• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Psychiatrie-Reform: Fachabteilungen schließen Lücken" (27.07.1989)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Psychiatrie-Reform: Fachabteilungen schließen Lücken" (27.07.1989)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

private oder selbsternannte Gre- mien.

Ein Gesetzentwurf der philippi- schen Regierung führte dazu, daß der Generalversammlung eine Er- klärung über die Substitution von verschriebenen Medikamenten vor- gelegt werden wird. Die Behörden in Manila wollen vorschreiben, daß die Ärzte nicht mehr Markenpräparate verschreiben dürfen, sondern nur noch die Stoffbezeichnungen. Der Entwurf der Erklärung des Weltärz- tebundes weist darauf hin, daß einer- seits die Bioäquivalenz konkurrie- render Präparate nicht immer gesi- chert, andererseits der Arzt für die Behandlung verantwortlich ist - wenn der Apotheker ein anderes, nicht äquivalentes Präparat abgibt, übernimmt er damit noch nicht die therapeutische Verantwortung. Des- halb verlangt die Erklärung, daß der Arzt - besonders bei chronischen Er- krankungen - über jede Substitution informiert werden müsse, damit er eventuell die Dosierung überprüfen kann. Substitutionsbedingte Neben- wirkungen oder Behandlungs-Fehl- schläge sollte der Arzt den zuständi- gen Stellen melden.

In einem weiteren „statement"

werden „guidelines" (das ist schwä- cher als das deutsche Wort „Richtli- nien") erörtert, wie der Arzt sich ge- genüber Patienten im langdauern- den Koma („persistent vegetative state", PVS) verhalten soll. In der Tat handelt es sich hier eher um Er- örterungen als um Handlungsanwei- sungen; sie kommen zu dem Schluß, daß ein PVS von zwölf Monaten eine infauste Prognose einschließt - mit den sich an diese Feststellung an- schließenden Konseqenzen.

Ähnliches gilt von einem State- ment-Entwurf über die Transplanta- tion von fötalem Gewebe - es gibt Versuche, mit dieser Technik schwe- re Stadien des Morbus Parkinson zu bessern. Dem Vorentwurf fügte der WMA-Vorstand die Bemerkung ein, daß es sich hier noch immer um Ex- perimente handelt; die bestehenden Vorschriften über die Organtrans- plantation müssen hier mit besonde- rer Umsicht angewandt werden. In- teressant ist ein Kommentar, den der Ärzteverband des Vatikans zur Dis- kusson beigesteuert hat: Hier wird

die „medizinische Indikation" zum Schwangerschaftsabbruch in gewis- sen Grenzen akzeptiert.

In starken Worten verteidigt ein weiterer Statement-Entwurf Tierver-

suche in der Medizin - beginnend mit dem Hinweis darauf, daß die schon erwähnte Deklaration von Helsinki Tierversuche vor dem Be- ginn von „Menschenversuchen" vor- schreibt. Der Kernsatz lautet (über- setzt von Berichterstatter): „Die ärztlichen Organisationen sollen sich jedem Versuch widersetzen, den an-

gemessenen Einsatz von Tieren in der Forschung zu verhindern, weil dieses die Versorgung der Patienten beeinträchtigen würde." Daß den Tieren ein „humane treatment" zu- steht, wird betont. Der Hintergrund für diese von der American Medical Association eingebrachte Erklärung ist die Tatsache, daß militante „Tier- schützer" vor allem in Kalifornien in- zwischen Methoden entwickelt ha-

Psychiatrische Fachabteilungen an Allgemeinkrankenhäusern und Tages- und Nachtkliniken sind un- verzichtbar, um eine kontinuierliche Behandlungskette von der stationä- ren Versorgung über den ambulan- ten Bereich bis hin zu Spezialwohn- heimen, Übergangsheimen, beschüt- zenden Werkstätten u. a. zu garan- tieren. Allerdings werden die Fach- abteilungen an Allgemeinkranken- häusern von den Planungen der Län- der und von der Krankenhausfinan- zierung noch nicht ausreichend be- rücksichtigt. Dies sei aber gesund- heitspolitisch um so dringlicher, als der Ende 1988 vorgelegte Schlußbe- richt einer von der Bundesregierung eingesetzten Experten-Kommission zur Weiterentwicklung der Psychia- trie-Reform semistationäre Einrich- tungen und Fachabteilungen emp- fohlen habe.

