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Dokumentation - Auftaktveranstaltung Energetische Quartiersentwicklung in Berlin

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Dokumentation – Auftaktveranstaltung Energetische Quartiersentwicklung in Berlin

17. September 2019 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr

GLS Campus

Kastanienallee 82, 10435 Berlin

Im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz - Referat Klimaschutz und Klimaanpassung

Projektbearbeitung durch:

Berliner Energieagentur GmbH (Leitung) Planergemeinschaft für Stadt und Raum eG

Innovation City Management GmbH

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Hintergrund und Ziel der Auftaktveranstaltung

Die Service- und Beratungsstelle für energetische Quartiersentwicklung (kurz: „Servicestelle Energetische Quartiersentwicklung“) ist ein Projekt der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Das Projekt wird aus Mitteln des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030 (BEK 2030) finanziert.

Ein besonderes Potenzial zur Umsetzung der Berliner Klimaschutzziele liegt in der Entwicklung von quartiersbezogenen Strategien. Hieran knüpft die Servicestelle Energetische Quartiersentwicklung an, die durch die Berliner Energieagentur, die Planergemeinschaft für Stadt und Raum und die Innovation City Management umgesetzt wird.

Aufgabe der Servicestelle ist es, bei der Vorbereitung und Umsetzung energetischer Quartierskonzepte zu unterstützen. Die Servicestelle begleitet Berliner Akteure in diesem komplexen Prozess. Auf diese Weise können:

 gebäudeübergreifende Energielösungen, die auf städtebaulichen und energetischen Analysen aufbauen, gemeinsam konzipiert werden,

 öffentliche und private Belange frühzeitig abgestimmt werden,

 Quartiersvisionen entwickelt und umgesetzt werden,

 nachhaltige Energieversorgungsstrategien in stadtplanerische Prozesse passgenau integriert werden.

Die Auftaktveranstaltung zielte darauf ab, Berliner Akteuren das Unterstützungsangebot der Servicestelle vorzustellen und einen längerfristigen Fachaustausch in Berlin zum Thema energetische Quartiersentwicklung zu etablieren. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen galt es, die Themen zu identifizieren, die den Akteuren aus den Bereichen der Verwaltung, Wohnungsunternehmen, Dienstleister, Vereine, Energieversorger etc. für den weiteren Austausch mit der Servicestelle wichtig sind. In Arbeitsgruppen wurden Herausforderungen, Chancen und Lösungsansätze zu ausgewählten Themen der Quartiersentwicklung in Berlin diskutiert.

Die Erkenntnisse der Auftaktveranstaltung sollen anschließend im Rahmen eines längerfristigen Fachaustausches „Energetische Quartiersentwicklung in Berlin“ priorisiert und vertieft werden.

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1. Begrüßung

Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz und Sebastian Scheel, Staatssekretär für Wohnen begrüßten die Teilnehmenden. Sie hoben die besondere Bedeutung der Quartiersentwicklung für den Klimaschutz hervor und wünschten den Teilnehmenden einen anregenden Fachaustausch.

2. Die Servicestelle Energetische Quartiersentwicklung im Gespräch

Präsentation:

Mechthild Zumbusch (Berliner Energieagentur) aus dem Team der Servicestelle stellte fest, dass die energetische Sanierung von Gebäuden oft in Teillösungen gedacht werde, die häufig jedoch wenig Akzeptanz erfahre. Die Umsetzung von Quartierslösungen sei daher ein wichtiger Ansatz, um mit den Menschen vor Ort über die Grundstücksgrenzen hinwegzugehen und um gemeinsame klimafreundliche Lösungen für Gebäude und Infrastruktur zu entwickeln.

In einer Kurzpräsentation stellte Frau Zumbusch die wesentlichen Bausteine des Unterstützungsangebotes der Servicestelle dar. Diese adressieren verschiedene Phasen potenzieller Quartiersprojekte, angefangen bei der Ideenphase bis hin zur Umsetzungsbegleitung (s. folgende Abbildung aus der Präsentation):

Abbildung 1: Leistungsspektrum der Servicestelle

Sie verwies darauf, dass die Service- und Beratungsstelle im Frühsommer ihre Arbeit aufgenommen habe. Mittlerweile wurde bei der Hälfte aller Bezirksstadträte für Bauen und Stadtentwicklung um Unterstützung geworben. Etwa 20 potenzielle Quartiere seien bis dato benannt worden, die jetzt in die engere Auswahl gelangen und schnellstmöglich in die Umsetzung gebracht werden sollen.

