Wer verdient wie viel?
Orientierung über Berufe, Positionen und Einkommen – Karriereplanung im Zeitalter der Digitalisierung
12., überarbeitete Auflage
RUDI GROß
Dipl.-Finanzw. Rudi Groß
Wer verdient wie viel?
Orientierung über Berufe, Positionen und Einkommen – Karriereplanung im Zeitalter der Digitalisierung
12., überarbeitete Auflage
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
12., überarbeitete Auflage 2019
11., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage 2010 10., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage 2003 9., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage 1998 8., überarbeitete und aktualisierte Auflage 1995 7., Auflage 1992
6., aktualisierte Auflage 1991
5., völlig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage 1987 4., aktualisierte Auflage 1983
3., aktualisierte Auflage 1981
2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1976 1. Auflage 1973
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Inhalt
Vorwort zur 12. Auflage . . . 13
I Allgemeine Kriterien einer Berufswahl . . . 15
1 Berufliche Mobilität und Flexibilität . . . 17
1.1 Allgemeines . . . 17
1.2 Die unüberlegte Berufswahl . . . 19
1.3 Spezialisierung und Flexibilität . . . 19
1.4 Weiterbildung im Beruf wird in Zukunft wichtiger denn je! . . . 20
2 Checkliste Berufs- und Positionswahl . . . 21
2.1 Individuelle Voraussetzungen . . . 21
2.2 Gesellschaftliches Umfeld / konkrete Berufssituation . . . 22
2.3 Ausbildung . . . 22
2.4 Arbeitsinhalt und -umwelt . . . 22
2.5 Einkommen . . . 23
2.6 Weiterentwicklungsmöglichkeiten . . . 23
2.7 Soziale Sicherheit / Zukunftsaspekte . . . 24
3 Lohnt sich eine akademische Ausbildung? . . . 27
4 Einkommenssteuerung . . . 31
4.1 Weiterbildung . . . 31
4.2 Arbeitsplatzwechsel . . . 32
4.3 Branchenwechsel . . . 35
4.4 Regionale Mobilität . . . 36
5 Taktik bei Lohn- und Gehaltsverhandlungen . . . 43
6 Zusatz- und Sozialleistungen . . . 49
7 Einkommensentwicklung . . . 53
II Berufswunsch – Berufswahl! . . . 59
Die aktuelle Berufswahl im „Dualen System“ . . . 61
1 Die Berufswünsche aller Schulabgänger 2017 getrennt nach w/m . . . 61
2 Die Berufswünsche aller Studienberechtigten 2017 62
3 Ausbildungsberufe mit dem höchsten Anteil an Abiturienten 2017 . . . 64
III Ausgewählte Berufsausbildungen – Berufsinhalte und Einkommen . . . 65
Altenpfleger, Altenpflegerin . . . 67
Angestellte im öffentlichen Dienst . . . 67
Anlagenmechaniker – Industrie . . . 68
Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik . . . 69
Apotheker, Apothekerin . . . 69
Apothekenhelferin . . . 70
Architekt, Architektin . . . 70
Arzt, Ärztin . . . 72
Arzthelferin . . . 73
Augenoptiker, Augenoptikerin . . . 73
Automobilkaufmann/frau . . . 74
Bäcker, Bäckerin . . . 75
Bahnmitarbeiter – Eisenbahner . . . 75
Bankkaufmann, Bankkauffrau . . . 77
Baufachkräfte . . . 81
Bauzeichner, Bauzeichnerin . . . 82
Beamter/in . . . 83
Berufskraftfahrer . . . 87
Bibliothekar, Bibliothekarin . . . 87
Bibliotheksassistentin . . . 89
Buchhalter, Buchhalterin . . . 89
Buchhändler, Buchhändlerin . . . 90
Bürokauffrau/mann Kauffrau/mann für Büromanagement . . . 90
Chemikant/in . . . 91
Chemiker, Chemikerin . . . 92
Chemisch-technischer Assistent/in – Chemielaborant/in . . . 94
Datenverarbeitungsfachleute – IT Berufe . . . 95
Dekorateur, Schauwerbegestalter . . . 101
Dolmetscher, Dolmetscherin . . . 101
Drogist, Drogistin . . . 103
Drucker . . . 104
Druckvorlagenhersteller, Druckvorlagenherstellerin (Reprohersteller, Reproherstellerin) . . . 105
