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1478 FMHMit Berufserfahrung zum anerkannten MPA­Abschluss

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Schweizerische Ärztezeitung

SÄZ – BMS Bulletin des médecins suisses – Bollettino dei medici svizzeri – Gasetta dals medis svizzers

Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch Organe officiel de la FMH et de FMH Services www.bullmed.ch Bollettino ufficiale della FMH e del FMH Services

Organ ufficial da la FMH e da la FMH Services

43 2 6. 1 0. 2 01 6

1477 Editorial

Medizinische Praxisassisten­

tin – Zukunftsperspektiven

1498 Tribüne

Motivation für Verhaltens­

änderungen durch E­Nudging

1510 «Zu guter Letzt»

von Tanja Kühnle

Kind, Karriere – oder beides?

Sag niemals nie …

1478 FMH

Mit Berufserfahrung

zum anerkannten

MPA­Abschluss

(2)

INHALTSVERZEICHNIS 1475

Redaktion

Dr. med. et lic. phil. Bruno Kesseli, Mitglied FMH (Chefredaktor);

Dipl.-Biol. Tanja Kühnle (Managing Editor);

Isabel Zwyssig, M.A. (koordinierende Redaktorin);

Dr. med. Werner Bauer, Mitglied FMH; Prof. Dr. med. Samia Hurst;

Dr. med. Jean Martin, Mitglied FMH; Anna Sax, lic. oec. publ., MHA;

Dr. med. Jürg Schlup, Präsident FMH; Prof. Dr. med. Hans Stalder, Mitglied FMH; Dr. med. Erhard Taverna, Mitglied FMH;

lic. phil. Jacqueline Wettstein, Leitung Kommunikation der FMH

Redaktion Ethik

PD Dr. theol. Christina Aus der Au; Prof. Dr. med. Lazare Benaroyo, Mitglied FMH; PD Dr. phil., dipl. biol. Rouven Porz

Redaktion Medizingeschichte

Prof. Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann; PD Dr. rer. soc. Eberhard Wolff Redaktion Ökonomie

Anna Sax, lic. oec. publ., MHA Redaktion Recht

Hanspeter Kuhn, Leiter Rechtsdienst der FMH

FMH

EDITORIAL: Carlos Beat Quinto

1477 Medizinische Praxisassistentin – Zukunftsperspektiven

MEDIZINISCHE PRAXISASSISTENTINNEN: Bettina Wöhler, Verena Gantner

1478 Mit Berufserfahrung zum anerkannten MPA-Abschluss Das Validierungsverfahren zur Medizinischen Praxisassistentin bzw. zum Medizinischen Praxisassistenten EFZ ermöglicht, beruflich erworbene Fähigkeiten und Kenntnisse anerkennen zu lassen. Es richtet sich an Erwachsene, die keinen formalen Berufsabschluss absolviert haben oder als Quereinsteigende im Berufsfeld medizinische Praxisassistenz (MPA) arbeiten und nun den fehlenden Abschluss erwerben möchten.

MEDIZINISCHE PRAXISASSISTENTINNEN: Marie-Paule Fauchère, Anne-Claude Perrette 1480 Erstes MPA EFZ wird in der Romandie demnächst erteilt 

1482 Personalien

Briefe / Mitteilungen

1483 Briefe an die SÄZ

FMH Services

1488 Stellen und Praxen (nicht online)

Tribüne

STANDPUNKT: Edith Maier, Ulrich Reimer

1498 Motivation für Verhaltens änderungen durch E-Nudging Die Verhaltensökonomie geht davon aus, dass menschliche Entscheidungen nur begrenzt rational sind und stark durch ihren Kontext beeinflusst werden. Der daraus abgeleitete Ansatz des Nudging, also des «sanften Anstupsens», eignet sich besonders gut, um Verhaltensänderungen für eine gesündere Lebensweise zu unterstützen und die Eigenverantwortung von Menschen für ihre Gesundheit zu steigern. Die Autoren verknüpfen die Idee des Nudging mit digitalen Technologien und implementieren sie in Form von Gesundheits-Apps auf dem Smartphone («E-Nudging»).

THEMA: Adrian Ritter

1501 30 Jahre Eskamed AG: «Eine Brücke schaffen von der Medizin zum Bürger»

(3)

BADOUX

Titelbild: © Monkeybusinessimages | Dreamstime.com;

Hände: © Nikuwka | Dreamstime.com

INHALTSVERZEICHNIS 1476

Impressum

Schweizerische Ärztezeitung Offizielles Organ der FMH und der FMH Services Redaktionsadresse: Elisa Jaun, Redaktionsassistentin SÄZ, EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 72,

Fax +41 (0)61 467 85 56,

redaktion.saez@emh.ch, www.saez.ch Verlag: EMH Schweizerischer Ärzte- verlag AG, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 55, Fax +41 (0)61 467 85 56, www.emh.ch Marketing EMH / Inserate:

Dr. phil. II Karin Würz, Leiterin Marketing und Kommunikation, Tel. +41 (0)61 467 85 49, Fax +41 (0)61 467 85 56, kwuerz@emh.ch

«Stellenmarkt/Immobilien/Diverses»:

Matteo Domeniconi, Inserateannahme Stellenmarkt, Tel. +41 (0)61 467 86 08, Fax +41 (0)61 467 85 56,

stellenmarkt@emh.ch

«Stellenvermittlung»: FMH Consulting Services, Stellenvermittlung, Postfach 246, 6208 Oberkirch, Tel. +41 (0)41 925 00 77, Fax +41 (0)41 921 05 86, mail@fmhjob.ch, www.fmhjob.ch Abonnemente FMH-Mitglieder:

FMH Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte, Elfenstrasse 18, 3000 Bern 15, Tel. +41 (0)31 359 11 11, Fax +41 (0)31 359 11 12, dlm@fmh.ch Andere Abonnemente: EMH Schweize- rischer Ärzteverlag AG, Abonnemente, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 75, Fax +41 (0)61 467 85 76, abo@emh.ch

Abonnementspreise: Jahresabonne- ment CHF 320.– zzgl. Porto.

ISSN: Printversion: 0036-7486 / elektronische Ausgabe: 1424-4004 Erscheint jeden Mittwoch

© EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG (EMH), 2016. Die Schweizerische Ärzte- zeitung ist eine Open- Access-Publika- tion von EMH. Entsprechend gewährt EMH allen Nutzern auf der Basis der Creative-Commons-Lizenz «Namens- nennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International» das zeitlich unbeschränkte Recht, das Werk zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen unter den Bedingungen, dass (1) der Name des Autors genannt wird, (2) das Werk nicht für kommerzielle Zwecke ver- wendet wird und (3) das Werk in keiner

Weise bearbeitet oder in anderer Weise verändert wird. Die kommer- zielle Nutzung ist nur mit ausdrück- licher vorgängiger Erlaubnis von EMH und auf der Basis einer schriftlichen Vereinbarung zulässig.

Hinweis: Alle in dieser Zeitschrift pu- blizierten Angaben wurden mit der grössten Sorgfalt überprüft. Die ange- gebenen Dosierungen, Indikationen und Applikationsformen, vor allem von Neuzulassungen, sollten in jedem Fall mit den Beipackzetteln der verwende- ten Medikamente verglichen werden.

Herstellung: Schwabe AG, Muttenz, www.schwabe.ch

Horizonte

BEGEGNUNG MIT … RETO W. KRESSIG: Daniel Lüthi

1504 «Alzheimer können wir nicht heilen – aber wir können vorbeugen» Reto W. Kressig, Chefarzt Universitäre Altersmedizin und Professor für Geriatrie in Basel, geht davon aus, dass in der Schweiz mehr als 130 000 Demenzkranke leben. Die häufigste Ursache von Demenz sei die Alzheimer-Krankheit. Alzheimer-Ablagerungen könne man im Hirn in vivo nachweisen, sagt Kressig, der Aufwand sei jedoch enorm. Und eine Therapie gibt es bislang nicht: «Mit Impfstoffen könnten wir diese Amyloid-Ablagerungen sogar wegbringen. Bloss: Die bisher verfüg baren Studien haben gezeigt, dass sich die Hirnleistung dadurch nicht verbessert.»

