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Vildagliptin: ein neuer DPP-4-Hemmer auf dem Markt

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U W E B E I S E

Klappern gehört bekanntlich zum Hand - werk. Und so verwundert es nicht, wenn die Herstellerfirma Novartis ihr neues Antidiabetikum in einer Medienmittei- lung vom November vergangenen Jah- res anpreist: «Diabetesexperten setzen grosse Hoffnungen in Vildagliptin, da diese Substanz einige der bisher unge- lösten Probleme der Diabetestherapie aus der Welt schaffen könnte.» Wie gross die Erwartung unter den Diabeto- logen tatsächlich sind, lässt sich schwer beurteilen. Eines scheint aber unbestrit- ten: Mit den Gliptinen sind Substanzen mit einem neuartigen und interessanten Wirkmechanismus auf dem Markt. Sie zielen ab auf die Hemmung des Inkre- tinabbaus. Inkretine, wie GLP-1 (Gluca- gon-like peptid-1) und GIP (Glucose dependent insulinotropic peptide), wer- den nach dem Essen respektive nach der Aufnahme von Glukose im Darm frei - gesetzt und wirken auf die Inselzellen des Pankreas ein: über Rezeptoren auf den Betazellen wird die Insulinsekretion gefördert, über Rezeptoren der Alpha- zellen die Glukagonausschüttung ge- bremst. Beide Vorgänge erfolgen gluko- seabhängig und führen zu einer Sen- kung des Butzuckers. Die Wirkung von GLP-1 ist dabei physiologischerweise

kurz, da das Inkretin innert ein bis zwei Minuten durch das Enzym Dipeptidyl- Peptidase-4 (DPP-4) inaktiviert wird.

Gliptine hemmen nun dieses DPP-4 und verlängern damit die Inkretinwirkung.

Professor Dr. Ulrich Keller, Leiter der Klinik für Endokrinologie, Diabetes und klinische Ernährung am Universitätsspi- tal Basel, wird in der Novartis-Medien- mitteilung mit folgenden Worten zitiert:

«Durch diesen Mechanismus werden nach einer Mahlzeit die Betazellen sti- muliert und die Alphazellen gehemmt, womit der Blutzuckerspiegel sinkt. Das Schöne ist, dass dies glukoseabhängig geschieht: Je höher der Glukosewert, desto stärker die Wirkung von Vilda- gliptin. Umgekehrt lässt die Wirkung bei sinkendem Glukosespiegel nach, was das geringe Hypoglykämierisiko erklärt.»

Das fehlende oder sehr geringe Unter - zuckerungsrisiko gilt als ein wichtiger Pluspunkt der DPP-4-Inhibitoren; ein weiterer besteht darin, dass sich diese Substanzen gewichtsneutral verhalten.

Das Problem einer Gewichtszunahme, wie es bei Glitazonen, Sulfonylharnstof- fen oder Insulin auftritt, ist hier also nicht gegeben.

Ein drittes grundlegendes Problem, vor dem die Diabetestherapie steht, ist die allmählich nachlassende Betazellfunk- tion bei Typ-2-Diabetikern. In Tierver -

suchen konnte gezeigt werden, dass Gliptine die Funktion der insulinprodu- zierenden Zellen womöglich länger auf- rechterhalten. Ob dies auch beim Men- schen der Fall ist, ist bislang unbekannt, da entsprechende Langzeitdaten noch fehlen.

B E R I C H T

ARS MEDICI 2 2009

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Vildagliptin: ein neuer DPP-4-Hemmer auf dem Markt

Wirkprinzip und Anwendung — ein Kurzportrait

Die Auswahl an oralen Antidiabetika hat sich in den letzten Jahren deut- lich erhöht. Eine neue Wirkstoffklasse stellen dabei die DPP-4-Inhibitoren dar. Nach Sitagliptin (Januvia

®

) hat Swissmedic nun mit Vildagliptin (Galvus

®

) den zweiten Vertreter zugelassen.

Merksätze

Gliptine haben einen neuartigen Wirk - mechanismus. Er beruht auf der Hemmung des Abbaus von Inkretinen.

Vildagliptin ist nach Sitagliptin der zweite DPP-4-Hemmer auf dem Markt.

Die blutzuckersenkende Wirkung ist etwa so gross wie die bisheriger Antidiabetika.

Gliptine können in Kombination mit den meisten anderen Antidiabetika verabreicht werden und bewirken eine additive Blut- zuckersenkung.

Gliptine sind gewichtsneutral und können ohne Hypoglykämierisiko verabreicht werden

Es handelt sich um gut verträgliche Sub- stanzen.

