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Archiv "NS-ZEIT: Unglaubliche Reaktion" (18.01.1990)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

B R I

HEILPRAKTIKER

Zu dem „seite eins"-Beitrag

„Etikettenschwindel" in Heft 46/1989:

Diskriminierung

Am 1. Oktober 1989 hat in Nordrhein-Westfalen die SPD eine Aufwertung des Heilpraktikerberufes verfügt.

Da die Gesundheit der Bevöl- kerung Ziel sämtlicher Hei- lungsberufe sein muß, wird durch eine Landesregierung in der Bundesrepublik Deutschland die lange, teure, auch der Naturheilkunde ver- pflichtete ärztliche Ausbil- dung für überflüssig erklärt.

Das Ministerium Hermann Heinemann diskriminiert auf diese Weise den deutschen Arzt gegenüber der Bevölke- rung und allen übrigen euro- päischen Staaten.

Wir werden bei den politi- schen Wahlen 1990 Gelegen- heit haben, hoffentlich ein- stimmig, darauf zu antworten.

Dr. med. Kurt Weidner, Lechnerstraße 31, 8026 Eben- hausen

Manifestation von Primitivität

Man muß hinsichtlich Ideologie und Motivation Verständnis haben, wenn ein Minister in Nordrhein-West- falen die gewerbsmäßige Aus- übung der Laienheilkunde fördern will.

Bei dem Primitiv-Weltbild von Rasse, Blut und Boden wurde die Kurpfuscherei von den Nazis (besonders vom versponnenen Heß), legali- siert und favorisiert.

In unserer Zeit der „den- kenden" Computer und der Gentechnologie verliert ein Teil der Bevölkerung die tra- gende geistige Basis, weil er sich bei cognitiver Insuffi- zienz nicht wissenschaftlich fundierter Wahrheiten bedie- nen kann. Dem so entstehen- den Vakuum durch Verlust von Primitivität, die bisher durchaus positiver Besitz war, wird durch Eintauchen in noch mehr Irrealität begeg- net. So sind die Auswüchse

der Bio- und Natur-Welle und das (finanziell einträg- liche!) explosive Anwachsen der Laienheilkunde verständ- lich.

Wohin aber politische Ma- nifestation von Primitivität führen kann, zeigt unter an- derem Berlin, wo die Zukunft der weltweit geachteten Aka- demie der Wissenschaften auf dem Altar der neuen Dummheit geopfert werden soll. Warum sollen Politiker in Nordrhein-Westfalen an- ders sein?

Dr. med. Ewald Behne, An der Jordanquelle 16, 4792 Bad Lippspringe

Doppelzüngig

Die Ärzteverbände müs- sen sich nun einmal entschei- den, ob sie gegen mangelnde Qualifikation von Heilprakti- kern oder gegen deren Quali- fikationsanstieg sind — gegen beides jedenfalls geht nicht.

Oder will man das zweite par- tout verhindern, um das erste weiterhin ungehemmt tun zu können? Das wäre doppel- züngig.

Wenn es einem um das Wohl der Patienten ginge, müßte man eigentlich alles begrüßen, was einer gründ- licheren Gefahrenabwehr dient. Die kritisierte Über- prüfungsregelung von Nord- rhein-Westfalen orientiert sich am Tätigkeitsfeld der Heilpraktiker und ist in kei- ner Weise geeignet, dieses zu verändern oder gar in ärzt- liche Bereiche zu rücken.

Karl F. Liebau, Heilsbach- straße 30, 5300 Bonn 1

Nicht zu verstehen

Sie wettern gegen einen neuen Erlaß der Heilprakti- kerverordnung Nordrhein- Westfalen.

Ich kann Ihre Erregung überhaupt nicht verstehen.

Nachdem, was von den Heil- praktikern nun gefordert wird, ist ein ausführliches Medizinstudium erforderlich, so daß erst ein versierter Arzt, der zu den beschriebe-

nen Hilfemaßnahmen und differentialdiagnostischen Er- wägungen befähigt ist, sich sekundär für ein Heilprakti- ker-Dasein entscheiden kann.