Dies ist die Quintessenz eines Grundsatzreferates von Dr. med.

Eugen Wolpert, Chefarzt der psych- iatrischen Abteilung des Elisabe- thenstifts in Darmstadt, Vorsitzen-

ben, die sich gegenüber den For- schern durchaus als „Terrorakte"

ausnehmen.

Außerhalb der Dokumente gab es noch eine Diskussion, die inzwi- schen wohl leider überholt zu sein scheint. Der Ärzteverband der Volksrepublik China hat sich näm- lich dafür interessiert, dem Weltärz- tebund beizutreten. Nur die Tatsa- che stand im Raum, daß bereits eine

„Chinese Medical Association" der World Medical Association angehört - die von Taiwan. Dies paßt den Festlands-Chinesen natürlich nicht.

Aber in diskreten Verhandlungen, vornehmlich vom australischen Past- President der WMA, Dr. Lindsay Thompson, geführt, war die Eini- gung schon so gut wie perfekt: Die Kollegen aus Taiwan waren bereit, sich als „Chinese Taiwan Medical Association" bezeichnen zu lassen.

Aber dies ist jetzt wohl wieder in weiter Ferne . . . bt

der des Arbeitskreises der Leiter psychiatrischer Abteilungen an All- gemeinkrankenhäusern. Nach Anga- ben von Dr. Wolpert gibt es heute rund 100 Spezialabteilungen an Krankenhäusern, immerhin fünfmal soviel als noch 1970, überwiegend an freigemeinnützigen und kleineren Krankenhäusern.

Als völlig unrealistisch und kon- traindiziert bezeichnete Wolpert ei- ne durchschnittliche Abteilungsgrö- ße von 200 bis 250 Betten, wie sie die Enquete (September 1975) noch empfohlen hatte. Jetzt empfiehlt der Expertenbericht, die Abteilungsgrö- ße wesentlich zu reduzieren und die Spezialabteilungen in die allgemeine Krankenhausversorgung zu inte- grieren. Andererseits sollten psych- iatrische Krankenhäuser Außenstel- len an Allgemeinkrankenhäusern bilden, die so weit ausgebaut werden sollten, daß sie die Versorgungsver- pflichtung für einen Teil des ehema- ligen Einzugsgebietes der psychiatri- schen Krankenhäuser übernehmen können. HC

Psychiatrie-Reform:

Fachabteilungen schließen Lücken

A-2142 (28) Dt. Ärztebl. 86, Heft 30, 27. Juli 1989

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Henning Saß, Präsident der DGPPN, betonte, dass psychisch Kranke in der Versorgung nicht ver- nachlässigt werden dürfen, „nur weil ihre Erkrankungen nicht so

Allein die Tatsache, daß die Zahl der niedergelassenen Nerven- ärzte und Psychiater in den letzten Jahren spürbar zugenommen hat (heute rund 2800) und jährlich

Auch wenn die interdisziplinäre Zusam- menarbeit zwischen Klinik und Pra- xen verstärkt werden muß, so muß das Schwergewicht der Versorgung chronisch psychisch

Der Entwurf der Erklärung des Weltärz- tebundes weist darauf hin, daß einer- seits die Bioäquivalenz konkurrie- render Präparate nicht immer gesi- chert, andererseits der Arzt für die

Nach- dem vom Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesund- heitswesen und von der Führungs- spitze des Bundesarbeitsministeri- ums die personellen, finanziellen

16 der insgesamt 480 Sozialsta- tionen des Landes sollen damit be- auftragt werden, über die bisherigen ohnehin schon kräftezehrenden Auf- gaben hinaus sich auch aktiv in die

Ausgezeichnete Eng- lischkenntnisse sind Pflicht; jeder Teilnehmer muß für die einzelnen Sit- zungen von der Arbeit freigestellt werden – „wegen der hohen Arbeits-

Tarivid soll Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase sowie Schwangeren und Stillen- den nicht verabreicht werden, da keine Erfahrungen über die Sicherheit der Anwendung