Jugenderinnerungen
Jugenderinnerungen
erlebtes, beobachtes, gewünschtes aus vergangenen
Kindheitstagen... Träume, Wünsche, Realität... wie es war, wie es hätte sein können.
Meine „Jugenderinnerungen“ sollen dem Leser Freude machen, ihn auch mal zum Nachdenken oder auch Schmunzeln bringen.
In keinster Weise geht es in meiner Reihe „Jugenderinnerung- en“ darum irgendwelche Tipps oder Anregungen für die
Erziehung oder Behandlung von Kindern und Jugendlichen in der heutigen realen Welt abzugeben. Dies ist kein Erziehungs- ratgeber und soll auch nicht als solcher verstanden werden.
Auch ist es kein Aufruf zu irgendeiner Gewalt oder zu
Beschränkungem irgendwelcher Menschen, Personen egal welchen Geschlechtes, welches Alters, welcher Religion oder sonstiger Zugehörigkeit...
Und der Leser möge würdigen, daß meine Jugenderinnungen
aus einer Zeit sind, in einer Zeit handeln, als Gesetze und
gesellschaftliche Normen noch anders als heute definiert
waren...
Nochmal zur Erinnerung... bis zu Beginn der 5. Klasse war alles easy, meine Erziehung total locker. Dann kam ich in der 5. mit einer Empfehlung auf das Gymnasium; dort machte ich wie in der Grundschule weiter, war stinkfaul und entsprechend schlecht von Anfang an meine
Noten... mit meinen Eltern war ich nun im Dauerstreß, und sie holten sich Rat von einem befreundeten Ehepaar und kopierten diese. Denn:
Ihr Sohn hatte durchweg gute Schulnoten...
War angeblich fleißig, lernte für die Schule...
War aber auch im Haushalt fleißig...
War immer höflich, was ich angeblich nicht immer war...
Dafür hatte er wesentlich weniger Freiheiten als ich...
Standen schlechte Schulnoten unter Strafe...
Ging es eh allgemein eher streng zu, im Gegensatz zu uns...
Und so kam, was kommen mußte, meine Eltern kopierten das vermeintliche „Erfolgsrezept“!!!
Analog wurden, „zu meinem Wohl“, nun auch Freiheiten bei uns eingeschränkt!
Kamen als „Leistungsanreiz“ auch bei uns schlechte Noten unter Strafe!
Gab es für gute Leistungen,Fleiß und
Gehorsam Privilegien!
a) Nachtrag Schlafens-, Bett- u. Zimmerzeit a) Nachtrag Schlafens-, Bett- u. Zimmerzeit
b) vom neuen „Studierzimmer“
b) vom neuen „Studierzimmer“
c) Vokabeln können brennen...
c) Vokabeln können brennen...
Nochmal von Schlafens-, Bettgeh- und Zimmerzeit
Klasse mit Eintritt auf das Gymnasium, neue, strengere Schlafenszeiten bekommen hatte.
Mit diesen neuen strengeren Zeiten ergaben sich weitere Neuerungen wie z.B. die neue „Bett-geh- Zeit“ und es kristallisierten weitere Rituale heraus, Rituale die mich teilweise auch weiter einschränk- ten oder einfach auch unangenehm waren.
An Tagen ohne Abend-TV Schlafenszeit 20:30Uhr Aber!!!
Bett-Geh-Zeit bereits um 20:00Uhr mit 1/2h
Leseerlaubnis...
An Tagen mit Abend-TV Schlafenszeit 21:00Uhr
Sogar an Samstagen und in den Ferien galten nun feste Zeiten: Schlafenszeit 22.00Uhr
Verwandlung Bett-Fertig- Bett-Fertig-
Zeit Zeit
● Zähne geputzt
● Gewaschen oder geduscht
● Schlafanzug an
● barfuß
Das neue Ritual „Bett-Fertig“
Ob Schultag, Samstag oder Ferien...ob Besuch da war oder nicht, das „Bett- Fertig-Ritual“ war gesetzt, galt jeden Tag, es sollte gemäß Aussage meiner Eltern sicher stellen, daß ich auch immer pünktlich ohne Verzögerungen zur
festgesetzten Zeit und ohne Umschweife im Bett war. Hieraus entstand dann in unserer Hausordnung die Regel für mich daß mir künftig nach 19.30Uhr zu Hause jegliche Straßenkleidung verboten war!
Selbst Strümpfe (Schuhe sowieso) standen auf dem Index, ab 19:30Uhr hatte ich barfuß zu sein...
Hatte ich im Winter mal kalte Füße
(wir hatten allerdings Teppichböden
im Wohn- und Kinderzimmer) mußte
ich erst fragen, ob ausnahmsweise
am Abend auch Strümpfe okay
waren.. überhaupt mußte ich jetzt
generell viel um Erlaubnis fragen!!!
„Bett-Fertig-Rital“
auch an Feiertagen
und
Familienfeiern...
Das gefiel damals besonders meinem Vater, deshalb hatte diese Regel bei uns nun sehr lange Bestand auch als ich älter wurde! Ich habe ihn in späteren Jahren einmal gefragt warum gerade er immer so auf
„Schlafanzug und barfuß am Abend“ bestanden hat. Er hat mir ge- antwortet, daß er es immer gut fand wenn es einen „kleinen, feinen“
Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern gab und unser
kleines Schlafanzugsritual hätte mich daran jeden Abend erinnert, daß ich eben noch ein Kind war und die Eltern das Sagen hatten. Auch fand er es einfach praktisch, daß ich so jederzeit direkt ins „Bett hüpfen“
konnte, auf Weisung war ich so in 1 Minute „in der Falle“, es gab ja keinen Grund für irgendeine Verzögerung...
Da das Ritual somit eigentlich jeden Tag ohne Ausnahme für mich galt (Ausnahme war natürlich wenn wir irgendwo eingeladen waren) war ich dann ab er 5. Klasse auch bei allen möglichen Familienfeiern oder an Festtagen wie Weihnachten ausschließlich ab 19:30Uhr im
Schlafanzug und barfuß mit dabei...
Irgendwie fand ich das oft entwürdigend
●
Z.B. an Heiligabend:
●
nach dem Gottesdienst mußte ich mich „Bett-fertig“ machen
●
Ich war dann der einzigste der an einem solchen Festtag -wie ich das empfand- lächerlich gekleidet war. Barfüßig und im Schlaf- anzug „durfte“ ich dann an der Bescherung und am Essen mit der Familie (Großeltern, Onkels, Cousins...) teilnehmen... niemand sonst war so „gemustert“, auch Cousins/Cousinen trugen ja als Besuch normale oder sogar festliche Straßenkleidung,
●
Schlimm fand ich auch, daß mit der Zeit alle um unser Familienri-
tual wußten, jeder also wußte daß ich das nicht freiwillig tat.
Und noch ein „schönes Ritual“: Die neue „Bett-Geh-Zeit“
Egal ob ich bereits um 20Uhr mit Leseerlaubnis bis 20:30 im Bett lag oder erst ab 21Uhr nach einem TV-Abend oder Samstags, in den Ferien ab 22Uhr... in jedemjedem Fall galt bei Strafe die goldene Regel:
Aufstehen
„Spielchen“ - wie mein Vater das nannte - wie nächtlichen „Toiletten- tourismus“ oder „Durstattacken“ um die Schlafenszeit zu manipulieren oder einen Blick auf „Detektiv
Rockford“ im TV zu werfen sollten so bereits im Keim erstickt werden.
Mußte ich dennoch mal raus mußte ich in jedem Fall immer erst meine Eltern um Erlaubnis fragen. Das konnte ich dann sehr gut über
unsere Haussprechanlage tun (Vater war Ingenieur, wir waren da sehr modern, oft der Zeit voraus). In keinem Fall, außer bei Krankheit oder einer Notsituation, durfte ich selbständig aufstehen!!! Als artiger Sohn hatte ich dabei natürlich höflich zu fragen und mich auch für die Erlaubnis raus zu dürfen zu bedanken. Sonst war ich unhöflich, das gab dann Minuspunkte in der wöchentlichen Familienkonferenz...
