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Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie

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Academic year: 2022

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© iStockphoto.com/eranicle

HIV

Chemsex:

eine multifaktorielle Herausforderung

ASCO 2021

Highlights zu gastroösophagealen

Tumoren

COVID-19

Impfungen von Kindern und

Jugendlichen

Offizielles Medium der ÖAG und der OEGIT

Infektiologie &

Gastroenterologie-Hepatologie

EUR 9,– Jahrgang 15/2021 ISSN 2306–8213 Österreichische Post AG, MZ 09Z038186M, Retouren an PF 555, 1008 Wien, Universimed CMC GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien

3 / 2021

Weitere Themen und Inhalte auf

www.universimed.com

HEPATOLOGIE IM FOKUS

Update immunmediierter

Lebererkrankungen und

Neues vom ILC 2021

(2)

Aktiviere deine innere Stärke.

M-AT-00001298

HCC

TNBC UC

SCLC NSCLC

* für Patienten mit fortgeschrittenem oder nicht resezierbarem hepatozellulärem Karzinom, die keine vorherige systemische Behandlung erhalten haben

1. N Engl J Med 2020;382:1894-905. 2. Tecentriq® Fachinformation 1200 mg. Mai 2021 3. Finn S., et al. Oral presentation, J Clin Oncol 39, 2021 (suppl 3; abstr 267)

TECENTRIQ ®

+ Bevacizumab beim HCC * Länger. Besser. Leben. 1–3

JETZT N EU

Fachkurzinformation siehe Seite 66

(3)

Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 3 / 2021 3

Editorial

GASTROENTEROLOGIE

Wissenschaftlicher Beirat – Gastroenterologie & Hepatologie

OA Dr. H. Bognar, Krems; Univ.-Prof. Dr. C. Datz, Oberndorf; Univ.-Prof. Dr. I. Graziadei, Hall i. T.; Univ.-Doz. Dr. M. Gschwantler, Wien; OA Dr. T. Haas, Salzburg; Univ.-Prof. Dr.

P. Knoflach, Wels-Grieskirchen; Univ.-Prof. Dr. R. Koch, Innsbruck; OA Dr. W. Korak, Klagenfurt; Univ.-Prof. Dr. L. Kramer, Wien; Prof. Dr. C. Madl, Wien; OA Dr. A. Maieron, St. Pölten;

Univ.-Prof. Dr. A. R. Moschen, Innsbruck; Univ.-Prof. Dr. M. Peck-Radosavljevic, Klagenfurt; Univ.-Prof. Dr. W. Petritsch, Graz; Univ.-Prof. Dr. W. Reinisch, Wien; Univ.-Prof. Dr.

R. Stauber, Graz; Assoc. Prof. Dr. C. Steininger, Wien; OA Dr. M. Strasser, Salzburg; Univ.-Prof. Dr. W. Vogel, Innsbruck; Univ.-Prof. Dr. H. Vogelsang, Wien

P. Ferenci, Wien

H. Tilg, Innsbruck

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!

Im Fokus dieser Ausgabe von JATROS Infektiologie &

Gastroenterologie-Hepatologie steht die Hepatologie. Obwohl die meisten hepatologischen Kongresse heuer virtuell statt­

gefunden haben, wurden natürlich trotzdem aktuelle Daten präsentiert. Einige dieser Daten hat Univ.­Prof. Dr. Peter Fickert, Graz, in einem ausgezeichneten Übersichtsartikel rund um das Management der immunmediierten Lebererkrankungen ab Seite 10 für Sie zusammengefasst.

Die Auswirkungen der Covid­19­Pandemie auf leberkranke Patienten war ein bestimmendes Thema am diesjährigen International Liver Congress (ILC) der European Association for the Study of the Liver (EASL). Ebenso wurden dort innovative Ansätze im Kampf gegen die chronische Hepatitis B präsentiert.

Welche Rolle dabei „small interfering RNA“ spielen, können Sie auf Seite 18 nachlesen.

Wie bei anderen onkologischen Entitäten gewinnt die Immuntherapie auch im therapeutischen Management des hepatozellulären Karzinoms (HCC) an Bedeutung.

Ap. Prof. Dr. Matthias Pinter, Wien, hat dazu die aktuellen Ergebnisse aus Phase­III­Studien zur Erst­ und Zweitlinien­

behandlung des HCC ab Seite 20 zusammengefasst. Zudem gibt Univ.­Prof. Dr. Thomas Grünberger, Wien, ab Seite 22 einen Überblick über relevante Studiendaten zur chirurgischen Behandlung des Leber­metastasierten Kolorektalkarzinoms und zum hepatozellulären sowie cholangiozellulären Karzinom, die vor Kurzem am virtuellen ASCO gezeigt wurden.

Beim ASCO 2021 waren auch die gastroösophagealen Tumo­

ren ein Thema. Ap. Prof. DDr. Aysegül Ilhan­Mutlu, Wien, hat

dies zum Anlass genommen, um Ihnen einen Überblick über Studien zur Immuntherapie sowie zur zielgerichteten Therapie dieser Tumoren zu bieten. Ab Seite 58 lesen Sie, wie diese Daten in der täglichen klinischen Praxis umgesetzt werden können. Welche Rolle die ctDNA­Analyse in der Behandlung des metastasierten Kolorektalkarzinoms zukünftig spielen kann, wurde ebenfalls am ASCO präsentiert und von Priv.­Doz. Dr. Lukas Weiss, Salzburg, zusammen mit weiteren spannenden Neuigkeiten für Sie aufbereitet, nachzu­

lesen ab Seite 62.

Außerdem erwarten Sie in dieser Ausgabe zwei spannende Fälle aus der Praxis, die die Behandlungsansätze bei

chronisch­entzündlichen Darmerkrankungen aus unterschied­

lichen Blickwinkeln zeigen. Welche Auswirkungen eine Immunsuppression auf CED haben kann und welche Neben­

wirkungen Mesalazin auslösen kann, erfahren Sie ab Seite 50 bzw. 54.

Zum Schluss dürfen wir Ihre Aufmerksamkeit noch auf die 54. Jahrestagung bzw. den 31. Fortbildungskurs der ÖGGH lenken, die vom 9.–11. September in Linz stattfinden werden.

Sollten Sie nicht vor Ort sein können, gibt es die Möglichkeit, die spannenden Vorträge der heimischen Experten auch via Live­Stream zu verfolgen.

Univ.-Prof. DDr. h. c. Peter Ferenci Co­Editor Hepatologie

Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg

Co­Editor Gastroenterologie

(4)

I nfektIonskongress

14. Ö sterreIchIscher

22. bis 25. März 2022

Hotel Gut Brandlhof, Saalfelden

LEITLINIEN & KONTROVERSEN

(5)

Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 3 / 2021 5

INFEKTIOLOGIE

Editorial

Wissenschaftlicher Beirat – Infektiologie

Univ.-Doz. Dr. P. Apfalter, Linz; Prim. Dr. C. Aspöck, St. Pölten; Univ.-Prof. Dr. H. Burgmann, Wien; Univ.-Prof. DDr. A. Georgo poulos, Wien; Univ.-Prof. DDr. W. Graninger, Wien; OA Dr.

O. Janata, Wien; Univ.-Prof. Dr. C. Lass-Flörl, Innsbruck; OA Dr. A. Lechner, Salzburg; Univ.-Prof. Dr. A. Lischka, Wien; Ao. Univ.-Prof. DDr. E. Marth, Graz; Univ.-Prof. Dr. I. Mutz, St. Marein i. M.;

Univ.-Prof. Dr. M. Peck-Radosavljevic, Klagenfurt; Univ.-Prof. Dr. E. Presterl, Wien; Ass.-Prof. OA Dr. A. Rieger, Wien; Univ.-Prof. Dr. T. Staudinger, Wien; Ao. Univ.-Prof. Dr. F. Thalhammer, Wien; MR Dr. N. Vetter, Wien; Ao. Univ.-Prof. Dr. G. Weiss, Innsbruck; Prim. Univ.-Doz. Dr. C. Wenisch, Wien; Univ.-Prof. Dr. W. H. Wernsdorfer, Wien; Univ.-Prof. Dr. B. Willinger, Wien

Inzwischen sind wir mitten in der sogenannten 4. Welle, die Impfdiskussion ist voll entbrannt und die unterschiedlichen Zugangsregelungen stehen auf dem Prüfstand. Zumindest die Daten aus Großbritannien zeigen, dass die Belastung des Gesundheitssystem nicht in dem Ausmaß wie während der 3.

Welle erfolgen wird. Die Belegung der Krankenhausbetten, sowohl auf der Normal- als auch auf der Intensivstation, nimmt jedoch zwei felsfrei zu. Und wie die Daten aus Wien zeigen, wer- den diese Betten mehrheitlich von ungeimpften Personen in Anspruch genommen.

Der rezente Cluster am Forum Alpbach zeigt das Problem der Umsetzung der 3G-Regel. Das beste Präventionskonzept hilft nichts, wenn es nicht mit Leben erfüllt wird. Leider kann man dies tagtäglich beispielsweise in der Gastronomie erleben.

Eine spannende Frage, die möglichst rasch einer politischen Antwort bedarf, wird auch sein, wie großzügig im präklini- schen Bereich die zur Verfügung stehenden monoklonalen Antikörper bzw. – gegen Ende des Jahres – die ersten post- expositionellen Therapieoptionen zum Einsatz kommen sollen.

Neben der logistischen Herausforderung ist das auch eine Frage der Kosten sowie eine der Güterabwägung.