Einzelhandelskauffrau, Einzelhandelskaufmann . . 105
Elektrofachkräfte . . . 105
Erzieher, Erzieherin . . . 107
Fachang. für Bürokom. jetzt Kauffrau/m. für Büromanagement . . . 108
Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste . . . 109
Fliegendes Personal: . . . 109
Fotograf, Fotografin . . . 114
Friseur, Friseurin . . . 115
Gärtner, Gärtnerin . . . 115
Gas- und Wasserinstallateur . . . 116
Gebäudereiniger/in . . . 116
Gestalter für visuelles Marketing . . . 117
Gesundheits- und Krankenpfleger/in und
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in . . 117
Goldschmied, Goldschmiedin . . . 119
Hochschullehrer, Hochschullehrerin . . . 119
Hotel- und Gaststättenberufe . . . 122
Industriemechaniker . . . 123
Industriekauffrau/mann . . . 124
Informatiker, Informatikerin . . . 124
Ingenieur, Ingenieurin . . . 125
Innenarchitekt, Innenarchitektin . . . 132
Juristen . . . 133
Kapitän / Schiffsoffizier / Matrose . . . 137
Kaufmann, Kauffrau (betriebliche Ausbildung) . . 139
Kellner, Kellnerin . . . 141
Koch, Köchin . . . 141
Kfz-Mechatroniker/in . . . 142
Landwirt, Landwirtin . . . 142
Lehrer, Lehrerin . . . 145
Logopäde/in . . . 145
Marktforscher, Marktforscherin . . . 146
Mediengestalter/in für Digital- und Printtechnik . . 147
Medienkaufmann/frau für Digital und Druck . . . 147
Medizinische Fachangestellte . . . 148
Medizinisch-technische Laboratoriums-Assistentin (MTA) . . . 148
Medizinisch-technische Radiologieassistentin (RTA) . . . 149
Metallberufe in der Industrie . . . 149
Pädagoge, Pädagogin . . . 152
Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte . . . 154
Physiker, Physikerin . . . 155
Polizeibeamte . . . 156
Programmierer, Programmiererin . . . 157
Psychologe, Psychologin . . . 158
Public-Relations-Spezialisten . . . 159
Rechtsanwaltsfachangestellte/r . . . 160
Reiseleiter/in . . . 161
Kaufmann/frau für Tourismus/Freizeit . . . 162
Restaurantfachmann, Restaurantfachfrau . . . 162
Schauwerbegestalter, Schauwerbegestalterin (Dekorateur) . . . 163
Sekretärin . . . 163
Sozialpädagoge, Sozialpädagogin / Sozialarbeiter, Sozialarbeiterin . . . 165
Steuerfachangestellte/r . . . 165
Techniker, Technikerin . . . 166
Theologe / Theologin . . . 167
Tischler/in (Schreiner/in) . . . 167
Übersetzer, Übersetzerin . . . 168
Unternehmensberater/in . . . 169
Veranstaltungskaufmann/frau . . . 171
Verkäufer, Verkäuferin . . . 172
Werbung und Ausbildung – Kaufmann für Marketingkommunikation . . . 174
Werkzeugmechaniker . . . 175
Wirtschaftsakademiker, Wirtschaftsakademikerin . 175 Zahnmedizinische Fachangestellte . . . 178
Zahntechniker/in . . . 179
Zerspanungsmechaniker . . . 180
IV Herausgehobene Führungspositionen . . . . 181
1 Vorstandsmitglieder . . . 183
2 Geschäftsführer . . . 189
3 Aufsichtsratsmitglieder . . . 195
4 Leitende Angestellte . . . 197
V Der Entgeltrahmen-Tarifvertrag ERA der IG Metall . . . 207
1 Vereinheitlichung im ERA . . . 209
2 Durchschnittliche Stundenverdienste (brutto) von männlichen Facharbeitern – 2017, in € . . . 217
VI Berufe und Einkommen von A-Z in € . . . 219
VII Nettoeinkommensberechnung . . . 241
1 Vom Brutto- zum Nettolohn . . . 243
2 Einkommensteuerveranlagung . . . 245
2.1 Erklärungspflicht . . . 245
2.2 Antragsveranlagung . . . 246
2.3 Abgabefrist . . . 246
3 Aktuelle Steuerreformen . . . 247
3.1 Vereinfachte Ermittlung des zu versteuernden Einkommens . . . 249
4 Praktische Beispiele zur Brutto/Netto-Berechnung . . . 251
4.1 Lohnsteuerklassenwahl . . . 252
4.2 Beispiele zur Steuerklasse I/0 und IV/0 . . . . 254
4.3 Beispiele zur Steuerklasse III, IV/1 und IV/2 . . 258