Zusammenfassend stellte Frau Zumbusch heraus, dass:

 der Bedarf an gebäudeübergreifenden Strategien und Maßnahmen in Berlin weiter vorhanden sei,

 zahlreiche potenzielle Quartiere für die Umsetzung integrierter energetischer Strategien identifiziert wurden,

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 die politische Unterstützung vorhanden und essentiell sei,

 die Wirtschaftlichkeit im Zusammenhang mit Sozialverträglichkeit und städtebaulichen Strukturen adressiert werden solle,

 die Anreizschaffung über die Wirtschaftlichkeit hinaus wichtig sei, hierzu gehören Image, Vorbildfunktion oder zivile Bewegungen wie „Fridays for Future“,

 es in den Quartieren vielfältige Chancen gäbe, die es zu nutzen gilt (z.B. im Kontext von neuen Quartieren, Verdichtungen, Erneuerungen von Infrastrukturen).

Moderierte Gesprächsrunde:

Im Rahmen einer moderierten Gesprächsrunde mit weiteren Mitarbeiter*innen des Servicestellen-Teams und zwei Vertreter*innen aus den Bezirken Spandau und Mitte von Berlin wurden Teilaspekte der integrierten energetischen Quartiersentwicklung vertieft und ergänzt.

Teilnehmer*innen der Gesprächsrunde:

 Dr. Cornelia Niemeitz, Bezirksamt Spandau von Berlin

 Hartmut Schönknecht, Bezirksamt Mitte von Berlin

 David Uong, Berliner Energieagentur GmbH (Team der Servicestelle)

 Paul-Martin Richter, Planergemeinschaft für Stadt und Raum eG (Team der Servicestelle)

 Tobias Clermont, Innovation City Management GmbH (Team der Servicestelle)

Die zentralen Aussagen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Rolle der Verwaltung: Entscheidend sei die politische Unterstützung der Bezirksverwaltungen und der politischen Entscheidungsträger. Die Sensibilität für das Thema Klimaschutz in Quartieren sei grundsätzlich da, jedoch teilweise in sehr unterschiedlicher Tiefe. Hier ist es Aufgabe der Servicestelle, bestehendes Wissen zu bündeln und gemeinsame Fragen und Lösungen (z.B. Modernisierung in Milieuschutzgebieten) durch einen Wissenstransfer zu adressieren.

Besonderheiten Berlins: Berlin habe als Hauptstadt eine besondere Vorbildfunktion beim Klimaschutz. Um dieser Rolle gerecht zu werden, müsse viel Eigeninitiative gezeigt werden. Der Einsatz von Personal bei der Abarbeitung von Klimaschutzthemen in der Berliner Verwaltung sei dabei von hoher Bedeutung, insbesondere durch ressort- und fachübergreifende Zusammenarbeit.

Besonderheit des Unterstützungsangebotes der Servicestelle: Die Servicestelle legt in ihrer Arbeit von Anfang einen Fokus darauf, wie die Umsetzung im Quartier gelingen kann. Sie sucht direkt und aktiv die Umsetzungsakteure auf, die Maßnahmen umsetzen möchten (z.B. Eigentümergruppen, Vereine, Gewerbetreibende). Durch fachlichen Input zu Antragswesen, Fördermöglichkeiten oder Handlungsschwerpunkten könne die Servicestelle wichtige Arbeitsschritte verkürzen und damit zu Beginn zentrale Hürden abbauen.

Erfahrungswerte aus dem Projekt „Green Moabit“ (Berlin Mitte): Das Thema Quartiersentwicklung sei ein langfristig angelegtes Thema, das auch entsprechende

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politische Unterstützung erfordere. Hierbei sei die Kontinuität von Personal aufseiten der Verwaltung aber auch aufseiten von Akteuren aus den Quartieren wichtig. Daher wurde Wissensmanagement und –transfer als essentiell benannt.

Erfahrungswerte aus dem Projekt „Quartierskonzept Obstallee“: Vor 2 ½ Jahren wurde ein erfolgreicher Prozess mit Anker-Akteuren (Wohnungsunternehmen etc.) angestoßen, um ein Quartierskonzept zu erstellen (aktuell in der Fertigstellung). Dieses Beispiel verdeutliche die Langfristigkeit solcher Quartiersprojekte, die jedoch behutsam vorbereitet werden sollten. Das Risiko der Veränderungen von politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen (z.B. Mietendeckel) müsse in Konzepten jedoch stärker berücksichtigt werden.

