Zum Umgang mit den Folien
Die Folien des Fortbildungsprogramms sind bausteinübergreifend in die Kapitel „Erfahrungen“,
„Theorie und Empirie“, „Diagnostik“, „Methoden“, „Reflexion“ und
„Schulinterne Vertiefung“ unterteilt.
In der Präsentation werden diese Kapitel im Hinblick auf das Schwerpunktthema des jeweiligen Bausteins konkretisiert.
Die Präsentation ist als geschlossener Durchgang konzipiert.
Bei Bedarf stellt die QUA-LiS NRW Moderator*innen auch eine offene Datei zur Verfügung.
Bei einer Überarbeitung der Folien liegt die Verantwortung für Layout und Bildrechte bei den Moderator*innen.
Bitte beachten Sie auch die ergänzenden „Hinweise für Moderator*innen“ im Kommentarfeld der Präsentation.
HINWEISE
Zu den Lizenzbedingungen
Dieses Material wurde von der Arbeitsgruppe des „Fächerclusters Gesellschaftslehre“ im Rahmen des Fortbildungsprogramms „Interkulturelle Schulentwicklung – Demokratie gestalten“ im Auftrag der QUA-LiS entwickelt.
Alle Folien und Materialien können für Zwecke der Aus- und Fortbildung genutzt werden, sofern immer die Quellenhinweise aufgeführt werden.
An der Erstellung des Materials haben mitgewirkt: Alexander Brämer, Evelyn Futterknecht, Prof. Dr. Saskia Handro, Dr. Michaela Hänke-Portscheller, Dr. Martin Schlutow, Viola Schrader.
Das Material wurde eigens für dieses Projekt entwickelt. Es basiert auf Arbeiten der
Forschungsgruppe „Sprachsensibler Geschichtsunterricht“ am Institut für Didaktik der Geschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
HINWEISE
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METHODEN DIAGNOSTIK
REFLEXION SCHULINTERNE VERTIEFUNG
THEORIE UND EMPIRIE ERFAHRUNGEN
INHALT
ERFAHRUNGEN
1
ERFAHRUNGEN
Aufgabe für Teilnehmer*innen:
Analyse einer Klausurenbemerkung
ERFAHRUNGEN
Diskutieren Sie die Rückmeldung der Lehrkraft zur Textquellenanalyse im Hinblick auf den
Zusammenhang von sprachlichem und fachlichem Lernen.
THEORIE UND EMPIRIE
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Textquelleninterpretationen als zentrales historisches Lernziel
THEORIE UND EMPIRIE
Geschichte als Rekonstruktion der Vergangenheit erkennen:
Quellen als „Überbleibsel einer anderen Zeit“ (vgl. Grosch 2014, S. 83): Zugang zur vergangenen Wirklichkeit sowie zu den Perspektiven der historischen Akteure
Quellen als „Basis unseres Wissens von der Vergangenheit“, jedoch „nicht schon dieses Wissen selbst“ (vgl. Pandel 2012, S. 9)
Quelleninterpretation als „Kern des historischen Erkenntnis- und Sinnbildungsprozesses“ und zum kritischen Umgang mit historischen Deutungen in der geschichtskulturellen Öffentlichkeit
(vgl. Handro 2015, S. 154, S. 158)
Erwerb historischer Methodenkompetenz: Schüler*innen „wenden […] grundlegende Schritte der
Interpretation von Textquellen an“ (vgl. KLP GOSt, Ministerium 2014, S. 21)
Textquelleninterpretation: Rezeptive Anforderungen
Bedeutungswandel von Begriffen
Interferenzen von Alltags- und Fachsprache Kontextgebundenheit
Zeitspezifische Wertkonnotationen Historizität von Begriffen
Perspektivität Veraltete Syntax
Symbolischer Sprachgebrauch und Metaphorik
(vgl. z.B. Pandel 2012, S. 137)
THEORIE UND EMPIRIE
Aus dem Bordbuch des Kolumbus, 12. Oktober 1492
„Ich kniete nieder, als ich festen Boden unter den Füßen hatte, und dankte Gott, indem ich die Erde küsste. Dann entfaltete ich das königliche Banner und rief die beiden Beamten der Krone zu Zeugen an, dass ich im Namen des Königs von Spanien von der Insel Besitz ergriff. Die Eingeborenen, glaube ich, sehen mich für einen Gott und die Schiffe für Ungeheuer an. Ich überwand ihre Scheu, indem ich Halsketten und rote Kappen an sie verteilen ließ. Bald wagten sie es, heranzukommen und uns vorsichtig zu berühren. … Sie gehen umher, wie Gott sie geschaffen hat, Männer sowohl als Frauen. Ihre Haut ist von rötlich gelber Farbe, ihr Haar tiefschwarz und glatt. … Sie sind ohne Zweifel gutmütig und sanft.“
Zitiert nach: Die Reise in die Vergangenheit 2 (NRW).