Lag ich also einmal im Bett, dann durfte ich dieses bis zum nächsten Morgen auch nicht mehr verlassen! Es war völlig unerheblich ob
ich dabei z.B. mit 20Uhr bereits vor meiner eigentlichen Schlafenszeit im Bett lag... im Bett war im Bett, selbständiges Aufstehen
strengstens unter Strafe verboten!!!
meiner Eltern hatte ein solcher „Boxenstop“ (Toilettengang) so schnell wie möglich von statten zu gehen, damit ich auch ja wieder zügig und schnell im Bett war... trödeln verboten!!!
Ich beeilte mich also mit meinem Geschäft und flitzte dann wieder zurück Richtung meines Zimmers. I.d.R. stand dann auch Vater oder Mutter im Flur, entweder kamen sie aus dem Wohnzimmer wenn sie noch auf waren oder es stand einer von ihnen extra wegen mir auf... im zweiten Fall waren sie dann nicht so besonders gut drauf. Ich flitzte wirklich auch zurück, normales Laufen wäre trödeln gewesen und dann hätte ich im Flur bestimmt von Vater oder Mutter einen
„Beschleuniger“ bekommen, damit es etwas schneller geht...
Im schlimmsten Fall, wenn sie extra aufgestanden waren und ich aus ihrer Sicht auch noch trödelte, konnte es neben dem Beschleuniger noch eine Ankündigung geben wie: „Den versäumten Schlaf holst du morgen garantiert nach,
Freundchen, morgen bist du bereits um 19:30Uhr in der Falle, verlass dich drauf...“
Im Normalfall, weil ich mich beeilte und auch durch den Flur flitzte kam aber nur „Alles klar Sportsfreund?“ „Ja danke Vati, gute Nacht...“ „Gute Nacht“... es sei denn ich mußte in derselben Nacht nochmal raus... dann allerdings...
Zum Gäste-WC flitzte ich übrigens weil das auch eine unsere Hausregeln war, ich hatte grundsätzlich das Gäste- WC zu benutzen. Hintergrund/Anlass war daß ich angeblich vom Toben oder Sport einfach immer so auf die Toilette lief wie ich war wenn ich mußte, deshalb sollte ich auf das
Gäste-WC. Wie mit vielen anderen Dingen wurde dann eine allgemein gültige Regel für mich daraus...
War dann Schlafenszeit galt neben dem Aufstehverbot:
● Kein Radio/Musik
● Kein Lesen
● Kein selbständiges Öffnen des Rolladens vor morgen früh
● Absolutes „Licht aus“-Gebot;
ohne Erlaubnis der Eltern durfte ich kein Licht mehr anmachen Aus diesem Grund waren mir in meinem Zimmer auch Dinge wie Taschenlampen etc. verboten.
Ja so war das damals, in der. 5.
Klasse mit Eintritt in die schöne neue Gymnasiumswelt...
Im wurde dann ja (logischerweise) älter...
14... 15... 16...
14... 15... 16...
und mit meinem Alter wurden dann die Regeln und Rituale immer wieder überprüft und angepaßt...
●
Aus Sicht meiner Eltern Bewehrtes wurde beibehalten...
●
Andere Regeln meinem Alter angepaßt oder aufgehoben...
●
Neue Regeln kamen hinzu...
Von nun an steckte ich bis zu meinem 17. Lebensjahr immer zuverlässig in einem Korsett aus Regeln und
Ritualen die meinen TV-Konsum reklementierten und meine Schlafenszeiten mit dem Prozedere darum
regelten.
●
Bewehrtes bleibt bestehen und ist immer noch gültig
Geblieben war mir nach wie vor „Bett fertig“ um 19:30Uhr;
zumindest über die Schulwoche. Ausnahmen hiervon gab es jetzt aber wenn in den Ferien oder an einem Samstag nun noch Freunde bei mir zu Besuch waren. Ebeno mußte ich mich an Feiertagen nun nicht mehr um 19:30Uhr bettfertig machen...
War allerdings in der Schulwoche eine Familienfeier, war ich Samstags oder in den Ferien abends alleine ohne Freunde zu Besuch, dann galt für mich wieder Schlafanzug und barfuß ab 19:30Uhr... auch wenn meine Eltern Besuch hatten.
„Komisch“ war: Diese Regel galt ja nun seit meinem 11.
Lebensjahr... damals hatte sie mich sehr gestört, empfand ich sie oft als peinlich Nun mit 16 sah ich das irgendwie gelassener hatte mich daran gewöhnt, auch wußte ja jetzt jeder wie das bei uns daheim lief. Eigentlich müßte man ja denken, daß das
einem mit 16 peinlicher ist und einem mehr stört als mit 11, aber bei mir war da genau umgekehrt..
Geblieben als „bewehrt“ war auch mein nächtliches Aufsteh- verbot, das hatte sich seit der 6.Klasse sogar noch verschärft, wie, das erzähle ich ein anderes mal
Und geblieben war das TV-Verbot am Abend vor Klassenarbeiten,
allerdings war jetzt Schlafenszeit erst 21.00Uhr (in der 5. Klasse
war das noch 20:00Uhr)
Ich weiß noch als ich 16 Jahre alt war:
●
Regeln werden angepaßt
Während der Schulwoche war nun 21:30Uhr meine Regel-
Schlafenszeit...
die sich auf 22:00Uhr erweiterte wenn ich an dem Abend TV sehen wollte und auch bzgl. TV- Budget und evtl.
Blockierungszeiten auch konnte...
Samstags und in den Ferien durfte
ich nun allgemein bis 23:30Uhr
aufbleiben, allerdings behielten
sich meine Eltern das Recht vor
mich auch mal früher zu schicken
wenn sie das für richtig hielten.
So mancher Leser wird das alles vielleicht aus heutiger Sicht ziemlich lächerlich, klein kariert
und als sehr streng empfinden, Themen wie
● Schlafanzug anziehen
● Nicht selbständig aufstehen dürfen
● Feste Schlafenszeiten auch am Wochenende
● Die „TV-Bremse“
● ...
Ja das alles war sehr streng!!!
Aber: am Ende hatte ich ein gutes Abitur!!!
Und was heute streng wirkt waren für mich riesige Erleichterungen z.B. jetzt in den Ferien
bis 23:30Uhr aufbleiben zu dürfen, das war ja 1 ½ Stunden länger als zuvor!!!
An Restriktionen wie von alleine nicht aufstehen zu dürfen gewöhnte ich mich mit der Zeit, die Eltern dachten sich was dabei, ich akzeptierte diese Dinge als Ausbund meiner jetzt strengen Erziehung,, hatte da eben zu gehorchen und mich unterzuordnen... und „in die Hose machen
lassen“ hat mich ja nie jemand!!!
Auch das mit dem Schlafanzug ab 19:30 war so ein Ritual an das man sich gewöhnte, es tat ja nicht weh... und wenn man so zum 100. mal vor
den Bekannten der Eltern aufkreuzen muß, dann ist das irgenwann auch völlige Normalität. Klinkt vielleicht komisch aber mit der Zeit dachte und empfand ich das so.
Ich weiß noch als ich 16 Jahre alt war:
●
Neue Regeln kommen hinzu... die neue „Zimmer-Zeit“
Mit den Jahren wurde dann eine sogenannte „Zimmer-Zeit“
für mich eingeführt, sie ersetzte mit zunehmenden Alter die alte Regel an TV freien Abenden bereits vor der eigentlichen Schlafenszeit mit Leseerlaubnis im Bett sein zu müssen...
Meine „Zimmer-Zeit“ während der Schulwoche:
●
Konnte oder wollte ich an dem Abend kein TV sehen (um mein Zeitbudget für andere Abende zu schonen, wenn es bereits aufgebraucht war oder eine für mich programmierte Blockierungszeit im TV-Guard den TV-Genuß verbot) war 20:00Uhr ZimmerZeit!!!
●
An TV-Abenden war ZimmerZeit sobald die Sendung vorbei war
Meine „Zimmer-Zeit“ an Samstagen und in den Ferien;
●
Waren keine Familienaktivitäten wie Spieleabend, Grillen etc. angesagt war 21:30Uhr ZimmerZeit!!!
●
Nach Familienaktivitäten entschieden die Eltern individuell über die ZimmerZeit, eben je nachdem wie lange die
Aktivitäten dauerten oder ob einfach 23:30Uhr galt.
