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Archiv "Arzneiverordnungs-Report:: Lob für Arzte" (23.09.1994)

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Arzneiverorcnungs-Report

Lob für Arzte ••

ill

ubilare ehrt man häufig mit Blumen und Lob. Zur Veröffentlichung des zehn- ten Arzneiverordnungs-Reports bekam Mitherausgeber Prof. Dr.

med. Ulrich Schwabe statt Grü- nem jedoch ein Buch aus Marzi- pan überreicht. Er wurde zudem nicht nur gelobt, er lobte selbst, nämlich die Kassenärzte für ihre Verordnungsweise. 1993 seien erstmals seit 1981 die Arzneiver- ordnungen im Vergleich zum Vorjahr massiv zurückgegangen, resümierte der Pharmakologe von der Universität Heidelberg.

Insgesamt sparten die gesetzli- chen Krankenversicherungen so vier Milliarden DM an Arznei- mittelausgaben ein.

Vorwürfe, in Folge des Bud- gets habe die Qualität der Thera- pie nachgelassen, hätten sich nicht bestätigt. Im Gegenteil, meinte Schwabe: „Die niederge- lassenen Ärzte haben diese schwierige Aufgabe mit Bravour gelöst und in vielen Bereichen neue therapeutische Maßstäbe gesetzt."

Allein innerhalb der Gruppe der sogenannten umstrittenen Arzneimittel wurden 1,8 Milliar- den DM eingespart, in erster Li- nie an Rheumasalben, Magnesi- umpräparaten und durchblu- tungsfördernden Mitteln. Durch die vermehrte Verschreibung von Generika errechnet sich ein Einspareffekt von rund 350 Mil- lionen DM. Selbst für innovative Arzneimittel wurden 490 Millio- nen DM weniger ausgegeben.

Diese Zurückhaltung lasse sich nicht eindeutig erklären, meinte Schwabe. Um auf keinen Fall den Verdacht aufkommen zu lassen, in diesem Bereich hät- te die Versorgung gelitten, fügte er hinzu, etliche Medikamente hätten 1993 deutlich zugelegt:

Sexualhormone, ACE-Hemmer,

Antibiotika, Schilddrüsen- und Chemotherapeutika.

Die Ärzte zu loben, fällt den Krankenkassen mit dem Report in der Hand nicht mehr schwer.

Deren Verhalten hat ja schein- bar die eigenen Theorien und Wünsche bestätigt: Im Arznei- mittelbereich kann ohne Scha- den für den Patienten ordentlich gespart werden.

Fairerweise wurde nicht ver- schwiegen, daß zur Hälfte ande- re am Erfolg beteiligt sind: Al- lein die Änderung der Zuzah- lungsvorschriften half, auf Ko- sten der Versicherten fast 750 Millionen DM einzusparen. Eine weitere Milliarde kam durch ver- ordnete Preissenkungen bei der Pharmaindustrie zustande.

Lob und Übereinstimmung zwischen den Trägern des Arz- neiverordnungs-Reports ende- ten bei der Bewertung der Er- gebnisse von 1993. Wie das Jahr 1994 bisher einzuordnen ist, dar- über gibt es unterschiedliche In- terpretationen bei den Vertre- tern der Krankenkassen, der Ärzte und der Apotheker. War- um, ist klar: Jeder sorgt sich um seine eigene Klientel.

So beklagte ein Repräsen- tant der Apothekerverbände, die Ärzte hätten im ersten Halb- jahr erneut ihr Budget nicht aus- geschöpft. Prof. Schwabe wies wiederum darauf hin, daß der Arzneimittelumsatz in diesem Zeitraum zwar um 7,3 Prozent gegenüber 1993 gestiegen sei.

Die Verordnungen folgten aber dem gleichen Muster wie im Vorjahr: Zurückhaltung bei den umstrittenen Präparaten, Zu- nahmen bei speziellen Gruppen.

Auffällig seien eine Verschie- bung hin zu mehr Großpackun- gen sowie die Tatsache, daß der Marktanteil der Generika wie- der sinke.

Am skeptischsten äußerte sich Dr. med. Peter Schwoerer, 2.

Vorsitzender der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung. Die Zahlen des ersten Halbjahres be- legten einen deutlichen Auf- wärtstrend beim Verordnen.

Zwar seien die Angaben der Apothekerverbände korrekt, wonach das Budget in diesem Zeitraum nicht ausgeschöpft worden sei. Betrachte man je- doch die Dynamik der Entwick- lung, drohe am Jahresende ein überzogenes Budget — und dafür haften 1994 allein die Ärzte.

Schwoerer machte außer- dem sehr plastisch klar, daß der gelobte Sparerfolg noch kein Be- leg für mehr Rationalität im Arzneimittelbereich ist. Bei- spielsweise würden die Sparbe- mühungen der niedergelassenen Ärzte durch die Therapie in den Krankenhäusern konterkariert:

Die pharmazeutische Industrie versuche, Medikamente am Markt durchzusetzen, indem sie diese den Kliniken billiger als den Apotheken anbiete. Die Pa- tienten seien dann daran ge- wöhnt und wollten diese weiter einnehmen. So würden neue, teure Medikamente zum Teil ge- gen den Willen der niedergelas- senen Ärzte durchgesetzt.

Irrational sei es zudem, wenn Kassenärzte mild wirken- de, preiswerte Medikamente nicht mehr verordnen sollten, diese aber anschließend um so heftiger beworben würden.

Dann bekomme der Patient das Gefühl, diese Mittel seien eben doch hochwirksam, und er benötige sie. Außerdem würden.

— auch im Arzneiverordnungs- Report — manche innovative Me- dikamente hoch gelobt, ohne daß man hinterfrage, ob ihre Verordnungsmenge tatsächlich gerechtfertigt sei. th

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 38, 23. September 1994 (1) A-2445

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