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Archiv "PSYCHIATRIE: Fehlender Praxisbezug" (02.11.1989)

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PSYCHIATRIE

Zu dem Kommentar „Psychia- trie-Reform: Politik an Rhein und Ruhr" von Harald Clade in Heft 36/1989:

Fehlender Praxisbezug

Der Kommentar trieft im ersten Teil förmlich vor Un- wissen und sachlich falschen Informationen, die er dann ideologisierend an die Leser bringt.

Hintergrund ist, daß das Land Nordrhein-Westfalen in einem Modellversuch die An- bindung psychiatrischer Pfle- ge an 16 Sozialstationen er- probte. Die Auswertung er- gab positive Ergebnisse und nun steht die flächendecken- de Umsetzung der Anbindung

psychiatrischer Pflege an So- zialstationen an.

Dies gewährt(e) endlich psychisch Kranken gleiche Behandlung wie sie für soma- tisch Kranke seit Jahren un- umstritten ist (wenn die Krankenkassen ihren Anteil endlich übernähmen). Die Verordnung dieser Pflege muß durch die niedergelasse- nen Ärzte erfolgen, wie dies für jeden somatisch Kranken selbstverständlich auch er- folgt. Die Position der nieder- gelassenen Kollegen wird da- mit gestärkt und nicht ge- schwächt, wie der Artikel sug- geriert.

Im zweiten Teil wird dann die „Psychiatriereform als Tor zur erweiterten Staats- medizin" als Angstgespenst heraufbeschworen, aufge- hängt an der Anstellung von Psychiatriekoordinatoren im kommunalen Bereich. Deren Aufgabe ist es, für die im letz- ten Teil des Kommentars be- schriebene notwendige enge Zusammenarbeit der Dienste und Einrichtungen, die die psychosoziale und psychiatri- sche Versorgung tragen, zu sorgen sowie für den Ausbau ergänzende Angebote — zu- sammen natürlich auch mit den niedergelassenen Ge- bietsärzten, den freien und

Dt. Ärztebl. 86, A-3249

Mit dem ersten in Deutschland zuge- lassenen ACE-Hemmer aus europä- ischer Forschung werden die Labo- ratoires Servier in Kürze ein hoch- wirksames Antihypertonikum anbie- ten können. Bei täglich einmaliger Einnahme in kleinster Dosierung (4 mg) kontrolliert das neue Medika- ment über 24 Stunden den systoli- schen und diastolischen Blutdruck optimal. Seine geringen Nebenwir- kungen und ausgezeichnete Verträg- lichkeit lassen die Verordnung bei allen Hypertonikern zu, selbst bei Patienten mit Begleiterkrankungen.

Besonders hervorzuheben ist die rege- nerative Wirkung des Präparates auf die hypertoniebedingten pathologischen Ver- änderungen der arteriellen Gefäßwän- de. In klinischen Studien wurde eine Verbesserung der elastischen und struk- turellen Eigenschaften der Arterien hy- pertoner Patienten nachgewiesen.

Der neue ACE-Hemmer:

bei kleinster Dosierung große Wirkung

Die Entwicklung des neuen ACE- Hemmers ist das Ergebnis von zwan- zigjähriger eigener Forschung auf dem Gebiet des Bluthochdrucks. Die Labo- ratoires Servier, 1954 von Dr. Jacques Servier in Orleans gegründet, verzich- ten auf Lizenzproduktionen und Joint Ventures. Das Bestreben des französi- schen Privatunternehmens liegt in der Weiterentwicklung des wissenschaftli- chen und medizinischen Fortschritts durch eigene, weltweit durchgeführte Forschung. Mit inzwischen über einer Milliarde DM Umsatz gehört Servier zu den 50 umsatzstärksten pharmazeu- tischen Unternehmen der Welt. Der erste ACE-Hemmer mit europäischer Zulassung in 12 EG-Ländern und der Schweiz bestätigt die Ziele des dyna- mischen Unternehmens: neben effi- zienter Forschung neue Medikamente schnell und weltweit einzuführen.

Dr. Jacques Servier gründete 1954 die Laboratoires Servier

Mehr als ein Viertel seines Umsatzes - überdurchschnittlich viel - investiert das Unternehmen in seine Forschung.

Die Forschungsschwerpunkte sind die Bereiche kardiovaskuläre Pathologie, arterielle Hypertonie, Migräne und Rheuma, Pneumologie (besonders Bronchitis und Asthma), Stoffwechsel- krankheiten, Psychiatrie (Antidepressi- va, Anxiolytika, Antipsychotika), Phle- bologie und Onkologie.

