Zebraherden, Antilopen, Elefanten, Löwen, Leoparden, Hyä- nen, schwarze Nashörner, Giraffen, Gnus, Kaffernbüffel, Gazel- len, Affen und über 500 Vogelarten leben in der Serengeti dicht beieinander. Das Bild vermittelt tiefen Frieden. Aber so fried- lich ist das Leben in der Serengeti gar nicht. Fressen und gefressen werden heißt die Losung. Man hält gebührenden Abstand und ist immer auf der Hut
Leserdienst
Hinweise •Anregungen
DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
Heft 6
vom 12. Februar 1982
Ein Schnappschuß aus Aru- sha im Norden Tansanias, ei- nem Ort mit großer Safari-Tra- dition unweit des Kilima- ndscharo. Wer den Eingebo- renen in die Töpfe guckt, ist erstaunt. Die heute üblichen Hauptnahrungsmittel, abge- sehen von den einheimischen Hirsearten handelt es sich vor allem um Mais, Maniok, Zuk- kerrohr und Bananen — die sich vorübergehend offenbar sogar als Hut tragen lassen —, kommen ursprünglich aus den fernen Regionen Mittel- amerikas
Im Dezember 1920 erreich- te der schwedische Kame- ramann Oskar Olsson als erster Europäer nach mo- natelangen Strapazen mit einem Kraftfahrzeug den Außenposten „Seronera"
der ehemaligen deutschen Schutztruppe in der Seren- geti. Er filmte und foto- grafierte im ehemaligen Deutsch-Ostafrika, heute Tansania, die Tiere in den unendlichen Weiten zu Fü- ßen des schneebedeckten Kilimandscharo. Damit be- gann der Foto-Tourismus in die Wildschutzgebiete und Nationalparks Tansa- nias.
Heute, sechzig Jahre nach dieser ersten Fotosafari, rollen jährlich Hunderte von mehr oder weniger fahrbereiten VW-Bussen und Landrovern über Tan- sanias Pisten in Richtung Arusha-Nationalpark, Se- rengeti und Ngorongoro- Krater.
Die Foto-Jäger aus Europa und den USA wollen vor al- lem zum zweitgrößten Kra- ter der Erde (384 km 2), wo schon vor über zwei Millio- nen Jahren Menschen ge- lebt haben sollen. Die un- vergleichbare Tierwelt in diesem Wohngebiet der Massai fasziniert auch dann noch, wenn man weiß, daß sie gar nicht so friedlich ist, wie es den An- schein hat. Fressen und ge- fressen werden ist die Lo- sung. Aber man frißt sich gegenseitig nicht auf. Ze-
braherden, Löwen, Hyä- nen, schwarze Nashörner, Giraffen, Gnus, Kaffernbüf- fel und Thomsongazellen leben miteinander, aller- dings oft in respektvoller Entfernung. Tausende von Flamingos stehen im Na- tron-See nahe dem Ufer und verleihen diesem in der Morgendämmerung ein paradiesisches Aussehen.
Der ganze Reichtum der Natur wird auch in dem we- nige Fahrstunden entfern- ten Serengeti-Nationalpark (14 820 Quadratkilometer) deutlich. Dieser letzte Platz auf unserer Erde, in dem Großtiere in Riesenmassen leben, zieht Tierfreunde
wie ein Magnet an. Weit über 1,5 Millionen Tiere wurden hier gezählt. Hun- derttausende von Weiß- bartgnus begeben sich dort in geschlossenen Marschkolonnen auf die jährlichen Wanderungen;
700 000 Gnus leben von Dezember bis Mai im Sü- den der Serengeti. Dort tei- len sie sich die Kurzgras- Steppen mit 200 000 Ze- bras und über einer halben Million Gazellen, mit Lö- wen, Geparden und Hyä- nen. Über allen kreisen die Geier. Sie warten geduldig auf ein Tier, das sich zum Sterben niederlegt, oder auf den Rest, der bleibt, wenn es einem seiner na- türlichen Feinde zum Opfer fällt.
Das „Mekka der Tierfreun- de" ist durch das Grzimek- Buch „Serengeti darf nicht sterben" weltweit bekannt geworden. Der frühere Frankfurter Zoodirektor
Sechzig Jahre Serengeti
Fotojäger aus aller Welt im Mekka der Tierfreunde
Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 6 vom 12. Februar 1982 125
Leserdienst
Hinweise ·Anregungen
Mehr als eine halbe Million Gazellen - unser Bild zeigt Thom- son-Gazellen - leben im 14 820 Quadratkilometer großen Serengeti-Nationalpark. Die Meereshöhe des Parks variiert zwischen 920 und 1850 Meter. Offene Ebenen, Akazien- und Trockensavannen, die in Steppen übergehen, unterbrochen von Hügeln und, gelegentlich von Felsen, geben ihm das Gepräge. Am imposantesten sind die großen Trecks Im Mai und Juni in den wasserreichen Norden und im November und Dezember zurück in den Süden Fotos (3): Knüttel war im letzten Vierteljahr-
hundert jedes Jahr, oft so- gar mehrmals, in Afrika. ln Tansania kennt sogar im entlegenen Busch jedes Kind den Namen des Pro- fessors. Staatspräsident Dr. Julius Nyerere holt sich bei diesem Tierpapst Rat, Hilfe und natürlich auch Geld zur Pflege des Natio- nalparks.
Grzimeks Sohn Michael, 1959 bei einem Flugzeug- absturz tödlich verun- glückt, liegt am Ngorongo- ro-Krater begraben. Afrika- ner haben ihm an einer vielbefahrenen Straße ei- nen Gedenkstein errichtet, an dem jeder sein Fahr- zeug anhält, um den zu eh- ren, der "für Afrika und sei- ne Tiere gestorben ist".
Bekannt ist die Serengeti- Lodge, die einzige gute Un- terkunft im Zentrum des Parks. Hier treffen sich am Abend die Safarigäste an der Bar und ergehen sich in "Fotografenlatein". Cola wird ungern verkauft, scharfe Sachen sind ex- trem teuer, und Bier so gut wie nicht zu erhalten. Mit der charmanten Ausrede
"für Professor Grzimek re- serviert" erläutert ein Kell- ner jeden Versorgungseng- paß. Um den Speisezettel für die internationalen Gä- ste anzureichern, werden Gnufleisch, Antilopenlende und sogar Zebrasteaks an- geboten. Ob den Tierfreun- den diese "Delikatessen"
schmecken, müssen sie selbst beurteilen. -Alles in allem: Wer einmal Tansa- nias Nationalparks erlebt hat, krankt für immer an der Sehnsucht, dorthin zu- rückzukehren.
Wilhelm Knüttel ..,.. Mietfahrzeuge werden in Tansania nur mit Fahrer vermietet. Empfehlens- wert: State Travel Service, Dar es Salam oder Arusha.
Über dieses staatliche Rei- sebüro kann man jede ge- wünschte Safari buchen.
Reisen veranstalten unter anderem Airtours, Frank- furt/Main, Neckermann, Frankfurt/Main, Dr. Tigges Studienreisen, Hannover, Auskünfte in den entspre- chenden Reisebüros und bei der Botschaft der Repu- blik Tansania, 5300 Sonn- Bad Godesberg, Theater-
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