Nutzen und Wirkung von Quartierskonzepten: Im Rahmen der Erstellung und Umsetzung energetischer Quartierskonzepte werde ein gebündeltes und konzertiertes Vorgehen nachverfolgt, das damit einhergehend Synergien durch einen Ansprechpartner vor Ort aufzeige. In Bottrop beispielsweise erhielt ein Stadtteil durch ein Quartierskonzept und die anschließende Umsetzung umfassende Impulse für die nachhaltige Quartiersentwicklung.

Erwartungshaltungen: Von der Servicestelle können die Teilnehmer*innen eine auf Umsetzung ausgerichtete Bearbeitung erwarten und eine Anlaufstelle, die Erfahrungen aus Berlin und bundesweiten Projekten zur Umsetzung nutzt.

Umgang mit dem Thema Sozialverträglichkeit: Es bestand Konsens darüber, dass der geplante Mietendeckel Auswirkungen auf die energetische Modernisierung von Gebäuden haben werde. Die Servicestelle begreife darin jedoch eine Chance für eine Stärkung des Quartiersansatzes: Statt der Betrachtung eines Einzelgebäudes wird das Potenzial des Gesamtquartiers in den Blick genommen.

Fördernde Faktoren für den Quartiersansatz: Die Erfahrungen aus Städten wie Bottrop zeige, dass kommunale Förderprogramme bei der Umsetzung von energetischen Maßnahmen einen Anreiz setzen können, besonders bei Einzeleigentümer*innen. Aufbauend auf bestehenden Erfahrungen werde im Kontext der energetischen Quartiersentwicklung durch Initiative der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz aktuell eine ergänzende Förderrichtlinie diskutiert.

3. Fragen und Antworten

Im Nachgang zur moderierten Gesprächsrunde wurden Rückfragen der Teilnehmer*innen beantwortet. Die zentralen Themen werden im Folgenden dargestellt:

Konzepte vs. Umsetzung: Die Konzepte seien kein Selbstzweck, sondern bilden wichtige Grundlagen für die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen, insbesondere durch die damit verbundene Förderung eines Sanierungsmanagements. Um den dahinterstehenden Umsetzungsprozess zu beschleunigen, kann nach den Förderregularien der KfW-Bank bereits mit der Entwicklung des Quartierskonzeptes ein Sanierungsmanagement beauftragt werden, das die Konzeptentwicklung und die anschließende Umsetzung nahtlos begleitet und befördert.

Unterschied zwischen der Servicestelle und KfW-Sanierungsmanagements: Die Servicestelle unterstützt nach Aussagen des Servicestellen-Teams insbesondere die Prozesse zur Initiierung und Vorbereitung eines Quartierskonzeptes (z.B. Auswahl von

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geeigneten Quartieren und deren Zuschnitt, Handlungsansätze (grob), Konzept- Antragstellung), während das Sanierungsmanagement die umfassende Umsetzung der Quartierskonzepte übernimmt. Die Servicestelle stehe aber auch im Umsetzungsprozess als Ansprechpartner zur Verfügung und berät zu ausgewählten Fragestellungen.

Bedeutung der CO2-Einsparwirkung bei der Auswahl von Quartieren und Maßnahmen: Bei der Auswahl von potenziellen Quartieren wird die unmittelbare CO2- Einsparung nicht explizit ermittelt und als Bewertungskriterium herangezogen. Dies erfolgt erst im Rahmen des Quartierskonzeptes. Viel eher gehe es in einem ersten Schritt darum, dass Anker-Akteure aus Quartieren (z.B. Gebäudeeigentümer*innen oder Energieversorger) die Initiative für Klimaschutzmaßnahmen ergreifen und bei Entscheidungsprozessen zur Umsetzung von Maßnahmen unterstützt werden.

Berücksichtigung der Schulbauinitiative: Es wurde aus dem Publikum angemerkt, dass die Schulbauinitiative bei der Auswahl von potenziellen Quartieren berücksichtigt werden solle, da davon ausgehend Impulse für Quartierslösungen ausgehen können.

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4. Sammlung und Priorisierung von Themen für die Zusammenarbeit

In einem 20-minütigen Prozess wurden von den Teilnehmer*innen Themen und Fragen auf Karteikarten festgehalten, die als Anregungen zu weiteren Austauschformaten (Runde Tische und zielgruppenspezifische Workshops) fungieren.

