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Fußball als Ansatz zur Entwicklung interkultureller Kompetenzen in der Schule: Ein Unterrichtskonzept für die Sekundarstufe.

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Academic year: 2022

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Fußball als Ansatz zur Entwicklung interkultureller Kompetenzen in der Schule: Ein Unterrichtskonzept für die

Sekundarstufe

Diplomarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Naturwissenschaften

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Christian KAUTZ

Am Institut für Sportwissenschaften

Begutachterin: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Andrea Paletta

Graz, 2017

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Eidesstaatliche Erklärung:

Ich, Christian Kautz, erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Graz, Mai 2017 Unterschrift:

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mich im Laufe meines Studiums und bei der Entstehung meiner Diplomarbeit begleitet und unterstützt haben.

Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen Eltern, die immer für mich da waren und mich in jeder Lebenslage unterstützt haben. Danke, dass ich auf eure seelische und finanzielle Unterstützung zählen durfte. Ein weiterer Dank geht an meine Schwester Andrea, auf die ich mich zu jedem Zeitpunkt meines Lebens verlassen kann.

Ein ganz besonderer Dank geht an meine Freundin Daniela, die mich mit all ihrer Liebe über das gesamte Studium begleitet, stets motiviert und in jeder Hinsicht unterstützt hat. Danke, dass du immer für mich da bist!

Ebenfalls möchte ich mich bei all meinen Freunden, Studienkolleginnen und Studienkollegen für eine unvergessliche Studienzeit bedanken.

Abschließend möchte ich mich noch bei meiner Betreuerin Frau Dr. Andrea Paletta bedanken.

Danke für die Betreuungszusage trotz Überbuchung an Diplomanden. Durch ihre hilfreichen Ratschläge und kompetente Unterstützung fiel mir das Schreiben um einiges leichter. Vielen Dank dafür!

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Kurzzusammenfassung

Die vorgelegte Diplomarbeit „Fußball als Ansatz zur Entwicklung interkultureller Kompetenzen in der Schule: Ein Unterrichtskonzept für die Sekundarstufe“ gliedert sich in einen theoretischen und in einen praktischen Teil. Im Theorieteil werden die Begriffe Migration und Integration definiert, wissenschaftlich analysiert und bearbeitet. Bezüglich der Migration wird unter anderem auf die aktuelle Situation in Österreich und auf die unterschiedlichen Ursachen, Formen und Folgen eingegangen. Außerdem wird beschrieben, welchen Beitrag der Sport zur Integration leistet, wobei die Vielfalt des Sports genauer erläutert wird. Ein weiteres Kapitel widmet die Arbeit dem Fußball als Integrationsmotor mit ihrer Geschichte, Entwicklung und Faszination. Das Kapitel Fußball in der Schule zur Förderung interkultureller Kompetenzen beinhaltet neben den allgemeinen Lehr- und Lernzielen auch die pädagogischen Ziele des Fußballs. Hierbei wird auf die zu vermittelnden interkulturellen Kompetenzen der Sportart Fußball im Unterrichtsfach Bewegung und Sport eingegangen.

Der praktische Teil bietet einen Kurs für ein mögliches Unterrichtskonzept für die Sekundarstufe an. Die zwölf aufeinander aufbauenden Unterrichtseinheiten umfassen eine Vielfalt an unterschiedlichsten Übungen und sind für die Einbettung in ein Kurssystem konzipiert. Neben der Erlernung und der Verbesserung der technischen und taktischen Fähigkeiten des Fußballspiels ist die Entwicklung der interkulturellen Kompetenzen ein Hauptziel dieses integrativen Fußballkurses.

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Abstract

This diploma thesis with the title “Soccer as an approach to the development of intercultural competences in school: A teaching concept for Middle School” is divided into a theoretical and a practical part. The chapters of the theoretical framework will not only define the terms migration and integration but also analyze and deal with them on a scientific level. In terms of migration, this thesis will focus on the current situation in Austria as well as on its various causes, patterns and consequences. Furthermore, a description of how sport contributes to successful integration will be provided, whereby special attention will be given to the diversity of sports. A further chapter deals with soccer as an engine for integration by focusing on its history, development and fascination. Additionally, the chapter “Soccer in school for promoting intercultural competences” comprises besides general teaching and learning objectives also pedagogical goals of soccer. Consequently, a special focus will be given on intercultural competences of soccer in the subject physical education that have to be integrated.