●
Samstag oder in den Ferien durfte ich mit Erlaubnis der
Eltern auch länger fern sehen, wenn sie eben der Meinung
waren, daß die Sendung auch für mich geeignet ist, dann
war ZimmerZeit einfach am Ende des Filmes.
●
Neue Regeln kommen hinzu... die neue „Zimmer-Zeit“
War meine ZimmerZeit gekommen wurde von mir erwartet daß ich dann auch ohne Wiederworte und auch selbständig auf mein Zimmer ging, sonst gab dies Minuspunkte wegen einer Regelverletzung... Minuspunkte die sich bei der
nächsten Familienkonferenz negativ auswirken würden...
Wollte/konnte ich also während der Schulwoche an einem Abend kein TV sehen, so mußte ich um 20:00Uhr auf meinem Zimmer sein.
In meinem Zimmer durfte ich dann bis zur Schlafenszeit machen was ich wollte: lesen, Musik hören (Zimmerlaut- stärke), Modelle bauen etc.. So war dies viel praktischer für mich als die olle BettGehZeit mit nur Leseerlaubnis.
War ich in meinem Zimmer dann durfte ich dieses aber außer bei Krankheit oder in einer Notsituation selbständig bei Strafandrohung bis zum nächsten Morgen nicht wieder verlassen!!! Wollte ich mein Zimmer nochmal verlassen, dann nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Eltern... es galt das gleiche Prozedere wie weiter vorne unter „Aufstehen verboten“ beschrieben wenn ich z.B. nochmal auf die
Toilette wollte... allerdings kamen meine Eltern jeden Abend spätestens zur Schlafenszeit (um gute Nacht zu sagen) von sich aus in mein Zimmer und hier war dann sowieso immer nochmal die Gelegenheit für einen Toilettengang vor dem Schlafen.
Zimmer
verlassen
Ja so war das damals... von der 5. Klasse an viele neue
Regeln, Verbote und Kontrollen. Meine Eltern vertraten auch die Ansicht „das Kinderleben ist ein Bitte-Leben“, also hatte ich nun ständig auch um Erlaubnis zu fragen... so wie bei dem nächtlichen Aufstehen oder Verlassen des Zimmers.
Das hatte sich ja in der 6. Klasse nochmal zugespitzt und das
war/kam so...
Auch Nachhilfe brachte nur mässigen Erfolg...
Ehrlich es fehlte mir am Eifer und Lernwillen; hatte ich Nachhilfe und sollte bis zum nächsten mal was lernen oder durcharbeiten so hab ich das gar nicht oder nur schlampig getan...
Mir war Freizeit, Abhängen mit Freunden und so viel wichtiger...
Meine Mutter achtete auf feste Hauaufgabenzeiten zu denen ich an meinem Schreibtisch sitzen und lernen sollte... vorher durfte ich auch nicht raus...
Ich hab dann heimlich Musik gehört, oder Asterix gelesen oder auch an meinen Modellen gebastelt...
Natürlich merkte man das an meinen Leistungen und mit der Zeit wurde ich auch immer wieder erwischt, mit dem Modellkleber statt dem Schreiber in der Hand...
Schlechte Noten, mangelnder Lerneifer, heimlich Comic
statt Englisch lesen, das hatte dann Konsequenzen...
Ab der 5. Klasse als meine Eltern die Zügel anzogen wurde neben TV-Verbot gerade der Stubenarrest zu einer beliebten und wirkungs- vollen, von mir sehr gehassten, Strafe... war man die ganze Zeit doch allein, konnte nicht raus, nicht zu Freunden, meist auch noch mit Musikverbot verbunden... und je nach Vergehen oder Noten konnte er von einem Nachmittag, über ein Wochenende bis im Extremfall zu Wochen andauern!
Häufig genügte schon die
Ermahnung, wenn ich nicht dies oder jenes tue oder lasse gibt es Stubenarrest, um mein Verhalten in die gewollte elterliche Bahn zu lenken... dennoch „durfte“ ich Stubenarrest auch tatsächlich häufig „absitzen“, häufig wegen dem Dauerbrennerthema Schule...
Heute ins Schwimmbad und morgen mit deinen Kumpels ins Kino das kannst du dir ab- schminken Freundchen, du hast das ganze Wochenende StubenarrestStubenarrest, damit du mal Zeit hast darüber nachzudenken ob es richtig ist zur
Hausaufgabenzeit Asterix statt Englisch zu lesen... Erwarte dann am Sonntag Abend eine entsprechende Antwort von dir, kapiert???
Montag Morgen auf mein Zimmer beschränkt war, ich 62h nicht raus konnte, ja da war ich dann im Ergeb- nis wenn Vater Sonntag Abend von mir wissen wollte, was mir meine Nachdenkzeit gebracht hat ziemlich kleinlaut... hätte ich aus seiner Sicht was falsches gesagt so war er ohne mit der Wimper zu zucken im
Stande meinen Arrest zu verlängern und das wollte ich nach 62h Einsam- keit auf keinen Fall!!!
Also zu kreuze kriechen und einen Bückling machen:
„Ich habe über mein Verhalten nachgedacht Vati. Es tut mir leid, daß ich die Hausaufgaben nicht ernst genug genommen habe und ich entschuldige mich dafür daß ich Asterix statt Englisch gelesen habe.
Ich sehe ein, daß ich mehr für die Schule tun muß und verspreche mich zu bessern. Ich will auch gerne am Montag Mittag englisch üben statt zum Baden zu gehen, wenn du das willst...“
Lippenbekennt- nisse, ich sagte was er eben hören wollte...
hatte ich meine Freiheit dann wieder, was ging mich dann noch mein Geschwätz von gestern an?
Montag Mittag freiwillig Englisch ...nee da lieber mit den Freunden wie geplant ins Schwimmbad... ist das Le- ben nicht schön???
Ich hatte da aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht...
Den Auschlag gab als ich wiederholt vor den Hausaufgaben durch mein Zimmer- fenster floh, es war ja EG, mein Zimmer ging zum Garten, leider flog ich beim 3.
Ausflug auf... neben einem gehörigen Donnerwetter, einer saftigen Strafe hatte dieser Ausflug weitgehende Konsequenz- en für meine weitere Jugendjahre!!!
Vom neuen Studierzimmer
Oder
Wie das Lernen richtig Freude macht
war Ingenieur, machte vieles mit Freunden selber um eben Geld zu sparen...
So sind wir dann als ich in der 4. Klasse war in unser neues Haus gezogen.
Zu dem Zeitpunkt war aber erst das EG bezugsfertig das DG baute Vater nun aus wie Zeit und Geld da war. Nach oben sollten das Eltern- und mein Kinderzimmer verlegt werden mit einem zusätzlichen Bad...
Mein Zimmer im EG würde dann Vaters Arbeitszimmer werden, das Elternschlafzimm- er ein weiteres kleines Wohn- zimmer in das dann auch der Fernseher sollte. Das eigent- liche Wohnzimmer würde dann
„Repräsentationsraum“ wenn
Gäste kamen oder die Eltern
ihre Ruhe haben wollten...
Nun war ja mein Vater Ingenieur, als solcher ein Perfektionist:
●
alles wurde durchdacht, geplant, verbessert, zur „Serienreife“
gebracht.
●
Und so durchdachte er den Plan für den DG-Ausbau nochmals:
●
Er hatte mir da den Kampf angesagt:
●
Er würde mir schon noch die Flausen aus dem Kopf treiben
●
Er würde mich schon noch zum Lernen und zum Abitur bringen
●
Solche „Kapriolen“ wie er das nannte würde es dann nicht mehr geben darauf könne ich mich verlassen
●
Der Plan DG-Ausbau wurde dann von ihm neu geplant und angepaßt der Ausbau sollte die neueren Vorstellungen
●
Strengere Erziehung
●
Mehr für die Schule tun
●
Weniger Freiheiten, mehr Kontrolle unterstützen...
●
Und so wurde der Plan geändert in
●
Elternschlafzimmer
●
Flur
●
Bad
●
Kinderzimmer
●
Neu das „Studierzimmer“ wie Vater es wohl etwas hochtrabend nannte, er war eben Ingenieur...
Eltern Kind
Bad
Plan für den DG- Ausbau, vereinfacht ohne das Bad etc.
dargestellt.
