• Keine Ergebnisse gefunden

Nach Wente fiel die Thronbesteigung Thutmosis III

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Nach Wente fiel die Thronbesteigung Thutmosis III"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ZUR CHRONOLOGIE DER 18. UND 19. DYNASTIE'

von R. Krauß, Berlin

Aufgrund einer Neuinterpretation des relevanten epigraphischen Materials konn¬

te Wente die bisher gültige Berechnung der astronomisch möglichen Thronbestei¬

gungsdaten Thutmosis III. modifizieren*. Nach Wente fiel die Thronbesteigung Thutmosis III. entweder in das Jahr 1504 oder 1479 v. Chr. Für den anderen astro¬

nomisch festlegbaren Fixpunkt der Chronologie des Neuen Reiches, das 1. Jahr

Ramses IL, gelten unverändert die von Parker berechneten formalen Möglichkeiten

1304, 1290 und 1279'. Bierbriers historisch-genealogische Untersuchungen haben

aber 1304 als 1. Jahr Ramses II. ausgeschlossen und 1290 unwahrscheinlich ge¬

macht*. Neuerdings haben sich auch Wente und von Sielen für 1279 als 1. Jahr

Ramses II. entschieden'. Andererseits setzen sie das 1. Jahr Thutmosis III. auf 1504 an; bei dieser Entscheidung spielte das später zu besprechende Sothisdatum des P.

Ebers eine Rolle. Um die 225 Jahre auszufüllen, die zwischen den gewählten Daten

1504 und 1279 liegen, schlagen Wente und van Sielen eine Verlängemng der anzu¬

nehmenden Regiemngszeiten Amenophis II. und Thutmosis IV. vor, von bisher

angenommenen 26 auf ca. 31 Jahre bzw. von ca. 10 auf ca. 33 Jahre. Die methodi¬

sche Gmndlage dieser Verlängemngen bilden die hb-sd-Texte beider Könige und die

Annahme, sd-Feste seien regulär im jeweils 30. Jahr eines Königs gefeiert worden.

Die UnVerantwortlichkeit dieser Art der Auswertung haben Hornung und Staehelin dargelegt*. Wente und van Sielen berücksichtigen den Wunschkontext nicht, in dem die hb-sd-Texte Amenophis 11. und Thutmosis IV. stehen und sehließen irrtümlich auf tatsächlich abgehaltene sd-Feste.

Methodisch alternativ zum Vorgehen Wentes und van Sielens, kann man die rela¬

tive Chronologie zwischen Thutmosis III. und Ramses II. untersuchen und dabei

(a) die epigraphischen Daten und (b) die kritisch zu verwertenden Angaben von

1 Vgl. auch die ausfuhrliche Darstellung des gleichen Themas in: R. Krauß, Das Ende der Amarnazeit - Beiträge zur Geschichte und Chronologie des Neuen Reiches, Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 7, 1978.

2 E. Wente, JNES 34, 1975, S. 265 ff. Dabei stützt sich Wente auf bedeutende Vorarbeiten vonW. Murnane, JANES 3, 1970-71,8. Iff. und W. Helck, MDIK 28, 1972, S. lOlf 3 R. Parker, JNES 16, 1957, p.42f.

4 M. L. Bierbrier, The Late New Kingdom in Egypt, 1975, S. 109ff. Bierbriers Vorschlag wird gestützt durch unsere Ergebnisse, nach denen knapp 10 Jahre für Merneptah und keine separaten Regierungsjahre für Amenmesse zu verrechnen sind, vgl. R. Krauß, SAK 4, 1976, S. 161ff. und SAK 5, 1977, S. 146 ff.; diesen Ergebnissen zustimmend, hat sich J. v. Becke¬

rath, BiOr 33, 1976, S. 177 geäußert.

5 E. Wente und Ch. van Sielen, A Chronology of the New Kingdom, in: Studies in Honor of G. R. Hughes - Studies in Ancient Oriental Civilization, No. 39, 1977, S. 217 ff.

6 E. Homung und E. Staehelin, Studien zum Sedfest, 1974, S. 63ff.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 In Erlangen

(2)

74 R. Krauß

Manetho und Pseudo-Eratosthenes zugrundelegen. Die auf diese Weise bestmimbare

Summe der Regiemngsjahre rni untersuchten Intervall beträgt minimal 198 Jahre,

maximal 200 Jahre, wobei m beiden Fällen mehr als vier überschüssige Monate

hinzukommen. Diese Summe spricht eindeutig dafiir, daß das jeweils 1. Regiemngs¬

jahr Thutmosis III. bzw. Ramses II. auf 1479 bzw. 1279 anzusetzen ist; andere der formal möglichen Zahlenpaare kommen nicht infrage'.

