Gladbeck, 26.09.2017
Die neue DIN EN 16689:2017-06
„Schutzkleidung bei Rettungseinsätzen“
Eine Veranstaltung der
Christian Pannier
Dipl.-Ing. Sicherheitstechnik
seit 2016: Manager Product & Innovation, LHD Group Deutschland GmbH („LION“) 2011 – 2016: Technical Account Manager, Teijin Aramid GmbH
2005 – 2011: Produktmanager, später Specialist und Projektmanager R&D, Lion Apparel Deutschland GmbH (LHD Group)
1999 – 2005: Sicherheitsingenieur, IAS Stiftung seit 1992 Freiwillige Feuerwehr Bretten
seit 2012 Mitarbeiter im NA 075-05-02 AA „Schutzkleidung gegen Hitze &
Flammen“
seit 2014 Mitarbeiter im NA 075-BR-02, dt. Spiegelausschuß zu ISO/TC 94/SC14
EN 16689:2017 / DIN EN 16689:2017-06
Mit EN 16689:2017 normt das CEN erstmals eine dedizierte Schutzkleidung für Einsätze der technischen Rettung
Die Norm ist als Weißdruck im Juni 2017 erschienen und bei Beuth verfügbar.
Warum eine Einsatzbekleidung zur Technischen Hilfeleistung?
Verhältnis der Einsatz Brandbekämpfung : Technische Hilfeleistung der deutschen Feuerwehr 2000 - 2014
Brandeinsätze nehmen ab, Einsätze der Technischen Hilfeleistung nehmen zu.
Dieser Trend ist in vielen europäischen Ländern zu beobachten.
Quelle: Deutscher Feuerwehr Verband, http://www.feuerwehrverband.de/statistik.html
Warum eine Einsatzbekleidung zur Technischen Hilfeleistung?
Feuerwehrschutzkleidung nach EN 469:2005 ist per Definition eine Schutzkleidung zur Brandbekämpfung.
Das in EN 469:2005 definierte Schutzniveau, speziell in Lst. 2, ist auf das Überleben eines Flash-overs ausgerichtet.
Dieses Risiko tritt nur bei Brandeinsätzen auf und betrifft i.d.R. nur Atemschutzgeräteträger.
Schutzkleidung nach EN 469:2005 schützt im TH-Einsatz vor Risiken, die gar nicht existieren. Das ist im besten Fall unnötig, im schlechtesten Fall gefährlich.
Problem: Man trägt sie trotzdem, weil es oftmals nichts anderes gibt.
Warum eine Einsatzbekleidung zur Technischen Hilfeleistung?
Einlagige Feuerwehrschutzkleidung nach HuPF 2/3 deckt nicht alle Risiken ab - keine Anforderungen hinsichtlich Kontaktwärme
- keine Anforderungen hinsichtlich Wasserdichtigkeit / Schlechtwetter - Schnitt / Ausstattung im Regelfall wenig praxisgerecht
Problem: Man trägt sie trotzdem, weil es oftmals nichts anderes gibt.
Grundsätzliche Schutzanforderungen EN 16689:2017
- Schutz des Torsos, Nackens, der Arme bis zu den Handgelenken und der Beine bis zu den Fußgelenken bei SAR-Tätigkeiten OHNE Brandeinwirkung - Schutz gegen Entstehungsbrände
- Schutz gegen klimatische Einwirkungen, raue Oberflächen - Begrenzter Schutz gegen Hitze und Flammen
- Begrenzte Flammausbreitung - Kontaktwärme
- Wärmestrahlung (sehr niedrig, RHTI24 > 7,0 sek. bei 20 kW/m²) - Schutz gegen mechanische Einwirkungen
- Sichtbarkeit / Gesehen werden
Grundsätzliche Schutzanforderungen EN 16689:2017
- Schutz gegen durch Blut übertragene Krankheitserreger
- Schutz gegen elektrostatische Aufladung (optional) - Schutz gegen Penetration durch Viren
Probleme mit EN 16689:2017
Einige Norminhalte sind wenig praxisgerecht!
„(…) muss den Träger gegen klimatische Bedingungen (…) schützen (…)“
Gegen welche klimatischen Bedingungen und wie?
Probleme mit EN 16689:2017
Probleme mit EN 16689:2017
… oder (vermutlich) eher unbeliebt…
Darauf wird’s wohl hinauslaufen…
EN 16689:2017: Gut oder nicht?
Eine dedizierte TH-Bekleidung ist grundsätzlich erstmal eine gute Idee
• als Ersatz für EN 469-Bekleidung für Nicht-AGT gefährdungsorientierte Beschaffung
• als Ergänzung für alle
• Ausfallersatz bei Wäsche / Defekten etc.
• Verbesserter Schutz Kontamination etc.
Problematisch aus meiner Sicht ist die Umsetzung in EN 16689
• unsinnige Forderungen im Normtext, siehe Taschen
• Kein schlüssiges Schutzkonzept, siehe Forderung der Virendichtheit
• große fluoreszierende Anteile auf der Jacke bei (deutschen) Feuerwehren nicht akzeptiert
Es ist fraglich, ob TH-Bekleidung nach dieser Norm sich in der Fläche durchsetzen wird
TH-Bekleidung FF Bretten
Standard-Schutzanzug für alle Nicht-AGT
• schon seit 2015
• Basis EN ISO 11612
• mit Nässesperre
• mit austrennbarem Warmfutter
• sieht aus wie Feuerwehr