STREIFLICHT: Erhard Taverna 1508 Wir sind alle Replikanten

BUCHBESPRECHUNGEN: Jean Martin

1509 Vocations d’un atypique étonnant, la marche et l’escalade

Zu guter Letzt

TANJA KÜHNLE

1510 Kind, Karriere – oder beides? Sag niemals nie … Wahrscheinlich stellt sich jede Frau früher oder später einmal die Frage, ob sie Kinder haben möchte und, wenn ja, ob und wie der Beruf mit der Familie vereinbar ist. Unsere Autorin dachte lange Zeit, dass sie ihren Job aufgeben würde, wenn sie einmal Mama werden sollte. Mehr noch: Sie hielt es für verantwortungslos, ihr Kind in einer Kindertagesstätte (KiTa) von fremden Menschen betreuen zu lassen. Doch heute arbeiten sie und ihr Mann Vollzeit, während ihr Sohn ganztags die KiTa besucht.

(4)

Medizinische Praxisassistentin – Zukunftsperspektiven

Carlos Beat Quinto

Dr. med., Mitglied des FMH-Zentralvorstandes, Departementsverantwortlicher Public Health und Gesundheitsberufe

Zurzeit tut sich einiges im Bereich der Aus-, Weiter- und Fortbildung beim Beruf Medizinische Praxisassis- tentin / Medizinischer Praxisassistent EFZ.

Bekanntlich besteht ein Mangel an MPA – der Arbeits- markt bezüglich gut ausgebildeter MPA ist relativ tro- cken: Gegen 300 Stellen sind offen. Eine der wichtigs- ten Aufgaben der Arztpraxen besteht darin, weiterhin ausreichend Lehrstellen anzubieten. Gleichzeitig gilt es, attraktiv zu bleiben, werden doch MPA in zuneh- mendem Masse von Spitälern und Versicherungen ab- geworben. Einige vorbildliche Spitäler beteiligen sich neuerdings auch an der Lehrlingsausbildung.

Im Sinne eines durchlässigen Bildungssystems mit der gleichzeitigen Forderung einer soliden Grund- ausbildung besteht ab nächstem Jahr auch in der Deutschschweiz die Möglichkeit, über ein Validie- rungsver fahren das eidgenössische Fähigkeitszeug- nis (EFZ) Medizinische Praxisassistentin / Medizi- nischer Praxis assistent zu erwerben. Erwachsene, die beispielsweise als Quereinsteiger im Berufsfeld medizinische Praxisassistenz arbeiten, können auf diese Weise einen qualitativ guten und formal korrek- ten Berufsabschluss erwerben. Die bisherige Ausbil- dung und berufliche Tätigkeit wird «validiert» und entsprechend angerechnet. Zwei Artikel schildern in

dieser Ausgabe der Schweizerischen Ärztezeitung (ab Seite 1478) Entwicklung und aktuellen Stand in der Deutschschweiz und in der Romandie, die eine Vor- reiterrolle einnimmt. In diesem Zusammenhang ein Aufruf: Für die Deutschschweiz werden zur Vervoll- ständigung der Expertengruppe noch drei praktizie- rende Kolleginnen bzw. Kollegen gesucht, mit Erfah- rung in der MPA-Ausbildung, welche bereit sind, Dossiers der zu validierenden Kandidatinnen und Kandidaten zu beurteilen. Bei Bereitschaft und Inter- esse melden Sie sich bitte bei mpa[at]fmh.ch. Die Tätig- keit wird angemessen entschädigt.

Im Bereich Ausbildung ist eine Revision der Bildungs- verordnung «Medizinische Praxisassistentin / Medi- zinischer Praxisassistent EFZ» im Gange. Engagierte Mit- und Zusammenarbeit der Berufsverbände Schwei- zerischer Verband Medizinischer PraxisAssistentin- nen (SVA), Association Romande des Assistantes Médi- cales (ARAM) und FMH wird geleistet. Ziel ist die Schaffung einer zeitgemässen und zukunftsfähigen Verordnung, auch als Beitrag zur Attraktivitätssteige- rung des MPA-Berufs unter Wahrung einer hochste- henden Qualität. Die verbandsinterne Vernehmlas- sung erfolgt voraussichtlich gegen Ende Jahr.

Am letzten MPA-Delegiertentag Mitte September 2016 wurden von allen drei Berufsverbänden auch Aktivi-

täten in der Fortbildung diskutiert – eine regelmässige Fortbildung ist für einen Erhalt der Qualität und eine professionelle Tätigkeit auf aktuellem Stand erforder- lich und steigert die Attraktivität des Berufs.

Nicht zuletzt ergibt sich mit dem Berufsbild «Medizini- sche Praxiskoordinatorin / Medizinischer Praxiskoor- dinator» (MPK) eine Weiterbildungsperspektive für qualifizierte MPA. Möglichkeiten der Gesetzgebung auf kantonaler Ebene – der Kanton Zug sei hier als Vor- bild erwähnt – führen auch zur längst fälligen Aner- kennung der beruflichen Tätigkeit der MPA. Eine tari- farische Abbildung gewisser Leistungen der MPA und der MPK würden eine differenziertere und günstigere Grundversorgung erlauben und erst noch die in den folgenden 15 Jahren eintreffenden demographisch bedingten Versorgungsprobleme entschärfen. Neben praktischer Erfahrung an der Versorgungsfront ist Public-Health-Verständnis und -Wissen nicht nur von FMH, SVA und ARAM gefragt, sondern auch von Ver- sicherern und von der öffentlichen Verwaltung.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Arztpraxen besteht darin, weiterhin ausreichend Lehrstel­

len anzubieten.

Berufsabschluss für Quereinsteiger, Weiter­

bildung zur Medizinischen Praxiskoordinato­

rin – es bewegt sich viel im Bildungsbereich.

FMH Editorial 1477

(5)

Deutschschweiz: Validierungsverfahren zum eidgenössischen Fähigkeitszeugnis MPA EFZ

Mit Berufserfahrung zum

anerkannten MPA-Abschluss

Bettina Wöhlera, Verena Gantnerb

a Fachfrau Validierung, biz Oerlikon, Kanton Zürich Bildungsdirektion; b Dr. med., Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin, Mitglied FMH

Das Validierungsverfahren zur Medizinischen Praxisassistentin bzw. zum Medizi­

nischen Praxisassistenten EFZ ermöglicht, beruflich erworbene Fähigkeiten und Kenntnisse anerkennen zu lassen. Es richtet sich an Erwachsene, die keinen formalen Berufsabschluss absolviert haben oder als Quereinsteigende im Berufsfeld medizi­

nische Praxisassistenz (MPA) arbeiten und nun den fehlenden Abschluss erwerben möchten.

Der Kanton Zürich bietet seit 2005 die Validierung von Bildungsleistungen an, seit 2010 ist das Validierungs­

verfahren vom Staatssekretariat für Bildung, For­

schung und Innovation SBFI bewilligt. Ab erstem Quar­

tal 2017 wird es nun auch möglich sein, über den Weg der Validierung ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) als Medizinische Praxisassistentin bzw. Medizi­

nischer Praxisassistent (MPA) zu erwerben. Das Vali­

dierungsverfahren ist in fünf Phasen unterteilt:

Phase 1 – Information und Selbst­

einschätzung

Die Teilnehmenden besuchen den obligatorischen Infor mationsanlass I und erhalten alle notwendigen Informationen zum Validierungsverfahren. Mittels eines Selbstchecks, eines diagnostischen Mittels als Entscheidungshilfe, können die Teilnehmenden ein­

schätzen, ob das Validierungsverfahren für sie der richtige Weg zum EFZ ist. Der obligatorische Informa­

tionsanlass II führt danach vertieft ins Verfahren ein.

Phase 2 – Handlungskompetenzen

Die Teilnehmenden bereiten den Zulassungsantrag vor.

Voraussetzung für das Validierungsverfahren sind fünf Jahre Berufserfahrung, wovon drei Jahre im Bereich der medizinischen Praxisassistenz. Gleichzeitig kann die anrechenbare Vorbildung angegeben werden. Anrechen­

bar sind berufliche und allgemeinbildende Handlungs­

kompetenzen aus definierten Vorbildungen.