Es dreht sich nahezu alles um Covid-19-Fragen, daher besteht die Gefahr, dass klassisch-infektiologische Fragestellun- gen – sowohl klinische als auch wissenschaftliche – unter die Räder geraten. Die Fortbildungslandschaft hat sich langfristig wesentlich verändert; es bleibt die Frage, wie die Zukunft aus- schauen wird. Sicher ist: Digital wird bleiben, inwieweit analog zurückkommt, wird sich zeigen.

Den 14. Österreichischen Infektionskongress planen wir für 2022 nun zum dritten Mal, allerdings „old-fashioned“, das heißt als Präsenzveranstaltung, da der direkte kommunikative fach- liche Austausch unserer Meinung nach extrem wichtig ist.

Ich hoffe, die Übung gelingt beim dritten Anlauf.

Ein weiterer Generationswechsel steht an: Unserer langjähri- ger Rechnungsprüfer, Herr Prof. Dr. Franz Allerberger, wird im Herbst in den wohlverdienten Ruhestand gehen und die Leitung des Geschäftsfeldes Öffentliche Gesundheit in der AGES an Dr. Bernhard Benka abgeben. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen aller Infektiolog*innen bei Franz Allerberger für sein unermüdliches Wirken aufrichtig und sehr herzlich bedanken;

er stand mit seinem großen Fachwissen immer für Fragen zur Verfügung, traf klare Aussagen, die vielleicht nicht immer alle erfreuten, publizierte laufend spannende Studiendaten und ist, wenn man seine engsten Mitarbeiter*innen kennt, ein exzellen- ter Lehrer und Förderer. Ich hoffe, dass er uns weiterhin fach- lich zur Seite stehen wird, und freue mich jetzt schon, ihn auf dem kommenden Infektionskongress gemeinsam mit Ihnen allen begrüßen zu können.

Am 17. 11. 2021 findet exklusiv für die ÖGIT-Mitglieder im Anschluss an die Generalversammlung eine ausschließlich ana- loge Fortbildungsveranstaltung zur Therapie multiresistenter Enterobakterien und zur Entwicklung neuer Antibiotika statt.

Mit coronaren Grüßen Ihr

Florian Thalhammer Präsident der ÖGIT

PS: Auf unserer Homepage www.oegit.eu finden Sie die jeweils gültigen Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums zur Covid-Impfung.

PPS: Besuchen Sie auch www.infektiologie.co.at – wir haben schon zahlreiche infektiologische Fortbildungsangebote für die kommenden Monate angekündigt.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

F. Thalhammer, Wien

(6)

ZAVICEFTA® ist indiziert zur Behandlung Erwachsener und pädiatrischer Patienten ab 3 Monaten mit komplizierten intraabdominellen Infektionen (cIAI), komplizierten Harnwegsinfektionen (cUTI), einschließlich Pyelonephritis, nosokomialen Pneumonien (HAP), einschließlich beatmungsassoziierten Pneumonien (VAP), Infektionen aufgrund aerober gram-negativer Erreger mit begrenzten Behandlungsoptionen. Zusätzlich ist ZAVICEFTA® zur Behandlung von

Erwachsenen mit Bakteriämie im Zusammenhang oder bei vermutetem Zusammenhang mit einer der oben angeführten Infektionen zugelassen.

Die häufigsten Nebenwirkungen von ZAVICEFTA® sind ein positiver direkter Coombs-Test, Übelkeit und Diarrhö. Übelkeit und Diarrhö waren üblicherweise von leichtem bis mäßigem Schweregrad.

1 Fachinformation ZAVICEFTA®, Stand der Information: 02/2021

ESBL = Extended-Spectrum-β-Laktamase; KPC = Klebsiella pneumoniae-Carbapenemase

Entschlossen handeln bei Infektionen mit multiresistenten gram- negativen Erregern bei Erwachsenen und Kindern ab 3 Monaten.

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Die innovative Kombination aus dem bewährten Cephalosporin Ceftazidim und dem ersten Nicht-β-Laktam-β-Laktamase-Inhibitor Avibactam.

Einschließlich K. pneumoniae und E. coli

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Einschließlich zahlreicher

Ceftazidim-resistenter Stämme

1

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Fachkurzinformation siehe Seite 66

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Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 3 / 2021 7

INFEKTIOLOGIE & GASTROENTEROLOGIE-HEPATOLOGIE

Inhalt

HEPATOLOGIE 10 Hepato Update 2021

Update: immunmediierte Lebererkrankungen 2021

P. Fickert, Graz

13 LiVeline GastroHepatology

Fettleber: auf der Suche nach spezifischen Therapien 16 EASL: International Liver Congress (ILC) 2021

Ungünstige Kombination:

Alkohol, Leberschaden und Covid-19 17 EASL: International Liver Congress (ILC) 2021

PBC: Therapieansprechen schützt vor Leberzirrhose 18 EASL: International Liver Congress (ILC) 2021

Innovative Ansätze im Kampf gegen die chronische Hepatitis B 20 Immuntherapie des

hepatozellulären Karzinoms

M. Pinter, Wien

22 ASCO annual meeting 2021 Lebermetastasen des Kolorektal- karzinoms, hepatozelluläres Karzinom, cholangiozelluläres Karzinom:

Chirurgie und neoadjuvante Konzepte

T. Grünberger, Wien, Y. Dong, Wien

HIV/AIDS

24 IAS 2021

Highlights vom internationalen Aids-Kongress 2021

26 DÖAK 2021

Chemsex: eine multifaktorielle Herausforderung

B. Leichsenring, Wien

30 Kongress der International AIDS Society (IAS) 2021 B/F/TAF: Wirksamkeitsdaten zu Woche 168 präsentiert 32 DÖAK 2021

„Sexuell gesund“:

Gratis-App für Fakten-Check

F. Hutz, Graz

(8)

rezeptfrei

F14

Rehydratation De

für Säuglinge und Kinder

®

für Erwachsene

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bei akuter Diarrhö

gezielt Elektrolyte und Flüssigkeit ausgleichen

GPB.GEB 190401 Fachkurzinformation siehe Seite 66

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Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 3 / 2021 9

INFEKTIOLOGIE & GASTROENTEROLOGIE-HEPATOLOGIE

Inhalt

INFEKTIOLOGIE 34 Covid-19

SARS-CoV-2 und das Immunsystem

R. Strassl, Wien G. Weiss, Innsbruck

36 Covid-19

Impfung von Kindern und Jugendlichen:

Die Daten sprechen klar dafür

K. Zwiauer, St. Pölten

38 Interview

Die AGES – eine österreichische Erfolgsgeschichte

F. Allerberger, Wien

40 Giftiger Dienstag

Oxyuren und was man dagegen tun kann

J. Walochnik, Wien

42 Giftiger Samstag

Infektiöse Reiseandenken:

was man lieber nicht mitbringt

F. Thalhammer, Wien B. Willinger, Wien H. Laferl, Wien U. Hollenstein, Wien

46 Sexuell übertragbare Infektionen (STI) Testen, testen, testen

48 Innovative Antibiotika

Eine Therapieoption für multiresistente Erreger GASTROENTEROLOGIE

50 Kasuistik

Rezidivierender Durchfall beim Organtransplantierten: ein Fallbericht

A. Mayer, St. Pölten

55 Kasuistik: die Standard-CED-Therapie kritisch betrachtet aus dem

Blickwinkel des Pneumologen Mesalazin – der Wolf im Schafspelz?

S. Megymorecz, Klagenfurt

58 ASCO annual meeting 2021

Highlights vom ASCO-Kongress zu den gastroösophagealen Tumoren

A. Ilhan-Mutlu, Wien

62 ASCO annual meeting 2021 ASCO-Update 2021

zum metastasierten Kolorektalkarzinom

L. Weiss, Salzburg

Impressum

Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien. office@universimed.com. Geschäftsführung: Dr. med. Bartosz Chłap, MBA. Tel.:

01 876 79 56. Fax: DW 20. Chef redaktion: Dr. Katrin Spiesberger, MSc. E-Mail: katrin.spiesberger@universimed.com. Externer Redakteur: Dr. Norbert Hasenöhrl. Projektleitung:

Alexander Nagy. Grafik: Alexander Bayer. Lektorat: DI Gerlinde Hinterhölzl, Dr. Patrizia Maurer, Mag. Sabine Wawerda. Produktion & Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH, 2540 Bad Vöslau. Artikel mit grauer Hinterlegung sind im Sinne des Österreichischen Mediengesetzes § 26 als Werbung, Promotion oder entgeltliche Einschaltung zu verstehen.

Gerichtsstand: Wien. Offenlegung nach § 25 MedienG: www.universimed.com/impressum. Medieninhaber: Universimed Cross Media Content GmbH.

Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 30,–, Einzelheft EUR 9,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Ver sand spesen. Das Medium JATROS Infektiologie & Gastroentero­

logie­Hepatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse sowie News. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge sind die persön liche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Diese Beiträge fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Für unverlangt eingereichte Manuskripte und Bilder übernimmt Universimed keine Haftung. Hinweise: Für die Preisangaben sowie An gaben zu Diagnose und Therapie, ins be sondere Dosierungsanweisungen und Ap plika tionsformen, kann seitens der Redak tion keine Garantie/Haftung übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen (z.B. Austria-Codex) auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Geschützte Warenzeichen werden nicht in jedem Fall kenntlich gemacht. Aus dem Feh- len eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um ein nicht ge schütztes Produkt handelt. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print und Internet an Universimed über. Copyright: Alle Rechte, insbesondere auch hinsichtlich sämtlicher Artikel, Grafiken und Fotos, liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung, Verbreitung, Zurverfügungstellung, Vortrag, Vorführung, Aufführung, Sendung, Vermietung, Verleih oder Bearbeitung – auch auszugs- weise – nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung durch den Herausgeber. Die wiedergegebene Meinung deckt sich nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers, sondern dient der Infor ma tion des Lesers.