The practical part, however, provides a presentation of a potential set of lessons for Middle School. The sequence of twelve lessons includes a great variety of different exercises which can be imbedded into certain courses at school. In addition to the acquisition and the development of technical and tactical soccer skills, the development of intercultural competences constitutes the main goal of this integrative soccer course.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 10

2 Migration... 12

2.1 Begriffsdefinitionen ... 12

2.1.1 Migration ... 12

2.1.2 Migrantin/Migrant ... 13

2.1.3 Bevölkerung mit Migrationshintergrund ... 13

2.1.4 Definition der Generationen ... 14

2.1.5 Flüchtling ... 14

2.2 Demographische Eckdaten Österreich ... 15

2.3 Ursachen, Formen und Folgen der Migration ... 17

2.3.1 Ursachen der Migration ... 17

2.3.2 Formen der Migration ... 18

2.3.3 Folgen der Migration ... 20

3 Integration ... 23

3.1 Definition des Integrationsbegriffes ... 23

3.2 Arten der Integration ... 27

3.3 Weitere verwandte Begriffe ... 28

3.4 Wirkungsfaktoren bei Integration ... 29

3.5 Umgang mit Fremdheit ... 31

4 Sport und Integration ... 36

4.1 Die Natur des Sports ... 36

4.2 Integration in und durch Sport ... 38

4.3 Projekte zur Integrationsförderung in und durch Sport ... 41

4.3.1 Sport – Integration – Qualifikation (SIQ!) ... 41

4.3.2 Flüchtlingsprojekt Universität Graz – Institut für Sportwissenschaft ... 41

4.3.3 Kicken ohne Grenzen ... 43

4.4 Sport als Chance der Integration ... 43

4.4.1 Vielfalt als Chance... 43

5 Fußball als Integrationsmotor ... 48

5.1 Geschichte und Entwicklung ... 48

5.2 Faszination des Fußballs... 50

5.3 Integration durch Fußball... 52

6 Fußball in der Schule zur Förderung der interkulturellen Kompetenzen ... 54

6.1 Differenzierte Leistungsvoraussetzungen ... 55

(7)

7

6.1.1 Vereinfachungsstrategien ... 56

6.2 Empowerment-Konzept ... 58

6.3 Lehr- und Lernziele der Sportart Fußball ... 59

6.3.1 Pädagogische Ziele im Fußball ... 60

6.4 Übergeordnete Lehrziele ... 63

6.4.1 Kooperation – Fußball gemeinsam spielen ... 64

6.4.2 Fair-Play ... 65

6.4.3 Interkulturalität und Integration ... 65

6.4.4 Lernen durch Lehren – Schülerinnen und Schüler als Experten im Unterricht . 66 6.4.5 Koedukation – Fußball mit Mädchen und Burschen gemeinsam ... 66

7 Praxisteil – Kurs „Fußball zur Integration“ ... 69

7.1 Aufbau der Unterrichtseinheiten und Regeln ... 70

7.2 1. Unterrichtseinheit ... 73

7.3 2. Unterrichtseinheit ... 77

7.4 3. Unterrichtseinheit ... 81

7.5 4. Unterrichtseinheit ... 85

7.6 5. Unterrichtseinheit ... 89

7.7 6. Unterrichtseinheit ... 93

7.8 7. Unterrichtseinheit ... 97

7.9 8. Unterrichtseinheit ... 101

7.10 9. Unterrichtseinheit ... 104

7.11 10. Unterrichtseinheit ... 108

7.12 11. Unterrichtseinheit ... 111

7.13 12. Unterrichtseinheit ... 114

7.14 Interpretation der Unterrichtseinheiten ... 116

8 Zusammenfassung ... 117

9 Quellenverzeichnis ... 118

9.1 Literaturliste ... 118

9.2 Internetquellen ... 124

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bevölkerung nach Migrationshintergrund bzw. nach Staatsangehörigkeit und

Geburtsland (Statistik Austria, 2016, S.23) ... 15

Abbildung 2: Entwicklung des Ausländeranteils in Österreich 1961-2015 (Statistik Austria, 2016, S.25) ... 16

Abbildung 3: Ausländische Staatsangehörige (Statistik Austria, 2016, S.27) ... 16

Abbildung 4: Weltkarte der beliebtesten Sportarten der Welt (http://4.bp.blogspot.com/- skeU_KOBYRM/USoa-f_OSyI/AAAAAAAAWyQ/lnX-F0Mu19U/s1600/weltkarte_sport.jpg abgerufen am 15.03.2017) ... 48

Abbildung 5: Passspiel durch Hütchen-Tore (Kollath, 1998, S.55) ... 76

Abbildung 6: Banktreffspiel (Bomers, 1998. S.79) ... 88

Abbildung 7: Spinnennetz (Reiners, 2013, S.112) ... 94

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Integration in und durch Sport (Burrmann, 2009, S.5, eigener Entwurf, Kautz, 2017)

... 38

Tabelle 2:Ursachen für Spielkonflikte (Schmidt, 2004, S.15, eigener Entwurf, Kautz, 2017) 56 Tabelle 3: Torvariationen (Schmidt, 2004, S.25, eigener Entwurf, Kautz, 2017)... 58

Tabelle 4: Schematischer Stundenaufbau einer Unterrichtseinheit „Fußball zur Integration“ (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 71

