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TRAUMAEXPOSITION UND PSYCHISCHE BELASTUNG DURCH ORGANISIERTE GEWALT IN KOLUMBIEN : Epidemiologie, Vergleich zwischen Tätern und Opfern, sowie eine Therapiestudie mit traumatisierten Gewaltakteuren

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Academic year: 2022

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BELASTUNG DURCH ORGANISIERTE GEWALT IN KOLUMBIEN

Epidemiologie, Vergleich zwischen T¨ atern und Opfern, sowie eine Therapiestudie mit traumatisierten Gewaltakteuren

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr.rer.nat)

Vorgelegt von

Bueno Castellanos, Claudia Patricia

an der

Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Sektion Fachbereich Psychologie

Tag der m¨ undlichen Pr¨ ufung: 19 Juni 2015 1. Referent: Prof. Dr. Thomas Elbert

2. Referent: Prof. Dr. Frank Neuner

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Widmung

Estuviste muy cerca de compartir ´este momento conmigo; me haces mucha falta!

Esto es para ti: mami.

Du warst so kurz davor mit mir diesen Moment zu erreichen; du fehlst mir sehr!

Das ist f¨ur dich: mami.

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Dieser lange Weg des Promovierens hat mein Leben stark beeinflusst, nicht nur in beruf- licher sondern auch in meiner pers¨onlichen Entwicklung. Ohne die Unterst¨utzung und Begleitung verschiedener Personen w¨are es nicht m¨oglich gewesen. Daf¨ur m¨ochte ich einfach nur Danke sagen!

Herr Professor Doktor Frank Neuner: Sie kennen mich bereits seit ein paar Jahren und Sie waren vom Beginn an die treibende Person f¨ur dieses

”Projekts“ der Promotion. Ihnen m¨ochte ich f¨ur Ihre uneingeschr¨ankte Unterst¨utzung seitdem ich nach Konstanz kam, danken. Sie stan- den immer an meiner Seite als ich es gebraucht habe, sei es wegen der typischen Gelegenheiten einer Doktorandin so wie auch der komplizierten Situationen einer Kolumbianerin in Deutschland.

Ihre nat¨urliche Begabung f¨ur das Verst¨andnis kultureller Unterschiede und ihr Talent Br¨ucken in der Fremd zu bauen haben mich stark beeindruckt und inspiriert. Durch Ihren Beistand habe ich meinen Horizont erweitern k¨onnen und dies wird f¨ur mein ganzes Leben eine pr¨agende Bedeutung haben. Herr Neuner vielen Dank f¨ur die Ermutigungen in den schwierigen Momenten und auch daf¨ur mich nicht abbrechen zu lassen, als ich es wollte.

Herr Professor Doktor Thomas Elbert: Du begr¨ußtest mich herzlich auf der Reichenau und in deiner Arbeitsgruppe. Du gabst mir die M¨oglichkeit, Teil deines Teams zu sein und ich f¨uhlte mich immer gut aufgehoben; nie unterschiedest du mich von deinen Mittarbeitern und du integriertest mich in alle Projekte und Aktivit¨aten; ich danke dir, dass du mich immer ber¨ucksich- tigt hast. F¨ur mich stand deine T¨ure immer offen und du hattest immer die richtige Beratung, Empfehlung oder Rat. Danke auch daf¨ur, dass du mit großer Begeisterung nach Kolumbien mitge- kommen bist. Es war eine große Ehre f¨ur mich, in all diesen Jahren von dir gelernt haben zu d¨urfen.

Die sch¨one Zeit w¨ahrend der Promotion w¨are auch ohne die Arbeitsgruppe nicht m¨oglich gewesen. Danke an alle meine Arbeitskollegen, die mich ¨uber die letzte Jahren in den verschiede- nen Phasen begleitet haben. Im Besonderen m¨ochte ich Inga Schalinski f¨ur die wunderbare Zeit im unserem gemeinsamen B¨uro und Sarah Ayoughi, f¨ur die sch¨one und warmherzliche Freundschaft bedanken. Dar¨uber hinaus denke ich an unsere zahlreichen Mittagsessen in der Kantine, die guten Gespr¨ache und die Tanzabende in Konstanz mit Andria Spyridou, Dorothea Isele, James Moran und Katalin Dohrmann.

Ebenso geht mein Dank an die besten Freunde und großen Lebensgeschenke w¨ahrend mei- ner Zeit in Konstanz, die immer f¨ur mich da waren. Sie haben mich auch immer daran erinnert, dass nicht alles statistisch signifikante Unterschiede sind. Die ewigen M¨adels Barbara Weil und Johana Winkelmann f¨ur das Aufpassen trotz der Entfernung; C¨acilia St¨urner f¨ur deine konstante F¨ursorglichkeit und das schnelle Korrekturlesen in der letzten Minute; Antje Hetterich f¨ur dei-

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ne spirituelle F¨ursorge und Begleitung. Ein spezielles Danke geht an dich George Emen f¨ur dein liebevolles Verst¨andnis, deine Geduld und vor allem, deine

”Opasoße“, die mich ¨ofter vor dem Ver- hungern gerettet hat!

Auch will ich hier die Gelegenheit wahrnehmen, um mich bei allen zu bedanken, die mich bei der sprachlichen Verbesserung und das st¨andige Gegenlesen meiner Arbeit unterst¨utz haben.

Nicht minder aufreibend waren die vergangenen Jahre f¨ur meine Familie, deshalb danke ich meinem Vater Ernesto Bueno und meinen Geschwistern Ever, Mar´ıa Fernanda und Carlos Ernesto f¨ur den R¨uckhalt, das Verst¨andnis und das Verzeihen so lange von Zuhause weg zu sein.

Schließlich m¨ochte ich dem DAAD f¨ur die finanzielle Unterst¨utzung dieser Promotionsar- beit bedanken. Der Universit¨at Konstanz danke ich auch f¨ur die unterschiedlichsten Angebotene des Promotionsprogrammes und deren Exzellenz.

¡Para siempre muchas gracias!.

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Kolumbien geh¨ort zu den L¨andern der Welt, in denen B¨urgerkrieg herrscht. Interne Ver- treibungen, illegale Rekrutierungen, Entf¨uhrungen, erzwungenes Verschwinden und Morde pr¨agen die Geschichte des Lands seit mehr als 50 Jahren. Die vom Krieg betroffene Bev¨olkerung spaltet sich in Opfer und T¨ater. Beide Gruppen haben grausame Gewalt erlebt, die die gesamte Bev¨olkerung nachhaltig beeintr¨achtigt.

Teil dieser Arbeit ist eine epidemiologische Querschnittstudie, die das Ziel verfolgt die psychischen Folgen verschiedener Formen von Gewalt bei Opfern sowie bei Gewaltakteuren des Krieges in Kolumbien zu erfassen. 436 Opfer und 252 T¨ater des kolumbianischen Konflikts wur- den zu potentiell traumatischen Erfahrungen befragt und hinsichtlich psychischer Belastungen, wie Posttraumatischer Belastungsst¨orung (PTBS), Depression, Substanzmissbrauch, Somatisierung so- wie Funktionsbeeintr¨achtigung untersucht. In der T¨aterstichprobe wurden zus¨atzlich die Anzahl der Delikttypen und die Aggressionsbereitschaft erhoben.

Im Hinblick auf die Traumaexposition konnte gezeigt werden, dass sowohl Opfer als auch T¨ater mit einem hohen Anteil an Gewalterfahrungen konfrontiert wurden. Sie erfuhren vor allem soziopolitische Gewalt, aber auch akzidentelle und medizinische Traumata, sowie h¨ausliche und sexuelle Gewalt. Jeweils 70% der Opfer und der T¨ater erlebten direkte, soziopolitische Gewalt, wie beispielsweise einen l¨angeren Aufenthalt in einem Kriegsgebiet und die Gefahr durch eine bewaffnete Gruppe umgebracht zu werden.

Die PTBS-Pr¨avalenz lag f¨ur die Opfer bei 34.5% und f¨ur die T¨ater bei 24%. Des Weite- ren zeigten sich eine klinisch bedeutsame depressive Symptomatik und physische Beschwerden bei Opfern und T¨atern. In beiden Gruppen bestand eine geringe Pr¨avalenz von Substanzkonsum.

Getrennt f¨ur Opfer und T¨ater wurde der Schweregrad von PTBS und Depression in Re- gressionsmodellen durch die Anzahl selbsterlebter und bezeugter Traumaereignistypen, Alter, Ge- schlecht und Bildungsniveau vorhergesagt. In beiden Stichproben ließen sich die PTBS-Symptome durch niedriges Bildungsniveau und eine ansteigende Anzahl an selbst erlebten traumatischen Er- eignistypen erkl¨aren. Bei den Opfern waren das weibliche Geschlecht und die Anzahl der bezeugten Ereignistypen mit PTBS assoziiert. Dieser Zusammenhang konnte bei T¨atern im Allgemeinen nicht nachgewiesen werden, bei denen jedoch ein geringes Alter ein Pr¨adiktor f¨ur PTBS war.

Dar¨uber hinaus korrelierten sowohl bei Opfern als auch bei T¨atern die Schwere der Depres- sion mit dem weiblichen Geschlecht und der Anzahl an selbst erlebten Ereignistypen. Zunehmendes Alter und bezeugte Ereignistypen erkl¨arten einen bedeutsamen Anteil der Depression bei Opfern.

Dahingegen zeigte sich, dass bei T¨atern ein niedriges Bildungsniveau und geringes Einkommen mit einer h¨oheren depressiven Symptomatik assoziiert war.

Die Traumatisierung wirkte sich unterschiedlich sowohl auf T¨ater und Opfer als auch auf das Geschlecht aus. Obwohl weibliche Opfer im Gegensatz zu allen anderen Gruppen signifikant weniger kriegsbezogener Gewalt ausgesetzt waren, litten sie signifikant st¨arker unter posttrauma-

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tischen und depressiven Symptomen als m¨annliche Opfer. Weibliche Opfer und T¨ater litten ver- gleichbar an PTBS und Depression, allerdings litten bei Frauen die Opfer signifikant h¨aufiger unter physischen Beschwerden als die T¨ater. Allgemein erlebten Frauen h¨aufiger sexuellen Missbrauch und h¨ausliche Gewalt als M¨anner.

Die m¨annlichen Opfer zeigten sich ¨ahnlich stark traumatisiert wie m¨annliche T¨ater, jedoch litten diese Opfer h¨aufiger unter Depression und Funktionsbeeintr¨achtigungen als Letztere.

