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Böni, R. (2009). AlpFUTUR legt los. Informationsblatt Landschaft, 74, 4-5.

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Inf.bl. Landsch. 74, 2009 4 In den Sommermonaten bewirtschaf-

ten ÄlplerInnen einen wichtigen Teil der Schweizer Kulturlandschaft: Das Sömmerungsgebiet im Alpenraum und Jura umfasst mit 500 000 ha Fläche ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche bzw. ein Achtel der Landesflä- che. Diese Fläche ist für viele Land- wirtschaftsbetriebe noch immer ein wichtiger Teil des Grundfutters; in Graubünden liefern die dortigen Alp- weiden beispielsweise 20 bis 25 % der landwirtschaftlichen Rau futter grund- lage (Landwirtschaftlicher Beratungs- dienst des LBBZ Plantahof, 2007). Die Sömmerung bringt ausserdem den Heimbetrieben während der Haupt- futterernte eine spürbare Entlastung, wenn Fremdpersonal auf der Alp be- schäftigt werden kann. Von den Alp- weiden profitiert auch der Tourismus dank der oft einzigartigen Kulturland- schaften mit hoher Artenvielfalt.

Schliesslich gehören Alpwirtschaft und Alpweiden zum kulturellen Erbe der Bergregionen. Sie prägen das Bild des Berggebiets und auch jenes der Schweiz nach innen und aussen. Damit nährt die Alpwirtschaft nicht zuletzt ein klassisches Schweizer Tourismussujet.

Das Sömmerungsgebiet steht vor grossen Herausforderungen

Wie Ergebnisse aus dem NFP 48 zei- gen, weist die Landnutzung im Söm- merungsgebiet eine starke Dynamik auf, welche sich in Gunstlagen in lo- kaler Intensivierung und in peripheren Grenzertragslagen dagegen in einer Extensivierung oder gar Nutzungsauf- gabe äussern kann. baur et al. (2006) untersuchten im Projekt WaSAlp die Waldausdehnung im Schweizer Alpen- raum und ermittelten, dass rund zwei Drittel der zwischen Mitte 1980 und Mitte 1990 neu bestockten Flächen im Sömmerungsgebiet liegen. Für die Alpwirtschaft hat dies weitreichende Konsequenzen. Daneben ergeben sich neue Problemstellungen aufgrund des

Wandels der Agrarpolitik und -struk- turen – beispielsweise wegen der sich ändernden Zusammensetzung des gesömmerten Viehs –, aufgrund des Klimawandels und veränderter ge- sellschaftlicher Erwartungen und Werthaltungen.

Vorstudie ermittelte Forschungs bedarf

Eine von den beiden Forschungsan- stalten ART und WSL initiierte, von August 2007 bis Februar 2008 durch- geführte und durch BLW und BAFU finanzierte Vorstudie lieferte die Grundlagen zu AlpFUTUR. Die Vor- studienergebnisse wurden den Bundes- ämtern BLW, BAFU, ARE und VBS im Frühjahr 2008 präsentiert. Neben diesen Bundesämtern wurden zahl- reiche Stakeholder aus Kantonsver- waltungen, Land- und Alpwirtschaft, Umweltverbänden und Tourismus kon- taktiert, um deren Fragen und For- schungsbedarf zu eruieren (siehe weiter unten und auch lauber et al. 2008).

Während der Vorstudie wurden zudem Kontakte mit interessierten Forschen- den aus verschiedenen Forschungsin- stitutionen aufgebaut, deren inzwi- schen formulierte Teilprojekte das Gerüst des Verbundprojektes bilden.

Struktur des Verbundprojektes

Am Verbundprojekt AlpFUTUR betei- ligen sich 11 Forschungsinstitutionen der gesamten Schweiz. In 18 Teilpro- jekten und sechs schweizweiten Fall- studienregionen werden Antworten zu den erhobenen und weiter entwickelten Forschungsfragen erarbeitet. Eine be- gleitende ExpertInnengruppe stellt die Praxisrelevanz der einzelnen Projekte während der ganzen Laufzeit sicher und hilft beim Ergebnis- und Erkennt- nistransfer in Politik und Praxis. Die Resultate der einzelnen Teilprojekte werden in einer abschliessenden Syn- these zusammengeführt.

AlpFUTUR legt los

Rechtzeitig zur neuen Alpsaison nahm das inter­ und transdisziplinäre Verbundprojekt AlpFUTUR seine Forschungstätigkeit (2009–2013) auf.

