Konvergenz von Folgen
Definition 2.2
Eine Zahlenfolge{an}n=0,1,2,...konvergiert gegen den Grenzwert g= lim
n→∞an,
wenn es zu jedem vorgegebenenε >0einn0 ∈Ngibt, so dass für allen≥n0gilt:
|g−an|< ε.
g−ε g g+ε
Anders ausgedrückt ist eine Folge{an}n=0,1,2,...genau dann gegengkonvergent, wenn zu jedemε >0fast alle ihre Gliederan(d.h. alle außer endlich viele) in dem offenen Intervall(g−ε, g+ε)liegen.
Konvergenz von Folgen
Nullfolge:
- Eine Folge{an}n=0,1,2,..., für dielimn→∞an=0gilt.
Beispiel (ausnahmsweise direkte Anwendung Grenzwertdefinition):
- an=1/n, (mitn≥1) ist eine Nullfolge, - zuε >0wird die Forderung
|0−an|= 1 n
=n−1< ε erreicht mit
n> ε−1,
- also abn0=⌈ε−1⌉+1, mit⌈·⌉dem Aufrunden auf die nächstgrößere ganze Zahl, gilt|g−an|< εfür allen≥n0.
Konvergenz von Folgen
Beispiel:
- für die Folge
bn = 2n n+1 giltlimn→∞bn =2,
- denn fürε >0soll gelten 2− 2n
n+1
< ε ⇔ 2− 2n
n+1 < ε
⇔ 2n+2−2n< ε(n+1)
⇔ 2
ε −1<n,
- somit liegen fürn0=2/εsicher alle Folgenglieder mit allen≥n0dichter alsε >0 ang=2.
Konvergenz von Folgen
Definition 2.3
Eine Folge{an}n=0,1,2,...die nicht konvergiert wird divergent genannt.
Drei Typen von Divergenz:
- bestimmt divergent gegen∞, falls es zu jedemM>0einn0∈Ngibt, sodass an >M ∀n≥n0,
- bestimmt divergent gegen−∞, falls es zu jedemM>0einn0∈Ngibt, sodass an<−M ∀n≥n0,
- andernfalls unbestimmt divergent.
Konvergenz von Folgen
Grenzwertbestimmung mittels bekannter Grenzwerte als „Grundbausteine“ und Grenzwertsätzen.
Satz 2.4 (Grenzwertsätze)
Seiena= limn→∞anundb= limn→∞bn. Es gelten:
limn→∞(an±bn) =a±b, limn→∞(anbn) =ab, limn→∞an
bn = ab (bn6=0, b6=0)
Spezielle Grenzwerte (Grundbausteine):
limn→∞1n =0, limn→∞√n n=1, limn→∞an
n! =0, limn→∞(1+1n)n=e,
limn→∞(1+pn)n=ep.
Konvergenz von Folgen
Beispiel 9 Bestimmung von
g= lim
n→∞
5n3−n+1 7n4+√
n+1 mittels Grenzwertsätze
g= lim
n→∞
5n3−n+1 7n4+√
n+1·n−3 n−3
= lim
n→∞
5−n−2+n−3 7n+n−5/2+n−3
= limn→∞5−n−2+n−3 limn→∞7n+n−5/2+n−3
= 5−0+0
∞+0+0
=0.
Konvergenz von Folgen
Verhalten der geometischen Folgean=qn: - Konvergenz für|q| ≤1, es gilt
nlim→∞an=
0 für|q|<1, 1 fürq=1 - bestimmte Divergenz fürq>1, es giltlimn→∞an=∞, - unbestimmte Divergenz fürq<−1.
Rekursive Folgen
Konstruktion rekursiver Folgen:
- Folgenglieder{an}n=0,1,2,...ergeben sich durch Festlegen der Anfangsglieder a0, . . . ,am0und Angabe einer Vorschrift, wie sich aus den Vorgängern die Nachfolger bestimmen
an=f(n,an−1, . . . ,a0), n=m0+1,m0+2, . . . .
Einfache Beispiele:
- Fakultäten
a0=1, an=n·an−1, n=1,2,3, . . . , - Sparplan
a0=1000, an =1.008an−1+600, n=1,2,3, . . . , - Fibonacci-Zahlen
a1=1, a2=1, an+1=an+an−1, n=2,3,4, . . . .
Rekursive Folgen
Konstruktion rekursiver Folgen:
- Folgenglieder{an}n=0,1,2,...ergeben sich durch Festlegen der Anfangsglieder a0, . . . ,am0und Angabe einer Vorschrift, wie sich aus den Vorgängern die Nachfolger bestimmen
an=f(n,an−1, . . . ,a0), n=m0+1,m0+2, . . . .
Einfache Beispiele:
- Fakultäten
a0=1, an=n·an−1, n=1,2,3, . . . , - Sparplan
a0=1000, an =1.008an−1+600, n=1,2,3, . . . , - Fibonacci-Zahlen
a1=1, a2=1, an+1=an+an−1, n=2,3,4, . . . .
Rekursive Folgen
Nachteil rekursiver Folgen:
- alle vorherigen Glieder müssen zur Berechnung vonanbekannt sein, - explizite Vorschrift wird i.d.R. bevorzugt,
- Umwandlung von rekursiv in explizit möglich, sofern rekursive Bildungsvorschrift linear mit konstanten Koeffizienten.