Unter den T¨atern waren Frauen st¨arker von Depression und Funktionsbeeintr¨achtigung betroffen als M¨anner obwohl diese eine vergleichbare Exposition an kriegsbezogene Gewalt aus- gesetzt waren. Sie unterschieden sich nicht in der Auspr¨agung der posttraumatischen Symptome, erhielten aber h¨aufiger eine PTBS-Diagnose als M¨anner. Nur in der Gruppe der m¨annlichen T¨ater ließ sich zudem ein Zusammenhang zwischen posttraumatischen und depressiven Symptomen mit Substanzkonsum finden.

In der T¨atergruppe wurde zus¨atzlich die Aggressionsbereitschaft untersucht. Es stellte sich heraus, dass m¨annliche T¨ater signifikant h¨aufiger Morde begingen und auch h¨aufiger Leichen ver- st¨ummelten als weibliche T¨ater. Nur bei M¨annern konnte ein Zusammenhang zwischen steigender Anzahl an Delikttypen und der Aggressionsbereitschaft festgestellt werden. Dar¨uber hinaus konn- te diese Gewaltbereitschaft bei m¨annlichen T¨atern durch die Anzahl an begangenen Delikttypen, erh¨ohte Traumaexposition und junges Eintrittsalter in illegale Gruppen erkl¨art werden.

Die oben beschriebenen psychischen Befunde, insbesondere die hohe Pr¨avalenz der PTBS, stellen ein sozi¨okonomisches Problem f¨ur ein Kriegsland wie Kolumbien dar, das weder ¨uber aus- reichend fachliche noch ¨uber institutionelle Ressourcen verf¨ugt, um die psychischen Folgen der Kriegserlebnisse der Bev¨olkerung ad¨aquat zu behandeln. Der Stand der aktuellen Forschung zeigt, dass die Traumafolgest¨orungen mit traumafokussierten therapeutischen Methoden behandelt wer- den k¨onnen, jedoch mangelt es an wissenschaftlichen Belegen, ob diese Interventionen auch bei T¨atern einsetzbar sind. Aus diesem Grund wurde im letzten Teil dieser Arbeit mittels einer Pilot- studie die Umsetzbarkeit und Durchf¨uhrbarkeit der Narrativen Expositionstherapie (NET), eine therapeutische Methode, die speziell bei der Behandlung von wiederholter und komplexer Trauma- tisierung angewendet wird, gepr¨uft. Die NET wurde bei sechs traumatisierten T¨atern organisierter Gewalt in Kolumbien angewendet. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Reduktion der PTBS- Schwere sechs Monate nach Abschluss der NET-Intervention bei allen Therapieteilnehmern. Dieser Befund deutet darauf hin, dass auch T¨ater soziopolitischer Gewalt von der NET profitieren.

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Colombia es uno de los pa´ıses a nivel mundial donde a´un domina la guerra interna. Desplaz- amiento interno, reclutamiento forzado, secuestros, desapariciones forzadas y miles de asesinatos han formado su historia desde hace m´as de 50 a˜nos. Los principales afectados de esta guerra se dividen en v´ıctimas y victimarios. Ambos grupos han sufrido violencia brutal que los afecta de manera considerable.

Parte de ´este trabajo se basa en un estudio epidemiol´ogico de corte transversal, cuyo objetivo es evaluar las consecuencias psicol´ogicas de la exposici´on a las diferentes formas de violencia en v´ıctimas y victimarios del conflicto armado colombiano. Se investig´o a 436 v´ıctimas y 252 victimarios sobre sus experiencias potencialmente traum´aticas, trastorno de estr´es postraum´atico (TEPT), depresi´on, abuso de sustancias, somatizaci´on y deterioro funcional. Adicionalmente se investig´o en el grupo de victimarios los delitos cometidos y la disposici´on a la agresi´on.

En cuanto a la exposici´on al trauma se encontr´o que tanto las v´ıctimas como los victimarios han sido confrontados con una alta proporci´on de experiencias violentas. Enfrentando as´ı violencia principalmente sociopol´ıtica, pero tambi´en experiencias potencialmente traum´aticas de car´acter accidental (como accidentes de tr´ansito) y de car´acter medicinal (como enfermedades que pon´ıan su vida en peligro), as´ı tambi´en como violencia dom´estica y sexual. En cada grupo, el 70% de las v´ıctimas y los victimarios han sido objeto de violencia sociopol´ıtica directa como por ejemplo, la permanencia larga en una zona de guerra y el peligro de ser asesinado por un grupo armado. La prevalencia de TEPT es del 34.5% para las v´ıctimas y del 24% para los victimarios. Adem´as de la presencia cl´ınicamente considerable de s´ıntomas depresivos como tambi´en de molestias f´ısicas.

Ambos grupos reportan una baja prevalencia de consumo de sustancias.

A trav´es de diferentes modelos de regresi´on lineal se identific´o que factores como la vi- vencia (ya sea experimentada por s´ı mismo o como testigo) de un n´umero creciente de eventos potencialmente traum´aticos, como tambi´en la edad, el g´enero y el nivel educativo se encuentran asociados con la gravedad del trastorno de estr´es postraum´atico y la depresi´on en los dos grupos.

Es as´ı que en ambas muestras, los s´ıntomas de TEPT se pueden explicar por los bajos niveles de educaci´on y la exposici´on a un n´umero creciente de eventos traum´aticos vivenciados por s´ı mismos.

Adicionalmente se encontr´o en las v´ıctimas que el g´enero femenino y la exposici´on como testigos a un n´umero creciente de diferentes tipos de violencia se asocia con el TEPT. Esta relaci´on no se detect´o en el grupo de los victimarios, en los cuales sin embargo la edad se identific´o como un predictor de TEPT. La gravedad de los s´ıntomas de depresi´on se relacionan tanto en v´ıctimas y victimarios con el g´enero femenino y la exposici´on continua a un n´umero creciente de eventos potencialmente traum´aticos vivenciados por s´ı mismo. La edad y ser testigo de diferentes actos de violencia explican la depresi´on en las v´ıctimas. Contrariamente se encontr´o que en los victimarios un bajo nivel educativo y bajos ingresos se asocia con s´ıntomas depresivos.

El impacto de la exposici´on a la violencia tiene diferentes efectos en hombres y mujeres

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como tambi´en en las condiciones de ser v´ıctima ´o victimario. Aunque las mujeres v´ıctimas, en comparaci´on con el resto, estuvieron significativamente menos expuestas a violencia sociopol´ıti- ca, compar´andolas con las v´ıctimas masculinas, padecen significativamente m´as de s´ıntomas pos- traum´aticos y depresivos. Las mujeres v´ıctimas y victimarias no se diferencian en la gravedad de los s´ıntomas de trastorno de estr´es postraum´atico y depresi´on, pero las primeras sufren con mayor frecuencia de dolencias f´ısicas que las segundas. En general las mujeres en ambos grupos han sufrido significativamente m´as violencia sexual y dom´estica que los hombres. Por otro lado, las v´ıctimas masculinas tambi´en padecen niveles de trauma similar con los victimarios masculinos, sin embargo los primeros sufren con mayor frecuencia de depresi´on y deterioro funcional que los segundos. Den- tro del grupo de victimarios las mujeres padecen m´as de depresi´on y deterioro funcional que los hombres. A nivel de s´ıntomas postraum´aticos no se encontr´o diferencia entre hombres y mujeres victimarios, sin embargo las mujeres tienden a recibir con m´as frecuencia un diagn´ostico del TEPT, aunque los dos g´eneros han estado expuestos a niveles similares de violencia sociopol´ıtica. En el grupo de los hombres victimarios se observ´o una asociaci´on entre los s´ıntomas postraum´aticos y depresivos con el consumo de sustancias.

Adicionalmente se examin´o la disposici´on a la agresi´on en el grupo de los victimarios.

Se encontr´o que los hombres cometen significativamente m´as asesinatos y desmembramientos de c´adavares que las mujeres. Solo en los hombres se encontr´o una relaci´on entre el n´umero creciente de delitos cometidos con la disposici´on a la agresi´on. La cual pod´ıa ser explicada solo en el caso de los hombres por factores como el ingreso a los grupos ilegales en una edad temprana, la ejecuci´on de un n´umero creciente de diferentes delitos y la exposici´on constante a un n´umero creciente de eventos potencialmente traum´aticos.

Los hallazgos psicol´ogicos anteriormente descritos y en particular la alta prevalencia de TEPT representan un problema socioecon´omico para un pa´ıs afectado por la guerra como Co- lombia, que no dispone de suficientes recursos t´ecnicos ni institucionales para hacer frente a las consecuencias psicol´ogicas producidas por la exposici´on constante y creciente a violencia de guer- ra. El estado de arte actual en investigaci´on muestra que los trastornos de trauma en v´ıctimas se pueden tratar con m´etodos terap´euticos que producen alcances bastantes considerables cuando las intervensiones son centradas en el trauma; sin embargo se carece de evidencia cient´ıfica que compruebe si ´estas intervenciones son tambi´en aplicables a los victimarios. Por esta raz´on, en la

´

ultima parte de este trabajo se investig´o por medio de un estudio piloto, la viabilidad y factibilidad de la Terapia de Exposici´on Narrativa (NET), un m´etodo terap´eutico que se emplea espec´ıfica- mente en el tratamiento de m´ultiples traumas. Se trat´o con NET a seis victimarios de la violencia sociopol´ıtica organizada en Colombia. Los resultados muestran una reducci´on significativa en la gravedad del TEPT seis meses despu´es de la finalizaci´on de la intervenci´on con NET para todos los participantes. Este hallazgo sugiere que los victimarios de violencia sociopol´ıtica tambi´en se pueden beneficiar de intervensiones para el trauma.