Die am Ende jedes Artikels vorhandene Zahlenkom bination (z.B.: ■1603) stellt eine interne Kodierung dar. Geschlechterbezeichnung: Um die Les barkeit der Informa tionen zu erleichtern, wird bei Personenbezeich nungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch jeweils männliche und weibliche Per so nen gemeint.

(10)

Referat

HEPATOLOGIE

Hepato Update 2021

Update: immunmediierte Lebererkrankungen 2021

Auch wegen der überaus erfolgreichen Therapieentwicklungen im Bereich der Virushepatitis lenkt sich die Aufmerksamkeit in der Leberforschung zunehmend auf die immunmediierten Hepatopathien, obwohl es relativ seltene Erkrankungen sind.

Ziel dieses Artikels ist es, ein Blitzlicht auf aktuelle Entwicklungen der Therapie von immunmediierten Lebererkrankungen zu werfen.

Autoimmune Hepatitis

Der Goldstandard im klinischen Ma- nagement der autoimmunen Hepatitis (AIH) wurde von Pape und Kolleg*innen praxisnah zusammengefasst.

1

In stark ver- kürzter Form kann hier gesagt werden,

dass praktisch jede*r Patient*in meist eine lebenslange Therapie mit Immunsuppres- siva benötigt, wobei die Remissionsinduk- tion mit Steroiden durchgeführt wird und als erste Wahl zur Erhaltungstherapie Azathio prin in einer Dosierung von 1–2 mg/kg/d empfohlen wird. Wie anhand

einer rezenten retrospektiven, multizent- rischen Analyse mit 900 Patient*innen gezeigt werden konnte, ist die biochemi- sche Remissionsrate mit 57 % vs. 54 % ver- gleichbar, unabhängig davon, ob bereits früh (innerhalb von zwei Wochen) oder später (länger als zwei Wochen) mit einer

© iStockphoto.com/Marakit_Atinat

P. Fickert, Graz

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Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 3 / 2021 11

Referat

HEPATOLOGIE

Azathioprin-Therapie begonnen wird.

Auch ist die Häufigkeit des Wechselns auf eine Zweitlinientherapie mit 13 % vs. 11 % vergleichbar.

2

Jedoch müssen diese Daten als eingeschränkt beurteilbar bzw. die Gruppen eingeschränkt vergleichbar beur- teilt werden, da die Gruppe mit frühem Einleiten von Azathioprin deutlich kleiner war. Ob eine frühe oder verzögerte Einlei- tung von Azathioprin in der Kombinations- therapie bei ikterischen Patient*innen mit AIH einen Vorteil bringt, wird weiter zu analysieren und zu untersuchen sein. Ins- gesamt scheint es aber wenige Argumente für eine frühe Einleitung einer Kombinati- onstherapie bei AIH zu geben.

Die Bestimmung von 6-Thioguanin- Nukleotid(6-TGN)-Spiegeln ist in vielen Regionen Europas verbreitet, aber tech- nisch und logistisch schwierig. Von vielen Zentren und Experten wird daher auch die Orientierung am mittleren zellulären Vo- lumen der Erythrozyten (MCV) empfoh- len, da bei Erreichen von therapeutischen 6-TGN-Spiegeln häufig eine Makrozytose vorliegt. Ein solches Vorgehen wurde bisher nicht in kontrollierten Studien validiert.

Bezüglich des sehr seltenen Krankheits- bildes der akuten schweren AIH scheint es wichtig, anzumerken, dass auch die nied- rig dosierte Steroidgabe mit 0,5 mg/kg/d vergleichbar effektiv zu höheren Dosierun- gen war. Die höhere Dosierung war jedoch mit einem deutlich erhöhten Infektionsri- siko verbunden. In vielen Fällen werden daher bei Patient*innen mit schwerer AIH und einem Durchschnittsgewicht von 75–

80 kg 30 mg/d Prednisolon genügen.

Kommt es zwei Wochen nach Therapieein- leitung zu einem weiteren Anstieg des Bi- lirubins und der INR, kann dies als Ent- scheidungshilfe bei schwerer AIH bezüg- lich der Transplantationsindikation die- nen. Bei solchen Patient*innen sollte man frühzeitig ein Transplantationszentrum kontaktieren.

In einer rezenten Arbeit von Lohse und Kolleg*innen sind die Empfehlungen zur Zweit- und Drittlinientherapie bei AIH zu- sammengefasst.

3

Therapieentscheidungen sollten hier bevorzugt mit erfahrenen Be- handlungsteams diskutiert werden.

Primär sklerosierende Cholangitis

Zur Therapie der primär sklerosieren- den Cholangitis (PSC) liegt weiterhin kei- ne starke Evidenz zur Empfehlung einer

Standardtherapie vor. Viele Kolleg*innen versuchen die vorsichtige Einleitung einer Ursodeoxycholsäuretherapie, und bei guter Verträglichkeit und sinkenden Cholestase- parametern sollte diese nach der derzeiti- gen Datenlage beibehalten werden. Auf- grund der Seltenheit der Erkrankung und des steigenden Angebots von Therapiestu- dien, sollten PSC-Patient*innen immer in Studienzentren vorgestellt werden. Ein quälendes Symptom bei PSC ist Juckreiz, der sehr schwer erfolgreich zu therapieren ist. Die Ergebnisse der FITCH-Studie, die von de Vries und Kolleg*innen in diesem Jahr in „Gastroenterology“ publiziert wur- den, lässt hoffen.

4

Dort kam es bei zwei Dritteln der behandelten PSC- Patient*innen unter Be zafibrat-Therapie zu einer 50 %igen Reduktion der Juckreizak- tivität bei sehr gutem Nebenwirkungspro- fil, sodass die Autor*innen zu dem Schluss kamen, dass Bezafibrat eine gute Therapie bei Juckreiz bei PSC-Patient*innen dar- stellt. Auch kam es bei einem Teil der Fälle zu einer Reduktion der AP als wichtigen Surrogatparameter des klinischen Verlaufs bei PSC.

Van Erp und Kolleg*innen konnten in einer retrospektiven Kohortenstudie zei- gen, dass die Indikationsstellung zur Cho- lezystektomie bei Gallenblasenpolypen bei PSC-Patient*innen sehr genau und kritisch überlegt werden muss, da das Risiko für ein Gallenblasenkarzinom möglicherweise nicht so hoch ist, wie wir bisher annah- men.

5

Das ist wichtig, da diese Patient*innen eine erhöhte Komplikations- rate für diesen Eingriff aufweisen.

Es gibt bisher keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit von CED-Biologika bei PSC.

Weder Vedolizumab- noch Adalimu mab- Therapien konnten hier bisher einen the- rapeutischen Effekt zeigen. Eine rezente Kohortenanalyse von Kulkarni et al. fand bei 228 Patient*innen unter TNF-Antikör- pertherapie mit PSC-IBD in 31 % (n = 72) der Fälle mindestens eine Cholangitisepi- sode, was deutlich über der Rate jener Patient*innen unter Immunmodulatoren- therapie lag (11 %).

6

Daraus folgerten die Autor*innen, dass eine sehr sorgfältige und vorsichtige Indikationsstellung zur TNF- Antikörpertherapie bei PSC-IBD- Patient*innen geboten ist, weil sie das Cho- langitisrisiko erhöht.

Der Aktualität von Covid-19 geschuldet erlaube ich mir, hier kasuistische Berichte zu Ketamin-induzierter sklerosierender

Cholangitis in Erinnerung zu rufen. Insbe- sondere in Japan wurde über solche Fälle bei Ketamin-Abuser*innen berichtet,

7

aber auch über rezente Fälle Ketamin-induzier- ter sekundär sklerosierender Cholangitis kritisch kranker Patient*innen (SSC-CIP) bei kompliziert zu beatmender Covid- 19-Pneumonie. Bei solchen Patient*innen sollte auf Ketamin in der Sedierung ver- zichtet werden, um hier nicht das Risiko für SSC-CIP zu erhöhen. Zudem ist anzu- führen, dass das SSC-CIP-Risiko bei Covid- 19-ICU-Patient*innen möglicherweise ge- nerell hoch ist.

8

Primär biliäre Cholangitis

Über Jahrzehnte wurde die primär bili- äre Cholangitis (PBC) ausschließlich mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) therapiert.

Nun stehen Kombinationstherapien zur Verfügung. Eine retrospektive Kohorten- analyse von 763 PBC-Patient*innen aus Deutschland gibt uns ein Bild vom „wirkli- chen Therapiealltag“.

9

Von 480

KEYPOINTS

$ Patient*innen mit autoimmu- ner Hepatitis (AIH) sind meist lebenslang auf eine immun- suppressive Therapie ange- wiesen.

$ Zur Erhaltungstherapie bei AIH wird Azathioprin (1–2 mg/

kg/d) empfohlen.

$ Es gibt derzeit keine Empfeh- lung mit starker Evidenz für die Therapie der primär skle- rosierenden Cholangitis (PSC).

$ Bezafibrat stellte eine gute Therapieoption bei PSC- Patient*innen mit Juckreiz dar.

$ Die primär biliäre Cholangitis (PBC) wird seit Jahrzehnten mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) behandelt, nun stehen auch Kombinationstherapien zur Verfügung.

$ Die Gabe von UDCA mit

Bezafibrat erwies sich

in Studien als effektivste

Kombinationstherapie der

PBC.

(12)

Referat

HEPATOLOGIE

Patient*innen lagen komplette Follow-up- Daten vor und diese konnten hinsichtlich der Wirksamkeit der Erstlinientherapie mit Ursodeoxycholsäure analysiert werden.

