Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 40|
5. Oktober 2012 A 1993 Erstmals steht ein Allgemeinarztan der Spitze der Gesundheitswei- sen. Ende September hat Bundes - gesundheitsminister Daniel Bahr
(FDP) Prof. Dr. med.
Ferdinand Gerlach zum Vorsitzenden des Sach- verständigenrats zur Be- gutachtung der Entwick- lung im Gesundheits we - sen be rufen. Der 52- Jährige, der das Institut für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main leitet und zugleich Prä - sident der Deutschen Gesellschaft für Allge- meinmedizin und Familienmedizin ist, löst den Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Eberhard Wille ab.
Gerlach ist seit 2007 Ratsmit- glied und seit 2011 stellvertreten- der Vor sitzender. Die Gesundheits- weisen analysieren die Entwick- lungen im Gesundheitswesen und FERDINAND M. GERLACH
Ein Arzt als oberster Gesundheitsweiser
erarbeiten Vorschläge zu dessen Weiterentwicklung. Alle zwei Jah- re fassen sie die Ergebnisse in ei- nem Gutachten für Bundestag und Bundesrat zusammen.
Gerlachs Herz schlägt für die Allgemeinmedizin. Doch er sieht sich in seiner neuen Rolle nicht als Lobbyist: „Ich bringe meine Erfah- rungen und speziellen Kompeten- zen in die gemeinsame Arbeit ein.
Das Gleiche machen die anderen sechs Räte.“ Als Vorsitzender setzt Gerlach auf Kontinuität. Der Rat werde auch weiterhin Prioritäten für den Abbau von Versorgungs - defiziten und Überversorgung auf- zeigen. Prioritäten muss der enga- gierte Allgemein mediziner ange- sichts seiner vielen Aufgaben auch selbst setzen: „Ich habe das Glück, im Team mit tollen Kollegen ar - beiten zu dürfen.“ Mit der notwen- digen Konsequenz und Arbeits - teilung lasse sich erstaunlich viel bewegen. Heike Korzilius Ferdinand M. Gerlach
Foto: Universität Frankfurt/Main
NAMEN UND NACHRICHTEN
Prof. Dr. med. Hans Günter Hillemanns, emeritierter Direktor der Universitätsfrau- enklinik in Freiburg, ist am 10. September im Alter von 89 Jahren gestorben.
Prof. Dr. med. Rüdiger Landgraf (73), ehemaliger Leiter des Diabetes-Zen- trums der Ludwig-Maximilians-Universi- tät München, Vorsitzender der Deutschen Diabetes-Stiftung, ist mit dem Bundes- verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet
worden. EB
AUFGABEN UND ÄMTER
Prof. Dr. med. Michael Ghadimi (44) hat die Leitung der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Universitäts medizin Göttingen übernommen. Er tritt damit die Nachfolge des langjährigen Direktors Prof. Dr. med. Heinz Becker (64) an.
Priv.-Doz. Dr. med. univ. Dr. rer. nat.
Angelika Riemer (35), Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg, ist in die Junge Akademie berufen wor- den. Es handelt sich um ein gemeinsa- mes Projekt der Berlin-Brandenburgi- schen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturfor- scher Leopoldina.
Dr. med. Christian Schneider (41), München, ist zum neuen Vorsitzenden der Verbandsärzte Deutschland gewählt wor- den. Er tritt die Nachfolge von Dr. med.
Hubert Hörterer (64) an. Schneider wur- de außerdem zum Präsidiumsmitglied der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumato- logische Sportmedizin gewählt.
Prof. Dr. med. Pauline Wimberger (41) ist neue Direktorin der Klinik für Frauen- heilkunde und Geburtshilfe am Univer - sitätsklinikum Carl-Gustav-Carus in Dresden. Sie tritt die Nachfolge von Prof.
Dr. med. Wolfgang Distler (66) an.
Prof. Dr. med. Klaus Zerres (63), Leiter des Instituts für Humangenetik der Rhei- nisch-Westfälischen Technischen Hoch- schule Aachen, ist zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Humangene- tik gewählt worden. Zerres war bisher stellvertretender Vorsitzender der Gesell- schaft und löst Prof. Dr. med. André Reis (52), Universität Erlangen, ab. EB Die Ärztin Sima Samar (55) erhält
den „Alternativen Nobelpreis“ 2012.
Damit geht die Auszeichnung erst- mals nach Afghanistan. Samar setzt sich in ihrer Heimat für Menschen- rechte und die medizinische Versor- gung von Armen ein.
Samar gründete bereits 1989 die Organisation „Shuhada“, die derzeit mehr als 100 Schulen und 15 Krankenhäuser betreibt. Sie initi- ierte außerdem Aufklärungs- und Verhütungskampagnen und fördert Gesundheitshelfer auf dem Land.
2001 und 2002 arbeitete die Ärztin in der afghanischen Übergangs - regierung mit. Sie ist Vorsitzende der Unabhängigen Afghanischen Kom- mission für Menschenrechte. Die Jury wies insbesondere auf ihren Mut im Kampf für Menschenrechte und Rechte von Frauen in einer insta bilen Region hin.
Für ihr Engagement zahlt Samar einen hohen Preis: Sie hat sich in SIMA SAMAR
Alternativer Nobelpreis geht nach Afghanistan
Afghanistan nicht nur Freunde, sondern auch Feinde gemacht und wird von Leibwächtern beschützt.
Trotzdem will sie weitermachen, denn Gesundheit und Bildung sind für sie der Schlüssel für eine positi- ve gesellschaftliche Ent-
wicklung.
Die offizielle Bezeich- nung des Alternativen Nobelpreises ist „Right Livelihood Award“. Der Preis ist mit insgesamt 150 000 Euro dotiert und wird von einer Stiftung vergeben. Die Verlei- hung findet am 7. De- zember im schwedi- schen Reichstag statt.
Neben Samar werden
ein US-Friedensaktivist und eine britische Organisation gegen Waf- fenhandel geehrt. Ein türkischer Umweltaktivist bekommt einen Ehrenpreis. Birgit Hibbeler
Sima Samar
Foto: dpa