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Archiv "Stereotaxie: Kognitive Therapie ist nicht alleiniger Maßstab" (05.11.2004)

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schen Spaßgesellschaft). Inso- fern ist die Bemühung, wieder eine Rückkehr zu entdecken, u. U. das Signal für eine soziale Jagd. Es genügt doch schon auf die „Renaissance 1972“

hinzuweisen, oder aber: Man kann ja das Rad ruhig zweimal erfinden.

Zum Nachlesen für Interes- sierte: Psychochirurgie – zur Frage einer biologischen The- rapie psychischer Störungen.

M. Adler, R. Saupe, 300 Sei- ten, Enke Verlag, Stuttgart, 1979 . . .

Prof. Dr. med. Meinhard Adler, Neuwieser Weg 5, 56288 Kastellaun

Kognitive Therapie ist nicht alleiniger Maßstab

Angesichts des Artikels von Herrn Kollegen Albrecht mag man sich besorgt fragen, welches Menschenbild sich

hinter der Theorie von Prof.

Sturm verbirgt.

Aber es ist viel schlimmer:

Welche Vorstellung vom Zu- sammenhang zwischen Hirn- funktion und Persönlichkeit führt zu einer solchen Vorge- hensweise? Wurden in der Neurochirurgie die bahnbre- chenden Erkenntnisse der Neurowissenschaften zu die- sem Thema, wie sie in den Ar- beiten von Hirnforschern wie Gerald M. Edelman, Antonio Damasio, Jaak Panksepp oder Joseph LeDoux formuliert wurden, nicht zur Kenntnis genommen? All diese Arbei- ten konvergieren zu einem Modell der Persönlichkeits- bildung, in welchem evolu- tionär entstandene neuronale Basismodule sich durch den Austausch mit der Umgebung zu dem entwickeln, was wir die menschliche Persönlich- keit nennen. Dies gilt beson-

ders für die Emotionen, das heißt der Klasse von Motiva- tionssystemen, die menschli- ches Handeln bestimmen. In dieser Hinsicht decken sich neurowissenschaftliche Er- kenntnisse des letzten Jahr- zehnts zunehmend mit psy- choanalytischen Konzepten zur Funktionsweise des sog.

„psychischen Apparates“, nämlich einer Interaktion verschiedener „psychischer“

Kräfte. In zahlreichen Unter- suchungen konnten die Neu- rowissenschaftler inzwischen belegen, dass die Vorstellung, bestimmte Hirnanteile seien ausschließlich verantwortlich für bestimmte Funktionen, in dieser Weise schlicht falsch ist. Geistiges Funktionieren besteht vielmehr aus einer vielfach verschachtelten In- teraktion multipler Netz- werke, die für die Entstehung bestimmter Verhaltensweisen

verantwortlich ist. Und nun, trotz dieser Erkenntnis, geht jemand hin und schaltet ein Glied in dieser Kette einfach aus – als wäre es die Lösung für ein komplexes, „patholo- gisches“ Verhaltensmuster.

Es steht außer Frage, dass Patienten mit schweren Zwangsneurosen extreme Not leiden. Wenn wir jedoch bedenken, dass dieser seeli- sche Schmerz nicht „aus hei- terem Himmel“ gekommen ist, sondern einem in der Ge- schichte des Individuums ver- ankerten – Edelman schuf den treffenden Terminus

„embodied“, also „ein-gekör- pert“ – Motivationsgefüge entspricht, wie kann man den Gedanken haben, die Aus- schaltung einer einzelnen hirnphysiologischen Struktur schaffe Abhilfe für ein psy- chisches Gebilde, das Ergeb- nis eines komplizierten Ent- B R I E F E

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wicklungskampfes ist? Es gibt beredte Beispiele aus der Pathologie, die das ganze Ausmaß der Tragödie eines nicht mehr funktionierenden Hirnanteils deutlich machen:

Das Urbach-Wiethe-Syndrom ist gekennzeichnet durch eine Fehlfunktion der Amygdala.

