Digitaler Nachlass
Carolin Pockrandt
Die Übergangsfähigkeit und -weise digitaler Daten unter Berücksichtigung der Rechte Dritter
Düsseldorfer Rechtswissenschaftliche Schriften 166
Nomos
Düsseldorfer Rechtswissenschaftliche Schriften
Herausgegeben von der Juristischen Fakultät der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Band 166
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Carolin Pockrandt
Digitaler Nachlass
Die Übergangsfähigkeit und -weise digitaler Daten unter Berücksichtigung der Rechte Dritter
Nomos
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Zugl.: Düsseldorf, Univ., Diss., 2020 ISBN 978-3-8487-7687-0 (Print) ISBN 978-3-7489-2085-4 (ePDF)
D 61
1. Auflage 2020
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2020. Gedruckt in Deutschland. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Dissertation der Juristischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Erstgutachter: Herr Prof. Dr. Ulrich Noack Zweitgutachter: Herr Prof. Dr. Dirk Looschelders Datum der mündlichen Prüfung: 07. Juli 2020
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Meinen Eltern
Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2019/2020 von der Juris- tischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Dissertati- on angenommen. Rechtsprechung und Literatur konnten bis Dezember 2019 berücksichtigt werden.
Mein herzlicher Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Ulrich Noack, der die Anregung zu diesem Thema gab und mir jederzeit mit wertvollen Ratschlägen und seiner steten Hilfsbereitschaft zur Seite stand.
Er hat mich bereits im Rahmen meiner dreijährigen Tätigkeit als studenti- sche Hilfskraft an seinem Lehrstuhl hervorragend unterstützt und in fach- lichen sowie privaten Gesprächen von der Rechtswissenschaft begeistert.
Sowohl ihm als auch Herrn Prof. Dr. Dirk Looschelders danke ich zudem für die besonders schnelle Erstellung der Gutachten.
Daneben möchte ich mich ganz herzlich bei meiner Schwester und mei- nem Schwager, Katja und Jens Ackermann, bedanken, die mich sowohl im Studium, als auch im Rahmen meiner Doktorarbeit mit viel Verständnis, Geduld und guter Laune unterstützt haben.
Mein größter Dank gilt meinen Eltern, Marita und Guido Pockrandt.
Sie haben mich nicht nur während meiner Ausbildung, sondern in allen Lebenslagen uneingeschränkt, liebevoll und vielseitig unterstützt sowie ge- fördert, wodurch sie die Basis für meine persönliche und berufliche Ent- wicklung geschaffen haben. Durch ihren steten Rückhalt, ihren Zuspruch und ihre Liebe haben sie im wesentlichen Maße zum Gelingen meiner Ar- beit beigetragen. Daher widme ich ihnen diese Arbeit in großer Dankbar- keit.
Düsseldorf, im Juni 2020 Carolin Pockrandt
7
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
A. 17
Der Begriff „Digitaler Nachlass“
B. 19
Übergangsfähigkeit
C. 21
§ 1922 Abs. 1 BGB
I. 21
Der Vermögensbegriff
1. 21
Geldwert als Indiz
2. 21
Telos des § 1922 Abs. 1 BGB
3. 22
Zwischenergebnis
4. 23
Anwendbarkeit des § 1922 Abs. 1 BGB auf den digitalen Nachlass
5.
23 Gesetzlicher Ausschluss
II. 24
Höchstpersönlichkeit
III. 25
Höchstpersönlichkeit des Vertrages
1. 25
Konkreter Personenbezug – Rechtsgedanke des
§ 399 Alt. 1 BGB a.
25 Höchstpersönlichkeit der Nutzungsverträge
b. 26
Höchstpersönlichkeit des Profils – Übergangsfähigkeit
c. 27
Höchstpersönlichkeit des Profils – aktive Weiternutzung
d.
28 Zwischenergebnis
e. 29
Höchstpersönlichkeit der Daten
2. 29
Differenzierung nach dem Inhalt
a. 31
Freie Entfaltung der Persönlichkeit
aa. 31
Praktische sowie personelle Schwierigkeiten
bb. 32
„Infektion“ des gesamten Benutzerkontos
b. 34
Vollständiger Übergang der Daten
c. 35
Übergang höchstpersönlicher, analoger Gegenstände
aa.
