Private Zusatzversicherung fürs Krankenhaus
Wie man sich bettet, so liegt man
Gesetzlich Krankenversicherte mit privater Zusatzversicherung
46 3,61101111 2,3111
In Mio.
1968 1978
COMDOR
1988
Aus Bund und Ländern
Krankenkassen:
Vor einer
Neugründungswelle?
BONN. Der Streit zwi- schen den Orts- und den Be- triebskrankenkassen als Fol- ge des verschärften Wettbe- werbs unter den Pflichtkran- kenkassen spitzt sich weiter zu. Dies hat offenbar das Bundesarbeitsministerium veranlaßt, im Streit der Kran- kenkassen über die gegenwär- tige Gründungswelle bei den Betriebskrankenkassen ver- mitteln zu wollen. Für den 17.
April sind die Vorstände der Verbände der Allgemeinen Ortskrankenkassen und der Betriebskrankenkassen in das Bundesarbeitsministerium zi- tiert worden.
Der aktuelle Auslöser:
Das am 1. Januar 1989 in Kraft getretene „Gesund- heits-Reformgesetz" hat die Neuordnung der Organisa- tionsstrukturen der gesetzli- chen Kassen ausgeklammert und auf die nächste Legisla- turperiode als Reformstufe II vertagt. Die Folge: Die Pflichtkrankenkassen müssen einstweilen mit Strukturver- werfungen leben. Bei den all- gemeinen Beitragssätzen gibt es Schwankungen zwischen acht Prozent (der Betriebs- krankenkasse Sauter) und der AOK Papenburg, die für ei- nen fast vergleichbaren Ver- sicherungsschutz den Bei- tragssatz von 16 Prozent (!) erhebt. Knapp 13,5. Prozent erheben die Ortskrankenkas- sen derzeit im Schnitt von den Bruttolöhnen ihrer Mit- glieder, die Betriebskranken- kassen liegen zwei Prozent- punkte darunter. Weil sie sich durch das (vorgezogene) Blümsche Kostendämpfungs- paket nicht entlastet sehen, greifen große Unternehmen zur Selbsthilfe — mit der von den Ortskrankenkassen be- klagten Neugründungswelle bei den Betriebskrankenkas- sen. Der Vorstandsvorsitzen- de des AOK-Bundesverban- des und Vertreter der Arbeit- geber im Vorstand, Dr. D et-
lef Balzer, rief Bundesarbeits- minister Dr. Blüm allerdings auf, Neugründungen von Be- triebskrankenkassen gesetz- lich zu verbieten.
Die Betriebskrankenkas- sen wiesen die AOK-Forde- rungen als „Panikmache" und als eine Verteidigung des
„Monopolanspruchs der Ortskrankenkassen" zurück.
Andererseits würde durch ei- nen Verlust von rund 100 000 Versicherten der Ortskran- kenkassen an die Betriebs- krankenkassen die geglieder- te Struktur der Krankenversi- cherung gefährdet. HC
I 1
Im Jahr 1988 hatten rund 4,6 Mil- lionen Mitglieder von gesetzli- chen Krankenkassen eine priva- te Zusatzversicherung abge- schlossen, doppelt soviele wie
1968. Jeder Dritte wünscht priva- tärztliche Behandlung durch den liquidationsberechtigten Arzt.
Krankenhäuser fordern 7,6 Prozent
DÜSSELDORF/BONN.
Die Krankenhäuser haben ih- re Forderungen zur Budget- anhebung 1989 gegenüber ih- rer Forderung für 1988 von 6,2 Prozent auf 7,6 Prozent erhöht. Wie das Wissen- schaftliche Institut der Orts- krankenkassen (WIdO) fest- stellt, sind von den Kranken- häusern rund 22 000 Neuein- stellungen geplant. Dabei fal- le aber auf, so schränkt das Institut ein, daß die Kliniken
Aus der DDR
Kapazitätslücken in der Herzchirurgie
OST-BERLIN. In der DDR müßten noch große An- strengungen unternommen werden, um den errechneten Bedarf an Herzoperationen zu erreichen, die auf die Herz-Lungen-Maschine ge- stützt sind. Dies geht aus ei- ner in der DDR erschienenen Veröffentlichung aus der Kli- nik für Herz- und Gefäßchir- urgie der Leipziger Universi- tät hervor. Außer in Leipzig können in der DDR zur Zeit in Bad Berka, Halle, Rostock sowie in Ost-Berlin Operati- onen am „Offenen Herzen"
durchgeführt werden.