Fibonacci-Zahlen:
- Anfangsgliedera1=1,a2 =1, Bildungsvorschrift an+1=an+an−1, - a2=2, a3=3, a4=5, . . . , a10=55(noch einfach), - a40=102 334 155(Programmieren oder wunde Finger) - Umwandeln in explizite Formel lohnt sich!
Fibonacci-Zahlen
Beispiel 10 (Fibonacci-Zahlen)
Umwandeln vonan+1=an+an−1zua1=1,a2=1in explizite Bildungsvorschrift.
Lösung (Teil I):
- geometrischer Ansatz an=zn,
- Einsetzen in die Rekursionsformel führt auf
an+1=an+an−1 ⇔ zn+1−zn−zn−1 =0
⇔ zn−1(z2−z−1) =0
⇔ z2−z−1=0, - Lösungen der linearen Differenzengleichungz2−z−1=0sind
z1=1 2+√
5/2, z2= 1 2−√
5/2, - Bildungsvorschrift hat die Form
an=czn1+dzn2,
Fibonacci-Zahlen
Beispiel 10 (Fibonacci-Zahlen)
Umwandeln vonan+1=an+an−1zua1=1,a2=1in explizite Bildungsvorschrift.
Lösung (Teil II):
- Bestimmung voncunddmittels der Startwertea1=1unda2=1 an=czn1+dzn2
- lineares Gleichungssystem
a1=cz11+dz12 → 1=c(1 2+√
5/2) +d(1 2−√
5/2), a2=cz21+dz22 → 1=c(1
2+√
5/2)2+d(1 2−√
5/2)2 führt auf c=√
5/5, d=−√5/5, - explizite Bildungsvorschrift lautet
an=
√5 5
1+√ 5 2
n
−
√5 5
1−√ 5 2
n .
Fibonacci-Zahlen
Bemerkungen:
- die Gleichung
z2−z−1=0 wird auch charakteristische Gleichung genannt,
- nach demselben Prinzip wird bei allen linearen Differenzengleichungen vorgegangen,
- Prinzip wird auch angewendet, wenn eine inhomogene Differenzengleichungen vorliegt (siehe später),
- Ordnung der charakteristischen Gleichung = Rekursionstiefe, - Rekursionstiefe = Anzahl gegebene Startwerte.
Fibonacci-Zahlen
Allgemeines Vorgehen (homogene Differenzengleichung):
an+k=αk−1an+k−1+. . .+α0an (Rekursionstiefek)
a1, a2, . . . ,ak (Anfangswerte)
1. Bestimmen der charakteristischen Gleichung λk−αk−1λk−1−α0=0, 2. Berechnen der Nullstellenλ1, . . . , λk
an=c1λn1+. . .+ckλnk,
3. Berechnen der Koeffizientenc1, . . . ,ckmittels der Anfangswerte.
Fibonacci-Zahlen
Graphische Darstellung
- links: die ersten 8 Fibonacci-Zahlen,
- rechts: beide Summanden einzeln geplottet, der zweite 50-fach überhöht.
0 2 4 6 8
0 5 10 15 20
n
0 2 4 6 8
−10
−5 0 5 10 15 20
n
Fibonacci-Zahlen
Graphische Darstellung
- links: die ersten 8 Fibonacci-Zahlen,
- rechts: beide Summanden einzeln geplottet, der zweite 50-fach überhöht.
- zusätzlicher plot des Realteils zu
f(x) =
√5 5
1+√ 5 2
x
−
√5 5
1−√ 5 2
x .
0 2 4 6 8
0 5 10 15 20
n
0 2 4 6 8
−10
−5 0 5 10 15 20
n
Fibonacci-Zahlen
Tabellenkalkulation zur Rekursion
an+1=kan+lan−1, a1=1, a2=1.
Umwandlung für inhomogene Differenzengleichungen 1. Ordnung
Inhomogene Differenzengleichungen:
an+1=an
| {z }
homog. Diffgl. 1. Ord.
+p(n)
| {z }
inhomog. Teil
.
Umwandlung in explizite Form:
- zunächst allgemeine Lösung der homogenen Differenzengleichung
¯
an löst an+1 =an,
- Berechnung einer speziellen Lösung der inhomogenen Gleichung (p(n)sei Polynom vom Gradq)
ˆan=b0+b1n+. . .bknq, - allgemeine Lösung hat die Form
an= ¯an+ ˆan, - bestimmen der Koeffizienten in¯an.
Alte Klausuraufgabe
Alte Klausuraufgabe
Lösung (I):
- Rekursionsvorschrift
an=0.3an−1+200 (hier eine inhomogene Differenzengleichung),
- Startwerta1=200,
- einfaches Einsetzen führt auf
a2=260,a3=278,a4=283.4,a5=285.02, - erfolgreiche Kandidaten
b1=80, b2=104,b3=111.2, b4=113.36, b5=114.01.
Alte Klausuraufgabe
Lösung (II):
- Rekursionsvorschrift (inhomogene Differenzengleichung) an=0.3an−1+200, - zunächst nur homogene Differenzengleichung betrachten
an=zn⇒zn=0.3zn−1⇒z=0.3, - Lösung der inhomogenen Diff.-gl. hat die Forman=c0.3n+d, - Anfangswertea1=200,a2=260führen auf
an=−2000
7 0.3n+2000 7 ,
- somita3=278,a4=283.4,a5=285.02,limn→∞an=20007 =285.71.