(9)

I Soziopolitischer und Theoretischer Hintergrund 1

1 Allgemeine Einleitung 2

1.1 Entwicklung der Gewalt unter den Akteuren . . . 4

1.1.1 Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) . . . 4

1.1.2 Ejercito de Liberaci´on Nacional (ELN) . . . 6

1.1.3 Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) . . . 7

1.2 Folgen der organisierten Gewalt . . . 8

1.2.1 Interne Vertreibung . . . 8

1.2.2 Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung . . . 9

2 Psychische Folgen organisierter Gewalt bei Opfern 11 2.1 Erfassung psychischer Folgen organisierter Gewalt bei Opfern . . . 11

2.2 Pr¨avalenz psychischer Folgen organisierter Gewalt bei Opfern Weltweit . . . 12

2.2.1 Arabische L¨ander . . . 13

2.2.2 Afrikanische L¨ander . . . 14

2.2.3 Europ¨aische L¨ander . . . 15

2.3 Pr¨avalenz psychischer Folgen organisierter Gewalt bei Opfern in Lateinamerika . . . 16

2.3.1 Bespiele organisierter Gewalt in Lateinamerika: Guatemala . . . 17

2.3.2 Bespiele organisierter Gewalt in Lateinamerika: Peru . . . 18

2.4 Pr¨avalenz psychischer Folgen organisierter Gewalt bei Opfern in Kolumbien . . . 19

3 Psychische Folgen organisierter Gewalt bei T¨atern 21 3.1 Erfassung psychischer Folgen organisierter Gewalt bei T¨atern . . . 21

3.1.1 Das Begehen von Gewalttaten f¨uhrt zur Entwicklung psychischer St¨orungen . 21 3.1.2 Das Begehen von Gewalttaten sch¨utzt vor Entwicklung psychischer St¨orungen 23 3.2 Pr¨avalenz psychischer Folgen organisierter Gewalt bei T¨atern weltweit . . . 25

3.2.1 Kindersoldaten . . . 26

3.3 Pr¨avalenz psychischer Folgen organisierter Gewalt bei T¨atern in Kolumbien . . . 27

(10)

INHALTSVERZEICHNIS

4 Behandlung psychischer Folgen organisierter Gewalt 29

4.1 Expositionsverfahren . . . 30

4.2 Narrative Expositionstherapie (NET) . . . 32

4.3 Wirksamkeit der Narrativen Expositionstherapie (NET) . . . 34

4.3.1 Erwachsene Fl¨uchtlinge in Nachbarl¨andern von Konfliktregionen . . . 34

4.3.2 Uberlebende organisierter Gewalt im eigenen Land . . . 35¨

4.3.3 Fl¨uchtlinge in industrialisierten L¨andern . . . 35

4.3.4 Kinder und Jugendliche . . . 35

4.3.5 Gewaltt¨ater . . . 36

II Erfassung der Traumaexposition und der psychischen Belastung durch organisierte Gewalt: Eine epidemiologische Studie und ein Vergleich zwischen T¨ atern und Opfern des bewaffneten Konflikts in Kolumbien 37

5 Einleitung 38 6 Methode 41 6.1 Durchf¨uhrung . . . 41

6.1.1 Ort der Untersuchung . . . 41

6.1.2 Interviewer und Vorbereitung . . . 44

6.1.3 Rekrutierung und Aufnahmekriterien bei den Probanden . . . 44

6.1.4 Diagnostische Untersuchungen . . . 46

6.2 Instrumente . . . 47

6.2.1 Soziodemografische Daten . . . 47

6.2.2 Frageb¨ogen zu Vertreibung und Demobilisierung . . . 47

6.2.3 Ereignisliste . . . 47

6.2.4 PTBS . . . 48

6.2.5 Depression . . . 49

6.2.6 Suizidalit¨at . . . 50

6.2.7 Funktionsbeeintr¨achtigung . . . 50

6.2.8 Fragebogen zu physischer Gesundheit und Substanzkonsum . . . 51

6.2.9 Appetitive Aggression . . . 51

6.2.10 Delikttypen . . . 52

6.3 Datenreduktion und Datenanalyse . . . 52

7 Ergebnisse 54 7.1 Beschreibung der Stichprobe . . . 54

(11)

7.1.1 Soziodemografische Angaben zu Vertriebenen und Demobilisierten . . . 54

7.1.2 Charakterisierung der Vertriebenen . . . 54

7.1.3 Charakterisierung der Demobilisierten . . . 57

7.2 Traumaexposition . . . 57

7.2.1 Pr¨avalenz traumatischer Ereignisse bei Vertriebenen . . . 57

7.2.2 Pr¨avalenz traumatischer Ereignistypen bei Demobilisierten . . . 59

7.2.3 Die Art traumatischer Ereignistypen . . . 60

7.2.4 Anzahl traumatischer Ereignistypen . . . 62

7.2.4.1 Kriegsbezogene Gewalt . . . 62

7.2.4.2 Akzidentelle und medizinische Traumata . . . 63

7.2.4.3 H¨ausliche Gewalt . . . 63

7.2.4.4 Sexuelle Gewalt . . . 64

7.2.4.5 Anzahl aller verschiedenen traumatischen Ereignistypen . . . 64

7.2.5 Die belastendsten Ereignistypen . . . 65

7.3 Posttraumatische Belastungsst¨orung (PTBS) . . . 67

7.3.1 PTBS-Pr¨avalenz . . . 67

7.3.2 PTBS-Schweregrad . . . 68

7.3.3 Schweregrad der Symptomculster . . . 69

7.3.3.1 Wiedererleben . . . 69

7.3.3.2 Vermeidung . . . 70

7.3.3.3 Ubererregung . . . 70¨

7.3.4 Funktionsbeeintr¨achtigung . . . 70

7.4 Pr¨adiktoren der PTBS . . . 71

7.5 Depression . . . 74

7.5.1 Depressionsschweregrad . . . 74

7.5.2 Pr¨adiktoren der Depression . . . 75

7.6 Andere Traumafolgest¨orungen . . . 77

7.6.1 Physische Beschwerden . . . 77

7.6.2 Substanzkonsum . . . 78

7.6.3 Komorbidit¨at . . . 78

7.6.3.1 PTBS-Diagnose und andere klinische Symptome . . . 79

7.6.3.2 PTBS-Schweregrad und andere klinische Symptome . . . 80

7.7 Appetitive Aggression . . . 80

7.7.1 Delikttypen und Appetitive Aggression . . . 80

7.7.2 Pr¨adiktoren Appetitiver Aggression . . . 82

(12)

INHALTSVERZEICHNIS

8 Diskussion 85

8.1 Allgemeine Angaben zu den Stichproben . . . 85

8.1.1 Vertriebene . . . 85

8.1.2 Demobilisierte . . . 86

8.2 Traumaexposition und PTBS-Pr¨avalenz . . . 86

8.2.1 Vertriebene . . . 86

8.2.2 Demobilisierte . . . 87

8.3 PTBS-Diagnose und PTBS-Schweregrad . . . 89

8.3.1 Geschlechterunterschiede innerhalb der Gruppen . . . 89

8.3.2 Geschlechtsspezifischer Vergleich zwischen den Gruppen . . . 90

8.3.3 PTBS-Symptomcluster . . . 92

8.3.3.1 Wiedererleben, Vermeidung und ¨Ubererregung . . . 92

8.3.3.2 Funktionsbeeintr¨achtigung . . . 93

8.4 Pr¨adiktoren der PTBS . . . 93

8.4.1 Pr¨adiktor Geschlecht . . . 93

8.4.2 Pr¨adiktor Alter . . . 94

8.4.3 Pr¨adiktor Traumaexposition: Selbsterlebte und bezeugte Ereignistypen . . . . 95

8.4.4 Pr¨adiktor Bildung . . . 96

8.4.5 Erh¨ohte Traumaexposition (Dosisabh¨angiger Effekt) . . . 96

8.5 Pr¨adiktoren der Depression . . . 96

8.5.1 Pr¨adiktor Geschlecht . . . 96

8.5.2 Pr¨adiktor Alter . . . 97

8.5.3 Pr¨adiktor Traumaexposition: Selbsterlebte und bezeugte Ereignistypen . . . . 98

8.5.4 Pr¨adiktoren Bildung und Einkommen . . . 98

8.6 Komorbidit¨at von PTBS und Depression mit anderen Traumafolgest¨orungen . . . . 99

8.7 Appetitive Aggression bei Demobilisierten . . . 101

8.7.1 Pr¨adiktor Anzahl begangener Delikttypen . . . 101

8.7.2 Pr¨adiktor Traumaexposition: Selbsterlebte und bezeugte Ereignistypen . . . . 101

8.7.3 Pr¨adiktor Alter beim Eintreten in illegale Gruppen . . . 102

8.7.4 Pr¨adiktor Milit¨arischer Rang und Gruppenzugeh¨origkeit . . . 103

8.8 Uberblick der Diskussion der epidemiologischen Studie . . . 103¨

8.9 St¨arken und Einschr¨ankungen der epidemiologischen Studie . . . 104

III Behandlung der psychischen Belastung organisierter Gewalt:

Eine Pilotstudie ¨ uber die Durchf¨ uhrbarkeit der NET bei T¨ atern des

(13)

bewaffneten Konflikts in Kolumbien 106

9 Einleitung 107

10 Methode 109

10.1 Rekrutierung . . . 109

10.2 PTBS-Diagnose . . . 109

10.3 Ablauf der Therapiesitzungen . . . 110

10.4 Datenanalyse . . . 111

10.5 Beschreibung der Stichprobe . . . 111

11 Ergebnisse 113 11.1 Explorative Analyse . . . 113

11.2 Fallbericht 1 . . . 115

11.2.1 Diagnostischer Befund und Lifeline . . . 115

11.2.2 Narration: Einstig in die AUC . . . 117

11.2.3 Narration: Erste Verst¨ummelung . . . 119

11.2.4 Narration: Erste Bezeugung vom Tod eines Kameraden . . . 122

11.2.5 Narration: Erstes T¨oten . . . 123

11.2.6 Therapieverlauf . . . 125

11.3 Fallbericht 2 . . . 126

11.3.1 Diagnostischer Befund und Lifeline . . . 126

11.3.2 Narration: Erste Vergewaltigung . . . 128

11.3.3 Narration: Einstieg in die FARC . . . 130

11.3.4 Narration: Erster Verlust eines Kameraden . . . 131

11.3.5 Narration: Erstes T¨oten . . . 131

11.3.6 Therapieverlauf . . . 132

11.4 ¨Uberblick aller Patienten . . . 133

12 Diskussion 136 12.1 Durchf¨uhrbarkeit der NET bei T¨atern organisierter Gewalt in Kolumbien . . . 136

12.1.1 Explorative Analyse . . . 136

12.1.2 Fallberichte . . . 138

12.1.3 Kontextanalyse . . . 140

12.2 ¨Uberblick der Diskussion der Therapiestudie . . . 142

12.3 St¨arken und Einschr¨ankungen der Therapiestudie . . . 143

(14)

INHALTSVERZEICHNIS

IV Allgemeine Schlussfolgerung und Ausblick 144

V Literatur 148

(15)