Tabelle 5: 1. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 73

Tabelle 6: 2. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 77

Tabelle 7: 3. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 81

Tabelle 8: 4. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 85

Tabelle 9: 5. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 89

Tabelle 10: 6. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 93

Tabelle 11: 7. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 97

Tabelle 12: 8. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 101

Tabelle 13: 9. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 104

Tabelle 14: 10. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 108

Tabelle 15: 11. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 111

Tabelle 16: 12. Unterrichtseinheit (eigener Entwurf, Kautz, 2017) ... 114

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1 Einleitung

Die internationalen Wanderungsbewegungen sind kein neues Phänomen, es hat sie immer schon gegeben. Unterschiedliche Gründe sind dafür verantwortlich, weshalb viele Menschen ihr Heimatland verlassen und an einem anderen Ort ein neues Leben aufbauen. Dadurch ist die internationale Migration global mit einer gesellschaftlichen und politischen Herausforderung verbunden.

Ende 2015 waren weltweit mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht, soviel wie noch nie zuvor. Davon sind 50 Prozent der Migrantinnen und Migranten auf der ganzen Welt Kinder.

Die Zahl an Menschen, die sich auf den Weg nach Europa machen, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, nimmt ebenfalls stetig zu (vgl. UNO-Flüchtlingshilfe online, 2017).

Die ansteigenden Migrationsbewegungen konfrontieren ebenfalls die österreichische Gesellschaft. Demnach leben rund 21 Prozent der Gesamtbevölkerung mit Migrationshintergrund in Österreich (vgl. Statistik Austria, 2016, S.23). Aufgrund dessen, dass weltweit die Hälfte aller Migrantinnen und Migranten Kinder sind, betrifft dieses Phänomen vor allem die Schulen. Die Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler in den Schulklassen hat sich in den letzten Jahren verändert und wird sich auch in Zukunft weiter verändern. In den Klassenzimmern treffen somit Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Kulturen, Religionen, Sprachen und Ethnien aufeinander. Diese heterogene Vielfalt in den Schulen stellt sowohl für die Lehrperson als auch für die Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung dar. In der pädagogischen Ausbildung für das Lehramtsstudium werden keine oder kaum Lehrveranstaltungen angeboten, welche die Interkulturalität in der Schule behandelt.

Hinsichtlich der aktuellen Situation wären aber solche Kurse oder Seminare notwendig, um den Umgang mit der Interkulturalität und den damit einhergehenden interkulturellen Kompetenzen zu lernen.

Sport ist im Allgemeinen für seine soziale Wirkung bekannt und aufgrund dessen einer der wichtigsten Faktoren, um Personen in die Gesellschaft zu integrieren. Die grenzüberschreitenden gültigen Regelwerke des Sports fördern deshalb die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Aus diesem Grund soll vor allem im Unterrichtsfach Bewegung und Sport der Umgang mit Interkulturalität beigebracht werden. Insbesondere der Fußball trägt einen wesentlichen Teil dazu bei, die interkulturellen Kompetenzen der Kinder zu fördern. Die große Beliebtheit des Fußballs soll als Chance genutzt werden, Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft zu integrieren.

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Ziel der Arbeit ist es, das integrative Potential des Fußballs im Sportunterricht aufzuzeigen.

Anhand eines Unterrichtskonzeptes für die Sekundarstufe soll hingewiesen werden, welche Möglichkeiten es zur Förderung der interkulturellen Kompetenzen gibt. Die Arbeit kann als Hilfestellung für Lehrpersonen im Unterrichtsfach Bewegung und Sport angesehen werden, da es diesbezüglich noch keine Unterrichtskonzepte für Schulen oder sozialpädagogischen Einrichtungen gibt.

Die vorliegende Diplomarbeit gliedert sich in einen theoretischen und in einen praktischen Teil.

In Kapitel zwei werden relevante Begriffsdefinitionen zur Migration geklärt, die das weitere Lesen der Arbeit vereinfachen sollen. Außerdem werden die demographischen Eckdaten Österreichs durch Statistiken veranschaulicht und auf die Ursachen, Formen und Folgen der Migration eingegangen.

In dritten Kapitel wird zuerst der Integrationsbegriff definiert und die Arten der Integration beschrieben. Neben weiteren verwandten Begriffe werden auch auf die Wirkungsfaktoren bei Integration und der Umgang mit Fremdheit aufmerksam gemacht.

Im Kapitel „Sport und Integration“ wird die Natur des Sports und die Integration in und durch Sport in den Fokus gerückt. Abgesehen von Projekten zur Integrationsförderung in und durch Sport wird Sport als Chance der Integration beschrieben.

In Kapitel fünf werden die Geschichte und Entwicklung des Fußballs, die Faszination Fußball und die Integration durch Fußball geklärt.

