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WWF Deutschland Internationales Zentrum für Meeresschutz Magdeburger Str. 17 20457 Hamburg

Tel.: 040/530 200-118 Direkt: -00

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Der WWF ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).

Hintergrundinformation

Oktober 2006

Tunfisch

Steckbrief

Systematische Einordnung

Tunfische sind eng mit Bonitos und Makrelen verwandt. Sie gehören zur Familie der Makrelen (Scrombridae) und damit zur größten syste- matischen Einheit der Fische, den Barschartigen (Perciformes) mit annähernd 10000 Arten. Zur Tunfischfamilie gehören 51 Arten in 15 Gattun- gen.

Merkmale

Tunfische haben einen kräftigen, spindelförmigen Körper und große Augen. Ein Knochenring um das Auge kennzeichnet ihre Familie. Ihre zwei Rückenflossen können sie in eine Rinne des Rü- ckens legen. Zwischen der zweiten Rücken- und der Afterflosse zieht sich oben und unten je eine Reihe von sogenannten Flösselchen bis zum Schwanzstiel, meistens 5 bis 12 Paar. Sie helfen bei der Vermeidung von Wirbeln während des schnellen Schwimmens. Die schlanke Schwanz- wurzel ist durch kräftige Seitenkiele verstärkt.

Seine Körperform macht den Tunfisch zu einem enorm schnellen Schwimmer, kurzfristig sind sie mit 80 km/h unterwegs.

Der größte der Tunfische ist der Blauflossentun (Thunnus thynnus), der wegen seines roten Flei- sches auch Roter Tun genannt wird. Mit einer maximalen Länge von drei Metern ist er einer der größten Knochenfische überhaupt, wobei die meis- ten Exemplare einen halben bis zwei Meter errei- chen. Tunfische haben meist eine metallisch glän-

zende Farbe zwischen bläulich und silbern. Sie erreichen ein Gewicht zwischen 130 und über 600 Kilogramm, diese Obergrenze ist heute aber sel- ten.

Vorkommen

Tunfische leben in den tropischen, subtropischen und den gemäßigten Ozeanen. Sie kommen so- wohl im küstennahen, als auch im offenen Meer vor und bewohnen Tiefen zwischen 0 und 1000 Metern. Bis in die späten 1950er Jahre konnten noch Tunfische von mehr als drei Meter Länge aus der Nordsee gezogen werden. Von dort sind sie seither aber verschwunden.

Verhalten/Fortpflanzung

Tunfische sind weit wandernde Schwarmfische, tausende Kilometer legen sie pro Jahr in den Mee- ren zurück. Blauflossentunfische, die auf den Ba- hamas markiert wurden, sind vor Norwegen und der brasilianischen Küste ins Netz gegangen.

Sie schwimmen ständig und mit einem sehr effi- zienten Schwimmstil, bei dem der Körper fast steif bleibt und lediglich der schmale Schwanz sehr schnell hin und herbewegt wird. Der Schwimmstil ist auch von Haien bekannt.

Der Blauflossentun kommt zwar in allen Meere vor, hat aber nur zwei feste Laichplätze – im Golf von Mexiko und im Mittelmeer. Die Laichgruppen des westatlantischen Blauflossentuns treffen sich zwischen April und Juni vor Mexiko. Die ostatlan- tischen Tune zwischen Juni und August im Mit- telmeer. Zeitgleich entlassen Weibchen und Männ-

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chen Eier und Samen. Tunfischweibchen können im Schnitt 500.000 Eier produzieren, die kurz unter der Wasseroberfläche treiben. Alte und sehr große Tunfischweibchen, mit einem Gewicht von bis zu 300 Kilogramm, sollen bis zu 10 Millionen Eier pro Laichsaison produzieren können. Wäh- rend andere Tunfische wiederholt in der Saison laichen, ist der Blauflossentun der einzige, der das nur einmal jährlich tut. Die Tunfischlarven schlüp- fen nach nur drei Tagen mit einer Größe von drei Millimetern. Nach einem Monat sind die kleinen Tunfische etwa 3,5 Zentimeter groß.

