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Archiv "Rudolf Gross sechzig Jahre" (06.10.1977)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen PERSONALIA

Rudolf Gross sechzig Jahre

Am 1. Oktober 1977 vollendete Prof.

Dr. med. Rudolf Gross, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Köln, sein 60. Lebensjahr.

Rudolf Gross wurde in Stuttgart ge- boren, studierte Medizin in Freiburg, München und Straßburg, legte 1944 das medizinische Staatsexamen ab und promovierte im gleichen Jahr zum Doktor der Medizin. Nach mehr als einjähriger Tätigkeit als Truppenarzt trat er 1946 in die Medi- zinische Universitätsklinik Tübingen unter Bennhold ein. Hier kam es zur Begegnung mit Hans E. Bock, die für seine weitere Entwicklung ent- scheidend und richtungsweisend sein sollte. Er weckte sein Interesse für die klinische Hämatologie und Onkologie sowie für die Grundprin- zipien der Differentialdiagnose inne- rer Krankheiten. Eine Fülle von ge- meinsamen Publikationen sind Aus- druck einer fruchtbaren Zusammen- arbeit. Mit Hans Erhard Bock ging Gross 1950 an die Medizinische Uni- versitätsklinik Marburg/Lahn, die unter Leitung seines Chefs eine bei- spiellose wissenschaftliche Produk- tivität entfaltete. Gemeinsam mit den damaligen und sich später anschlie- ßenden Mitarbeitern hat Rudolf Gross zweifellos wesentlich dazu beigetragen, das Ansehen der Bock- schen Schule zu fördern.

Angesichts seiner durch Folgerich- tigkeit, Intensität und Pragmatismus gekennzeichneten klinischen und wissenschaftlichen Aktivität war die weitere Entwicklung gewissermaßen vorprogrammiert: Nach vorüberge- hender Tätigkeit bei Lettrö im Krebs- forschungsinstitut in Heidelberg (1951 bis 1952), Habilitation (1954), Ernennung zum Oberarzt (1957) und zum apl. Professor (1960) folgte 1963 der Ruf auf den Lehrstuhl für Innere Medizin in Gießen, den er je- doch ablehnte, um 1964 — gerade mit H. E. Bock als geschäftsführen- der Oberarzt an die Medizinische Universitätsklinik Tübingen zurück- gekehrt — den Ruf auf den Lehrstuhl Innere Medizin I an der Medizini-

schen Fakultät der Universität zu Köln annehmen zu können. Einem Ruf an die Universität Freiburg als Nachfolger von Ludwig Heilmeyer folgte er 1968 nicht.

Als Direktor einer großen Universi- tätsklinik hat Rudolf Gross in Köln einen Kreis fähiger, sehr gut theore-

Rudolf Gross wurde Sechzig Foto: privat

tisch vorgebildeter junger Wissen- schaftler um sich versammelt, die auf verschiedenen Teilgebieten der inneren Medizin beachtliche Beiträ- ge geleistet haben. Es ist ihm gelun- gen, eine Schule zu gründen, die inzwischen einige Lehrstuhlinhaber und mehrere Chefärzte hervorge- bracht hat. Die Krankenversorgung und das Engagement für die Lehre waren und sind ihm besondere An- liegen. Bei einer Fülle von wissen- schaftlichen Tagungen, Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen ist er — der gewandte Redner und anre- gende Diskussionspartner — als Re- ferent, Moderator oder Vorsitzender hervorgetreten. An der Selbstver- waltung der Universität hat er sich rege beteiligt; 1968-1969 wählte ihn die Kölner Medizinische Fakultät zu ihrem Dekan.