Die fehlenden Handlungskompetenzen können im Dos­

sier anschliessend wie folgt nachgewiesen werden:

– Im schriftlichen Erfahrungsbericht beschreiben, begründen und reflektieren die Teilnehmenden ihr konkretes Vorgehen im beruflichen Alltag.

– Im mündlichen Erfahrungsbericht erzählen bzw.

demonstrieren die Teilnehmenden mit individuellen Hilfsmitteln ihre beruflichen Handlungskompeten­

zen vor zwei Experten.

– Beim Praxisbesuch geht ein Experte an den Arbeits­

platz der Teilnehmenden und beobachtet sie über einen definierten Zeitraum bei der Arbeit.

Haben die Teilnehmenden ihre Handlungskompeten­

zen nachgewiesen und liegt die Zulassung vor, können sie ihr Dossier einreichen.

Phase 3 – Beurteilung durch Experten

In der Regel beurteilen zwei Experten das Dossier. Ist die Allgemeinbildung auch Teil des Dossiers, dann er­

folgt die Beurteilung durch drei Experten. Diese laden zu einem Beurteilungsgespräch ein, in dem offene Fra­

gen geklärt werden und das Dossier verifiziert wird.

Das Gespräch dauert 45 Minuten, mit Allgemeinbildung jeweils 60 Minuten. Die Experten erstellen einen Be­

Ärztinnen und Ärzte gesucht!

Für das Validierungsverfahren suchen wir Ärztinnen und Ärzte, welche die Dossiers beurteilen. Erfahrene MPA beurteilen die Dos- siers gemäss den erarbeiteten Richtlinien mit. Wir erachten eine Mitsprache von ärztlicher Seite bei der Beurteilung des gesamten Bildungsleistungspaketes einer Kandidatin als zentral: Die Betei- ligung der Arbeitgeber bei der Beurteilung der Dossiers sichert die Akzeptanz der Abschlüsse auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb möchten wir Kolleginnen und Kollegen, welche gegenüber der Durchlässigkeit in unserem Bildungssystem aufgeschlossen sind, als Experten gewinnen. Zur Einführung in die Dossierbe- urteilung findet für alle Interessierten ein zweitägiger Kurs statt.

Weitere Auskünfte erteilen wir Ihnen gerne über mpa[at]fmh.ch.

FMH Medizinische Praxisassistentinnen 1478

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2016;97(43):1478–1479

(6)

urteilungsbericht, den diese an die Prüfungskommis­

sion senden.

Phase 4 – Überprüfung durch Kommission

Die Prüfungskommission überprüft den Beurteilungs­

bericht und stellt eine Lernleistungsbestätigung aus.

Damit wissen die Teilnehmenden, welche beruflichen und allgemeinbildenden Handlungskompetenzen an­

gerechnet werden und welche noch zusätzlich zu er­

werben sind.

Fehlende berufliche und allgemeinbildende Kompeten­

zen können an der Schule Juventus Woodtli in Zürich nachgeholt und mit einer mündlichen, schriftlichen und/oder praktischen Prüfung nachgewiesen werden.

Phase 5 – EFZ­Antrag

Sind alle notwendigen Belege vorhanden, kann das EFZ beantragt werden. Die Prüfungskommission evaluiert, ob die Bestehensregeln für den Berufsabschluss erfüllt sind, und stellt das EFZ aus.

Weitere Information, nützliches Tool und Coaching

Das Validierungsverfahren zur Medizinischen Praxis­

assistentin bzw. zum Medizinischen Praxisassistenten ist eine gute Möglichkeit, berufsbegleitend einen Ab­

schluss zu erwerben. Es wird im ersten Quartal 2017 starten. Nähere Informationen finden Sie ab diesem Zeitpunkt unter www.validierung.zh.ch sowie unter www.mpaschweiz.ch → Validierung von Bildungsleis­

tungen.

Zur Abwicklung des Validierungsverfahrens hat der Kanton Zürich ein webbasiertes Validierungstool ent­

wickelt. Es führt die Teilnehmenden durch die einzelnen Phasen, unterstützt sie bei der Zulassung und Dossier­

erstellung. Das Validierungstool ermöglicht ein zeitlich und örtlich unabhängiges Arbeiten am Dossier.

Die Fachstelle Validierung des biz Oerlikon begleitet auf Wunsch die Teilnehmenden während der Dossier­

erstellung. Im Einzelcoaching können individuelle Fra­

gen geklärt, Kompetenznachweise geplant, vorbereitet und besprochen werden.

Korrespondenz:

FMH Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte MPA­Sekretariat Elfenstrasse 18 Postfach 300 CH­3000 Bern 15 Tel. 031 359 11 11 mpa[at]fmh.ch

FMH Medizinische Praxisassistentinnen 1479

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Validierung von Bildungsleistungen (VBL) in der Westschweiz

Erstes MPA EFZ wird in der Romandie demnächst erteilt

Marie-Paule Fauchèrea; Anne-Claude Perretteb

a Präsidentin der Association Romande des Assistantes Médicales (ARAM, Westschweizer Verband der Medizinischen Praxisassistentinnen und -assistenten); b Chefexpertin Validierung von Bildungsleistungen (VBL)

Einleitung

Ende 2010 wurde im Auftrag der FMH die Westschwei- zer Arbeitsgruppe «VAE pour assistant-e médical-e»

(VBL für medizinische Praxisassistentinnen und -assis- tenten) gebildet. Gemäss den Vorgaben des damali- gen Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie BBT (heutiges Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, SBFI) erarbeitete diese Arbeitsgruppe sowohl das Qualifikationsprofil für medizinische Pra- xisassistentinnen und -assistenten als auch die Be- stehensregeln. Auf der Grundlage der festgelegten Handlungskompetenzen entwickelte die Arbeits- gruppe auch den modularen Aufbau für die ergänzende Ausbildung von Kandidatinnen und Kandidaten, die eine Validierung von Bildungsleistungen MPA (VBL) an- streben.

Chronologie des Projekts

– Vor 2006: Praxis in Genf und Arbeitsgruppe im Wallis

– Mai 2007: Inkrafttreten des «Nationalen Leitfadens VBL»

– Ab 2007: Anerkennung der beiden kantonalen In- strumentarien der Kantone Genf und Wallis – Ab 2010: interkantonale Arbeitsgruppe GE-VD-VS,

bestehend aus institutionellen Partnern – Ab 2011:

– Arbeitsgruppe «Qualifikationsprofil»

– Arbeitsgruppe interregional für die Schaffung des modularen Bildungsangebots

– Dezember 2014: Genehmigung des Qualifikations- profils und der Bestehensregeln durch das SBFI Als Nächstes wurden die folgenden Schritte realisiert:

– Festlegung der Zusammenarbeit und Koordination auf Westschweizer Ebene

– Abklärung der Bedürfnisse auf kantonaler Ebene (Fragebogen für Arztpraxen)

– Einrichtung des Instrumentariums:

– Ernennung und Ausbildung der Experten und der Chefexpertin VBL

– Schaffung der VBL-Instrumente (Dossier, Experten- bericht, Gespräch)

– Information an interessierten Kandidatinnen und Kandidaten

– Information an Arbeitgeber

– Zusatzausbildung (Modul Radiologie)

Für die Westschweiz (mit Ausnahme des Kantons Genf) wurde der Kanton Wallis mit der Organisation betraut.

Die Anmeldung erfolgt über das Zugangsportal des Kantons, in dem die Kandidatin bzw. der Kandidat den Wohnsitz hat. Die Association Romande des Assistantes Médicales (ARAM) arbeitet eng mit dem Office d’orienta - tion scolaire et professionnelle du Valais romand (Val- Form, Amt für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Mittel- und Unterwallis) zusammen.