Ernährung

Tunfische jagen ihre Beute, indem sie ihre enorme Schwimmgeschwindigkeit ausspielen. Am liebsten fressen sie Makrelen. Einige Tunfische fressen auch Kelp, die braunen Riesenalgen.

Tunfischlarven ernähren sich von Flohkrebsen, anderen Fischlarven und Kleinstlebewesen. Die Jungfische fressen ebenfalls kleine Organisman, bis sie groß genug sind, um kleine Fische zu ver- speisen. Die Beute der erwachsenen Tiere umfasst Fische, Tintenfische, Aale und Krebstiere.

Die unter Fischen einmalige Fähigkeit, eine Kör- pertemperatur von bis zu 10 Grad über der des umgebenden Wassers zu halten, ermöglicht ihnen eine Jagd auch in den kalten Gewässern der höhe- ren Breiten. Ihre Stoffwechselrate ist unter den Fischen ebenfalls einzigartig.

Ökonomische Bedeutung

Je seltener, desto wertvoller: Der Atlantische Blauflossentun ist derzeit weltweit der teuerste Fisch. Für ein gut 200 Kilo schweres Exemplar wurden auf dem Fischmarkt von Tokio 175.000 Dollar gezahlt.

Die ökonomisch interessantesten Arten in den wichtigsten Fanggebieten für Tunfisch – Indischer Ozean und Pazifik: Großaugentun, Gelbflossentun, Echter Bonito und Weißer Tun.

Der Weiße Tun, auch Germon (Thunnus alalunga) ist ein wertvoller Speisefisch: Er ist DER Dosen- Tunfisch. Allerdings hat man in Proben des Wei- ßen Tun auch höhere Quecksilbermengen gefun- den, als bei allen anderen Tunfischarten. Es kam zu Rückrufen von Dosenfisch mit zu hohen Quecksilbermengen. Der größte Importeur von Tunfisch in Dosen ist die EU noch vor den USA, hier kommen rund 500.000 Tonnen Büchsentun- fisch pro Jahr auf den Markt.

Fangmethoden

Mit immer größeren Schiffen und leistungsfähige- ren Fangtechniken stellt man den Fischen nach:

Ein moderner industrieller Langleinenfischer be- stückt sein oft 100 Kilometer langes Fanggeschirr mit 30.000 Angelhaken. Aber statt der seltener werdenden Tunfische hängen häufig Tausende von Haien, Schildkröten und Seevögeln an den Haken.

Eine weitere Jagdtechnik ist die Ringwade, ein sehr effizientes, aber auch unselektives Prinzip:

zunächst wird der Schwarm mit dem Netz einge- kreist, anschließend wird das Netz am unteren Ende zusammengezogen und schon sitzt die Beute in der Falle – nur eben nicht ausschließlich der Tunfischschwarm. Vor allem Hochsee-Fische, darunter Delfine, viele Haiarten, Mantarochen, aber z.B. auch die sehr gefährdeten Meeresschild- kröten und unzählige andere Meerestiere werden dabei als Beifang getötet.

Bedrohung

Rote Liste

Die Rote Liste der IUCN listet derzeit sechs Tun- fischarten mit unterschiedlichem Gefährdungs- status: Atlantic spanish mackerel oder Monterey Königsmakrele (Scomberomorus conclor), Alba- core tuna oder Weißer Tunfisch oder Germon (Thunnus alalunga), Yellowfin tuna oder Gelbflossentun (Thunnus albacare), Southern

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Bluefin Tuna oder Südlicher Blauflossentun (Thunnus maccoyii), Bigeye tuna oder Großaugen- tun (Thunnus obesus) sowie Northern Bluefin Tuna oder Blauflossentun (Thunnus thynnus).

