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Die statistische Analyse wurde mithilfe des Statistikprogrammes SPSS (PASW) 19 f¨ur Windows durchgef¨uhrt. Alle Variablen wurden hinsichtlich ihrer Verteilung ¨uberpr¨uft. In Abh¨angigkeit von der Verteilung und der jeweiligen Skalierung der Variablen wurden entweder parametrische oder nonparametrische Verfahren angewendet. Das Signifikanzniveau wurde auf Alphaα≤.05 festge-legt.

Die Analyse der soziodemografischen Daten und der Pr¨avalenz verschiedener psychischer und physischer St¨orungen wurde deskriptiv durchgef¨uhrt. Unterschiede zwischen dichotomen Va-riablen wurden mit Hilfe des Chi-Quadrat-Tests und zwischen kontinuierlichen VaVa-riablen mit Hilfe von t-Tests ¨uberpr¨uft. F¨ur signifikante Unterschiede wurde die Effektst¨arke nach Cohen (d) be-rechnet. Ein d=.20 wird als kleiner, ein d =.50 als mittlerer und eind =.80 als großer Effekt angesehen.

Gruppenunterschiede zwischen den Vertriebenen- und Demobilisiertenstichproben wurden mittels Varianzanalyse (ANOVA) f¨ur die Anzahl der traumatischen Ereignistypen und mittels Kovarianzanalysen (ANCOVA) f¨ur die Summenscores von PTBS, Depression, physischen Krank-heiten und Alkoholkonsum ¨uberpr¨uft. Als Kovariable wurde die Anzahl traumatischer Ereignisty-pen ber¨ucksichtigt. Stelle sich ein Effekt oder eine Interaktion als signifikant heraus, wurde eine Post-hoc-Analyse durchgef¨uhrt; und zwar eint-Tests bei ANOVAs und einzelne Kovarianzanalysen bei ANCOVAs. Um einer Alphainflation entgegenzuwirken, wurde gegebenenfalls eine Bonferroni-Holm-Korrektur durchgef¨uhrt.

F¨ur die Analyse der Pr¨adiktoren f¨ur PTBS und Depression wurden verschiedene Regres-sionsanalysen berechnet. Alle Analysen wurden – wenn sie sich nicht ausdr¨ucklich auf die gesamte Stichprobe beziehen – f¨ur die Opfer- bzw. T¨aterstichprobe getrennt durchgef¨uhrt. Als abh¨angige Variable galt f¨ur PTBS der PDS-Summenwert und f¨ur Depression der DHSCL-Summenwert. Bei den Regressionsanalysen ging zus¨atzlich die Form des Traumas (selbsterlebt oder bezeugt) und die jeweilige Anzahl als kontinuierliche Variable in die Berechnungen ein. Außerdem wurde als dichoto-me Variable das (Nicht-)Erlebthaben h¨auslicher bzw. sexueller Gewalt eingeschlossen. Dichotome unabh¨angige Variablen wurden in den entsprechenden Modellen als Dummy-Variablen codiert.

Zur Untersuchung der Pr¨adiktoren f¨ur Appetitive Aggression bei den Demobilisierten wur-de f¨ur beide Geschlechter jeweils eine lineare Regression mit dem ASS-Summenwert f¨ur Appetitive

KAPITEL 6. METHODE

Aggression berechnet. Da das Modell f¨ur die weiblichen Ex-Kombattanten nicht signifikant wurde, stellt die vorliegende Arbeit nur die Analyse der m¨annlichen Ex-Kombattanten vor.

In den Modellen, die sich auf die gesamte Stichprobe beziehen, wurden vier Interaktions-terme f¨ur die Kombination von Geschlecht und Gruppe gebildet; drei wurden in die Regression einbezogen, der vierte als Referenz angewendet. Die Tabelle 6.1 zeigt die ausgew¨ahlten Variablen und ihre Formatierung f¨ur die Aufnahme in den verschiedenen Regressionsanalysen.

Generell wurde in einem ersten Schritt jede einzelne unabh¨angige Variable mittels ein-facher linearer Regression auf Signifikanz gepr¨uft. Im zweiten Schritt wurden alle signifikanten unabh¨angigen Variablen, gem¨aß der Einschlussmethode, in eine lineare Regression einbezogen. Es wurde ein aufsteigendes Verfahren verwendet, ausgehend von der Variablen mit der kleinsten Vari-anzaufkl¨arung. Schrittweise wurden weitere Variablen entfernt, bis die maximale Erh¨ohung desR2 erreicht wurde.