2014 wurde eine berufliche Validierungskommission eingesetzt. Sie besteht aus:

– einem Vertreter der AMAD, Berufsfachschule für Medizinische Praxisassistentinnen und -assisten- ten in Sitten

– einem Vertreter der Arbeitgeberinnen und Arbeit- geber, Walliser Ärztegesellschaft

– einem Vertreter der Arbeitnehmerinnen und Arbeit- nehmer, ARAM

– einem Vertreter der Expertinnen und Experten, Chefexpertin ARAM

– einem Vertreter der Erwachsenenweiterbildung – einem Vertreter der Berufsberatung

– einem Berater für Kompetenzbilanzen und An- sprechpartner für Berufsfragen

Es wurden verschiedene Informationsveranstaltungen durchgeführt. Sechs Personen haben das Verfahren im Wallis aufgenommen, darunter eine Freiburgerin und eine Waadtländerin. Diese Kandidatinnen weisen die folgenden Profile auf:

– EFZ FaGe

– Abschluss als Kinderpflegerin

– Handelsdiplom und Abschluss als medizinische Praxisassistentin (Privatschule)

FMH Medizinische Praxisassistentinnen 1480

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2016;97(43):1480–1481

(8)

– EFZ Dentalassistentin SSO

– Abschluss als Medizinische Sekretärin (Kultur und Ausbildung, Freiburg)

Diese Personen wurden von Val-Form im Hinblick auf die Erfüllung des Qualifikationsprofils begleitet.

Die ARAM hat Frau Anne-Claude Perrette als Chef- expertin vorgeschlagen. Sie hatte unter anderem die Aufgabe, ein Expertengremium zusammenzustellen, das sich aus den folgenden Personen zusammensetzt:

– sieben medizinischen Praxisassistentinnen, da- von fünf für alle Fächer

– vier Lehrpersonen

Die Expertinnen und Experten haben vor Ort eine zweitägige Schulung absolviert und erhalten im An- schluss daran Unterstützung in ihrer Expertentätig- keit.

Ziele der Schulung:

– Entwicklungsgeschichte und die Philosophie der VBL kennen

– Allgemeines Funktionsprinzip des Val-Form-Ver- fahrens kennen

– Bewusstsein für die Problematik von Erwachsenen in Ausbildung entwickeln

– Evaluationsmodalitäten und die Rolle der Beurtei- lungspersonen kennen

– Nachweisdossier analysieren – Überprüfungsgespräch führen

– Ausgehend von der Erfahrung auf die Kompetenzen schliessen

– Beurteilungsbericht verfassen

Aktueller Stand

Bislang haben vier Personen das Validierungsdossier eingereicht. Die Beurteilungsarbeit wird demnächst aufgenommen:

– Analyse und Prüfung des Dossiers – Erarbeitung des Beurteilungsberichts

– Begutachtung im Expertengremium (der Haupt- experte kann die Meinung eines spezialisierten Experten einholen)

– Ungefähr eineinhalbstündiges Überprüfungsge- spräch. Falls sich dieses als nicht ausreichend er- weist, kann auf zusätzliche Überprüfungsmethoden zurückgegriffen werden (Versetzung in realitäts- nahe Situationen, Tests, Beobachtung in situ usw.) – Abschliessender Beurteilungsbericht

– Validierung der Module. In Bezug auf nicht erwor- bene Module ist eine ergänzende Ausbildung für die nicht erworbenen Qualifikationsbereiche vorgesehen.

Zur Erinnerung: Aus rechtlichen Gründen kann die Radiologie nicht Gegenstand einer Validierung sein (obligatorische Ausbildung und Prüfung).

Korrespondenz:

Marie-Paule Fauchère Rte de Saxonne 20 CH-1966 Ayent presidente[at]aram-vd.ch

Anne-Claude Perrette Ch. de Charbonaille 3 CH-1868 Les Neyres acperrette[at]bluewin.ch

Weitere Informationen zur Validierung von Bildungsleistungen (VBL) finden Sie über http://www.fmh.ch/mpa/mpa_schweiz/

validierung-bildungsleistungen.html → Validierung von Bil- dungsleistungen sowie über www.aram-vd.ch → Formation → Validation des acquis.

FMH Medizinische Praxisassistentinnen 1481

(9)

Todesfälle / Décès / Decessi Gottfried Engelhart (1932), † 22.7.16,

Facharzt für Gastroenterologie und Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, 8006 Zürich

Ulrich Bühler (1931), † 12.9.16,

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, 4125 Riehen

Raymond Battegay-Fitaya (1927), † 4.10.16, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, 4054 Basel

Cécile Premet (1939), † 6.10.16,

Spécialiste en médecine interne générale, 1228 Plan-les-Ouates

Aargauischer Ärzteverband

Zur Aufnahme in den Aargauischen Ärztever- band haben sich angemeldet:

als ordentlich praktizierende Mitglieder:

Wojciech Baniewicz, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, D-67346 Speyer, Praxis eröff- nung in Muhen seit 19. September 2016

Abdollreza Khoshnewisan, 9630 Wattwil, angestellt in Praxisgemeinschaft in Ehren- dingen seit 1. Oktober 2016

Diese Kandidaturen werden in Anwendung von Art. 5 der Statuten des Aargauischen Ärzteverbandes veröffentlicht. Einsprachen müssen innert 14 Tagen seit der Bekannt- machung schriftlich und begründet der Ge- schäftsleitung des Aargauischen Ärztever- bandes eingereicht werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist entscheidet die Geschäfts- leitung über Gesuch und allfällige Einspra- chen.

Ärztegesellschaft des Kantons Bern Ärztlicher Bezirksverein Bern Regio Zur Aufnahme als ordentliche Mitglieder haben sich angemeldet:

Julia Harsch, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Freiburg- strasse 257, 3018 Bern

Michael Ernst Wünnenberg, Praktischer Arzt, FMH, Wassermattweg 11, 3176 Neuenegg Einsprachen gegen dieses Vorhaben müssen innerhalb 14 Tagen seit der Veröffentlichung schriftlich und begründet beim Präsidenten des Ärztlichen Bezirksvereins Bern Regio ein- gereicht werden. Nach Ablauf der Frist ent- scheidet der Vorstand über die Aufnahme des Gesuches und über die allfälligen Einsprachen.

Ärztegesellschaft des Kantons Luzern Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft Sektion Stadt hat sich gemeldet:

Irene Uthoff, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Pilatus Praxis, Hallwiler- weg 2, 6003 Luzern

Einsprachen sind innert 20 Tagen nach der Publikation schriftlich und begründet zu richten an: Ärztegesellschaft des Kantons Luzern, Schwanenplatz 7, 6004 Luzern

FMH Personalien 1482

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2016;97(43):1482

Personalien

(10)

Das Verschwinden der Allgemein­

mediziner ist ein Problem, wie man es löst, ein anderes

Brief zu: Kälin M. Wir haben ein Problem;

Danieli E. Lege Artis; Schlossberg D. Googlito ergo sum.

Schweiz Ärztezeitung.2016;97(40):1379, 1396, 1397.

Vermutlich eher absichtlich als zufällig ver­

öffentlichte die Redaktion in Nummer 40 drei Beiträge, die Vorbehalte gegen neue Entwick­

lungen in der Medizin und Zufriedenheit mit gewissen gegenwärtigen Zuständen aus­

drücken. Ich teile diese pessimistische Sicht nicht. Als (ehemaliger) Praktiker bleibe ich auf dem Boden der Realität und ähnlich den drei Autoren bei meinem Fach, der Allgemeinme­

dizin, die ich mehr als drei Jahrzehnte ausübte.

Ja, das Verschwinden der Allgemeinmediziner ist ein Problem, wie man es löst, ein anderes.

Die neuen Kenntnisse, die neuen diagnosti­

schen und therapeutischen Möglichkeiten entwickeln sich in rasantem Tempo. Die alte Art, sich darüber zu informieren, um sie in die Praxis umzusetzen, hält damit nicht Schritt. Geeignet dazu sind Algorithmen, die man einfach und schnell ändern und über deren Aktualisierung man informieren kann.

Sie sind überall und jedem zugänglich wie die gegenwärtigen aber langen und langatmigen

«guidelines». Ihre breite Anwendung wird helfen, die medizinische Versorgung zu ver­

bessern, den neuen Entwicklungen anzupas­

sen. Im Allgemeinen ist man mit dem Zustand der medizinischen Praxis nicht zufrieden.

Patienten werden zu oft nicht mit den richti­

gen Methoden diagnostiziert und therapiert, sie (müssen) wechseln unnötig und unange­

bracht von Arzt zum Arzt. Es gipfelt in der Tat­

sache, eigentlich einem Skandal, dass die gesundheitliche Versorgung im letzten Jahr oder sogar Halbjahr so viel kostet, wie wäh­

rend des ganzen bisherigen Lebens. Gleichzei­

tig klagen die Kinderspitäler über Geldman­

gel für nötige Investitionen.