Tunfischmast

Schon in den 1990er Jahren galt der Blauflossen- tun als überfischt. Die traditionellen Fangmetho- den und die bestehenden Schiffskapazitäten lande- ten jedes Jahr weniger Fische an. Doch dann kam der Fischindustrie im Mittelmeer eine revolu- tionäre Idee: die Tunfischmast. Mit neuen Ring- wadenschiffen und modernstem Fanggerät rücken die Fischer den Tunfischbeständen zuleibe, um die Fänge anschließend in schwimmenden Käfigen zu mästen.

Ausgehend von Spanien expandierte diese neue Industrie sehr schnell im gesamten Mittelmeer- raum - heute werden Tunfischmastbetriebe von elf Staaten betrieben, ihr Ertrag ist in erster Linie für den Export bestimmt. Hauptabnehmer ist Japan, etwa 95 Prozent aller Fänge werden dorthin expor- tiert. Für das öl- und fetthaltige Fleisch der Fische von der „Farm“ werden immense Preise gezahlt, es lässt sich offenbar besonders gut zu Sushi und Sashimi verarbeiten.

Mitnichten wird in diesen „Aquakulturen“ die Tunfischaufzucht betrieben, denn die Fische, die hier gepäppelt werden, sind Wildfänge aus dem Meer. Im Juli 2006 betrug die Kapazität aller Tun- fischfarmen im Mittelmeer 55.300 Tonnen, das liegt weit über der jährlichen Gesamtfangquote.

Und weitere Arten sind durch die Zucht gefährdet:

Für jedes Kilo Tunfisch werden bis zu 25 Kilo Fisch verfüttert.

Die Fangaktivitäten wurden zu keiner Zeit redu- ziert, um den Tunfisch-Beständen eine Atempause zu gönnen, dafür brachte und bringt diese Fische- rei zu viel Geld ein. Es gab stattdessen noch grö- ßere Fangboote, Lagerhallen und sogar Flughäfen allein für den Tunfisch-Export. Und die europäi- sche Politik hat diese Projekte unterstützt: seit

1997 hat die Europäische Gemeinschaft etwa 28,5 Millionen Euro Subventionen gezahlt. Das Resul- tat: ein erneuter Anstieg der Fangeinsätze.

Piratenfischerei

Es wird geschätzt, dass heute jeder dritte Tunfisch aus dem Mittelmeer illegal gefangen wurde – von Schiffen der EU-Flotte. Piratenfischer melden ihre Fänge nicht, um den Kontrollen zu entgehen, Steuern zu sparen und unentdeckt ihre teilweise unerlaubten Fangmethoden anzuwenden. Ihre Fi- schereipraxis wird auch IUU-Fischerei genannt – illegal, unreguliert und undokumentiert. Der Tun- fisch wird oft schon an Bord verarbeitet und als Tiefkühlware direkt an die Importländer geliefert.

Die weltweiten Fangmengen für die sechs bedroh- ten Arten betrug in:

1990: 1,62 Millionen Tonnen 2000: 1,9 Millionen Tonnen 2004: 2,07 Millionen Tonnen.

Überfischung

Weltweit sind die Bestände der Tunfische in den vergangenen Jahren um bis zu 90 Prozent zurück- gegangen. Nur noch wenige erwachsene Tiere landen für viel Geld auf den Luxusmärkten der Welt. Meistens sind es „Zuchtfische“, die bei ih- rem Fang gar nicht zu den ohnehin überhöhten Fangquoten hinzugerechnet werden.

Studien des WWF ergaben, dass insbesondere der Tunfischbestand im Mittelmeer schwer angeschla- gen ist, die Fänge liegen heute bei nur noch 15 Prozent verglichen mit 1995. Ein weiteres Ergeb- nis der Studien: Die Mast des Blauflossentun ist im Mittelmeer deutlich eingebrochen. Von den Fängen in 2006 wurden 22.520 Tonnen in die Mastbetriebe verbracht, das sind 25 Prozent weni- ger als noch im vergangenen Jahr. Mehrere spani- sche Tunfischfarmen mussten ihren Betrieb bereits aufgeben.

