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Mindert PAP das kardiovaskuläre Risiko bei Schlafapnoe?

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Academic year: 2022

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Die Schlafapnoe (OSA: obstruktive Schlafapnoe) ist neben der Tagesschläf- rigkeit auch mit weniger offensichtli- chen Symptomen, wie zum Beispiel einem erhöhten Blutdruck, oxidativem Stress und Entzündungsprozessen so - wie einer erhöhten Blutgerinnungsnei- gung, verbunden. All dies steigert das kardiovaskuläre Risiko.

Die PAP-Beatmung, entweder konti- niuierlich (CPAP: continous positive airway pressure) oder adaptiv (ASV:

adaptive servo-ventilation), lindert die Tagesschläfrigkeit. Nachweisbar sind auch eine Senkung des Blutdrucks, die Minderung einer allfälligen Insulin - resistenz und eine verbessere Endothe- lialfunktion. Auch zeigte sich in Kohor- tenstudien, dass Patienten mit PAP weniger kardiovaskuläre Ereignisse zu befürchten hatten als diejenigen ohne.

Ein harter Beweis, dass PAP das kar- diovaskuläre Risiko senkt, sind diese Befunde aber nicht, denn sie sind ent- weder indirekte Marker eines erhöhten kardiovaskulären Risikos oder mit einem erheblichen Biaspotenzial ver- bunden; so können sich Kohortengrup- pen mit und ohne PAP auch hinsicht- lich anderer Parameter, wie zum Bei- spiel Komorbiditäten, unterscheiden.

Studienauswahl und Resultate In die Metaanalyse einbezogen wurden zehn Studien (9 CPAP, 1 ASV) mit ins- gesamt 7266 Patienten (1). Das mittlere Alter betrug rund 61 Jahre, 80 Prozent der Probanden waren männlich. Da- runter befanden sich auch Patienten mit zentraler Schlafapnoe (CSA; n = 1583), die auf anderen Mechanismen beruht als OSA (n = 5683). Endpunkte waren ein kombinierter vaskulärer Endpunkt (akutes Koronarsyndrom, Schlaganfall, schwere kardiovaskuläre Ergeignisse), vaskuläre bedingte Todesfälle und die Gesamtmortalität.

Insgesamt zählte man 356 schwere kar- diovaskuläre Ereignisse und 613 Todes- fälle. Es zeigten sich keine statistisch signifikanten Beziehungen zwischen PAP und den definierten Endpunkten, weder für den kombinierten kardiovaskulären Endpunkt noch für vaskuläre Todes- fälle oder die Gesamtmortalität. Das Gleiche galt für akute Koronarsyn- drome, Schlaganfall und Herzinsuffi- zienz.

Nur bei den vier Studien, in denen PAP mindestens vier Stunden pro Nacht tat- sächlich angewendet wurde, errechnete man einen statistisch signifikanten Nutzen, nämlich seltene schwere kar dio - vaskuläre Ereignisse (RR: 0,58 [95%- Konfidenzintervall: 0,34–0,99]).

Diskussion

Das Resultat überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass in der Metaanalyse die im letzten Jahr publizierte SAVE- Studie wegen der anteilig weitaus meis- ten Patienten (n = 2717) grosses Ge- wicht hatte. In dieser Studie hatte man keine Verminderung kardiovaskulärer Ereignisse durch PAP festgestellt.

Die Autoren der Metaanalyse kommen zu dem Schluss, dass PAP bei Schlaf -

apnoe wegen anderer Effekte zwar durchaus empfehlenswert sei, aber nicht zum Zweck der kardiovaskulären Prävention. Umso wichtiger sei für Schlaf apnoepatienten eine konse- quente Behandlung mit erwiesenermas- sen kardiovaskulär präventiv wirksa- men Medikamenten (z.B. Antihyperto- nika, Lipidsenker, Plättchenhemmer).

Dass der mangelnde Wirksamkeits- nachweis der PAP nur eine Frage der Therapietreue sei, halten die Autoren für unwahrscheinlich. Zwar habe man bei einer PAP-Dauer von mindestens vier Stunden den oben genannten güns- tigen Effekt mit statistischer Signi fi kanz gesehen, derartige Post-hoc-Befunde seien jedoch immer mit Vorsicht zu interpretieren, zumal für alle anderen Parameter kein entsprechender Nutzen feststellbar gewesen sei. Es könne sich so - mit auch nur um einen Zufall handeln.

Für definitive Antwort noch zu früh

Anderer Ansicht ist der Schlafmedizi- ner Prof. Daniel J. Gottlieb von der Harvard Medical School in einem be- gleitenden Editorial (2). Die mangelnde statistische Signifikanz könne schlicht an der immer noch recht kleinen Pro- bandenzahl liegen und sich in künf - tigen, grösseren PAP-Studien immer noch einstellen. Der in der Metaanalyse bezifferte potenzielle Nutzen liege aber durchaus in der Grössenordnung der bekannten medikamentösen kardio- vaskulären Prävention. Insofern sei diese Metaanalyse als Motivation für grössere, gut gemachte Studien zu interpretieren, um die Frage nach der kardiovaskulären Nützlichkeit der PAP definitiv zu beantworten. Renate Bonifer

1. Yu J et al.: Association of positive airway pressure with cardiovascular events and death in adults with sleep apnea: A systematic review and meta-analysis. JAMA 2017; 318: 156.

2. Gottlieb DJ: Does obstructive sleep apnea treatment reduce cardiovascular risk? It is far too soon to say.

JAMA 2017; 318: 128.

Interessenlage: Die Metaanalyse wurde vom australi- schen National Health and Medical Research Council (NHMRC) unterstützt; die Studienautoren geben persönli- che Sponosoren- und Referentenbeziehungen mit vielen verschiedenen Firmen an. Der Autor des Editorials gibt Honorare der Pharmafirma Vivus an.

ARS MEDICI 162017

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STUDIE REFERIERT

Mindert PAP das kardiovaskuläre Risiko bei Schlafapnoe?

Bei Schlafapnoe verbessert die PAP-Beatmung (positive airway pressure) Symptome wie Tagesschläfrigkeit, und sie vermag auch den Blutdruck zu senken. Man geht davon aus, dass PAP auch das mit Schlafapnoe erhöhte kar- diovaskuläre Risiko mindern kann. Die Autoren einer aktuellen Metaanalyse kommen jedoch zu dem Schluss, dass dies bis anhin nicht bewiesen wurde.

JAMA

❖PAP bei Schlafapnoe ist empfehlens- wert, aber primär nicht mit dem Ziel einer kardiovaskulären Prävention.

❖Schlafapnoepatienten haben ein erhöh- tes kardiovaskuläres Risiko, das mit- hilfe der bekannten medikamentösen Prävention gemindert werden sollte.

MERKSÄTZE

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