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Archiv "Geriatrie: Weiter Bedarf an geriatrischem Nachwuchs" (18.08.2014)

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A 1412 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 33–34

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18. August 2014 GRAFIK

Tätigkeitsbereiche geriatrisch weitergebildeter Ärzte in Deutschland im Jahr 2007 und 2012

2 000

1 500

1 000

500

0

2007 2012

377 1709

756 2120

128

ambulant stationär sonstige

GERIATRIE

Weiter Bedarf an geriatrischem Nachwuchs

Vor allem im hausärztlichen Bereich werden Zusatzqualifikationen immer notwendiger.

D

ie „demografische Entwick- lung“ ist in aller Munde. Die Medizin wird in zunehmendem Ma- ße alte und hochaltrige Patienten zu versorgen haben und benötigt hierfür mehr geriatrisch ausgebilde- te Ärztinnen und Ärzte. Das Kom- petenz-Centrum Geriatrie (KCG) führte erstmals im Jahr 2007 eine bundesweite Erhebung zur Anzahl berufstätiger Ärzte mit einer Wei- terbildung im Bereich Geriatrie durch und ermittelte damals eine Anzahl von 2 086 geriatrisch quali- fizierten Medizinern (1). Die Statis- tik der Bundesärztekammer (BÄK) aus dem Jahre 2013 (2) weist eine noch geringere Zahl geriatrisch weitergebildeter Ärzte aus, da dort jeweils nur die zuletzt erworbene Qualifikation gezählt wird.

Um aktuelle und umfassende Zahlen auch zu unterschiedlichen geriatrischen Weiterbildungsquali- fikationen zu erhalten, wurde vom KCG eine erneute bundesweite Abfrage bei den Ärztekammern durchgeführt. Im Ergebnis wurde die 2007 getroffene Prognose ei- nes kaum zu erwartenden bedarfs - gerechten Anstiegs geriatrisch wei- tergebildeter Ärzte bestätigt. Er- freulich ist die um 526 deutlich gestiegene Zahl der Weiterbil- dungsberechtigten im Fachgebiet

Geriatrie. Die zum Stichtag 31. De- zember 2012 ermittelten Zahlen der geriatriespezifisch weitergebildeten Ärztinnen und Ärzte sind in der Ta- belle zusammengefasst.

Durch direkte Abfrage konnten 2 149 berufstätige Geriater ermittelt werden, von denen 96,9 Prozent (2 082) ganz überwiegend die im Jahre 2003 eingeführte Zusatzwei- terbildung „Geriatrie“ oder die ent- sprechende, davor gültige fakultati- ve Weiterbildung „Klinische Geria- trie“ absolviert haben. Die Weiterbil- dungsmöglichkeit zum Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie besteht derzeit nur in den Bundesländern

Berlin, Brandenburg und Sachsen- Anhalt und wurde von 2,5 Prozent (54) der ermittelten Ärztinnen und Ärzten abgeschlossen. Fachärzte für Innere Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie machen mit 0,6 Prozent (13) den geringsten Anteil aus. Die- se Weiterbildungsqualifikation exis- tiert derzeit nur in Rheinland-Pfalz.

Unter Berücksichtigung ergän- zend ermittelter Zahlen für Hessen und Baden-Württemberg (3) (siehe Anmerkungen Tabelle), ergibt sich für Deutschland die Summe von 3 004 berufstätigen Ärztinnen und Ärzten, die geriatriespezifisch wei- tergebildet sind. Zwar bedeutet dies gegenüber 2007 (2 086) eine Zu- nahme von 44 Prozent. Dennoch fällt mit 0,9 Prozent aller 348 695 (4) in Deutschland gemeldeten be- rufstätigen Ärzte der Anteil der geriatrisch Weitergebildeten auch im Jahr 2012 verschwindend gering aus. So verfügen von 425 Ärzten, die in Deutschland pro 100 000 Einwohner durchschnittlich zur Verfügung stehen, lediglich vier über eine geriatrische Weiterbil- dung. Verglichen mit anderen Zu- satzweiterbildungen gibt es zwi- schenzeitlich dreimal so viele Dia- betologen, viermal so viele Schmerztherapeuten und sechsmal so viele Palliativmediziner (2).

