Zur Fortbildung Aktuelle Medizin AUSSPRACHE
Cadmium-
Bewertung eines Schadstoffs
Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Wolfgang Forth und Dr. rer. nat. Siegtried Schäfer in
Heft 43/1982, Ausgaben A und B Seite 39 ff., Ausgabe C Seite 35 ff.
Der Artikel "Cadmium - Bewer- tung eines Schadstoffs" aus dem Institut für Pharmakologie und To- xikologie der Ludwig-Maximilians- Universität München stellt einen wertvollen Beitrag zur Versachli- chunQ der kontrovers geführten Cadmium-Diskussion dar. Leider ist den beiden Autoren bei der Be- urteilung der Cd-Belastung durch Phosphat-Dünger ein kleiner Feh- ler unterlaufen. Ihre Bemerkung, ..,.. es nützt nicht viel, wenn wir wissen, daß das russische und amerikanische (Fiorida) Phosphat mit 1 g Cd/T bzw. 8 g Cd/T die geringsten Gehalte aufweisen, weil beide Länder uns nicht belie- fern",
ist unzutreffend. Die Fehlinterpre- tation beruht offensichtlich dar- auf, daß die Verfasser falsch auf- geschlüsseltes statistisches Zah- lenmaterial verwendet haben. Wie aus einem im Auftrag des BML er- stellten Gutachten von Professor Dr. D. Sauerbeck, FAL-Braun- schweig, hervorgeht, wird mehr als die Hälfte der für die Dünger- herstellung benötigten Rohphos- phate aus den o. a. Ländern bezo- gen. Man kann demnach mit Fug und Recht sagen, daß
..,.. der größte Teil der in der Phos- phatdünger-Produktion eingesetz- ten Rohphosphate relativ cad- miumarm ist.
Daraus resultiert auch die nur mit etwa 5 g Cd/ha zu Buche schlagen- de geringe Belastung des Bodens durch Phosphatdünger.
Dr. Altred Schmidt
Kalker Hauptstraße 22 5000 Köln 91
Schlußwort
Wir bedanken uns für den Hinweis von Herrn Dr. Schmidt, der aller- dings nicht dazu führen soll, das Problem der Cadmiumverbrin- gung in unsere Nahrung als ge- genstandslos zu betrachten.
Selbst wenn wir uns an den Zahlen der Stellungnahme des Bundes- verbandes der Deutschen Indu- strie zum Bericht des Umweltbun- desamtes über die Cadmiumbela- stung orientieren, dann bleiben jährliche Verbringungen von 5 bis 6 g Cadmium pro Hektar als vor- läufig unumgänglich zu registrie- ren. Angesichts der Tatsache, daß wir uns bereits der Hälfte des von der WHO als unbedenklich be- zeichneten Grenzwertes für die Cadmiumgehalte unserer Nah- rungsmittel annähern und oben- drein noch wissen, daß die Haupt- cadmiumqualle unserer Nahrung die pflanzlichen Produkte sind, ist es schon eines Denkanstoßes wert, alle Quellen der Cadmium- Immission zur Diskussion zu stellen.
Übrigens ist in der Stellungnahme des Bundesverbandes der Deut- schen Industrie, dem wir die Zah- len der Phosphateinfuhren ent- nommen haben, zu diesem Pro- blem eine bemerkenswerte Fest- stellung getroffen. Von den 1979 eingeführten 2,6 Millionen Tonnen Phosphat sind 1,6 Millionen Ton- nen als Düngemittel verbraucht worden. Rund 1 Million Tonnen wurden für andere Zwecke be- nutzt. "Die . . . Vorschläge zur Minderung der Aufbringungsmen- ge sind aus verschiedenen Grün- den nicht möglich: hierzu zählen insbesondere die Abhängigkeit von den Phosphat-Lieferländern
sowie eine zum Zwecke der Cad- mium-Entreicherung der Rohpho- sphate nicht verfügbare Technolo- gie bei der Düngerherstellung. Ei- ne auf Absprachen beruhende Be- vorzugung der Lieferländer mit den cadmiumarmen Rohphospha- ten, wie etwa den USA und der UdSSR, wäre allein deswegen nicht möglich, weil diese Länder wegen hohen Eigenbedarfs die Versorgung nicht sichern könnten
... ". Wie gesagt, das Problem
brennt uns nicht auf den Nägeln, da Cadmium aber, wie andere Ele- mente, nicht aus unserer Umwelt verschwindet, wird es uns langfri- stig beschäftigen. Die Herausfor- derung, die wir aus dem Sachver- halt herauslesen, ist die an die chemische Industrie: nämlich eine Technologie zu entwickeln, die ei- ne Entcadmierung der Roh-Phos- phate ermöglicht.
Prof. Dr. med. W. Forth Dr. rer. nat. S. Schäfer Institut für
Pharmakologie und Toxikologie Medizinische Fakultät der Ludwig-Maxi m i I ians-U n ive rsität Nußbaumstraße 26
8000 München 2
ECHO
Zu: ,.Penizillinresistente Gonor-
rhoe" in der Bundesrepublik
Deutschland von Prof. Dr. med.
Wolfgang P. Herrmann und Dr.
Konrad Thimm in Heft 32/1982, Seite 44.
Penizillin-resistente Tripper-Erreger
"Bei bestimmten Erreger- stämmen der Geschlechts- krankheit Tripper zeigt das seit über 30 Jahren bewährte Penizillin zunehmend auch in der Bundesrepublik keine Wirkung mehr. Darauf wie- sen die Bremer Dermatolo- gen Professor Dr. med. Wolf- gang P. Herrmann und Dr. Konrad Thimm im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT hin.
(ddp in Nordsee-Zeitung)
54 Heft 17 vom 29. Aoril 1983 80. Jahraana DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausaabe A