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Neuer Cochrane-Review zur Hormontherapie bei Frauen

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Academic year: 2022

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Mit einer Hormontherapie können menopausale Beschwerden gelin- dert werden. Sie ist jedoch mit einem erhöhten Risiko für kar - diovaskuläre Ereignisse, Schlag - anfälle, venöse Thromboembolien, Gallenblasenerkrankungen und Brustkrebs verbunden. Der einzige klinische Nutzen besteht in der Senkung des Frakturrisikos.

THE COCHRANE LIBRARY

Bei den meisten Frauen erfolgt der Übergang aus der mehrjährigen Peri- menopause in die Menopause im Alter von Anfang 50. Die Menopause gilt als eingetreten, wenn die Menstruation zwölf Monate lang ausgeblieben ist.

Viele perimenopausale und postmeno- pausale Frauen klagen über Beschwer- den wie Hitzewallungen und Scheiden- trockenheit, die vermutlich auf die absinkenden Östrogenspiegel zurück- zuführen sind. Die Symptome schwan- ken in ihrer Schwere und variieren er- heblich zwischen den einzelnen Frauen.

Die Dauer der Hitzewallungen ist sehr unterschiedlich. Die meisten Frauen geben 2 Monate bis 2 Jahre an, aus Longitudinalstudien geht jedoch her-

vor, dass die Zeitspanne vom Auftreten bis zum Ende der Hitzewallungen oft beträchtlich länger ist.

Eine Hormontherapie (HT) dient vor allem der Kontrolle menopausaler Symptome. Bei älteren Frauen wurde sie jedoch auch für das Management und zur Prävention chronischer Krank- heiten wie kardiovaskulären Erkran- kungen, Osteoporose oder Demenz eingesetzt. In einem aktualisierten Cochrane-Review wurden jetzt die Auswirkungen einer ein- oder mehrjäh- rigen HT auf Mortalität, kardiovasku- läre Outcomes, Krebserkrankungen, Gallenblasenerkrankungen und Frak- turen sowie auf Kognition und Lebens- qualität bei peri- und postmenopausa- len Frauen während und nach Beendi- gung einer HT evaluiert.

Die HT wird entweder mit Östrogen al- lein oder in Kombination mit Progeste- ron durchgeführt. Entsprechende Prä- parate stehen in einer grossen Band- breite von Zusammensetzungen und Dosierungen zur Verfügung und kön- nen oral, vaginal oder intranasal sowie als Implantat, Hautpflaster, Creme oder Gel appliziert werden. Die klini- schen Auswirkungen variieren entspre- chend der Art und der Dauert der HT.

Ergebnisse

In den Cochrane-Review wurden 23 Studien mit insgesamt 42 830 Frauen eingeschlossen. Die evaluierten Daten stammen jedoch zu 70 Prozent aus zwei Studien. Dabei handelt es sich um die WHI-Studie (Women’s Health Initiative) von 1998 und die HERS (Heart and Estrogen/Progestin Replacement Study), die ebenfalls aus dem Jahr 1998 stammt. Die meisten Teilnehmerinnen waren weisse Amerikanerinnen mit Komorbiditäten und einem durch- schnittlichen Alter von über 60 Jahren.

Keine der Studien konzentrierte sich auf perimenopausale Frauen.

Die kombinierte HT erhöhte bei relativ gesunden Frauen (guter Allgemeinzu- stand, keine offensichtlichen Erkran- kungszeichen) signifikant das Risiko (AR = absolutes Risiko) für

koronare Ereignisse nach 1 Jahr:

AR = 4/1000, 95%-KI: 3–7

venöse Thromboembolien nach 1 Jahr:

AR = 7/1000, 95%-KI: 4–11

Schlaganfall nach 3 Jahren:

AR = 18/1000, 95%-KI: 14–23

Brustkrebs nach 5,6 Jahren:

AR = 23/1000, 95%-KI: 19–29

Gallenerkrankungen nach 5,6 Jahren:

AR = 27/1000, 95%-KI: 21–34

Tod aufgrund einer Lungenkrebs - erkrankung nach 5,6 Jahren plus 2,4 zusätzlichen Jahren Follow-up:

AR = 9/1000, 95%-KI: 6–13.