Foto: mauritius images

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 33–34

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18. August 2014 A 1413 Dem Grundsatz „ambulant vor

stationär“ müsse gerade in der Ger- iatrie durch prioritären Ausbau und bessere Qualifizierung ambulanter geriatrischer Versorgung Rechnung getragen werden, so lautete über- einstimmend die Empfehlung aus Politik, Selbstverwaltung, ärztli- cher Standesvertretung und geria- trischen Fachgesellschaften anläss- lich eines KCG-Expertenforums zur Weiterentwicklung geriatrischer Versorgung (5). Spezifisch geriatri- sche Versorgungsstrukturen kon- zentrieren sich jedoch weiterhin fast ausschließlich auf den Kran- kenhaus- beziehungsweise den Re- habilitationssektor; dies belegt auch die aktuelle Abfrage: 70,6 Prozent (2 120) der ermittelten Geriater sind stationär tätig, lediglich 25,2 Prozent (756) sind im ambulanten Bereich beschäftigt (Grafik). Damit ist die ambulante geriatrische Ver- sorgung durch hierfür speziell wei- tergebildete Ärzte in Deutschland noch immer die Ausnahme, obwohl der größte Teil der gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen im ambulanten Bereich geleistet wird.

Der Anteil der Ärzte mit einer Wei- terbildung in Geriatrie liegt bei 0,5 Prozent aller Vertragsärzte.

Geriatrie leistet mit ihrem organ- übergreifenden Behandlungskonzept und der Verzahnung präventiver, kurativer und rehabilitativer Medi- zin sowie der prioritären Zielsetzung auf größtmöglichem Erhalt von Au- tonomie und damit Lebensqualität einen wesentlichen Beitrag zur Her - ausforderung der Gesundheitsver- sorgung älterer Menschen. Hierzu bedarf es allerdings einer stärkeren geriatrischen Qualifizierung insbe- sondere der hausärztlichen Versor- gung. Von der Bundesärztekammer wurde im Jahr 2012 das primär auf die vertragsärztliche Tätigkeit ab- gestimmte Fortbildungscurriculum

„Geriatrische Grundversorgung“ im Umfang von 60 Stunden aufgelegt.

Dieses umfasst in insgesamt neun Modulen folgende geriatrische Ba- sisqualifikationen (6):

Besonderheiten des alten Pa- tienten

Syndrome und Altersspezifika ausgewählter Erkrankungen (Teile 1–3)

geriatrisches Basis-Assess- ment

rechtliche und ethische Grundlagen

Arzneimitteltherapie, Heil- und Hilfsmittelverordnung im Al- ter, Wohnraumanpassung, Polyme- dikation, rationale Medikamenten- reduktionsstrategien und rationale Versorgung höhergradig pflegebe- dürftiger Patienten

Einrichtungen geriatrischer Versorgung.

Die Nachfrage bei den einzelnen Ärztekammern nach dieser geria - trischen Basisqualifikation ergab, dass in acht Bundesländern (bei neun Landesärztekammern) die Möglichkeit zur Teilnahme besteht.

Ein weiteres Bundesland plant die Einführung für 2014. Insgesamt konnten bisher 377 Ärztinnen und

Ärzten ermittelt werden, die das 60-Stunden-Curriculum „Geriatri- sche Grundversorgung“ absolviert haben. Ob die Teilnahme an dieser Fortbildung zu einer führbaren Be- zeichnung führt, hängt von der je- weiligen Ärztekammer oder dem jeweiligen Bundesland ab. Die wei- tere Nachfrage dieser Qualifikation wird wesentlich von einer zukünfti- gen Verknüpfung mit qualifikati- onsgebunden abrechenbaren geria- trischen Leistungsziffern im EBM

abhängen.

