• Keine Ergebnisse gefunden

Porträt: Prof. Dr. Anke Ehlers

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Porträt: Prof. Dr. Anke Ehlers"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Porträt: Prof. Dr. Anke Ehlers

London, 7. Juli 2005: Innerhalb kürzester Zeit kommt es zu vier Explosionen in fahrenden U-Bahn-Zügen und einem Doppeldeckerbus. Das Bankenviertel und weit über 40 Straßen bleiben zeitweise gesperrt. Der Handel an der Londoner Börse wird ausgesetzt. Insgesamt sterben mindestens 52 Menschen durch die Anschläge, über 700 Menschen sind körperlich verletzt. Die Auswirkungen dieser „schwersten islamistischen Terroranschläge in der

Geschichte von Großbritannien“ (The Guardian), die politischen, aber auch die

menschlichen, werden erst in den Wochen und Monaten später sichtbar. Zu den Opfern zählen nicht nur die körperlich Verletzten. Viele der Menschen, die die Bombenanschläge erlebten, erlitten schwere psychische Traumata. Der tödliche Schrecken kehrt bei ihnen in nächtlichen Alpträumen und plötzlichen, bruchstückhaften Erinnerungen im Laufe des Tages zurück. Die erlebte Gefahr und Angst steigt wieder und wieder in ihnen hoch, in Bildern, Geräuschen oder anderen Sinneseindrücken.

Prof. Dr. Anke Ehlers gehörte zu den Experten, die diese Menschen suchten und ihnen eine Behandlung anboten. Über 200 Menschen konnten gefunden und erfolgreich therapiert werden. Die sogenannte „Posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS), unter der die überlebenden Anschlagsopfer litten, ist eine schwere psychische Erkrankung. Viele Menschen mit dieser seelischen Verletzung können nicht mehr arbeiten, brechen ihre Partnerschaften ab und leiden zusätzlich unter Depressionen und Alkoholmissbrauch. Die Oxforder Professorin für experimentelle Psychopathologie Anke Ehlers gehört zu den renommiertesten Erforschern der Entstehung und Behandlung von PTBS. Im Jahr 2013 erhält sie für ihre Leistungen den Deutschen Psychologie Preis.

Unter PTBS leiden Menschen, die in Todesangst versetzt wurden oder Entsetzliches

erlebten. Zu den Erkrankten zählen die Opfer von sexueller und körperlicher Gewalt, wie sie Kinder, Frauen und Männer im Alltag oder in extremen Situationen wie Krieg erleben. In Deutschland sind es häufig die Überlebenden und die teils übersehenen Augenzeugen von Verkehrsunfällen. Zu ihnen gehören oft auch Polizisten und Rettungskräfte. Das Leiden

(2)

dieser Menschen wurde über Jahrzehnte nicht oder nur unzureichend anerkannt.

Notwendige Behandlungsangebote sind diesen schwer psychisch Verletzten bis heute nicht ausreichend zugänglich. Auch die Wissenschaft kam erst relativ spät zu ihren

diagnostischen und therapeutischen Konzepten. Die Symptome einer PTBS sind schon seit über 100 Jahren bekannt. Es dauerte jedoch bis 1980, bis sie Eingang in die

wissenschaftliche Klassifikation psychischer Erkrankungen fand.

Prof. Dr. Anke Ehlers hat mit ihrer Forschung Antworten gefunden auf die Fragen: Wer erkrankt nach einem traumatischen Erlebnis an einer PTBS und wer nicht? Was passiert im Gedächtnis eines traumatisierten Menschen, dass der erlebte Schrecken immer wieder mit solch einer zerstörerischen Wucht zurückkehrt? Wie kann ein Psychotherapeut am

wirksamsten helfen, damit die traumatisierenden Ereignisse verarbeitet werden können?

(3)

Name: Anke Ehlers

Geboren: 11. Januar 1957 in Kiel Familienstand: verheiratet, 2 Kinder

Adresse: Department of Experimental Psychology University of Oxford

South Parks Road

Oxford OX1 3UD

United Kingdom

E-mail: anke.ehlers@psy.ox.ac.uk Universität:

1983 Diplom in Psychologie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen

1985 Doktor der Sozialwissenschaft, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Betreuer: Prof. Walton T. Roth, Stanford University, und Prof. Niels

Birbaumer, Tübingen)

1990 Habilitation in Klinischer Psychologie und Psychophysiologie (Dr. rer. nat.

habil.), Philipps-Universität Marburg

1990 - 2011 Professorin an der Freien Universität Berlin, Georg-August-Universität Göttingen, Oxford University und King’s College London

seit 2012 Professorin für experimentelle Psychopathologie an der Oxford University Veröffentlichungen (164 Artikel in Fachzeitschriften, 11 Bücher, 39 Buchkapitel) Ehlers, A. (1989). Posttraumatische Belastungsstörungen. Göttingen: Hogrefe.

Ehlers, A., & Clark, D. M. (2000). A cognitive model of posttraumatic stress disorder.

Behaviour Research and Therapy, 38, 319-345.

Ehlers, A., Clark, D. M., Hackmann, A., McManus, F., Fennell, M. (2005). Cognitive therapy for PTSD: development and evaluation. Behaviour Research and Therapy, 43, 413 - 431.

Ehlers, A., Clark, D. M., Hackmann, A., McManus F., Fennell, M., Herbert, C. & Mayou, R.

(2003). A randomized controlled trial of cognitive therapy, self-help booklet, and repeated assessment as early interventions for PTSD. Archives of General Psychiatry, 60, 1024 -1032.

Ehlers, A., Mayou, R. A., & Bryant, B. (1998). Psychological predictors of chronic PTSD after motor vehicle accidents. Journal of Abnormal Psychology, 107, 508 - 519.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wir wissen zwar, daß sich unser Kollege Krone immer vorrangig dem Wohl seiner Patienten ver- pflichtet fühlt — aber auch, daß wir mit seiner Mitarbeit und Unter- stützung

Angesichts der hohen Sensitivität unseres Tests für Karzinome und große adenomatöse Polypen sowie der extrem geringen Anzahl falsch positiver Testergebnisse, kann unserer

Er setzte sich in der ersten Vorstandssitzung der Diakonissenanstalt, an der er im Februar 1872 teilnahm, dafür ein, daß das geplante Diakonissenhaus in unmittelbarer Nähe der

Die Tatsache, daß auch bei den Gesetzen zum Thema Witwen und Waisen ein verständiger Gehorsam gefordert ist, zeigt sich daran, daß bei vielen der in der Arbeit untersuchten

Avoid tourniquets (this topic should be discussed with the surgeon) whenever possible - high risk for haematoma and compartment syndrome (and unstoppable diffuse bleeding

Klassischer Typ Patienten mit dem klassischen Typ haben eine sehr elastische Haut aus, die sich bis zu mehrere Zentimeter anheben lässt (normal sind ei- nige Millimeter)..

 Aufarbeitung bestehender und zu entwickelnder  Finanzierungsansätze  für die ambulante Weiterbildung  im Rahmen des neuen Aus‐

So glauben manche Menschen, das Trauma habe gezeigt, dass sie schlecht, minderwertig oder verachtenswert sind, selbst wenn sie zum Beispiel das unschuldige Opfer einer