Ringvorlesung WS 07 / 08:
Zellbiologie 2
Wolfgang Dröge-Laser
I. Die Zelle
1
.
Wie untersucht man Zellen?Methoden: - Mikroskopie
- Zellfraktionierung 2. Überblick über die Zelle
Wie unterscheiden sich Prokaryonten – Eukaryonten ? Wie unterscheiden sich pflanzliche und tierische Zellen ? 3. Kompartimentierung:
Membranen grenzen Zellen und Funktionsräume ab
II. Die „Zellbestandteile“:
1. der Zellkern 2. die Ribosomen
3. das Endomembran-System 4. die Mitochondrien
5. die Plastiden 6. die Peroxisomen 7. das Cytoskelett
III. Die „Hülle“ der Zellen
1. die pflanzliche Zellwand
2. die extrazelluläre Matrix der Tiere 3. die bakterielle Zellwand
4. Zell-Zell-Kommunikation
Programm: Zellbiologie
16.01.08
23.01.08
25.01.08
18.01.08
2. Wie sind Zellen aufgebaut?
Überblick über die Zelle
I. Die Zelle
Prokaryonten - Eukaryonten
Wichtigster Unterschied:
die Chromosomen der Eukaryonten liegen in einem Membran-umschlossenen Zellkern (Nucleus).
Prokaryonten besitzen keinen Kern, der durch Membranen abgetrennt ist.
Man spricht hier von Nucleoid.
Namensgebung: griech.: eu (echt) karyon (Kern)
pro (vor)
Prokaryonten - Eukaryonten
Prokaryonten Eukaryonten
gemeinsame Merkmale Umhüllung:
Zellinhalt:
Erbmaterial:
Unterschiede
DNA: Kein Zellkern (Nucleoid) Zellkern (Nukleus) Größe: normalerweise sehr klein
(1 – 10 µm) normalerweise größer (10 – 100 µm)
Aufbau der Ribosomen: 70S 80S
Organisation: 1-zellig normalerweise Zellverbände
Metabolismus: oft anaerob normalerweise aerob
Organellen: keine Membran-
umschlossenen Organellen Membran-umschlossene Organellen
Plasmamembran Cytosol
DNA (Chromosomen)
Überblick über die Pflanzenzelle
Golgi Apparat
Zellwand
Plasmamembran/
(Plasmalemma)
Mitochondrien Peroxisomen Apoplast
Mittelllamelle
glattes Endoplasmatisches Retikulum (ER) Chloroplast
raues Endoplasmatisches Retikulum (ER) (mit Ribosomen) Nukleolus
Nukleus mit Chromosomen Kernhülle
Mittelllamelle
Plasmodesmata Vakuole
Tonoplast
„Zellorganellen“
… in Pflanzenzellen,
aber nicht in Tierzellen:
Chloroplasten,
Zellsaftvakuole mit Tonoplast, Zellwand mit Plasmodesmen
Überblick über die tierische Zelle
… in Tierzellen, aber nicht in Pflanzenzellen:
Lysosomen (Aufgabe übernimmt in Pflanzen die Vakuole) Centriolen, Flagellen (Ausnahme mache pflanzl. Spermazellen)
I. Die Zelle
1
.
Wie untersucht man Zellen?Methoden: - Mikroskopie
- Zellfraktionierung 2. Überblick über die Zelle
Wie unterscheiden sich Prokaryonten – Eukaryonten ? Wie unterscheiden sich pflanzliche und tierische Zellen ? 3. Kompartimentierung:
Membranen grenzen Zellen und Funktionsräume ab
II. Die „Zellbestandteile“:
1. der Zellkern 2. die Ribosomen
3. das Endomembran-System 4. die Mitochondrien
5. die Plastiden 6. die Peroxisomen 7. das Cytoskelett
III. Die „Hülle“ der Zellen
1. die pflanzliche Zellwand
2. die extrazelluläre Matrix der Tiere 3. die bakterielle Zellwand
4. Zell-Zell-Kommunikation
Programm: Zellbiologie
16.01.08
23.01.08
25.01.08
18.01.08
3. Wie werden die Zellen abgegrenzt:
Kompartimentierung:
Membranen grenzen Zellen und Funktionsräume ab
I. Die Zelle
Membranen – Abgrenzung von Funktionsräumen
Die Plasmamembran („Plasmalemma“):
¾ Grenzschicht zur Umwelt bzw. zur Nachbarzelle
¾ Stoffaustausch zwischen den Zellen
¾ Stoffaustausch zwischen Zelle und Umwelt
¾ Signalaustausch zwischen Zelle und Umwelt
¾ Selektive Durchlässigkeit (Permeabilität)
Auswahl der Stoffe: Eigenschaft des Lebendigen!