Tabelle 6.1:Verwendete Variablen und deren Formatierung in den Regressionsanalysen.

Variable Gesamte Stichprobe Vertriebene Demobilisierte

Modelle PTBS, Depression PTBS, Depression PTBS, Depression & ASS Soziodemografie

Alter kontinuierlich kontinuierlich kontinuierlich

Geschlecht Ver Mann (Mann = 0, Frau = 1) (Mann = 0, Frau = 1)

Ver Frau Dem Mann

Dem Frau

Bildung (niedrig = 0, hoch = 1) (niedrig = 0, hoch = 1) (niedrig = 0, hoch = 1)

Einkommen (niedrig = 0, hoch = 1) (niedrig = 0, hoch = 1) (niedrig = 0, hoch = 1)

Traumaexposition

Bezeugte Traumatypen kontinuierlich kontinuierlich kontinuierlich

Selbst erlebte traumatypen kontinuierlich kontinuierlich kontinuierlich

ausliche Gewalt (nein = 0, ja = 1) (nein = 0, ja = 1) (nein = 0, ja = 1)

Sexuelle Gewalt (nein = 0, ja = 1) (nein = 0, ja = 1) (nein = 0, ja = 1)

Zeit nach traumatischem Ereignis kontinuierlich kontinuierlich kontinuierlich

Mobilisierungsangaben

Alter Eintreten in illeg. Gruppen - - kontinuierlich

Anzahl der Delikte - - kontinuierlich

Rang - - (Soldat = 0, Kommandant = 1)

Illegale Gruppe - - (0 = Paramilit¨ars, 1 = Guerillas)

Anmerkungen:

Ver Mann = Vertriebener Mann, Ver Frau = Vertriebene Frau, Dem Mann = Demobilisierter Mann, Dem Frau = Demobilisierte Frau

Ergebnisse

7.1 Beschreibung der Stichprobe

7.1.1 Soziodemografische Angaben zu Vertriebenen und Demobilisier-ten

Die folgende Tabelle 7.1 bietet eine ¨Ubersicht aller relevanten soziodemografischen Angaben der Ge-samtstichprobe, u.a. Bildungsstand, Einkommen und Religiosit¨at, aufgeschl¨usselt nach Geschlecht und Zugeh¨origkeit zur Opfer- bzw. T¨atergruppe. Außerdem sind signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen markiert.

7.1.2 Charakterisierung der Vertriebenen

Von den 436 befragten Vertriebenen waren 339 (77.8%) Frauen und 97 (22.2%) M¨anner. Das durchschnittliche Alter der vertriebenen M¨anner betrug M = 43.4 Jahre (SD = 15.5), das der vertriebenen FrauenM = 38.8 (SD= 13.2) Jahre. Vertriebene M¨anner waren signifikant ¨alter als vertriebene Frauen,t(137.850)= 2.70,p < .01,d=.34.

Eine einzige Vertreibung erlebt hatten 90.2% der Frauen und 88.5% der M¨anner. 61.2%

der Frauen und 56.7% der M¨anner hatte die letzte Vertreibung vor mehr als 5 Jahren erlebt, bei 26.8% der M¨anner und 19.2% der Frauen lag die Vertreibung zwischen drei und f¨unf Jahre zur¨uck.

75.4% der Frauen und 63.9% der M¨anner hatten vom kolumbianischen Roten Kreuz hu-manit¨are Hilfe erfahren. 34.7% der Frauen und 25.8% der M¨anner hatten von der Regierung Geld erhalten, um an einem wirtschaftlichen Projekt teilzunehmen, das von Vertriebenen initiiert worden war. Die Charakterisierung der Vertriebenen werden in Tabelle 7.2 zusammengefasst.

KAPITEL 7. ERGEBNISSE

Tabelle 7.1:Soziodemografische Daten zu Vertriebenen und Demobilisierten (N =688).

Demografische Vertriebene Demobilisierte Gesamt Ver Frau Dem Frau Dem Man Ver Frau

Daten Frauen anner Frauen anner Vs. Vs. Vs. Vs.