Eine Kalzifizierung dieser Hirnstruktur verunmöglicht, dass die betroffenen Perso- nen Angst empfinden. Sie ha- ben allerdings mehr verloren als die Fähigkeit, sich zu fürchten: Der Verlust eines der elementarsten Emotions- systeme, das den Menschen zu dem macht, was er ist, lässt sie einer Eigenschaft verlu- stig gehen, die sie eben „ele- mentar“ mit ihren Mitmen- schen verbindet.

Die Psychoanalyse behauptet nicht, eine therapieresistente Zwangsneurose sei ein Zu- stand, den zu teilen erstre- benswert sei. Sie behauptet aber, und dabei erfährt sie wachsenden Zuspruch aus neurowissenschaftlicher For- schung, dass sie eine individu- elle Geschichte hat, die kom- plex und mehrfach determi- niert ist.

Die Persönlichkeit des Men- schen besteht eben nicht aus dem Gehirn allein, sondern aus dem, was dieses Gehirn im Lauf des Lebens erfährt.

Die Ausschaltung eines Sym- ptoms durch Zerstörung eines einzelnen neurobiolo- gischen Glieds in einer komplexen Kette neurophy- siologischer Prozesse, so ak- tuell entlastend das auch im Einzelfall sein mag, wiegt die Bearbeitung einer wechsel- vollen individuellen Ge- schichte psychischen Wer- dens niemals auf. Aber genau dies, die Bearbeitung psychi- scher Geschichte, ist „kura- tiv“, wie die psychoanalyti- sche Kur mehr als einmal be- wiesen hat. Sind bei den Betroffenen wirklich alle Therapiemöglichkeiten ausge- schöpft worden? Die kogniti- ve Psychotherapie kann ja wohl nicht der alleinige Maß- stab sein, an dem das gemes- sen wird.

Dr. med. Klaus Röckerath, Bardenheuerstraße 1, 50931 Köln

Statistik

Zu dem Beitrag „Vom Irrtum mit den Wahrscheinlichkeiten“ von Prof. Dr.

med. Jürgen Windeler, Dr. med. Gerd Antes und Dr. rer. nat. Lutz Edler in Heft 34–35/2004:

Irrtum

Die Autoren unterliegen ei- nem schweren Irrtum, wenn sie annehmen, dass ihr unan- schaulicher Artikel eine Ver- ständlichkeitswahrscheinlich- keit von P > 5 % erreicht.

Dr. med. Chr. Lüders, Große Allee 30, 34454 Bad Arolsen

Charité

Zu den Leserbriefen in Heft 39/2004, die sich auf die Stellenanzeige von Seite 95 in Heft 36/2004 bezo- gen:

Uneingeschränkter Respekt

Soeben lese ich einen begei- sterten Leserbrief zur Stellen- anzeige von mehr als 200 Ärz- ten der Charité und nehme diesen zum Anlass, den dorti- gen Kollegen ebenfalls meinen uneingeschränkten Respekt auszusprechen. Mit Mut und Zivilcourage ist damit ein Hauptübel nicht nur des ärztli- chen Standes, sondern der ganzen Gesellschaft angepran- gert worden. Tatsächlich haben sie die Unterstützung aller Ärzte verdient. Denn es ist beileibe kein Charité-eigenes Problem. Doch wie wird es laufen? So wenig die leitenden Ärzte ihren betroffenen Kolle- gen beispringen, so wenig wer- den sich unsere Standesvertre- tungen im Interesse ihrer Mit- glieder zu einer ernst zu neh- menden Opposition aufraffen.

Und dann kann man das vom Autor treffend geschilderte

Grundproblem aller Ärzte (jahrelange ärztefeindliche Gesundheitspolitik; Verzöge- rung des bevorstehenden Bankrotts durch zusätzlichen Lohnverzicht bei weiterhin ge- setzwidrigen Arbeitszeiten) nach dem Vorbild unserer Poli- tiker wahlweise zerreden oder aussitzen. Schöne Aussichen!