Für den Schwund und schlussendlich das Verschwinden von Allgemeinpraktikern gibt es unabwendbare Gründe. Sie werden durch nichtakademische Allgemeinpraktiker er­

setzt. Ihre Ausbildung braucht weniger Zeit und Finanzen und hat, wie auch ihre spätere Arbeit, andere Inhalte und Aufgaben. Sie müs­

sen z.B. nicht Details und vor allem die Diffe­

rentialdiagnose von M. Menière lernen, son­

dern den Algorithmus des Schwindels und entsprechende Tests und Manöver beherr­

schen, noch müssen sie Details über Muskel­

dystrophien kennen, sondern den Algorith­

mus der Beschwerden des Bewegungsapparates

anwenden, dazu die Triggerpunktbehandlung beherrschen. Sie werden in Gesprächsfüh­

rung, auch in schwierigen Situationen wie bei Sterbenden, ausgebildet wie auch in körper­

bezogenen Psychotherapien fähig sein, so­

wohl kleinere Wunden zu nähen wie einfache diagnostische Laborteste durchzuführen. Sie werden einen wunderschönen, begehrten Beruf haben, für den kein Mangel an Nach­

wuchs herrschen wird. Leider beteiligen sich die Ärzte ungenügend an deren Geburt und der Vorbereitung ihrer Erziehung und des späteren Zusammen lebens.

Übrigens: Der stationäre Bereich bleibt von ähnlichen Änderungen auch nicht verschont.

Im Unterschied zu den drei Autoren sehe ich die Zukunft der Medizin und der Betreuung der Pa­

tienten in rosigen Farben. Ich bedaure nur, dass ich es kaum noch in voller Blüte erleben werde.

Warum interessiert es mich trotzdem so?

Mit besten Grüssen Peter Marko, St. Gallen

«Googlito ergo sum» stimmt nachdenklich

Brief zu: Schlossberg D. Googlito ergo sum. Schweiz Ärztezeitung. 2016:97(40):1397.

Mit Schmunzeln habe ich den Beitrag von Herrn Dr. Daniel Schlossberg gelesen, aber im Nachhinein wird man doch etwas nach­

denklich.

Was das «Surfen» im Internet betrifft, erlebte ich – und das geht anderen sicher ähnlich – Folgendes. Ein Patient kam in meine Praxis mit einer Diagnoseliste von ca. 10 Diagnosen.

Er hatte sie als Antwort auf ein auftretendes Symptom aus dem Internet geholt. Ich sagte ihm gleich, er erwarte wohl kaum, dass ich bei jeder Diagnose erkläre, warum sie nicht zutreffen würde. Und zwar darum: Ich hätte 6 Jahre Medizinstudium gehabt, dann Erfah­

rungen im Spital und in meiner Praxis gesam­

melt. Ich nehme nun bei Ihnen eine sorg­

fältige Anamnese auf, starte dies, was mir notwendig scheint, mache evtl. ein kleines Labor oder sogar ein Röntgenbild. Dann wür­

den von diesen 10 aufgelisteten Diagnosen noch ca. 2–3 in Frage kommen, und diese würde ich dann weiter verarbeiten.

Was ich weiterhin nach 35 Jahren Hausarzt­

medizin bei den jungen Ärzten feststelle, ist eine enorme Statistikgläubigkeit! Ich sage dann immer, ihr würdet euch lieber auf eure Er fahrung verlassen. Statistiken kann man

«schönen», bei der Erfahrung ist dies schon schwieriger. Daneben werden immer nur die

neuesten Medikamente gepriesen, die bishe­

rigen seien «alt und würden ja nicht richtig wirken». Es wird auch nicht daran gedacht, dass sich neu eingeführte Medikamente, aber auch guidelines, nachträglich als nachteilig oder schädlich erweisen können.

Dr. med. Roland Scholer, Liestal

Ergänzung zu Dr. Wolf Zimmerlis Leserbrief

Brief zu: Zimmerli W. Nicht Symptomtherapie – das Übel an der Wurzel packen! Schweiz Ärztezeitung. 2016;97(41):1414.

1. Die Komplementär­ oder Alternativmedizin sieht nicht den ganzen Menschen, ist nicht ganzheitlich. Sie hat noch nie ein fundiertes, begründetes biopsychosoziales Konzept vor­

gelegt, wie es Thure von Uexküll (Psychoso­

matische Medizin, 7. Aufl. Kap. 1) und George L. Engel (Science 1977) getan haben. In der Homöopathie beispielsweise – ich habe solche Interviews miterlebt – werden psychosoziale Daten aufgenommen, aber nicht integrativ verwendet, sondern das Vernommene wird auf ein pseudowissenschaftliches  Konstrukt heruntergebrochen, und reduktionistisch wird gemäss einem Manual dann eine An­

wendung empfohlen.

2. Die Therapieerfolge werden gemäss einem zünftigen Report­Bias vorgelegt. Nur positive Wirkungen werden erwähnt. Ein Report­Bias­

freies Buch ist hier zu empfehlen, nämlich:

Oxford Handbook of Complementary Medi­

cine, ed. Edzard Ernst et al., Oxford Medical Publications, Oxford University Press, 2008.

Darin werden leidenschafts­ und vorurteils­

los alternativmedizinische Anwendungen auf ihre Vorteile, Nachteile, Nebenwirkungen und Gefahren geprüft. (Ich habe erlebt, dass die­

ses Werk von alternativ­/komplementärmedi­

zinischer Seite gefürchtet wird wie das Weih­

wasser vom Teufel.) 

Il n’y a rien de si impertinent que les faits.

Prof. em. Dr. med. Rolf Adler, ehem. Chefarzt am Inselspital

Briefe

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Briefe an die SÄZ

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«Komplementärmedizin»

Brief zu: Zimmerli W. Nicht Symptomtherapie – das Übel an der Wurzel packen! Schweiz Ärztezeitung. 2016;97(41):1414.

Die von Dr. med. Wolf Zimmerli in seinem Leserbrief «Nicht Symptomtherapie – das Übel an der Wurzel packen!» zum Editorial «Kom­

plementärmedizin» (SÄZ 39/2016) erwähnte Schulung des zwischenmenschlichen Gespürs gibt es bereits in Form von Balintgruppen.

In diesen Gesprächsgruppen für Ärzte und andere im Gesundheitswesen Tätige wird an­

hand von Fallbeispielen der Teilnehmer die Beziehung zwischen Patient und Behandler besprochen. Die Teilnehmer der Balintgrup­

pen lernen so, ihre Patienten ganzheitlich zu erfassen, indem sie neben den medizinischen Befunden auch ihre eigenen Gefühle, Einfälle

und Körperwahrnehmungen in Beziehung zum Patienten und seinen Anliegen setzen.

Damit können Patienten besser verstanden und die für eine gute medizinische Behand­

lung zentrale Beziehung zwischen Arzt und Patient gefördert werden. Und nicht zuletzt sind Balintgruppen auch eine Burn­out­Pro­

phylaxe für medizinische Fachleute, denn das Teilen der Belastung mit Kollegen, die das Gleiche erleben, entlastet jeden einzelnen Arzt etc. Weitere Informationen zur Balint­

arbeit in der Schweiz sowie Angaben über be­

reits bestehende Balintgruppen finden sich unter www.balint.ch

Dr. med. Monika Diethelm-Knoepfel, Präsidentin der Schweizerischen Balintgesellschaft

Aktuelle Forumthemen

Jetzt online mitdiskutieren auf www.saez.ch

Jean-Claude Vuille, Prof. em., Bern

Prävention von Übergewicht

«Stop the war on obesity»

Dr. med. André Seidenberg, Zürich

Meldepflicht

Meldepflicht bei Behandlungen mit psychotropen Stoffen

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2016;97(43):1483–1484

BRIEFE redak tion.saez@emh.ch 1484

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Motivation für Verhaltens­

änderungen durch E­Nudging

Prof. Dr. Edith Maier, Prof. Dr. habil. Ulrich Reimer

Institut für Informations­ und Prozessmanagement, FHS St. Gallen

Die Zunahme an chronischen Krankheiten wie Dia­

betes und Herz­Kreislauf­Erkrankungen stellt eine grosse Herausforderung für das Gesundheitswesen der Schweiz dar. In der Strategie Gesundheit 2020 des BAG wird u.a. vorgeschlagen, für chronisch kranke Men­

schen die richtigen Anreize für eine gesündere Lebens­

weise zu schaffen und deren Eigenverantwortung zu steigern.