Die Vorschläge der Teilnehmer*innen wurden dabei in vier Hauptthemen geclustert:

1. Förderung / Finanzierung

 Durchblick bei Fördermöglichkeiten unterstützen

 Kumulierbarkeit / Kombinationsmöglichkeiten bestehender Programme darstellen (innerhalb von Quartierskonzepten)

 Synergien mit bestehenden Angeboten / Aktivitäten (z.B. Wirtschaftsförderung)

 Transparenz der Förderstruktur des KfW-Programms 432 „Energetische Stadtsanierung“ (z.B. „Wer zahlt den 35%-Eigenanteil? Welche Kosten kann die Städtebauförderung übernehmen? Förderung nachhaltiger Dämmstoffe?“)

 Beratung der Förderstellen (Bündelung und Zusammenfassung der Programme)

 Geschäftsmodelle für Klimaschutz im Quartier zur Umsetzung

 Integration von Gebietsbeauftragten der Städtebaufördergebiete

 Schnittstellen der Quartierskonzepte zu Förderkulissen des Stadtumbaus

2. Integrierter Ansatz

 Berücksichtigung von Gewerbequartieren

 Soziale und kulturelle Randbedingungen einbeziehen (z.B. „Gibt es im Quartier noch einen Sportverein? Quartiersauswahl nach kulturellen Kriterien?“)

 Sektorkopplung im Quartier umsetzen

 Verständnis einer integrierten Planung: Energetisches Konzept unter Berücksichtigung von Mobilitäts- und Freiraumaspekten und sozialen Themen

 Definition sektorübergreifender Angebote für Quartiere

 Beispielhafte Maßnahmen aus Quartierskonzepten darstellen

 Vernetzung mit BEK-Maßnahmen erörtern (Energieversorgung, EE etc.)

 Sicherung von Quartierskonzepten in der Bauleitplanung

 Klimaschutz in Milieuschutzgebieten

 Spezifizierung des Begriffs Klimaneutral (für Gebäude, Schulen, Büro, Gewerbe)

 Berücksichtigung der öffentlichen und sozialen Infrastruktur

 Digitalisierung mitdenken

 Spezifizierung eines „Integrierten energetischen Quartierskonzeptes“ (Fortbildung für Planungsbüros und Planer)

3. Akteure und Aktivierung

 Stellen- / Aufgabenprofil „Klimaschutzbeauftragter“

 Aufgaben für Gebietsbeauftragte

 Welche Rolle spielen umsetzungsbereite Akteure bei der Auswahl der Quartiere?

 Aufsuchende Beratung (Veranstaltungen + Einzelberatungen)

 Aktivierung beschleunigen

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 Quartiersauswahl (Diversifikation vs. Effizienz)

 Aktivierung unter Berücksichtigung folgender Kriterien: „Anker“-Akteur notwendig, Top- down + Bottom-up-Ansätze fördern, öffentliche Liegenschaften mitdenken etc.

 Sozialverträgliche energetische Modernisierung

 Selbstnutzende Eigentümer in den Blick nehmen

 Kommunikation stärker auf Chancen ausrichten und weniger auf die Herausforderungen

 Langfristige Strukturen schaffen für Energiewende-Prozess

 Datenbeschaffung (Versorger, Schornsteinfeger*innen etc.)

 Best-Practice (Maßnahmen, Vernetzung Eigentümer*innen)

 Darstellung der bereits identifizierten Quartiere

4. Technische Möglichkeiten

 Rahmenbedingungen für kommunale Nahwärmenetze darstellen (z.B. Betreiber, rechtliche Aspekte, Potenziale und Erfolgsbedingungen)

 Mieterstrom

 Einbeziehung des InfraLabs für versorgerübergreifende Konzepte

 Übersicht von relevanten Technologieanbietern in Berlin (Ausschreibungspraxis, Einzellösungen, Erfolgsmonitoring)

 Darstellung wirksamer und skalierbarer Maßnahmen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten

 Darstellung gesetzlicher Auflagen in Berlin (Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt etc.)