Das Kapitel „Fußball in der Schule zur Förderung der interkulturellen Kompetenzen“

beschäftigt sich mit den differenzierten Leistungsvoraussetzungen und dem Empowerment- Konzept. Ebenfalls wird Bezug auf die Lehr- und Lernziele der Sportart Fußball und dessen übergeordneten Lehrziele genommen.

Der praktische Teil ist in Kapitel sieben vorzufinden. Der integrativ zusammengestellte Kurs

„Fußball zur Integration“ beinhaltet zwölf Unterrichtseinheiten und ist für die Sekundarstufe konzipiert worden. Im letzten Unterpunkt wird die Interpretation der Unterrichtseinheiten als Gesamtes beschrieben.

Das achte Kapitel bildet den Abschluss der Arbeit, wo die Erkenntnisse zusammengefasst werden.

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2 Migration

Heutzutage hat der Begriff Migration die unterschiedlichsten Formen, Ursachen und Folgen.

Dies führt nicht nur zu Auswirkungen für die Bevölkerung, Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch für Politik und Kultur (vgl. Bade & Bommes, 1996, S.17). Zum aktuellen Zeitpunkt sind auf der ganzen Welt so viele Menschen in Bewegung wie noch nie zuvor. Aber das Phänomen des Verlassens ihrer Heimatländer ist keine neue Erscheinung (vgl. Krüger- Potratz, 2007, S.31). Die Migrationsbewegung von Menschen ist Abschnitt der Kulturgeschichte und deshalb in allen Zeiten zu beobachten. Demzufolge wurden bereits Wanderbewegungen in der Jäger- und Sammlerkultur dokumentiert. Ausgelöst wird diese Wanderbewegung durch viele zusammenhängende Ursachen demographischer, wirtschaftlicher, ökologischer, ethnischer, politischer, kultureller und sozialer Art. Es ist ein Ergebnis eines Zusammenspiels von unterschiedlichen Gründe, persönlicher als auch auf gesellschaftlicher struktureller Ebene (vgl. Han, 2010, S.5). Die Motive für die Migration haben sich in den Jahren teils deutlich verändert. Seit dem 16. Jahrhundert wurden Fluchtbewegungen durch religiöse Konflikte ausgelöst. Bis zur zweiten Hälfte des 18.

Jahrhunderts war vor allem die Erkundung und Erschließung von noch unbekannten Regionen der Hauptgrund für Wanderungsbewegungen. In weiterer Folge kamen politische und schließlich im 20. Jahrhundert ethnische Verfolgung als Beweggrund dazu (vgl. Auernheimer, 2005, S.16-19).

2.1 Begriffsdefinitionen

In vielen Büchern und Gesprächen werden immer öfters Begriffe wie Migration, Migrantin oder Migrant, Flüchtling oder Menschen mit Migrationshintergrund verwendet. Da Vielen nicht genau bewusst ist, was diese Wörter ausdrücken, werde ich Begriffsdefinitionen zu den wichtigsten Begriffen erstellen. Um ein eindeutiges Verständnis über die in der Arbeit vorkommenden Begriffen zu gewähren, werde ich im folgenden Kapitel auf die Wortbedeutungen eingehen, damit eine Basis für die Arbeit geschafft werden kann.

2.1.1 Migration

Für den Begriff Migration kann man verschiedene Definitionen verwenden. Um diesen Begriff zu erläutern habe ich einige der gängigsten Begriffsbestimmungen ausgewählt. Laut DUDEN leitet sich der Begriff vom lateinischen Wort „migratio“ ab, und bedeutet übersetzt „wandern, wegziehen, Auswandern“ (Dudena online, 2017). Han definiert Migration aus sozialwissenschaftlicher Sichtweise als einen dauerhaften Wohnortswechsel einer Person. Bis 1950 verstand man unter dauerhaft den Wechsel eines Wohnortes mit mindestens einen einjährigen Aufenthalt. Ab dem Jahr 1960 wurde dauerhaft auf fünf Jahre erweitert und ab

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1998 werden Personen, die einen Wohnortwechsel aus ihren Heimatland in einen anderen Staat vollziehen, mit einer Dauer von mindestens einem Jahr, als Migrantinnen oder Migranten erklärt. Für die Statistik zählt aber nicht, ob der Wohnortswechsel freiwillig oder unfreiwillig geschieht (vgl. Han, 2010, S.6). Anhand einer weiteren Definition bedeutet Migration Bewegung, wobei eine Person oder eine größere Gruppe ihren Lebensmittelpunkt räumlich verlagert (vgl. Streda, 2012, S.1). Anette Treibel definiert Migration wie folgt: „Migration ist der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen“ (Treibel, 1999, S.21).

Aufgrund der Veränderung des Lebensmittelpunktes oder auch der Positionsänderung von Menschen kann im Hinblick auf die Migration zwischen dem Zielgebiet und dem Herkunftsgebiet unterschieden werden. Demzufolge wird bezüglich eines bestimmten Gebietes zwischen Einwanderung (Immigration) und Auswanderung (Emigration) unterteilt (vgl. Schäfers, 2006, S.195f.).