1.1 Entwicklung der Vertreibung in Kolumbien. . . 8

1.2 Verteilung individueller (rote Balken) und kollektiver Demobilisierungen (blaue Bal- ken). . . 10

6.1 Vertreibungskonzentration in Santander. . . 42

6.2 Service-Center des Reintegrationsprogramms in Kolumbien. . . 43

6.3 Interviewsituation bei Vertriebenen. . . 45

6.4 Interviewsituation bei Demobilisierten. . . 46

7.1 Pr¨avalenz erlebter traumatischer Ereignistypen bei Vertriebenen und Demobilisierten. 60 7.2 Pr¨avalenz erlebter traumatischer Ereignistypen unterteilt nach Geschlecht. . . 62

7.3 Ausmaß kriegsbezogener Gewalt bei Vertriebenen und Demobilisierten. . . 65

7.4 Die belastendsten Ereignistypen von vertriebenen und demobilisierten Frauen. . . 66

7.5 Die belastendsten Ereignistypen von vertriebenen und demobilisierten M¨annern. . . 66

7.6 Pr¨avalenz der PTBS bei vertriebenen und demobilisierten M¨annern und Frauen. . . 67

7.7 PTBS-Schweregrad unter Ber¨ucksichtigung aller erlebten Ereignistypen bei Vertrie- benen und Demobilisierten. . . 69

7.8 Funktionsbeeintr¨achtigung unter Ber¨ucksichtigung aller erlebten Ereignistypen bei Vertriebenen und Demobilisierten. . . 71

7.9 Dosisabh¨angiger Effekt bei den Frauen. . . 73

7.10 Dosisabh¨angiger Effekt bei den M¨annern. . . 74

7.11 Depressionsschweregrad bei Vertriebenen und Demobilisierten. . . 75

7.12 Begangene Delikttypen bei Demobilisierten in %. . . 81

7.13 Zusammenhang zwischen Appetitiver Aggression und Anzahl begangener Deliktty- pen bei demobilisierten M¨annern. . . 83

7.14 Zusammenhang zwischen Appetitiver Aggression und Alter beim Eintreten in illegale Gruppen bei demobilisierten M¨annern. . . 84

11.1 Vergleich des gesamten PTBS-Schweregrads bei Pr¨a- und Post-Untersuchung. . . 115

11.2 Zeichnung von PATIENT 1 ¨uber seine erste Verst¨ummelung bei der AUC. . . 122

(16)

Tabellenverzeichnis

6.1 Verwendete Variablen und deren Formatierung in den Regressionsanalysen. . . 53

7.1 Soziodemografische Daten zu Vertriebenen und Demobilisierten (N =688). . . 55

7.2 Charakterisierung der Vertriebenen (N = 436). . . 56

7.3 Charakterisierung der Demobilisierten (N = 252). . . 58

7.4 Durchschnitt erlebter Ereignistypen bei Vertriebenen und Demobilisierten. . . 63

7.5 PTBS-Schweregrad und deren Symptomcluster bei Vertriebenen und Demobilisierten. 68 7.6 Pr¨adiktoren der PTBS in gesamter Stichprobe (N = 688). . . 72

7.7 Pr¨adiktoren der PTBS bei Vertriebenen (N = 436). . . 72

7.8 Pr¨adiktoren der PTBS bei Demobilisierten (N = 252). . . 73

7.9 Pr¨adiktoren der Depression in gesamter Stichprobe (N = 688). . . 76

7.10 Pr¨adiktoren der Depression bei Vertriebenen (N = 436). . . 76

7.11 Pr¨adiktoren der Depression bei Demobilisierten (N = 252). . . 77

7.12 Physische Beschwerden bei Vertriebenen und Demobilisierten. . . 78

7.13 Substanzkonsum bei Vertriebenen und Demobilisierten. . . 79

7.14 Unterschiede klinischer Symptome f¨ur Probanden mit und ohne PTBS-Diagnose. . . 79

7.15 Zusammenhang von PTBS und Depression mit Substanzkonsum und physischen Beschwerden. . . 80

7.16 Zusammenhang der Appetitiven Aggression mit Traumaexposition und anderen Trau- mafolgest¨orungen. . . 82

7.17 Pr¨adiktoren der Appetitiven Aggression bei demobilisierten M¨annern (N = 209). . . 82

10.1 Soziodemografische Daten der Stichprobe. . . 112

11.1 Diagnostische Kriterien einer PTBS bei der Post-Untersuchung. . . 113

11.2 Schweregrad der diagnostischen Kriterien einer PTBS bei Pr¨a- und Post-Untersuchung.114 11.3 Lifeline PATIENT 1. . . 118

11.4 Lifeline PATIENT 1 (Zukunft). . . 126

11.5 Lifeline PATIENT 5. . . 128

11.6 Lifeline PATIENT 5 (Zukunft). . . 133

(17)

11.7 Lifelines ehemaliger Paramilit¨ars. . . 134 11.8 Lifelines ehemaliger Guerilleros. . . 135

(18)

Teil I

Soziopolitischer und Theoretischer

Hintergrund

(19)

Allgemeine Einleitung

Die Situation in Kolumbien ist mit der ¨uber 50 Jahre andauernden Gewalt zwischen linksgerichteten Guerillagruppen, rechtsgerichteten ehemaligen Paramilit¨ars und heute demobilisierten K¨ampfern sowie dem Staat und dessen Friedensbem¨uhungen bisher weltweit einzigartig. Seit 1964 sind etwa 200 000 Menschen umgekommen, Tausende wurden entf¨uhrt und auch heute noch befinden sich, trotz eines nicht abgeschlossenen Friedensprozesses, viele in der Gewalt der bewaffneten Akteure (Nussio, 2013; Urban, 2008).

Die Ursachen f¨ur die Konflikte sind komplex, wobei ungerechte Landbesitzverh¨altnisse und Korruption eine entscheidende Rolle spielen (Kurtenbach, 1999). Neben dem Drogenhandel und der Kriminalit¨at (Entf¨uhrungen, Auftragsmorde, etc.) haben alle Gruppen durch die Aus¨ubung von Gewalt und Terror versucht, Kontrolle ¨uber m¨oglichst viele territoriale Gebiete zu erlangen, um dort die nat¨urlich vorkommenden Ressourcen (wie z. B. Palm¨ol, Gold, und Smaragde) finanziell zu verwerten (Mendoza Pineros, 2012).

Vor allem die l¨andliche Zivilbev¨olkerung leidet unter den bewaffneten Auseinandersetzun- gen der Konfliktakteure, sodass einfache Bauernfamilien wegen ihrer Grundst¨ucke am st¨arksten von der Vertreibung betroffen und am h¨aufigsten direkten Kampfhandlungen ausgesetzt waren. Die ein- zelnen bewaffneten Gruppen versuchten durch Aus¨ubung von Gewalt und Terror die Unterst¨utzung der Zivilbev¨olkerung f¨ur sich zu sichern (Acci´on Social, 2010).

Ein nicht abgeschlossener und von politischen Gegebenheiten abh¨angiger Friedensprozess sowie die kritische gesellschaftliche Haltung dem Staat gegen¨uber lassen das Land nicht zur Ruhe kommen. Einerseits, verlangen die Opfer Gerechtigkeit und damit eine Wiedergutmachung der erlittenen Gewalttaten. Sie fordern die Wahrheit ¨uber bisher begangene Taten ein, z. B. Gewissheit

¨uber ihre Angeh¨origen die noch teilweise als vermisst gelten.

Auf der anderen Seite, sind alle bisherigen Bem¨uhungen der kolumbianischen Regierung mit den bewaffneten Akteuren des Konfliktes zu verhandeln und f¨ur eine Befriedung des Landes zu sorgen, weitestgehend erfolglos verlaufen. Einzig die kollektive Demobilisierung der Parami- lit¨arischen Gruppen kann als ein Teilerfolg der Verhandlungen aus den letzen Jahren gewertet

(20)

KAPITEL 1. ALLGEMEINE EINLEITUNG

werden. Im Gegenzug verpflichtete sich die Regierung zur Schaffung einer Gesetzesgrundlage zur Wiedereingliederung und massiver Strafminderung sowie deren Umsetzung. Das Angebot der De- mobilisierung wurde bereits in der Entstehungsphase auch f¨ur Angeh¨orige der Linksgerichteten Gruppen er¨offnet und bis zum heutigen Tag aufrechterhalten. In Folge dieses Prozesses haben sich bis M¨arz 2014 bereits 35.317 paramilit¨arische und 20.562 linksgerichtete K¨ampfer demobilisiert und werden bei ihrer Wiedereingliederung in die zivile Gesellschaft unterst¨utzt (Agencia Colombiana para la Reintegraci´on [ACR], 2014). Dennoch ist der Erfolg der Maßnahmen nicht einheitlich, denn w¨ahrend einigen der Demobilisierten eine wirtschaftlich und sozial erfolgreiche Wiedereingliederung gelingt, werden andere r¨uckf¨allig und bilden mit ehemaligen Kollegen neue kriminelle Gruppen, die eindeutig wirtschaftliche Interessen verfolgen.

Aufgrund politischer Streitigkeiten um die Macht im Staat sind die bisherigen Erfolge des Wiedereingliederungsprozesses stets gef¨ahrdet. Daher befindet sich der Wiedereingliederungspro- zess in einem st¨andigen Wandel ohne dabei die bereits zugesagten Maßnahmen aufzuweichen und den ¨uber die Zeit ver¨anderten Bed¨urfnissen aller Beteiligten m¨oglichst gerecht zu werden. Dieser Erfolgsdruck hat bereits zur Schaffung neuer Gesetze und staatlicher Institutionen gef¨uhrt. Politi- sche Kr¨afte die sich f¨ur eine h¨artere Bestrafung der T¨ater und damit auf die Seite der Opfer und m¨oglicherweise zuk¨unftigen W¨ahler stellen, drohen mit einem Scheitern der aktuellen Verhandlun- gen mit einer der linksgerichteten Guerilla Gruppe und diese wiederum mit der Eskalation der Gewalt.

Da die Befriedung des Landes sowohl im Interesse der Bev¨olkerung als auch der Regie- rung liegt, wird in dieser soziopolitischen Situation nach Interventionsmodellen gesucht, welche die unterschiedlichen Bed¨urfnisse von Opfern und T¨atern ber¨ucksichtigen. Allerdings sind die Folgen f¨ur Opfer und T¨ater durch das Erleben und der aktiven Teilnahme an Gewalttaten bisher kaum untersucht worden.

