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Archiv "SOMMERZEIT: Nachteile überwiegen" (15.06.1984)

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DR. FLEISS' BLÜTENLESE

Spargelzeit

Der römische Schrift- steller Plinius d. J. (gest.

113 n. Chr.) klagt: „In unserer Zeit hat die Schwelgerei alles auf das äußerste gesteigert.

Der Reiche will bessere Früchte essen als der Arme. Er will Weine trin- ken, die gewachsen sind, ehe er geboren war ... ". Aber auch den weniger Reichen plagt die Fülle: „Man- cher Kohl wird so groß gezogen, daß ihn der Mittelstand nicht brau-

chen kann, weil er für seinen Tisch zu groß ist". Ein Glück für Plini- us, daß er nicht unsere Butterberge erleben mußte. Aber um einen Seufzer beneiden wir ihn: „Den Spargel läßt die Natur wild wachsen, damit ihn jeder nach Belieben stechen kann.

Jetzt aber stellt man künstlich gezogenen Spargel zur Schau, und in Ravenna wiegen drei Stück zusammen ein Pfund. Solche Unge- heuer werden für den Bauch gezogen."

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

SOMMERZEIT

Für und Wider aus ärztlicher Sicht:

Nachteile überwiegen

... Wem verschafft die Sommerzeit Nachteile?

1. Den Kindern. .. . Ich weiß aus eigener Erfah- rung, wie schwer Kinder im Hochsommer ins Bett zu bringen sind, wenn noch die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Außer- dem hat sich gerade im vergangenen heißen Som- mer noch ein Nachteil ge- zeigt: Es kühlt in der Stadt erst in den Nachtstunden ab und ist zu einer Zeit, in der junge Schulkinder bei Sommerzeit ins Bett müs- sen, noch sehr heiß.

2. Allen Arbeitern und all denen, die beruflich früh aufstehen müssen. Diese klagen, daß sie nun statt um 4 Uhr um 3 Uhr, oder statt um 5 Uhr um 4 Uhr aufstehen müssen, was für diese Bevölkerungsschicht die Norm ist. Außerdem lei-

den auch sie darunter, noch bei Hitze und unter Umständen Sonnenschein ins Bett gehen zu müssen, wenn sie ihren ausreichen- den Nachtschlaf haben wollen.

3. Allen Patienten in den Krankenhäusern. Sie wer- den nun schon oft um 4 Uhr gewaschen, teilweise um 5 Uhr operiert! — Be- kanntlich liegt das physio- logische Tief bei Tag- und Nachtmenschen zwischen 3 und 5 Uhr morgens! (Mei- ne Zeitangaben sind natür- lich Normalzeit).

4. Allen Kranken, die eine tagesrhythmusabhängige Therapie haben, zum Bei- spiel Glaukompatienten.

Ich habe jedenfalls fest- stellen können, daß die Umstellung auf die Som- merzeit wesentlich schwie- riger gelingt als eine Um- stellung bei Flugreisen und Zeitverschiebung. Das hat meines Erachtens si- cher etwas mit dem Stand der Sonne zu tun. Die Pa- tienten brauchen etwa 14 Tage, bis sich der Augen- druck unter der gewohn- ten Therapie auf die Som-

merzeit eingependelt hat.

Rentner bleiben bei der gewohnten Therapie und tropfen dann halt eine Stunde „später".

5. Dem lieben Vieh. Aber dazu hat sich die Landwirt- schaft geäußert, ganz be- sonders die Schweizeri- sche.

Wem verschafft die Som- merzeit nun Vorteile? Ich meine, eigentlich nur Be- amten und Angestellten, natürlich auch den Freibe- ruflern. Gerade weil ich zu letzteren gehöre, bin ich wohl befugt, über die Nachteile der Sommerzeit zu schreiben, gegen die ich hauptsächlich ärztliche Bedenken anmelde. In den Zeitungen wurden als be- sonders positiv für die Sommerzeit die Möglich- keiten erwähnt, nach Dienstschluß noch Sport treiben zu können, wobei hauptsächlich Schwimmen in städtischen Badeanstal- ten erwähnt wurde.

... Nun, die Bademöglich- keiten haben sicher nicht zur Einführung der Som- merzeit und ihrer Beibe- haltung geführt. Nur, nach- dem sich kein wirtschaft- licher Nutzen ergeben hat:

Warum behält man sie wei- terhin bei? Ich meine, die Nachteile überwiegen! Je- denfalls können meine Sprechstundenhilfe und ich in Gesprächen mit Pa- tienten immer wieder fest- stellen, daß nur ein gerin- ger Teil der Bevölkerung heute noch für die Som- merzeit ist nach anfäng- licher Begeisterung vor Jahren. Jeder normale Mensch steht im Sommer früher auf und braucht auch im Sommer etwas weniger Schlaf. Aber nicht gleich eine volle Stunde und vor allem nicht schon zu Beginn des Frühjahrs!

Abgesehen von den soma- tischen Störungen sind die Leute, vor allem zu Anfang der Sommerzeit, morgens in den öffentlichen Ver-

kehrsmitteln noch granti- ger und die Autofahrer noch hektischer oder un- kontrollierter.

Dr. Eleonore Maiholzer Hohenstaufenstraße 12 8000 München 40

KARL MARX

Zu dem Leserbrief „Haßvolle Herabsetzung", von Dr. med.

K. Reichert, in Heft 15/1984, der sich auf eine neuropsych- iatrische Studie von Dr. med.

Günter Hesse „Karl Marx:

,Meine Krankheit kommt im- mer aus dem Kopf" (Heft 46/1983) bezog:

Fehlleistung

Engels am 5. 5. 1885: „Um diese Zeit" (1878, nach der krankheitsbedingten Pau- se von 1870-1877)

„scheint Marx sich darüber klar geworden zu sein, daß ohne eine vollständige Re- volution seines Gesund- heitszustandes er nie da- hin kommen werde, eine ihm selbst genügende Be- arbeitung des zweiten und dritten Buchs zu vollen- den. In der Tat tragen die Manuskripte V—VIII die Spuren gewaltsamen An- kampfs gegen niederdrük- kende Krankheitszustände nur zu oft an sich." (Vor- wort zum „Kapital", MEW 24, S. 12)

„Menschliche Unzuläng- lichkeiten"? Die existieren nur in Reicherts Kopf und sollen Marx' schweres Lei- den und dessen Einfluß auf sein Werk lappalisieren.

Für Reicherts übrigen Schmäh steht seine einma- lige Fehlleistung: Erhöhter Fremdwortkonsum korre- liere mit entsprechender Bedarftheit. Hat offensicht- lich noch nie was von dem 1. DIAMATisten gelesen, unser verunglückter Marx- Apologet.

Dr. med.

Günter Hesse

Hans-Thoma-Straße 15a 7500 Karlsruhe

1908 (12) Heft 24 vom 15. Juni 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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