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Academic year: 2022

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© Anästh Intensivmed 2019;60:2-4 Aktiv Druck & Verlag GmbH

2 Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Jahr 2019 steht vor der Tür und wir werden wiederum vor neue, veränderte Rahmenbedingungen gestellt. Wie be- reits im letzten Jahr vorauszusehen war, hat der Gesundheitsminister der neuen Regierung die Schwerpunkte in der Gesundheitspolitik verschoben. Standen vorher eher Mengenbegrenzungen und auch der Ansatz von Ergebnisqualität (pay for quality) im Mittelpunkt, so befinden sich dies nun nicht mehr im Hauptfokus der Gesundheitspolitik. Eine ständige Optimierung und Prozessver- besserungen in diesem Bereich ziehen auch eine gewisse Unzufriedenheit der betroffenen Beschäftigten nach sich. Mehrleistungen zu erbringen, um sie dann nicht bezahlt zu bekommen, führt – sowohl im ambulanten wie auch im stationären Bereich – entgegen den Erwartungen der Politik nicht zu einer erhöhten Zufriedenheit beim Personal.

Besonders deutlich wird dies bei der Pflege, deren Beschäftigte aufgrund der Leistungsverdichtung und Dokumenta- tionsflut sehr häufig ihrem Beruf den Rücken kehren. Die Reaktion der Ge- setzgeber, dem Problem mit Pflegeun- tergrenzen zu begegnen, ist eine wohl

„normale“ Reaktion der Politik, löst aber leider nicht das Problem. Denn welches Krankenhaus würde nicht gerne mehr Pflegende einstellen, so es denn diese gäbe? Wenn die einzige politische Maß- nahme die gesetzgeberische Keule ist, wird auch diese wie ein Strohfeuer ver- brennen. Anreizsysteme wie bessere

Ausbildungskonzepte und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten sind zwar nicht von unmittelbarem Erfolg gekrönt, aber haben dagegen eine gewisse Nach- haltigkeit.

Unsere Patienten brauchen die Behand- lung und eben auch die Pflege als deren Bestandteil. Ob allerdings die Akade- misierung der Pflegekräfte das Problem lösen kann, ist ungewiss. Zumindest führt ein akademischer Abschluss immerhin zu einer Höhergruppierung in der Entgelt- gruppe, was schon sehr lange überfällig ist. Es wird dann aber auch einer neuen Definition der Aufgaben bedürfen, denn nur allen Pflegenden nach drei Jahren Ausbildung wie im europäischen Aus- land den Grad eines Bachelors zu ver- leihen und sie besser zu entlohnen, wird auch nicht helfen. Der Verdienst ist nicht alleine die Motivation.

Erforderlich ist, die Aufgaben sowohl am oberen Ende wie auch und insbesondere am unteren Ende neu zu definieren. Da- bei werden sicherlich auch neue Berufs- gruppen entstehen. Die Gefahr einer Sub- stitution ärztlicher Tätigkeiten darf nicht aus den Augen verloren werden, scheint aber im Moment (noch) nicht so sehr gegeben. Denn auch im ärztlichen Be- reich ist ein eklatanter Personalmangel zu verzeichnen. Ein Überdenken sämtlicher Prozesse in Krankenhäusern und Praxen ist sicher unvermeidlich und das Erlassen von Gesetzen alleine wird dieser Auf- gabe sicher nicht gerecht werden.

Wie das Vorhaben der „Lösung des Personalmangelproblems im Gesund-

heitswesen“ soll auch der Mangel an Organspendern gesetzlich gelöst werden.

Zwar ist die Widerspruchslösung, wie sie in vielen anderen europäischen Län- dern praktiziert wird, an sich meines Erachtens sinnvoll, doch wird auch sie nicht das Problem lösen. In den Ländern, die sich für diese „Lösung“ entschie- den, ist keine signifikante Erhöhung der Spenderorgane zu verzeichnen. Durch die Verbesserung der neurochirurgischen Therapie ist der irreversible Hirntod von schwer hirngeschädigten Patienten erst nach Tagen und/oder nach Entfernung bzw. Unterlassung von Hirndruck sen- kenden Maßnahmen in Übereinkunft mit Angehörigen möglich. Das bedeutet, dass die Patienten in dieser Zeit ein Intensiv- bett belegen – genau das Bett, das es nach Einführung der gesetzlichen Pfle- geuntergrenzen eben nicht mehr gibt.

Dies könnte zu einer Einschränkung der Versorgung anderer Patienten führen.

Das zeigt, dass auch gut gemeinte Re- gelungen nicht immer den Effekt haben, den man sich von ihnen verspricht.

Ein wohl durchdachter Ansatz, das fun- damentale Problem einer überalternden Industriegesellschaft mit der daraus re- sultierenden sich erhöhenden Morbidität bei gleichzeitig knapper werdenden Per- sonalressourcen im Gesundheitswesen zu lösen, ist leider nicht in Sicht. Die Umsetzung entsprechender Konzepte würde sicherlich eine Legislaturperiode übersteigen und scheint damit unattrak- tiv zu sein.

Zum neuen Jahr

Prof. Dr. med. Götz Geldner M.A., D.E.A.A.

Präsident des BDA

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© Anästh Intensivmed 2019;60:2-4 Aktiv Druck & Verlag GmbH Nun bleibt uns nur, abzuwarten, was

sich die Politik noch einfallen lassen wird. Sie wird wohl auch 2019, mehr als zwei Jahre vor der nächsten Wahl, noch einige Überraschungen parat haben.

Die Anästhesiologie als zentrales Quer- schnittsfach mit den Bereichen Anäs- thesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerzmedizin und Palliativmedizin wird hier sicher häufig betroffen oder zumindest mitbetroffen sein.

Die positiven Merkmale unseres Faches liegen und lagen schon immer auch in unserer Anpassungsfähigkeit und oft auch in der Übernahme einer Vorreiterrolle in verschiedenen Bereichen – sei es in

der Schmerztherapie, im ambulanten Operieren oder im OP-Management. So ist mir auch hinsichtlich der Probleme, denen wir uns 2019 werden stellen müs- sen, nicht bange um unser Fach.

Um uns als BDA hierfür noch besser aufzustellen, finden Sie in diesem Heft einen Aufruf, sich als Vertreter/in der mitgliederstärksten Gruppen im BDA, den nachgeordneten Fachärztinnen und Fachärzten, zu engagieren. Auf dem HAI 2019 soll im Rahmen eines Facharzt- forums eine Kollegin oder ein Kollege gewählt werden, der diese Gruppe dann im Ausschuss des BDA vertritt.

Mögen die bevorstehenden Herausfor- derungen für die Anästhesie nicht nur

Prof. Dr. med. Götz Geldner M.A., D.E.A.A.

www.bda.de

eine zusätzliche Belastung bedeuten, sondern ihr auch belebende Impulse verleihen!

In dieser Hoffnung wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gutes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr!

Referenzen

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