Dr. med. Frank, Kreis- krankenhaus, Mühlenkamp 5, 244 Oldenburg

ASYLANTEN

Zu der Ausgabe von Kranken- scheinen mit dem Aufdruck „Asyl- bewerber" in Rheinland-Pfalz:

Schlechterbehandlung ist Unrecht

In Rheinland-Pfalz wer- den an Flüchtlinge Kranken- scheine mit rotem Aufdruck

"Asylbewerber" ausgegeben.

Die zuständige Sozialministe- rin hat dazu öffentlich er- klärt, Asylbewerber sollten ausschließlich akute ärztliche Notfall- und Schmerzbehand- lung erhalten.

Ich habe der Ministerin mitgeteilt, daß ich diese Re- gelung — die ja im Prinzip bundesweit gilt — bewußt miß- achten werde. Ich werde je- den Patienten ohne Ansehen der Person, der Herkunft, des rechtlichen Status, der Reli- gion oder Rasse nach bestem Vermögen nach den Regeln der ärztlichen Kunst behan- deln. Darauf bin ich nach der Berufsordnung, nach dem hippokratischen Eid, nach meinem christlichen Glauben und nach dem Grundgesetz der BRD verpflichtet.

Im GG Artikel eins heißt es: „Die Würde des Men- schen ist unantastbar." Die Diskriminierung von Asylbe- werbern bei der Erhaltung ih- rer leiblichen Unversehrtheit wäre ein eklatanter Verstoß hiergegen, würde das doch Menschen zweiter Klasse schaffen.

In Artikel 2.2 heißt es:

„Jeder hat das Recht auf Le- ben und körperliche Unver- sehrtheit." Schließt das nicht Ausländer ein? Schließt das nicht Maßnahmen zur Erhal- tung der Unversehrtheit ein, etwa eine vorbeugende Be- handlung? Artikel 3.3 lautet:

„Niemand darf wegen . . . sei-

ner Rasse, seiner Heimat und Herkunft . . . benachteiligt oder bevorzugt werden." Das spricht für sich!

Nach Artikel 1.3 ist dies alles „unmittelbar geltendes Recht". Deshalb ist meines Erachtens die Forderung nach Schlechterbehandlung der Flüchtlinge Unrecht und ungültig. Es ist eine Apart- heid in der Medizin, die die deutsche Ärzteschaft nicht schlucken kann. Es ist genug, daß sie damals die Judenge- setze geschluckt hat. Ich wür- de mir wünschen, daß alle Ärzte dieses Gesetz offen mißachten — das würde es schnell zu Fall bringen!

Dr. med. Helmreich Eber- lein, Zur Bleiche 14, 2390 Flensburg

NS-ZEIT

Zu dem Leserbrief „Verstehen, nicht verbergen" in Heft 39/1989 schreibt der Autor:

Unglaubliche Reaktion

. . . Ich konnte es selbst nicht glauben, aber unglaubli- cherweise bekam ich Brief auf Brief von überall her.

Darin wurde mir gedankt und die Hoffnung ausgedrückt, daß die deutsche Zukunft sich entwickeln wird. Ich ver- suche, jeden Brief persönlich zu beantworten, was nicht so leicht ist. Zwei unangenehme Briefe sind auch angekom- men. Einer sagte mir, daß Ärzte, die im ersten Welt- krieg dekoriert waren, keine Probleme hatten. Diesen Brief habe ich ignoriert. Der zweite sagte, daß mein Onkel zu jung war. Er war jung für seine Stellung, aber ich versu- che dem Schreiber zu zeigen, daß es möglich und doch so war! Hoffen wir, daß der Brief hilft, meinen jungen Kollegen etwas für eine fried- liche und weise Zukunft zu geben.

Nochmals herzlichen Dank für Ihren Mut, den Brief zu veröffentlichen.

Ernst Philipp, M.D. (Bri- stol), F.R.N.Z.C.G.P., The Penthouse, 99 The Terrace, Wellington, 1.

A-90 (6) Dt. Ärztebl. 87, Heft 3, 18. Januar 1990

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