Kristina Pippel, Dr. med. Friedemann Ernst, Dr. med. Norbert Lübke Kompetenz-Centrum Geriatrie beim MDK Nord kristina.pippel@kcgeriatrie.de TABELLE

Anzahl berufstätiger, geriatrisch weitergebildeter Ärzte/Ärztinnen und Weiterbildungsberechtigter nach Bundesländern (Stand: 31. 12. 2012)

*für Baden-Württemberg: 537 Ärzte (Geriatriekonzept Baden-Württemberg 2014)

**für Hessen: 318 Ärzte (2007: 247 Ärzte ergänzt um mittlere Zunahme [28,6 %] aus aktueller Erhebung)

***Bezirksärztekammer Pfalz keine Angaben Baden-Württemberg

Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen

Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz***

Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen

Deutschland gesamt

k.A.

0 20 15 0 0 k. A.

0 2 2 0 0 2 10 0 3 54

k.A.

0 2 2 0 0 k. A.

0 0 0 1 0 0 8 0 0 13

k.A.

227 104 27 7 65 k. A.

54 224 897 62 22 91 41 217 44 2 082

k.A.*

227 126 44 7 65 k. A.**

54 226 899 63 22 93 59 217 47 2 149

k.A.

1,8 3,6 1,8 1,1 3,6 k. A.

3,3 2,9 5,0 1,6 2,2 2,3 2,6 7,6 2,1 2,6

71 77 39 18 4 14 39 18 26 117 16 8 25 19 28 7 526

4,0 3,5 5,4 4,8 2,6 3,0 4,1 5,6 2,2 3,6 2,5 4,0 3,4 4,6 6,0 1,7 3,7 Fachärzte r Innere Medizin und Geriatrie Fachärzte r Innere Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie Ärzte mit Zusatz- Weiterbildung Geriatrie Geriatrische Weiterbildung gesamt je 100 000 Einwohner Weiterbildungs- berechtigte je 1 000 Klinikärzte

@

Literatur im Internet:

www.aerzteblatt.de/lit3314 oder über QR-Code

T H E M E N D E R Z E I T

(3)

LITERATURVERZEICHNIS HEFT 33-34/2014, ZU:

GERIATRIE

Weiter Bedarf an geriatrischem Nachwuchs

Vor allem im hausärztlichen Bereich werden

geriatrische Zusatzqualifikationen immer notwendiger.

LITERATUR

1. Lübke N, Ziegert S, Meinck M. Geriatrie: Er- heblicher Nachholbedarf in der Weiter- und Fortbildung. Dtsch Arztebl 2008; 105(21):

A 1120–2.

2. Gesundheitsberichterstattung des Bundes.

Ad-hoc-Tabellen: zusammenstellbar unter https://www.gbe-bund.de/gbe10/pkg_isg be5.prc_isgbe?p_uid=gast&p_aid=

22167060&p_sprache=D [13.05.2014].

3. Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Würt- temberg (Hrsg.). Geriatriekonzept Baden- Württemberg 2014. Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie Frauen und Se- nioren Baden-Württemberg. Stuttgart, 2014.

4. Bundesärztekammer: Ärztestatistik: Tabelle 5: Berufstätige Ärztinnen und Ärzte nach Gebietsbezeichnungen und Altersgruppen am 31.12.2012, Berlin, 2012. Online ver- fügbar unter: http://www.bundesaerzte kammer.de/page.asp?his=

0.3.11372.11375 [13.05.2014].

5. Kompetenz-Centrum Geriatrie (KCG) beim MDK Nord (Hrsg.). KCG-Expertenforum 2010 – Ergebnisdokumentation „Weißbuch Geriatrie“ – was nun ? Planungsperspekti- ven 2020. Hamburg: KCG 1.2011.

6. Bundesärztekammer: Strukturierte curricu- lare Fortbildung „Geriatrische Grundversor- gung“. 1. Aufl. Berlin, 2012. Online verfüg- bar unter: http://www.bundesaerztekam mer.de/page.asp?his=1.102.107 [13.05.2014].

T H E M E N D E R Z E I T

Referenzen

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