35 Übertragung der rechtlichen Wertung auf Daten
bb. 37
Einklang mit der Rechtsordnung
cc. 39
Ergebnis und Folgen für die Angehörigen
d. 40
Postmortales Persönlichkeitsrecht
aa. 41
9
Rechte der Angehörigen
bb. 42
Verfügungen von Todes wegen
IV. 43
Rechte der Kommunikationspartner
V. 44
Datenschutz-Grundverordnung
1. 45
Anwendbarkeit
a. 45
Allgemeines Verhältnis der DS-GVO zu nationalem Recht
aa.
46 Normenverhältnis des Art. 95 DS-GVO
bb. 46
Voraussetzungen des Art. 95 DS-GVO
cc. 47
Öffentlich zugängliche elektronische Kommunikationsdienste in öffentlichen Kommunikationsnetzen
(1)
47 Öffentliche Kommunikationsnetze
(a) 48
Öffentlich zugängliche elektronische Kommunikationsdienste
(b)
48 Entgeltlichkeit
(aa) 49
Übertragung von Signalen – Problem:
Einbeziehung von Over-the-top- Diensten
(bb)
51 Gmail-Fall
(aaa) 52
VG Köln, Urt. v. 11.11.2015
i. 52
EuGH, Urt. v. 13.6.2019
ii. 53
Übertragung des EuGH- Urteils
iii.
53 SkypeOut-Fall: EuGH, Urt. v.
5.6.2019 (bbb)
54 Einzelfallentscheidung
(ccc) 55
Teleologische Überlegungen
(ddd) 55
Europäischer Kodex für die elektronische Kommunikation (EECC)
(eee)
56 Zwischenergebnis
(cc) 57
Das Vorliegen einer kollidierenden Norm
(2) 58
Die datenschutzrechtlichen Vorschriften,
§§ 91 ff. TKG (a)
59 Der Schutz des Fernmeldegeheimnisses,
§ 88 TKG (b)
60
§ 88 TKG als Umsetzung der RL 2002/58/EG
(3) 60
Dieselbe Zielsetzung
(4) 62
Inhaltsverzeichnis
10
Ergebnis
dd. 62
Datenschutzrechtliche Belange des Erblassers
b. 63
Kein Schutz von Verstorbenen
aa. 63
Überlegungen zur analogen Anwendung der Normen
bb.
64 Kein Regelungsbedürfnis
cc. 65
Ergebnis
dd. 67
Datenschutzrechtliche Belange der Kommunikationspartner
c.
67 Anwendbarkeit der Datenschutz-
Grundverordnung aa.
67 Sachlicher Anwendungsbereich
(1) 67
Die Verarbeitung personenbezogener Daten
(a)
68 Keine Ausnahme nach
Art. 2 Abs. 2 lit. c DS‑GVO (b)
69 Persönlicher Anwendungsbereich
(2) 71
Ergebnis
(3) 71
Rechtmäßigkeitsgründe
bb. 71
Zulässigkeit nach Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DS- GVO
(1)
72 Ausdrückliche Einwilligung
(a) 72
Konkludente Einwilligung
(b) 73
Keine rechtliche Sonderbehandlung
(aa) 74
Fehlende Vergleichbar- sowie Selbstverständlichkeit (bb)
75 Zwischenergebnis
(cc) 76
Besondere Anforderungen bei Minderjährigen
(c)
76 Ergebnis
(d) 77
Zulässigkeit nach
Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. b Var. 1 DS‑GVO (2)
77 Zulässigkeit nach Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. f DS-
GVO (3)
80 Berechtigte Interessen der Erben
(a) 80
Erforderlichkeitsgrundsatz
(b) 82
Interessen der betroffenen Personen
(c) 83
Inhaltsverzeichnis
11
Abwägung der gegenüberstehenden Interessen
(d)
83 Vorüberlegung: Besonderheit bei
Minderjährigen (aa)
83 Abwägung im Einzelfall
(bb) 85
Zwischenergebnis
(cc) 87
Kein Einfluss durch das Widerspruchsrecht (dd)
87 Ergebnis
d. 89
Fernmeldegeheimnis, § 88 TKG
2. 89
Anwendbarkeit
a. 90
Anwendbarkeit neben der Datenschutz- Grundverordnung
aa.
