DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BUCHMAGAZIN
Noel Barber: Tanamera, Hestia Verlag, Bayreuth, 1984, 484 Seiten, Leinen, 34 DM
Die großen Familienchro- niken mit ihrem Auf und Ab der Generationen üben ih- re eigene Faszination aus.
Erst recht jene, in denen Familiengeschichten mit Geschäften im großen Stil verbunden sind. Wenn sie dann noch im exotischen Milieu spielen, dann sind alle Zutaten für eine span- nende Freizeitlektüre zu- sammen. Diesem Muster haben die großen Fernost- romane ä la Tai Pan ihren Erfolg zu verdanken. Noel Barber bedient sich ge- konnt all dieser Zutaten und rührt sie nach klassi- scher englischer Erzähltra- dition zusammen. Sein Thema ist Singapur, darge- stellt an zwei dort seit der Pionierzeit ansässigen Fa- milien, einer britischen und einer chinesischen.
Sie sind miteinander be- freundet, geschäftlich ver- bunden und doch durch
Rassenschranken ge- trennt. Eine hervorragende Konstellation für eine dra- matische Liebesgeschich- te. Barber nutzt die Span- nung aus leidenschaftli- chem Zueinander und ab- weisenden gesellschaft- lichen Verhältnissen ge- bührend aus. Dazu erfährt der Leser manches über die Geschichte Singapurs in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, die Aus- schläge des 2. Weltkriegs in Südost-Asien, die Gue- rillakämpfe gegen Japaner und Kommunisten, über kolonialen britischen Le- bensstil und das Kau- tschuk-Geschäft. Barber kennt sein Milieu, er hat lange als Chefredakteur der „Malaya Tribune" in Singapur gelebt und mit diesem Buch jener Stadt, in der er wie auch sein Hauptheld (und Ich-Erzäh- ler) Erfolg hatte, ein Denk- mal gesetzt. Wer Barbers Singapur-Roman gelesen hat, mag, als Fortsetzung und Kontrastprogramm, Paul Theroux's „Saint
Jack" nachlesen. Dort be- gegnet ihm das nachkolo- niale Singapur, beschrie- ben nicht aus der Sicht der
„upper class", wie bei Bar- ber, sondern des „poor white".
Thomas Hoover: Der Mo- gul, Roman, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch-Glad- bach, 1984, 544 Seiten, ge- bunden, 36 DM.
Ein rechter englischer Gentleman badet allenfalls zweimal im Jahr, König James gar badete nie und
Orientalischer Tatsachenroman
wechselte die Wäsche erst, wenn sie von ihm abfiel.
Als daher Kapitän Hawks- worth im Palast eines indi- schen Potentaten zum Bad gebeten wird, wehrt er sich mit Händen und Füßen.
Der Kapitän ist im Auftrag der Ostindischen Kompa- nie nach Indien gekom- men, um vom Großmogul einen Handelsbrief zu be- kommen. Bis er allerdings von der Küste nach Agra durchdringt, vergeht ge- raume Zeit, die ihm durch mancherlei Abenteuer,
amouröse eingeschlossen, wohlgefällig verkürzt wird.
Hawksworth wehrt sich üb- rigens nicht lange gegen die Einflüsse Indiens, ja, er erliegt den Verführungen des Orients, ohne den Frei- brief bekommen zu haben.
Hoovers Roman spielt zu jener interessanten Zeit, als in Indien eingedrunge- ne islamische Herrscher im Inneren die Macht hal- ten und verteidigen, wäh- rend der Seeverkehr von den Portugiesen kontrol- liert wird. Die Handlung ist zwar romanhaft, basiert aber auf historischen Fak- ten. Die Hauptfiguren sind ohne weiteres zu identifi- zieren, so etwa jener Kron- prinz und spätere Mogul, der seiner Frau zum Ange- denken das Tadsch Mahal in Agra gebaut hat. „Der Mogul" gehört zwar zur Kategorie der Abenteuer- romane, er unterscheidet sich jedoch von diesem Genre dadurch, daß die Spannung nicht durch eine sich überschlagende Handlung erzeugt wird.
Hoover breitet vielmehr Details aus, um so den Le- ser despotische Prachtent- faltung, aber auch intimere Genüsse miterleben zu lassen. Norbert Jachertz
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1658 (116) Heft 20 vom 18. Mai 1984 81. Jahrgang Ausgabe A