Pflege bei Erkrankungen der Lunge
Bedeutung für den Betroffenen
• Bei Menschen mit eingeschränkter Lungen-
funktion ist die körperliche Belastbarkeit deutlich herabgesetzt.
• Der Beruf / Freizeitaktivitäten können unter Umständen nicht mehr ausgeübt werden.
• Atemnot ist beängstigend und lebensbedrohlich.
Anatomie
ASTHMA BRONCHIALE
Definition
Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine
Überempfindlichkeit des Bronchialsystems und Atemwegsobstruktion gekennzeichnet ist.
Asthma tritt typischerweise anfallsartig auf und zeigt sich durch akute Dyspnoe, die spontan oder durch entsprechende Behandlung zumindest
teilweise reversibel ist.
Formen
- Allergisches (extrinsisches) Asthma: beginnt meist im Kindesalter, häufigste Auslöser sind Pollen, Hausstaubmilben und Tierhaare.
- Nicht allergisches (intrinsisches) Asthma:
beginnt meist im Erwachsenenalter, ausgelöst durch unspezifische Reize, z.B. Virusinfektion, kalte Luft, körperliche Anstrengung,
Luftverschmutzung, Medikamente, psychische Belastungen.
Entstehung
Bei der Entstehung von Asthma bronchiale spielen neben einer genetischen Veranlagung, exogene (äußere) Faktoren wie Allergene, Virusinfektionen oder inhalative Reizstoffe eine Rolle. Die
Überempfindlichkeit (Hyperreaktivität) der
Bronchien führt dazu, dass sie auf bestimmte Reize mit einer Einengung (Atemwegsobstruktion)
reagieren und es zu einem typischen Asthmaanfall mit akuter Dyspnoe kommt. Drei Mechanismen
verursachen dabei die Atemwegsobstruktion.
Mechanismen der Atemwegsobstruktion
• Schleimhautödem: entzündliche Schwellung der Bronchialschleimhaut
• Bronchospasmus/Bronchokonstriktion:
Verkrampfung der Bronchialmuskulatur
• Dyskrinie: vermehrte Produktion zähen Schleims
Atemwegsobstruktion
Symptome
• allfallsartige Dyspnoe
• Husten
• Engegefühl im Brustkorb
• Unruhe
• Angst
• Tachypnoe
• Tachykardie
• expiratorischer Stridor
Komplikationen
• Status asthmaticus
• Atemstillstand
• Pneumothorax
Therapie
Die Therapie eines Asthma bronchiale zielt darauf ab, Anfälle zu vermeiden, aufgetretene Anfälle zu durchbrechen und eine ausreichende Sauerstoffversorgung zu gewährleisten:
- Vermeiden von Allergenen und anderen auslösenden Faktoren
- Medikamentöse Behandlung:
- bronchienerweiternde Wirkstoffe: z.B. ß2-Sympathomimetika - Entzündungshemmende Wirkstoffe: z.B. Kortison
- Atemunterstützende Maßnahmen:
- Training der Atemmuskulatur - Atem- und Hustentechniken
- Warme Brustwickel, Entspannungsübungen
Sofortmaßnahmen bei einem Anfall
• Hilfe rufen, unverzüglich Arzt informieren
• Bedarfsmedikamente verabreichen (inhalativ)
• Patient beruhigen, nicht alleine lassen
• Fenster öffnen
• Patient sollte wenig sprechen
• Patienten zur Lippenbremse anleiten
• Atemerleichternde Position unterstützen
• Evtl. Kortisongabe durch den Arzt (intravenös)
• Sauerstoffgabe
• Beobachtung von Atmung, Vitalzeichen, Haut
ACHTUNG:
Ein Asthma-Anfall ist immer eine lebensbedrohliche Situation!
Bei folgenden Zuständen ist evtl. eine
intensivmedizinische Überwachung notwendig:
- Die Medikamente führen nicht zur Besserung - Ausgeprägte Zyanose
- Der Betroffene kann aufgrund der Atemnot kaum sprechen
- Bewusstseinsstörungen
Beobachtungskriterien
• Vitalzeichen
• Atmung
• Sauerstoffsättigung
• Husten
• Haut
• Compliance
• Blutzucker (bei Kortisongabe)
Pflegemaßnahmen
• In anfallfreien Intervallen: keine besondere Schonung
• Bei geringsten Anzeichen eines Anfalls: sofort körperliche Schonung, um die Atemsituation zu verbessern
• Direkt nach einem Anfall: schonen
Gesundheitsförderung/Alltagsbewältig ung
• Regelmäßig Peak-Flow-Werte messen
• Asthmatagebuch: Husten, Atemnot, Medikamente, Dosierung
• Selbsthilfegruppe
• AHB, Asthmaschulungen
Peak-Flow
Chronisch-obstruktive
Lungenerkrankungen (COPD)
Der Begriff „chronisch-obstruktive Lungener- krankung beschreibt Erkrankungen der Lunge, die progredient (voranschreitend) verlaufen und durch eine nicht reversible Atemwegsobstruk-
tion gekennzeichnet sind, die mit Dyspnoe einhergeht.