Roman Weber,

Sandberg 12, 06502 Weddersleben

Fehlendes

Solidaritätsgefühl

. . . Die „originelle“ Anzeige der 270 Fach- und Assistenz- ärzte der Charité, ist sie wirk- lich originell? Eine Schein- kündigung unter Ausnutzung des derzeitigen Ärztemangels:

als Folge des von der Ärzte- schaft mit veranlassten oder tolerierten strengen Numerus clausus.

Dieses schwere Geschütz, oh- ne Risiko für die 270 Beteilig- ten, wird aufgefahren, weil das Urlaubs- und Weihnachtsgeld infrage gestellt werden und das Einstiegsgehalt nicht auto- matisch steigen soll! Wenn ge- spart werden kann, dann doch zuerst bei den nicht leistungs- bezogenen Personalkosten.

Die meisten Bevölkerungs- gruppen haben längst kapiert, wenn auch murrend und kla- gend, dass wir alle zurück- stecken müssen.

Die ehemals freiwilligen Ge- schenke und Prämien für be- sondere Leistungen oder auf- grund sehr guter Geschäftsla- ge wurden zur Selbstverständ- lichkeit. Diese vermeintlichen Ansprüche auf Weihnachts-, Urlaubsgeld etc., Steinkühler- fünf-Minuten, 13., 14. Monats- gehälter werden jetzt den Un- ternehmen und dem Staat rücksichtslos abgetrotzt, ohne Verantwortungs- und Solida- ritätsgespür. Diese Belastung trifft auch die selbstständigen Ärzte. Wer schenkt denen et- was zu Weihnachten!

Ist dieser Appell an die Öf- fentlichkeit wirklich „origi- nell“ oder gar „mutig“? Er- schöpfen sich Zivilcourage und Engagement der Ärzte der Charité in der Aufgabe dieser hilflosen, fragwürdigen,

die gesamte Ärzteschaft bloß- stellenden und diskriminieren- den Anzeige? Wer erpresst hier wen?

In Brandenburg, in allen neu- en Bundesländern werden tüchtige Ärzte und Ärztinnen dringend gesucht. Dorthin sollte sich die „Massenflucht“

der „allesamt engagierten Leute“ bewegen. Sie können sich im Sinne des Hippokrates verwirklichen und ärztliche Hilfe leisten. Dort werden sie gebraucht, die Leute mit Ein- satzbereitschaft. Das Potenzial für persönliche Lebens- und Berufserfahrung ist für diese Ärzte dort groß . . .

Dr. Rudolf Haberland, Hofgut Herdtle, 88326 Aulendorf

Rofecoxib

Zu dem Beitrag „Aus für den Klassen- primus“ von Prof. Dr. med. Klaus Krüger in Heft 42/2004:

Warnungen nicht ernst genommen

Kollege Krüger merkt im Zu- sammenhang mit dem Rück- zug von Vioxx u. a. kritisch an, dass derzeit Innovationen der Pharmabranche zunehmend

„mit Hindernissen und Risi- ken zu kämpfen haben“ und dass infolgedessen der not- wendige „lange Atem“ für die Weiterentwicklung einer Sub- stanz zugunsten von „Blitzent- scheidungen“ auf der Strecke bleibe. Dem ist freilich hinzu- zufügen, dass diese Situation nicht nur durch die „ver- schlankte Zulassungspraxis“

mancher Behörden und durch die weltweit aggressive Ver- marktung (Blockbuster) ge- winnträchtiger und insbeson- dere zur Langzeitanwendung bestimmter Medikamente zu- stande kommt, sondern auch durch die häufig kritiklose, breit gestreute Verordnung neuer Substanzen durch eine pharmakologisch unzurei- chend ausgebildete Ärzte- schaft. Die durchaus vorhan- denen und der Ärzteschaft zur Kenntnis gebrachten War- nungen und Aufforderungen zu einer grundsätzlich restrik- tiven Verschreibung neu ver- A

A3022 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 455. November 2004

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Foto: Caro

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Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 455. November 2004 AA3023

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markteter Substanzen werden nicht genügend ernst genom- men.