Westermann 2013, S. 88.
Textquelleninterpretation: Sprachproduktive Anforderungen
THEORIE UND EMPIRIE
Textquelleninterpretation als Textgattung des Geschichtsunterrichts (vgl. Handro 2018, S. 32) Operator „interpretieren“ im Fach Geschichte (vgl. Ministerium NRW, abitur.nrw)
Operator „interpretieren“: „Sinnzusammenhänge aus Quellen erschließen und eine begründete Stellungnahme abgeben, die auf einer Analyse, Erläuterung und Bewertung beruht.“
Teilanforderung 1: Operator „analysieren“: „Formale Merkmale von Materialien untersuchen und Inhalte und Gedankengang von Materialien (Quellen, Darstellungen) wiedergeben bzw. Bildelemente
… beschreiben.“
Textquelleninterpretation: Der Operator ,,analysieren‘‘ im Fokus
THEORIE UND EMPIRIE
Sprachproduktive Anforderungen des Operators „analysieren“
Benennung der/des Verfasser*in, der Entstehungszeit, des Adressaten, des Themas, der Intention, … Differenzierte und gewichtete Benennung der Hauptaussagen
Inhaltlich-systematische Erfassung des Aufbaus und der Gliederung Inhaltlich, formal und funktional angemessene Belegverfahren anwenden Analytische Distanz wahren
Korrekte Verwendung quellen- und fachsprachlicher Begriffe und Kategorien
(vgl. Schönemann u.a. 2011, S. 34f., ebenso: Ministerium NRW 2014, KLP Sek. II Geschichte, S. 20ff.)
THEORIE UND EMPIRIE
Die Textquellenanalyse als sprachlich ‚formelhafte‘ Textgattung des Geschichtsunterrichts
Die Analyse von Textquellen als Herausforderung
THEORIE UND EMPIRIE
Schüler*innen
nehmen Quellen tendenziell als „objektiv“ wahr (vgl. z.B. von Borries u.a. 2005, S. 71ff.)
differenzieren nicht zwischen Alltags- und Quellensprache und verstehen Begriffe der Quellensprache daher mithilfe alltagsweltlicher Vorstellungen und impliziter Theorien (vgl. Langer-Plän/Beilner 2006;
Martens 2010)
übernehmen ohne Markierung Begriffe des zeittypischen Jargons (vgl. Schönemann u.a. 2011) oder
„kopieren“ ganze Passagen aus den Textquellen (vgl. Langer-Plän/Beilner 2006)
haben Schwierigkeiten der analytischen Distanzierung bei der Wiedergabe der Fremdaussagen
(vgl. Schönemann u.a. 2011)
DIAGNOSTIK
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Bewertung von Schüler*innentexten
DIAGNOSTIK
TEXTQUELLENANALYSE VON SCHÜLER*INNEN: BORDBUCH DES KOLUMBUS’
Analysieren Sie die Schüler*innentexte mit Hilfe des Diagnoserasters.
Vergleichen Sie anschließend Ihre Beurteilungen der Schüler*innentexte miteinander.
Aufgabe für Teilnehmer*innen: (vgl. Qul_M1)
Merkmale der formalen Textbeschreibung
DIAGNOSTIK
Die Schüler*innen gebrauchen durchgehend, jedoch unterschiedlich ausführlich Begriffe zur äußeren Quellenbeschreibung
Struktur der Textwiedergabe und Organisation der Aussagenverknüpfung In den Schüler*innentexten zeigen sich drei Muster:
a) Quellenaussagen werden v.a. additiv und eng an der Reihenfolge der Quellenaussagen verknüpft
b) Quellenaussagen werden additiv entlang der formalen Begriffe der Textquellenbeschreibung verbunden
c) Textstruktur folgt eigenständig reorganisierenden sowie erklärenden und begründenden Verknüpfungsleistungen
Wiedergabe von Quellenaussagen
Die Schüler*innen geben Fremdaussagen unterschiedlich wieder:
Markierung eigener Interpretationen
DIAGNOSTIK
In den Schülertexten zeigen sich zwei Muster:
a) Die Schüler*innen markieren Interpretationen v.a. durch unpersönliche Schlussfolgerungen (z.B. im Passiv, Modalverb „können“ oder durch „lassen“ und Infinitiv)
b) Unterschiede bestehen erstens in der Stringenz dieser Markierungen, zweitens in der Anwendung von empirischen Belegverfahren und drittens in der Abwägung dieser Schlussfolgerungen
Kennzeichnung von Perspektivität
Folgende Merkmale in den Schüler*innentexten graduieren eine Nivellierung bzw. Betonung von Perspektivität:
a) der Bezug auf die Inhalte/den Text bzw. den Verfasser Kolumbus
b) der Gebrauch des Passivs/Passiversatzformen bzw. die indirekte Rede
c) drittens der Gebrauch von Adjektiven und Substantiven im Wortfeld „objektiv“ bzw. „intentional“
Markierung von Zeitdifferenz Die Schüler*innen
a) gebrauchen unterschiedlich systematisch das Präsens und Präteritum b) geben unterschiedlich explizit Jahreszahlen und Zeiträume an und
c) werden sprachlich unterschiedlich reflektiert einem zeitgenössischen Begriffsgebrauch gerecht
METHODEN
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Methodenanalyse
METHODEN
METHODEN DER TEXTQUELLENANALYSE
Das Material QuI_M3 enthält 10 Methoden zur Textquellenanalyse.