Für die Zukunft ist eine stärkere Ex- pansion auf internationaler Ebene ge- plant. Mit der Produktpalette aus- schließlich aus Eigenentwicklungen, dem jährlich um 15 Prozent steigenden

Servier/Itherapia:

ein dynamisches Unter- nehmen wächst weiter

Umsatzvolumen und der dynamischen Unternehmenspolitik wird dies den La- boratoires Servier gelingen. Schon jetzt ist das Unternehmen in 120 Ländern vertreten. Für die Bundesrepublik wird Itherapia Pharmavertrieb GmbH, München, die Produkteinführung über- nehmen und alle notwendigen wissen- schaftlichen Informationen erteilen.

Durch die Qualität der innovativen Produkte dieses etwas anderen Phar- maunternehmens wird Servier/ Ithera- pia auch in Deutschland bald kein Unbekannter mehr sein.

Anzeige:

Neuer ACE-Hemmer zugelassen

Laboratoires Servier/Itherapia gehen einen Schritt

weiter in der Hypertoniebehandlung.

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

kommunalen Trägern und Diensten.

Jeder Gebietsarzt kann ei- gentlich nur fordern, daß die- se Arbeit geleistet wird, damit besonders seine schwer be- troffenen psychiatrischen Pa- tienten, die außer der ärzt- lichen Behandlung notwendi- gen Hilfen der Wiedereinglie- derung, auch tatsächlich vor Ort erhalten können.

Dem Kommentator fehlt sichtlich der Bezug zur psych- iatrischen Praxis, sonst wüßte er, daß es eine Gruppe beson- ders betroffener psychiatri- scher Patienten gibt, die aus Krankheits- und zunehmend.

sozialen Gründen keine ver- trauensvolle dauerhafte Arzt- Patienten-Beziehung haben, sondern aufgesucht werden müssen, mühsam motiviert und unterstützt, etwas für sich zu tun, etwa ärztliche Be- handlung aufzusuchen. Dies ist schon aus fehlender Finan- zierung für niedergelassene Ärzte kaum machbar. Um diese Menschen kümmern sich sozialpsychiatrische Dienste, meist bei Kommu- nen oder freien Trägern an- gesiedelt. Sie sind wahrlich keine Konkurrenz für die nie- dergelassenen Ärzte, sondern notwendige Ergänzung und zur Zusammenarbeit gerne bereit.

Glücklicherweise ist diese Zusammenarbeit vor Ort gut

— ganz anders als der Kom- mentar vermuten läßt — zu- mindest zeigt mir das meine jetzt 12jährige Tätigkeit im Psychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes der Stadt Köln.

Dr. Inge Theisohn- Schwedhelm, Ärztin für Psychiatrie — Psychotherapie, Grevenstraße 91, 5000 Köln 91

Keine Kenntnis der Erfahrungspraxis

Der Verfasser des Kom- mentars sagt für die betroffe- nen Patienten wie für die en- gagierten Reformer erstaun- liche Dinge. Er möchte die psychiatrische Versorgung der Bevölkerung vor Schaden

bewahren und vor allem die

„vertrauensvolle dauerhafte Arzt-Patienten-Beziehung aufbauen" und er konzidiert, daß das durch eine enge Zu- sammenarbeit mit Psycholo- gen, Sozialarbeitern, Pflegern und heilpädagogischen Be- rufsgruppen möglich sei. Er greift damit auf Erfahrun- gen aus multiprofessionellen Teams zurück, ohne diese je- doch verstanden zu haben.

Denn in welchem dieser Teams würde die Sozialarbei- ter-Patienten-Beziehung, die Schwestern-Patienten-Bezie- hung und die Psychologen- Patienten-Beziehung sich re- duzieren lassen auf eine Zu- lieferungsbühne für die

„Arzt-Patienten-Beziehung".

Der Kommentator ist also entweder ein psychiatrischer

— weder nach links noch nach rechts schauender — Einzel- kämpfer aus Klinik oder Pra- xis oder vielleicht eher ein Verbandsfunktionär, der sich um diese Einzelkämpfer Sor- gen macht.

Dieser Einsatz hat in sich seine Berechtigung. Bedauer- lich ist, daß sein Kommentar nicht getrübt wird mit Wissen aus den zahlreichen Veröf- fentlichungen zur Psychiatrie- Reform. Er hat auch wohl keine Kenntnis der breiten Erfahrungspraxis moderner Psychiatrie aus den Nieder- landen, den skandinavischen Ländern, aus Frankreich und England, um die wichtigsten zu nennen.

