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Schwyz, moderner Weinbaukanton mit Tradition

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Academic year: 2022

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 5/05 17 KONRADGMÜNDER, REBBAUKOMMISSÄR DESKANTONSSCHWYZ,

LANDWIRTSCHAFTLICHESCHULE, PFÄFFIKONSZ

gmuenderk@lsp.ch

D

ie Wärme speichernden Gewässer des Zürich- und Zugersees, unterstützt durch den Föhn am Alpennordhang, sorgen für das weinbauliche Mikro- klima. Spätfröste verursachen selten Schäden. Die häufigen Niederschläge lassen zusammen mit den nährstoffreichen Böden die Reben und – nicht un- problematisch – auch die Pilzkrankheiten gedeihen.

Die Böden sind mittelschwer und kalkhaltig, entstan- den auf dem Sandstein der Süsswassermolasse oder auf den Moränen des Linthgletschers.

Produktionsgebiete und Entwicklung

Das Rebgebiet «Leutschen» ist die einzige Lage zwi- schen Zürichsee und Etzel, an der sich der Weinbau seit ungefähr 1430 ohne Unterbruch halten konnte.

Die «Leutschen», ein Sandsteinrücken, zieht sich von Freienbach bis nach Wilen. Der neu erstellte Rebpfad lädt zu einem Spaziergang ein. Die prachtvolle Rund- sicht auf Ufnau, Rapperswil und die Ostschweizer Berge mit Säntis, Speer und Etzel erfreut das Herz.

Ende der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts erreichten die Schwyzer Rebberge die minimale

REBBAUREGIONEN

Fläche von 6.8 ha. Der Weissweinanteil betrug da- mals 40% (davon 80% Riesling-Silvaner und 20%

Räuschling), der Rotwein 60% (ausschliesslich Blau- burgunder). In den Sechzigern legte die Rebfläche zu Gunsten des Weissweins zu. Die siebziger Jahre sahen den Aufbruch zu Trendsorten wie Pinot gris, Ge- würztraminer und Freisamer. Die Fläche stieg auf 13 ha. Die Ausdehnung sprengte das Territorium «Leut- schen». Die Weinrebe kehrte an den geschichtsträch- tigen Hügel St. Johann nach Alt-Rapperswil in Alten- dorf zurück. Auch in Immensee nördlich der Rigi wurde der Weinbau neu entdeckt.

In den achtziger Jahren wuchs der Rebbau weiter.

Die Fläche stieg auf 22 ha, die Rotweinfläche schloss zum Gleichstand mit derjenigen der weissen Sorten auf. Der Trend zu neuen Sorten stieg. Neuerdings wer- den gerbstoffreichere, im Barrique ausgebaute Weine verlangt. Assemblagen erobern den Markt. Dement- sprechend nimmt die Sortenvielfalt zu. Garanoir, Dioli- noir, Dornfelder, Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet- Typen und andere Sorten werden probiert. Die Fläche wächst auf 31 ha. Der Anteil der roten Sorten erreicht 61%. Der Stand im September 2004 umfasst eine Fläche von 35.2 ha (58% rot, 42% weiss). Das Sorti- ment besteht aus 16 roten und 15 weissen Sorten. Die Blauburgunderfläche dominiert mit 14.3 ha. Rote pilz- tolerante Sorten (besonders die Cabernet-Kreuzungen

Schwyz, moderner Weinbaukanton mit Tradition

Mit einer aktuellen Rebfläche von 35.2 ha steht der Kanton Schwyz nicht an der Spitze der Wein- kantone. Zwei Drittel der Landwirtschaftsbetriebe liegen im Berggebiet. Trotzdem fanden die Weinstöcke ein paar günstige Lagen, schlugen dort Wurzeln und bringen edle Tropfen hervor.

Rebgut Leutschen des Klosters Einsie- deln mit markantem Winzerhaus.

Rebberg an der historischen Stätte «St. Johann» am Burghügel von Alt-Rapperswil in Altendorf.

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 5/05

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von Valentin Blattner, s. Tab.) eroberten mit 1.82 Hek- taren (5.2%) einen festen Platz. Die weissen robusten Sorten Solaris und Seyval blanc haben den Durchbruch mit 49 Aren (1.4%) noch nicht geschafft.

Die Struktur des Schwyzer Weinbaus

Der Schwyzer Weinbau ist auf die Region ausgerich- tet. Die Ernte von durchschnittlich 1000 hl wird in drei lokal ansässigen, modern eingerichteten Kelte- rungsbetrieben vinifiziert. Alle drei betreiben eige- nen Rebbau und keltern zum Teil auch für Dritte. Die Weine werden zu etwa 60% an private Kunden und zu 40% in der Gastronomie abgesetzt, vorwiegend in der Region und im Kanton Schwyz. Dank der Qua- lität, der Innovation, der Flexibilität und der guten Zusammenarbeit der Wein- und Traubenproduzenten gelang es den Schwyzer Weinen immer wieder, sich als regionale Spezialitäten auf dem Markt zu behaup- ten. Die Schwyzer Bevölkerung steht zu ihrem

«Leutschner» und dem Schwyzer Wein. Im Moment sind Angebot und Nachfrage noch ausgewogen, aber es werden zunehmend Anstrengungen nötig sein, um den Marktanteil halten zu können.