Ver Mann Dem Mann Ver Mann Dem Frau

Geschlecht

weiblich N(%) 339(100) 43(100) 382(55.5)

annlich N(%) 97(100) 209 (100) 306(44.5)

Alter M(SD) 38.8(13.2) 43.5(15.5) 28.7(7.8) 31.2(7.9) 36.5(12.7) ** * *** ***

Bildung

Grundschule N(%) 182(53.8) 50(51.5) 12(27.9) 87(41.6) 331(48.2) Sekundarstufe N(%) 100(29.6) 26(26.8) 22(51.2) 110(52.6) 258(37.6)

keine N(%) 28(8.3) 12(12.4) 0( .0) 3(1.4) 43(6.3) ** *** ***

lesen-schreiben N(%) 20(5.9) 7(7.2) 1(2.3) 1( .5) 29(4.2)

Ausbildung N(%) 8(2.4) 2(2.1) 8(18.6) 8(3.8) 26(3.8)

Zivilstand

zusammenlebend N(%) 172(50.7) 56(57.7) 27(64.3) 126(60.3) 381(55.5)

allein stehend N(%) 50(14.7) 14(14.4) 11(26.6) 57(27.3) 132(19.2) * *** *

verheiratet N(%) 67(19.8) 23(23.7) 2(4.8) 17(8.1) 109(15.9) geschieden/getrennt N(%) 23(6.8) 2(2.1) 0( .0) 9(4.3) 34(4.9)

verwitwet N(%) 27(8.0) 2(2.1) 2(4.8) 0( .0) 31(4.5)

Anzahl der Kinder M(SD) 4.1(2.7) 3.3(3.2) 2.1(1.8) 1.8(1.6) 3.1(2.6) * *** ***

Einkommen in (COP)

0 - 200 000 N(%) 192(56.6) 59(60.8) 7(16.3) 22(10.5) 280(40.7) *** ***

400 001 - 800 000 N(%) 140(41.3) 36(37.1) 25(58.1) 147(70.3) 348(50.6) 800 001 - 2 000 000 N(%) 7(2.1) 2(2.1) 10(23.3) 37(17.7) 56(8.1)

>2 000 000 N(%) 0( .0) 0( .0) 1(2.3) 3(1.4) 4( .6)

Art der Unterkunft

utte N(%) 187(55.7) 58(59.8) 3(7.0) 11(5.3) 259(37.9)

Hausmieter N(%) 53(15.8) 14(14.4) 30(69.8) 124(59.6) 221(32.3)

Soziales Haus N(%) 90(26.8) 24(24.7) 5(11.6) 17(8.2) 136(19.9) *** ***

Zimmermieter N(%) 3( .9) 0( .0) 5(11.6) 54(26.0) 62(9.1)

andere N(%) 3( .9) 1(1.0) 0( .0) 2(1.0) 6( .9)

N. Person zu Hause M(SD) 4.8(2.1) 4.3(2.1) 3.9(1.8) 3.5(2.1) 4.3(2.1) ** ** **

Religion

katholisch N(%) 217(64.0) 57(58.8) 28(65.1) 116(55.5) 418(60.8) ** **

evangelisch N(%) 29(8.6) 10(10.3) 4(9.3) 4(1.9) 47(6.8)

andere N(%) 61(18.0) 15(15.5) 5(11.6) 28(13.4) 109(15.8)

keine N(%) 32(9.4) 15(15.5) 6(14.0) 61(29.2) 114(16.6)

Regelm. Anwesenheit in Kirche

nein N(%) 131(39.0) 44(46.8) 21(48.8) 134(64.1) 330(48.4) **

ja N(%) 205(61.0) 50(53.2) 22(51.2) 75(35.9) 352(61.4)

Aktuelles Studium

nein N(%) 299(88.5) 91(93.8) 8(18.6) 31(14.9) 429(62.5) *** ***

ja N(%) 39(11.5) 6(6.2) 35(81.4) 177(85.1) 257(37.5)

Anmerkungen:

Ver Mann = Vertriebener Mann, Ver Frau = Vertriebene Frau, Dem Mann = Demobilisierter Mann, Dem Frau = Demobilisierte Frau, COP: Kolumbianischer Peso,∗ ∗ ∗p < .001 (zweiseitig),∗ ∗p < .01 (zweiseitig),∗p < .05 (zweiseitig)

Tabelle 7.2:Charakterisierung der Vertriebenen (N = 436).