90 Persönliche Anwendbarkeit
bb. 91
Sachliche Anwendbarkeit
cc. 91
Reichweite des Schutzes
(1) 92
Schutz der auf dem Server des Providers gesicherten Daten
(2)
94 Zulässigkeit aufgrund einer Einwilligung
b. 95
Ausdrückliche Einwilligung
aa. 95
Konkludente Einwilligung
bb. 95
Zulässigkeit nach § 88 Abs. 3 S. 1 TKG
c. 97
Der Erbe als „anderer“ i.S.d. § 88 Abs. 3 S. 1 TKG
aa. 97
Der Erbe ist kein „anderer“
(1) 97
Der Erbe ist ein „anderer“
(2) 98
Fehlende personelle Identität
(3) 99
Erforderlichkeit für die geschäftsmäßige Erbringung
bb.
100 Kein Einfluss der Allgemeinen
Geschäftsbedingungen (1)
101 Vertragliche Pflicht zur dauerhaften
Bereitstellung (2)
102 Kein Zirkelschluss durch § 1922 Abs. 1 BGB
(3) 103
Kein Entgegenstehen der §§ 91 ff. TKG
(4) 104
Zwischenergebnis
cc. 105
Zulässigkeit nach § 88 Abs. 3 S. 3 TKG
d. 106
Qualifizierter Gesetzesvorbehalt
aa. 106
Berücksichtigung von Verfassungsrecht
bb. 107
Herstellung praktischer Konkordanz
(1) 108
Abwägungsergebnis
(2) 111
Inhaltsverzeichnis
12
Keine rechtliche Grundlage für eine praktische Konkordanz
(3)
111 Klarstellung durch § 88 Abs. 5 TKG
(4) 112
Ergebnis
e. 113
Telemediengesetz
3. 113
Sachliche Anwendbarkeit des Telemediengesetzes
a. 113
Anwendbarkeit im Verhältnis zur Datenschutz- Grundverordnung
b.
115 Ergebnis
c. 116
Kernbereich der privaten Lebensgestaltung
4. 116
Urheberrechte Dritter
VI. 117
Eröffnung des sachlichen Schutzbereichs (§ 2 UrhG)
1. 117
Vereinbarkeit des erbrechtlichen Übergangs mit dem Urhebergesetz
2.
118
„Zeichen- und Bedeutungsebene“
a. 118
Zustimmung nach § 34 Abs. 1 S. 1 UrhG
b. 120
Erschöpfungsgrundsatz
aa. 120
Allgemeines
(1) 120
§ 17 Abs. 2 UrhG als rechtliche Stütze
(2) 121
Anwendbarkeit auf Online-Werke
(3) 121
Umkehrschluss aus § 19 a UrhG
(a) 122
Keine analoge Anwendung des
§ 17 Abs. 2 UrhG (b)
122 Übertragbarkeit des EuGH-Urteils v.
3.7.2012 (c)
123 Art. 3 Abs. 3 RL 2001/29/EG
(d) 124
Erwägungsgrund 29 RL 2001/29/EG
(e) 124
Zwischenergebnis
(f) 124
Telos des Zustimmungserfordernisses
bb. 125
Ergebnis
3. 126
Minderjährigenschutz
VII. 126
Besonderer Schutz beim Vertragsschluss, §§ 107 ff. BGB
1. 127
Kein besonderer Schutz beim erbrechtlichen Übergang
2. 127
Besonderer Schutz durch Spezialgesetze
3. 128
Art und Weise des Übergangs
D. 130
Übergang analoger Gegenstände
I. 130
Besonderheiten von Daten
II. 131
Inhaltsverzeichnis
13
Übergang des schuldrechtlichen Vertrages
III. 131
Die Ansprüche des Erben im Einzelnen
1. 133
Anspruch auf Passworterteilung
a. 133
Keine Geheimhaltungspflicht
aa. 133
Praktische Erwägungen
bb. 135
Kein zusätzlicher Anspruch aus Art. 15 Abs. 1 DS- GVO
cc.