 Kriterien für Erfolgsmessung ableiten

 Kommunale (bezirkliche) Wärmeplanung

 Energetische Sanierung: Darstellung und Entwicklung geeigneter Geschäftsmodelle

 Umsetzungsziele (technische Möglichkeiten, rechtliche Voraussetzungen, finanzielle Auswirkungen)

5. Fachaustausch – Erste Sitzung / 6. Zusammenfassung der Diskussionen

Um Teilaspekte der zuvor geclusterten vier Hauptthemen zu vertiefen, wurden diese an vier Thementischen bearbeitet. In dem rund einstündigen Fachaustausch wurde im World-Café- Format anhand folgender Leitfragen diskutiert:

 Welche Aspekte sind Ihnen an diesem Thema besonders wichtig im Hinblick auf energetische Quartierskonzepte?

 Welche Erfahrungen liegen dazu bereits im Quartierskontext vor?

 Wo wird noch ein Input benötigt? Wie kann die Servicestelle helfen?

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Die Zusammenfassung der Thementische lässt sich wie folgt zusammenfassen:

1. Thementisch „Förderung / Finanzierung“

An dem Thementisch „Förderung“ sind verschiedene Fragestellungen thematisiert worden, die im Folgenden kurz zusammengefasst werden. Prinzipiell wurde zwischen zwei Arten von Förderung unterschieden. Einerseits die Förderung, die für die Erstellung von Quartierskonzepten und deren Umsetzung zur Verfügung steht und andererseits die Förderungen, die die Umsetzung von investiven Maßnahmen unterstützen.

Für die Quartierskonzepte und deren Umsetzung gibt es seit mehreren Jahren das Förderprogramm „KfW- 432 Energetische Stadtsanierung“ mit einem Zuschuss in Höhe von 65%, der in verschiedenen Bundesländern durch komplementäre Förderung noch weiter aufgestockt werden kann. Insgesamt herrschte bei den Teilnehmer*innen eine breite Grundkenntnis zu dem Programm vor, Interesse bestand demnach an vertiefenden Informationen z.B. zur Darstellung des Eigenanteils oder den Möglichkeiten der Weiterleitung.

Als besonders wichtig wurde von den Teilnehmer*innen die Förderung von investiven Maßnahmen eingeschätzt. Zwar bestünden bereits vielzählige Programme, häufig seien diese allerdings sehr komplex bei der Beantragung, haben hohe energetische Anforderungen, seien finanziell zu unattraktiv oder schlicht nicht bekannt. Einigkeit bestand besonders bei dem Punkt, dass Privatpersonen häufig mit dem „Förderdschungel“ überfordert seien und in der Konsequenz auf die Beantragung von Fördermitteln bei energetischen Maßnahmen verzichten.

Zusätzlich wurden folgende Punkte angesprochen:

 Die Teilnehmer waren sich einig, dass mit der Förderkulisse der Städtebauförderung bereits viele Erfolge erzielt werden konnten. Eine bessere Kombination mit den KfW- Förderprogrammen zur Steigerung der Attraktivität von Fördermitteln sollte angestrebt werden.

 Es sollten Lösungen für das Mieter-Vermieter-Dilemma gefunden werden, bei dem Vermieter*innen zwar investieren, Mieter*innen aber die (energetischen) Einsparungen erhalten. Aufgrund der ortsüblichen Vergleichsmiete können die Investitionen meistens nicht umgelegt werden.

 Klimaschutz und Klimaanpassung sollten bei der Förderung eine wichtigere Rolle einnehmen und besser honoriert werden.

 Eine Übersicht mit relevanten Fördermitteln für die verschiedenen Zielgruppen wurde als hilfreich benannt.

2. Thementisch „Integrierter Ansatz“

Nach Ansicht vieler Teilnehmer*innen existieren in Berlin bislang nur begrenzte praktische Erfahrungen im Bereich der integrierten energetischen Quartiersentwicklung. Innerhalb der Verwaltung müssen demnach teilweise noch ein gemeinsames Verständnis und Strukturen für eine fachübergreifende Zusammenarbeit in diesem Themenbereich geschaffen werden. Die Erfahrungen aus der Städtebauförderung wurden hierfür als hilfreiche Grundlage betrachtet.