2.1.2 Migrantin/Migrant

Die UNO definiert „eine/n internationalen MigrantIn als eine Person, die ihren Ort des gewöhnlichen Aufenthalts – verstanden als jener Ort, wo er oder sie die tägliche bzw.

wöchentliche Ruhe- und Freizeit verbringt - verlässt und sich in einem anderen Ort in einem anderen Staat niederlässt, so dass dieser der neue Ort des gewöhnlichen Aufenthalts wird“

(Perchinig, 2010, S.13). Anhand dieser Definition werden Personen, die innerhalb eines Landes (aus)wandern, nicht als Migrantinnen und Migranten verzeichnet. Als Migration sind aber auch Wanderungen innerhalb des Heimatlandes von einem Ort zu einem anderen Ort zu verstehen. Streda versteht unter Migrantin oder Migrant eine Person, die ihren Lebensmittelpunkt verändert, egal ob diese Inländerin und Inländer oder Ausländerin und Ausländer ist. Migrantin oder Migrant stellt demnach keinen Rechtsbegriff dar (vgl. Streda, 2012, S.1).

2.1.3 Bevölkerung mit Migrationshintergrund

Migrantinnen und Migranten können je nach Geburtsland bzw. Geburtsland der Eltern und nach Staatsangehörigkeit eingeteilt werden. Grundsätzlich ist zwischen ausländischen Staatsangehörigen und Personen mit Migrationshintergrund zu unterscheiden. Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnet man all jene, deren Eltern im Ausland geboren wurden. In Österreich betrifft dies im Jahr 2015 21% der Gesamtbevölkerung. Ausländische Staatsangehörige besitzen keine österreichische Staatsbürgerschaft, sind Staatenlos sowie Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Am 1. Jänner 2016 lebten 14,6%

Ausländerinnen und Ausländer in Österreich (vgl. Statistik Austria, 2016, S.22).

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14 2.1.4 Definition der Generationen

Die Generation der Migrantinnen und Migranten spielt bei der Verwendung des Migrationsbegriffs auch eine wesentliche Rolle. Grundsätzlich wird zwischen Migrantinnen und Migranten der ersten Generation, zweiten Generation und dritten Generation unterschieden.

Migrantinnen und Migranten der ersten Generation sind Personen, die selbst im Ausland geboren sind. Zuwanderinnen und Zuwanderer der zweiten Generation sind hingegen die Kinder der Migrantinnen und Migranten, die selbst im Inland geboren sind. Die Enkelinnen und Enkeln der eigentlichen Zuwanderinnen und Zuwanderer werden in die Gruppe Migrantinnen und Migranten der dritten Generation zusammengefasst. Heutzutage beinhaltet diese Generation vor allem Kinder und Jugendliche (vgl. ÖIF online, 2017). Die Gruppe der dritten Generation haben aber laut offiziellen Klassifikationen des Statistischen Bundesamtes keinen Migrationshintergrund mehr (vgl. Mutz, 2013, S.22). Hinsichtlich dessen kann der Begriff Post- Migrantinnen und Migranten erwähnt werden. Darunter versteht man Personen, die in Österreich aufgewachsen sind, dort leben und keinen wesentlichen Bezug mehr zum Herkunftsland ihrer Großeltern haben. Wahrscheinlich fühlen sie sich aber nicht nur einer Kultur verbunden (vgl. Seiberth & Thiel, 2007, S.201).

2.1.5 Flüchtling

Im Alltag werden Personen als Migrantinnen und Migranten und Flüchtlinge bezeichnet, ohne den wahren Beweggrund dieser Menschen zu kennen. Darum ist es wichtig zu wissen, wann man von Flüchtling und wann von Migrantinnen und Migranten spricht? Diese Frage entscheidet sehr oft über den Aufenthalt und Verbleib in einem Land. Was sind aber die Besonderheiten und Unterschiede zwischen Migrantinnen und Migranten und einem Flüchtling?

Der DUDEN bezeichnet einen Flüchtling als „Person, die aus politischen, religiösen, wirtschaftlichen oder ethnischen Gründen ihre Heimat eilig verlassen hat oder verlassen musste und dabei ihren Besitz zurückgelassen hat“ (Dudenb online, 2017). Flüchtlinge fliehen demnach vom eigenen Herkunftsland, da ihnen aufgrund ihrer Nationalität, Rasse, Religion oder ihrer politischen Überzeugung die Verfolgung droht. Migrantinnen und Migranten hingegen wandern in ein anderes Land aus, um Arbeit zu suchen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. In der Freiwilligkeit oder eben Unfreiwilligkeit liegt der entscheidende Unterschied, weshalb eine Person ihr Heimatland verlässt und ob von Flüchtling oder Migrantin und Migrant die Rede ist. In der Realität ist die Unterscheidung zwischen Migrantinnen und Migranten und Flüchtlingen aber viel schwieriger. Migrantinnen und Migranten sind oft aus wirtschaftlicher Not heraus gezwungen, ihre Heimat unfreiwillig zu verlassen (vgl. Angenendt, 2000, S.28).