116 wurden als partielle Non-Responder identifiziert, wobei bei 39 keine Änderung des Therapieregimes erfolgte, bei 35 er- folgte die Erhöhung der UDCA-Dosis, 6 erhielten zusätzlich Glukokortikoide, 28 Bezafibrat und nur 8 Patient*innen Obeti- cholsäure (OCA). 83 % der Patient*innen erreichten unter der alleinigen UDCA-The- rapie einen ALP-Wert, der unter dem 1,67-Fachen der Norm lag, was aktuell als wichtiger Parameter für das Ansprechen betrachtet wird. Die Zugabe von Bezafibrat hatte den stärksten positiven Effekt bei unzureichendem UDCA- Ansprechen, wäh- rend eine Dosissteigerung von UDCA sehr wenig Effekt zeigte. Daraus folgern die Autor*innen, dass eine Dosissteigerung von UDCA sehr wenig bringt, aber die Zu- gabe von Bezafibrat die effektivste Kombi- nationstherapie war. Zudem wurde in ei- ner japanischen retrospektiven Kohorten- analyse gezeigt, dass Be zafibrat tatsächlich das Lebertransplantations-freie Überleben verlängert.

10

Diese Daten gibt es zum Be- spiel für die offizielle Zweitlinientherapie mit OCA nicht.

Eine prospektive, randomisierte, kont- rollierte Studie zur Kombinationstherapie von Ursodeoxycholsäure plus Budesonid zeigte keinen signifikanten Unterschied im gewählten Endpunkt der Leberhistologie zwischen den Behandlungsgruppen, aber der Prozentsatz der Patient*innen unter Budesonid-Ursodeoxycholsäure-Therapie, der einen ALP-Wert unter dem 1,67-Fachen der Norm erreichte, war signifikant hö- her.

11

Eine Vergleichbarkeit der bisher vor- liegenden Studien zu Kombinationsthera- pien ist aufgrund der unterschiedlichen Studiendesigns nur sehr gering gegeben.

Eine retrospektive Kohortenstudie von Corpechot und Kolleg*innen mit über 780 Patient*innen aus 60 Zentren aus 9 Län- dern zeigt, dass bei den 190 Patient*innen, die nach einer Lebertransplantation wegen PBC UDCA präventiv erhielten, die Inzi- denz der wiederkehrenden PBC nach Transplantation signifikant niedriger war.

13

Daraus folgern die Autor*innen, dass eine präventive UDCA-Gabe nach Le- bertransplantation bei PBC sinnvoll ist.

Bereits 2020 wurde von Eaton in „He- patology“ eine Fallserie von Patient*innen mit portaler Dekompensation oder sogar

akutem Leberversagen unter Obeticholsäu- re berichtet.

13

Diese Fallberichte wiesen bereits auf eine mögliche erhöhte Dekom- pensations- und Toxizitätsrate bei Patient*innen mit Leberzirrhose durch Obeticholsäuretherapie hin. In einer rezen- ten retrospektiven Kohortenstudie mit ei- nem Propensity-Score-Modell wurden ins- gesamt 509 PBC-Patient*innen mit Zirrho- se untersucht und 21 mit Obeticholsäure behandelte Patient*innen zu 84 ohne Obe- ticholsäure gematcht.

14

Die Ergebnisse dieses Verfahrens ergaben, dass ein erhöh- tes Risiko für Dekompensation mit einer Hazard-Ratio von 3,9 vorlag. Aus diesen Daten schlussfolgerten die Autor*innen, dass Obeticholsäure bei PBC mit Leberzir- rhose mit einem erhöhten Risiko für eine Dekompensation verbunden ist. Eine Erhö- hung der leberabhängigen Mortalität fan- den die Autor*innen nicht.

Fazit

Das gesteigerte wissenschaftliche und klinische Interesse an immunmediierten Lebererkrankungen ist erfreulich. Die neu- en Therapieentwicklungen sind spannend und hoffnungsvoll. Eine stadienadaptierte, maßgeschneiderte Therapie sollte das Ziel sein, wozu weitere wissenschaftliche An- strengungen notwendig sind. ◼ Autor:

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie Universitätsklinik für Innere Medizin Medizinische Universität Graz E-Mail: peter.fickert@medunigraz.at

◾02 Literatur:

1 Pape S et al.: Clinical management of autoimmune hepa- titis. United European Gastroenterol J 2019; 7(9): 1156-63 2 Pape S et al.: High discontinuation rate of azathioprine in autoimmune hepatitis, independent of time of treat- ment initiation. Liver Int 2020; 40(9): 2164-71 3 Lohse AW et al.: Second-line and third-line therapy for autoimmune hepatitis: a position statement from the European Refe- rence Network on Hepatological Diseases and the Inter- national Autoimmune Hepatitis Group. J Hepatol 2020;

73(6): 1496-506 4 de Vries E et al.: A double-blind, rando- mized, placebo-controlled trial. Gastroenterology 2021;

160(3): 734-43 5 van Erp LW et al.: Risk of gallbladder can- cer in patients with primary sclerosing cholangitis and ra- diographically detected gallbladder polyps. Liver Int 2020; 40(2): 382-92 6 Kulkarni C et al.: Association of anti-TNF therapy with increased risk of acute cholangitis in patients with primary sclerosing cholangitis. Inflamm Bowel Dis 2020; izaa317 7 Knooihuizen SAI et al.: Keta-

mine-induced sclerosing cholangitis (KISC) in a critically Ill patient with COVID-19. Hepatology 2020; 10.1002/

hep.31650 8 Bütikofer S et al.: Secondary sclerosing cho- langitis as cause of persistent jaundice in patients with se- vere COVID-19. Liver Int 2021; doi: 10.1111/liv.14971 9 Wilde ACB et al.: Real-world clinical management of patients with primary biliary cholangitis — a retrospective multi- center study from Germany. J Clin Med 2021; 10(5): 106 10 Tanaka A et al.: Association of bezafibrate with trans- plant-free survival in patients with primary biliary cholan- gitis. J Hepatol 2021; S0168-8278(21)00245-2 11 Hirsch- field GM et al.: A placebo-controlled randomised trial of budesonide for PBC following an insufficient response to UDCA. J Hepatol 2021; 74(2): 321-9 12 Corpechot C et al.:

Long-term impact of preventive UDCA therapy after trans- plantation for primary biliary cholangitis. J Hepatol 2020;

73(3): 559-65 13 Eaton JE et al.: Liver injury in patients with cholestatic liver disease treated with obeticholic acid. Hepatology 2020; 71(4): 1511-4 14 John BV et al.: Im- pact of obeticholic acid exposure on decompensation and mortality in primary biliary cholangitis and cirrhosis. He- patol Commun 2021; doi.org/10.1002/hep4.1720

(13)

Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 3 / 2021 13

Kongress

HEPATOLOGIE

LiVeline GastroHepatology

Fettleber: auf der Suche

nach spezifischen Therapien

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung wird mit Adipositas in Verbindung gebracht und betrifft eine enorm hohe Anzahl an Menschen in den Industrieländern. Die wirksamste Therapie liegt in der Gewichtsreduktion. Eine zugelassene medikamentöse Therapieoption gibt es nicht, doch einige Substanzen aus der Diabetologie zeigen günstige Wirkungen auf die Leber.

G enetische Dispo si­

tion, qualitative Er­

nährungsfehler, Man­

gel an Bewegung und kalorischer Überschuss führen zu systemi­

schen Komplikationen, die unter anderem die Leber betreffen, die darauf mit einem zunehmendem Fettge­

halt reagiert. Neben Veränderungen des Kohlenhydrat­ und Lipidstoffwechsels und neben der Insulinresistenz spielt dabei auch die systemische Inflammation eine entschei­

dende Rolle. Obwohl es sich um ein syste­

misches Problem handelt, steht das Fettge­

webe im Zentrum des Geschehens. Kon­

kret führt eine Überladung des subkutanen

Fettgewebes zu einer Reihe von Komplika­

tionen. Man spricht von „limited adipose tissue expandability“, so Ao. Univ.­Prof. Dr.

Elmar Aigner vom Landeskrankenhaus Salzburg. Wird die individuell unterschied­

liche Aufnahmefähigkeit des Unterhaut­

fettgewebes überschritten, kommt es zu metabolischen Auffälligkeiten und zur Einlagerung von ektopem Fett in innere Organe – allen voran die Leber. Für dieses bislang als nichtalkoholische Fettleberer­

krankung (NAFLD) bzw. nichtalkoholische Fettleberhepatitis (NASH) bezeichnete Zustandsbild wurde kürzlich die neue Be­

zeichnung „metabolic­associated fatty liver disease“ (MAFLD) vorgeschlagen.

1

Diese ist extrem häufig. In Österreich dürften, so Aigner, geschätzte 25 % der

Gesamtbevölkerung eine Art von Fettleber aufweisen. Unter einer NASH leiden ver­

mutlich 2 bis 5 % und zwischen 0,3 und 1 % entwickeln Komplikationen wie eine Zirrhose, Leberversagen und/oder ein Le­

berkarzinom. Während die reine Steatose auf das langfristige Outcome allenfalls ge­

ringe Auswirkungen haben dürfte, steigt mit zunehmendem Fibrosegrad das Morta­

litätsrisiko. Ohne Fibrosierung bedeutet auch eine NASH kein erhöhtes Mortalitäts­

risiko, während beispielsweise bei Fibrose­

grad 3 rund die Hälfte der Betroffenen in­

nerhalb der nächsten 20 Jahre versterben wird (Abb. 1) und leberbezogene Ereignis­

se davon einen großen Teil ausmachen.