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Oktober 2006 Tunfisch

Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).

Die Fangquoten für den Blauflossentun wurden in jüngster Zeit regelmäßig um mehr als 40 Prozent überschritten. Statt der erlaubten Höchstmenge von 32.000 Tonnen fing die Fischindustrie im Jahr 2004 etwa 45.000 Tonnen, ein Jahr darauf sogar 45.547 Tonnen aus dem Mittelmeer und dem Ost- atlantik. Die tatsächliche Menge lag in beiden Jahren aber wohl deutlich über 50.000 Tonnen.

Diese illegal erhöhten Fangzahlen treiben den Tunfischbestand des Mittelmeeres an den Rand des Kollaps.

Lösung?

Tunfische sind weit wandernde Tiere. Darauf muss sich auch das Fischereimanagement einstellen.

Regionale Managementprogramme gibt es für alle Meere, ihr Ziel ist eine Lenkung und die Überwa- chung der Fischereiaktivitäten in den jeweiligen internationalen Gewässern. Diese sogenannten RFMOs - regional fisheries management organisa- tions - kümmern sich um den Südlichen Blauflos- sentun (der vor Australien in ebenfalls in Mastbe- trieben gepäppelt wird), Tunfische im Östlichen Pazifik, Tunfische im Atlantik, Tunfische im Indi- schen Ozean sowie um die Tunfischbestände des westlichen und zentralen Pazifik.

Generell haben sie das Mandat, Gebiete zum Schutz des Bestandes für die Fischerei zu sperren oder Meeresschutzgebiete für die besonders emp- findlichen Lebensräume und Bestände zu etablie- ren. Diese multinational besetzten Gremien arbei- ten nicht ohne Interessendruck von Seiten ihrer Heimatländer, sodass diese wirkungsvollen Me- chanismen bislang noch nicht angewendet wurden.

Unterdessen werden zahlreiche Tunfischbestände weiter viel zu umfangreich befischt.

WWF Engagement

Der WWF ist in insgesamt elf RFMOs vertreten.

Rund und um den Globus stellt der WWF Infor- mationen für diese Organisationen bereit, um zu

Lösungen für eine umweltschonende Fischerei zu kommen. Nach Ansicht des WWF ist es von zent- raler Bedeutung, die Handhabe der RFMOs und ihre Managementstrukturen weiter zu verbessern.

Für das Mittelmeer fordert der WWF ein Morato- rium, das die Entwicklung neuer Tunfischfarmen untersagt, bis Lösungen auf nationaler und interna- tionaler Ebene in Sicht sind. Dazu braucht es

• ein Fangverbot für die industrielle Fischerei während der Laichsaison,

• Überwachungsprogramme für die Fischerei- und Zuchtaktivitäten,

• verpflichtende Einsätze von Beobachtern an Bord aller Tunfischfänger und in den Mast- betrieben sowie

• eine bessere Regulierung der Fischerei nach kleinen und mittleren Schwarmfischen als Fut- terfisch für die Tunfische.

Der Fischereidruck auf die wilden Tunfischbe- stände muss dringend reduziert werden.

Besonderes

„Tuna“ kommt aus dem Griechischen und heißt

„rasen“ oder „eilen“. Tunfische sind ständig in Eile, denn sie müssen gegen ihr Absinken an- schwimmen und ihre Kiemen ununterbrochen belüften. Mit den zahlreichen und dünnen Lamel- len an ihren Kiemen sind Tunfische in der Lage, mehr Sauerstoff aus dem Wasser aufzunehmen, als jeder andere Fisch. Zudem haben sie sehr große Herzen und ein hohes Blutvolumen.

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