4.4 Beispiele zur Steuerklasse III/0, III/1,
III/2, III/3 . . . 261
4.5 Beispiele zur Steuerklasse V . . . 267
Zur Beachtung . . . 268
5 Auszüge aus der gültigen *Grund- und *Splittingtabelle 2018 mit *Durchschnitts- und *Grenzsteuersätzen . . . 271
6 Fachbegriffsregister . . . 277
VIII Anhang . . . 283
1 Bundesbesoldungsordnung . . . 285
1.1 Beispiele für die Einordnung von Beamtenpositionen in einzelnen Besoldungsgruppen . . . 285
1.2 Beispiele für die Einordnung der Bundesbesoldungsordnung R für Richter und Staatsanwälte . . . 287
1.3 Besoldungsordnungen . . . 289
2 Vergütungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst ab 1.4.2019 (Centbeträge sind in allen Tabellen abgerundet) . . . 295
2.1 Vergütungen für Beschäftigte von Bund und Ländern 1.3.2018 . . . 295
2.2 Vergütung für Beschäftigte von Städten und Gemeinden 1.3.2018 . . . 296
2.3 Vergütung für Beschäftigte in Pflege- und Betreuungseinrichtungen ab 1.4.2019 . . . . 297
2.5 Vergütungen für Ärzte/innen in öffentl. Kliniken 1.3.2018 . . . 298
2.6 Vergütungen in € für Auszubildende der im Anhang unter 2.1 bis 2.4 genannten Einrichtungen 2018: . . . 299
3 Eingruppierung der Beschäftigten in der freien Wirtschaft (Beispiel ERA-TV 8.02.2018) . . . 301 3.1 Bewertung und Einstufung von
Arbeitsaufgaben . . . 301 3.2 Gehaltstafel für Beschäftigte . . . 308 3.3 Eingruppierung der Beschäftigten in der freien
Wirtschaft . . . 309 3.4 Durchschnittseinkommen von Beschäftigten
im Jahre 2017 . . . 310 4 Aufstellung der in Deutschland gewährten Zusatz- und
Sozialleistungen . . . 311 5 Unterstützung bei Fragen zur Beschäftigung im
Ausland . . . 317 Literaturverzeichnis . . . 319 Stichwortverzeichnis . . . 321
Vorwort zur 12. Auflage
Seit unserer letzten Lohn- und Gehaltserhebung für die Jahre 2000 bis 2010 hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland grundsätzlich geändert. So spricht das Statistische Bundesamt von einer gespaltenen Entwicklung. Viele industrielle Berufe verzeichnen bis zum heutigen Tage stetige Nettolohn- erhöhungen. Andere Branchen hingegen, wie z. B. die Pflegebe- rufe, tun sich schwer, ähnliche Lohnentwicklungen aufzuweisen.
Dieses Auseinanderdriften innerhalb der Lohn- und Einkom- mensabhängigen zeigt sich noch extremer, beobachten wir die Einkommenssteigerungen der Vorstände und Aufsichtsräte der Dax-Unternehmen gemessen an den durchschnittlichen jähr- lichen Einkommenserhöhungen der Lohnabhängigen.
Trotz des stetigen Wirtschaftswachstumes seit 2010 profitie- ren so nicht alle berufstätigen Gruppen in der Gesellschaft vom Wachstum und der vorhandenen Geldwertstabilität. Die Nied- rigzinspolitik der europäischen Zentralbank beflügelt einzelne Gruppen in Deutschland, vernichtet jedoch Milliarden von Spar- einlagen jährlich.
Umso mehr muss ich mir Gedanken machen, welchen Beruf ich heute ergreifen soll, um so auf dem Arm der Schere zu landen, der nach oben zeigt.
Neu hinzugekommen ist der Begriff Industrie 4.0. Hier werden in Zukunft immer mehr Teile der Produktion mit modernen Informations- und Kommunikationstechniken verzahnt werden.
Digital vernetzte Systeme sollen eine selbstorganisierte Produk- tion möglich machen. Hieraus ergeben sich massive Eingriffe in die Beschäftigungsverhältnisse. Wertschöpfungsketten werden hierbei revolutioniert und optimiert.
In dieser Situation soll unsere Darstellung der häufigsten Beru- fe helfen, die richtige Entscheidung zukunftsorientiert zu treffen.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Erfolg im Entschei- dungsfindungsprozess.