Aus diesem Grund ist das Ziel der vorliegenden Arbeit die Erfassung und Diskussion aufgrund soziopolitischer Gewalt entstandener Traumafolgest¨orungen, sowohl bei Opfern als auch bei T¨atern bzw. Gewaltakteuren des Krieges in Kolumbien. Den Hauptteil dieser Dissertation stellt dabei eine epidemiologische Studie zu Posttraumatischer Belastungsst¨orung (PTBS) sowie komorbiden Krankheitsbildern wie Major Depression, Substanzmissbrauch, physischer Erkran- kung/Somatisierung und der daraus resultierenden Funktionsbeeintr¨achtigung in beiden Populatio- nen dar. Die Frage nach der Aggressionsbereitschaft wurde in der Stichprobe der Demobilisierten untersucht.

Der darauf folgende Teil widmet sich der Durchf¨uhrbarkeit der Narrativen Expositions- Therapie (NET), einem Interventionsmodul zur Behandlung wiederholter und komplexer Trau- matisierung, das im Rahmen eines Pilotprojekts bei T¨atern organisierter Gewalt in Kolumbien eingesetzt wurde.

(21)

1.1 Entwicklung der Gewalt unter den Akteuren

Die Hauptgewaltakteure in Kolumbien sind zwei Guerillagruppen und die ehemalige Vereinigung verschiedener paramilit¨arischer Gruppen in Verbindung mit der offiziellen Armee. Guerilla ist eine Bezeichnung sowohl f¨ur eine besondere Form des milit¨arischen Kampfes als auch f¨ur banden¨ahnliche Kampftruppen und deren Mitglieder, die in Lateinamerika auch Guerilleros genannt werden. Eine Guerilla entsteht durch den Zusammenschluss einheimischer Bev¨olkerungsteile, die sich im Rah- men einer Untergrundbewegung oder eines B¨urgerkrieges bewaffnen. Diese Widerstandsbewegung richtet sich gegen Besatzungs- oder Kolonialm¨achte bzw. gegen die eigene Regierung. Die Ziele der Guerilla richten sich auf (nationale) Unabh¨angigkeit, Selbstbestimmung bzw. auf die Durchsetzung von Sozialreformen. Zu den Strategien der Guerilla z¨ahlt insbesondere die subversive Kriegsf¨uhrung (Entf¨uhrungen, Botschaftsbesetzungen, Terrorakte) in einem Krieg ohne Fronten. Paramilit¨arische Gruppen unterscheiden sich vor allem in dem Grad der Unterst¨utzung durch die jeweilige Regie- rung. Gemein ist ihnen, dass sie nicht zu den eigentlichen Streitkr¨aften des Landes geh¨oren, aber dennoch milit¨arisch organisiert und ausgestattet sind. Als Rechtfertigungsargument f¨uhren sie h¨au- fig an, die Armee oder das Rechtssystem des Landes seien zu schwach, um die Bev¨olkerung vor den inneren oder ¨außeren Gefahren zu sch¨utzen (Urban, 2008).

1.1.1 Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC)

Die Revolution¨aren Streitkr¨afte Kolumbiens (FARC) gingen in den 1960er Jahren aus b¨auerlichen Selbstverteidigungsgruppen hervor, die sich gegen Kampfhandlungen liberaler und konservativer Politischer Str¨omungen wehrten. Bis 1963 kamen in diesem ¨uber mehrere Dekaden andauernden B¨urgerkrieg zwischen b¨auerlichen und konservativ-liberalen Kampfgruppen mehr als 150 000 Men- schen ums Leben (Garc´ıa, 2009). Die FARC bezeichnet sich selbst als linksgerichtete, marxistisch- kolumbianische Guerillabewegung mit dem Ziel, eine revolution¨are Landreform durchzusetzen, die die Verbesserung der Lebensbedingungen f¨ur die l¨andliche Bev¨olkerung verfolgt (Calvo, 1999).

Die FARC ist in Lateinamerika milit¨arisch die st¨arkste aller Guerillagruppen. Ende der 1970er Jahre bestand die Organisation nicht mehr nur aus Bauern, sondern zunehmend auch aus Studenten der gr¨oßeren Universit¨aten der St¨adte. Damit ver¨anderten sich auch zunehmend die ideologischen Vorstellungen der Organisation und die landwirtschaftlichen Forderungen gerieten in den Hintergrund. In den 1980er Jahren stieg die Mitgliederzahl der FARC von 1 000 auf ca. 20 000 K¨ampfer und sie benannte sich in FARC-EP (Ej´ercito del pueblo: Volksheer) um (Rivera, 2008).

Infolge des rasanten Wachstums nahm die Organisation zunehmend milit¨arisch organisierte Z¨uge an. Zu Beginn lehnte die FARC alle Verbindungen mit dem aufkommenden Drogenhandel ab, doch im Laufe der 1980er Jahre wuchs die Akzeptanz diesem gegen¨uber. Indem die FARC Steuern auf den Drogenhandel erhob, sicherte sie sich eine lukrative Einnahmequelle zur eigenen Finanzierung.

Schrittweise ver¨anderte sich die urspr¨unglich b¨auerliche Selbstverteidigungsgruppe mit politischer

(22)

KAPITEL 1. ALLGEMEINE EINLEITUNG

Orientierung zu einem der weltweit gr¨oßten Drogenkartellen (P´ecaut, 2009).

Da die FARC urspr¨unglich als marxistische Gruppierung galt, wurde sie u. a. von Kuba und zu einem geringen Anteil auch von der Sowjetunion finanziell unterst¨utzt. Nach aktuellen Angaben des kolumbianischen Finanzministeriums erwirtschaftet die FARC 78% ihres Einkommens aus dem Drogenhandel, der Rest stammt aus L¨osegeldzahlungen und Viehraub sowie finanzielle Zuwendungen aus dem Ausland. Diese belaufen sich laut verschiedenen Quellen auf ein gesch¨atztes j¨ahrliches Einkommen zwischen 300 und 980 Millionen US-Dollar (Pineda, 2004).

Die Struktur der FARC ist streng hierarchisch gegliedert. Das siebenk¨opfige Sekretariat der FARC ist das zentrale F¨uhrungsgremium, das f¨ur alle strategischen, taktischen und milit¨arischen Angelegenheiten zust¨andig ist. Die FARC ist in sieben milit¨arischen Bl¨ocken organisiert, die sich auf das gesamte Territorium Kolumbiens verteilen. Diese Bl¨ocke sind wiederum in Fronten unterteilt, die zwischen 50 und 500 M¨anner umfassen. Die FARC erweist sich als eine Organisation mit großer personeller Stabilit¨at und Kontinuit¨at in der F¨uhrung. Dar¨uber hinaus steht sie in Verbindung mit anderen lateinamerikanischen Guerillagruppen (Garc´ıa, 2009).

Von Kolumbien und weiteren 31 L¨andern, darunter auch die EU, wird die FARC als ter- roristische Organisation eingestuft. Amnesty International verurteilt sie wegen schwerer Verst¨oße gegen das humanit¨are V¨olkerrecht. Sie soll f¨ur die Ermordung zahlreicher Lokalpolitiker aber auch unbeteiligter Zivilisten verantwortlich sein, ebenso f¨ur den Großteil der Entf¨uhrungen, das Verlegen von Landminen und die Rekrutierung von Kindersoldaten.

Nach dem Scheitern des ersten Waffenstillstands mit der damaligen Regierung im Jahre 1984, gr¨undeten Mitglieder der FARC die politische Partei

”patriotische Union“ (UP), die ihre Ziele auf legalem Weg durchsetzen sollte. Die UP wurde als politische Partei zugelassen und erreichte mit ihrem Kandidaten bei den Pr¨asidentschaftswahlen 4.5% der Stimmen. Dieser wurde allerdings w¨ahrend der Wahlen von einem Auftragskiller ermordet. In den folgenden Jahren wurden Mitglieder der UP, die ¨offentliche ¨Amter bekleideten, systematisch ermordet, was zu einer starken Zunahme der Gewalt seitens der FARC f¨uhrte. In Friedensverhandlungen stellte die Regierung der FARC ein ca. 40 000km2 großes Gebiet zur Verf¨ugung, wo auch Verhandlungen stattfinden sollten. Die FARC benutzte diese Verhandlungszone aber, um den Drogenhandel, die Offensiven gegen das kolumbianische Milit¨ar, die illegale Aufr¨ustung sowie die Zwangsrekrutierung zu intensivieren und zeitgleich den Druck auf die lokalen Beh¨orden zu erh¨ohen. Daraufhin brach die Regierung die Friedensverhandlungen ab und begann eine Milit¨aroffensive gegen die FARC. Bevor die FARC den R¨uckzug antrat, entf¨uhrte sie die Pr¨asidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die ¨uber sechs Jahre in Gefangenschaft gehalten wurde (Garc´ıa, 2009).

Mit dem Amtsantritt des damaligen Pr¨asidenten ´Alvaro Uribe (2002 - 2010) begann eine große milit¨arische Intervention gegen die FARC, die das Ziel hatte, diese so stark wie m¨oglich zu schw¨achen. Durch seine Politik der

”harten Hand“ verst¨arkte Uribe die Pr¨asenz der Sicherheitskr¨af- te im ganzen Land. Als Reaktion darauf begann die FARC milit¨arische Operationen durchzuf¨uhren,

(23)

aus denen viele Vertreibungen, Entf¨uhrungen, Massaker und Terroranschl¨age hervorgingen, welche sowohl Sicherheitskr¨afte als auch Zivilisten bis heute betreffen (Vargas Velasquez, 2003). Seit Okto- ber 2012 nahm eine offizielle Delegation der FARC Friedensgespr¨ache mit der Regierung von Juan Manuel Santos in der Stadt von Havanna, Kuba auf. Die Friedensverhandlungen sollten maximal ein Jahr dauern, sind aber bisher noch nicht abgeschlossen und beinhalten folgende Themen: l¨and- liche Entwicklung, Aufnahme von demobilisierten FARC-K¨ampfern in die Politik, Bedingungen eines Waffenstillstandes, Bek¨ampfung des Drogenhandels und die Entsch¨adigung der Opfern.