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Abbildung 1: Bevölkerung nach Migrationshintergrund bzw. nach Staatsangehörigkeit und Geburtsland (Statistik Austria, 2016, S.23)

Schließlich ist noch zwischen Flüchtlingen, welche auf der Flucht vor Gewalt und Verfolgung sind, und Wirtschaftsflüchtlingen zu unterschieden. Wirtschaftsflüchtlinge werden definiert durch die Suche nach günstigeren Lebensbedingungen, Flucht vor Umweltkatastrophen oder Flucht aufgrund von bevorstehender Existenzgefährdung (vgl. Demokratiezentrum Wien online, 2017). Somit verlassen Wirtschaftsflüchtlinge aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat und erhoffen sich in einem anderen Land eine Verbesserung ihrer aktuellen Lage.

2.2 Demographische Eckdaten Österreich

In Österreich ist ein stetiger Anstieg der Bevölkerung ausländischer Herkunft zu erkennen.

Von Jänner 2011 bis Jänner 2016 hat sich der Ausländeranteil von 11% auf 14,6% erhöht.

2015 lebten im Jahresdurchschnitt circa 1,813 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich, das 21,4% der Gesamtbevölkerung entspricht. Davon gehören 1,334 Millionen (15,7%) der ersten und 478.677 (5,6%) der zweiten Zuwanderungsgeneration an (vgl. Statistik Austria, 2016, S.22). Neben den hohen Zuwanderungen der ausländischen Personen ist vor allem die strukturelle Veränderung des Bevölkerungsanteils mit ausländischer Herkunft als Grund für den Anstieg der Bevölkerung ausländischer Herkunft zu erwähnen. Hier ist in erster

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Linie die höhere Geburtenrate der im Ausland Geborenen Mütter mit im Schnitt 1,92 Kinder anzuführen, im Inland Geborene Mütter brachten im Schnitt lediglich 1,38 Kinder zur Welt (vgl.

Statistik Austria, 2016, S.30).

Abbildung 2 zeigt den stetigen Anstieg des Ausländeranteils in Österreich von 1961 bis 2015. Der Anteil ausländischer Staatsangehörige an der Gesamtbevölkerung stieg von 1,4% im Jahr 1961 auf 13,9% im Jahr 2015.

Aufgrund der Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften zu Beginn der 1970er Jahre verstärkte sich der Anteil der ausländischen Bevölkerung ein erstes Mal. Durch den Zusammenbruch des jugoslawischen Staates kam es Anfang der 1990er Jahre zu einer zweiten starken Zuwanderung. Der Anteil ausländischer

Bevölkerung stieg aber seit der Jahrtausendwende weiter kontinuierlich an, zuerst durch Zuwanderungen aus Ländern der Europäischen Union, in letzter Zeit durch die verstärkte Zunahme von Flüchtlingen (vgl. Statistik Austria, 2016, S.24).

Nach einer Unterscheidung ausländischer Staatsangehörige nach ihrer Nationalität kommen österreichweit die meisten Zuwanderinnen und Zuwanderer aus dem Nachbarsland Deutschland, gefolgt von serbischen und türkischen Staatsangehörigen. Auf den Plätzen 9 und 11 befinden sich Afghanistan und Syrien, welche im Vorjahr noch auf den Plätzen 15 und 19 gelegen sind (vgl.

Statistik Austria, 2016, S.26).

Abbildung 2: Entwicklung des Ausländeranteils in Österreich 1961-2015 (Statistik Austria, 2016, S.25)

Abbildung 3: Ausländische Staatsangehörige (Statistik Austria, 2016, S.27)

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2.3 Ursachen, Formen und Folgen der Migration

2.3.1 Ursachen der Migration

Die Ursachen, warum Menschen wandern und sich auf den Weg in ein anderes Land machen, sind vielfältig. Grundsätzlich können diese Ursachen in Push- und Pull-Faktoren eingeteilt werden. Unter Push-Faktoren werden die Beweggründe verstanden, aus denen Menschen ihr Heimatland verlassen und zu Migrantinnen und Migranten werden. Zu den Push-Faktoren zählen verschiedene Antriebe um in ein bestimmtes Land einzuwandern. Verschiedene Faktoren können Migration bewirken, neben politische, rechtliche, soziale, wirtschaftliche und ethische zählen auch klimatische Besonderheiten wie Umweltkatastrophen, Familienzusammenführungen und Armut dazu (vgl. Demokratiezentrum Wien online, 2017).