Zur COPD zählen:
- Chronisch-obstruktive Bronchitis - Obstruktive Lungenemphysem
Die COPD ist die vierthäufigste Todesursache weltweit!
Von einer chronischen Bronchitis spricht man, wenn ein Betroffener in den letzten zwei Jahren jährlich mindestens drei Monate ohne
Unterbrechung an Husten mit Auswurf gelitten hat.
Hauptrisikofaktor: RAUCHEN
Durch die Schadstoffe in der Zigarette entwickelt sich zunächst eine chronische Entzündung der Bronchialschleimhaut mit vermehrter
Schleimbildung „Raucherhusten“ mit
morgendlichem Auswurf. Wird weitergeraucht kommt es zu einer Einengung (Obstruktion) der Atemwege, die sich vor allem bei der
Ausatmung bemerkbar macht. Die Patienten
haben Atemnot, zunächst nur bei Anstrengung, später auch in Ruhe.
Durch das langjährige Rauchen werden die sog.
Antiproteasen in der Lunge inaktiviert. Deswegen können die dadurch überwiegenden
eiweißspaltenden Proteasen das Bindegewebe zwischen den Lungenbläschen irreversibel
zerstören und es entsteht ein Lungenemphysem.
(Es entwickeln sich große, funktionsuntüchtige Lufträume = Emphysemblasen, die Lunge
überbläht und die Gasaustauschfläche verringert sich).
Komplikationen der COPD
- Exazerbation (akute Verschlechterung des Zustands, v.a. durch Infekte)
- Hypoxämie - Hyperkapnie
- Pulmonale Hypertonie mit Cor pulmonale - Kachexie
- Bronchiektasen
Diagnostik der COPD
• Anamnese
• Körperliche Untersuchung
• Lungenfunktionsdiagnostik (LuFu)
• EKG
• Röntgen-Thorax-Aufnahme
• Labordiagnostik mit Blutgasanalyse
Therapie bei COPD
• Medikamentöse Langzeittherapie nach Stufenplan: inhalative Bronchdilatatoren
(Anticholinergika und ß2-Sympathomimetika);
Kortison als Dauermedikation erst im weit fortgeschrittenem Stadium
• Raucherentwöhnung, schadstoffbelastete Luft meiden
• Atemunterstützende
Maßnahmen(Atemphysiotherapiegerät)
• Sauerstofftherapie b.B.
Beobachtungskriterien
• Vitalzeichen: Pulsfrequenz kann durch die
Dauermedikamentation dauerhaft, bei Exazerbation deutlich erhöht sein.
• Atmung: expiratorischer Stridor, Dyspnoe
• Körperhaltung: „Fassthorax“
• Sauerstoffsättigung: chronischer Erniedrigung
• Husten und Sputum
• Haut: pergamentartige Haut, die leicht verletzbar ist
• Compliance und Blutzucker: Medikamenteneinnahme sichern, Blutzuckerkontrollen bei Kortisoneinnahme
Verabreichen von Medikamenten direkt in die Atemwege
Medikamente, die direkt in die Atemwege verabreicht werden, wirken schnell. Auch ist eine geringere Dosierung nötig, als bei der systemischen Verabreichung.
Für die inhalative Applikation stehen
Dosieraerosole und Inhalationsgeräte zur Verfügung.
Inhalationstherapie
Bei der Inhalationstherapie werden Wasserdampf, vernebelte Flüssigkeiten (Aerosole) oder Gase
eingeatmet zur Prophylaxe und Therapie von Lungen- und Atemwegserkrankungen. Häufig
werden den Flüssigkeiten Medikamente zugesetzt, die eine Behandlung der Atemwege ermöglichen (z.B. bei Asthma bronchiale).
Aerosole: lat. solvere = lösen. Feste (Staub) oder flüssige (Nebel) Schwebstoffe in Gas mit einer Teilchengröße von ca. 10 µm bis 1nm
Inhalationen können den Selbstreinigungs- mechanismus der Atemwege fördern.
Dickflüssiges, zähes Sekret wird befeuchtet und verdünnt und kann leichter abgehustet werden.