Kompartimentierung: Abgrenzung von Funktionsräumen
¾ ermöglicht den Ablauf verschiedener chemischer Reaktionen durch Trennung der Reaktionsräume
¾ strukturelle Organisation der Stoffwechselreaktionen (z. B. Atmungskette)
¾ wichtige Voraussetzung: geregelter Transport von Molekülen
Beispiel:
Struktur der biologischen Membranen: Modellvorstellungen
¾ Overton (1895): Membranen bestehen aus Lipiden
Experiment: fettlösliche Substanzen („lipophil“) dringen leichter in Zellen ein als „lipophobe“
¾ Langmuir (1917): Künstliche Herstellung von Membranen
Experiment: Phospholipide in organischem Lösungsmittel gelöst zu Wasser geben => Ausbildung einer Membran an der Oberfläche
Phospholipide sind
„amphipathisch“
wasserliebend
„hydrophil“
„hydrophob“
Struktur der biologischen Membranen: Modellvorstellungen
¾ Gorter und Gredel (1925): Membranen sind Lipiddoppelschichten
=> Abtrennung von zwei wässrigen Räumen
¾ Davson und Danielli (1935): (Sandwichmodell)
¾ 50er Jahre des 20. Jh: erstes EM-Bild der Zellwand
hydrophober Bereich Phospholipid-
Doppelschicht („Bilayer“)
Proteine
Phospholipid- Doppelschicht
Darstellung der Membranproteine durch REM
1. gefrieren in flüssigem Stickstoff, 2. schneiden
Membran wird gebrochen
Bedampfen der Oberfläche für REM
Modell:
Das „Flüssig-Mosaik-Modell“ der biologischen Membran (Singer & Nicolson, 1972)
Biomembranen:
¾ Lipide sind flüssig, nicht starr fixiert („Fluidität“)
¾ werden von hydrophoben Wechselwirkungen zusammengehalten
¾ „Flip-Flop“-Bewegung der Lipidmoleküle
¾ Fluidität ist von der Lipidzusammensetzung abhängig:
bei niedrigen Temperaturen nimmt die Fluidität ab Membranproteine werden inaktiv
Wiederholung: Chemischer Aufbau:
Fette sind Ester aus Glycerin und Fettsäuren
Dehydratisierungs-
reaktion Ester-Bindung
Alkohol
org. Säure Ester
Glycerin
Fettsäure Fettsäure Fettsäure
Fette oder Triacylglycerine
Dehydratisierungs-
reaktion Ester-Bindung
Alkohol
org. Säure Ester
Glycerin:
3 Hydroxy-Gruppen (dreiwertiger Alkohol)
Fettsäure
aliphatische CH-Kette (unpolar)
Carboxyl- gruppe
Wiederholung: Chemischer Aufbau:
Fette sind Ester aus Glycerin und Fettsäuren
Glycerin:
3 Hydroxy-Gruppen (dreiwertiger Alkohol)
Fettsäure
aliphatische CH-Kette (unpolar)
Carboxyl- gruppe gesättigte Fettsäuren:
ungesättigte Fettsäuren (enthalten Doppelbindungen!):
Doppelbindungen
Wiederholung: Chemischer Aufbau:
Fette sind Ester aus Glycerin und Fettsäuren
Mehrfachbindungen beeinflussen die Eigenschaften der Fettsäuren
Doppelbindungen:
„Knick“ in der Kohlenwasserstoffkette
„gesättigte“ Fette:
meist tierischer Herkunft
„ungesättigte“ Fette:
aus Pflanzen oder Fischen
Härtung: synthetische Addition von Wasserstoff an ungesättigte Fettsäuren Öle, bei RT flüssig
Phospholipide bilden die Hauptbestandteile der Zellmembranen
hydrophober
Bereich
Membran
Wasser Wasser
Wiederholung: Phospholipide
Phospholipide bilden die Hauptbestandteile der Zellmembranen
Glycerin Cholin