Der neue Plan:
Neu geplant hatte er nun für mich das „Studierzimmer“, also ein Zimmer zum Lernen und für die Hausaufgaben, man könnte auch einfach Studierzimmer dazu sagen... Ich hab es einfach „die Kammer genannt,,,
Dafür war mein eigentliches Kinderzimmer kleiner ausgefall- en aber es reichte dennoch aus, waren doch der Schreibtisch und die Schulsachen im Zimmer neben an. So hatte ich neben dem Bett und Kleiderschrank, meinen Bücherregalen und Stereoanlage noch genügend Platz zum Soielen, Basteln etc.
Alles in allem ein sehr schönes Zimmer...
Vater hatte aber Wort gehalten, meine „Kapriolen“ wirksam zu verhindern, mich zum Lernen zu bringen... so hatte er das
Studierzimmer „zu meiner Freude“ mit einigen Futures versehen...
Studierzimmer
am Fenster, der Raum war sehr gut beleuchtet mit einer Extralampe für den Schreibtisch...
Das Studierzimmer war aber auch bewußt ganz spartanisch eingerichtet, nichts sollte stören, für Ablenkung sorgen die eigentliche Bestimmung des Zimmers stören... dem Lernen!!!
● Alles private war in diesem Raum verboten:
● Comics, Radio, Spielsachen
● Keine Poster oder Bilder nur eine Wanduhr
● Erlaubt waren nur:
● Schulbücher, Schulhefte, Atlanten
● Rechenschieber, Füller etc.
● An Einrichtungsgegenständen gab es nur:
● Einen speziellen Schreibtisch ohne Türen
● Einen Schreibtischstuhl für mich
● Einen Extrastuhl für Vater oder Mutter
● Zwei offene Wandregale für die Schulsachen
● Alle Möbel offen ohne Türen damit man jeder- zeit gut kontrollieren konnte ob nicht doch verbotene Gegenstände wie Comics versteckt waren...
● Daneben bot das Zimmer noch Platz für die neuen sogenannten „Erziehungshelfer“, ein Repertoire das mit der Zeit immer ergänzt wurde und das meine Eltern zu meiner Erbauung und meiner Erziehung zu Fleiß, Ordentlichkeit, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Gehorsam sowie guten
Leistungen/Noten in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen sollte
● So wurde das Studierzimmer neben meiner „Lern- kammer“ auch zum Ort meiner Disziplin und Disziplinierung...
Mein neuer Schreibtisch hatte also ganz bewußt keine Schubladen und Türen damit es für mich unmöglich war hier Unerlaubtes zu verwahren und damit die Eltern selbst dies auch immer gut im Auge haben konnten und jederzeit einfach kontrollieren konnten...
Mein neuer Schreibtisch war aber auch sehr modern; hatten meine Freunde „nur“ normale Schreibtische, so war mein neuer HighTec:
●
Man konnte die Tischplatte in jede beliebige Position kippen, man konnte sie so immer so einstellen, daß man bequem lernen und/oder schreiben, zeichnen konnte...
●
Man konnte aus dem Schreibtisch aber auch ein Stehpult machen, das war ganz einfach, ging mit 1, 2 Handgriffen
Die Idee dahinter:
● Ich „durfte“ ab sofort mehr für die Schule tun und mich entsprechend auch auf längere Hausaufgaben- und Lernzeiten einstellen...
● Je nach Bedarf und meinen Leistungen würde ich z.B. künftig auch Sonntags Morgens üben/lernen „dürfen“...
● Meiner Gesundheit wegen und damit ich nicht frühzeitig ermüdete, sollte mein Arbeitsplatz daher möglichst ideal gestaltet sein, z.B. gerades (wegen der Wirbelsäule) und ermüdungsfreies Sitzen bei den Hausaufgaben. Durch die
„Stehpultfunktion“ kam zusätzlich Abwechslung in das Ganze, das
zwischenzeitliche Stehen war gesund und wirkte auch einer frühzeitigen Ermüdung etc. entgegen...
● Natürlich, entsprechend der neuen Marschrichtung -meine Eltern hatten ja immer mehr „den Hut über mich auf“, siehe TV-Guard, strikte Schlafens- oder Zimmerzeit- bestimmten auch sie darüber wann ich im Sitzen oder Stehen zu lernen oder zu arbeiten habe... Matheaufgaben natürlich am Schreibtisch, danach Vokabeln Englisch lernen am Stehpult
Seit Einzug ins neue Haus galt für mich in der Wohn- ung generelles Schuhverbot, um Teppiche etc. zu schonen, ich würde sonst nur unnötig Dreck ins Haus schleppen. Zur Gesundheitsfürsorge und aus pädago- gischen Gründen hatte ich zudem seit der 5. Klasse keine Hausschuhe mehr, ging daheim nun ausschließ- lich auf Wunsch der Eltern barfuß, meist in Strümpfen...
Der Boden des Studierzimmers war gefliest, so einfach zu reinigen es sollte ja auch be- wußt kein Spielzimmer sein. Damit ich beim Lernen dennoch keine kalten Füße bekam gab es unter dem Schreibtisch einen kleinen Hocker für die Füße...
Fürs Lernen am Stehpult gab es eine dicke Kunsstoff- matte auf die ich hierbei meine Füße stellen konnte. Die war nicht nur warm sondern angenehm weich im Gegen- satz zu den harten Fliesen.
Vati war auch hier wieder seiner Zeit voraus, heute gibt es solche Stehpulte und Fußmatten an
schweizer Schulen, die Schüler können im Unter- richt entscheiden ob sie lieber stehen oder sitzen wollen oder abwechseln...
Ein sogenannter
Geradehalter wurde an meiner Schreibtisch- kante montiert, ein sehr modernes Futures...
„dank“ ihm konnte ich mich nicht mehr über den Schreibtisch beu- gen, mußte so stets bei den Aufgaben korrekt gerade sitzen. Das war gesund für den Rücken sollte auch gegen vor- zeitige Ermüdung hel- fen. Ich fand das Teil aber sorry nur lästig...
Weitere kleine, aber aus Sicht meiner Eltern nützliche Futures:
Wie im EG Zimmer über Haustelefon verfügten, so wurden auch die neuen Zimmer im DG mit unserer Haus-
sprechanlage verbunden, bekam auch mein Studierzimmer eine solche...
Vati war da immer auf dem neuesten Stand, wie gesagt oft auch der Zeit voraus...
Tieferer Sinn war, daß ich ähnlich wie bei der Zimmerzeit das
Studier- Zimmer ebenfalls nicht mehr selbst- ändig verlassen durfte bis alle
Aufgaben erledigt waren. So konnte ich wenn ich fertig war oder Fragen hatte die Eltern rufen, für die Toilette erst um Erlaubnis fragen...
Ausgang
In der damaligen Vor-PC-Zeit, wir hatten in der 5.
oder 6. Klasse noch nicht mal einen
Taschenrechner, waren Steckdosen im neuen Studierzimmer nicht nur entbehrlich sondern aus Sicht meines Vaters sogar gefährlich...
Gefährlich, weil ich hätte so z.B. unerlaubt ein Radio oder einen Recorder mit Hilfe der
Steckdosen betreiben, unerlaubt Musik hören können... Ablenkung vom
Lernen...unerwünscht...verboten...also unmöglich machen!!!
Als wir dann später, ich glaube ab der 7. Klasse einen Taschenrechner hatten verbrauchten diese Modelle damals sehr viel Strom man konnte sie nicht wirklich ganztags mit Batterien nutzen die war- En ständig leer. So wurde dann „nachgebessert“, die Steckdose neben meinem Schreibtisch wurde zu einer umgebaut in der man einen Netzstecker ein- schließen konnte... Mutti hat dann hier den Stecker vom Netzteil des Taschenrechners eingeschlossen, dazu öffnete Mutti mit einem Schlüssel die
Abdeckung dieser speziellen Steckdose, schloß den Netzstecker in der Steckdose ein. So konnte ich den Taschrechner für die Hausaufgaben nutzen sonst aber die Steckdose nicht nutzen da ich ja den Stecker des Ladegerätes selbst nicht rausziehen konnte. Wollte ich den Netzstecker mitnehmen mußte
ich Mutti fragen, sie schloß dann die Dose auf, gab mir das Ladekabel...
natürlich verschloß sie es danach wieder gewissenhaft die nun leere Steckdose, war so wieder vor jeder unerlaubten/unkontrollierten
Benutzung durch mich gesichert... daneben stehen müssen, wie auf- und abgeschlossen wird, wie das Ladekabel eingeschlossen wird, da war wieder so ein Gefühl der Ohnmacht, der neuen Machtlosigkeit,ich spürte wieder deutlich wer nichts zu
sagen oder zu melden hatte – nämlich Ich Ich
Dem Ausbau sah ich mit gemischten Ge- fühlen zu: der neue Schreibtisch, die ab- schließbaren Steckdosen, alles sehr karg dazu die Ecke für die „Erziehungshelfer“
was kam da auf mich zu? In der 6.