Die Teilnehmer*innen waren sich einig, dass das Erreichen der Klimaziele ein gemeinsames Ziehen an einem Strang durch verschiedene Akteure erfordere. Ein integrierter Ansatz ermögliche die Festlegung einer Vielzahl an Zuständigkeiten für die Umsetzung einzelner

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Maßnahmen auf Grundlage eines gemeinsamen Konzeptes. Es bestand Konsens, dass die betroffenen Akteure sich mit der energetischen Quartiersentwicklung bzw. mit einem entsprechenden Konzept für ihren Kiez identifizieren müssen. Hilfreich sei es hierbei, in Gebieten aktiv zu werden, die zum einen durch bauliche oder geografische Rahmenbedingungen eine Kiezdefinition zulassen. Zum anderen sei es förderlich, wenn Akteure vor Ort im Themengebiet Klima / Energie / Umwelt bereits aktiv sind bzw. sonstige Akteursstrukturen bestehen und ein Bottom-up-Ansatz befördert werden kann.

Weitere Punkte und Fragen, die teils kontrovers diskutiert wurden, waren wie folgt:

 Rahmenbedingungen für die Energieversorgung: Welche Potenziale bieten energetische Quartierskonzepte in Gebieten, die bereits (weitgehend) an die Fernwärme angeschlossen sind?

 Umfang und Komplexität: Einerseits sollten möglichst alle Sektoren bei der Gebietsentwicklung Berücksichtigung finden. Dies beinhalte, dass Medienträger, öffentliche und private Eigentümer*innen sowie die Gebietsbevölkerung mit auf den Weg genommen werden. Anderseits würden Abstimmungsprozesse, Finanzierungskonzepte etc. mit jeder grundstücks-, eigentümer- oder fachübergreifenden Maßnahme und mit jedem zusätzlichen Akteur zunehmend komplex und schwieriger umsetzbar.

 Anspruch an Sanierungsrate und -tiefe: Ist der Anspruch umsetzbar, auf Maßnahmen mit hohen Effekten hinsichtlich CO2-Reduktion bzw. Energieeinsparung abzuzielen bzw. auf umfängliche Maßnahmen mit einer möglichst hohen Sanierungstiefe? Oder geht es zunächst einmal darum, überhaupt Bewusstseinsbildung zu schaffen und Breitenwirkung zu erzielen durch Maßnahmen, die eine Steigerung der Sanierungsrate im Fokus haben, jedoch bei geringer Sanierungstiefe?

Weitere Hinweise an die Servicestelle:

 Bei der Gebietsauswahl gelte es, möglichst Monotonie zu vermeiden, stattdessen unterschiedliche Gebietstypen mit möglichst unterschiedlichen Ansätzen und Möglichkeiten zu berücksichtigen, die wiederum eine Bandbreite an Good-Practice hervorbringen können.

 Hierbei seien auch soziale Aspekte zu berücksichtigen.

3. Thementisch „Akteure und Aktivierung“

Als wesentlicher und wiederkehrender Punkt wurde hervorgehoben, dass einzelne Akteure in den Quartieren als „Anker“ notwendig seien, z. B. Versorger, Wohnungsgesellschaften oder private Zusammenschlüsse, um eine Quartiersentwicklung zu initiieren. Durch einen handelnden Akteur entstehe eine Multiplikator-Wirkung. Jedoch sollte das entsprechende Projektmanagement durch eine neutrale Stelle, ggf. in den Bezirksverwaltungen, koordiniert werden. So werde der Entwicklungsprozess nicht als einzelne Aktivität oder rein gewinnorientierte Maßnahme von Unternehmen wahrgenommen, sondern als gemeinschaftliches Engagement für das Quartier mit langfristigen Strukturen.

In diesem Kontext seien auch eine zielgerichtete Kommunikation und die Beteiligung von sozialen Akteuren, Verbänden und „Trägern von Emotionen“ notwendig. Die Teilnehmer*innen des Thementisches sahen teilweise auch ein Potenzial darin, die Einzeleigentümer*innen und

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Mieter*innen bereits in der Konzeptphase zu involvieren und so Ideen für die Entwicklung von Quartieren zu sammeln.

Mit Blick auf die Umsetzung von Quartierskonzepten und die damit verbundene Aktivierung von Eigentümer*innen sei es notwendig, die individuellen Strukturen zu kennen. Das beträfe sowohl die konkrete Identifikation von Multiplikatoren als auch eine valide Datengrundlage, insbesondere in Hinblick auf Einzeleigentümer*innen bzw. Hausverwaltungen bei Wohneigentümergemeinschaften.