Selbst die einzige Quelle, die der Kommentator be- nutzt, die „Nervenarztstudie 1988", zitiert er willkürlich und einseitig. So verschweigt er zum Beispiel, daß die psychiatrische Versorgung nur zu etwa einem Drittel von den Nervenärzten geleistet wird. Würde er sich die Er- gebnisse der „Empfehlung der Expertenkommission der Bundesregierung zur Reform der Versorgung im psychiatri- schen und psychotherapeu- tisch-psychosomatischen Be- reich" angesehen haben, wür- de er wissen, daß das Versor- gungsdefizit bei den Nerven- ärzten noch wesentlich grö- ßer ist. Er scheint auch nicht

die Arbeiten zu kennen, wel- che die gute Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Nervenärzten und sozialpsy- chiatrischen Diensten und Kliniken beschreiben und aus denen zu entnehmen ist, daß das Klientel jeweils sehr un- terschiedlich ist.

Die Hauptspeerspitze des Kommentators richtet sich je- doch gegen die „Politik an Rhein und Ruhr", gegen den Innenminister Heinemann, der es wagen würde, „im Al- leingang" noch mehr Sozial- staat und noch mehr sozial- psychiatrische Pflege den So- zialstationen zu ermöglichen.

Für Ihre Bemerkung zu den „kräftezehrenden Aufga- ben" der Mitarbeiter in den Sozialstationen und für Ihre Sorge, daß verwaltungsbüro- kratische Maßnahmen zusätz- liche Belastungen für die Mit- arbeiter dieser Sozialstatio- nen darstellt, würden Sie Dank und Zustimmung bei den tatsächlich enorm bela- steten Therapeuten und Hel- fern sozialpsychiatrischer Dienste bekommen.

Sie stellen jedoch Ihre An- teilnahme in Frage, indem Sie die unbedingt notwendige fi- nanzielle und personelle Ver- besserung dieser Dienste in Frage stellen und das mit Blick auf die psychiatrische Versorgung in der Bundesre- publik, die mindestens 20 Jahre in ihrer Entwicklung zurückliegt im Vergleich zu benachbarten Ländern des künftig gemeinsamen Euro- pas. Ich möchte Ihnen poli- tisch wirklich nicht zu nahe treten. Ich muß Ihnen jedoch vermitteln, daß die Verzöge- rung der Psychiatrie-Reform aufgrund der bisher unzurei- chenden Unterstützung durch Politiker, Regierungen und Medien in unserem Land von den Psychiatrie-Reformern in unserem Land wie von den Experten der Nachbarländer als Ausdruck der Tatsache gewertet wird, daß wir noch immer unzureichend die fa- schistische Ausgrenzung psy- chisch Kranker überwunden haben und daß noch immer nur ein Bruchteil der in der Krankenversorgung einge-

setzten Gelder — trotz aller epidemiologischen Nachwei- se über den Umfang — für psy- chisch Kranke zur Verfügung stehen.

Prof. Dr. med. A. Drees, Leiter der Psychiatrischen Abteilung Bertha-Kranken- haus, Maiblumenstraße 1-7, 4100 Duisburg

Schlußwort

Ich darf Ihnen versichern, daß ich mich seit längerer Zeit intensiv mit der gesund- heitspolitischen Dimension und den vielschichtigen Ver- ästelungen des Modellpro- gramms Psychiatrie Nord- rhein-Westfalen ebenso wie mit den beiden vom Bundes- gesundheitsministerium ge- förderten Gutachten „Ner- venarztstudie 1988" sowie mit dem umfangreichen Schluß- gutachten der Expertenkom- mission der Bundesregierung zur Reform der Versorgung im psychiatrischen und psy- chotherapeutisch-psychoso- matischen Bereich befaßt ha- be. Selbstverständlich habe ich den von Ihnen kritisierten Kommentar unter Kenntnis und nach Lektüre der bei- den Gutachten geschrieben.

Bereits früher habe ich im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT in einem umfassen- den Artikel zu den Schluß- empfehlungen der Experten- kommission der Bundesregie- rung Stellung genommen und auf die Komplexität des Gut- achtens hingewiesen. Inso- weit trifft mich Ihr Vorwurf der „Ignoranz" nicht.

Selbstverständlich kommt es auf die gute Zusammenar- beit zwischen niedergelasse- nen Nervenärzten und Psych- iatrischen Diensten und Kli- niken an; nur darum kann es gehen! Insoweit trifft sich Ih- re Auffassung mit der meini- gen.

Nicht auf mir sitzenlassen kann ich Ihren Vorwurf,

"partikularistische Interes- sen" vertreten zu haben.

Wenn Sie mich schon als ei- nen „psychiatrischen Einzel- kämpfer" oder als „Ver- bandsfunktionär" bezeich- A-3250 (6) Dt. Ärztebl. 86, Heft 44, 2. November 1989

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