2

Aus hepatologischer Sicht hat man es mit einer relativ kleinen Gruppe von Patienten

© iStockphoto.com/wildpixel

E. Aigner, Salzburg

© Elmar Aigner

(14)

Kongress

HEPATOLOGIE

zu tun, die jedoch unter einer sehr ernsten Erkrankung leiden.

2

Die Identifikation dieser Patienten ist daher von zentraler Bedeutung. Empfeh- lungen dazu wurden im vergangenen Jahr im Rahmen einer österreichischen Exper- tenkonferenz in Form eines Algorithmus erstellt. In einem ersten Diagnoseschritt müssen andere (beispielsweise hereditäre oder virale) Lebererkrankungen ausge- schlossen werden. Im zweiten Schritt folgt eine Feststellung des Stadiums der Le- bererkrankung und im dritten Schritt wird ein Managementplan ausgearbeitet. Der Konsensus betont nicht zuletzt, dass der Schweregrad der Erkrankung im niederge- lassenen Bereich anhand des Fibrosis- 4-Scores (FIB4-Score) bestimmt werden soll. Dieser eigne sich, so Aigner, sehr gut zum Ausschluss schwerer Lebererkrankun- gen. Bleibt der FIB4-Score unter 1,3, kann mit hoher Sicherheit eine schwere Fibrose ausgeschlossen werden. Die Bewertung soll alle ein bis zwei Jahre wiederholt wer- den. Ist der FIB4-Score höher als 1,3, wird angeraten, den Patienten in einer Spezi- alambulanz vorzustellen, um mittels Fib- roscan oder Biopsie den tatsächlichen Fib- rosegrad zu ermitteln und weitere Maß- nahmen, wie zum Beispiel ein regelmäßi- ges Screening auf ein hepatozelluläres Karzinom, einzuleiten. Patienten mit nied- rigem FIB4-Score oder einer reinen Stea- tose können hingegen im niedergelassenen Bereich sicher weiter betreut werden und benötigen kein spezialisertes Zentrum.

3

Therapeutische Optionen aus der Diabetologie

Ungeachtet der Häufigkeit der Er- krankung gibt es für die NAFLD bislang keine zugelassene me- dikamentöse Thera- pie. Für Patienten mit schwerer Erkrankung stellt daher die Mög- lichkeit des Einschlusses in eine der zahl- reichen laufenden Studien eine wichtige Option dar. Aigner rechnet mit der Zulas- sung mehrerer neuer Substanzen mit un- terschiedlichen Wirkmechanismen in den kommenden Jahren. Dabei dürften Subs- tanzen, die beispielsweise beim Fett- oder Zuckerstoffwechsel ansetzen, die größere Rolle spielen. In Entwicklung befinden sich

unter anderen neue GLP1-Analoga, PPAR- Agonisten oder Thyroidhormonrezeptor- Agonisten. Bei mehreren Medikamenten- kandidaten mit leberspezifischen Wirkme- chanismen musste die Entwicklung jedoch wegen Toxizität oder mangelnder Wirk- samkeit gestoppt werden.

Da die Erkrankung in engem Zusam- menhang mit dem metabolischen Syndrom und Diabetes mellitus Typ 2 steht, wurde in zahlreichen Studien die Wirkung anti- diabetischer Therapien auf die Fettleber untersucht – mit zum Teil sehr guten Er- gebnissen. Es beginnt, so Dr. Peter Wolf von der Wiener Universitätsklinik für In- nere Medizin III, schon mit einer Gewichts- reduktion. So konnte in der britischen Di- RECT-Studie nicht nur demonstriert wer- den, dass übergewichtige Patienten mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes eine Remission ihres Diabetes erreichen kön- nen, wenn sie 15 kg oder mehr abnehmen, sondern auch, dass es dabei auch zur Re- gression einer allfälligen NAFLD kommt.

Der Effekt auf die Leber war unabhängig von der Diabetesremis sion.

4

Auch das Diabetes-Standard-Medikament Metformin dürfte eine günstige Wirkung auf die Leber haben, wobei bislang Daten aus kontrollierten Studien fehlen. Weiters bestehen Hinweise darauf, dass Metformin das Risiko, an einem Leberkarzinom zu erkranken, dosisabhängig reduziert.

5

Vor- aussetzung für den Einsatz von Metformin ist allerdings eine intakte Nierenfunktion.

Es ist bei einer eGFR unter 30 kontraindi- ziert. Laut Fachinformation soll Metformin auch bei eingeschränkter Leberfunktion vermieden werden. Wolf betont dennoch, dass der Einsatz von Metformin bei Patien-

ten mit Lebererkrankungen im Rahmen einer individualiserten Therapie und nach entsprechender Aufklärung des Patienten durchaus eine Option sein könnte.

Besser dokumentiert ist die Wirksam- keit von GLP1-Analoga bei NAFLD/NASH.

So zeigt eine Biopsiestudie nach Therapie mit Liraglutid bei 40 % der Patienten eine Abheilung einer NASH. Dies ging einher mit der Verbesserung der Transaminase- werte, einer Gewichtsreduktion und ver- besserter glykämischer Kontrolle.

6

Ein ähnliches Ergebnis mit einer dosisabhän- gigen NASH-Abheilung bei bis zu 59 % der Patienten konnte auch mit Semaglutid er- reicht werden.

7

Auch für die SGLT2-Inhibitoren Empagli- flozin und Dapagliflozin konnte in Studien eine in der Bildgebung nachgewiesene Re- duktion des Leberfetts gezeigt werden. Dies stand ebenfalls mit einer Abnahme von Kör- perfett und dem Rückgang der Transamina- sen in Verbindung, jedoch fehlen Biopsie- studien. Bei Patienten mit Hypothyreose führt eine Substitutionstherapie mit Levothyroxin zumindest dem Trend nach zu einer Reduk- tion des Leberfetts sowie zu einer signifi- kanten Abnahme von Fett im Herzmuskel.

8

Bariatrische Chirurgie zum Vorteil der Leber

Eine Methode, die für eine Reduktion des Leberfetts so wichtige Gewichtsre- duktion zu erreichen, ist die ba riatrische Chirurgie. Univ.-Doz.

Dr. Gerhard Prager Abb. 1: Retrospektive Überlebenswahrscheinlichkeit bei NAFLD-Patienten in verschiedenen Fibrosestadien vs. Kontrollgruppe (modifiziert nach Hagström J et al. 2017)

2

Überlebensrate

1,0

0,75

0,50

0,25

0

Log-rank p < 0,001

© UNIVERSIMED®

Überlebenszeit (Jahre)

0 10 20 30 40 F0, F1 F0–F4 = Fibrosestadium

F3 F2 F4 (Zirrhose)

Kontroll- gruppe

P. Wolf, Wien

G. Prager, Wien

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Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 3 / 2021 15

Kongress

HEPATOLOGIE

von der Medizinischen Universität Wien weist darauf hin, dass die NASH mittler- weile in den USA die häufigste Indika tion Lebertransplantation darstellt. Ein wichti- ger Grund dafür ist das schlechte Outcome konservativer Maßnahmen zur Gewichts- reduktion. In Studien nehmen rund 70 % der Patienten langfristig das abgenomme- ne Gewicht wieder zu. Viele nehmen man- gels Compliance erst gar nicht ab.

9

Daher kann eine Fettlebererkrankung, ebenso wie ein Typ-2-Diabetes, eine Indika- tion für eine metabolische Chirurgie sein.

Im Unterschied zur bariatrischen Chirur- gie, die primär auf Gewichtsreduktion ab- zielt, ist die Zielsetzung der metabolischen Chirurgie eine Verbesserung der Stoff- wechselsituation, so Prager. In der Schweiz werden die Kosten dieser Therapien bei Patienten mit Typ-2-Diabetes bereits ab einem BMI von 30 von den Versicherungen übernommen. In Österreich sieht man ak- tuell ab einem BMI von 40 eine Indikation für einen bariatrischen Eingriff. Bei ent- sprechender Stoffwechselerkrankung kön- nen metabolisch-bariatrische Operationen

jedoch bereits ab einem BMI von 35 oder sogar 30 indiziert sein. Die Indikationsstel- lung nach dem BMI ist mittlerweile um- stritten und Scores, die auch die metaboli- sche Situation des Patienten berücksichti- gen, wurden publiziert.

10

Vieles spricht für einen Nutzen der meta- bolisch-bariatrischen Chirurgie bei NAFLD/

NASH. Randomisierte Studien fehlen bis- lang, doch eine rezente Netzwerk-Meta- analyse zeigte für den Y-Roux-Magenby- pass einen ausgeprägten und mit Pioglita- zon vergleichbaren Effekt auf NASH.

11

Eine qualitativ hochwertige Kohorten- Studie mit NASH-Patienten, in deren Rah- men auch Leberbiopsien durchgeführt wurden, stellte bei 85 % der Patienten ein Jahr nach Y-Roux-Magenbypass eine Re- mission der NASH fest.

12

Fünf Jahre nach Operation zeigte sich bei 84 % der Patien- ten eine unveränderte Komplettremission der NASH und bei 72,2 % der Patienten eine Verbesserung der Fibrose.