Klasse war es dann endlich so weit, die
„Kammer“ -wie ich das Studierzimmer nannte- war fertig, ich durfte es bezieh- en, alle meine Schulsachen kamen dort hinein... ich weiß es noch ganz genau, es war an einem Samstag, Mutti brachte mich nach dem Mittagessen zur Einweih- ung zum 1. mal in die Kammer, mir war dabei ganz mulmig...ich sollte meine Aufgaben für Montag jetzt hier erledigen zusätzlich hatte Mutti mir noch Erdkunde zum Lernen aufgebrummt und dann kam die Ansage:„Du bleibst in diesem Zimmer bis du deine gesamten Hausaufgaben tipp topp erledigt hast und auch Erdkun- de kannst. Wenn du fertig bist oder frag- en hast meldest du dich über das Haus- telefon. Ich komme dann und kontrolliere deine Hausaufgaben und höre Erdkunde ab. Dann entscheide ich ob du raus darfst oder Nacharbeiten mußt. Wehe dir du gehst von alleine raus!!!“Weiße karge Wände, gefliester Boden, nichts Privates, nichts was der Zersträuung hätte dienen können ja dieser Raum diente nur einem einzigen Zweck: dem Lernen!!! Es war dem Lernen!!!
die 1. von einer Unzahl von Sitzungen in den kommenden Jahren in dieser Kamm- er, zum 1. mal dieses Prozedere das mich über Jahre begleiten wird...
Erwähnen will ich noch unsere Gymnastik... Das Abwechseln zwischen Schreibtisch und Stehpult sollte ja meiner Ermüdung vor- beugen. Da ich aber u.U. neben den Hausaufgaben für Klassen- arbeiten lernen mußte, ich noch Hausaufgaben wegen
Fehler/Schlampigkeit nacharbeiten mußte und ich evtl. noch Nach- sitzen hatte (ja auch das gab es bei uns) mußte ich öfters lange im Studierzimmer -wie ich das nannte- „einsitzen“. Deshalb und für meine Gesundheit kam Mutter/Vater nach ca. 1h jeweils zu mir ins Zimmer fragte wie weit ich sei und lies mich Gymnastik nach Anweisung machen: Bocksprünge,etc., ich kam mir dabei blöd vor, fand daß ich „den Affen machen mußte“...
Jeden Werktag nach dem Mittagessen -Ich muß in das Studierzimmer -Werde dorthin von den Eltern gebracht -muß dort Lernen/Hausaufgaben machen
Dann bekomme ich eine klare Ansage:
Welche Hausaufgaben muß ich erledigen, was muß ich lernen?
Evtl. bekomme ich noch Zusatzübungen/Wiederholungen auf.
Auch die genaue Reihenfolge der Aufgaben wird bestimmt.
Bis alle Aufgaben erledigt sind darf ich unter Strafe das Studierzimmer nicht mehr verlassen!!!
Lernen, Rechnen, Schreiben, Lernen, Lernen, Rechnen, Schreiben, Lernen,
Vokabeln, Üben... Vokabeln, Üben...
Allein im Zimmer... Ohne Ablenkung...
Immer schön fleißig sein...
Ich lerne, mache meine Hausaufgaben, von Zeit zu Zeit rufe ich die Eltern oder sie kommen auch von sich aus vorbei, um den Fortschritt zu kontrollieren. Dann wird das Gelernte ab- gehört, die Hausaufgaben und Übungen kontrolliert. Evtl.
bekomme ich die Auflage manches nachzuarbeiten oder neu zu machen. Dann kommt die „Gymnastikeinlage“, dann sitze ich wieder alleine am Schreibtisch, lerne weiter, mach mit den Hausaufgaben und Übungen weiter... bis zur nächsten Kontrolle, zur nächsten Nacharbeit, immer in diesem Zimmer, evtl. unterbrochen durch einen erlaubten Toiletten- gang, bis ich das festgesetzte Tagesziel erreicht habe...
Dann und nur dann,
● wenn meine Eltern mit meinen Leistungen zufrieden waren
● Und ich auch fleißig und ge- horsam war, es keine Wieder- worte oder Aufsässigkeiten von meiner Seite gab...
...dann konnte ich nach Stunden der „Plakerei“ meine Eltern um die Erlaubnis bitten, das Studier- zimmer wieder verlassen zu dürfen, bekam ich für mein gutes Benehmen und für meine Leist- ungsbereitschaft die ersehnte Ausgangserlaubnis...
Lernen, Üben, Rechnen, Wiederholen, fleißig Lernen...
Lernen, Üben, Rechnen, Wiederholen, fleißig Lernen...
Ich wollte das dann schnellstmöglich jeden Tag hinter mich bringen, wollte wieder raus... schnell hatte ich kapiert, daß es dafür (leider) nur 2 Mittel gab:
● Gehoram sein, keine Diskussionen oder Wiederworte wegen dem Lernpensum, weil es hilft ja doch nichts im Gegenteil, es verlängert nur unnötig den Aufenthalt in dem Studierzimmer...
● Sich anstrengen, konzentriert lernen, auch unangenehme Dinge anpacken, je konzentrierter ich lernte, desto
schneller waren die Aufgaben erledigt. Mit der Zeit lernte ich dabei auch immer effektiver zu lernen und effektiver mit meiner Zeit umzugehen
● so hat der „Leidensdruck der Kammer“ tatsächlich dazu geführt, daß ich mich immer besser konzentrierte, mich nun anstrengte und beim Lernen „am Riemen riss“, denn je schneller ich mit Hausaufgaben/Lernen fertig war, desto schneller durfte ich auch endlich wieder raus!!!
Da ich bei den Hausaufgaben im Dachgeschoß aber i.d.R. ganz alleine war, so nutzte ich doch so manche Gelegenheit zu einem unerlaubten Ausflug in mein Zimmer, zu meinen Comics, meinem Karl May oder der Stereoanlage (mit Kopfhörer) um für etwas Zerstreuung in diesem tristen Lernalltag zu sorgen, zumindest am Anfang, später ging das nicht mehr aber das ist eine andere Geschichte... in jedem Fall mußte man aufpassen ob man die Eltern kommen hörte, dann mußte ich schnell lautlos (ein
Vorteil meiner Barfüßigkeit) an den Schreibtisch zurück bevor einer was merkte...
Unerlaubt zum Relaxen ins Kinderzimmer...
Dennoch auch kleine Betrügereien...
Dennoch auch kleine Betrügereien...
● genau gesagt bekommen was man zu tun und zu lernen hat,
● Ohne Recht der Einrede oder Widerrede
● dann kontrolliert werden,
● Auf Weisung Nachlernen, Aufgaben neu machen oder nachbessern müssen
● Nicht ohne Erlaubnis das Zimmer verlassen zu dürfen,
dieses Prozedere war für die nächsten Jahre an jedem Werktag fester Bestandsteil meines Lebens, war gesetzt, manchmal bei Bedarf auch am Sonntag Morgen.
In der Anfangszeit hatte ich da auch irgendwie einen Klos im Hals wenn Mutti mich die Treppe hoch Richtung Studierzimmer brachte, ich dann durch die Zimmertür ging und ich wußte: so die nächsten Stunden darfst du hier nicht mehr raus, mußt tun und lassen was dir jetzt gesagt wird...
Es war auch irgendwie erniedrigend da jeden Werktag rein zu müssen und selbst nicht bestimmen zu dürfen wann man wieder raus durfte, auch so ein ja
ungewohntes Gefühl hier nun extrem fremdbestimmt (durch die Eltern) zu sein...
