deutung Kleists subjektdramaturgische Konstruktion verfehlen würde, die gerade durch das Feh- len einer übergeordneten, psychologisch aufklärenden In- stanz und das Eröffnen polysemer Deutungsräume ge- kennzeichnet ist (116f.), so legt ein Blick auf die Textge- nese immerhin nahe, dass Penthesileas Waffendrohung als eine kalkulierte Aktion gedeutet werden kann, die ei- nerseits bewusst die Brücken zur eigenen gesellschaftli- chen Ordnung abbrechen, andererseits Prothoe davor be- wahren soll, mit in den verhängnisvollen Sog der Prota- gonistin hinein zu geraten.

55 Grugger: Dramaturgie des Subjekts, 130f.

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In der frühen handschriftlich überlieferten Fassung fehlen die Requisiten Pfeil und Bogen noch völlig. Stattdessen hält die Amazonenkönigin Prothoe mit einer gebieteri- schen Drohung auf Abstand: „Hinweg! / Der ist des To- des der mir nahet.“ (II, 86, V. 2131f.). Worte, die nicht nur situativer Selbstverteidigung geschuldet sind, sondern ihr Los als „Hades-Bürgerin“ (II, 95, V. 2387) und „le- bend’ge Leich“ (II, 95, V. 2389) vorwegnehmen, mit dem ihr faktisch jeglicher Subjekt-Status abgesprochen werden wird. Im Phöbus-Fragment gerät nicht Prothoe ins Bo- genvisier, sondern eine Gruppe von Amazonen, die Penthesilea hindernd in den Weg treten (II, 136, V. 79f.).

Indem sie die Gefährtinnen mit der Waffe bedroht, sagt sie sich hier bereits „vom Gesetz der Fraun“ los (II, 255, V. 3012).

Vor diesem Hintergrund kann die entsprechende Szene des Erstdrucks auch als intentionaler Akt gesehen werden, mit dem Penthesilea sowohl über ihr weiteres Schicksal bestimmt und zugleich Verantwortung gegenüber der Freundin übernimmt. Es ist jedoch ebenso ein Charakte- ristikum Kleistscher Dramaturgie, dass die eröffneten Deutungsräume in ihrer Ambiguität sich oftmals als un- abschließbar erweisen. So prallen auch hier monosemie- rende Deutungsversuche vom Text ab. Ist doch die aus einem Vergleich der Textfassungen rekonstruierte Inten- tionalität Penthesileas im Handlungs- und Zeichenraum einer „Dramaturgie der zerfallenden Ver-nunft“ situiert,56 der schlussendlich „mit allen Zeichen des Wahnsinns“ (II, 232) geschlagen sein wird. Dem Ideal zielgerichteter Ge- schlossenheit ist das Bühnensubjekt Penthesilea gleich- sam entgegengesetzt.

56 Grugger: Dramaturgie des Subjekts, 120.

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2.4 Animalisierung und Mythisierung: Penthesilea aus griechischer Sicht

Dennoch sind die Deutungsversuche der auf den Erhalt ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Ordnung bedachten Kollektive der Amazonen und Griechen vom Bemühen geprägt, Penthesilea mittels klar geschiedenen Dichoto- mien Herr zu werden. In persona tritt Penthesilea erst im fünften Auftritt in Erscheinung. Nichts desto trotz ist die Amazonenkönigin schon zuvor höchst präsent. Die grie- chischen Heerführer versuchen, sich in Teichoskopien und Botenberichten ein Bild von ihr zu machen, können aber über das für sie unverständliche Andere nur unei- gentlich sprechen. In Unkenntnis darüber, dass es sich um einen Feldzug zur Männererbeutung geht, folgen die Griechen weiter dem Narrativ der epischen Schlacht, das nun freilich von einer heftigen Irritation befallen ist.

Es ist ein Kennzeichen des komplexen Verweisungszu- sammenhangs des Textes, dass die griechischen Beobach- ter über ein zumindest implizites Wissen zu verfügen scheinen, das sich nach der Enthüllung des Amazonenge- setzes als schlüssig erweisen wird. Vom Schicksal des Deiphobus, einem Trojer, der sich mit den Amazonen verbündet glaubt, weiß Diomedes folgendes zu berichten:

Denn als sie […]

Im Kampf, Penthesilea und Achill, Einander trafen, stürmt Deiphobus her, Und auf der Jungfrau Seite hingestellt, Der Teukrische, trifft er dem Peleiden,

Mit einem tück’schen Schlag die Rüstung prasselnd, Daß rings der Ormen Wipfel widerhallten.

Die Königin, entfärbt, läßt zwei Minuten Die Arme sinken: und die Locken dann Entrüstet um entflammte Wangen schüttelnd, Hebt sie vom Pferdes-Rücken hoch sich auf,

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