Vertriebene anner Frauen Gesamt

Geschlecht N(%) 97 339 436

Alter M(SD) 43.5(15.5) 38.7(13.2) 38.9(13.8)**

Anzahl an Vertreibungen

1 N(%) 85(88.5) 304(90.2) 389(89.8)

2 N(%) 11(11.5) 31(9.2) 42(9.7)

3 N(%) 0( .0) 2( .6) 2( .5)

Zeit seit letzter Vertreibung (Monate)

<1 N(%) 0( .0) 0( .0) 0(0)

1-3 N(%) 2(2.1) 11(3.3) 13(3.0)

4-12 N(%) 6(6.2) 13(3.8) 19(4.4)

13-36 N(%) 8(8.2) 42(12.4) 50(11.5)

37-60 N(%) 26(26.8) 65(19.2) 91(20.9)

>60 N(%) 55(56.7) 207(61.2) 262(60.2)

Humanit¨are Hilfe

Nein N(%) 35(36.1) 83(24.6) 118(27.1)

Ja N(%) 62(63.9) 255(75.4) 317(72.9)

Wirtschaftliches Projekt

Nein N(%) 72(74.2) 220(65.3) 292(67.3)

Ja N(%) 25(25.8) 117(34.7) 142(32.7)

Sektor/Gebiet

Par´amo (Bucaramanga) N(%) 44(45.4) 155(45.7) 199(45.6)

Colombia(Floridablanca) N(%) 27(27.8) 67(19.8) 94(24.6)

Chaparro (Bucaramanga) N(%) 10(10.3) 65(19.2) 75(17.2)

Sarabanda(Gir´on) N(%) 9(9.3) 33(9.7) 42(9.6)

Piedecuesta (Piedecuesta) N(%) 7(7.2) 19(5.6) 26(6.0)

Anmerkungen:

∗ ∗ ∗p < .001 (zweiseitig),∗ ∗p < .01 (zweiseitig),∗p < .05 (zweiseitig)

KAPITEL 7. ERGEBNISSE

7.1.3 Charakterisierung der Demobilisierten

Im Rahmen dieser Untersuchung wurden insgesamt 252 Demobilisierte befragt, 83% waren M¨anner und 17% Frauen. Im Schnitt waren M¨annerM = 31.2 (SD= 7.8) und FrauenM = 28.6 (SD= 7.8) Jahre alt. Die demobilisierten M¨anner waren insgesamt signifikant ¨alter als die demobilisierten Frauent(250)= 1.972,p < .05,d=.32.

Die befragten M¨anner traten durchschnittlich im Alter vonM = 20.9 Jahre (SD = 7.3) Jahren, die befragten Frauen im Alter von M = 19.6 Jahre (SD = 7.4) Jahren den illegalen, bewaffneten Gruppen bei. M¨anner verbrachten insgesamt durchschnittlich sechs Jahre (M = 5.9, SD= 5.0) in den bewaffneten Gruppen, Frauen im Durchschnitt f¨unf Jahre (M = 4.7, SD= 5.3).

Die M¨anner waren zum Zeitpunkt der Datenerhebung im Durchschnitt bereits M = 4.5 Jahre (SD= 1.6), die FrauenM = 4.2 (SD= 1.6) Jahre demobilisiert.

Von den Befragten waren 59.1% der M¨anner und 37.2% der Frauen Mitglieder in paramili-t¨arischen Gruppen gewesen. Insgesamt 32.6% der Frauen und 21.2% der M¨anner waren Mitglieder der FARC, 25.6% der Frauen und 16.8% der M¨anner waren Mitglieder der ELN gewesen. Was den Rang betraf, so waren 61.4% der Befragten einfache Soldaten, dagegen gaben 7.6% der Befragten – ausschließlich M¨anner – an, Kommandanten gewesen zu sein. Ferner waren 4.8% als Milizen und 4% als Informanten t¨atig. 42.6% der Frauen und 39.5% der M¨anner nahmen an einer kollektiven Demobilisierung teil; der restliche Anteil demobilisierte sich individuell.