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Dirk Helmuth Müller Dr. med.

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Dirk Helmuth Müller Dr. med.

Protein-Energie-Malnutrition in der Sidama-Zone, Südäthiopien – Klinisches Bild und Prädisponierende Faktoren

Geboren am 06.07.1971 in Lingen/Ems Reifeprüfung am 12.06.1991 in Butzbach

Studiengang der Fachrichtung Medizin vom WS 1991/92 bis SS 1999 Physikum am 08.09.1993 an der Medizinischen Hochschule Hannover Klinisches Studium in Hannover

Praktisches Jahr in Hannover

Staatsexamen am 09.06.1999 an der Medizinischen Hochschule Hannover Promotionsfach: Kinderheilkunde

Doktorvater: Prof. Dr. med. M. Leichsenring

Als erste und einleitende Studie im Rahmen einer Serie von Forschungsvorhaben beschreibt die vorliegende Arbeit das klinische Bild von Protein-Energie-Malnutrition (PEM) und seiner 3 Formen (Kwashiorkor, Marasmischer Kwashiorkor und Marasmus) in der Sidama Zone Süd-Äthiopiens. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Äthiopiens weist dieses Gebiet eine hohe Prävalenz an ödematöser PEM auf.

Mittels einer interview-basierten Fall-Kontrollstudie (mit Hausbesuchen) wurden für PEM prädisponierende Faktoren im sozio-ökonomischen Umfeld und unter den Ernährungsge- wohnheiten identifiziert. Zwischen März und August 1996 wurden 75 Patienten und 32 Kon- trollkinder beziehungsweise deren Familien erfasst.

Die Sidama Zone ist gekennzeichnet durch eine überdurchschnittlich hohe Bevölkerungs- dichte, kontinuierliche Niederschläge und fruchtbare Böden. Dennoch ist die Landwirtschaft im wesentlichen auf eine Monokultur an Ensete ventricosum beschränkt, einer der Bananen- staude ähnelnde Pflanze mit niedriger Protein- und Energiedichte.

Im Patientenkollektiv dieser Studie fiel das vergleichsweise fortgeschrittene Lebensalter der ödematösen Patienten auf, daneben erschien die Anzahl der Patienten hoch, die bereits eine oder mehrere ödematöse Krankheitsepisoden hinter sich hatten. Die anthropometrischen Indi- katoren wiesen auf eine hohe Prävalenz an stunting hin. Diese drei Aspekte (Lebensalter, frü- here Ödeme und stunting) deuten auf die ausgeprägte Chronizität des Krankheitsbildes in Si- damo hin.

Die klinischen Erscheinungen der PEM in Sidamo sind neben den ödematösen Symptomen durch Haut- und Haarveränderungen sowie Apathie geprägt. Das Vorkommen von Hepatome- galie, wenn auch signifikant häufiger in der Patientengruppe als unter den Kontrollen, wurde im Vergleich mit anderen Studien deutlich seltener festgestellt. Die in der Patientengruppe signifikant häufigeren Lokalinfektionen (Konjunktivitiden und externen Otitiden) deuten, wie

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auch die vermehrte anamnestische Angabe von Durchfall, auf die hohe Komorbidität von PEM und Infektionen hin, wie bereits vielerorts beschrieben.

Mit Blick auf die Ernährung der Kinder wurde deutlich, dass Patienten signifikant seltener Gemüse und Obst als die Kontrollkinder erhielten. Damit stellt die fehlende Variabilität in der Essenszusammensetzung der Patienten einen wichtigen prädisponierenden Faktor für die Entwicklung von PEM in der Sidama Zone dar. Obwohl Ensete auch in der Kindernahrung den Hauptnahrungsbestandteil darstellt, gab ein beachtlicher Teil der Familien (und zwar sig- nifikant mehr Eltern von Patienten als Kontrollen) eine angebliche Vermeidungstendenz von Ensete an. Dies ist nicht als „Tabu“ im engeren Sinne zu verstehen; möglicherweise deutet es aber auf eine quantitative Verringerung der (Ensete-)Nahrung hin. Damit könnte die Vermei- dungstendenz von Ensete in der Kindernahrung ebenfalls einen prädisponierender Faktor für PEM in der Sidama Zone darstellen.

Im sozio-ökonomischen Umfeld von Patienten- und Kontrollfamilien fielen einerseits die fehlenden Unterschiede hinsichtlich der Familiengröße und der ökonomischen Ressourcen, wie Beruf des Haushaltsvorstands, Größe des zur Verfügung stehenden Landes und Art und Menge an Vieh, auf. Andererseits hoben sich Patienten- und Kontrollfamilien auffällig von- einander ab in Bezug auf Größe des Wohnraums, Trinkwasserherkunft und Bildungsstand der Mütter (letzterer nur grenzwertig signifikant). Dies lässt darauf schließen, dass in Sidamo nicht allein eine schlechte wirtschaftliche Ausgangslage für die Entwicklung von PEM ver- antwortlich ist. Entscheidend dürfte darüber hinaus die Verteilung der produzierten Lebens- mittel und des geringen erwirtschafteten monetären Einkommens innerhalb der Familie sein.

Eine prioritäre Verteilung an die Familienmitglieder, die zum Familienwohl am meisten bei- tragen (Arbeitskräfte, Haushaltsvorstand) könnte dabei der Vernachlässigung von Kindern (hinsichtlich ihres vergleichsweise höheren Bedarfes an Protein und Energie aber auch an Für- sorge) und damit der Entwicklung von PEM Vorschub leisten.

Signifikant mehr Patienten- als Kontrollfamilien wiesen eine Instabilität der elterlichen Part- nerschaft auf. Dies lässt eine schlechtere wirtschaftliche Ausgangslage einerseits, und eine emotionelle Vernachlässigung in der Fürsorge der Kinder andererseits vermuten.

Insgesamt zeigten sich eine geringe Variabilität des Essens (hinsichtlich Früchte- und Gemü- sekonsum), Vermeidungstendenz von Ensete in der Kindernahrung, kleiner Wohnraum, keine Verwendung von Leitungswasser, geringer Bildungsstatus der Mütter und instabiler Familien- stand der Eltern mit dem Vorliegen einer PEM assoziiert. Diese Faktoren stellen damit mögli- che Risikofaktoren für die Entwicklung von PEM in der Sidama Zone dar. Die Faktoren wur- den in einem kumulativen Index als Risikobewertungsmaßstab zusammengefasst. Durch eine Multivariatanalyse mittels logistischer Regression konnte eine signifikante Assoziation zwi- schen Patienten und höherer Anzahl an Risikofaktoren einerseits, sowie zwischen Kontrollen und niedrigerer Anzahl andererseits demonstriert werden. Damit eignet sich der Risikobe- wertungsmaßstab als Screening-Instrument zur Identifikation gefährdeter Kinder und Familien in der Sidama Zone. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wo Maßnahmen zur Minderung der Prä- valenz ansetzen können.

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