Diese Gefühlswelt veränderte sich dann im laufe der Zeit, auch nachdem meine Eltern sich gezwungen sahen ein paar weitere Futures wegen Fehler von mir einzubauen, bildete sich ein „Gefühlsmischmasch“ aus Klos im Hals, sich „klein fühlen“, Erniedrigung mit Akzeptanz (meine Noten wurden besser bis gut),
Erfolgsgefühl, Freude wenn ich wieder raus konnte und ja mit Gewöhnung... aber dies ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht auch erzähle...
Vokabeln können „brennen“...
hatte sie über den Fußball kennengelernt, bald
waren sie beste Freunde, auch ich verstand mich mit ihrem Sohn sehr gut. Federführend war Hedi, sie arbeitete zwar im Krankenhaus (so waren ihr
Gesundheitsthemen auch sehr wichtig) aber gelernt war sie Erzieherin und als solche war sie Anhängerin eines Autors oder Professors aus Amerika, also von jemandem der mehrere Bücher in Englisch zum Thema Kindererziehung verfaßt hatte. Dieser Autor vertrat mehr die traditionelle Richtung, Kinder sollten auch heute (70iger Jahre) streng erzogen werden, die antiautoritäre Welle wäre eine Sackgasse...
Hedi war so auch eine Verfechterin eines autoritären Erziehungsstil und lebte diesen auch in ihrer Familie.
Für meine Eltern erfolgreich wie man an ihrem Sohn, seinem Benehmen, seinen Noten sehen konnte...
Sie ließen sich immer mehr von Hedi leiten,
übernahmen immer wieder neu von ihr „erfolgreich verprobte und bewährte“ Erziehungsmethoden, zu meiner „Erbauung und Freude“...
Erfolgreich hatte sie ihren Sohn in Englisch trainiert,
so wurde Hedis Vokabellernmethode auch bei uns
Eingeführt...
Hedi's Vokabel-Lernmethode Hedi's Vokabel-Lernmethode
I. Das Lernen...
I. Das Lernen...
●
Hatten wir neue Vokabeln als Hausaufgabe auf, hatten wir eine neue Lektion begonnen oder zur Klassenarbeitsvorbereitung:
Ich bekam dann bei der Aufgabenbesprechung von Mutter oder Vater eine klare Ansage, welche Vokabeln ich heute zu lernen hatte...
●
Dann mußte ich die Vokabeln im Studierzimmer für mich alleine lernen...
●
Vokabeln lernen, das geschah dann meistens am Stehtpult...
●
Fürs Lernen gab es keine Zeitvorgabe, es dauerte eben solange es dauerte... solange hatte ich eben keine Freizeit, ich durfte ja auch aus dem Zimmer nicht raus...erst wieder nach Erledigung aller Schulaufgaben – einschließlich der Vokabeln...
●
Also beeilte ich mich mit dem Vokabel lernen... allerdings würde bei der noch ausstehenden Vokabelkontrolle durch meine Eltern jeder Fehler ein unangenehmes Nachspiel haben, also war
ordentliches lernen in jedem Fall besser als schnell, schnell und dabei lauter Fehler machen...
●
Ja erstaunlich... so lernte ich tatsächlich effektiv zu lernen, mich
zusammenzunehmen und konzentriert zu lernen, eben damit ich
meine Vokabeln beim Abhören beherrschte, dafür aber auch nicht
unnötig Zeit verplämperte die mir an der Freizeit dann fehlte...
II. Die Vokabelkontrolle/ Vorbereitung...
II. Die Vokabelkontrolle/ Vorbereitung...
Sobald ich dachte, daß ich die Vokabeln jetzt beherrsche, konnte
ich Ma für die Vokabelkontrolle
rufen...
Bis sie kam hatte ich für Ma noch den
kleinen Noten- Ständer aufzubauen und auf diesen mein
Vokabelheft zu legen...
Ma kam dann ins Zimmer,
holte aus der Ecke der
„Erziehungs- Helfer“ den kleinen Dirigent-
enstab, ging zum Noten- Ständer und
legte den Stab neben das Vokabelheft:
„Bereit für das Abhören mein Junge?“ kam
dann als Frage an mich...
Ich selbst stand wartend neben meinem Stehpult, Ich stand auch jedesmal vom Schreibtischstuhl auf wenn Vater oder Mutter ins Zimmer kamen,
das hatte was mit Respekt zu tun...
Auf dem Stehpult lagen Karteikarten bereit...
Etwas nervös war ich immer vor dem Abhören...
Der Dirigentenstab auch so eine Errungenschaft
„dank“ und auf Anregung Hedi's!!!
„Ja Ma, ich bin soweit...“
Die Vokabelkontrolle konnte beginnen!!!
Die Vokabelkontrolle konnte beginnen!!!
Hedi's Vokabel-Lernmethode: III. Das Abhören...
Hedi's Vokabel-Lernmethode: III. Das Abhören...
Ich bekam den 1. Vokabelzyklus 1 Zyklus besteht aus 3 Vokabeln
Vokabel 1 Vokabel 2 Vokabel 3
Alle 3 Vokabeln richtig übersetzt Ich bekomme den 2. Zyklus
Vokabel 1 Vokabel 2 Vokabel 3
Alle 3 Vokabeln richtig übersetzt Ich bekomme den 3. Zyklus Alle 3 Vokabeln richtig übersetzt
Ich bekomme den 3. Zyklus Alle 3 Vokabeln richtig übersetzt
Ich bekomme den 3. Zyklus
Bei einem Vokabelzyklus über- setze ich Vokabeln falsch!
Vokabel 1 Vokabel 2 Vokabel 3
1 falsch, ich komme in den soge- nannten„Hoffnungslauf“, bekomme
3 zusätzliche Vokabeln
Alle 3 Vokabeln richtig übersetzt
Alle 3 Vokabeln richtig übersetzt Ich bekomme den 3. Zyklus
Es kommt Zyklus um Zyklus bis alle Vokabeln abgehört
sind... immer weiter...
Alle 3 Vokabeln richtig übersetzt Ich bekomme den 3. Zyklus
Alles gut!!!
Es geht weiter mit dem nächsten Vokabelzyklus
Ich komme in den sogenann- ten „Nachhilfezyklus“, erst wenn dieser „abgearbeitet“
ist geht es mit dem nächsten Vokabelzyklus weiter Vokabel 1 Vokabel 2 Vokabel 3
1 oder gar 2 Vokabeln falsch
übersetzt
Zum Nachhilfe-
Zyklus
IV. Der Nachhilfezyklus...
IV. Der Nachhilfezyklus...
Waren also 2 Vokabeln in einem „Vokabelzyklus“ nicht richtig übersetzt oder nicht gewußt, kam ich in einen sogenannten „Nachhilfezyklus“ indem die Fehler „abgearbeitet“, die Vokabeln noch einmal richtig gelernt wurden... zur „Lernunterstützung“ wurde dabei jede Vokabel „quittiert“.
„Nachhilfezyklus, Lernunterstützung, quittieren, abarbeiten...“ - das war Originalwording Hedi das meine Eltern ebenso wie die Erziehungsmassnahme selbst so von Hedi übernahmen; der Nachhilfezyklus lief dann wie folgt ab:
● „Rechte Hand bitte...“
● Ich mußte meine rechte Hand, Handinnenfläche nach oben, ausstrecken und präsentieren...
● Mutter las die 1. falsche Vokabel vor: „Über die Straße gehen … to cross the road“
● Ssssst....der kleine Dirigentenstab traf meine Handinnenfläche, „quittierte (Wording Hedi) die falsche Vokabel. Dieses Quittieren sollte durch seinen Schmerzreiz lt. Hedi „lernunterstützend“ wirken, die Vokabel sich so besser einprägen, weil der Schüler sich so besser konzentriert, er diese Prozedur möglichst schnell und kurz hinter sich bringen will (alles Ansichten von Hedi wie sie mir erklärt wurden...)
● „Über die Straße gehen... to cross the road“ wiederholte nun nach der Quittung Ma nochmal die Vokabel...
● „Links...“
● Jetzt war ich an der Reihe, streckte zuerst wie befohlen nun die Linke statt der rechten Hand aus...
● „to cross the road... Über die Straße gehen“, sagte ich...
● Ssssst... nun sauste wieder der kleine Dirigentenstab, nun „brannte“ meine linke Handfläche...