Die Östrogenmonotherapie erhöhte signifikant das Risiko für

venöse Thromboembolien nach 1 bis 2 Jahren:

AR = 5/1000, 95%-KI: 2–10

venöse Thromboembolien nach 7 Jahren:

AR = 21/1000, 95%-KI: 16–28

Schlaganfall nach 7 Jahren:

AR = 32/1000, 95%-KI: 25–40

Gallenblasenerkrankungen nach 7 Jahren:

AR = 45/1000, 95%-KI: 36–57.

Die Östrogenmonotherapie war jedoch nicht mit einem erhöhten Brustkrebs - risiko verbunden.

Bei relativ gesunden Frauen über 65 Jahren erhöhte die kombinierte HT nach 4 Behandlungsjahren signi fikant die Inzidenz der Demenz. Bei Frauen mit kardiovaskulärer Erkrankung führte die kombinierte HT zu einem signi - fikant erhöhten Risiko für venösen Thromboembolismus.

Unter allen Formen der HT wurde eine signifikant reduzierte Inzidenz an Frak- turen beobachtet (nach 5,6 Jahren kombinierter HT: AR = 86/1000, 95%- KI 79–84; nach 7,1 Jahren Östrogen- monotherapie: AR = 102/1000, 95%- KI 91–112). Das Frakturrisiko war so mit das einzige Outcome mit ausgeprägter Evidenz für einen klinischen Nutzen der HT. Im Hinblick auf das Darm- krebsrisiko lag keine ausreichende Evi- denz zur Beurteilung der Auswirkun- gen einer HT vor.

In einer plazebokontrollierten Studie wurde eine Untergruppe relativ gesun-

Neuer Cochrane-Review

zur Hormontherapie bei Frauen

STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 19 2012

1023

Merksätze

❖Die Hormontherapie (HT) dient der Kontrolle menopausaler Beschwerden.

❖Zum Management oder zur Prävention ande- rer Erkrankungen ist die HT nicht geeignet.

❖Eine Senkung des Frakturrisikos ist der ein- zige klinische Nutzen.

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der Frauen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren analysiert, von denen 2839 eine kombinierte HT und 1637 eine Östrogenmonotherapie erhalten hat- ten. In dieser Altersgruppe war das Risiko für venöse Thromboembolien als einziges signifikant erhöht. Aller- dings war das absolute Risiko mit 1/5000 gering. Weitere Risikodifferen- zen können nicht ausgeschlossen wer- den, waren jedoch im Rahmen dieser Studie nicht ermittelbar.

Fazit der Autoren

Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Hormonersatz-

therapie weder zur Primär- oder Sekun- därprävention kardiovaskulärer Er- krankungen oder Demenz noch zur Prävention der Abnahme kognitiver Funktionen bei postmenopausalen Frauen geeignet ist. Obwohl die HT als wirksam zur Prävention der postmeno- pausalen Osteoporose erachtet wird, wird sie meist nur als Option für Frauen mit signifikantem Osteoporose- risiko empfohlen, für die andere Be- handlungsoptionen nicht geeignet sind.

Zur Evaluierung des Risikos einer lang- fristigen HT bei postmenopausalen Frauen unter 50 Jahren liegen keine ausreichenden Daten vor.

Die HT ist zwar mit einer Reduzierung des Frakturrisikos verbunden, aller- dings erst nach einer Behandlungs- dauer von 5 bis 6 Jahren. Das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse ist unter der kombinierten HT jedoch bereits im ersten Behandlungsjahr am höchsten.❖ Petra Stölting

Quelle: Jane Marjorikans et al.: Long term hormone therapy for perimenopausal and postmenopausal women.

Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 7.

Art. No.: CD004143, DOI:10.1002/14651858.CD004143. pub4.

Interessenkonflikte: keine deklariert

STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 19 2012

Referenzen

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