Mit den ersten Kuh­ und Rinderherden auf den Alpen begannen auch erste Forschende mit ihren Feldarbeiten, sie überprüften ihre Forschungsdesigns und koordinierten sich mit anderen Teilprojekten. Doch wozu und weshalb braucht es überhaupt Forschung zu und auf den Schweizer Alpen? Man könnte doch meinen, dass die Jahrhunderte, ja gar Jahrtausende alte Tra­

dition der Viehsömmerung in der Schweiz ökologisch angepasst und dank des traditionellen Erfahrungswissens optimal betrieben wird.

Rosa Böni

AlpFUTUR is a joint venture of 11 Swiss research institutions. Resarch will take place in 6 case study areas where the local stakeholders will be involved with a view to translating the findings of the different individ- ual projects into practical solutions.

Although there is a long tradition and considerable ecological know-how in managing alpine pastures, a fresh approach has become necessary be- cause the context of this still import- ant part of the Swiss agricultural system is rapidly changing. Farmers will have to respond to economic changes, new policies and different values and expectations of their customers and society in general.

Policy makers will need new tools to deal with the effects of climate change and new ways of farming in order to steer the development in the desired direction.

Forschungsfragen

Die Forschenden des Verbundprojektes werden u.a. Antworten auf folgende Fragen erarbeiten: Wie entwickelt sich der Bedarf nach Sömmerung und Alp- betrieben in den nächsten zwei Jahr- zehnten? Wie und welche Tiere werden künftig gesömmert werden und welche Entwicklungen finden auf Seite der Alpbesitzenden statt bzw. werden er- wartet? Was sind die künftigen Anfor- derungen an Alppersonal und welche Rolle spielt dieses (und weshalb) für die Zukunft der Alpwirtschaft? Ist die Sömmerung unter den aktuellen Bedin- gungen wirtschaftlich und was muss erfüllt sein, damit sie es allenfalls blei- ben oder werden kann? Wie hat sich der Markt für Alpprodukte in den letzten Jahren entwickelt und was ist zu erwar- ten? Wie können neue Alpprodukte erfolgreich vermarktet werden? Wie wirkt sich der alp- und landwirtschaft- liche Nutzungswandel auf den Alp- flächen auf die Biodiversität und die Landschaft aus? Und wie auf die Naturgefahrensituation? Wie steht die Gesellschaft dem Wandel gegenüber?

Welchen Kriterien und Überlegungen sollen künftige Investitionen in die Alpinfrastruktur folgen, damit die Ver- hältnismässigkeit von Nutzen (Ertrag) und Aufwand nicht ins Ungleich-

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Inf.bl. Landsch. 74, 2009 5

Wenn der Dreck weg ist

Eine Buchbesprechung von Peter Longatti

Unsere westlich­sesshafte Zivilisation begann vor etwa 7000 Jahren in Mesopotamien mit der Erfindung des Pflugs und wird auch damit enden, wenn das ganze Ackerland wegerodiert ist. Wir können aber den Pflug aufgeben und den Boden erhalten. Das ist die Botschaft von Montgomery.

Die nicht vom Wasser bedeckte Erd- oberfläche ist von einer dünnen Haut überzogen, in der die Nährstoffe für alle Lebewesen produziert und um- gewandelt werden: der Boden, auf dem die Pflanzen wachsen. Diesen klassifizieren Bodenkundler seit lan- gem nach verschiedenen Gesichts- punkten, aber für die meisten Leute

ist das einfach Dreck, der einem die Schuhe schmutzig macht. Dreck ist überall auf der Welt einfach da und deshalb auch nichts wert, wie einem scheint. Die Wissenschafter sehen aber, dass Boden verschwinden kann, und sie untersuchen auch, wie er laufend neu aufgebaut wird: Durch Verwitterung des darunterliegenden

Gesteins, grundsätzlich, gefolgt von chemischen, physikalischen und bio- logischen Prozessen.

Die Grundlage

Montgomerys Buch kreist um die einfache Frage, wie schnell sich ein Boden bildet und wie schnell er weg- transportiert wird – Erosion durch Wind und Wasser. Die Erosion ist unter natürlichen Umständen langsamer als der Aufbau des Bodens; dieser Tat- sache verdankt das ganze Leben auf dem Land seine Existenz. Um sich ausbreiten zu können, mussten die Pflanzen in der Lage sein, die natür- lichen Erosionskräfte so abzubrem- sen, dass ihre Nahrungsgrundlage sich ebenfalls aufbauen konnte.

Dass sich das aber geändert hat, seit der Mensch Ackerbau betreibt, haben schon die alten Griechen zum ersten Mal festgestellt, und dann auch wieder Montgomery, D. R., 2007:

Dirt: the Erosion of Civilizations.

