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Archiv "Depressionen: Bei Senioren spät oder gar nicht diagnostiziert" (25.12.2006)

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A3462 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 51–52⏐⏐25. Dezember 2006

M E D I Z I N R E P O R T

diagnostik. Als guten Prognose- und Verlaufsparameter stuft Priv.-Doz.

Dr. med. Romana Lenzen-Großim- linghaus (Ev. Krankenhaus für Ge- riatrie, Potsdam) das Gesamteiweiß im Serum ein. Ihre Einrichtung hat an einem bundesweiten Benchmark- Projekt zum Thema Malnutrition teilgenommen. Im Rahmen eines Qualitätszirkels wurde festgelegt, wie Diagnostik und Therapie zu er- folgen hatten. Als Assessment wurde ein modifizierter MNA verwendet, denn, so betonte Lenzen-Großim- linghaus, der MNA sei vielfach auf- wendig und nicht praktikabel.

Bei vorliegender Malnutrition oder dem Risiko, eine solche zu ent- wickeln, wurde die Nahrungsmenge der Patienten dokumentiert. Zudem erhielten die Patienten in der Potsda- mer Einrichtung eine besondere Kost (1,5 g Eiweiß und 30 kcal pro Kilogramm Körpergewicht) in Form von sechs Mahlzeiten am Tag. Gege- benenfalls wurden Supplemente in Form von proteinreicher, hochkalo- rischer Trinknahrung und Vitamin- präparate eingesetzt.

Bei der Mehrheit der Patienten sei es durch diese Maßnahmen zu einem Anstieg der Serumproteine sowie zu einer Verbesserung der Mobilität und des funktionellen Status gekom- men, sagte Lenzen-Großimlinghaus.

Ihr Fazit: „Eine systematische ei- weißreiche Ernährung bei Risikopa- tienten lohnt sich.“ Jedoch sei das Projekt noch nicht abschließend aus- gewertet.

Die optimal auf den Patienten ab- gestimmte Nahrung ist allerdings nutzlos, wenn dieser sie nicht zu sich nimmt. Viele Alte und Hochbe- tagte brauchen Hilfe beim Klein- schneiden des Essens oder bei der Nahrungsaufnahme. Die pflegeri- sche Zuwendung, die Patienten zum Essen motiviert, ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Zudem deuten Studien darauf hin, dass ältere Men- schen mehr essen, wenn sie in Ge- sellschaft sind, und nicht allein in ihrem Krankenzimmer. Es sind also auch die „weichen“ Faktoren, die ei- nen Einfluss auf eine ausreichende Ernährung haben. Menschliche Zu- wendung und Zeit stehen dabei ganz oben auf der Liste. I Dr. med. Birgit Hibbeler

B

ei alten Menschen werden af- fektive Symptome nur allzu- leicht als normale Reaktion auf die als beschwerlich empfundenen Le- bensumstände angesehen. Obwohl die Depression mit einer Prävalenz von etwa 15 Prozent die häufigste Er- krankung in der Gerontopsychiatrie ist, wird sie in dieser Population ent- weder gar nicht oder erst sehr spät diagnostiziert. Da die Senioren als Konsequenz auch keine adäquate

Therapie erhielten, werde ihnen die Chance auf die Teilhabe an einem aktiven Leben genommen, beschrieb Dr. med. Gerhard Dieter Roth (Ost- fildern) bei einer Pressekonferenz in Hamburg den Circulus vitiosus:

„Auch im höheren Lebensalter darf eine Depression nicht als Lebens- normalität missgedeutet werden.“

Die rasche Diagnose werde häufig auch dadurch erschwert, dass etwa zwei Drittel der Betroffenen primär keine Symptome angeben, die auf ei- ne Depression hinweisen könnten.

Etwa jeder zehnte verneint sogar auf Nachfrage psychische Krankheitszei- chen, wie sich den Daten der WHO- Collaborative-Study (NEJM 1999;

341: 1329– 35) entnehmen lässt. Je älter der Patient, desto häufiger wird die affektive Symptomatik durch so- matische und vegetative Beschwer- den wie Dyspnoe, Schmerzphänome- ne oder Schwindel kaschiert.

Die Depressionsdiagnostik hat sich nach Angaben von Roth mit Einführung der ICD-10 (Internation- al Classification of Diseases – Ver- sion 10) wesentlich vereinfacht und

erlaubt daher bereits in der Hausarzt- praxis eine erste Differenzierung in leichte und mittlere Schweregrade der Depression. Wenn die Diagnose gestellt sei, müsse – und zwar unab- hängig vom Alter des Patienten – entsprechend therapiert werden.

Die zentrale Säule sei auch bei Se- nioren die medikamentöse Behand- lung, die in 60 bis 70 Prozent der Fälle erfolgreich sei. Für sinnvoll hält er darüber hinaus eine begleiten- de Psychotherapie. Denn de- pressive Menschen führten häufig ein „depressives Le- ben“, was dann letztlich be- deute, dass sich die Depres- sion durch die Lebensfüh- rung selbst unterhalte.

Bei der Wahl des Antidepressi- vums muss das pharmakokinetische Profil und die Art des Metabolismus beachtet werden. Denn der Alters- patient ist in der Regel multimorbid und nimmt durchschnittlich vier bis sechs verschiedene Medikamente ein. Damit ist er ein Risikokandidat für Wechselwirkungen. Doch nicht nur Pharmaka interagierten mit dem mikrosomalen Enzymsystem der Le- ber, sondern auch das Rauchen, erin- nerte Dr. med. Gabriel Eckermann (Kaufbeuren) an einen häufig ver- nachlässigten Zusammenhang.

Die im Zigarettenrauch enthalte- nen Benzpyrene sind potente Induk- toren des Zytochroms CYP-1A2.

Wird bei einem starken Raucher zur Therapie ein Antidepressivum mit dem gleichen Metabolisierungsweg eingesetzt, dann muss hoch dosiert werden, weil nur etwa halb so hohe Serumspiegel erreicht werden wie bei einem Nichtraucher. Verzichten diese Patienten plötzlich auf das Rauchen, können die Serumspiegel sogar bis in den toxischen Bereich steigen. I Gabriele Blaeser-Kiel

DEPRESSIONEN

Bei Senioren spät oder gar nicht diagnostiziert

Die affektive Symptomatik wird häufig durch

somatische und vegetative Beschwerden überlagert.

Depression darf nicht als Lebens- normalität missgedeutet werden.

Dr. med. Gerhard Dieter Roth

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