Medikamentöse Therapie der Dranginkontinenz
Vaginale Östrogenisierung Auch bei der Behandlung der weibli- chen Dranginkontinenz ist die vagi- nale Östrogenisierung vor allem bei postmenopausalen Patientinnen eine wichtige Therapieoption. Bei fehlen- den onkologischen Kontraindikatio- nen sollte jeder Patientin mit überak- tiver Blase in der Peri- oder Postme- nopause eine lokale Hormontherapie angeboten werden [23].
Anticholinerge Therapie
Eine zentrale Rolle in der Therapie der Dranginkontinenz spielt die medi- kamentöse Therapie mittels Anti- cholinergika, auch Muscarinrezeptor- antagonsiten genannt.
Das Wirkprinzip besteht in der Hem- mung der Blasenmuskulatur zur Erhöhung der Blasenkapazität und Dämpfung eines überaktiven Detru- sors.
Die zur Verfügung stehenden Präpa- rate sind gut wirksam, haben jedoch teilweise eine sehr hohe Nebenwir- kungsrate. Aus diesem Grund ist die Compliance und Medikamentenein- nahmetreue oft sehr gering. Mögli- che Nebenwirkungen sind Akkomo- dationsstörungen, Mydriasis, Mund- trockenheit, Obstipation, Tachykar- dien und zentralnervöse Nebenwir-
kungen. Eine Verringerung der Nebenwirkungsrate kann durch die Verwendung von Retardpräparaten oder alternativen Applikationsfor- men erreicht werden. Hierbei stehen beispielweise transdermale Darrei- chungsformen sowie die intravesi- kale Applikation von Oxybutynin über Einmalkatheterismus (Instillati- onstherapie) zur Verfügung [24, 25].
Auswahl anticholinerger Präparate:
■ Darifenacin
■ Fesoterodin
■ Oxybutynin
■ Propiverin
■ Solifenacin
■ Tolterodin
■ Trospiumchlorid
Interventionelle Therapie der Dranginkontinenz
Eine mögliche interventionelle Thera- pieoption bei Dranginkontinenz ist die Injektion von Botulinumtoxin A in den M. detrusor vesicae im Rah- men einer Urethrozystoskopie (opti- onal in Narkose). Hierbei kommt es zur Hemmung der Signalübertra- gung zwischen Nerv und motorischer Endplatte und dadurch zur Dämp- fung der Detrusorkontraktionen mit konsekutiver Senkung der Inkonti- nenzepisoden aufgrund erhöhter Blasenkapazität. Diese Behandlung kann etwa aller sechs Monate wie-
derholt werden. Wobei die durch- schnittliche Wirkung zwischen neun bis zwölf Monaten liegt. Aufgrund der lokalen Applikation steht damit eine sehr nebenwirkungsarme Be - handlungsoption zur Verfügung [26].
Bei Patienten mit medikamentenre- fraktärer Drangsymptomatik kann zudem die sakrale Neuromodulation zur Anwendung kommen. Hier wer- den die Sakralnerven mit Hilfe kleiner elektrischer Impulse einer speziellen Form der Nervenstimulation unterzo- gen, was zur Besserung der Inkonti- nenzproblematik führen kann. Damit stellt diese Therapieform eine mögli- che Alternative zu invasiveren Maß- nahmen dar [27].
Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die sogenannte EMDA (Electromo- tive drug application)-Therapie. Hier wird mit Hilfe eines elektrischen Fel- des im Bereich der Harnblasenwand die Verbesserung der Medikamen- tenaufnahme in tiefere Blasenwand- schichten erzielt. Diese Behandlung kann ohne Narkose und beliebig oft durchgeführt werden. Zur Anwen- dung kommen Präparate wie Lido- cain, Pentosanpolysulfat, Hyaluron- säure und Oxybutynin [28].
Operative Therapie der Drang- inkontinenz
Eine operative Therapie sollte bei Dranginkontinenz erst nach Versa- gen der konservativen und interven- tionellen Therapieoptionen durchge- führt werden. Sie stellt eine ausge- sprochene Ausnahme dar und ist meist neurogen bedingter Drangin- kontinenz vorbehalten.
Abschließend kann zusammenge- fasst werden, dass zur Therapie der verschiedenen Harninkontinenzfor- men ein breites Spektrum verschie- dener Behandlungsoptionen zur Ver- fügung steht. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist jedoch eine dezidierte Diagnostik zur Spezifizierung der zugrundeliegen- den Inkontinenzform.
Literatur bei der Autorin Interessenkonflikte: keine Dr. med. Ulrike Lorenz Klinik für Urologie Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz Zeisigwaldstraße 101, 09130 Chemnitz
Originalie
244 Ärzteblatt Sachsen 6 / 2017
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