A484 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 11⏐⏐13. März 2009
A K T U E L L
TELEMEDIZIN
In die Regelversorgung einbeziehen
Die Aufnahme der Telemedizin in die flächendeckende Regelversor- gung haben der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) und die Deutsche Gesellschaft für Te- lemedizin in einer gemeinsamen Presseerklärung gefordert. Bei kar- dialen Implantaten sollten die Kos- ten für die telemedizinische Hard- ware und die Datenübertragung durch die Krankenkassen über- nommen werden, erklärte Joachim M. Schmitt, BVMed-Geschäftsfüh- rer und Vorstandsmitglied. Derzeit wird dem Arzt nur die telemedizi- nische Nachsorge der Implantate vergütet.
In Deutschland gibt es rund 500 000 Träger von implantier- ten Herzschrittmachern sowie etwa 100 000 Patienten mit implantier- ten Defibrillatoren. Durch den de- mografischen Wandel dürften diese Zahlen noch steigen. Die Nachsor- ge dieser Patienten stelle für Kli- niken und Praxen eine große Her- ausforderung dar, heißt es in der Erklärung. Neue Entwicklungen bei Herzrhythmus-Implantaten er- möglichten auch die telemedizi- nische Nachsorge.
„Dadurch werden dem Patienten unnötige Wege zur Nachsorge er- spart, und er wird gleichzeitig kon- tinuierlich überwacht“, betonten die beiden Organisationen. Es sei nachgewiesen, dass die telemedizi- nische Überwachung kardialer Im- plantate sicher und klinisch effek- tiv sei. Zudem hätten zahlreiche Studien ergeben, dass sich damit 60 Prozent der Kosten und 70 Prozent des Nachsorgeaufwands einsparen ließen.
Mit ihrer Forderung können sich die Organisationen auch auf die Be- mühungen der Europäischen Union (EU) berufen, telemedizinische An- wendungen voranzutreiben. Bei der von der EU im Februar 2009 in Prag veranstalteten E-Health-Konferenz haben die Teilnehmer die EU-Mit- gliedstaaten aufgefordert, die be- stehenden Vergütungssysteme be- ziehungsweise Leistungskataloge für die Telemedizin zu öffnen. KBr
„Die Zusammenlegung der Fächer Sport, Musik und Kunst in der Grund- schullehrerausbildung vernachläs- sigt die Bedeutung von Sport in der Grundschule“, kritisieren die Ge- sellschaft für Pädiatrische Sportme- dizin (GPS) und die Deutsche Ge- sellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Die Kultus- ministerkonferenz der Länder hatte im Herbst 2008 beschlossen, die Fächer zu „Ästhetischer Bildung – Kunst, Musik, Bewegung“ zusam- menzufassen. Da die praktische Um- setzung im Studium laut Beschluss
in nur einem der drei Teilbereiche notwendig ist, sehen die GPS und die DGSP die sportliche Ausbildung der Lehrer gefährdet.
Prof. Dr. Hermann Saterdag, Re- gierungsbeauftragter für die Reform von Lehrerinnen- und Lehrerbil- dung, äußerte dazu, dass die soge- nannten Fachprofile ein ganzheitli- ches Unterrichten ermöglichen sol- len und daher eine breite Grundqua- lifikation voraussetzten. Ergänzend solle das Fachlehrerprinzip greifen.
Prof. Dr. med. Helge Hebestreit, Vorsitzender der GPS, erklärte, dass es zwar Fachlehrer für Sport in Grundschulen gebe, allerdings nur wenige. Die „normalen“ Lehrer müssten den Bereich Bewegung und Sport zu einem großen Teil mit abdecken. DGSP-Präsident Prof.
Dr. med. Herbert Löllgen wies auf die möglichen Folgen hin: „Unsere Kinder werden immer dicker und kränker. Das wird den Staat in zehn, 20 Jahren viele Milliarden kosten.
Mit einem einfachen, aber guten Schulsportprogramm könnte man
gegensteuern.“ WU
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat vor Nachlässig- keiten beim Impfschutz in Deutsch- land gewarnt. „Wir müssen die Impfmüdigkeit in der Bevölkerung stoppen, um einen bestmögli- chen Schutz vor Infektions- krankheiten zu gewährleis- ten“, sagte die Ministerin an- lässlich der ersten „Nationa- len Impfkonferenz“ in Mainz.
Es dürfe nicht sein, dass in einem hoch entwickelten Land wie Deutschland, in dem alle Zugang zu notwen- digen Impfungen haben, immer noch Kinder an Masern sterben.
Nach Angaben des Robert-Koch- Instituts gibt es deutliche Defizite bei den Auffrischungsimpfungen und Immunisierungen. Um die Si- tuation zu verbessern, seien mit der
Gesundheitsreform im Jahr 2007 al- le medizinisch gebotenen Schutz- impfungen zu Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen ge- macht worden.
Experten aus Medizin und Wis- senschaft trafen sich nun erstmals zu einer Impfkonferenz, die künftig alle zwei Jahre stattfinden soll. Ziel ist die Entwicklung einer gemeinsa- men Strategie für einen umfassen- den Impfschutz in Deutschland. ddp NATIONALE IMPFKONFERENZ
Schmidt warnt vor Impfmüdigkeit
KULTUSMINISTERKONFERENZ
Grundschulsport gefährdet
Prävention durch Sport:
Dieses Anlie- gen könnte in Grundschulen bald zu kurz kommen.
Gefährliche Lücken gibt es unter anderem beim Schutz vor Masern.
Foto:dpa
Foto:ddp