Seine Verpflichtung gegenüber der Forschung kommt sehr eindrucks-

voll in der Tatsache zum Ausdruck, daß er allein und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kollegen und Mitarbeitern 25 Bücher bzw. Buch- beiträge und 400 wissenschaftliche Arbeiten in deutschen und ausländi- schen Fachzeitschriften publiziert hat. Sie betreffen zu einem Drittel experimentelle und zu zwei Dritteln klinische Fragestellungen und be- ziehen sich vorwiegend auf Proble- me der Blut- und Tumorerkrankun- gen. In der Kölner Klinik hat er ge- meinsam mit verschiedenen Arbeits- gruppen insbesonders aktuelle pa- thophysiologische Probleme des Zellersatzes, der Knochenmark- transplantation sowie der Polyche- motherapie von Hämoblastosen und Neoplasien bearbeitet. Seit langem beschäftigt ihn der Vergleich kon- ventioneller und maschineller, mit Hilfe von Computern unterstützter diagnostischer Methoden bei der Früherkennung von Blutkrankhei- ten. Den Horizont seines klinischen Fachgebietes überschreitend, hat sich Rudolf Gross in den letzten Jah- ren eingehend mit aktuellen Grund- satzfragen der Medizin auseinander- gesetzt und einige vielbeachtete Pu- blikationen vorgelegt.

Unter den veröffentlichten Büchern sollen das in diesem Jahr in 5. Aufla- ge erschienene, inzwischen zu ei- nem Standardwerk avancierte Lehr- buch der Inneren Medizin (zunächst gemeinsam mit Jahn, später mit Schölmerich), die Monographie über die Grundlagen der medizini- schen Diagnostik (1969), das Buch über den internistischen Notfall (1973, gemeinsam mit Grosser und Sieberth) und die Zusammenfas- sung der Arbeiten über theoretische Grundlagen der Medizin in der Mo- nographie zur klinischen Dimension in der Medizin (1976) besonders her- vorgehoben werden. Mit den er- kenntnistheoretischen Arbeiten der letzten Jahre hat das wissenschaft- liche Werk von Rudolf Gross inso- fern einen spezifischen Akzent er- fahren, als er die modernen diagno- stischen und therapeutischen Prin- zipien seines Fachgebietes aus den methodischen Ansätzen der Philo- sophie, Logik und Mathematik ablei- tet und interpretiert. Auf diese Weise

2408 Heft 40 vom 6. Oktober 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen Personalia

haben sich ihm neue Aspekte ärztli- chen Denkens und Handelns am Krankenbett eröffnet.

Die Anzahl der Mitgliedschaften, Eh- rungen und redaktionellen Aufga- ben ist zahlreich; er ist Vizepräsi- dent der Deutschen Krebsgesell- schaft und der Internationalen Ge- sellschaft für Hämatologie. Seit 1959 ist er Mitglied der New York Acade- my of Sciences, seit 1973 Mitglied der Deutschen Akademie der Natur- forscher (Leopoldina) in Halle, seit 1974 Mitglied des Stiftungsrates der Paul-Ehrlich-Stiftung und seit 1975 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wis- senschaften. Er gehört dem Wissen- schaftlichen Beirat der Bundesärz- tekammer sowie der Arzneimittel- kommission der deutschen Ärzte- schaft an. 1969 erhielt er den Wil- helm-Warner-Preis für besondere Verdienste auf dem Gebiet der Krebsforschung.

Er ist Herausgeber beziehungsweise Mitherausgeber verschiedener deut- scher medizinischer Fachzeitschrif- ten (Klinische Wochenschrift, Inter- nist, Medizinische Welt) sowie der Internationalen Zeitschrift Thrombo- sis et Haemostasis. In der Medizini- sch-Wissenschaftlichen Redaktion des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES ist er als stellvertretender Leiter tätig.

Daß Rudolf Gross einen Kulmina- tionspunkt seiner Laufbahn als Kli- niker und Forscher erreicht hat, kann nicht besser als durch seine Wahl zum Vorsitzenden der Deut- schen Gesellschaft für Innere Medi- zin (1977/1978) zum Ausdruck kommen.