135 Ergebnis
dd. 137
Anspruch auf Kontolöschung sowie Vertragskündigung
b.
137 Inhalt des übergegangenen Vertrages
2. 137
Aktive Weiternutzung
a. 137
„Gedenkzustand“
aa. 137
Profile sozialer Netzwerke
bb. 138
Ebay-Accounts
cc. 139
Veränderte Vertragsmodalitäten
b. 140
Regelung durch Spotify
aa. 141
§ 1922 Abs. 1 BGB als Ausgangspunkt
bb. 141
Übertragung des Rechtsgedankens aus
§ 399 Alt. 1 BGB cc.
142 Vergleich zum Waffenrecht
dd. 143
Übertragung der Rechtsprechung zur aktiven Weiternutzung
ee.
144 Ergebnis
ff. 145
Übergang lokal gespeicherter Daten
IV. 145
Übergang der Daten selbst
V. 148
Keine Zuordnung zum Dienstanbieter
1. 148
Kein Eigentum an Daten i.S.d. § 903 BGB
2. 149
Verträge über Daten
3. 150
Konstellationen anderweitigen Schutzes
4. 151
Dateneigentum abgeleitet aus der DS-GVO?
a. 151
Dateneigentum analog § 903 S. 1 BGB?
b. 153
Übertragung des strafrechtlichen Umgangs mit Daten
aa.
153 Vorliegen einer Analogie
bb. 155
Planwidrige Regelungslücke
(1) 155
Vergleichbare Interessenlage
(2) 156
Probleme im Rechtsverkehr
(3) 157
Datenbesitz
c. 159
Inhaltsverzeichnis
14
Die Inhaberschaft von Daten als „sonstiges Recht“
i.S.d. § 823 Abs. 1 BGB?
d.
160 Schutzbedürfnis
aa. 161
Kein absoluter, aber ausreichender Schutz
bb. 161
Zusammenfassung und Ergebnis
e. 164
Handlungsmöglichkeiten des Dienstanbieters
E. 167
Regelungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen
I. 167
Vorliegen von AGB, § 305 Abs. 1 BGB
1. 169
Wirksame Einbeziehung, § 305 Abs. 2 BGB
2. 169
Kontrollfähigkeit, § 307 Abs. 3 S. 1 BGB
3. 171
Inhaltskontrolle, §§ 307 ff. BGB
4. 172
Ausschluss der Vererbbarkeit
a. 172
§ 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB
aa. 173
§ 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB
bb. 173
§ 307 Abs. 1 S. 1 BGB
cc. 174
Einzelfallbetrachtung
dd. 174
Gedenkzustand
b. 176
Ausschluss der Abtretbarkeit – Auswirkungen für Vermächtnisnehmer
c.
178 Begrenzung der Nutzungsrechte auf den Tod,
§ 31 Abs. 1 S. 2 UrhG d.
180 Unwirksamkeit nach § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB
aa. 181
Exkurs: Überraschende Klausel, § 305 c Abs. 1 BGB
bb. 183
Einseitiges Löschungsrecht
e. 184
Außerordentliches Kündigungsrecht
f. 185
Legitimationsnachweis
g. 186
Ausschluss der Passwortauskunft
h. 189
Individualvereinbarungen
II. 191
Allgemeines
1. 191
Beispiele zulässiger Vereinbarungen
2. 191
Vereinbarungen mit urheberrechtlichem Bezug
3. 192
Inhaltsverzeichnis
15
Handlungsmöglichkeiten des Erblassers
F. 193
Ausblick auf die ePrivacy-Verordnung
G. 195
Fazit
H. 198
Literaturverzeichnis 201
Inhaltsverzeichnis
16