Hans Walser, [20171015]
Eulersche Polyederformel 1 Worum geht es?
Die Eulersche Polyederformel wird in der Schule meist durch Abzählen der Ecken, Kanten und Flächen bearbeitet.
Es wird für einigermaßen regelmäßige Polyeder eine alternative Berechnungsart vorge- stellt, welche sich auch auf ebene und hyperbolische „Polyeder“ übertragen lässt.
Vorgehen exemplarisch.
2 Beispiele mit Polyedern 2.1 Würfel
Abb. 1: Würfel
2.1.1 Globales Vorgehen
Der Würfel hat e = 8 Ecken, k = 12 Kanten und f = 6 Flächen. Daraus ergibt sich:
χ=e−k+ f =8−12+6=2 (1) Wir können alternativ vorgehen wie folgt.
2.1.2 Lokales Vorgehen
Von jeder Würfelecke gehen drei Kanten aus. Da jede Kante zwei Würfelecken verbin- det, erhalten wir für die Anzahl k der Kanten:
k= 123e (2) Weiter kommen an jeder Würfelecke drei Quadratflächen zusammen. Da jede Quadrat- fläche mit vier Ecken inzidiert, erhalten wir für die Anzahl f der Flächen:
f = 143e (3)
Somit ist:
χ =e−k+ f =e−23e+ 34e=e
(
1−23+43)
= 4−6+34 e= 14e (4) Wegen e = 8 folgt (1). Wir müssen nur einmal global zählen.2.1.3 Winkeldefizit
An jeder Ecke kommen drei rechte Winkel von den Quadratflächen zusammen. Das macht zusammen 270°. Es fehlen 90° bis zum vollen Winkel von 360°. Auf e = 8 Ecken fehlen also insgesamt 8 × 90° = 720°. Das ist das globale Winkeldefizit nach Descartes.
Damit wird:
χ = 720360°°=2 (5)
Die Herleitung über das Winkeldefizit ist ebenfalls lokal. Wir brauchen nur noch die Eckenzahl zu kennen.
2.2 Kuboktaeder
Abb. 2: Kuboktaeder
2.2.1 Globale Zählweise
Das Kuboktaeder hat e = 12 Ecken, k = 24 Kanten und f = 14 Flächen. Somit ist:
χ=e−k+ f =12−24+14=2 (6) 2.2.2 Lokale Zählweise
Von jeder Ecke gehen vier Kanten aus. Somit ist:
k= 124e=2e (7)
An jeder Ecke kommen zwei Quadrate und zwei Dreiecke an. Daher ist:
f = 142e+132e=e612+8 = 76e Daher erhalten wir:
χ =e−2e+76e=6−12+76 e=16e (8)
Wegen e = 12 folgt χ=2. 2.2.3 Winkeldefizit
An jeder Ecke haben wir zwei 60°-Winkel und zwei 90°-Winkel, zusammen also 300°.
Das Winkeldefizit ist 60°. Wegen e = 12 ist das globlae Winkeldefizit 720° und damit χ =2.
2.3 Rhombitruncated Icosidodcahedron
Abb. 3: Rhombitruncated Icosidodecahedron
2.3.1 Globale Zählweise
Es ist e = 120, k = 180 und f = 12 + 20 + 30 = 62. Wer zählt nach? Es ist χ =2. 2.3.2 Lokale Zählweise
Von jeder Ecke gehen drei Kanten aus. Daher ist:
k= 123e=23e (9)
Jede Ecke inzidiert mit einem Zehneck, einem Sechseck und einem Quadrat. Daher ist:
f =e
(
101 +16+14)
=e6+10+1560 =6031e (10) Somit:χ =e
(
1−23+3160)
=e60−90+3160 = 601 e (11)Wegen e = 120 ist χ=2. 2.3.3 Winkeldefizit
An jeder Ecke haben wir einen Winkel von 144° (Zehneck), einen Winkel von 120°
(Sechseck) und einen Winkel von 90° (Quadrat), zusammen also 354° und ein Winkel- defizit von 6°. Wegen e = 120 ist das globale Winkeldefizit 720° und damit χ=2. 3 Ebene Raster
In ebenen Rastern ist das Winkeldefizit trivialerweise null.
Zunächst die drei klassischen Raster: Karoraster, Hexagonalraster und Dreiecksraster.
3.1 Karoraster
Abb. 4: Karoraster
Im Karoraster haben wir unendlich viele Ecken, Kanten und Flächen. Wir können nicht global rechnen.
3.1.1 Lokale Überlegung Wir haben e Ecken.
Von jeder Ecke gehen vier Kanten aus. Daher ist:
k= 124e=2e (12)
In jeder Ecke inzidieren vier Quadrate. Daher ist:
f = 144e=e (13)
Wir erhalten:
χ=e−k+ f =e−2e+e=e
(
1−2+1)
! "# $0 # =0 (14) Die Eckenzahl spielt in der Überlegung keine Rolle.
3.1.2 Winkeldefizit
An jeder Ecke haben wir vier rechte Winkel, zusammen also 360°. Das lokale Winkel- defizit ist null. Daher ist auch das globale Winkeldefizit null, und wir haben:
χ = 360°0° =0 3.2 Hexagonalraster
Abb. 5: Hexagonalraster
Es ist k= 123e= 32e und f = 163e= 12e. Daher ist:
χ=e
(
1−23+12)
=0 (15)3.3 Dreiecksraster
Abb. 6: Dreiecksraster
Es ist k=126e=3e und f =136e=2e. Daher ist:
χ=e
(
1−3+2)
=0 (16)3.4 Sechsecke und Dreiecke
Abb. 7: Sechsecke und Dreiecke
Es ist k= 124e=2e und f = 132e+162e=e, und daher χ =0. 3.5 Zwölfecke, Sechsecke und Quadrate
Abb. 8: Zwölfecke, Sechsecke und Quadrate
Es ist k=123e und f =121 e+16e+14e= 12e, und daher χ =0. 4 Hyperbolische Raster
Bei hyperbolischen Rastern wird χ=− ∞.
Das Winkeldefizit an einer Ecke wird negativ (die Winkelsumme ist größer als 360°).
4.1 Siebenecke
Abb. 9: Siebenecke
Es ist k=123e und f = 173e. Daher ist:
χ =e−23e+37e=14−21+614 e=−141 e (17)
Die Winkelsumme an einer Ecke ist:
3 180°
(
−17360°)
=1514360° >360° (18) Das Winkeldefizit an einer Ecke ist somit −141 360° =−17180° <0.4.2 Allgemein
Wir arbeiten mit n-Ecken mit n ≥ 7. Es ist k= 123e und f = 1n3e. Daher ist:
χ =e
(
1−23+n3)
=−en2n−6 (19)4.3 Siebenecke und Dreiecke
Abb. 10: Siebenecke und Dreiecke
Es ist k= 124e=2e und f = 172e+132e= 2021e. Daher ist:
χ=e−2e+2021e=−211 e (20)
An einer Ecke haben wir die Winkelsumme:
2 180°
(
−17360°)
+2⋅60° =2640°7 ≈377.14°>360° (21) Das Winkeldefizit an einer Ecke ist −120°7 .4.4 Allgemein
Wir arbeiten mit n-Ecken (n ≥ 7) und Dreiecken.
Es ist k= 124e=2e und f = 1n2e+132e=2e3+n3n . Daher ist:
χ =e−2e+2e3+n3n =−en−63n (22)