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Archiv "Fortbildungskongreß Meran : Kostendämpfung heißt auch Leistungsdämpfung" (30.04.1981)

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Bericht und Meinung:

NACHRICHTEN

Fortbildungskongreß Meran

Kostendämpfung heißt auch

Leistungsdämpfung

Die Kostendämpfung im Gesund- heitswesen ist nicht in erster Linie Sache der Ärzte. Es geht vielmehr um eine politische Grundsatzent- scheidung: Die politische Ent- scheidung, daß die Kosten im Ge- sundheitswesen gedämpft werden sollen, erfordert eine politische Entscheidung über Leistungsein- schränkungen. Diese These stand im Mittelpunkt des berufspoliti- schen Referates von Dr. Jörg-Diet- rich Hoppe, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer und Vorsit- zendem des Marburger Bundes, beim 13. Internationalen Oster- Fortbildungskongreß der Bundes- ärztekammer in Meran.

Hoppe warf den verantwortlichen Politikern vor, bisher regelmäßig einen großen Fehler begangen, nämlich systematisch das Nach- denken unterlassen zu haben: Nie- mand habe bisher darüber nach- gedacht oder gar die Meinung der Bevölkerung darüber erkundet, ob die 14 v. H. des Bruttosozialpro- duktes, die für das Gesundheits- wesen aufgewendet werden, wirk- lich eine unveränderliche Fixzahl seien. Und niemand habe Erkundi- gungen darüber eingezogen, wie die Bevölkerung wirklich über ei- ne Selbstbeteiligung denkt. Nicht einmal über die verschiedenen möglichen Formen der Selbstbe- teiligung sei nachgedacht worden.

Statt dessen schieben, sagte Hop- pe, diese Politiker, angeführt vom Bundesarbeitsminister, den Ärz- ten die Verantwortung für die Ko- stenentwicklung im Gesundheits- wesen zu, mit dem Nebeneffekt, daß die Ärzteschaft sich dann im beginnenden „Verteilungskampf"

selbst zerstreite und damit schwäche.

Dr. Günter Flatten, ärztlicher Ge- schäftsführer in der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung, gab die

praktischen Illustrationen dazu:

Bereits in der Herbstsitzung wer- de, was bisher nie der Fall war, die

„Konzertierte Aktion" erneut über die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung sprechen.

Dabei drohe das Bundesministe- rium für Arbeit und Sozialord- nung, das ohnehin nur andere als Sündenböcke darstelle, mit einer Neuauflage des Krankenversiche- ru ngs-Kostendämpfu ngsgesetzes.

Hoppe und Flatten nannten über- einstimmend als den wesentlichen Beitrag, den die niedergelassenen Ärzte zur Kostendämpfung leisten könnten, die Verringerung der Frequenz der Krankenhauseinwei- sungen. Flatten wies darauf hin,

Meran

daß im Gesamtvolumen der ärztli- chen Abrechnungen die Gebüh- renziffern für Beratung, eingehen- de Untersuchung und Hausbe- such nur etwa 35 v. H. ausmach- ten; Labor- und Röntgenleistun- gen hingegen allein 25 v. H. Dies sei nicht das ideale Verhältnis — und Dr. Horst Bourmer, Vorsitzen- der des Hartmannbundes, ergänz- te: Umgekehrt werden müsse im

Lauf der nächsten Zeit auch das gegenwärtige Verhältnis von 40 v. H. Allgemein- und praktischen Ärzten zu 60 v. H. Fachärzten. In dieser Hinsicht ist, wie Dr. Hoppe berichtete, vom Gesetzgeber Hilfe nicht zu erwarten — an der Appro- bationsordnung sind vorerst nur Schönheitsreparaturen vorgese- hen. So zum Beispiel eine Rege- lung, die die hohe Durchfallquote beim letzten Physikum (56 v. H.)

„reparieren” soll, ferner ein zu- sätzliches Jahr praktischer Ausbil- dung entsprechend dem Ärzte- tagsbeschluß von Nürnberg. Lang- fristig plane das Bundesgesund- heitsministerium eine vollständige Umkrempelung der ärztlichen Ausbildung, entsprechend den festgeschriebenen Forderungen der „Arbeitsgemeinschaft der So- zialdemokraten im Gesundheits- wesen" (ASG) mit nur ein bis zwei Jahren gemeinsamer „Grundaus- bildung" zusammen mit den Aspi- ranten aller Heilberufe und darauf folgender Spezialausbildung be-

reits zum Facharzt: „Das wäre die Gesamtschule im Gesundheitswe- sen", definierte Hoppe. In diesem Zusammenhang habe der Trierer Ärztetag im Mai besondere Bedeu- tung: Nur ein überzeugendes Be- kenntnis zur Aufrechterhaltung der Einheit des ärztlichen Berufes könnte eine Fehlentwicklung in ASG-Richtung verhindern.

Noch einmal zurück zu den Ko- sten: In Meran hörte man die glei- chen Sorgen aus anderen Staaten.

Österreichs Ärztekammerpräsi- dent Dr. Richard Piaty beklagte, daß einige Landesärztekammern bereits gezwungen gewesen sei- en, Verträge abzuschließen, die ei- ne Mengenbegrenzung bei den ärztlichen Leistungen enthalten:

Wird die vereinbarte Menge über- schritten, dann verlängert sich au- tomatisch der Vertrag ohne Hono- rarerhöhung um ein Quartal. Die Kammern sind in einer schwachen Verhandlungsposition, weil sie keinen vertragslosen Zustand ris- kieren können: Die Kassenärzte verlören dadurch den Anspruch auf eine „Treueprämie". Anderer- seits: Gerade während des Mera- ner Kongresses wurden die Spar- maßnahmen bekannt, mit denen die italienische Regierung ihr Haushaltsdefizit um umgerechnet etwa 10 Milliarden DM reduzieren will. Dazu gehört auch ein Gesetz- entwurf, der den privaten Bereich des Gesundheitswesens wieder stärken soll, nachdem zunächst doch alles Heil von einem staatli- chen Gesundheitsdienst erwartet worden war . bt

868 Heft 18 vom 30. April 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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