13

Eine ran- domisierte Studie wird derzeit in Frank- reich durchgeführt. Solche Studien werden benötigt, um die metabolische Chirurgie

in der Behandlung von NAFLD/NASH zu

etablieren. ◼

Bericht: Reno Barth

◾10 Quelle:

„Fettleber – Behandlungsperspektiven“: „Endokrinologi- sche Perspektive“, Vortrag von Dr. Peter Wolf, Wien; „Chi- rurgische Perspektive“, Vortrag von Univ.-Doz. Dr. Ger- hard Prager, Wien; „Hepatologische Perspektive“, Vortrag von Ao. Univ.-Prof. Dr. Elmar Aigner, Salzburg, im Rahmen des „liVeline GastroHepatology“ am 20. April 2021 Literatur:

1 Eslam M et al.: Gastroenterology 2020; 158(7): 1999- 2014 2 Hagström J et al.: J Hepatol 2017; 67(6): 1265-73 3 Munda P et al.: zuletzte aufgerufen unter: https://update.

europe.at/experten-statement-diagnostisches-management- der-nicht-alkoholischen-steatohepatitis-nash/ am 26. 05. 2021 4 Lean ME et al.: Lancet 2018; 391(10120):

541-51 5 Chen HP: Gut 2013; 62(4): 606-15 6 Armstrong MJ et al.: Lancet 2016; 387(10019): 679-90 7 Newsome PS et al.: N Engl J Med 2021; 384(12): 1113-24 8 Scherer T et al.: J Clin Endocrinol Metab 2014; 99(11): E2341-6 9 Bray GA et al.: Obes Rev 2017; 18(7): 715-23 10 Di Lorenzo N et al.: Surg Endosc 2020; 34(6): 2332-58 11 Panunzi S et al.:

Diabetes Obes Metab 2021; 23(4): 980-90 12 Lassailly G et al.: Gastroenterology 2015; 149(2): 379-88 13 Lassailly G et al.: Gastroenterology 2020; 159(4): 1290-1301

NEWS

EASL: Prof. Thomas Berg neuer Generalsekretär

Europas Hepatologen werden seit Neuestem von einem Leipziger Experten geführt: Prof. Dr. Thomas Berg, Leiter des Bereichs Hepatologie der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Leipzig (UKL), ist zum Generalsekretär der Europäischen A rbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber (EASL) gewählt worden.

D as ist eine ganz besondere Ehre, aber auch eine große Herausforderung, die ich mit Enthusiasmus, Respekt und der gege- benen Demut ange- nommen habe“, er- klärt Berg, „ich freue mich auch, dadurch dem Standort Leipzig als hepatologisches Zentrum zusätzliche internationale Sichtbarkeit zu geben.“

Nach zwei Jahren als Vizesekretär hat Prof.

Berg seit dem vergangenen Jahreskongress der EASL – dem International Liver Con- gress (ILC) – nun für weitere zwei Jahre das höchste Amt in der europäischen He- patologie übernommen. Strukturen und Arbeitsweisen sind ihm dadurch bereits gut bekannt. Zu den zentralen Aufgaben gehören auch die Planung und Organisati- on des nächsten Jahreskongresses 2022.

Nach der komplett digitalen Ausführung in den letzten zwei Jahren soll das kommen- de Jahrestreffen der Leberexperten auf jeden Fall wieder in Präsenz stattfinden.

An der Spitze der Europäischen Leber- Fachgesellschaft wird Berg mit Blick auf den „EU beating cancer“-Plan nun auch versuchen, auf die europäische Gesund- heitspolitik Einfluss zu nehmen und auf die Situation der Patienten mit Leberkrebs aufmerksam zu machen. (red) ◼

Quelle:

Presseaussendung des Universitätsklinikums Leipzig AöR vom 13. August 2021

© Stefan Straube/UKL

T. Berg, Leipzig

(16)

Kongress

HEPATOLOGIE

EASL: International Liver Congress (ILC) 2021

Ungünstige Kombination:

Alkohol, Leberschaden und Covid-19

Als wichtigste Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung werden meist Alter, Hypertonie, Adipositas und Diabetes kommuniziert.

Im Rahmen des virtuellen ILC 2021 präsentierte Daten zeigen jedoch:

Auch Lebererkrankungen und Alkoholabusus erhöhen das Risiko für einen ungünstigen Covid-19-Verlauf beträchtlich.

W ir beginnen zu verstehen, wie sehr Covid-19 Menschen mit Lebererkran- kungen betrifft, und die Studien, die auf dem ILC vorgestellt werden, haben das Potenzial, auch die Antworten der Politik auf die Pandemie zu beeinflussen“, sag te EASL-Generalsekretär Prof. Dr. Philip Newsome von der University of Birming- ham anlässlich der Eröffnung des Kon- gresses.

Erhöhtes Risiko bei chronisch Leberkranken

Wie sehr Lebererkrankungen die Mor- talität im Falle einer Covid-19-Erkrankung erhöhen, zeigt beispielsweise eine franzö- sische Register-Studie, die die Daten von 187 283 Personen, die im Jahr 2020 nach einer Covid-19-Erkrankung aus einem französischen Krankenhaus entlassen wur- den oder an Covid-19 verstarben, mit frü- heren Entlassungsdiagnosen abglich. Die Studie ergab, dass 16 338 Patienten mit chronischen Lebererkrankungen während des Jahres 2020 wegen Covid-19 hospita- lisiert wurden und 3943 (24,1 %) aus die- ser Gruppe verstarben, wobei in 2518 Fäl- len (63,9 %) eine hepatologische Kompli- kation die Todesursache war. Damit war das Risiko, an Covid-19 zu versterben, bei Patienten mit Lebererkrankungen um rund 80 % erhöht (HR: 1,23 (95 % CI: 1,10–1,38;

p < 0,001). Auch eine Anamnese von Alko- holabusus ohne Hospitalisierung wegen Lebererkrankung erhöhte – wenn auch in geringerem Maß – das Risiko, an Covid-19 zu versterben. Dr. Vincent Mallet vom Cochin-Universitätsspital hielt dazu fest, dass Lebererkrankungen und Alkoholis- mus einer invasiven Beatmung im Wege

stehen können und diese Kontraindikatio- nen zur erhöhten Mortalität beigetragen haben könnten.

Alkohol und Covid-19

Auch retrospektive Daten aus Großbri- tannien legen nahe, dass Personen mit pro- blematischem Trinkverhalten ein erhöhtes Risiko für einen ungünstigen Covid-19-Ver- lauf haben. In einer Kohorte in Nottingham waren hospitalisierte Covid-19-Patienten mit Alkoholproblem jünger als andere Co- vid-19-Patienten, mussten länger im Kran- kenhaus bleiben und hatten ein höheres Risiko zu versterben.

Unterschiedliche HBV-Therapien beeinflussen Covid-19-Risiko

Wenn es sich bei der bestehenden Le- bererkrankung um eine Hepatitis B han- delt, so zeigt eine spanische Studie, dass die Wahl der Therapie Einfluss auf das Outcome haben dürfte. Die Arbeit verglich Patienten, deren HBV-Infektion an 28 Zen- tren mit Tenofovir oder Entecavir behan- delt wurde. Von den insgesamt 4736 Hepa- titispatienten erkrankten 117 an Covid-19, von denen 67 Tenofovir und 50 Entecavir einnahmen. Von den 117 Patienten wurden 41 (35 %) hospitalisiert, 5 (4,3 %) kamen auf die ICU und 6 (5,1 %) verstarben. Dabei war die Einnahme von Tenofovir mit einem reduzierten Risiko für ungünstige Out- comes assoziiert, wobei Patienten unter Entecavir allerdings häufiger unter Über- gewicht, Hypertonie, Diabetes und Kardio- myopathie litten. In einer multivariaten und hinsichtlich Alter und Komorbiditäten adjustierten Analyse ergab sich jedoch für

Patienten unter Tenofovir im Vergleich zu Entecavir eine signifikante Risikoredukti- on von rund 80 %.

Alkohol, Leber, Lockdown

Daten aus Kanada zeigen, dass bei Pati- enten mit Alkoholproblemen nicht nur das Virus, sondern auch der Lockdown zum Problem wurde. Die populationsbasierte Studie aus der Provinz Alberta identifizier- te 2916 Hospitalisierungen wegen nicht alkoholischer Leberzirrhose, 2318 Hospi- talisierungen wegen alkoholischer Leber- zirrhose und 1408 Hospitalisierungen we- gen alkoholischer Hepatitis in den Jahren 2018 bis 2020. Während die Hospitalisie- rungsraten wegen alkoholischer oder nicht alkoholischer Zirrhose in diesem Zeitraum konstant blieben, kam es in der Zeit des Lockdowns zu einem deutlichen Anstieg der Hospitalisierungen wegen alkoholi- scher Hepatitis. Dieser führte dazu, dass sich der Anteil dieser Indikation an der Gesamtzahl der Krankenhausaufnahmen

verdoppelte. ◼

Bericht: Reno Barth

◾10 Quelle:

• Abdel-Aziz S et al.: The alarming impact of COVID-19 pandemic on alcohol-related liver disease: a population- based Canadian study. ILC 2021; Abstract No. PO-1099

• Mallet V et al.: Chronic liver disease and the risk of mor- tality after Covid-19: a national, retrospective, cohort study for 2020. ILC 2021; Abstract No. GS-1587 • Mateos Muñoz B et al.: Tenofovir reduces the severity of COVID-19 infection in chronic hepatitis B patients. ILC 2021; Ab- stract No. O-1449 • Subhani M et al.: Effect of COVID-19 on alcohol use disorder among hospitalised patients: a retrospective cohort control study. ILC 2021; Abstract NO.

OA-1381

(17)

Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 3 / 2021 17

Kongress

HEPATOLOGIE

EASL: International Liver Congress (ILC) 2021

PBC: Therapieansprechen schützt vor Leberzirrhose

Die primär biliäre Cholangitis (PBC) ist eine schwere Erkrankung der Leber, die sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung deutlich reduzieren kann. Im Rahmen des ILC 2021 wiesen Experten in einem Online- Pressegespräch auf die Bedeutung der Risikostratifizierung bei PBC-Patienten sowie der wirksamen Zweitlinien- therapie für Non-Responder zusätzlich zur Standardtherapie hin. Zudem wurden erstmals Real-World-Daten aus der deutschen PBC-Registerkohorte präsentiert.