Dafür eignet sich unserer Meinung nach der aus der Verhaltensökonomie abgeleitete Nudging­Ansatz, den wir im Rahmen eines von der Gebert Rüf Stiftung geförderten Projekts verfolgen1 [5, 6]. Das englische Verb «to nudge» bedeutet «jemanden leicht anstupsen».

Verhaltensökonomen gehen davon aus, dass mensch­

liche Entscheidungen nur begrenzt rational sind und unweigerlich durch ihren Kontext beeinflusst werden.

Dazu gehören z.B. das soziale Umfeld, Voreinstellun­

gen («Opt­in» vs. «Opt­out»), Sichtbarkeit von Optionen

Soutenir la motivation à changer de comportement grâce au e-nudging

L’économie comportementale considère que les décisions hu- maines ne sont que partiellement rationnelles et qu’elles sont fortement influencées par leur contexte. Inspiré par cette idée, le concept du «nudging» («inciter en douceur») se prête particuliè- rement bien pour soutenir les changements de comportement en faveur d’un mode de vie plus sain, et augmenter la responsa- bilité de chacun pour sa santé. Forts de ce constat, nous avons combiné l’idée du «nudging» avec les nouvelles technologies pour développer des applications de santé sur téléphone por- table («e-nudging»).

Dans cet article, nous présentons plusieurs approches devant permettre de motiver au mieux les changements de comporte- ment et soutenir la motivation. En font notamment partie les possibilités de personnalisation, par ex. la définition d’objectifs individuels, le mode et la fréquence des «coups de pouce» et la procédure d’adaptation automatique de l’application à chaque utilisateur.

1 Siehe: http://www.

grstiftung.ch/de/

portfolio/projekte/

alle/y_2013/GRS­057­13.

html E-Nudging Best Practices (nach: Goldinger, 2014 [1]).

TRIBÜNE Standpunk t 1498

(15)

und deren unmittelbare Verfügbarkeit. Durch geeig­

nete Veränderung des Kontexts lässt sich gesundheits­

förderliches Verhalten folglich fördern. Werden verhal­

tensökonomische Ansätze mit digitalen Technologien verknüpft, sprechen wir von «E­Nudging» (siehe Abb. 1).

Insbesondere mobile Technologien wie Smartphones, Smartwatches und andere tragbare Sensoren (Wear­

ables) haben enormes Potential, den Wandel von einer eher passiven Rolle der Patienten zu einer stärker par­

tizipativen Rolle zu unterstützen. So können Sensoren Vitalwerte messen und rückmelden, und es können Apps dazu anhalten, Medikamente einzunehmen oder Diätpläne einzuhalten. Die zunehmende Verfügbarkeit und Funktionsvielfalt, vor allem von Smartphones, ermöglicht es, gesundheitsbezogene Kommunikation gezielt auf das Individuum, dessen Bedürfnisse, Gewohnheiten und soziales Umfeld auszurichten.

Gesundheits-Apps sollen sich nach individuellen Vorlieben des Nutzers ausrichten

Wie bei allen Ansätzen zur Unterstützung von Verhal­

tensänderung sieht sich E­Nudging zwei wesentlichen Herausforderungen gegenüber:

Wie lässt sich die Motivation aufrecht erhalten?

Die anfängliche Begeisterung ist bei den meisten Benutzern von Gesundheits­Apps eher von kurzer Dauer und flacht rasch wieder ab (Ledger et McCaf­

frey, 2014 [4]).

Wie können wir der Heterogenität der Benutzergrup- pen gerecht werden?

Aufgrund der Vielfalt von Einflussfaktoren – z.B.

Alter, Geschlecht, Vorkenntnisse, soziales Umfeld – ist es nicht zielführend, den gleichen Standard­

ansatz für alle Benutzer vorzusehen.

Beide Aspekte sind eng miteinander verknüpft, denn die Adaption von E­Nudging­Massnahmen an den je­

weiligen Benutzer hilft dabei, die Motivation aufrecht­

zuerhalten. Die grosse Herausforderung besteht nun darin, herauszufinden, was für wen, unter welchen Umständen und für wie lange funktioniert. Bezogen auf Gesundheits­Apps heisst das: Welche Arten von

«Nudges» unterstützen den Benutzer, welches sind dabei die geeigneten Zeitpunkte, welche Teilziele hel­

fen am meisten bei der Erreichung des übergeordne­

ten Ziels und welche Aktivitäten sind dafür am besten geeignet?

Beispielsweise kann das übergeordnete Ziel der Ge­

wichtsabnahme durch Teilziele wie Bewegung, regel­

mässiges Essen, tägliche Meditation erreicht werden.

Bewegung wiederum kann durch Joggen, Wandern, Velofahren, Schwimmen erzielt werden. Eine ent­

sprechende Gesundheits­App muss dem Benutzer erlauben, die einzelnen Ziele spezifisch für sich ein­

zustellen (evtl. gemeinsam mit einem Therapeuten oder Coach).

Was die Art der Nudges betrifft – Lob, Belohnung, Er­

innerung, Ermunterung, spielerischer Wettbe werb –, lassen sich Frauen weniger stark durch spielerischen Wettbewerb motivieren als Männer. Insgesamt weiss man jedoch recht wenig darüber, welche Art von Nud­

ges bei welchen Personen gute Ergebnisse zeigen, aus ser dass dies sehr unterschiedlich ist [3]. Eine ma­

nuelle Adaptation erscheint deshalb aussichtslos, ein­

fach weil die empirischen Daten dafür fehlen und diese auch nicht einfach beschafft werden können.

Automatische Benutzeradaption erhöht die Wirksamkeit von Gesundheits-Apps

Wir beschreiten in unserem Projekt E­Nudging deshalb den Weg, dass eine Gesundheits­App sich automatisch an den jeweiligen Benutzer anpasst. Dies geschieht einer­

seits, indem die App beobachtet, welche Massnahmen wie gut beim einzelnen Benutzer wirken; andererseits, indem die App vergleicht, welche Arten von Nudges

Ein neuer Weg in die Zukunft

Die Umsetzung von verhaltensökonomischen Erkenntnissen im Gesundheitssystem

Der 13. Schweiz. Kongress für Gesundheitsökonomie und Ge- sundheitswissenschaften (SKGG) vom 21. Oktober 2016 im Insel- spital Bern befasste sich mit dem Thema «Verhaltensökonomie und Gesundheitssystem». Über den innovativen und spannen- den Ansatz diskutierten die folgenden Keynoter: Hanno Beck, Hochschule Pforzheim, Jean-Robert Tyran, Universität Wien, Edith Maier / Ulrich Reimer, Fachhochschule Ostschweiz, Ben Vo- yer, ESCP Europe und London School of Economics, sowie Lucia Reisch, Copenhagen Business School. Alle Keynoter sind Inhaber eines Lehrstuhles, und sie gelten als ausgewiesene Experten für das Gebiet der Verhaltensökonomie. Die Mission des SKGG ist klar und deutlich – mit innovativen und visionären Ideen und Informationen das Gesundheitssystem weiterbringen. In diesem Sinne präsentierte der Kongress auch in diesem Jahr einen er- wünschten Farbtupfer in der Kongresslandschaft Schweiz. Insider und ein jährlich wachsendes Publikum wissen dies zu schätzen.

Siehe auch www.skgg.ch

Das englische Verb «to nudge» bedeutet «jemanden leicht anstupsen».

Die Herausforderung besteht nun darin, herauszufinden, was für wen, unter welchen Umständen und für wie lange funktioniert.

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2016;97(43):1498–1500

TRIBÜNE Standpunk t 1499

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und welches Timing (bezogen auf Tageszeit sowie Fort­

schritt) bei anderen, ähnlichen Benutzern gut funktio­

nieren.