Die AkdÄ hat bereits 2001 in ihren Leitlinien zur Therapie degenerativer Gelenkserkran- kungen ausführlich und kri- tisch zum Nutzen-Risiko-Ver- hältnis von Coxiben Stellung genommen; sie hat diesen Aspekt noch prägnanter in ei- ner ausführlichen Mitteilung

„Zur Sicherheit von Cox-2-In- hibitoren“ im DÄ, Heft 22/2002, präsentiert. In der 20.

Auflage der „Arzneiverord- nungen“ von 2003 sind die Co- xibe zusammenfassend kri- tisch bewertet; der Vorstand und die Sektionskoordinato- ren des Buches hatten sich je- doch nicht entschließen kön- nen, auch nur ein einziges Co- xib ausdrücklich und als Mittel erster Wahl zur Verordnung zu empfehlen. Die Verordnungs- zahlen von „Vioxx“ und die im Rahmen des deutschen Spon- tanerfassungssystems einge- gangenen Nebenwirkungsmel- dungen zu Coxiben zeigen, dass die deutsche Ärzteschaft in ihrer Mehrheit eine weniger kritische Verordnungspraxis bevorzugt hat. Die das seit Jahren deutlicher werdende Sicherheitsrisiko von Coxiben verharmlosende Werbung der Hersteller dürfte das Ihrige zu dieser Situation beigetragen haben, die nun durch eine er- zwungene „Blitzentschei- dung“ verändert wurde, hinter der gewiss nicht nur das Motiv erhöhter Patientensicherheit steckt.

Prof. Dr. med. B. Müller-Oerling- hausen,Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert-Lewin- Platz 1, 10623 Berlin

Organspende

Zu dem Beitrag „Mangel nicht beseitigt“ von Amina Elsner in Heft 40/2004:

Ängste überwinden

Ich habe einen Spenderaus- weis. Trotzdem habe auch ich gewisse diffuse und konkrete Ängste. Ich denke, genauso geht es vielen Bürgern. Mein Vorschlag: Wer einen Pass hat,

oder besser noch, sich als po- tenzieller Organspender in ei- ner Euro-Transplantationszen- trale registrieren lassen hat, der bekommt vorzugsweise ein Or- gan, wenn er selber eines benö- tigt! Das würde vielen helfen, ihre diffusen Ängste zu über- winden. Und es wäre sozial und auch einfach gerecht. Wie- so ist das nicht schon lange so?

Dr. Hedwig Wening, Auf dem Draun 77, 48149 Münster

Ethik der Heilberufe

Zu dem Beitrag „Brücke zwischen Qualität und Ökonomie“ von Prof.

Dr. rer. pol. Dr. med. Karl-Heinz Weh- kamp in Heft 36/2004:

Gewissenserziehung hilft

. . . Hinsichtlich der vorge- schlagenen Konsequenzen ha- be ich meine Bedenken. Kann sich Ethik institutionalisieren lassen? Die Aufklärung ließ die Franzosen politisch be- schließen, dass es ein höheres Wesen gebe. Irgendwie so kommt mir die skizzierte Richtung vor. Schröders Ethik-Kommission zersplitter- te sich zuletzt in Einzelvoten.

Und landen wir am Ende viel- leicht bei einem Ethik-An- kreuzbogen à la DMP? Dilem- mata gibt es seit jeher. Ihnen ist eigen, dass es keine Lösung gibt, jede Entscheidung ist im- mer auch falsch. Da sind wir jetzt halt auch in der Medizin- finanzierung angekommen.

Die Verwissenschaftlichung, Verkommissionierung wird kurzsichtige, interessengeleite- te, intransparente Entschei- dungsbegründungen vermei- den helfen. Aber schuldlos, oh- ne Versagen, wird keine Ent- scheidung möglich sein. Ein gutes Stück „Gewissenserzie- hung“ hilft in diesem Dilem- ma m. E. weit „anwendungs- freundlicher“, weil menschen- gemäßer, als Vorschriftslisten von Kommissionen. Hierfür ist aber die Akzeptanz eines

„höheren Wesens“ schwer ver- zichtbar, vor dem ich verant- wortlich und rechenschafts- pflichtig bin . . .

Dr. Alexander Ulbrich, Birkheckenstraße 1, 70599 Stuttgart

Referenzen

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