Die Traubenproduktion liegt in den Händen von 22 Betrieben. Die durchschnittliche Betriebsfläche beträgt 1.6 ha. Der grösste Betrieb bewirtschaftet 9.6 ha, der kleinste 12 a. Neun Betriebe mit Bewirtschaf- tungsflächen von über 1 ha pflegen 84.3%. Dreizehn Betriebe mit weniger als einer ha Betriebsfläche um- sorgen die restlichen 13.7% Reben.

Weine und Spirituosen

Der Kanton Schwyz hat kein eigenes Weingesetz. Er regelt die kantonalen Bestimmungen in einer libera- len Weinverordnung. Einen regionalen Sortenkatas-

ter gab es nie. Die Anbaubewilligung für Sorten rich- tet sich längst nach der umfangreichen Sortenliste des Bundes. Zur Zeit ist das vom Bund verlangte AOC- Reglement in Bearbeitung. Die Kelterungsbetriebe bürgen mit ihren Namen, Lagebezeichnungen und Marken für Qualität. Neben den wichtigsten Lagebe- zeichnungen Leutschen, Insel Ufnau, St. Johann und Sunnehof setzten sich besonders Assemblagen mit wohlklingenden Namen wie Trio Classico, Cuvée Pfäffikon, Adonis, Forellentrilogie, Konvent, Rhenus und andere durch. Die portweinartigen Dessertwei- ne Primas und Doina oder der Kräuterwein Eremo, nach altem Klosterrezept hergestellt, bereichern das Sortiment. Aber auch auserlesene Traubenliköre und Marcs haben einen Stammplatz auf dem Markt.

Geschichte

Der Weinbau im Kantons Schwyz könnte auf die Rö- mer zurückgehen. Auf der Insel Ufnau wurden die Mauerreste eines gallorömischen Tempels gefunden, in Nuolen grub man eine Badeanlage aus. Dabei ka- men römische Münzen zum Vorschein. Die erste ur- kundliche Erwähnung eines Rebbergs geht aber erst auf die Abtzeit von Wernher II. (1132-1191) zurück.

Er liess in der «Luogatum» in Pfäffikon einen Rebberg erstellen, der später aufgegeben wurde. Der heutige Weinbau ist stark durch den benediktinischen Geist der Mönche von Einsiedeln geprägt. Der Rebbau an der Leutschen wurde um 1430 aufgenommen. 1761 bis 1762 entstand unter Baumeister Bruder Kaspar Braun das barocke Winzerhaus mit Trotte. Der über zehn Meter lange Trottbaum aus einer einheimischen Eiche hat in der Ostschweiz Seltenheitswert. Heute beherbergt das Haus ein stilvolles Restaurant. Die Trotte ist zur Gaststube hin offen und trägt zu der ein- zigartigen Atmosphäre bei. Der imposante Gewölbe- keller ist teilweise in den Sandsteinfels gehauen und mit geschnitzten Eichenfässern ausgestattet. Darin können Apéros abgehalten werden.

Mehr über die Schwyzer Weine und Region findet man im Internet: www.clercbamert.ch;

www.leutschenhaus.ch; www.kueminweine.ch;

www.freienbach.ch.

REBBAUREGIONEN

«Sprechender» Schwyzer Wein

Eine Eigenheit bleibt dem Schwyzer Wein. Der Einsiedler Mönch Pater Gall Morel hat ihm bereits 1865 das Sprechen beige- bracht. So fragen wir ihn nach seiner Herkunft:

«Sag an, wo ist dein Vaterland?

Ist’s am Rheine- oder Rohnestrand?»

«Verzeiht ihr Welschen und ihr Deutschen, Ich bin von hier, ein Schwyzer ab der Leutschen.»

Rebflächen nach Sorten (zur Weinbereitung) und Gemeinden im Kanton Schwyz (Stand September 2004) in Aren.

Gemeinde total Aren BB CB RS Ch

Freienbach Leutschen 1768 864 12 596 0

Freienbach Tal 244 44 83 0 10

Freienbach Ufnau 97 88 9 0 0

Freienbach 2109 996 104 596 10

Altendorf Tal/Muschelberg 97 77 0 0 20

St. Johann 447 163 20 78 76

Altendorf 545 240 20 78 96

Wollerau 126 26 25 16 0

Eggenbühl 169 64 0 0 105

Sonnenrain 227 0 0 0 0

Wangen 396 64 0 0 105

Bürg 79 29 8 24 0

Blindenhof 105 0 0 0 0

Tuggen 184 29 8 24 0

Schübelbach 38 20 0 0 0

Küssnacht 125 52 0 73 0

Total Kanton SZ 3523 1427 157 786 211

Prozentanteil der Sorten 100.0 40.5 4.5 22.3 6.0 (BB:Blauburgunder, Ch: Chardonnay, CB: Cabernet Blattner (Soyère), RS: Riesling Silvaner).

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