Schwäbisch Gmünd im Februar 2019 Reinhard Krauss Rudi Groß
I Allgemeine Kriterien einer
Berufswahl
1 Berufliche Mobilität und Flexibilität
1.1 Allgemeines
Für den beruflichen Erfolg des einzelnen sind Mobilität und Flexibilität unerlässliche Voraussetzungen. Die Entwicklung der letzten Jahre hat bewiesen, dass diejenigen Arbeitskräfte Krisen- zeiten am besten überstehen, die beruflich beweglich sind und auch bleiben.
Dabei ist die Beweglichkeit sehr breit aufzufassen. Dazu gehört vor allem geistige Flexibilität, also z. B. die Fähigkeit, sich neuen Tendenzen in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und auch in der eigenen Berufslaufbahn anzupassen und entsprechende Ent- scheidungen zu treffen.
Das bedeutet zum Beispiel, Veränderungen in Produktion und Dienstleistung z. B. in Industrie 4.0 sofort durch eigene Aktivi- täten zu begleiten. Dies beinhaltet lebenslanges Lernen. Nur so kann man an einem neu gestalteten Arbeitsplatz sofort wieder optimal eingesetzt werden. Dabei ist es sicherlich nicht immer einfach, die Veränderungsfaktoren in Produktion, Dienstleistung und Politik richtig einzuordnen. Welche persönlichen Schlussfol- gerungen muss der einzelne aus der Entwicklung der Informati- ons- und Kommunikationstechnik für sein weiteres Berufsleben ziehen? Oder welche beruflichen Anpassungsprozesse erfolgen im Zusammenhang mit den sich häufenden Krisen ökonomi- scher und politischer Art?
Die berufliche Flexibilität ist die Bereitschaft, sich den ver- änderten Bedingungen anzupassen, durch welche Faktoren auch immer sie ausgelöst sein mögen. Je flexibler der einzelne sich hier zeigt, desto größer sind seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Dabei scheint es angeraten, zwischen passiver und aktiver Flexi- bilität zu unterscheiden.
Der Fließbandarbeiter, der aufgrund der digital vernetzten Systeme durch Industrie 4.0 in die noch vereinzelt zu findenden Arbeitsplätze in industriellen Nischen wechselt, ist hier passiv zu kennzeichnen. Die Wirtschaftswissenschaft spricht hierbei teil- weise schon von der vierten industriellen Revolution. Typisch ist für diese Passivität, dass erst die direkten äußeren Umstände eine Veränderung der beruflichen Situation erzwingen. Verbunden ist damit oft eine allgemeine Verschlechterung der Situation des einzelnen: weniger Einkommen, geringere Karrierechancen bzw.
Verlust des Arbeitsplatzes für einen längeren Zeitraum.
Aktive Flexibilität bedeutet dagegen, sich auf die Veränderun- gen des Berufslebens vorzubereiten und zu agieren, solange es noch nicht zu spät ist. Auch hier stehen am Anfang oft gerin- gere Karrierechancen und ein reduziertes Einkommen. Aber die selbstbestimmte Vorgehensweise unterstützt die Motivation beruflich wieder erfolgreich zu sein. Damit wird jeder, der aktiv flexibel ist, ein erfolgreicher Anbieter seiner Arbeitskraft.
Wir wollen versuchen, einige Aspekte der beruflichen Flexi- bilität und Mobilität darzustellen, wobei sich herausstellen wird, dass alle Teilaspekte sehr eng zusammenhängen. Grob kann man folgende Bereiche unterscheiden:
▶Flexibilität bei der Wahl der Ausbildung und Weiterbildung
▶Berufswechsel
▶Unternehmensmobilität – Arbeitsplatzwechsel
▶Regionale Mobilität.
Eine möglichst breite und dadurch Flexibilität ermöglichende Ausbildung ist die beste und zukunftsträchtigste Möglichkeit, ein Scheitern im Beruf zu vermeiden und interessante und lohnende Berufsziele zu erreichen. Welche Fehler sind die häufigsten?