D ie seltene Autoimmunerkrankung pri- mär biliäre Cholangitis (PBC) schädigt die Gallengänge in der Leber, was zu fort- schreitender Entzündung, Fibrose, Zirrho- se und letztlich zu Leberversagen führen kann, wie Prof. Dr. Frank Tacke, Medizini- sche Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie an der Charité Ber- lin, ausführte. Die Diagnose der PBC er- folgt über den Nachweis von zwei der fol- genden Kriterien: erhöhte Werte der alka- lischen Phosphatase (ALP) im Serum, an- timitochondriale Antikörper (AMA) im Serum, histologischer Nachweis der Dest- ruktion der kleinen Gallengänge.

Für viele, aber bei Weitem nicht für alle Betroffenen ist die Erstlinientherapie mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) eine gut wirk- same und verträgliche Option, so Prof. Dr.

Chris tian Trautwein, Klinik für Gastroente- rologie, Stoffwechselerkrankungen und In- ternistische Intensivmedizin, Universitäts- klinikum Aachen. Patienten, die nicht ad- äquat auf UDCA ansprechen, gelte es zu identifizieren, möglichst früh sollte eine Zweitlinientherapie eingeleitet werden.

Wie wichtig gutes Ansprechen auf die Therapie für die Prognose ist, zeigte kürz- lich eine kanadische Studie, in der PBC- Patienten, die nach einem Jahr als Respon- der identifiziert wurden, auch nach einem längerfristigen medianen Follow-up von 6,5 Jahren niedrigere Risiken für Lebertrans- plantation oder Tod aufwiesen. Auch Pati- enten, die initial nicht auf die Therapie an- sprachen, jedoch während der 5-jährigen Beobachtungsphase zu irgendeinem Punkt auf die Therapie ansprachen, zeigten ein besseres transplantationsfreies Überleben.

1

Obeticholsäure: einzige

zugelassene Zweitlinientherapie

Die einzige zugelassene Option in der Zweitlinie ist derzeit die Obeticholsäure

(OCA; Ocaliva®), für die nachhaltiges An- sprechen und eine Reduktion des Progres- sionsrisikos der PBC gut dokumentiert sind.

2

Die Zulassung beruht auf der rando- misierten, multizentrischen, doppelblin- den, placebokontrollierten Phase-III-Studie POISE, in die Patienten eingeschlossen waren, die auf UDCA nicht ausreichend ansprachen oder diese nicht vertrugen.

Sofern keine UDCA-Unverträglichkeit vor- lag, wurde Obeticholsäure als Add-on ein- genommen.

3

Auf Basis von POISE steht die Add-on-Therapie mit OCA (bzw. Monothera- pie bei UDCA-Unverträglichkeit) als bislang einzige zugelassene und in den DGVS

4

- und

EASL

5

-Leitlinien empfohlene medikamentö- se Zweitlinientherapie für Patienten mit in- komplettem UDCA-Ansprechen zur Verfü- gung.

Inzwischen liegen aus der offenen Ver- längerungsphase der POISE-Studie Lang- zeitdaten über einen Zeitraum von bis zu sechs Jahren vor: Demnach blieben Thera- pieeffekte, die mit OCA während der 12-monatigen Doppelblindphase der Stu- die erreicht wurden, auch im nachfolgen- den Langzeit-Follow-up erhalten.

6

Zudem weisen die POISE-Studiendaten darauf hin, dass mit OCA behandelte Patienten von der nach Fachinformation empfohlenen Erhö- hung der Dosis von einmal täglich 5 mg auf 10 mg profitieren: Bei diesen Patienten ließ sich mehrheitlich eine weitere signifikante Senkung der ALP-Werte erreichen (p < 0,001). Des Weiteren verbessern die anticholestatischen, antientzündlichen und antifibrotischen Effekte von OCA die Gesamtprognose für PBC-Patienten.

Erste Daten aus deutscher Real-World-Kohorte

Wie die Situation von PBC-Patienten im klinischen Alltag aussieht, soll die deut- sche nationale PBC-Registerkohorte klä-

ren. Erste Daten wurden nun im Rahmen des ILC 2021 vorgestellt. Die deutsche PBC-Kohorte wurde im September 2019 als nichtinterventionelle Studie begonnen, um prospektiv therapierelevante Real-World- Daten bei Patienten mit diagnostizierter PBC zu erfassen. Derzeit rekrutieren 29 Zentren deutschlandweit aktiv PBC-Patien- ten. Bei 404 Patienten mit PBC-Diagnose wurden bereits umfassende Baseline-Da- ten erhoben. Bezogen auf die Gesamtko- horte wiesen 15 % der Patienten eine Le- berzirrhose auf, 32 % hatten ein primär bzw. sekundär inkomplettes Therapiean- sprechen auf die Standarderstlinienthera- pie mit UDCA. Aktuell wurden bis jetzt lediglich 10 % (n = 38) der dokumentierten PBC-Patienten in dieser Kohorte mit OCA in der Zweitlinientherapie behandelt.

7

Das Register soll zukünftig weitere wertvolle Daten liefern, um die Versorgung von PBC- Patienten weiter zu optimieren. ◼

Bericht: Reno Barth

Quelle:

„PBC im Fokus beim ILC 2021: Aktuelle Real-World-Daten und Implikationen für die Praxis“, Webtalk von Intercept am 8. Juli 2021

Literatur:

1 Roberts S et al.: J Hepatol 2021; 75: 201-93, Abstract OS- 1586 2 Fachinformation OCALIVA® 5 mg/10 mg, Stand: Ja- nuar 2021 3 Nevens F et al.: N Engl J Med 2016; 375(7):

631-43 4 Strassburg CP et al.: SK2-Leitlinie „Autoimmune Lebererkrankungen“; Stand: 9/2017; AWMF-Registernr.

021/027 5 EASL: J Hepatol 2017; 67: 145-72 6 Trauner M et al.: Lancet Gastroenterol Hepatol 2019; 4(6): 445-53 7 Wiegand J et al.: J Hepatol 2021; 75: 294-803; Abstract

#PO-1294

Entgeltliche Einschaltung

Mit freundlicher Unterstützung durch Intercept Pharma Austria GmbH

Fachkurzinformation siehe Seite 66 | AT-PP-PB-0111 Jul 21

(18)

Kongress

HEPATOLOGIE

EASL: International Liver Congress (ILC) 2021

Innovative Ansätze im Kampf gegen die chronische Hepatitis B

Im Gegensatz zur Hepatitis C kann eine einmal chronifizierte Hepatitis B zwar medikamentös gut kontrolliert, dabei jedoch nur in Ausnahmefällen im Sinne von Virusfreiheit ohne Dauertherapie geheilt werden. Innovative Ansätze wie der Einsatz von „small interfering RNA“ sollen die Situation verbessern.

A ktuell ist nicht einmal klar, was „Hei- lung“ im Kontext einer Hepatitis- B(HBV)-Infektion überhaupt bedeuten soll.

Das heute in seltenen Fällen erreichte Ma- ximalziel ist die durch den Verlust des Oberflächenantigens HBsAg mit Anti-HBs- Serokonversion charakterisierte „funktio- nelle Heilung“ („functional cure“), also eine medikamentenfreie Kontrolle der In- fektion durch das Immunsystem des Pati- enten. Doch selbst in diesem Zustand blei- ben Bruchstücke des Virus, nämlich integ- rierte HBV-DNA und cccDNA („covalently closed circular DNA“), im Körper nach- weisbar, deren pathologische Bedeutung noch nicht vollständig geklärt ist. Der ulti- mative Schritt in Richtung Heilung wäre schließlich die „sterilizing cure“, bei der auch die cccDNA verschwindet. Die aktuell im Management der HBV-Infektion zu- meist eingesetzten Nukleos(t)id-Analoga (NUC) unterdrücken zwar die Virusrepli- kation, haben aber keinen Einfluss auf die ccc DNA. Im Gegensatz dazu können Inter- feron-Therapien die cccDNA unterdrücken, haben jedoch keinen direkten Einfluss auf die Virusreplikation und werden obendrein regelhaft schlecht vertragen. Es werden also dringend Strategien auf Basis neuer Wirkmechanismen gesucht.

VIR-2218

Diese zielen unter anderem darauf ab, jene Mechanismen außer Kraft zu setzen, mit denen sich HBV der Immunabwehr ent- zieht. Ein neues Konzept in diesen Bemü- hungen ist der Einsatz von „small interfe- ring RNA“ (siRNA), die die Transkription viraler Proteine – auch von cccDNA und integrierter DNA – stört. Im Rahmen des diesjährigen virtuellen ILC hat Prof. Dr. Ed Gane von der University of Auckland in

Neuseeland klinische Daten zu VIR-2218 vorgestellt, einer siRNA, die am X-Gen des Virus angreift und die Produktion der vi- ralen Proteine X, Poly merase, S und Core bei allen zehn bekannten Genotypen von HBV stört. Damit soll VIR-2218 gleichzeitig direkt antiviral wirken und den Immun- Escape des Virus stören.

In einer der Phase-II-Studien wurden un- abhängig vom HBeAg-Status nicht zirrhoti- sche Patienten mit viraler Suppression ein- geschlossen und an den Tagen 1 und 29 mit subkutanem VIR-2218 oder Placebo behan- delt. HBeAg-negative Teilnehmer er hielten 20, 50, 100 oder 200 mg, bei den HBeAg- positiven Patienten wurden die Dosierun- gen 50 oder 200 mg untersucht. Die Kohor- ten bestanden aus jeweils vier oder acht Teilnehmern, die im Verhältnis 3:1 zu Ve- rum oder Placebo randomisiert wurden.