● „to cross the road... Über die Straße gehen“, wiederholte ich nochmal richtig die Vokabel...
● War alles gut gelaufen, wußte ich die Vokabel flüssig, keine Fehler, kein Gestottere, dann ging es nun mit der 2. falsch übersetzten oder nicht gewußten Vokabel weiter...
● „Wieder rechts bitte...“ - ich streckte wieder die rechte Hand aus- Mutter las die Vokabel vor- das Quittieren -nochmal Vokabel wiederholen -jetzt linke Hand -ich muß die Vokabel korrekt wiedergeben -erneute
Quittung -ich wiederhole nochmals die Vokabel richtig und flüssig
● Hakte es aber bei der 1. oder 2. Vokabel, machte ich nochmal einen Übersetzungsfehler oder stotterte ich, wurde der Zyklus für diese Vokabel nochmal durchlaufen, gab es statt 2 eben 4 „Quittungen“, es wurde solange geübt und „quittiert“ bis die Vokabel saß!!!
● Am Ende des Nachhilfezyklus mußte ich dann noch die falsch übersetzten Vokabeln an meinem Stehpult auf hierfür extra bereit gelegte Karteikarten schreiben -natürlich mit der richtigen Übersetzung...
● Dann ging es mit dem nächsten Vokabelzyklus weiter bis alle Vokabeln kontrolliert waren, evtl. nochmal unterbrochen durch einen neuen notwendigen Nachhilfezyklus....
Noch eine Anmerkung: meine Erinnerungen sind aus den 70iger Jahren, das „Tatzen schlagen“ wie man dies bei uns allgemein nannte war durchaus auch noch in der Schule, zumindest in meiner Grundschulzeit, eine gebräuchliche und verbreitete Schulstrafe, wohl auch dem damaligen Zeitgeist entsprechend. Hedi, meine Eltern nannten dies nun etwas hochtrabend „quittieren“, sie haben aber nichts neues erfunden oder etwas getan was nicht anderswo ebenso üblich war. Auch ist dies hier kein Aufruf zur Gewalt, niemand soll Kinder schlagen, aber damals war es noch so und ich erzähle eine Geschichte die in den 70iger handelt.
Hedi's Vokabel-Lernmethode Hedi's Vokabel-Lernmethode
V. Karteikarten ...
V. Karteikarten ...
Während der Nachhilfezyklen hatte ich ja alle falschen Vokabeln auf Karteikarten schreiben müssen diese Karteikarten kamen dann nach Abschluß der
Vokabelkontrolle in einen kleinen Karteikasten mit Aufschrift „aktuelle Woche“. In dem Kasten gab es dann Register für „Englisch“, „Erdkunde“, Geschichte“ etc.. Wenn ich die z.B. die Nebenflüße der Donau nicht richtig wußte, oder wann die Seeschlacht bei Isos war oder ich Komma's falsch gesetzt hatte... alles mußte ich auf Karteikarten schreiben, alle kamen dann zunächst in den Kasten „aktuelle Woche“, diese
Karteikarten würden wir dann für unsere wöchentliche Familienkonferenz brauchen...
Daneben gab es dann noch in meinem Regal für jedes Schulfach einen solchen Karteikasten in dem am Ende der Woche die Wochenkarten zusortiert wurden. Auch hier gab es entsprechend sinnvolle Register wie z.B.
● Englisch „V 6/3“ = Vokabeln 6. Klasse, 3. Lektion
● Englisch „G 7/8 = Grammatik 7. Klasse, 8. Lektion
... so entstand hier ein richtiger Fundus zum Übern und Wiederholen, es entstand daraus die Idee des Lernquizzes, wieder eine andere, neue Geschichte...
VI.Nacharbeit...
VI.Nacharbeit...
Nach der Vokabelkontrolle ging es dann evtl., eben je nach Lernpensum des Tages, mit weiteren Hausaufgaben oder Übungen weiter...
In jedem Fall mußte ich aber die fehlerhaften Vokabeln nochmals durchgehen und intensiv lernen. Das Gelernte sollte sich jetzt zwar erstmals setzen und sacken aber heute Abend, meistens nach dem Abendessen, da würde ich nochmal abgehört werden... und da mußten sie einfach 100%ig sitzen!!!
Und das bedeutete für mich: nochmal ran, richtig lernen, das muß heute Abend unbedingt sitzen...
Ich mochte den kleinen Dirigentenstab wirklich nicht, er war auf Anregung von Hedi und analog zu ihrer erfolgreichen Erziehungsmethode (ihr Sohn war ein guter Schüler) angeschafft worden, ebenso wie so manch anderer Erziehungshelfer auch...heute oder noch in der Zukunft. Es war auch immer so ein mulmiges Gefühl wenn ich so da stand, sah wie Ma das Zimmer betrat, den kleinen Dirigentenstab holte und vor mir auf das Notenpult legte, ich wußte weshalb er da lag...
Ich war deshalb aufgeregt aber auch voll konzentriert, voll bei der Sache. Wegen dem Dirigentenstab wollte ich unbedingt keine Fehler machen!!! Entsprechend gut war jetzt auch vor Respekt vor ihm meine Vorbereitung, ich lernte meine Vokabeln jetzt richtig und intensiv statt wie früher schnell, schnell drüberzuschnuddeln und ein paar Tage später war alles wieder vergessen, nein das gab es jetzt plötzlich nicht mehr. Der drohende Schmerzreiz für Fehler wirkte so stark präventiv, förderte die Konzentration, ja wirkte provilaktisch, tatsächlich schon im Vorfeld lernunterstützend!!!
War ich dennoch in einem Nachhilfezyklus gelandet, war es demütigend auf Kommando „rechts“.
„links“ meine Handflächen freiwillig schutzlos zu präsentieren, zuzusehen wie der Stab „Maß nahm“.
Es gehörte aber auch Mut dazu die Hand nicht wegzuziehen, wenn man den Stab Richtung
Handfläche sausen sah, obwohl ich Angst vor dem sich gleich einstellenden „Brennen“ meiner Hand hatte. Dieser Mut wurde durch unsere Vereinbarung unterstützt, daß wir bei einem Wegziehen der Hand nochmal von vorne mit dem Nachhilfezyklus anfangen und ich die doppelte Anzahl „Quittungen“
bekommen würde, quai als Anreiz mich künftig wie gewünscht und vereinbart zu verhalten.
Die „Quittungen“ waren unangenehm aber ich war da voll konzentriert, was Mutter sagte, wie sie die Vokabel wiederholte... alles gut merken und einprägen... gleich bist du mit dem Wiederholen dran, jetzt bloß keinen neuen Fehler machen, damit ich so gut wie möglich aus dem Nachhilfezyklus komme!!! I.d.R. War auch tatsächlich meist kein 2. Lauf nötig, so gut passte ich auf und lernte!!!
Wenn er für mich auch unangenehm, demütigend und schmerzhaft war- der Dirigentenstab wirkte tatsächlich wie von Hedi versprochen lernfördernd, setzte starke Lernanreize. Allein seine
Anwesenheit im Studierzimmer wirkte beim Vokabellernen schon, ließ mich mich mehr anstrengen, mich stärker konzentrieren, förderte meinen Willen meine Vokabeln zu beherrschen... ich wollte ihn nicht auf meinen Handflächen spüren und „braves, artiges Lernen“ war der Schlüssel dazu!!!
Hedi's Vokabel-Lernmethode Hedi's Vokabel-Lernmethode
VII. Abschluß...
VII. Abschluß...
I.d.R. Nach dem Abendessen ging ich dann mit Ma nochmal ins Studierzimmer, Vokabeln waren bei uns irgendwie „Muttersache“...
Für die Abschlußkontrolle hatte ich ja heute Nachmittag die geschriebenen Karteikarten immer und immer wieder gebüffelt und wiederholt, bis sie tipp topp saßen!!!
Denn waren heute Nachmittag beim Vokabelabhören Fehler noch erlaubt und möglich, deshalb gab es ja den „Nachhilfezyklus“, so wurde jetzt bei der Abschlußkontrolle ein 100%iges Ergebnis der Nacharbeit erwartet, waren keine Fehler gestattet, schließlich handelte es sich ja aus Sicht meiner Eltern nur um ein paar einzelne Vokabeln die ich nachzulernen hatte, also eine reine Fleißfrage.