1.2 Die unüberlegte Berufswahl
Eignung und Neigung sind ohne Zweifel die Hauptbestimmungs- faktoren bei der Berufswahl. Eine rein arbeitsmarktorientierte Entscheidung, ohne geeignet zu sein, wäre genauso falsch, wie eine rein neigungsorientierte Wahl, die spätere Berufsentwick- lungsmöglichkeiten unberücksichtigt ließe. So sollte man bei einer anstehenden Berufswahl nicht außer Acht lassen, dass z. B.
der Beruf des Kunsthandwerkers für viele sehr reizvoll und in- teressant sein mag, dass es aber kaum andere oder „ähnliche“
Tätigkeiten gibt, in die man wechseln kann, falls der Bedarf an Kunsthandwerkern sinkt. Entwicklungsfähiger hingegen sind z. B. der Industriemechaniker, Werkzeugmechaniker, Industrie- elektroniker, Ingenieur (Bachelor of Engineering / Master of En- gineering) oder Industriekaufmann, Bürokaufmann oder Dipl.
Betriebswirt (Bachelor of Arts / Master of Science)! Angehörige dieser recht verschiedenen Berufe sind in vielen unterschied- lichen Branchen der Wirtschaft einsetzbar. Schließt man hier die zukünftigen Entwicklungen durch die Veränderungen in Aus- und Weiterbildung unter Berücksichtigung von Industrie 4.0 mit ein und ist in der Lage dem dort formulierten Anspruch zu genügen, befindet man sich auf der sicheren Seite der beruf- lichen Veränderungen.
1.3 Spezialisierung und Flexibilität
Während eine falsche Berufswahl sich häufig nur durch eine Umschulung revidieren lässt, kann eine zu spezielle berufliche Ausbildung oder eine Spezialisierung fast immer noch ausgegli- chen werden, wenn auch z.T. nur mit hohem persönlichen und finanziellen Aufwand.
Meist wird eine zu enge Spezialisierung recht spät entdeckt, denn im Normalfall sind Spezialisten sehr gefragt. Sinkt jedoch
der Bedarf, müssen auch sie auf der Basis ihrer Spezialkenntnisse die nötige Flexibilität zur Anpassung an neue berufliche Auf- gaben beweisen.
1.4 Weiterbildung im Beruf wird in Zukunft wichtiger denn je!
In Zukunft wird nur derjenige überdurchschnittliche Berufs- und Einkommenschancen haben, der die Fähigkeit zum Weiterlernen nicht verloren hat und der diese Fähigkeit auch nutzt. Mit der Ausbildung am Beginn der beruflichen Laufbahn beginnt die Digitalisierung Teil derselben zu werden. Sie wird die Zukunft von immer mehr Berufsausübungen beeinflussen und bestim- men. Neben der Eigenleistung fördern sowohl Betriebe als auch die Arbeitsagenturen Trainingsmaßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der Chancen am Arbeitsplatz und auf dem Arbeits- markt. Der Zwang zur Digitalisierung leitet sich aus einem Fach- kräftemangel und der Personalkostensenkung ab und begründet so die berufliche Weiterbildung.
2 Checkliste Berufs- und Positionswahl
Die Berufswahl, die Wahl der richtigen beruflichen Position wie auch die Überlegung zur Veränderung des Berufs oder der Posi- tion sind die wesentlichsten Entscheidungen, die der einzelne treffen kann. Die folgende Checkliste hilft dabei:
2.1 Individuelle Voraussetzungen
▶Welche individuellen Begabungen und Neigungen sind zum Erlernen und Ausüben des Berufs bzw. der Position not- wendig?
▶Welche körperlichen und geistigen Voraussetzungen sind erforderlich?
▶Welche Beschränkungen gibt es (Alter, geschlechtsspezi- fisch, weltanschaulich u. ä.)?
▶Wie interessant ist der Beruf bzw. die Position?
▶Welche konkreten Arbeitstätigkeiten müssen ausgeübt wer-
▶den?Welche geistigen und körperlichen Anforderungen werden bei der Ausübung gestellt?
▶Ist der Umgang mit Menschen möglich und notwendig?
▶Welche Kooperationsbereitschaft, eventuell auch mit An- gehörigen anderer Berufe bzw. Positionen, wird verlangt?
(Ist Einzelarbeit oder Teamwork üblich?)
▶Welche Kontaktfähigkeit wird erwartet?
▶Wie kann man die gesellschaftliche Nützlichkeit des Berufes bzw. der Position einschätzen?
2.2 Gesellschaftliches Umfeld / konkrete Berufssituation
▶Wie wird sich die gesellschaftliche Nützlichkeit und Bedeu- tung des Berufes bzw. der Position in Zukunft verändern?
▶Wie hoch ist das Ansehen des Berufes bzw. der Position?
▶Welche Wirkungsmöglichkeiten schafft die Ausübung des Berufes bzw. der Position?
