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Archiv "Menschenversuche in der Weimarer Republik" (09.12.2005)

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Medizingeschichte

Weder Aufklärung noch Einwilligung

Andreas Jens Reuland: Men- schenversuche in der Weimarer Republik. Herstellung und Ver- lag: Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2004, X, 310 Seiten, kartoniert, 20 A

Der Autor befasst sich in die- ser umgearbeiteten Heidel- berger medizinhistorischen Dissertation mit der Praxis und öffentlichen Diskussion medizinischer Menschenver- suche in der Weimarer Zeit.

An eindrucksvollen Beispie- len belegt er, dass Kranken- hauspatienten, die damals durchweg der Unterschicht entstammten, auch riskanten und unangenehmen Versu- chen unterzogen wurden, oh- ne dass die Frage ihrer Einwil-

ligung und Aufklärung berührt wurde. Es handelte sich dabei häufig um Kinder, Geisteskranke oder Prostitu- ierte. Die Fragestellungen gal- ten wichtigen wissenschaftli- chen Themen der Epoche, et- wa der Aufklärung der Patho- genese von Krankheiten wie Scharlach, Herpes und Myko- sen oder der Erprobung von Impfungen. Es wurden phar- makotherapeutische Versuche zum Beispiel mit dem wehen- induzierenden Gynergen oder Behandlungsversuche mit le- benden Erregern in Nachfol- ge der Wagner-Jaureggschen Malariatherapie der Syphilis durchgeführt.

Die Diskussion wurde teil- weise von der erstarkenden Naturheilkunde beherrscht, erhielt aber durch den Arzt und sozialdemokratischen Ab- geordneten Julius Moses ei- ne sozialkritische Dimension.

Die Reaktionen ärztlicher Standesvertreter blieben – von Ausnahmen abgesehen – zurückhaltend.

Reuland verfolgt die politi- sche, medizinische und juristi- sche Diskussion einschließ- lich der Entwicklung der Richtlinien des Reichsinnen-

ministeriums von 1930. Er wi- derlegt die These, dass deut- sche Ärzte im Vorfeld des Na- tionalsozialismus im interna- tionalen Vergleich eine be- sonders starke „Experimen- tierwut“ an den Tag gelegt hätten. Besonders wertvoll ist eine Übersicht über die über- lieferten zeitgenössischen Po- sitionen zur Zulässigkeit von Experimenten und über die Einwilligung und Aufklärung der Patienten, die den inform- ed consent als ein erst nach dem Zweiten Weltkrieg ent- standenes Konzept würdigt.

Insgesamt regt das Buch gerade aufgrund seiner aus- gewogenen Urteile zum Nach- denken an. Es empfiehlt sich wissenschaftlich tätigen Ärz- ten zur Lektüre, ist aber auch für alle, die die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung täglich anwenden, eine loh- nende Lektüre. Barbara Elkeles B Ü C H E R

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