Analysieren Sie die Methodenbeispiele und beurteilen Sie diese mit Hilfe der Tabelle.
Aufgabe für Teilnehmer*innen: (vgl. Qul_M3)
METHODEN
Methode Fachliche Funktionen
1 METHODENKARTE Fachspezifisches Ausschärfen des Operators
„analysieren“ in der Textquellenanalyse
2 METHODENKARTE Planen der schriftlichen Textquellenanalyse: Fokus auf die analytische Distanzierung und adäquate Zeitdifferenzierung
3 SATZGELÄNDER Formulierungshilfen auf Wort-, Satz- und Textebene zu den formalen Aspekten der Textquellenanalyse
4 WORTWOLKE Rezeptives Erkennen und sprachproduktives
Berücksichtigen von Perspektivität
METHODEN
Methode Fachliche Funktionen
6 LÜCKENTEXT Systematische Differenzierung von
Gegenwarts- und Vergangenheitsformen in der Textquellenanalyse
7 GLIEDERUNGSHILFE Kategoriengeleitetes Überarbeiten der eigenen Textquellenanalyse
8 MODELLTEXTE Identifizieren von fachlichen und sprachlichen Merkmalen der Textquellenanalyse
9 TEXTELEMENTE ZUORDNEN Kategoriengeleitetes, inhaltliches und sprachliches Zuordnen fremder Formulierungen zu den
Schritten der Textquellenanalyse
10 TEXTE ÜBERARBEITEN Kategoriengeleitetes, inhaltliches und sprachliches Überarbeiten fremder Formulierungen der
Textquellenanalyse
REFLEXION
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Rückblick, Anregungen zur Weiterarbeit
REFLEXION
Welche Anregungen konnten Sie für die Förderung von Textquellenanalysen im Geschichtsunterricht erhalten?
Welche offenen Fragen haben Sie noch?
Wo sehen Sie Notwendigkeiten der schulinternen Weiterentwicklung?
Vertiefende Diskussionsfragen:
Wie lässt sich die Textquelleninterpretation bereits in der Sek. I systematisch anbahnen?
Literatur
REFLEXION
Nachweise zu den Fortbildungsfolien:
•
Beilner, Helmut/Langer-Plän, Martina: Zum Problem historischer Begriffsbildung. In: Günther-Arndt, Hilke/Sauer, Michael (Hrsg.):Geschichtsdidaktik empirisch. Untersuchungen zum historischen Denken und Lernen. Berlin 2006 (Zeitgeschichte – Zeitverständnis, Bd. 14), S. 215–250 .
•
Von Borries, Bodo u.a.: Schulbuchverständnis, Richtlinienbenutzung und Reflexionsprozesse im Geschichtsunterricht. Eine qualitativ- quantitative Schüler- und Lehrerbefragung im Deutschsprachigen Bildungswesen 2002. Neuried 2005 (Bayerische Studien zur Geschichtsdidaktik, Bd. 9).•
Grosch, Waldemar: Schriftliche Quellen und Darstellungen. In: Günther-Arndt, Hilke/Zülsdorf-Kersting, Meik (Hrsg.):Geschichtsdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin 2014, S. 74–99.
•
Handro, Saskia: Quellen interpretieren. In: Günther-Arndt, Hilke/Handro, Saskia (Hrsg.): Geschichtsmethodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin 2015, S. 151–166.•
Handro, Saskia: Sprachbildung im Geschichtsunterricht. Leerformel oder Lernchance? In: Grannemann, Katharina/Oleschko,Sven/Kuchler, Christian (Hrsg.): Sprachbildung im Geschichtsunterricht. Zur Bedeutung der kognitiven Funktion von Sprache. Münster 2018, S. 13–42.