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Archiv "STIMMEN ZUR GIFTFÄSSER-AFFÄRE" (29.04.1983)

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Bericht und Meinung

STIMMEN ZUR GIFTFÄSSER-AFFÄRE

Ärzteprotest:

„Vertrauen schwer erschüttert`

Protest gegen das Verhalten des Schweizer Pharma-Konzerns Hoffmann-la Roche im Zusam- menhang mit dem verschwunde- nen Seveso-Gift wollen etwa 150 Ärzte aus Lübeck und anderen Or- ten Schleswig-Holsteins vorerst Medikamente des Unternehmens

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ZEITUNG EUR DEUTSCHLAND

nicht mehr verschreiben. In einem offenen Brief teilten die Mediziner dem Konzern mit, ihr Vertrauen zur Firma Hoffmann-la Roche sei durch die Giftfässer-Affäre schwer erschüttert worden: ,Wir können daher unseren Patienten nicht mehr ruhigen Gewissens Ihrä Prä- parate verordnen, solange Sie sich über den Verbleib der Dioxin-Be- hälter in Schweigen hüllen.' Die Lübecker Ärzte fühlten sich, schreiben sie weiter, durch die si- zilianischen Verhältnisse' bei der Beseitigung des Giftmülls in höch- stem Maße betroffen, weil der mögliche Lagerort, die Sonder- mülldeponie Schönberg in der DDR, nur fünf Kilometer von der Hansestadt entfernt liege und die Gesundheit der gesamten Region aufs äußerste bedrohe."

Boykott:

In Kiel kein Thema

„Für die Kieler Ärzteschaft ist ein

‚Boykott' des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche kein Thema.

Auch beim Apothekerverein war

KielerNachrichten

nichts von derartigen Bestrebun- gen bekannt. Zwar befürchteten Sprecher des Ärztevereins und der Kassenärztlichen Vereinigung aus medizinischer Sicht keine negati- ven Folgen, doch stellten beide heraus, daß der Chemie- und der

Pharmakonzern Hoffmann-La Ro- che zwei verschiedene Betriebe innerhalb eines Konzerns seien.

Eine Beurteilung der ,Dioxin-Affä- re' sei nicht Sache der Ärzte."

Nicht auf Kosten der Patienten

„Der Präsident der Bundesärzte- kammer (Köln), Karsten Vilmar, hat ,gewisses Verständnis' für die Weigerung von Ärzten geäußert, Medikamente des Schweizer Phar- ma-Konzerns Hoffmann-La Roche zu verschreiben, solange das Un- ternehmen sich über den Verbleib des Seveso-Gifts in Schweigen hülle. Allerdings warnte Vilmar da-

dpa

vor, den Boykott ,auf dem Rücken der Patienten' auszutragen. Die Bedürfnisse der Kranken hätten immer Vorrang."

„Der Präsident der Bundesärzte- kammer, Karsten Vilmar, lehnt ei- nen Boykott von Medikamenten des schweizerischen Pharmakon- zerns Hoffmann-La Roche durch Mediziner grundsätzlich ab. Wie

associated press

Vilmar gestern in Bremen erklärte, hat er jedoch Verständnis für sol- che Kollegen, die ,mit Recht' dar- über verärgert seien, daß die Fir- ma sich über den Verbleib der 41 Fässer mit dem Seveso-Gift in Schweigen hüllt. Dennoch müsse das Wohl der Patienten beim Ver- schreiben von Medikamenten im Vordergrund stehen."

Appell zu Aufklärung

„Angesichts der spontanen Aktio- nen niedergelassener Ärzte, die bis zur Aufklärung der Dioxin-Affä- re keine Medikamente der Firma Hoffmann-La Roche mehr ver-

schreiben wollen, hat der Ver- band der niedergelassenen Ärzte Deutschlands (NAV) an den Vor- stand des Schweizer Pharma-Un- ternehmens appelliert, alles dar-

ARZTLICHER IHM INFORMATIONS-

DIENST

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anzusetzen, um möglichst bald ei- ne Aufklärung über den Verbleib der Dioxin-Fässer zu erreichen. In einem Fernschreiben an Hoff- mann-La Roche machte der NAV- Bundesvorsitzende, Dr. Erwin Hirschmann, deutlich, daß bei ei- ner weiteren Verschleppung der Aufklärung die Gefahr gegeben sei, daß das Vertrauen zahlreicher Ärzte in die Firma erschüttert wer- de. Deshalb sollte Hoffmann-La Roche mit Nachdruck von den Un- terakkordanten verlangen, endlich den Endlagerungsort der Giftfäs- ser bekanntzugeben."

Zeichen der Hilflosigkeit

„Die Frage nach dem Verbleib von 41 Fässern mit dem Seveso-Gift Dioxin erregt die Öffentlichkeit gleich mehrerer Länder fast noch heftiger als der Streit um Atom- Raketen. Nur mit dem Unter- schied, daß man über die Statio- nierung von Sprengköpfen infor- miert wird; über die Gifttonnen da- gegen erfahren noch nicht ein- mal die Staatsanwaltschaften et- was . . . Die Möglichkeiten des ein-

PunDfitau

zelnen, sich dagegen wirksam auf- zulehnen oder gar zu wehren, sind denkbar gering. Immer mehr Ärzte erklären sich jetzt mit den Be- strebungen solidarisch, medizini- sche Präparate von Hoffmann-La Roche nicht mehr zu verschrei- ben; tatsächlich hochwirksame und heilbringende Medikamente werden boykottiert. Eine spekta- kuläre Aktion, gewiß, aber letztlich doch nicht mehr als ein Aufschrei der Hilflosigkeit." J. G. Jagla 20 Heft 17 vom 29. April 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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