War aber 1479 das 1. Jahr Thutmosis III., dann stellt sich erneut die Frage nach

dem Bezugsort des Sothisdatums ün P. Ebers, da von diesem Ort die Reduktion des

Datums und damit die Fixiemng des 9. Jahres Amenophis I. abhängt*. Wente und

van Sielen haben sieh für die früher emmal geltende Ansicht eines memphitischen

Bezugsortes des Ebersdatums entschieden. Demgegenüber galt vor allem seit Hor¬

nungs Untersuchungen ein viel südlicherer, wahrscheinlich thebanischer Bezugsort als gesichert. Doch bleibt, aueh bei Annahme eines thebanisehen Bezugsortes, eine

Lücke von ca. 25 Jahren zwischen dem Tod Amenophis I. und 1479 als 1. Jahr

Thutmosis III. Diese Lücke kann nicht ausgefüllt werden, da die Regiemngszeit

Thutmosis I. und 11. zusammen höchstens 16 bis 17 Jahre beträgt'. Diese Lücke

kann eliminiert werden durch die Ansetzung eines südlich von Theben gelegenen

Bezugsortes für das Ebersdatum.

Aus pharaonischer Zeit gibt es keinen expliziten Hinweis auf Bezugs- oder Be¬

obachtungsorte der Frühaufgänge der Sothis. Zugunsten von Elephantine lassen sich

sowohl kalendarisch-astronomische als auch mythologische Argumente geltend

machen, die den Ort zumindest als Bezugspuiüct des Ebersdatums wahrscheinlich

machen. Die Sothisfrühaufgänge markieren den Beginn des ägyptischen Neujahrs.

Nach mythologischer Ansicht führte die Sothis bei ihrem Frühaufgang die Über¬

schwemmung aus den Nüquellen herauf. Der Beginn der NUschwelle fiel in älterer

Zeit annähernd mit dem Frühaufgang der Sothis und dem Neujahr zusammen; be¬

kanntiich hielt das ägyptische Denken durch alle Zeiten an diesem Zusammerüiang

fest. Zu dieser Verbindung des Sothisfrühaufgangs mit Elephantine kommt hinzu,

daß Elephantine als geographischer Anfang Ägyptens galt. Sothisfrühaufgänge lassen sich in Ägypten zuerst in Elephantine beobachten und in nördlich gelegenen Orten verspätet, so z.B. in Memphis ca. 6 Tage später. Aus den genannten Gründen halten

wir es für möglieh, daß die Ägypter Sothisfrühaufgänge maßgeblich für das ganze

Land in Elephantine beobachteten oder auf diesen Ort bezogen. Zummdest im Falle

des Ebersdatums sprechen die zur Zeit bekannten chronologischen Rahmenbedin¬

gungen gegen eüie andere Erklämng.

Unter dieser Voraussetzung ist es möglich, den Beginn des Neuen Reiches auf

ea. 1542/40 anzusetzen und damit ca. 11 Jahre später, als es bei Wahl eines theba-

7 Nach Bierbrier ist 1304 als 1. Jahr Ramses II. ausgeschlossen. Als praktisch mögliche Thron¬

besteigungsjahre Thutmosis III./Ramses II. verbleiben damit die Zahlenpaare 1504/1279, 1504/1290, 1479/1279 und 1479/1290, entsprechend einem dazwischenliegenden Zeitraum von entweder 225, 214, 200 oder 189 Jahren.

8 Zu den astronomischen Grundlagen vgl. E. Homung, Untersuchungen zur Chronologie und Geschichte des Neuen Reiches, 1964, S. 15ff.

9 Vgl. die kritischen Bemerkungen zu einer ca. 3 Jahre wesentlich übersteigenden Regierungs¬

dauer Thutmosis II. von J. v. Becketath, BiOr 33, 1976, S. 178 und E. Hornung, in: E. Hor¬

nung und E. Staehelin, Skarabäen und andere Siegelamulette aus Basler Sammlungen, 1976, S.59.

(3)

Zur Chronologie der 18. und 19. Dynastie 75

nischen Bezugsortes fiir das Ebersdatum möglich ist. Unsere Zeittafel geht von die¬

ser Voraussetzung aus'", sie bemht ferner auf den bereits benutzten Werten ftir die Einzelregiemngen. Gegenüber anderen Chronologien hat die hier vorgeschlagene den Vorzug, die kürzest mögliche zu sein, da weder für das Ebersdatum ein südlich von Elephantine gelegener Bezugsort infrage kommt noch das zuerst von Bierbrier wahr¬

scheinhch gemachte Datum 1279, für das 1. Jahr Ramses 11., weiter herabgesetzt werden kann.

18. Dynastie

Amenophis I.

Thutmosis I.

Thutmosis II.

Hatschepsut Thutmosis III.

Amenophis II.

Thutmosis IV.

Amenophis III, Achenaten

Ahmose ca. 1542/40-1517

ca. 1517-1496 ca. 1496-1482 ca. 1482-1479

Tutanchamun Aja Haremhab

1332-1323/22 1323/22-1319/18 1319/18-1293/92 19. Dynastie

1479-1458 1479-1426 1426-1400 1400-1390 1390-1352 1352-1336 1336-1335 1335-1332

Ramses I.