Zur Sekretlösung und Pneumonieprophylaxe
inhaliert der Patient Wasser in Form von feinsten Tröpfchen. Dem Wasser sind z.B. Salze,
Kamillenblüten, ätherische Öle oder Arzneimittel zugesetzt
Entscheidend für den Effekt der Inhalation ist die Größe der Tröpfchen: Sie bestimmen die Eindringtiefe und damit den Wirkungsort. Die Größe der Tröpfchen wird in Mikrometer (µm, Mikron; 1µm = 1 Tausendstel mm,) angegeben.
Verschiedene Inhalate und ihre Anwendung
Inhalat Tröpfchen- größe
Wirkungsort Anwendung
Dampf > 30µm Mund-Nasen- Rachenraum bis Kehlkopf
Infekte im Nasen-Rachen-Bereich
Druckluft- aerosol
3 - >
10µm
Trachea, Bronchien Bronchitis, Asthma bronchiale
Treibgasaero- sol
1 – 5µm Bronchien, Alveolen Arzneimittelapplikation in die
Lunge, z.B. bei Asthma bronchiale Ultraschall-
aerosol
1 – 6µm bis zu den Alveolen bei Patienten, die durch den offenen Mund atmen, zur Anfeuchtung der Atemluft
Inhalationslösung
Physiologische Kochsalzlösung (NaCl 0,9%) ist dem Aqua dest. als Inhalationslösung
vorzuziehen, da das NaCl (Natriumchlorid) das physiologische Gleichgewicht der
Schleimhaut stabilisiert.
Druckluftaerosol
Durch Druckluft wird in Aerosolapparaten (Zerstäuber) Wasser mit Luft aufgewirbelt; so entstehen feine
Tröpfchen, die bis in die Alveolen vordringen. Es besteht die Möglichkeit mit Gesichtsmasken oder Mundstücken zu inhalieren.
Ultraschallvernebler
Mit Hilfe von Ultraschallverneblern werden Flüssigkeiten (sterile Wasser, NaCl 0,9%,
Medikamentenlösung) derart in Schwingungen versetzt, dass ein feiner Nebel aus winzigen
Tröpfchen entsteht. Diese Technik findet
Anwendung in der Inhalationstherapie, lässt sich jedoch nicht für alle Arzneimittel einsetzen.
Außerdem ist sie zur Atemluftbefeuchtung bei spontan atmenden Patienten geeignet.
Atemtraining /IPPB-Gerät (Inhalog)
Eine Kombination von Inhalation und
Atemtraining wie dem IPPB-Gerät (kurz für
intermittent positive pressure breathing) erzielt.
Das Gerät wird entweder mit Druckluft oder
durch einen Kompressor angetrieben. Während seiner Anwendung ist die Verabreichung
sekretlösender oder spasmolytischer
Arzneimittel möglich. Ein Trigger (Auslöser) am Gerät ist auf das individuelle Atemverhalten und die Atemleistung des Patienten eingestellt.
In der Einatmungsphase muss der Patient einen bestimmten Mindestsog erzeugen, um den Flow (Gasfluss) auszulösen. Der Flow sollte weder zu hoch noch zu niedrig eingestellt sein. Ist das Gerät zu niedrig eingestellt, empfindet der Patient die
Luftzufuhr als zu gering, bei zu hoch eingestelltem Gerät ist er zu schnell erschöpft oder eine Überblähung der Lunge ist
möglich. In der Ausatemphase wird ein expiratorischer
Widerstand zugeschaltet, durch den die Ausatmung gekräftigt und das Abhusten erleichtert wird. Die Anwendung des IPPB- Gerätes erfolgt nach ärztlicher Anordnung und wird zur
Verbesserung der Ventilation therapeutisch eingesetzt, z.B.
bei Asthmatikern oder Patienten mit Lungenemphysem.
Atelektasen können aktiv geöffnet werden.
PNEUMONIE
Infektiöse Erkrankungen der Lungen
Definition
Unter einer Pneumonie (Lungenentzündung) versteht man eine infektiöse Entzündung der Alveolen (= typische Pneumonie) und/oder des Lungeninterstitium (= atypische Pneumonie). Sie wird durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten ausgelöst. Die nosokomiale Pneumonie wird im Krankenhaus erworben.