Jeder, der Rudolf Gross genauer kennt, schätzt die Breite und Tiefe seiner klinischen Erfahrung, die über sein Fachgebiet weit hinausge- hende Bildung, sein ausgewogenes Urteil, seine Bemühungen für die Einheit der inneren Medizin und sein Eintreten für die Belange der Univer- sität. Krankenversorgung, Lehre und Forschung sowie die mannigfachen Verpflichtungen gegenüber ver- schiedenen wissenschaftlichen Or-

ganisationen und Fachgesellschaf- ten verlangen von ihm einen enor- men persönlichen Einsatz, der von ihm nur durch disziplinierte Lebens- führung mit präziser zeitlicher Dis- position und organisatorischem Ge- schick geleistet werden kann. Zahl- reiche Kollegen und Freunde im In- und Ausland übermitteln ihm die be- sten Wünsche für weitere erfolgrei- che Tätigkeit als Arzt, Hochschulleh- rer und Wissenschaftler und viele Jahre gesundheitlichen Wohlerge- hens.

Professor Dr. med.

Werner Kaufmann

Medizinische Klinik Köln-Merheim und Poliklinik der Universität Köln

Hermann Meins t

Dr. med. Hermann Meins, Facharzt für innere Medizin, ehemaliger Prä- sident der Ärztekammer Berlin, ver- starb am 8. September im Alter von 79 Jahren.

Meins, am 8. August 1898 in Schnak- kenburg Kreis Dannenberg geboren, studierte in Göttingen, Leipzig und Kiel zunächst Geographie, dann Me- dizin. Nach Staatsexamen und Pro- motion in Kiel (1924) erfolgte seine Facharztweiterbildung in Hamburg- Altana, wo er sich 1931 als prakti-

Hermann Meins, ehemaliger Berliner ÄK- Präsident, verstarb am 8. September im Alter von 79 Jahren Foto: Archiv

scher Arzt niederließ. 1935 siedelte er nach Berlin über. Im Jahr 1940 wurde er als Chefarzt der inneren Abteilung eines Reservelazaretts eingesetzt. 1940 war er am Physiolo- gisch-chemischen Institut der Mili- tärärztlichen Akademie in Berlin tä- tig. Im Januar 1945 kam er in Gesta- po-Haft, erst im Gefängnis Lehrter Straße, später in Torgau. 1948 kehrte er nach Berlin zurück und baute in Neukölln eine Internisten- praxis auf.

Dr. Meins war von 1952 bis 1965 Delegierter der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, ab 1955 Mitglied des Vorstandes und 2. Vorsitzender.

Seit 1955 war er in ununterbroche- ner Folge Delegierter bei den Deut- schen Ärztetagen. Wegen seiner Be- liebtheit, seiner Verhandlungstüch- tigkeit und seines steten Einsatzes für seine ärztlichen Kollegen und seine Verdienste um die Etablierung der Berliner Ärztekammer wurde er 1963 zu deren erstem Präsidenten gewählt. Er leitete umsichtig die Aufgaben dieser neu geschaffenen Körperschaft öffentlichen Rechts.

Sein besonderes Interesse galt der Reform des Medizinstudiums an der Freien Universität und deren Bestal- lungsordnung. 1961 wurde er zum Mitglied der Kongreßgesellschaft für ärztliche Fortbildung bestellt und nach Übernahme als Präsident der Ärztekammer Vorstandsmitglied dieser Gesellschaft.

Seit 1948 war Dr. Hermann Meins in verschiedenen Ausschüssen sowohl der Kassenärztlichen Vereinigung als auch der Ärztekammer Berlin tä- tig. Anläßlich des Deutschen Ärzte- tages 1974 in Berlin wurde er dessen Alterspräsident und insgesarnt drei Jahre in das Präsidium des Deut- schen Ärztetages gewählt.

Für seine Einsatzbereitschaft und sorgfältige Praxis- und Amtsführung wurde ihm auf Vorschlag der Ärzte- kammer Berlin im Jahre 1967 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Professor Dr. med.

Wilhelm Heim/DÄ

2410 Heft 40 vom 6. Oktober 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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