Sethos I.

Ramses II.

Merneptah Sethos II."

1293/92-1290

Cnh. t-hpr. w-Rc Semenchkarge"^

Amenmesse Siptah Tewosre

1290-1279 1279-1213 1213-1204 1204-1198 1203-1200 1198-1192 1192-1190

10 Vgl. die Zeittafel von E. Hornung, in: Hornung-Staehelin, Skarabäen, S. 425 f., die Altema- tivdaten enthält, die einem Bezugsort des Ebersdatums entsprechen, der südlicher als Theben liegt.

(4)

KOMMT DAS ALPHABET AUS DEM HIERATISCHEN?

von Karl-Th. Zauzich, Berhn

Die Herkunft des Alphabets ist ein uraltes Rätsel, um dessen Lösung man sich

wenigstens seit Piatos Zeit bemüht. Einigkeit besteht heute darüber, daß das grie¬

chische Alphabet - und damit auch das unsrige - von jenem ältesten nordwest¬

semitischen linearen Alphabet abgeleitet ist, das man gewöhnlich als „phönizisch"

bezeichnet. Woher dann aber dieses phönizische Alphabet kommt, darüber gibt es

bisher keine emheitliche Meinung der Wissenschaftler', ja die Frage ist sogar als un¬

lösbar und eigentlich irrelevant erklärt worden*. Nach einer alten Theorie' sollen die phönizischen Schriftzeichen aus der ägyptisch-hieratischen Schrift entwickelt

worden sein. Diese Theorie, die kürzlich von Helck* und von mir' wieder aufge¬

griffen worden ist, wirkt insofern problematisch, als ihre Anhänger trotz mancher Überemstimmungen oft recht verschiedene hieratische Vorbilder der einzelnen phö¬

nizischen Buchstaben angenommen haben. Der gewaltige Zeichenvorrat des Hiera¬

tischen läßt viele Ableitungen als möglich, wenige als zwingend erscheinen, zumal

wenn man verschiedene Epochen berücksichtigt sowie Zeichendrehungen einkalku¬

liert. So haben z.B. de Rougd, Montet, Mallon und Helck vier verschiedene Zei¬

chen* als Vorbilder des Waw angenommen, und ich selbst bringe gleich noch einen

fünften Vorschlag. Das heißt, die graphische Form allein kann offenbar nicht hin¬

reichend beweiskräftig sein. Erst wenn ein weiteres Argument hinzukommt, kann

m.E. ein bestmimter Vorschlag aus dem Bereich der Spekulation in den der Wahr¬

scheinlichkeit gehoben werden. Ein solches weiteres Argument versuche ich im

1 Eine Zusammenstellung mehrerer Theorien findet sich bei G. R. Driver, Semitic Writing.

From Pictograph to Alphabet. Newly revised edition 1976, S. 127 ff.

2 Zu dieser Notlösung vgl. Helcks Ausführungen in: Ugarit-Forschungen 4, 1972, 41.

3 H. Brugsch, Über Bildung und Entwicklung der Schrift, Beriin 1868;E. de Rouge, Memoire sur l'origine egyptienne de l'alphabet phenicien, Paris 1874; P. Montet, Byblos et l'Egypte, Paris 1928, S. 294-305;M. A. Mallon in: BIFAO 30, 1931, 131-151.

4 in: Ugarit-Forschungen Bd. 4, Kevelaer 1972,41-45.

5 in: Enchoria 3, 1973, 155-157.

6 Nämhch I 9, V 1, P 1, E 9 (alle Hieroglyphenbezeichnungen nach Gardiners Liste in Egyptian Grammar).

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Der Beitrag stellt die persönliche Meinung des Autors dar und muss sich daher nicht mit den An- sichten der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) oder des

Die Bezeichnung Agoraphobie wird häufig mit Platzangst gleichge- setzt, doch sie ist nicht als Angst vor engen Räumen definiert, sondern als Angst vor bestimmten Situationen,

Integrationsgrenzen:  Lösung  3

dafür, dass Einsamkeit zu Ver- schlossenheit oder Aggressivität führen kann. Caam fand es su- per, dass auch Zeit für gemein- same Aktivitäten war. Demnächst steht ein

Auch diese eher begrenz- te Transaktionszielstellung des EUTF scheint hinsicht- lich der relativ geringen zur Verfügung stehenden Geldmenge (dem EUTF stehen 1,982 Milliarden Euro

Durch belegärztliche Versorgung wird sich diese Unwirtschaftlichkeit kaum vermeiden lassen, denn auch die Belegärzte setzen die vom Krankenhaus vorgehaltenen

Die Schüler sollen  sich darüber klar werden, dass das Bedürfnis, allein oder in Gemeinschaft zu sein, je nach Stimmung, Charakter, Situation .... unterschiedlich ausgeprägt ist,

Wenn du dir nicht sicher bist, setzte den Satz in eine andere Zeit:.