1.1.2 Ejercito de Liberaci´ on Nacional (ELN)

Die Nationale Befreiungsarmee ELN geh¨ort zu den ¨altesten noch aktiven Guerillaorganisationen Lateinamerikas. Sie wurde 1964 mit marxistisch-leninistischer Orientierung und nach dem Vorbild der kubanischen Revolution gegr¨undet. Im Gegensatz zur FARC waren die Gr¨undungsmitglieder der ELN haupts¨achlich Studenten aus den gr¨oßeren Universit¨atsst¨adten. Geleitet wird die ELN durch ein aus f¨unf Mitgliedern bestehendes Zentral-Kommando. Die ELN ist als

”intellektuelle Guerilla“ bekannt, weil sie ihre Ideologie auf kommunistische und sozialistische Theorien st¨utzt, vor allem auf die Che-Guevara-Fokus-Theorie und deren Vorbild Kuba. Mit dem Eintritt des be- r¨uhmten Befreiungstheologen und Priesters Camilo Torres erh¨ohte sich die Akzeptanz der ELN bei linksgerichteten Politikern, beim Klerus wie auch in der Bev¨olkerung (Garc´ıa, 2009).

Die ELN dominiert die Karibikk¨usten, die venezolanische Grenze und das zentraln¨ordliche Kordilleren-Gebirge. Dort erheben sie Steuern und verhandeln bei Konflikten zwischen Großgrund- besitzern und Kleinbauern. Die ELN fordert die Nationalisierung der Bodensch¨atze und sabotiert multinationale Konzerne beispielsweise durch Anschl¨age auf Erd¨ol-Pipelines der Texas Petroleum Company (Alban, 2011).

Wie auch die FARC finanziert sich die ELN durch Erpressungen und Entf¨uhrungen, be- streitet aber auch Einnahmen aus dem Drogenhandel. Nach Angaben von Nichtregierungsorgani- sationen hatte die ELN zwischen 2000 und 2007 mehr als 3.293 Geiseln entf¨uhrt, von denen 153 in Gefangenschaft starben. Die ELN ist ebenfalls in Fronten unterteilt, die sich je nach ¨okonomischen Interessen in verschiedenen Regionen Kolumbiens bewegen. Die Organisation ist in allen Regionen aktiv, v. a. jedoch in den Hauptst¨adten (Kurtenbach, 1999).

Sowohl FARC als auch ELN sind noch bewaffnet und als illegale Gewaltt¨ater aktiv, wurden jedoch in den letzten Jahren, w¨ahrend der Regierungszeit von Alvaro Uribe Velez und dessen Nachfolger Juan Manuel Santos, milit¨arisch geschw¨acht und in die Defensive gedr¨angt.

Es wird vermutet, dass durch milit¨arische Unterst¨utzung aus den USA und die Aufstockung von Polizei und nationalen Streitkr¨aften in l¨andlichen Gebieten die Anzahl der ELN-K¨ampfer von 5 000 auf 3 000 bis 2 000 sank. Im Sommer 2004 erkl¨arten beide Gruppen eine

”strategische Allianz“, was als Reaktion auf die milit¨arischen Offensiven der Regierung zu interpretieren ist (Pizarro, 2003).

(24)

KAPITEL 1. ALLGEMEINE EINLEITUNG

1.1.3 Autodefensas Unidas de Colombia (AUC)

Die Vereinigten B¨urgerwehren Kolumbiens AUC wurden 1997 unter der F¨uhrung von Carlos Ca- sta˜no aus verschiedenen paramilit¨arischen Gruppen gegr¨undet, die es sich zum Ziel gemacht hatten, die Guerillabewegungen der FARC und ELN milit¨arisch zu besiegen und die Kontrolle ¨uber das von ihnen kontrollierte Territorium zu erlangen. AUC geht auch gegen Teile der Zivilbev¨olkerung vor, da sie diese als Unterst¨utzer der Guerillabewegung betrachtet. Sie erhalten bei der Bek¨ampfung der Guerillagruppen inoffiziell große Unterst¨utzung durch Politiker, Viehz¨uchter, Unternehmer sowie multinationale Konzerne. Auch dem Inlandsgeheimdienst und dem kolumbianischen Milit¨ar wer- den immer wieder Verbindungen zum AUC vorgeworfen, die sich ¨uberwiegend durch Drogenhandel finanzieren, welchen sie in Kolumbien zu etwa einem Drittel kontrollieren. Dar¨uber hinaus werden auch ¨uber Entf¨uhrungen und Erpressungen Einnahmen erzielt. Im Gegensatz zu den Guerillak¨amp- fern, werden die K¨ampfer der AUC bezahlt.

Mit ihrer Politik der

”sozialen S¨auberung“ terrorisierten und ermordeten die AUC Teile der Zivilbev¨olkerung. Durch die Anwendung von unkonventionellen Waffen wie z. B. Motors¨agen, mit denen sie ihre Opfer zerlegten, sind die AUC f¨ur zahlreiche Massaker und Folterungen von Guerilleros und der Zivilbev¨olkerung verantwortlich. Von diesem brutalen Vorgehen abgeschreckt zogen große Teile der Landbev¨olkerung in die St¨adte. Neben dieser Art der Vertreibung werden die AUC f¨ur das Verschwinden von ca. 15 000 Menschen beschuldigt, die vermutlich ermordet und in Massengr¨abern beigesetzt wurden. Zwischen 1983 und 2013 begingen die AUC circa 2.087 Massaker und raubten dabei ¨uber sechs Millionen Hektar Ackerland (Escudero, 20013). Die AUC werden f¨ur einen Großteil der Menschenrechtsverletzungen und der gewaltsamen Vertreibungen in Kolumbien verantwortlich gemacht. Auch sie stehen auf der Liste terroristischer Organisationen in Kolumbien, der EU und den USA. Die AUC sind in mehrere große Bl¨ocke unterteilt und v. a. in den l¨andlichen Regionen im Norden Kolumbiens pr¨asent. In den letzten Jahren ist ihre Aktivit¨at in den Armenvierteln der großen St¨adte stark angewachsen. Sch¨atzungen zufolge sollen sie im Jahr 2004 ¨uber etwa 13.500 K¨ampfer verf¨ugt haben (Rivera, 2008).

Nach einem komplexen Demobilisierungsprozess wurden einige Hauptmitglieder der AUC wegen Drogenhandels in die USA ausgeliefert. Nach der Aufl¨osung der AUC bildeten sich neue Gruppen, die sich um die bestehenden Drogengesch¨afte der ehemaligen AUC-Mitglieder k¨ummer- ten (Comisi´on Nacional de Reparaci´on, 2007; Duncan, 2014; Villarraga Sarmiento, 2013). Diese Gruppen werden von der Regierung als gew¨ohnliche Kriminelle behandelt und genießen nicht die im Demobilisierungsprozess geschaffenen rechtlichen Privilegien des Friedens- und Gerechtigkeits- gesetzes (Grajales, 2011).

(25)

1.2 Folgen der organisierten Gewalt

1.2.1 Interne Vertreibung

Hauptfolge dieses bewaffneten Konfliktes ist die gewaltsame interne Vertreibung insbesondere der l¨andlichen Zivilbev¨olkerung. Nach dem Sudan weist Kolumbien weltweit die zweith¨ochste Zahl an Binnenfl¨uchtlingen auf (Internal Displacement Monitoring Centre [IDMC], 2010). Gem¨aß der ko- lumbianischen Beh¨orde Unidad para la Atenci´on y Reparaci´on Integral a las V`ıctimas (UARIV)1 leben 4 790 317 Menschen als Vertriebene im eigenen Land. Dabei verlassen durchschnittlich 637 Personen pro Tag ihre Heimatgebiete, weil sie mitansehen mussten, wie Angeh¨orige erschossen, ver- schleppt oder Opfer der t¨aglichen Gewalt wurden. Der Großteil der vertriebenen Landbev¨olkerung flieht in die Randzonen der Ballungszentren, wo sie einer, vor allem durch die schwierige Wirt- schaftslage hervorgerufenen Perspektivlosigkeit ausgesetzt sind und auf diese Weise die sozialen Probleme der St¨adte zus¨atzlich versch¨arft werden (IDMC, 2010). Vertriebene sind im den St¨adten nicht willkommen, denn sie stellen weitere Konkurrenten im Kampf um die geringen Ressourcen dar und werden von der Bev¨olkerung in den Elendsvierteln feindselig und zur¨uckweisend behandelt (Jim´enez & Suesc´un, 2008).

2. MAGNITUD Y TENDENCIA8 DEL DESPLAZAMIENTO FORZADO EN COLOMBIA 1985 - 2012 2.1. Datos Generales

El desplazamiento forzado en Colombia ha estado presente en distintos períodos de exacerbación de conflictos sociales, políticos y económicos internos9, sin embargo, la tensión interna de la década de los ochenta y noventa en Colombia, derivada principalmente de la guerra de guerrillas, del paramilitarismo y el desarrollo de la economía ilegal del narcotráfico, que ha traído consigo el uso excesivo de la violencia por parte de grupos armados sobre la población civil, conlleva graves consecuencias humanitarias evidenciadas en eventos masivos de desplazamiento forzado interno que se manifiestan en esta década.

Desde una perspectiva normativa, y contando con el reconocimiento del Estado de esta situación, en Colombia se entiende que es víctima del desplazamiento forzado “toda persona que se ha visto forzada a migrar dentro del territorio nacional, abandonando su localidad de residencia o actividades económicas habituales, porque su vida, su integridad física, su seguridad o libertad personales han sido vulneradas o se encuentran directamente amenazadas” por infracciones al Derecho Internacional Humanitario o violaciones graves y manifiestas a las normas internacionales de Derechos Humanos, ocurridas con ocasión del conflicto armado interno (parágrafo 2º, artículo 60, Ley 1448 de 2011).

GRÁFICA 3. EXPULSIÓN Y DECLARACIÓN DE PERSONAS (1985-2012)

Fuente: Elaborado por Subdirección Red Nacional de Información con base en RUV-UARIV corte abril de 2013

De acuerdo con el Registro Único de Víctimas (RUV), entre 1985 y diciembre de 2012, han sido expulsados de su territorio 4.790.317 personas de 1.117 municipios10, como consecuencia de las circunstancias

8 La magnitud, como propiedad medible de un fenómeno, es un concepto utilizado para observar la incidencia del desplazamiento en la población colombiana. En este capítulo se analiza la magnitud del desplazamiento donde la unidad de análisis son las personas víctimas de la migración forzada por el fenómeno del conflicto interno incluidas en el RUV y la medida utilizada es el volumen (es decir el acumulado de personas). Por su parte, la tendencia muestra el comportamiento de un fenómeno en el tiempo.