Los Angeles, London, University of California Press Berkeley. 285 S.

gewicht fällt? Besteht ein politischer Handlungsbedarf und allenfalls wel- cher?

Teilprojekte – Beispiele

Teilprojekte, die im Frühjahr 2009 ihre Arbeit aufgenommen haben, sind unter anderem:

Das Teilprojekt «AlpFusion» der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW untersucht Fusionen von Alpen und Alpwirt- schaftsbetrieben, die durch den Struk- turwandel ausgelöst werden. Dahinter steht die These, dass Fusionen mög- licherweise gesteuert werden sollten, um eine vielfältige Kulturlandschafts- entwicklung im Sömmerungsgebiet weiter zu ermöglichen. Aktuelle Ent- wicklungen und wichtigste Gründe für Alp-Zusammenlegungen werden eben- so analysiert wie bestehende Steue- rungs- und Planungsinstrumente und bisherige Wirkungen auf die Kultur- landschaft. Auf dieser Basis werden Empfehlungen entwickelt, die im Prozess der alpwirtschaftlichen Struk- turbereinigungen verwendet werden können (Kriterien, mögliche Auswir- kungen, erfolgreiche Beispiele usw.).

Das Teilprojekt «Politikanalyse», das an der WSL bearbeitet wird, untersucht die im Sömmerungsgebiet wirksamen Politiken auf Wirksamkeit, Vollzug und Konsistenz und legt dabei einen

besonderen Fokus auf die Wirkung der Sömmerungsbeitragsverordnung (SöBV). Aus den Arbeiten werden modellgestützte und wirksamkeitsge- prüfte Empfehlungen für neue sowie zu optimierende Instrumente resultieren.

Das Teilprojekt «Nutzungsintensität»

von Agroscope Reckenholz-Tänikon ART stellt die sich verändernde Be- wirtschaftung von Alpweiden ins Zentrum. Es soll aufzeigen, wodurch sich Unter- oder Übernutzung von Sömmerungsweiden auszeichnet und welche Kriterien bestimmen, ob Flä- chen übernutzt, unternutzt oder gänz- lich aufgegeben werden.

Untersuchungsregionen

Die sechs Fallstudienregionen sind über alle biogeografischen Regionen der Schweiz verteilt. Neben Feldfor- schung finden in den Fallstudienregi- onen auch Umsetzungsmassnahmen statt. Dazu werden auch lokale Stake- holder eingebunden und es wird die Bevölkerung vor Ort informiert, um eine breite Akzeptanz für das Projekt zu erreichen und die lokale Umsetzung sicherzustellen.

Beispielsweise fand zum Projektstart und zur Knüpfung von Kontakten mit den AlpFUTUR-Forschenden Anfang Juni ein Besuch in der Fallstudienregi- on Wallis statt. Im Oktober, nach der Alpsaison, wird eine offizielle Kick-

Off-Veranstaltung Forschende, Pro- jektkoordination, Geldgeber und Stake holder in Obwalden (auch eine Untersuchungsregion) zusammenbrin- gen. Eine zweite Staffel von Projekten wird voraussichtlich im Herbst 2009 die Forschungstätigkeit aufnehmen.

Die Website www.alpfutur.ch liefert zusätzliche Informationen zum Ver- bundprojekt. AlpFUTUR steht in engem und regelmässigem Austausch u.a. mit den Forschungsverbünden MOUNTLAND und AgriMontana.

Literatur:

baur P.; bebi P.; gellricH m.;rutHerFord G., 2006: WaSAlp. Waldausdehnung im Schweizer Alpenraum. Eine quantitative Analyse naturräumlich er und sozio- ökonomischer Ursachen unter besonde- rer Berücksichtigung des Agrarstruktur- wandels. Schlussbericht. WSL, Bir- mensdorf. Internet: www.wsl.ch/forschung/

forschungsprojekte/waldausdehnung_alpen- raum/downloads/schlussbericht.pdf (Zugriff:

09.03.2009).

lauber s.; seidl i.; böni r.; Herzog F., 2008: Sömmerungsgebiet vor vielfäl- tigen Herausforderungen. Agrarfor- schung 15: 11-12.

Landwirtschaftlicher Beratungsdienst des LBBZ Plantahof (2007). Situationsbe- richt Alpwirtschaft, im Kanton Graubün- den 2001 – 2005. Fact Sheet ‚Kanton’, Ilanz, http://www.gr.ch/DE/institutionen/

verwaltung/dvs/alg/dokumentation/agrarmass- nahmen/Dokumentliste%20Agrarmassnah- men/Fact_Sheet_Kanton_V5.pdf (Zugriff 23.7.09)

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