Ausgewertet wurde im Hinblick auf Sicher- heit, HBsAg-Spiegel und andere virale Mar- ker. Das Follow-up erstreckte sich für alle Teilnehmer über 12 Wochen nach der zwei- ten Dosierung und über weitere 32 Wochen für Patienten, die einen vordefinierten Rückgang des HBsAg erreichten.

Insgesamt erhielten 24 Patienten (18 HBeAg– und 6 HBeAg+) VIR-2218. Die Therapie wurde gut vertragen, es kam zu keinen Anstiegen der Transaminasen und kein Patient brach die Therapie wegen ei-

nes unerwünschten Ereignisses ab. In allen Verum-Gruppen wurde eine signifikante und dosisabhängige Reduktion des HBsAg beobachtet, die bei den meisten Teilneh- mern zu Woche 16 – also acht Wochen nach der zweiten Injektion – am ausge- prägtesten war. HBeAg-positive Patienten sprachen in ähnlichem Ausmaß an wie HBeAg-negative. Unter der Maximaldosis von 200 mg VIR-2218 kam es bei HBeAg+

Patienten auch zu einem Rückgang von qHBeAg und HBcrAg. Für einen möglichen klinischen Einsatz in der Zukunft wird VIR-2218 unter anderem in Kombination mit therapeutischen Antikörpern gegen HBV untersucht.

NUC-Therapie reduziert Risiko für extrahepatische Karzinome

Eine weitere im Rahmen des ILC vorge- stellte Arbeit bedeutet gute Nachrichten für alle Patienten, die unter den heute ge- bräuchlichen NUC-Therapien stehen. Eine chronische HBV-Infektion ist unter ande- rem mit einem erhöhten Risiko für extra- hepatische Karzinome assoziiert. Koreani- sche Forscher konnten nun anhand der Analyse von Krankenversicherungs-Daten- banken zeigen, dass unter NUC-Therapien das Risiko auch für extrahepatische Krebs- erkrankungen abnimmt. ◼ Bericht: Reno Barth

◾10

Quelle:

• Gane E et al.: Safety and antiviral activity of VIR-2218, an X-targeting RNAi therapeutic, in participants with chronic hepatitis B infection: week 48 follow-up results. ILC 2021;

Abstract No. OS-44 • Lee D et al.: Nucleos(t)ide analogue treatment is associated with lower risk of extrahepatic ma- lignancy in chronic hepatitis B patients: a landmark study using nationwide claim data. ILC 2021; Abstract NO. OS-691

© iStockphoto.com/Hailshadow

(19)

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Wagramer Straße 19, A-1220 Wien AT-LVD-2020-10-0001, Erstellt: Juni 2021 Fachkurzinformation siehe Seite XX

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1 Fachinformation EPCLUSA®, März 20212 Der Erstattungskodex, www.sozialversicherung.at3 Grebely J et al. Lancet Gastroenterol Hepatol, 2018; 3: 153–614 Sood A et al. Hepatol Int 2019;13(2):173–179

a Patienten mit dekompensierter Zirrhose erfordern die zusätzliche Gabe von Ribavirin; für HCV-GT3-Patienten mit kompensierter Zirrhose kann die zusätzliche Gabe von Ribavirin erwogen werden.b EPCLUSA® + Ribavirin für 24 Wochen kann für Patienten erwogen werden, bei denen zuvor eine Therapie mit einem NS5A-haltigen Regime versagte.c in Patienten mit kürzlich injiziertem Drogenkonsum (in den letzten 6 Monaten).d Die mediane Adhärenz sowie die SVR12-Rate in der Gesamt-Studienpopulation der SIMPLIFY Studie war 94%. 34%

der Studienteilnehmer (PWIDs) zeigte eine Therapie-Adhärenz von weniger als 90%. Es wurden keine signifi kanten Unterschiede in den SVR-12 Raten zwischen Patienten welche ≥ 90%

oder < 90% adhärent waren festgestellt.

66

(20)

Referat

HEPATOLOGIE

Immuntherapie des

hepatozellulären Karzinoms

Für etwa eine Dekade gab es für Patienten mit fortgeschrittenem hepatozellulärem Karzinom (HCC) mit dem Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) Sorafenib nur eine effektive systemische Therapieoption. Erst in den vergangenen vier Jahren wurden mit den TKI Lenvatinib in der Erst­

linie und Regorafenib bzw. Cabozantinib in der Zweitlinie sowie mit Ramucirumab, einem monoklonalen Antikörper gegen VEGFR­2 („vascular endothelial growth factor rezeptor 2“), weitere Substanzen zum Therapiealgorithmus des HCC hinzugefügt.

B ei einer Vielzahl von onkologischen Erkrankungen stellt die Immunthera- pie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) mittlerweile eine wichtige Therapiesäule dar. ICI werden auch bei Patienten mit he- patozellulärem Karzinom (HCC) intensiv in klinischen Studien untersucht.

1, 2

Im Folgenden sollen die neuesten Entwicklun- gen zusammengefasst werden.

Immuncheckpoint-Inhibitoren beim HCC

Basierend auf vielversprechenden Ef- fektivitätsdaten aus Phase-II-Studien wur- den die ICI Nivolumab, Pembrolizumab sowie die Kombination aus Nivolumab plus Ipilimumab in den USA (nicht aber in

Europa) zur Therapie von Sorafenib-vorbe- handelten Patienten zugelassen. Die Zulas- sung setzte voraus, dass diese Therapien in weiterer Folge auch in Phase-III-Studien evaluiert werden mussten.

1

Während die Phase-III-Studie zu Nivo- lumab plus Ipilimumab noch Patienten rekrutiert (NCT04039607), gibt es zu den anderen beiden Substanzen bereits Er- gebnisse aus der Phase III. Nivolumab wurde als Erstlinientherapie gegen Sora- fenib getestet und Pembrolizumab wurde als Zweitlinientherapie (nach vorange- gangener Sorafenib-Behandlung) mit Pla- cebo verglichen. Sowohl für Nivolumab als auch für Pembrolizumab konnten zwar die radiologischen Ansprechraten und die Sicherheitsdaten aus den Phase-II-Studien

bestätigt werden, allerdings konnten die primären Überlebensendpunkte nicht erreicht werden, sodass formal beide Stu dien als negativ zu bewerten sind (Tab. 1).

3, 4

Neben der Kombination aus ICI mitein- ander werden ICI auch mit anderen Subs- tanzklassen kombiniert. Speziell für The-

© Thomas Kaserer

M. Pinter, Wien

KEYPOINTS

$ Während die Monotherapie mit Immuncheckpoint-Inhibito- ren in Phase-III-Studien beim HCC bisher nicht erfolgreich war, konnte sich die Kombina- tion aus Atezolizumab plus Bevacizumab gegen Sorafe- nib durchsetzen und reprä- sentiert somit den neuen Referenzstandard in der sys- temischen Erstlinientherapie des HCC.

$ Aktuell werden Immuncheck- point-Inhibitoren im Rahmen von klinischen Studien auch in früheren Tumorstadien unter- sucht, beispielsweise in Kom- bination mit TACE oder als adjuvante Therapie nach Resektion oder Lokalablation.

Substanzen (Patientenzahl) Wichtigste Effektivitäts- und Sicherheitsdaten Erstlinie Yau 2019,

(CheckMate 459)

4

Nivolumab (371) vs.

Sorafenib (372) Medianes OS: 16,4 vs. 14,7 Monate; HR: 0,85 (95 % CI: 0,72–1,02); p = 0,0752*

Medianes PFS: 3,7 vs. 3,8 Monate; HR: 0,93 (95 % CI: 0,79–1,10) ORR: 15 % vs. 7 % (RECIST v1.1)

TRAE Grad 3–4: 22 % vs. 49 % Finn 2020,

(IMbrave 150)

5

Atezolizumab + Bevacizumab

(336) vs. Sorafenib (165) Medianes OS: NE vs. 13,2 Monate; HR: 0,58 (95 % CI: 0,42–0,79); p < 0,001

#

Medianes PFS: 6,8 vs. 4,3 Monate; HR: 0,59 (95 % CI: 0,47–0,76); p <

0,001

#

ORR: 27 % vs. 12 % (RECIST v1.1); 33 % vs. 13 % (mRECIST)

TRAE Grad 3–4: 36 % vs. 46 % Zweitlinie Finn 2020,

(KEYNOTE-240)

3

Pembrolizumab (278) vs.

Placebo (135) Medianes OS: 13,9 vs. 10,6 Monate; HR: 0,781 (95 % CI: 0,611–0,998); p = 0,0238*

Medianes PFS: 3,0 vs. 2,8 Monate; HR: 0,775 (95 % CI: 0,609–0,987); p = 0,0186*

ORR: 18,3 % vs. 4,4 % (RECIST v1.1) TRAE Grad 3–4: 18,6 % vs. 7,5 %

mRECIST: modified Response Evaluation Criteria in Solid Tumors; NE: nicht erreicht; ORR: Gesamtansprechrate; OS: Gesamtüberleben; PFS: progressionsfreies Überleben;

RECIST v1.1: Response Evaluation Criteria in Solid Tumors version 1.1; TRAE: therapiebezogene Nebenwirkungen; TTP: Zeit bis zur Progression.

*Primäre(r) Endpunkt(e) nicht erreicht. #Primäre(r) Endpunkt(e) erreicht

Tab. 1: Randomisierte Phase-III-Studien von Immuncheckpoint-Inhibitoren bei fortgeschrittenem hepatozellulärem Karzinom

Referenzen

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