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Den Bund wachrütteln | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Stellungnahmen

29 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 11-2013

«Wir wollen die Entwicklung von Meggen steuern und verhindern, dass das Dorf über- altert, unsere Schulhäuser verwaisen und den 80 Vereinen das Personal ausgeht.» Dies sagte 2010 Arthur Bühler, damaliger FDP-Ge- meindeammann der reichsten Luzerner Ge- meinde, und er verlangte den Bau von preis- günstigen Wohnungen für Familien. Diese Entwicklung kennen wir auch aus Zug sowie von Gemeinden am Zürichsee.

«Die Sanierung aller Gebäude bis zum Jahr 2050 kostet 280 Mrd. Franken», führte Beat Vonlanthen, Direktor der Konferenz der kantonalen Energiedirektoren, vor gut einem Jahr aus. Die Energiewende ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine sozialpolitische. Denn ohne Begleit- massnahmen vernichten die hohen Sanie- rungskosten preisgünstigen Wohnraum.

«Der Landschaftsschutz und die Eindäm- mung der Zersiedelung erfordern eine stärkere Verdichtung», schrieb GLP-Nationalrat Beat Flach vor der Abstimmung zum neuen Raum- planungsgesetz. Dessen Revision war die rich- tige Antwort auf den Wunsch, nicht mehr endlos Land einzuzonen. Die Umsetzung stellt aber ebenfalls eine Herausforderung dar.

Renditedruck auf dem Immobilienmarkt Zu diesen Themen kommt als übergeord- nete Klammer der Renditedruck auf dem Wohnungsmarkt hinzu. In der Schweiz ist viel Geld vorhanden, das gewinnbringend angelegt oder mindestens ohne Verlust par- kiert werden will. Immobilien sind für Priva- te wie für institutionelle Anleger interessant.

Dies treibt aber die Bodenpreise, die Liegen- schaftspreise wie auch die Mieten in die Hö- he. Ein Mietrecht, das im zentralen Punkt der Preisgestaltung nicht greift, tut das seine noch dazu. Die Anfangsmieten in den Hot- spots steigen weiter massiv an. Mietern darf gekündigt werden, um von einem neuen Mieter einen höheren Mietzins zu erhalten, und die Koppelung der Mieten an den Refe- renzzinssatz funktioniert nur in eine Rich- tung: nach oben.

Schaut man dieser Entwicklung zu, so geht sie geradewegs in die Richtung gewisser europäischer Grossstädte: Wer nicht ein grosses Portemonnaie hat, wird immer wei- ter aus den Zentren verdrängt und muss län-

gere Wege in Kauf nehmen, während die In- nenstädte ihre Durchmischung verlieren.

Es gibt aber auch eine Gegentendenz: In der Stadt Zürich, welche traditionell einen starken Anteil des gemeinnützigen Woh- nungsbaus kennt, wird hart um dessen Aus- dehnung gefeilscht. Auch in Luzern hat der Stadtrat nach einer Abstimmung seine Be- mühungen massiv verstärkt. In Genf wurde ein Pakt geschlossen, um verstärkt die ge- meinnützigen Wohnbauträger zu fördern.

Kleinere Gemeinden suchen individuelle Lö- sungen zur Förderung des preisgünstigen Wohnens. All dies reicht noch nicht – vor al- lem kann diese Aufgabe nicht allein den Ge- meinden und allenfalls den Kantonen über- lassen werden. Der Bund ist ebenfalls in der Pflicht, doch er ziert sich. Im Bereich Raum- planung will er nun zwar erste Massnahmen umsetzen, Geld sprechen aber nicht. Und zu Massnahmen, welche die gröbsten Auswüch- se auf dem Mietwohnungsmarkt angehen würden, kann er sich nicht durchringen.

Der Bund muss die Zügel in die Hand nehmen

Um die geballte Herausforderung der Energiewende, der Schonung der Grünflä- chen, neuen Ansprüchen ans Wohnen inklu- sive einer wahrscheinlich anhaltenden Zu- nahme der Bevölkerung annehmen zu können, braucht es eine starke Antwort. Pa- tentrezepte gibt es nicht, aber ein Zusam- menspiel von verschiedenen Massnahmen:

Der Bund soll frei werdende Grundstücke an Genossenschaften verkaufen. Er soll über die Raumplanung dafür sorgen, dass die Kanto- ne preisgünstigen Wohnraum schützen, statt Villenzonen auszuscheiden. Er muss selber wieder Geld in die Hand nehmen und die krassen Auswüchse auf dem Mietwohnungs- markt unterbinden. Weiter muss er das Ge- bäudeprogramm so ausgestalten, dass preis- günstiger Wohnraum erhalten werden kann.

Im Sommer setzte der Bundesrat die Ar- beitsgruppe «Wohnungspolitischer Dialog»

ein. Der Mieterinnen- und Mieterverband setzt grosse Hoffnungen auf diese Runde aus Städten, Kantonen und dem Bund, damit auf Bundesebene endlich Bewegung entsteht und die Massnahmen des Bundes griffiger werden. Es ist schon längst Zeit dafür!

Den Bund wachrütteln

Landauf, landab wird die Wohnpolitik diskutiert. Die Menschen sind beunruhigt über horrende Aufschläge bei Wiedervermietungen, Massen- kündigungen oder die massiv steigenden Bodenpreise. Während einige Städte Gegensteuer geben, bleibt der Bund weitgehend untätig. Er sollte schleunigst umdenken.

Michael Töngi Generalsekretär Schweizerischer Mieterinnen- und Mieterverband, Bern

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