Phospholipide bilden die Hauptbestandteile der Zellmembranen
hydrophober Bereich
Membran
Phospholipiddoppelschicht
Die Fluidität der Membranen hängt von den chemischen Bestandteilen ab
¾ Pflanzen: Kälte-resistente Pflanzen haben einen erhöhten Anteil an ungesättigten Fettsäuren
¾ Tiere: Membranen enthalten Cholesterin (Steroide!): reduziert die
Fluidität bei der relativ hohen Körpertemperatur von 37
oC
Das „Flüssig-Mosaik-Modell“ der biologischen Membran (Singer & Nicolson, 1972)
Biomembranen:
¾ bestehen aus Lipiden, Proteinen und Kohlenhydraten
¾ Proteine sind größer und weniger beweglich; sie bewegen sich aber auch und sind teilweise durch das Cytoskelett fixiert
¾ Innen- und Außenseite sind unterschiedlich (asymmetrisch): Lipidzusammensetzung, Proteinorientierung, Kohlenhydratmodifizierungen („Glykolipide“, „Glykoproteine“)
¾ Aufbau verschiedener Membranen ist unterschiedlich
Selektive Permeabilität von Membranen
O2, CO2, N2
H2O hydrophob
kleine, ungeladene, polare Moleküle
große, ungeladene polare Moleküle
Glucose, Saccharose
geladen H+, Na+, Ca++, Cl-, K+
permeable Membran:
durchlässig für Wasser ( ) und gelöste Teilchen ( )
H20
Selektive Permeabilität von Membranen
[ ]
1< [ ]
21
2
[ ]
1= [ ]
2vorher… nachher…
¾ Ausgleich des
Konzentrationsgradienten (passiver Transport)
¾ spontan
(Entropie nimmt zu!) Konzentrations-
gradient
Diffusion:
[ ]
1= [ ]
2Selektive Permeabilität von Membranen
[ ]
1< [ ]
21
2
vorher…
semipermeable Membran
:durchlässig für Wasser ( ) nicht für die gelösten Teilchen ( )
nachher…
Konzentrations- gradient
Osmose:
[ ]
1< [ ]
2[ ]
1> [ ]
2[ ]
1= [ ]
2Selektive Permeabilität von Membranen
O2, CO2, N2
H2O hydrophob
kleine, ungeladene, polare Moleküle
große, ungeladene polare Moleküle
Glucose, Saccharose
geladen H+, Na+, Ca++, Cl-, K+
Aufgaben der Membranproteine
Transmembranproteine
7 hydrophobe α-helices
Diffusion
erleichterte Diffusion
Passiver Transport
Antiport Symport
Co-Transport Uniport
„
Transporter“,„Carrier“
getrieben vom Konzentrationsgrdient
Beispiel für aktiven Transport:
Der Na
+/K
+Transporter bei Tieren
¾ 3 Na+ werden gegen 2 K+ ausgetauscht: Aufbau einer Membranspannung
…vergleichbar mit der Aktivität
eines Enzyms
Ionentransport kann ein elektrisches Potential erzeugen
…bei Tieren: …bei Pflanzen:
+ -
+ -
¾ Ionentransporter verändern nicht nur die chemische Verteilung von Ionen sondern auch das elektrische Potential an einer Membran
(Aufbau eines „elektrochemischen Gradienten“)
¾ „Energetisierung“ der Membran
¾ Wie in einer Batterie kann Energie in einem Membranpotential gespeichert werden, das zur Verrichtung von Arbeit von der Zelle nutzbar gemacht werden kann
Protonenpumpe
Aufgaben der Membranproteine
Der Zellstoffwechsel ist in abgegrenzten Räumen organisiert
¾ Multienzymkomplexe:
koordinierte Synthesen
¾ Enzyme in Membranen
(z. B. Elektronentransportketten)
¾ Enzyme in Membran-umschlossenen Räumen (z. B. Stroma d. Chloroplasten)
Chloroplasten