Der Artikel enthält aller- dings nur für Leipzig eine ab- solute Zahl: Dort seien in den letzten vier Jahren insgesamt 2445 chirurgische Eingriffe am „Offenen Herzen" durch- geführt worden. Davon ent- fielen 42,6 Prozent auf Koro- naroperationen; dieser Anteil dürfte, wie es heißt, in den nächsten Jahren noch steigen, während bei der Herzklap- penchirurgie seit einigen Jah- ren eine fallende Tendenz zu beobachten sei.
Jährlich ist bei etwa 800 Neugeborenen in der DDR eine operative Korrektur ei- nes angeborenen Herzfehlers mit Einsatz der Herz-Lun- gen-Maschine notwendig.
1987 wurden 582 solcher Operationen an Kindern
trotz des von der Deutschen Krankenhausgesellschaft re- klamierten Pflegenotstandes dem Ausbau des Pflegeperso- nals nicht die erste Priorität einräumen. Vielmehr hätten der ärztliche Dienst sowie Funktions- und Sonderdien- ste Vorrang. Gegenüber den Forderungen im Rahmen der Pflegesatzverhandlungen sei- en aber die tatsächlichen Ab- schlüsse weit geringer ausge- fallen. Die Budgetanhebun- gen schwanken auf Grund der bisher getroffenen Vereinba- rungen zwischen 1,9 und 4 Prozent. AS
durchgeführt. Der Versor- gungsgrad in diesem Bereich wird gegenüber der Koronar- chirurgie in der DDR als „re- lativ hoch" bezeichnet; wor- aus man schließen muß, daß die Kapazitätslücke in der ge- samten Herzchirurgie in der DDR mindestens noch auf et- wa ein Drittel geschätzt wer- den muß. gb Ausland
Zuviel Ärzte auch in Frankreich
PARIS. Auch den Franzo- sen bereitet eine steigende Zahl arbeitsloser Ärzte Kopf- zerbrechen. Derzeit sind 21 700 Ärzte ohne Aussicht auf feste Anstellung bei den Ärztekammern unseres Nachbarlandes eingeschrie- ben. Viele von ihnen halten sich durch Vertretungen und Nachtwachen über Wasser.
Wie die Confederation des Syndicats M6dicaux Fran- pise (CSMF) gegenüber der Zeitung Le Monde weiter er- klärte, übersteigt die Zahl der frisch diplomierten Ärzte die Zahl der Abgänge aus der Freien Praxis um 3500. Die meisten lassen sich als Allge- meinpraktiker nieder, sagte die CMSF, denn der Weg ins Krankenhaus und zur Weiter- bildung ist ihnen durch stren- ge Auswahl häufig verschlos- sen. So ließen sich beispiels- weise in einem Jahr 10 000 Allgemeinärzte nieder, von denen ein großer Teil nicht einmal acht Leistungen pro Tag abrechnen konnte.
Angesichts dieser ge- spannten Situation fordern die Kollegen von der CSMF, vermehrt Stellen, zum Bei- spiel als Schularzt oder als
„Soziusse" bei Niedergelasse- nen, bereitzustellen. In der Ausbildung sollen nach For- derung der CSMF die Mög- lichkeiten für neue Qualifika- tionen geschaffen werden.
Gedacht wird dabei an Berei- che wie Biomedizintechnik, Marketing und Pharmaindu- strie, Bereiche also, die auch bei uns in der Diskussion sind. RO A-1014 (22) Dt. Ärztebl. 86, Heft 15, 13. April 1989