Wie am Nachmittag stand ich dann neben meinem Schreibtisch/Stehpult, Mutter am Notenständer, mit den von mir geschriebenen Karteikarten, dieses mal aber ohne Dirigentenstab.
Bei dem nun folgenden kurzen Abhören der nachzulernden Vokabeln war ich bis in die Haarspitzen konzentriert, war erregt, hier durfte ich blos keinen Fehler machen!!!
● Bei den paar Vokabeln war aus Sicht meiner Eltern ein Fehler jetzt wie eine Lernverweigerung zu bewerten, denn ich war nicht dumm, also könnte es an meiner Intelligenz nicht liegen, nur an meinem Wollen und mangelndem Fleiß wenn jetzt ein Fehler passierte
● Entsprechend unserer neuen strengeren Erziehungsdoktrin in unserer Familie konnte sowas unter keinen Umständen tolleriert, eine Lern- Verweigerung mir niemals so durchgehen
● Deshalb war auch der kleine Dirigentenstab nicht am Notenständer, er war ja das Instrument zur Lernunterstützung bei der Nachhilfe.
● Hier ging es nun aber nicht um Lernunterstützung sondern um das ahnden von Fehlverhalten, einer Lernverweigerung, einen Grad weiter, ich sollte nicht unterstützt sondern bestraft werden!!!
● Hierzu war einer der „großen Brüder“ des kleinen Dirigentenstabes aus Sicht meiner Eltern die bessere, effektivere Alternative
für eine Bestrafung, war hierzu auch die „klassische Erziehungs- fläche“ die bessere Wahl, das Ziel des „großen Bruders
Aber interessant: soweit ist es in all den Jahren nur ganz selten gekommen.
Das Modell „Abschreckung“ funktionierte!!!
70igern normal, den Vorstellungen und Normen der Zeit entsprechend...
Aber gerade ich, ja gerade ich wurde seit der 5. Klasse und seit meine Eltern Hedi kannten wie ich das empfand und wie Vater das ausdrückte, besonders „an die Kandarre“ genommen;
keiner meiner Freunde hatte sowas wie „TV-Guard“, keiner ein Extra-Lernzimmer... und diese Dinge, auch Regeln, Ge- und Verbote wurden immer weiter ausgebaut, weiter verfeinert...
Weniger Freizeit, mehr Vorschriften und Kontrollen, Dinge wie
● die strikten Schlafens- und Zimmerzeiten mit den mit ihnen verbunden Beschränkungen
● Die TV-Limits und Blockierungszeiten
● Die neue Lernumgebung vor allem die neuen Lernmethoden und Vorgaben
verbunden mit den neuen Strafen und „Erziehungshelfern“ die nun angewandt und zum Einsatz kamen wenn ich nicht parierte, unhöflich war, gesetzte Grenzen und Regeln brach, ich schlechte Leistungen/Noten hatte, Dinge die ich aus der Vor-Gymnasialzeit nicht kannte
● Wie z.B. den verhassten Stubenarrest
auch daß es jetzt statt Diskussionen nun klare Ansagen gab, daß nicht mehr wie früher erstmal ermahnt sondern nun nicht mehr „lange gefackelt“, wurde
● z.B. 19:30Uhr nicht bettfertig, dann gab es sofort TV-Verbot und ich mußte sofort zu Bett Hier meine „neue Rolle“ finden, die eigene Machtlosigkeit dabei spüren, das demütigende Gefühl nun im Tun und Handeln sehr stark fremd bestimmt sein, dem elterlichen Willen unterworfen, das war nicht immer einfach und leicht, kostete Kraft auch Überwindung...
Aber:
Aber:
Meine Noten und Leistungen wurden tatsächlich besser, ja mit der Zeit sogar gut; es war für mich ein tolles Gefühl nicht mehr bei den Schlußlichtern in der Klasse zu sein. Auch beim Sport, vorher viel zu faul mich zu bewegen, war ich jetzt gut, was in dem damaligen Alter bei Freunden und Klassenkameraden Anerkennung einbrachte. Auch bin ich heute sehr froh, daß ich damals auch ein Musikinstrument lernen mußte...
Offensichtlich brauchte ich diesen „Leidensdruck“. Die Beschränkungen, Regeln und
Verbote spornten mich tatsächlich zur Leistung an, ja auch die Aussicht auf Strafe. So sah ich selbst den Sinn der neuen „Marschrichtung“, sah mit der Zeit selbst den Sinn von
Strafe(n) ein, akzeptierte sie als gerechtes und legitimes Mittel meiner Erziehung, erwartete, ja wollte sie sogar irgendwie selbst für schlechte Noten/Leistungen: 1 Woche Stubenarrest für eine 4 in Geschichte „absitzen“ müssen war nicht schön aber auch aus meiner Sicht gerecht denn ich hätte ja bloß die Daten richtig auswendig lernen müssen, pure Faulheit … Auch die Notwendigkeit für Regelverstöße u.ä. bestraft zu werden sah ich ein; warum hätte ich sonst ohne den Leidensdruck parieren, „an der Kandarre“ gehen sollen?
● Ich gewöhnte mich mit der Zeit daran, auch wenn ich nicht alles immer einsah
● Gewöhnte mich daran Dinge zu tun oder zu lassen auch wenn ich das anders wollte, es aber meine Eltern so wollten, dann war es eben so. So stand ich eben nachts nicht mehr von alleine auf: war ne (blöde) einschränkende Regel aber was soll's?
● Gewöhnte mich an Dinge die ich nicht ändern konnte und akzeptierte sie; so hasste ich es, daß ich selbst in den Ferien feste Schlafenszeiten hatte, hielt mich aber daran weil ich es nicht ändern konnte und ich anders mit Strafe rechnen mußte. Dann lieber pünktlich im Bett. Auf der anderen Seite Freude wenn ich wegen guter Noten eine Verlängerung bekam oder als die Ferienschlafzeit auf 23:30Uhr angehoben wurde...
Ich hasste TV-Guard, wollte diese Beschränkungen nicht, verstand und akzeptierte aber wenn meine TV-Rechte wegen schlechter Noten oder schlechter Führung eingeschränkt wurden, fand das nicht witzig, empfand es aber als gerecht und legitim. Dann war es mir Ansporn wieder meine alten Rechte zu bekommen, mich dafür anzustrengen und wie schön war der Moment wenn mich Vater dann lobte, wie groß die Freude wenn TV-Guard dann für mich wieder großzügiger
eingestellt und programmiert wurde.
Ich mochte Dinge wie den kleinen Dirigentenstab überhaupt nicht, hatte richtig Respekt davor.
Dieser Respekt hat mich aber Vokabeln lernen lassen, ich wurde ein guter Englisch-Schüler, freute mich in der Umkehr über die nun guten Englischnoten...
Manche Regeln, Rituale empfand ich auch als demütigend, mochte sie nicht wie daß ich jetzt nicht mehr auf dem Sofa sondern auf dem Teppichboden sitzen sollte, dieses Ritual ab 19:30 im
Schlafanzug, Straßenkleiderverbot... aber der Teppich war weich und wenn ich dort saß hatte ich TV-Erlaubnis das war viel wichtiger und erfreulicher... und ab 19:30Uhr in der Schulwoche durfte ich eh nicht mehr raus, also Straßenkleidung eigentlich entbehrlich... und wenn ich mit 14, 15, 16 Jahren barfuß und im Schlafanzug auch bei Besuch auftauchte „Hallo“ sagte oder mich dazu setzte... das war eben ich, der nette höfliche, sportliche Junge (mit guten Noten), so wie ihn eben alle kannten, so wie es seit der 5. Klasse ist, eben um die Zeit immer im Schlafanzug, war normal, Alltag, nahm so das demütigende etwas raus, machte es mir immer weniger aus.
Ein Mischmasch der Gefühle: Ab-/Auflehnung, Machtlosigkeit, Demütigung, Erniedrigung gepaart mit Anerkennung der neuen Spielregeln, Respekt vor den neuen Strafen/Sanktionen,
Anpassung/Unterwerfung aber auch Freude über Erfolg, positive Erregung, selbst einsehen, ja fordern der neuen strengeren Gangart, Strafen einsehen, u.u. positiv empfinden... klinkt alles irgendwie verrückt, vielleicht etwas irrational, war aber so meine Gefühlswelt...