Einteilung
• Ambulant erworbene Pneumonien (CAP =
community acquired pneumonia = außerhalb des Krankenhauses erworbene Pneumonie)
• Nosokomiale Pneumonien (HAP = hospital acquired pneumonia = im Krankenhaus
erworbene Pneumonien)
Krankheitserreger
• CAP: Pneumokokken
• HAP Staphylococcus aureus, Enterokokken, Klebsiellen
• Candida
• Aspergillus
• Herpesviren
„opportunistischer Erreger“
Symptome
- Schweres Krankheitsgefühl - Hohes Fieber, Schüttelfrost
- Husten mit eitrigem, gelb-grünem – evtl. rötlich- braunem Sputum
- Häufig Dyspnoe, evtl. Zyanose
- Tachypnoe, häufig mit deutlicher Bewegung der Nasenflügel
- Evtl. Schmerzen beim Atmen
- Schonatmung auf der erkrankten Seite
- Auskultierbare Rasselgeräusche, Bronchialatmung
Bei Pneumonien durch Viren oder Pilze sind die Beschwerden häufig nicht so stark ausgeprägt.
Diagnose
• Röntgenaufnahme des Thorax
• Evtl. Erregernachweis durch Untersuchung des Sputums (bei sehr schwerer Erkrankung bzw.
V.a. nosokomiale Infektion)
• Labor (Blutbild, Entzündungsparameter, Glutgasanalyse)
• Anamnese
• Körperliche Untersuchung
Komplikationen
• Respiratorische Insuffizienz und akutes Lungenversagen
• Lungenabszess
• Pleuraerguss, -emphyem
• Herzinsuffizienz, Kreislaufsymptome (bis zum Schock)
• Thrombose
• Erregerausbreitung (z.B. mit Meningitis)
• Entwicklung von Bronchiektasen
Therapie
• Antibiotikagabe (bei bakterieller Infektion)
• Antimykotika (bei Pilzpneumonien): i.v.-Gabe und inhalativ
• Expektorantien
• Allgemeine Maßnahmen: Schmerzbehandlung, Fiebersenkung
• Evtl. hustendämpfende Arzneimittel (nur bei unstillbarem Husten ohne Sputum)
• B.B. Sauerstofftherapie
Patientenbeobachtung
• Atmung, Sputum
• Puls, Blutdruck, Ausscheidungen (Schweiß, Urin, Stuhl, evtl. Flüssigkeitsbilanz)
• Körpertemperatur
• Allgemeinzustand, Mobilität, Appetit
Pflegeziele
• Förderung der Lungenbelüftung
• Sekretlösung und –entfernung
• Fiebersenkung
• Verbesserung des Allgemeinbefindens
• Erkennen und Vermeiden von Komplikationen
Risikofaktoren
Vier Hauptprobleme begünstigen das Entstehen einer Pneumonie:
- Ungenügende Belüftung der kleinsten
Lungensegmente, z.B. durch Schonatmung bei Schmerzen oder Bettlägerigkeit
- Vermehrte Sekretansammlung in der Lunge infolge fehlenden Abhustens durch einen geschwächten
Körperzustand oder muskelrelaxierende Medikamente - Absteigende Infektionen, z.B. Bronchitis
- Aspiration wegen einer vorliegenden Dysphagie (=
Schluckstörung) und/oder eines fehlenden Hustenreflexes.
Risikofaktoren
Weitere mögliche Faktoren, die die Entstehung einer Pneumonie begünstigen sind:
- Eingeschränkte Mobilität
- Operative Eingriffe am Abdomen/Thorax
- Bereits vorerkrankte Lungen (COPD, Emphysem) - Rauchen
- Keimübertragung (z.B. durch Klimaanlage)
- Liegende Sonden im Nasen- oder Rachenraum - Schluckstörung
Gefährdete Personen
• Beatmete Menschen mit endotrachealer Intubation
• Immunsupprimierte Personen
• Tumorkranke (besonders während/nach Chemotherapie)
• Menschen mit COPD (Lungenerkrankungen)
Bedeutung
Fast eine Million Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einer Pneumonie.
Die Pneumonie ist die achthäufigste Todes- ursache in Deutschland.
Die nosokomiale Pneumonie ist die zweit-
häufigste Infektionskrankheit, an der Menschen während des Krankenhausaufenthalts erkranken können.
Pneumonierisiko einschätzen
Durch ein ausführliches Assessment bzw. mit einer aufmerksamen Beobachtung lässt sich das
Pneumonierisiko feststellen:
- Sitzt oder liegt die Person überwiegend?
- Staucht sich im Sitzen der Brustkorb in den Bauch hinein?
- Ist die Person antriebslos, bzw. depressiv?
- Vermeidet der Patient aufgrund von Schmerzen Bewegung bzw. das tiefe Einatmen?
- Wurde die Person am Brustkorb oder am Bauch operiert? Hatte sie eine Intubationsnarkose?
