wöchige Intervall im Vergleich zu dem durchschnittlichen Zeitraum, in dem ent- weder eine Spontanheilung auftreten oder ein Behandlungserfolg mithilfe kon- servativer Therapie erzielt werden kann, für zu kurz.
Schmerzreduzierung: Belastbare Aussagen kaum möglich
Zur Schmerzmessung wurden in den meisten Studien die international eta- blierten Schmerzfragebögen wie der SFM (Short-Form McGill Pain Ques- tionnaire) oder der VAS (Visual Assess- ment Score) eingesetzt, einige Studien beschränken sich jedoch auf unstruktu- rierte Patientenangaben. Objektiv mess- bare Outcome-Parameter, wie zum Bei- spiel die Wiederaufnahme der Arbeit, wurden in der überwiegenden Anzahl der vorliegenden Studien nicht berück- sichtigt. Die Modifikationen und Brüche bei der Schmerzerfassung erschweren eine Vergleichbarkeit der Studien im Hinblick auf die an der dauerhaften Schmerzreduzierung zu messende Er- gebnisqualität der Wirbelsäulenkathe- tertechnik nach Racz. Die Aussagefähig- keit zur Schmerzreduzierung ist überdies bei vielen Studien durch die Inhomoge- nität des jeweiligen Studienkollektivs, mit Vermischung schwerer und leichter Fälle, stark eingeschränkt.
Die einzige Studie, die sich gezielt mit der als Wirkprinzip unterstellten Korrela- tion zwischen lokaler Adhäsiolyse und Neurolyse und Schmerzreduktion beim Patienten befasste, konnte keinen stati- stisch signifikanten Zusammenhang zwi- schen der durch Kontrastmitteluntersu- chung belegbaren Beseitigung epiduraler Fibrosen und etwaigem Nachlassen der Rückenschmerzen beim Patienten nach- weisen.
Das von den Anwendern der Metho- de postulierte Wirkprinzip der Wirbel- säulenkathetertechnik nach Racz muss aus Sicht der HTA-Arbeitsgruppe als stark vereinfachend relativiert werden.
„Chronische Rückenschmerzen“ stellen ein eigenständiges, schwierig zu behan- delndes Krankheitsbild mit hoher Prä- valenz dar. Die zunehmenden Erkennt- nisse über die multifaktorielle Pathoge- nese und die sowohl auf neuronaler als auch auf psychosozialer Ebene ent- faltete Eigendynamik des Syndroms chronischer Rückenschmerzen haben unter anderem zu einer selbstkritischen Einschränkung und Differenzierung der Operationsindikationen bei Rük- kenschmerzen, insbesondere im Zu- sammenhang mit Bandscheibenläsio- nen, geführt.
Vergleichsinterventionen:
Nicht berücksichtigt
Obwohl insbesondere in Deutschland die Wirbelsäulenkathetertechnik nach Racz von ihren Befürwortern als Alternative zur Bandscheibenoperation gewertet wird, ließ sich keine Studie zur Wirbel- säulenkathetertechnik nach Racz im Vergleich zur Operation oder anderen Vergleichsinterventionen recherchieren.
Grundsätzlich ist für die Einführung einer neuen therapeutischen Intervention, wie zum Beispiel der Wirbelsäulenkatheter- technik nach Racz, in die klinische Routi- ne erforderlich, dass der behauptete Nut- zen, das heißt die für den jeweiligen Pati- enten letztendlich relevanten klinischen Verbesserungen in methodisch einwand- freien, prospektiven und vergleichenden Studien belegt werden. Sofern in den Studien zur Wirbelsäulenkathetertechnik nach Racz Behandlungsgruppen ver- glichen wurden, handelt es sich hier- bei durchweg um Subgruppen, die nach je- weils unterschiedlich modifiziertem Sche- ma nach Racz behandelt wurden. Eine zu- verlässige Aussage über die Gleichwertig- keit oder sogar mögliche Vorteile der minimalinvasiven Wirbelsäulenkatheter- technik nach Racz im jeweils indikations-
abhängigen Vergleich zur Bandscheiben- operation oder anderen therapeutischen Maßnahmen (wie physikalische Therapie, Verhaltenstherapie oder multidisziplinäre Behandlungsprogramme) ist nach derzei- tiger Studienlage nicht möglich.
Fazit
Das Fazit der HTA-Arbeitsgruppe, dass die Wirbelsäulenkathetertechnik nach Racz derzeit nicht als etabliertes Behand- lungsverfahren angesehen werden kann, sondern als experimentelle Methode ein- gestuft werden muss, zu deren Wirksam- keitsnachweis („Efficacy“) und Beleg des klinischen Nutzens („Effectiveness“) es weiterer, zielführender Studien bedarf, wurde im Peer Review, der durch Mit- glieder des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer wahrgenommen wurde, bestätigt. Der HTA-Bericht wird jetzt mit Zustimmung der Vorstände der Bundesärztekammer und der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung im Inter- net veröffentlicht.
Dr. med. Regina Klakow-Franck Bundesärztekammer
Dr. med. Paul Rheinberger Kassenärztliche Bundesvereinigung B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1511. April 2003 AA1023
Die Vorstände der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung hatten am 26. April 2002 einer gemeinsamen HTA-Arbeitsgruppe den Auftrag gegeben, ein evidenzbasiertes As- sessment zum gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wir- belsäulenkathetertechnik nach Racz zu
erstellen. Dieser HTA-Bericht wurde in- zwischen abgeschlossen und von beiden Vorständen mit Datum vom 28. 3. 2003 zur Veröffentlichung freigegeben. Die Veröffentlichung erfolgt im Internet unter www.bundesaerztekammer.de/30/HTA/
index.html sowie unter
www.kbv.de/hta. )
Bekanntmachungen
Gemeinsamer HTA der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
zur minimalinvasiven
Wirbelsäulenkathetertechnik nach Racz
XIII. Interdisziplinärer Seminar- und Praktikum-Kongress in Verbindung mit 1. Kasseler Gesundheitstage
16. bis 24. August 2003 in Kassel
Deutsche Akademie für Medizinische Fortbildung und Umweltmedizin Deutsche Akademie für Ärztliche Fortbildung
Regionalmanagement Nordhessen GmbH
Information und Anmeldung: Deutsche Akademie für Medizinische Fortbildung und Um- weltmedizin e.V., Carl-Oelemann-Weg 7, 61231 Bad Nauheim, Telefon: 0 60 32/22 14, Fax:
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