2.3 Ausbildung
▶Welche fachlichen, personalen und sozialen Qualifikationen werden beim Ergreifen der Berufsausbildung gefordert?
▶Gibt es Zulassungsschwierigkeiten (Numerus clausus u. Ä.)?
▶Wie lang dauert die Ausbildung?
▶Wie viel kostet die Ausbildung bzw. wie hoch ist die Aus- bildungsvergütung?
▶Welche Ausbildungsinhalte theoretischer und praktischer Art erwarten mich – Digitalisierung eingeschlossen?
▶Wie interessant ist die Ausbildung – trifft sie mein Interes- senprofil?
▶Welche Grundlagen leistet die Ausbildung beim Einstieg in den Beruf oder in ein Fachstudium?
▶Besteht die Notwendigkeit und Möglichkeit dauernder Wei- terbildung?
2.4 Arbeitsinhalt und -umwelt
▶Wird der Beruf überwiegend stehend oder sitzend ausgeübt?
▶Wie ist die normale Arbeitsumgebung im Beruf bzw. in der Position?
▶Wie ist die normale Arbeitszeit (Rhythmus, Länge, Schicht- arbeit o. Ä.)?
▶Wie sind die sonstigen typischen Arbeits- und Umwelt- bedingungen?
▶Ist der Beruf körperlich schwer?
▶Kann der Beruf bzw. die Position bis ins Alter ausgeübt werden?
▶Ist der Beruf bzw. die Position nur regional erlernbar und ergreifbar?
▶Welche Berufskrankheiten sind typisch?
▶Besteht erhöhte Unfallgefahr?
▶Besteht besondere Stressgefährdung z. B. durch stetige Di- gitalisierung?
▶Welche Sprachkenntnisse werden erwartet?
▶Sind Auslandstätigkeiten in der Berufsausübung vorgese- hen?
2.5 Einkommen
▶Wie sind die Durchschnittseinkommen und wie ist die jet- zige Struktur der Löhne und Gehälter in den einzelnen Spezialisierungsfeldern?
▶Welche Zusatz- und Sozialleistungen sind üblich?
▶Welche Einkommenssteigerungsmöglichkeiten sind denk- bar?
▶Welche Einflussfaktoren schließen die immer noch vor- handene Einkommenslücke von durchschnittlich 15 % zw.
Ost und West?
2.6 Weiterentwicklungsmöglichkeiten
▶Bietet der Beruf viele verschiedene Spezialisierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten?
▶Macht der Beruf bzw. die Position dauernden Wohn- oder Arbeitsortwechsel notwendig oder möglich?
▶Besteht die Möglichkeit des Auslandseinsatzes?
▶Ist es möglich, in andere Berufe bzw. Positionen zu wech- seln?
▶Welche Aufstiegschancen sind vorhanden?
2.7 Soziale Sicherheit / Zukunftsaspekte
▶Welche Gefahren entstehen bei Veränderungen der wirt- schaftlichen, sozialen und sonstigen gesellschaftlichen Ver- hältnisse?
▶In welcher sozialen Stellung (Arbeiter, Angestellter, Beamter, Selbständiger) kann der Beruf bzw. die Position ausgeübt werden?
▶Welchen Einfluss hat das auf die soziale Sicherheit?
▶Wie groß ist die Gefahr für Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und sozialen Abstieg?
▶Ist der Beruf oder die Position durch Digitalisierung ge- fährdet bzw. werden hier in Zukunft schwierige neue Inhalte gefordert?
▶Welche Auswirkungen haben Bedürfnisänderungen (evtl.
auch Modeeinflüsse) auf den Beruf bzw. die Position?
▶Können Menschen aus anderen (ähnlichen) Berufen bzw.
Positionen leicht in den Beruf bzw. die Position eingeschult werden?
▶Wie viele Menschen sind zurzeit in diesem Beruf bzw. für die Position tätig?
▶Welches Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage be- steht zurzeit?
▶Wie viele Nachwuchskräfte für den Beruf bzw. für die Posi- tion werden zurzeit und vermutlich zukünftig ausgebildet?
▶Wie wird sich der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften im Beruf verändern?
▶Wie wird sich zukünftig das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage entwickeln?
3 Lohnt sich eine akademische Ausbildung?
Schlüsselpositionen werden vorwiegend mit Akademikern be- setzt. Die Frage ist nur, ob der akademische Grad auch wirklich der Schlüssel zum Erfolg und damit zum höheren Einkommen ist.