Pneumonierisiko einschätzen
- Sind Lungengeräusche hörbar (z.B. Giemen, Rasseln)?
- Hustet die Person? Ist es ein produktiver Huste? Kann das Sekret ausgehustet werden? Wie sieht das Sputum aus?
- Nimmt die Person Beruhigungsmittel, angstlösende Medikamente, Muskelrelaxsanzien oder starke
Schmerzmittel (Opiate)?
- Leidet die Person bereits unter einer Atemwegserkrankung (z.B. Bronchitis, Sinusitis, COPD)?
- Hat der Patient eine Schluckstörung?
- Hat die Person u.U. aspiriert?
- Besteht eine Bewusstseinsstörung (Somnolenz, Sopor, Koma)
Pneumonierisiko einschätzen
- Raucht die Person? Wenn ja, seit wann und wie viele Zigaretten o.Ä., bzw. wie viele Jahre hat die Person geraucht?
- Welche O2-Sättigung hat das Blut des Patienten? Wie hoch ist die Atemfrequenz? Wird er beatmet?
- Benötigt die Person eine Schlafmaske zur Vermeidung eine Schlafapnoe?
- Lebt oder arbeitet die Person in Bereichen in denen Klima- oder Lüftungsanlagen eingesetzt sind? Ist er häufig Staub ausgesetzt?
- Ist die Person gegen Influenza bzw. Pneumokokken geimpft?
Assessmentinstrumente
Das in Deutschland bekannteste Instrument zur Einschätzung des Pneumonierisikos ist die Atemskala von Bienstein (2000).
Maßnahmen
Prophylaktische Maßnahmen
Auch bei der Pneumonie sind die Hände der Hautübertragungsweg für eine nosokomiale Infektion. Die Standardhygiene muss deshalb konsequent eingehalten werden.
Eine regelmäßige und gründliche Mund- bzw.
Zahnhygiene beugt eine deszendierende
(absteigende) Verschleppung der Mundkeime in die Atemwege vor.
Beobachtungsmaßnahmen
• Beobachtung von Atmung (Tiefe, Frequenz, Geräusche, Geruch)
• Ggf. Beobachtung von Husten, Sekretauswurf
Atemvertiefende Maßnahmen
Atemübungen, Atemtraining
– Frühmobilisation
– Einfache Atemübungen
• Tiefes Ein- und Ausatmen
• Recken und Strecken
• Singen, Lachen
– Kontaktatmung
– PEP-Atmung (= positive expiration pressure)
• Atemtechniken ohne technische Hilfsmittel
– Luftballon aufblasen, Seifenblasen, Strohhalm blubbern
• Techniken mit PEP-Geräten
– BA-Tube®
– Atemtraining mit SMI-Geräten (sustained maximal inspiration)
Lippenbremse
VORSICHT
Da das Atmen gegen Widerstand den Druck in den Atemwegen erhöht, sind Atemübungen gegen Widerstand bei Patienten mit
Lungenemphysem kontraindiziert. Es besteht die Gefahr, dass Emphysemblasen platzen und ein Pneumothorax entsteht.
Atemfördernde Positionen und Lagerungen
• Regelmäßiger Positionswechsel
• Oberkörperhochlage
• Kutschersitz, Torwartstellung
Atemfördernde Positionen und Lagerungen
• Dehnlagerungen
– Drehdehnlage – Halbmondlage
– V-, A-, T-, I-Lagerungen
Dehnlage
Halbmondlage
V-, A-, T-, I- Lagerung
V-, A-, T-, I- Lagerung
Atemstimulierende Einreibung
Sekretmanagement
Kann der Patient festsitzendes Sekret nicht oder nur unzureichend abhusten, so werden
Maßnahmen zu Sekretverflüssigung, -lösung oder Sekretentleerung erforderlich. Unter
Sekretmanagement werden alle Maßnahmen zusammengefasst, die individuell und ent-
sprechend des Krankheitsbilds zur Anwendung kommen:
Sekretmanagement
• Ausreichende Flüssigkeitsversorgung
• Luftbefeuchtung und Inhalation
• Bewegung und Positionsänderung, spezielle Lagerungen, Lagerungsdrainage
• Einreibungen, z.B. mit ätherischen Ölen, Brustwickel
• Vibrationsbehandlung
• Atem- und Hustentechniken, PEP-Atmung
• Atemtraining mit PEP-Geräten
• Absaugen von Atemwegssekret
• Medikamentöse Therapie mit Sekretolytika oder Expektoranzien.
Vibrationsmassage
Pflege Heute (6. Aufl.), (2014). 345
Drainagelagerung
Pflege Heute (6. Aufl.), (2014). 348.