Unter Vildagliptin müssen die Leberwerte überwacht werden. Patienten mit (fort - geschrittener) Niereninsuffizienz dürfen keine Gliptine erhalten.

Für Gliptine fehlen derzeit noch Endpunkt-

studien mit Aussagen zur Morbidität und

Mortalität.

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Wirksamkeit nachgewiesen

Von allen DPP-4-Inhibitoren wurde Gal- vus nach Herstellerangaben am umfas- sendsten geprüft: Mehr als 14 000 Pa- tienten wurden in klinischen Studien mit dem Antidiabetikum therapiert. Die Wirksamkeit liegt demnach in Monothe- rapie in etwa so hoch wie die der ande- ren verfügbaren Antidiabetika, in Kom- bination mit anderen Antidiabetika las- sen sich additive Wirkungen feststellen.

Kombiniert mit dem Erstlinienmedika- ment Metformin senkte Galvus den HbA1c-Wert um zusätzlich 1,1 Prozent.

«Da bereits eine Senkung des HbA1cum 1 Prozent die mikrovaskuläre Komplika-

tionsrate um 37 Prozent vermindert, kann angenommen werden, dass Gal- vus die mit Typ-2-Diabetes verbunde- nen Spätfolgen reduziert», heisst es in der Medienmitteilung der Hersteller- firma. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen allerdings noch keine klinischen Endpunktstudien vor, die dies beweisen würden.

Vildagliptin ist gut verträglich

Vildagliptin hat sich bislang als gut ver- träglich erwiesen, die Herstellerfirma spricht von einem Nebenwirkungsprofil auf Plazeboniveau. Da jedoch über ein- zelne Fälle von Leberfunktionsstörun-

gen berichtet wurde, sollten Leberfunk- tionstests vor Behandlungsbeginn mit Vildagliptin vorgenommen werden, um die Grundwerte der Patienten zu be- stimmen. Die Leberfunktion sollte wäh- rend der Behandlung mit Galvus im ersten Behandlungsjahr in einem Drei- Monate-Intervall und danach periodisch überwacht werden. Sind AST oder ALT 3-fach über die obere Norm erhöht, wird empfohlen, das Medikament abzu - setzen. Auch bei Patienten mit (fort - geschrittener) Niereninsuffizienz sollen Gliptine nicht eingesetzt werden.

Zugelassen zur Mono- und Kombinationstherapie

Zugelassen ist Vildagliptin in der Schweiz sowohl zur Monotherapie (50 mg in Einmaldosierung unabhängig von den Mahlzeiten) als auch zur Kombination mit Metformin, einem Sulfonylharnstoff oder einem Glitazon, sofern mit diesen keine ausreichende Blutzuckerkontrolle erzielt werden kann. Die Rolle der ver- schiedenen Antidiabetika ist in einem aktuellen Konsensus der Schweizeri- schen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie (Abbildung) darge- stellt: Normalerweise beginnt die medi- kamentöse Therapie mit Metformin, bei unzureichendem Erfolg oder Unverträg- lichkeit des Biguanids wird im Regelfall ein Sulfonylharnstoff gewählt.

In einem im Oktober online publizierten gemeinsamen Konsensuspapier der Eu- ropean Association for the Study of Dia- betes (EASD) und der American Diabe- tes Association werden DPP-4-Inhibito- ren (noch) nicht im Thera piealgorithmus

geführt.

Uwe Beise

Interessenlage: Diese Arbeit wurde (auch) unter Verwendung von Pressematerial der Firma Novartis erstellt. Die Firma hat den Bericht nicht finanziert und auf den Inhalt keinen Einfluss genommen.

Stufe 1

Stufe 2

(oder 1. Wahl bei Metformin- Unverträglichkeit)

Symptome einer Hyperglykämie/Dekompensation

HbA1c > 8,5%

Lifestylemodifikation plus Metformin

Zusätzlich lang wirksames Insulin (am effektivsten)

Intensivierte Insulintherapie HbA1c > 7%

HbA1c > 7%

HbA1c > 7%

Zusätzlich Sulfonylharnstoff

(oder Glinid*)

In ausgewählten Situationen** Glitazon

oder Gliptin oder GLP1-Analogon

Zusätzlich Glitazon oder Gliptin oder GLP-1-Analogon oder

CB-1-Inhibitor

Zusätzlich Sulfonylharnstoff

HbA1c > 7%

* V.a. bei eingeschränkter Nierenfunktion

** Bei Hypoglykämierisiko, Vermeidung einer Gewichtszunahme, eingeschränkter Nierenfunktion, schwerer Insulinresistenz

Abbildung: Schema zur Behandlung des Diabetes Typ 2 (Consensus der SGED/SSED 2008)

Referenzen

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