Die häufigsten Push-Faktoren sind (vgl. Demokratiezentrum Wien online, 2017):

• Krieg, Bürgerkrieg, Extremismus und bewaffnete Konflikte

• Politische Verfolgung, Verfolgung aufgrund des Geschlechts, religiöse Verfolgung

• Umweltkatastrophen, ökologische Gründe und extreme Ernährungsunsicherheiten Pull-Faktoren werden durch folgende Punkte beschrieben (vgl. Demokratiezentrum Wien online, 2017):

• Höhere Löhne im Einwanderungsland

• Arbeitskräftebedarf

• Familienzusammenführungen, positive soziale Bedingungen

• Sicherheit, gesellschaftliche Verbesserungen

Im Folgenden wird ein Überblick über die wichtigsten Faktoren gegeben, welche Migrationsbewegungen hervorrufen können (vgl. Angenendt, 1997, S.32ff.):

• Politische Faktoren:

Zählen zu den bedeutendsten Push-Faktoren und beinhalten neben Krieg und Bürgerkrieg auch Menschenrechtsverletzungen, politische und allgemeine Unterdrückung der Bevölkerung und militärische Gefechte zwischen Oppositionen und Machthabern. Die betroffenen Personen erwarten einerseits ein Leben in politisch stabilen Verhältnissen und andererseits ein Neuanfang in gewaltlosen Gebieten. Durch Kriege werden gesamte Lebensgrundlagen der zivilen Bevölkerung zerstört, und diese Zerstörung von Städten und Dörfern löst Massenfluchtbewegungen der Bevölkerung aus. Die psychischen und physischen Folgen treffen vor allem die Kinder und Jugendlichen.

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• Soziokulturelle Faktoren:

Im Herkunftsland werden seitens der Politik keine Maßnahmen für ein friedliches Zusammenleben geboten, wodurch es vermehrt zu ethnischen Gegensätze zwischen Mehrheiten und Minderheiten kommt. Migrantinnen und Migranten erhoffen sich eine geringere ethno-kulturelle Distanz und die Attraktivität von modernen liberalen Gesellschaften (Religionsfreiheit).

• Ökonomische Faktoren:

Sind von besonderer Bedeutung, da wirtschaftliche Faktoren zu den häufigsten Wanderungsursachen gelten. Dazu zählen wirtschaftliche Konjunkturphasen im Einwanderungsland mit gezielter Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte, aber auch soziale und ökonomische Disparitäten führen zu einer Abwanderung. Erwartet wird hauptsächlich eine Verbesserung der Lebenssituation verknüpft mit einem sicheren Einkommen und Beruf.

• Ökologische Faktoren:

Naturkatastrophen mit fürchterlichen Auswirkungen können komplette Landstriche einer Region auslöschen. Aber auch die Ausbeutung lebensnotwendiger Ressourcen und Umweltzerstörungen sind Fluchtursachen. Dadurch zählt die Hoffnung auf ein sicheres Leben als Bewegrund in ein anderes Land.

2.3.2 Formen der Migration

Unter welchen Umständen Menschen einen dauerhaften Wohnortswechsel anstreben, hat unterschiedliche individuelle Gründe und muss differenziert untersucht werden. Ob

politische, ökologische oder wirtschaftliche Motive vorhanden sind, meistens kann davon ausgegangen werden, dass mehrere Gründe zusammen den Wechsel eines Wohnortes bestimmen können. In den folgenden Punkten werden die unterschiedlichsten Formen der Migration detailliert beschrieben.

Binnenmigration:

Binnenmigration bezeichnet die Verlagerung des Wohnortes von einer politischen Verwaltungsgliederung in eine andere innerhalb eines Landes. Demnach werden bei der Binnenmigration keine Staatsgrenzen überschritten. Weiterhin wird zwischen „in-migration“, Personen ziehen in eine Gemeinde, und „out-migration“, Personen verlassen eine Gemeinde, unterschieden. Der Begriff „rural out-migration“ bezeichnet beispielweise die Verlegung des Wohnortes aus dem ländlichen Gebiet in die Stadt (vgl. Han, 2010, S.7f.).

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19 Internationale Migration:

Der nationalstaatlichen Grenzen überschreitende Wohnsitzwechsel wird als internationale bzw. grenzüberschreitende Migration bezeichnet. In diesem Zusammenhang wird zwischen der Einwanderung (Immigration) in ein Land und der Auswanderung (Emigration) aus einem Land unterschieden. Hauptsächlich dienen die Begrifflichkeiten Binnenmigration und internationale Migration statistischen und formalrechtlichen Zwecken, wie der Genfer Flüchtlingskonvention zur Anerkennung des Flüchtlingsstatus (vgl. Han, 2010, S.8).