Sehr deutlich wird dieser Zusammenhang, wenn man das Ein- kommen von „durchschnittlichen“ Arbeitnehmern in Abhängig- keit von ihrer Ausbildung untersucht. Das folgende Beispiel ist zusammengestellt auf der Grundlage repräsentativer amtlicher Statistiken und verschiedener Gehaltsstrukturuntersuchungen.
(Durchschnittseinkommen brutto pro Monat, 40 Std Woche, 45 Jahre):
Hilfskraft (auf Mindestlohn 2019) 1.617 €
angelernter Hilfsarbeiter (Industrie) 2.190 €
Industriemechaniker 2.915 €
Meister (Metallindustrie) 3.455 €
Maschinenbautechniker 3.980 €
Dipl.-Ing. (FH) Maschinenbau 5.200 €
Dipl.-Ing. (Uni) Maschinenbau 5.900 €
Dr.-Ing. Maschinenbau 7.956 €
(Dies gilt inzwischen für die neu eingeführten akademischen Grade:
Bachelor und Master – Dipl. Ing. FH = Bachelor Eng./B.Eng., Dipl.-Ing. Uni = Master Eng./M.Eng.)
Für den Hochschulabsolventen ist folgendes wichtig:
1. Er hat in 90 % der Fälle ein relativ hohes, abgesichertes Mindesteinkommen.
2. Er hat durch seine Ausbildung erhöhte Karrierechancen, die dann auch zu einem Spitzeneinkommen führen können.
Wie hoch die absoluten Unterschiede sind, hat eine Untersu- chung des Vereins Deutscher Ingenieure ergeben. Sie beweist, dass der Unterschied im Lebenseinkommen zwischen Bachelor of Engineering HS oder Uni und einem Master of Engineering der HS oder Uni derzeit 350.000 € betragen kann. Ob dies für die Zukunft in dieser Höhe noch Gültigkeit haben wird, muss abgewartet werden. Die Akzeptanz der neuen akademischen Grade Bachelor und Master kann im Moment nicht nachge- wiesen werden – zumal schon einige Hochschulen wieder dazu übergehen, unter den neuen akademischen Grad den geläufigen Diplom Grad mit Spezialisierung zu vermerken!
Durchschnittseinkommen brutto von Akademikern verschie- dener Fachrichtungen mit 45 Jahren – pro Monat bei 13 Ge- hältern:
Chemiker, promoviert 8,950 €
Stationsarzt (Facharzt) 6.970 €
Dipl.-Ing. HS oder Uni 6.820 €
Dipl.-Volkswirt oder Dipl.-Kaufmann 6.795 € Gymnasiallehrer A 13 BG 4 (Oberstudien-
rat, 2 Kinder) 5194 €
Am Beispiel „Studium oder Verzicht auf Studium“ sollen aber auch andere Vorteile einer guten Ausbildung deutlich werden.
Bei der Überlegung „Studium oder nicht“ gibt es sicherlich eine ganze Reihe von Gegenargumenten, wie z. B. die eventuelle Über- windung der Zulassungsbeschränkung (Numerus clausus), Stu- dienkosten, geringere Lebensarbeitszeit.
Der Akademiker hat auch nach erfolgreichem Studium viele Vorteile:
▶Der Bedarf an Akademikern in den technischen Disziplinen steigt und steigt. Bisherige Prognosen auf der Grundlage der Digitalisierung zeigen einen erkennbaren Zuwachs an Akademikern in vielen Bereichen – z. B. in der IT-Branche, dem Kfz-Bau, im Gesundheitsbereich usw. – für die nächs- ten Jahre an. Diese Erkenntnis hat sich in den letzten Jahren dramatisch verstärkt. Für die Zukunft erwarten hier die Experten eine enorme Nachfrage nach Beschäftigten (trotz Wegfall von Stellen ausgelöst durch die Digitalisierung 4.0).
▶Die soziale Absicherung der Hochschulabsolventen ist sehr viel höher als in nichtakademischen Berufsfeldern.
Die Arbeitslosenquote von Akademikern ist schon immer (und das gilt auch für andere westliche Industrieländer) wesentlich geringer als die Arbeitslosenquote aller abhängig Beschäftigten. So bewegte sich die Arbeitslosenquote der Universitäts-Absolventen um 2,0 %, der Hochschulabsol- venten um 2,2 % und die Arbeitslosenquote aller abhängig Beschäftigten um die 5,2 % Eine studienbezogene betriebli- che Berufsausbildung nach oder vor der Fachhochschulreife oder dem Abitur fördert übrigens die beruflichen Einstiegs- chancen nach erfolgreichem Abschluss an einer Hochschule ganz wesentlich.