Bestehende Gesundheits­Apps setzen mittlerweile praktisch alle die eine oder andere Art von Nudging ein und lassen rudimentäre Zielsetzungen zu. Die Art der Nudges und ihr Timing sind jedoch fest eingebaut, sie tragen der oben geforderten Flexibilität bei der Ziel­

setzung nicht Rechnung und verfügen schon gar nicht über eine automatische Benutzeradaption. Wir erhof­

fen uns durch die im laufenden E­Nudging­Projekt ent­

wickelten Ansätze, die Wirksamkeit von Gesundheits­

Apps zu erhöhen [7].

Einbettung in einen sozialen Kontext ist wichtig

Man darf jedoch nicht vergessen, dass E­Nudging nur eine Massnahme von vielen möglichen ist. So halten wir es für wichtig, Gesundheits­Apps mit E­Nudging in einen sozialen Kontext einzubetten, soziale Normen zu mobilisieren und die positive Wirkung sozialer Unterstützung einzusetzen. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um mobile motivierende Gesundheits­

lösungen in die allgemeine Gesundheitspraxis inte­

grieren zu können. Dazu bedarf es jedoch bestimmter Rahmenbedingungen und begleitender Massnahmen.

Beispielsweise müssen sich diese mit Patienten­

dossiers verknüpfen lassen und – wenn Patienten dies wünschen – von den jeweils betreuenden Ärzten, The­

rapeuten oder sonstigen Gesundheitsfachkräften ein­

gesehen werden können [2].

Korrespondenz:

FHS St. Gallen Institut für Informations­

und Prozessmanagement Rosenbergstrasse 59 CH­9001 St. Gallen edith.maier[at]fhsg.ch ulrich.reimer[at]fhsg.ch

Wir beschreiten in unserem Projekt E-Nudging den Weg, dass eine Gesundheits-App sich auto- matisch an den jeweiligen Benutzer anpasst.

Aber selbst in Ländern, wo die elektronische Gesund­

heitsakte bereits seit längerem eingeführt ist, wird das Potential von mobile Health nur zögerlich genutzt.

Das hat einerseits mit (fehlenden) gesetzlichen oder regulatorischen Massnahmen zu tun, andererseits mit dem Mangel an überzeugenden Geschäftsmodellen für Entwickler und Betreiber. Ferner sind Datenschutz, Erstattung und Haftung Themen, die derzeit auch kli­

nisch validierte mobile Gesundheitslösungen zurück­

halten.

E­Nudging ist ein vielversprechender Ansatz, dem Be­

dürfnis nach Autonomie sowie dem Bedarf nach alltags­

praktischer Unterstützung entgegenzukommen und Hilfestellung bei auftretenden Motivationsproblemen zu geben. Der Ansatz kann jedoch seine volle Wirkung nur entfalten, wenn er Teil eines Paradigmenwandels hin zu einer partizipativen patientenzentrierten Ge- sundheitsversorgung bildet, welche das Potential von mobile Health umfassend nutzt.

Literatur

1 Goldinger S. E­Nudging. Einsatzszenarien und technologische Unterstützung verhaltens­ökonomischer Massnahmen im Umgang mit chronischen Erkrankungen. Fachhochschule St. Gallen, Master Thesis; 2014.

2 Jäschke T, Thiel C, Wickinghoff DV. mHealth im Kontext des elektronischen Patientendossiers. Studie im Auftrag von eHealth Suisse; 2015.

3 Kaptein M, Lacroix J, Saini P. Individual differences in persuadabil­

ity in the health promotion domain. In: Ploug t, Hasle PFV, Oinas­Kukkonen H, editors. PERSUASIVE. Springer; 2010. p. 94–105.

4 Ledger D, McCaffrey D. Inside wearables: how the science of human behavior change offers the secret to long­term engagement.

Cambridge: Endeavour Partners; 2014.

5 Maier E, Ziegler E. Sanfte Stupser für gesundheitsförderliches Verhalten – oder Nudging im Gesundheitswesen. Clinicum.

2015;3:76–81.

6 Maier E, Reimer U. E­Nudging – Motivationshilfe in der Prävention und im Umgang mit chronischen Erkrankungen im Alltag.

Clinicum. 2015;6:66–74.

7 Reimer U, Maier E. An Application Framework for Personalised and Adaptive Behavioural Change Support System. In: Proc. 2nd Int. Conf. on Information and Communication Technologies for Ageing Well and e­Health (ICT4AWE); 2016.

TRIBÜNE Standpunk t 1500

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30 Jahre Eskamed AG

«Eine Brücke schaffen

von der Medizin zum Bürger»

Adrian Ritter

Freier Journalist

Vor 30 Jahren begann Silva Keberle neben ihrer Tätigkeit als Assistenzärztin im Kantonsspital Basel, die Öffentlichkeit über medizinische Themen zu informieren.

Ein Blick auf die Geschichte ihrer Firma Eskamed AG und die Entwicklung der Gesundheitskommunikation.

Der Aufruhr war gross, als Silva Keberle am nächsten Tag im Kantonsspital Basel zur Arbeit erschien. Die 32-jährige Assistenzärztin hatte am Tag zuvor auf Radio Basilisk eine Sendung zum Thema «Aids» mode- riert. Es war das Jahr 1987, die Krankheit neu und vielen noch unbekannt. Silva Keberle war seit einigen Jahren als «Radioärztin» tätig und informierte die Hörerin- nen und Hörer über Krankheiten, deren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Sie betreibe Panikmache, rügte sie ihr Vorgesetzter am Kantonsspital. Verunsi- cherte Zuhörer seien nach der Sendung zu einem HIV- Test ins Spital gekommen. Panikmache? Das Gegenteil war die Absicht von Silva Keberle gewesen: ruhig und

sachlich über medizinisch relevante Themen infor- mieren. Dass die Aids-Sendung berechtigt war, zeigte sich, als nicht wenige der Verunsicherten sich beim Test als HIV-positiv erwiesen.

Es waren ihre Erfahrungen als Assistenzärztin im Spi- tal gewesen, die Silva Keberle auf die Idee mit der Öffentlichkeitsarbeit gebracht hatten. Die Ärzte haben zu wenig Zeit und nicht die nötige Schulung, um den Pa tienten die nötigen Informationen verständlich und geduldig zu vermitteln, hatte sie festgestellt. «Ärzte können nicht Volkshochschule betreiben am Spital- bett, das ist klar», sagt die heute 62-Jährige rückbli- ckend: «Es ging mir damals darum, überhaupt ein Be-

«Mein Grundanliegen ist der Schutz der Patientinnen und Patienten»: Eskamed- Gründerin Silva Keberle. (Foto: Adrian Ritter)

TRIBÜNE Thema 1501

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2016;97(43):1501–1503

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wusstsein für Gesundheit zu schaffen und eine Brücke vom Wissen der Medizin zum Bürger zu bauen. Mein Ziel war es, verständlich und ohne Drohfinger den Patienten ein Grundwissen zu medizinischen Themen zu vermitteln. Damit sie den Mut haben, die für ihre konkrete Situation richtigen Fragen zu stellen und die Erklärungen des Arztes zu verstehen», so Keberle.

Der Schritt in die Selbständigkeit

Mit diesem Ziel hatte Silva Keberle begonnen, neben ihrer Assistenzstelle über medizinische Themen zu schreiben, etwa für die damalige Basler National- Zeitung und die Coop-Zeitung. Von 1983 bis 1993 mode- rierte sie Sendungen auf Radio Basilisk. «Ich war ver- mutlich die erste Ärztin in der Schweiz, die regelmässig in den Medien präsent war», so Keberle.

Schliesslich gab sie ihre Tätigkeit als Ärztin auf, wid- mete sich ganz der Gesundheitskommunikation und gründete dazu 1986 die Eskamed AG. Lehrmittel, Le- xika, die Zeitschrift Therapiewoche und Videos: Die Firma entwickelte eine breite Palette an Produkten.

Wichtig war Silva Keberle immer auch das Spielerische.

So entstanden auch Kartenspiele, die Kinder über gesundheitliche Gefahren informieren. Besonders er- folgreich war das 1998 erschienene Buch Meine Gesund- heit, ein Ratgeber für die ganze Familie.