9 Por ejemplo, en la época de La Violencia (1949-1960) el conflicto partidista tuvo un fuerte impacto sobre la población civil, que fue víctima de ataques frontales y que dieron lugar al desplazamiento forzado con el fin de fortalecer la hegemonía del ganador, usurpar tierras valiosas y despejar regiones de posibles oponentes. (Ibañez, 2008). Según estimaciones de la Consultoría para los Derechos Humanos y el Desplazamiento (CODHES) y UNICEF, durante este período se desplazaron de las zonas rurales hacia las ciudades cerca de 2 millones de colombianos, los cuáles en su mayoría no retornaron. El gobierno nacional creó en 1953 la Oficina Nacional de Rehabilitación y Socorro que contribuyó al retorno de más de 32.000 personas, atendió a 11.622 desplazados en Bogotá y otros 20.949 en otras poblaciones y ciudades del país.

10 Desde 1985 hasta diciembre 31 de 2012, 174 municipios registraron entre 1 y 100 eventos de desplazamiento; 392 municipios registraron entre 101 y 1.000 eventos de desplazamiento, 298 municipios registraron entre 1.001 y 5.000 eventos de expulsión, 101 municipios registraron entre 5.001 y 10.000 eventos de expulsión y 152 municipios registraron entre 10.001 y 121.886 eventos de expulsión.

7.947

357.064

169.366 152.645

177.308 394.386

521.222

593.643

347.645

326.397

357.415 373.418 408.112 365.636

202.699

155.779 198.897

108.929

36.237 7.287

15.645 59.674

49.148 337.846

439.629 518.947

271.688 266.581

306.171 368.963

444.309 482.123

398.200

354.638 445.940

415.482

0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000

Eventos de Expulsión (Personas) Declaraciones (Persona)

Abbildung 1.1: Entwicklung der Vertreibung in Kolumbien.

Abbildung 1.1 stellt die Entwicklung der Vertreibung in Kolumbien dar, dabei zeigen die blauen Linien die tats¨achlichen Vertreibungen und die graue Linien die durch Opfer deklarierten Vertreibungen im Zeitraum von 1985 bis 2012 (UARIV, 2013).

Entwurzelt und traumatisiert sind Vertriebene den direkten Bedrohungen durch Gewalt, sexuellen Missbrauch und zwanghafte Rekrutierung durch die k¨ampfenden Gruppen in den Binnen-

1Unidad para la Atenci´on y Reparaci´on Integral a V´ıctimas ist die Agentur der kolumbianischen Pr¨asidentschaft, die ein offizielles Register zur Anzahl der Vertriebenen im Land f¨uhrt.

8

(26)

KAPITEL 1. ALLGEMEINE EINLEITUNG

fl¨uchtlingslagern ausgesetzt (Aguilar, 2003; Mogoll´on P´erez & V´azquez Navarrete, 2006; Puertas, R´ıos, & Del Valle, 2006). Die von der kolumbianischen Regierung finanzierten Hilfsprogramme sind zumeist ineffektiv, da die finanziellen Hilfen zu gering sind und ¨uberdies selten bei den Betroffenen ankommen. Schließlich gestaltet sich die R¨uckf¨uhrung der Vertriebenen sehr schwer, da diese in der Regel nicht in ihre D¨orfer zur¨uckkehren wollen (Mendoza Pineros, 2012).

Nach Angaben der Beh¨orden lebten 60% aller Vertriebenen erstmals in einer Stadt und kannten sich mit dem dortigen Leben nicht aus. Mehr als die H¨alfte sind Jugendliche im Alter zwischen 14 und 26 Jahren, gefolgt von Kindern bis zum 13ten Lebensjahr, welche ihre Schul- und Berufsausbildung unterbrechen mussten. Die gr¨oßte Gruppe der Betroffenen sind Frauen und indigene Gruppen. 61% sind alleinerziehende M¨utter oder V¨ater. Die Anzahl der absolvierten Bil- dungsjahre bel¨auft sich im Durchschnitt auf f¨unf, wobei 11% der Vertriebenen niemals eine Schule besucht haben (Acci´on Social, 2010).

1.2.2 Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung

Nach einer andauernden Welle der Gewalt und des Terrors startete der damalige kolumbianische Pr¨asident Alvaro Uribe Velez die Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung von ille- gal bewaffneten Gruppen. Da die Regierung zuerst mit der paramilit¨arischen AUC ein Waffenstill- standsabkommen unterzeichnete, orientierte sich die Demobilisierung und der Friedensprozess an dieser Gruppe.

Der damalige AUC-Kommandant Carlos Casta˜no befahl die paramilit¨arischen Bl¨ocke zu entwaffnen und sich damit an das Abkommen mit der Regierung zu halten. Diesem Aufruf folgten in den Jahren 2003 bis 2012 31.849 ehemalige K¨ampfer, welche im Anschluss am Reintegrations- programm der Regierung teilnahmen (ACR, 2012).

Im Zuge des Abkommens zwischen Regierung und AUC legten auch 23.354 Guerillak¨amp- fer der FARC und ELN ihre Waffen nieder, um am Reintegrationsprogramm teilzunehmen. Im Gegensatz zu den AUC-K¨ampfern, die sich kollektiv demobilisierten, ließen sich die Guerilleros nicht als Gruppe, sondern als Individuen demobilisieren. Abbildung 1.2 stellt nach Angaben des staatlichen Reintegrationsprogramms im Kolumbien die Entwicklung der jeweils individuellen und kollektiven Demobilisierung im Zeitraum von 2002 bis 2012 dar (ACR, 2012).

(27)

KAPITEL 1. ALLGEMEINE EINLEITUNG

DESMOVILIZACIÓN POR GÉNERODESMOVILIZACIÓN POR EDAD

12% Mujeres

HECHOS & DATOS

La AGENCIA COLOMBIANA PARA LA REINTEGRACIÓN (ACR) es la entidad encargada de diseñar, coordinar y ejecutar con entidades públicas y privadas la política estatal dirigida a la reintegración de las personas o grupos armados al margen de la ley que se hayan desmovilizado voluntariamente.

88% Hombres

4%4% Sin Dato Mayor de 50 años

RUTA DE REINTEGRACIÓN

El Gobierno Nacional, a través de la ACR, diseñó una política de reintegración de largo plazo, que promueve el compromiso y esfuerzo de todos los colombianos por brindar oportunidades de cambio a las personas desmovilizadas, para fortalecer la reconstrucción del tejido social, promover la seguridad, el desarrollo comunitario, la convivencia y la construcción de la paz.

33.360

PARTICIPANTES ATENDIDOS

diciembre 2011 - noviembre 2012

55.203 DESMOVILIZACIONES CERTIFICADAS

1.354 780

35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0

869 2.644 10.424 145

3

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 total

17.764 31.849

18.000 20.000 22.000

16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 total

2.638 2.720 2.501 2.556 2.934 2.855 2.792 2.228 23.354

DESARROLLO DE HABILIDADES Y COMPETENCIAS EN EL INDIVIDUO

busca que las personas en Proceso de Reintegración reconstruyan sus relaciones, asuman y ejerzan sus derechos y deberes, y desarrollen competencias y habilidades que les permitan vivir de manera autónoma y sostenible en la legalidad.

LOS ESPACIOS PARA LA CONVIVENCIA Y LA RECONCILIACIÓN

fortalecen las bases sociales, económicas y culturales de las comunidades receptoras de población desmovilizada.

La Política de Reintegración establece que la reconciliación es uno de los principios básicos del proceso de Desarme, Desmovilización y Reintegración. La ACR promueve acciones de Servicio Social que vinculas a personas en Proceso de Reintegración a la solución de problematicas de la comunidad.

ETAPA BÁSICA ETAPA INTERMEDIA

RUTA DE REINTEGRACIÓN

ETAPA AVANZADA

3.142 PARTICIPANTES ATENDIDOS EN FORMACIÓNPARA EL TRABAJO PARTICIPANTES ATENDIDOS EN EDUCACIÓN

33.312 17.464

PARTICIPANTES ATENDIDOS EN PSICOSOCIAL

MUNICIPIOS INTERVENIDOS INTERVENCIONES COMUNITARIAS 101

123

Reintegración a la vida civil

Grupo Próximo

(familia, amigos, actores institucionales y sociales)

Atención psicosocial Vinculación a salud Vinculación a educación

Apoyo jurídico

Atención psicosocial Educación

Formación para el trabajo

Servicio Social y para la reparación

Reintegración económica

Logros en las competencias psicosociales

Culmina educación Formación para el trabajo

Servicio social y para la reparación

Generación de ingresos

Reintegración comunitaria y económica Trabajo con Redes

(comunidad)

Sostenibilidad en la legalidad Trabajo con

Víctimas

DESARME Y DESMOVILIZACIÓN MONI TOREO Y ACONPAÑAMIEN TO POS T

RESPONSABLE

CULM INA CIÓ

N CULM

INA CIÓ

N

DESMOVILIZACIONES INDIVIDUALES CERTIFICADAS

Mayor de 50 años

11% 18 a 25 años

Periodo: 2003 - noviembre 2012

Periodo: 2003 - noviembre2012

Periodo: diciembre 2011 - noviembre 2012

DESMOVILIZACIONES COLECTIVAS CERTIFICADAS

81%

26 a 50 años

Abbildung 1.2: Verteilung individueller (rote Balken) und kollektiver Demobilisierungen (blaue Balken).

Zwar existiert ein staatliches Reintegrationsprogramm f¨ur Mitglieder der illegal bewaffne- ten Gruppen seit 2002, aber erst seit 2006 wird der Prozess vom Hochkommissariat f¨ur Reintegra- tion (Agencia Colombiana para la Reintegraci´on – ACR) koordiniert und durch 31 Betreuungs- zentren dezentral umgesetzt. Die ACR bietet den ehemaligen Kombattanten sowohl psychosoziale Unterst¨utzung als auch Hilfe bei ihrer beruflichen Reintegration (ACR, 2014). Nach Angaben der ACR 91% der Demobilisierten sind M¨anner im Alter von 18 bis 35 Jahren, die ihre Ausbildung nachholen und sich beruflich auf eine Wiedereingliederung vorbereiten. Trotz intensiver Friedensbe- m¨uhungen ist der Wiedereingliederungsprozess schwierig, da viele ehemalige K¨ampfer noch immer in illegale Gesch¨afte involviert sind. Nach Angaben des ACR waren bis zum Jahre 2008 etwa 3 500 Demobilisierte in illegale Aktivit¨aten verwickelt, 2 290 wurden dabei verhaftet (ACR, 2009).