Immer mehr Berufe und Positionen in Wirtschaft, Kultur, Ver- waltung und anderen Bereichen können nur mit einer entspre- chenden akademischen Ausbildung ergriffen werden. Das gilt im Besonderen für die meisten attraktiven freiberuflichen Tätig- keiten.
In der privaten Wirtschaft werden, trotz der potentiellen Chance für jedermann, Akademiker vorgezogen, wenn es um gut bezahlte Schlüsselpositionen geht. So verdeutlichen Unter- suchungen, dass 94 % aller neu besetzten Vorstandspositionen von Akademikern besetzt werden.
Das Fazit – erster Schritt: Wenn man die Möglichkeit hat, Ab- itur zu machen, sollte man diese Chance unbedingt nutzen. Wer das Abitur bestanden hat, sollte möglichst ein Studium beginnen, notfalls auch mit zwei oder drei Jahren (aktiver) Wartezeit im Inland (betriebliche Ausbildung) oder im Ausland (betriebliches Praktikum).
4 Einkommenssteuerung
4.1 Weiterbildung
Die Weiterbildung wird in Zukunft im Zentrum der persönlichen Entwicklung stehen. Es liegen verschiedene Untersuchungen un- ter Berücksichtigung der stark fortschreitenden Digitalisierung vor, die eine permanente Anpassung an die veränderten Bedin- gungen nahelegen.
Absolventen der Deutschen Außenhandels- und Verkehrs- schule in Bremen, die vor dem Studium bereits alle beruflich tätig waren (Ausbildung plus Berufserfahrung), konnten nach einer Weiterbildung ihr Bruttogehalt um bis zu 100 % erhöhen. Die in den Folgejahren erzielten überdurchschnittlichen Gehaltssteige- rungen gelangen durch eine stetige Anpassung an die wirtschaft- lichen Veränderungen basierend auf ihrer absolvierten Weiterbil- dung. Erleichtert wird die Veränderung durch die Akzeptanz der Digitalisierung und deren Umsetzung im Produktionsprozess.
Absolventen, die mit Hilfe von Stipendien ein Studium bzw.
Praktikum im Ausland absolviert haben, können über ein bis zu 20 % höheres Einstiegsgehalt (als ihre Kommilitonen ohne Begabtenstipendium) verhandeln.
Was ist praktisch zu tun?
Überlegen Sie sich immer im konkreten Fall, bezogen auf Ihre Ausbildung und Ihre berufliche bzw. private Situation:
Welche weitere Ausbildung oder Weiterbildungsmaßnahme schafft eine Möglichkeit
▶zur Verbesserung Ihrer jetzigen Position?
▶zum Wechsel in ein anderes Unternehmen?
▶zur Verbesserung Ihrer sozialen Sicherheit?
▶zur Erhöhung Ihres Arbeitseinkommens?
▶zur Verwirklichung Ihrer Neigungen?
▶Welcher zeitliche und finanzielle Aufwand ist damit verbun- den, und sind Sie bereit und in der Lage, ihn auch finanziell selbst zu tragen?
▶Welche Hilfe könnten Außenstehende (Arbeitgeber, Ge- werkschaften, Arbeitsagentur, akademische Berufsberatung der Hochschulen, Berufsverbände) dabei leisten?
Orientieren Sie sich bereits bei der Suche nach einer ersten oder einer neuen Position nach den Möglichkeiten der Aus- und Wei- terbildung.
Achten Sie auf folgende Kriterien:
▶Welche innerbetrieblichen Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung gibt es? Fördern die von Ihnen angedachten Maßnahmen die Anpassung an den sich abzeichnenden Digitalisierungsprozess?
▶Wie häufig konnten Mitarbeiter mit vergleichbaren Posi- tionen in den letzen 12 Monaten solche Veranstaltungen nutzen?
▶Welches Programm hat die örtliche Volkshochschule?
▶Wo ist die nächste Bibliothek für Ihr Fachgebiet?
▶Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bieten:
▶Industrie- und Handelskammer
▶Berufsverbände
▶Gewerkschaften
▶Arbeitgeberverbände
▶Universitäten, Hochschulen und andere Institutionen?
4.2 Arbeitsplatzwechsel
Der Wechsel von einem Unternehmen zum anderen wird im Allgemeinen als Fluktuation bezeichnet. Damit ist oft der ab- wertende Begriff des „job hoppings“ verbunden.