Um insbesondere bei Kleineigentümer*innen und auch bei Eigentümer*innen größerer Bestände sowie in öffentlichen Liegenschaften die Umsetzungswahrscheinlichkeit zu erhöhen, bestand Konsens darüber, dass Anreize beispielsweise durch Förderung geschaffen werden müssen. Vorhandene Fördermöglichkeiten müssen bekannter gemacht werden, zugleich aber auch neue Förderinstrumente geschaffen werden. Dabei dürfe die Innovation nicht aufgrund von fehlender Wirtschaftlichkeit ausgeschlossen werden.

4. Thementisch „Technische Möglichkeiten“

Im Kern der Diskussionen wurde darüber diskutiert, welche Rolle und Bedeutung die technischen Möglichkeiten bei der Realisierung von klimafreundlichen Gebäuden und Quartieren einnehmen. Hier bestand weitestgehend Konsens darüber, dass die technischen Möglichkeiten es bereits zulassen, klimaneutrale Gebäude und Quartiere umzusetzen, je nach Ausgangssituation auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Die Umsetzungen scheitern nach Ansicht der Teilnehmer*innen oft nicht an den technischen Möglichkeiten, sondern oft an Unwissenheit, Amortisationszielen/Wirtschaftlichkeit oder fehlenden Planungssicherheiten durch sich ständig verändernde Rahmenbedingungen.

Die technischen Möglichkeiten wurden daher nicht als „Bottleneck“ eingestuft, sondern viel eher die damit verbundenen Entscheidungsprozesse von relevanten Akteuren.

Auch die Berechnung der CO2-Einsparmengen von Maßnahmen und deren Monitoring sei bislang kaum transparent und würde weitere Hinweise auf die Wirksamkeit von Ansätzen abbilden. Die Umsetzung von klimafreundlichen Nahwärmenetzen, die durch einen hohen Anteil erneuerbarer Energien gespeist werden, wurde von den Teilnehmer*innen als wichtiger Baustein zur Umsetzung klimafreundlicher Quartiere betrachtet. Einzelne Teilnehmer*innen berichteten, dass es wenig Infos in den Bezirken etc. zu potenziellen Anbietern und Betreibergesellschaften gäbe.

Daher wurden konkrete Vorschläge gemacht, wie in Berlin das Thema „Technische Möglichkeiten“ gestärkt werden könne. Dazu zählen insbesondere folgende Vorschläge:

 Erstellung von Übersichten von Betreibern von Nahwärmenetzen in Berlin

 Typisierung von technischen Möglichkeiten abhängig von Quartierstyp/- zusammensetzung

 Darstellung von Fördermöglichkeiten für einzelne Technologien

 Aufbereitung und Übertragung („Wissenstransfer“) von bestehenden erfolgreichen Projekten in Berlin oder anderen Städten

Die Vorschläge sollten hinsichtlich geplanter Leitfäden aufgenommen werden.

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7. Ausblick

Dr. Ursula Flecken fasste als Moderatorin noch einmal die zentralen Ergebnisse der Auftaktveranstaltung zusammen. In diesem Zusammenhang stellte sie die Vielschichtigkeit des Themas „Quartiersentwicklung“ heraus, die durch einen langfristigen Wissensaustausch und der aktiven Unterstützung durch die Servicestelle zielgerichtet bearbeitet werden soll. Die Anregungen der Teilnehmer*innen gäben sehr viele gute Hinweise für Themen und Fragestellungen. Die aus Sicht der Teilnehmer*innen prioritär zu bearbeitenden Themen wurden ergänzend in einem Fragebogen abgefragt und werden für die Auswahl der Themen für den Wissenstransfer gefiltert und genutzt.

Nach einer kurzen Zusammenfassung der Veranstaltung skizzierte Larissa Rensing (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz) weitere relevante Arbeitsschritte und Entwicklungen. So verwies sie auf weitere Runde Tische und zielgruppenspezifische Workshops, in denen einzelne Themen, die in der Auftaktveranstaltung und aus bilateralen Gesprächen aufgeworfen wurden, vertiefend betrachtet werden und potenzielle Lösungen initiiert werden.

Als Teil weiterer relevanter Aktivitäten in diesem Zusammenhang verwies Frau Rensing auf die in Vorbereitung befindlichen Förderprogramme des Landes Berlin „HeiztauschPLUS“ und

„EnergiespeicherPLUS“.

gez.

Team der Servicestelle

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Anhang

Fotodokumentation – Impressionen der Veranstaltung1

1 Bildquelle alle Fotos: „Berliner Energieagentur GmbH“ (BEA)

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