10

(28)

Kapitel 2

Psychische Folgen organisierter Gewalt bei Opfern

Extreme Gewalterfahrungen, wie B¨urgerkriege, k¨onnen in weiten Teilen der betroffenen Bev¨ol- kerung zur Entstehung von psychischen St¨orungen und sozialen Auff¨alligkeiten f¨uhren. Dabei ist die am weitesten verbreitete St¨orung in Kriegsgebieten die Posttraumatische Belastungsst¨orung (PTBS). Diese St¨orung entwickelt sich als Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situa- tion mit außergew¨ohnlicher Bedrohung f¨ur das eigene Leben, und das bei nahezu allen Menschen das Gef¨uhl einer tiefen Verzweiflung hervorruft (Brewin, Andrews, & Valentine, 2000). Die PTBS zeichnet sich durch eine Symptomatik aus Wiedererleben, Vermeidung und permanenter ¨Uber- erregung aus (American Psychiatric Association [APA], 2005). In der Literatur werden neben der PTBS weitere Formen traumaassoziierter St¨orungen beschrieben. Es wird davon ausgegangen, dass die unmittelbare Traumareaktion in der Form der PTBS universell ist und in allen Kulturen in vergleichbarer Qualit¨at und Quantit¨at auftritt. Auch die h¨aufig in Begleitung auftretenden Erkran- kungen Depression, Substanzmissbrauch und -abh¨angigkeit wurden in verschiedenen untersuchten Populationen festgestellt und lassen auf Universalit¨at schließen (Neuner et al., 2004; Ozer, Best, Lipsey, & Weiss, 2003).

2.1 Erfassung psychischer Folgen organisierter Gewalt bei Opfern

Zahlreiche Studien mit Asylsuchenden in Nachbarl¨andern oder Industriestaaten belegen die extrem negativen psychischen Effekte, die erlebte Kriegserfahrungen auf Menschen haben. Hohe Pr¨avalenz- raten psychischer St¨orungen wie die Posttraumatische Belastungsst¨orung (PTBS), Depression, Sub- stanzmissbrauch und -abh¨angigkeit, Anpassungsst¨orungen und Funktionsbeeintr¨achtigungen zeigen sich am h¨aufigsten bei Fl¨uchtlingen aus Kriegsl¨andern (Ai, Peterson, & Ubelhor, 2002; Blair, 2000;

(29)

Delic-Ovcina, 2012; Kleber, 2011; Kroll, Yusuf, & Fujiwara, 2011; Marshall, Schell, Elliott, Bert- hold, & Chun, 2005; Momartin, Silove, Manicavasagar, & Steel, 2004; Ssenyonga, Owens, & Olema, 2012; Turner, Bowie, Dunn, Shapo, & Yule, 2003; Vinson & Chang, 2012; Widmann et al., 2014).

Dennoch ist die Erforschung psychischer Folgen von organisierter Gewalt in Kriegs- und Nach- kriegsl¨andern mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden. Ein Hauptproblem stellen methodische M¨angel dar: mangelnde Repr¨asentativit¨at der Stichprobe, fehlende validierte und standardisierte Instrumente, unterschiedliche regionale Sprachen und kulturelle Ans¨atze(Neuner, et al., 2004).

Dar¨uber hinaus gestaltet sich der Zugang zu Betroffenen organisierter Gewalt als schwierig, da dieser aus Sicherheitsgr¨unden meist beschr¨ankt ist. Stichproben bisheriger Studien beruhen des- halb meist auf Migranten/Fl¨uchtlingen in industrialisierten Gastl¨andern. Die Problematik, die sich hierbei ergibt, liegt in der Unklarheit dar¨uber, ob die bestehenden psychischen Folgen tats¨achlich auf die erlebten Gewalterfahrungen in der Heimat oder vielmehr auf die Flucht, die Entwurzelung oder den aktuellen Fl¨uchtlingsstatus zur¨uckzuf¨uhren sind.

Wegen der oben beschriebenen Schwierigkeiten, repr¨asentative Stichproben am Ort der organisierten Gewalt zu untersuchen, gibt es -im Gegensatz zu den zahlreichen Untersuchungen an Fl¨uchtlingen im Exil- deutlich weniger Studien, die sich mit der psychischen Gesundheit der betrof- fenen Bev¨olkerung direkt an den Orten von Konflikten auseinandersetzen. De Jong et al. (2002) f¨uhrten die erste valide und repr¨asentative epidemiologische Studie zur psychischen Gesundheit in Post-Konfliktregionen durch. Die Autoren untersuchten 3 323 ¨Uberlebende organisierter Gewalt in Algerien, Kambodscha, Pal¨astina und ¨Athiopien, die potenziell traumatische Erlebnisse innerhalb von bewaffneten Konflikten erfahren hatten. Unter Anwendung des CIDI (Composite International Diagnostic Interview) ergab sich f¨ur die Algerier eine PTBS-Rate von 39.5%, f¨ur die Kambodscha- ner von 33.4%, f¨ur die Pal¨astinenser von 28% und f¨ur die ¨Athiopier von 19%. De Jong et al. (2002) identifizierten f¨ur alle Stichproben als unabh¨angigen Risikofaktor f¨ur PTBS ein konfliktbezogenes Trauma ab dem zw¨olften Lebensjahr erlebt zu haben. Auch Folter konnte, mit Ausnahme der kam- bodschanischen, in allen Stichproben als Risikofaktor f¨ur die Entwicklung einer PTBS gefunden werden. F¨ur Angstst¨orungen ermittelten die Autoren Pr¨avalenzraten von 9.6% bis 40% und f¨ur somatoforme St¨orungen Raten von 1.6% bis 8.3%.

2.2 Pr¨ avalenz psychischer Folgen organisierter Gewalt bei Opfern Weltweit

In den letzten sieben Jahren gab es weltweit ¨uber 414 Krisen, darunter 31 schwere Konflikte und sieben Kriege. Die meisten gewaltsamen Auseinandersetzungen wurden aufgrund ideologischer Dif- ferenzen zwischen der Regierung und Rebellengruppen ausgetragen. Das galt auch f¨ur die Kriege in Afghanistan, Irak, Israel, Somalia, Sri Lanka und Sudan, bei denen Aufst¨andische mit Gewalt das bestehende politische System ver¨andern und die nationale Macht erringen wollten. Die gr¨oßte

(30)

KAPITEL 2. PSYCHISCHE FOLGEN ORGANISIERTER GEWALT BEI OPFERN

Anzahl solcher Konflikte gab es in Afrika, darunter zwei Kriege in Somalia sowie in der Region des Sudan. An n¨achster Stelle folgen mit insgesamt neun extrem gewaltsamen Konflikten der vordere und mittlere Orient (mit Kriegen in Afghanistan, Irak und Israel) sowie Asien (mit einem Krieg in Sri Lanka). Europa und Amerika hatten jeweils einen derartigen Konflikt zu verzeichnen: in Tschetschenien und Kolumbien (Heidelberg Institut f¨ur Internationale Konfliktforschung, 2013).

Die psychischen Folgen dieser Auseinandersetzungen f¨ur die Zivilbev¨olkerung wurden in einigen Studien untersucht, ¨uber deren Ergebnisse im Folgenden ein ¨Uberblick gegeben wird.

2.2.1 Arabische L¨ ander

Drei große epidemiologische Befragungen zu den psychischen Folgen organisierter Gewaltaus¨ubung auf die zivile Bev¨olkerung wurden in Afghanistan durchgef¨uhrt. Mit der gemeinsamen Anwendung von HTQ (Harvard Trauma Questionnaire) und HSCL (Hopkins Symptom Checklist) zur Erfassung der traumatischen und depressiven Symptomatik untersuchten die ersten beiden Studien repr¨asen- tative Stichproben an verschiedenen Orten des Landes. Das Mindestalter der untersuchten Personen betrug 15 Jahre (Lopes Cardozo et al., 2004; Scholte et al., 2004). Bei der ersten Studie wurden 699 gesunde und 100 k¨orperlich behinderte Personen aus der Zivilbev¨olkerung befragt. Die Ergebnisse zeigten eine PTBS-Pr¨avalenz von 42% und depressive Symptome bei ¨uber 60% beider Gruppen.

Ein erh¨ohtes Risiko an einer PTBS zu erkranken wurde bei weiblichen Teilnehmerinnen festgestellt.

Auch zeigte sich eine h¨ohere Pr¨avalenz derer, die von psychischen St¨orungen in der Vergangenheit berichteten. Mehr als 80% der Bev¨olkerung empfanden starke Hassgef¨uhle und Vergeltungsw¨unsche (Lopes Cardozo, et al., 2004). In der zweiten Studie fanden Scholte und Kollegen Pr¨avalenzraten von PTBS und Depression von 20.4% bzw. 38.5% in einer Stichprobe von N = 1 011 Afghanen aus den ¨ostlichen Provinzen. Hauptergebnis dieser Studie war der positive Zusammenhang zwi- schen dem Erleben von traumatischen Gewalterfahrungen und posttraumatischer, depressiver und

¨angstlicher Symptomatik (Scholte, et al., 2004). In der dritten Studie wurden 400 M¨utter von Kleinkindern aus der Provinz Kabul randomisiert ausgew¨ahlt und Anhand der diagnostischen Kri- terien von DSM-IV diagnostiziert. 29.8% der Frauen litten unter PTBS, die mit Kriegserfahrungen assoziiert waren. Diese Pr¨avalenz sank, wenn die M¨utter psychologische Hilfe in Anspruch nahmen (Seino, Takano, Mashal, Hemat, & Nakamura, 2008). Eine weitere Studie von Farhood und Kollegen (2006) untersuchte, unter Anwendung einer in arabischer Sprache validierten Version des HTQ, eine gr¨oßere Gemeinde im S¨udlibanon (nahe der israelischen Grenze), die von israelischen Kampfhand- lungen betroffen waren. Die PTBS-Pr¨avalenz entsprach 29.3% von 119 Befragten. Hierbei ergab sich, dass Frauen eine h¨ohere PTBS-Pr¨avalenz (36.6%) als M¨anner (20%) aufwiesen. Als g¨unstiger erwies es sich f¨ur die Betroffenen Arbeit zu haben, denn dieser Schutzfaktor schw¨achte die PTBS- Symptomatik ab. Des Weiteren bestand ein Zusammenhang zwischen dem PTBS-Schweregrad und Angst, Somatisierung, Funktionsbeeintr¨achtigung und Depression (Farhood, Dimassi, & Lehtinen, 2006). In einer weiteren Studie mit Libanesen zeigte sich nach weiteren f¨unf Jahren bei 25.8% der

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