Für erneute Furore in Ärztekreisen sorgte Silva Keberle mit einer Innovation, die 1990 auf die Schweizer Stras- sen rollte: Der rote Denner-Check-up-Bus mit Kran- kenpflegepersonal an Bord bot Blutdruck- und Cho-

lesterinmessungen an. Einige Ärzte kritisierten die

«Konkurrenz». Keberle konnte im Gespräch die Wogen glätten: «Es ging ja genau darum, dass Menschen mit zu hohen Blutdruckwerten ihren Hausarzt aufsuchen, um sich weiter abklären zu lassen», sagt sie im Rück- blick. Tempi passati: Heute kann man sich in jeder Apotheke und auf jeder Gewerbeschau den Blutdruck messen lassen, ohne dass dies eine Aufregung auslöst.

Die neue Unübersichtlichkeit

Auch sonst hat sich die Gesundheitskommunikation in den letzten 30 Jahren stark verändert, stellt Keberle fest: «Früher erwarteten die Patienten, dass der Arzt allwissend ist. Heute will sich der Bürger selber infor- mieren und als mündiger, selbstverantwortlicher Patient in konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Arzt Entscheidungen treffen.»

An Informationen mangle es heute nicht mehr. Manch ein chronischer Patient sei besser über seine Krankheit informiert als sein Hausarzt. Gleichzeitig sei mit der Informationsflut im Internet aber die Verunsicherung in der Bevölkerung gestiegen. Die Medien tragen ge- mäss Keberle das ihre dazu bei, indem sie vor allem auf ihre Sponsoren und Einschaltquoten schielen und bei der Jagd nach Primeuren bisweilen unnötig Angst ver- breiten. Das Resultat: «In der Bevölkerung herrscht zu medizinischen Themen nicht selten ein gefährliches Halbwissen.» Der Bedarf an fachlich fundierten Infor- mationsmitteln zu medizinischen Themen sei deshalb heute nicht kleiner.

Eine Wahl ermöglichen

Keberle geht es dabei vor allem um den Schutz der Patientinnen und Patienten. Nicht bevormunden wolle sie diese, sondern Wahlmöglichkeiten im Dickicht der modernen Medizin schaffen. Diesem Ziel dient auch ein Projekt, das die Eskamed 1999 startete – das Erfah- rungsMedizinische Register (EMR). Dort sind heute rund 20 000 Therapeutinnen und Therapeuten der Komplementärmedizin registriert und das EMR-Quali- tätslabel wird von über 40 Krankenversicherungen genutzt. «Das war Pionierarbeit. Es gab zu Beginn keine einheitliche Definition, was Komplementärmedizin überhaupt umfasst, und keinen Konsens, welche The- rapien vertrauenswürdig sind. Wir mussten erst ent- sprechende Qualitätsmassstäbe entwickeln.» Inzwi- schen entwickelt Eskamed auch für Österreich ein solches Register und ein entsprechendes Projekt in Deutschland ist in Diskussion.

Neben dem ErfahrungsMedizinischen Register hat die Firma von Silva Keberle in den letzten Jahren ein Regis- Aktion «Blutdruck messen nicht vergessen»: Silva Keberle bietet 1986 mit Radio Basilisk

auf dem Barfüsserplatz in Basel öffentliches Blutdruckmessen an.

(Foto: zVg von Silva Keberle)

TRIBÜNE Thema 1502

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ter für den immer wichtigeren Bereich der Gesund- heitsförderung aufgebaut. EMfit ist ein Qualitätslabel für Kursleitende – von Angeboten wie Aquafit bis Yoga.

Weil diese Projekte die Arbeit der Eskamed stark präg- ten, gründete Silva Keberle 2002 zusätzlich die Eska- media AG, in welcher seither die Projekte der Gesund- heitskommunikation angesiedelt sind. Beide Firmen haben ihren Sitz in Basel und beschäftigen heute insge- samt rund 50 Mitarbeitende.

Heute fehlt die Zeit

Auch wenn Silva Keberle schon lange nicht mehr als praktische Ärztin tätig ist, ist sie dem Berufsstand doch verbunden geblieben. «Die anfängliche Angst vor Konkurrenz und der Vorwurf der Panikmache ist einer konstruktiven Zusammenarbeit gewichen», erzählt sie lachend. So war sie 1991 bis 2009 Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Innere Medizin (SGIM) und leitete viele Jahre auch deren Geschäfts- stelle. Seit 2008 ist Keberle Mitglied und seit 2012 Präsi- dentin der Eidgenössischen Kommission für allge- meine Leistungen und Grundsatzfragen (ELGK).

Wie beurteilt sie heute die Fähigkeit der Ärztinnen und Ärzte, ihre Patienten verständlich und geduldig zu informieren? Ihr Fazit ist klar: Die Bedeutung der Kom-

Gesundheitsinformation heute: Im ErfahrungsMedizinischen Register (EMR) der Eskamed AG sind rund 20 000 Therapeutinnen und Therapeuten der Komplementärmedizin registriert. (Foto: Screenshot von der Homepage)

Weiterführende Informationen

15 Jahre EMR: Interview mit Silva Keberle: Schweiz Ärztezeitung.

2014;95:38, www.saez.ch/docs/saez/2014/38/de/saez-02972.pdf adrianritter[at]gmx.ch

munikation mit dem Patienten für den Therapieerfolg sei längst erkannt und werde inzwischen in Studium und Weiterbildungen geschult. Um das Gespräch zwi- schen Arzt und Patient sei es heute aus anderen Grün- den oft nicht besser gestellt als früher: «Der Effizienz- druck im Gesundheitswesen lässt schlicht zu wenig Zeit dafür.» Umso mehr interessiert sich Silva Keberle für die politischen und ethischen Aspekte, welche die Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und Ärzte mass- geblich mitbestimmen.

Es brauche zweierlei, ist Keberle überzeugt: sinnvolle Rahmenbedingungen, die den Ärztinnen und Ärzten Zeit lassen für das Gespräch mit dem Patienten. Weil Ärzte aber auch heute nicht Volkshochschule betrei- ben könnten, seien nach wie vor qualitativ hoch- stehende Produkte der Gesundheitskommunikation gefragt. Ein solches Produkt, das sie gerne noch entwi- ckeln möchte, ist ein Medium, das auf positive Nach- richten aus Gesundheit und Medizin fokussiert – fern von Panikmache und nah beim Vertrauen auf die Me- dizin und die Selbstheilungskräfte in jedem Menschen.

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2016;97(43):1501–1503

TRIBÜNE Thema 1503

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… Reto W. Kressig, Chefarzt Universitäre Altersmedizin und Professor für Geriatrie in Basel

«Alzheimer können wir nicht heilen – aber wir können vorbeugen»

Daniel Lüthi

Freier Journalist und Fotograf, Medientrainer, Bern

Bei der Lektüre seines Lebenslaufes fällt sofort auf:

Dieser Altersmediziner hat seine Doktorarbeit über Embryonen geschrieben. Nicht deshalb, weil er sich zuerst bewusst mit dem Beginn des Lebens und dann mit dessen Ende habe befassen wollen, sagt er, «son- dern weil ich Horror davor hatte, mich für eine Datenanalyse in einem Archiv zu verschanzen. Ich wollte eine experimentelle Doktorarbeit machen.»

Breit arbeiten

Konkret: Reto W. Kressig wollte schon damals for- schen – und mit seinen Resultaten etwas bewirken. Da-

mals untersuchte er die toxische Wirkung von Vitamin A bei Hühner-Embryonen mit dem Ziel, Erkenntnisse für die Behandlung von Psoriasis zu gewinnen. «Die Embryonen waren eher ein Zufall, wie ihn das Leben manchmal halt so schreibt. Mein Ziel war es, herauszu- finden, ob ich labortauglich bin», kommentiert Kressig im Rückblick, «aber ich wusste bald, dass es das später mal nicht sein würde.»

Eigentlich hatte er im Sinn, Hausarzt zu werden, «des- halb brauchte ich einen gut gefüllten internistischen Rucksack. In der Inneren Medizin fand ich alles span- nend, aber es war mir dann zu eng, mich auf ein einzel- nes Organ zu spezialisieren. Ich wollte breit arbeiten

HORIZONTE Begegnung mit … 1504

Referenzen

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