Migrationsstrom:

Dieser Begriff bestimmt die Richtung der Migrationsbewegung von einem Auswanderungsort zu einem bestimmten Einwanderungsort und kann sowohl für Binnenmigration und internationale Migration verwendet werden. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Frühindustrialisierung) bis zur heutigen Zeit kam es vermehrt zur Urbanisierung und zur sogenannten Landflucht. Hierbei wanderten viele Menschen aus ländlichen Regionen in die Städte aus, da dort günstigere Chancen in verschiedensten Bereichen wie Beschäftigung und Infrastruktur herrschten (vgl. Han, 2010, S.8f.).

Kettenmigration:

Als Kettenmigration wird die Motivation und Unterstützung der Pioniermigrantinnen und - migranten bezeichnet, Familienangehörige und Bekannte vom Herkunftsland in das Einwanderungsland nachzuholen. Pioniermigrantinnen und -migranten sind meist Menschen aus Großfamilien, die aufgrund ihres Alters, Geschlechts und finanzieller Situation am Ehesten in der Lage sind, die Strapazen und hohen Kosten der Migration zu bewältigen. Auf der einen Seite werden Hilfestellungen in materieller Form wie Besorgung von Unterkunft und/oder Arbeit angeboten, und auf der anderen Seite stellen die Pioniermigrantinnen und -migranten ihre persönlichen Erfahrungen zur Verfügung. Indem eine Vielzahl an Personen ihren im Ausland lebenden Familienangehörigen und Bekannten folgen, wird von einer Kettenmigration gesprochen (vgl. Han, 2010, S.10).

Migrationsnetzwerke:

Migrationsnetzwerke sind interpersonelle Verbindungen zwischen dem Sende- und Empfängerland der Migrantinnen und Migranten. Durch die bestehenden Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen und die gemeinsame Herkunft wird die Möglichkeit zur Migration größer. Der Zugang zu sozialen Netzwerken im Einwanderungsort reduzieren neben den finanziellen Ausgaben wie Reisekosten und Kosten der Unterkunft auch die psychischen Belastungen. Durch jede einzelne Migrantin und jeden einzelnen Migranten werden die Kosten

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für die nachfolgende Migration der Verwandten und Freunden gesenkt. Die Pioniermigrantinnen und -migranten tragen die höchsten Kosten, finanzieller als auch psychischer Natur, und sind für die einfachere Nachholung ihrer Familie und Freunde verantwortlich (vgl. Han, 2010, S.14f.).

2.3.3 Folgen der Migration

Die Folgen für die Migrantinnen und Migranten sind vielfältig, da bereits vor Beginn der Auswanderung, währenddessen und auch danach im Einwanderungsland hohe interne und externe Einflüsse auf sie einwirken. Sie sind gezwungen, ihr vertrautes Bezugsystem zu verlassen und hinter sich zu lassen und in ein fremdes Land einzuwandern und dort Zugehörigkeit zu erlangen. Dieser Migrationsprozess und dessen Folgen begleiten die Migrantinnen und Migranten oft ein Leben lang (vgl. Han, 2000, S.178ff.).

Die Migrantinnen und Migranten werden aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen, dies führt zum Verlust von vielem bisher im Leben Gelerntem. Dadurch müssen Wertvorstellungen, Sprachen und Verhaltensweisen im Einwanderungsland akzeptiert und übernommen werden.

Durch eine Entwurzelung haben viele Menschen mit einem Statusverlust zu kämpfen. Sie sind im Aufnahmeland häufig der Arbeitslosigkeit ausgesetzt oder gehen einen sozial weniger angesehenen Beruf nach. Auch innerhalb der Familie kann es für Erwachsene zu Veränderung der Rollenverhältnisse kommen. Durch das schnellere Erlernen der neuen Sprache helfen die Kinder den Behörden als Dolmetscherin oder Dolmetscher aus, und dies führt insbesondere bei Männern zum Verlust der unumstrittenen Autorität zu Hause (vgl. Freise, 2007, S.88).

„Die psychischen Langzeitschäden einer solchen Entwurzelung im Kindesalter sind sicherlich größer als physische Mangelerscheinungen, vor allem dann, wenn die Kinder Zeugen oder sogar Opfer von Gewalt geworden sind“ (Nuscheler, 1999, S.127).

Jugendliche und Kinder sind von den psychischen Folgeerscheinungen stärker betroffen als Erwachsene. Durch das Verlassen der heimischen Kultur werden sie inmitten ihrer Identitätsbildung herausgerissen und verlieren die wichtigsten Bezugspunkte wie Familie und Freundschaften (vgl. Freise, 2007, S.89). Zum einen kämpfen die Jugendlichen mit der Verarbeitung der eigenen Fluchtgeschichte und zum anderen müssen sie in einem fremden Land ohne Hilfe und Beistand ihrer Eltern eine eigenständige Identität bilden. In der Gesellschaft wird dieses Dilemma meist nicht thematisiert, somit sind die Jugendlichen ganz auf sich alleine gestellt (vgl. Rohr & Schnabel, 1999, S.351).

Migrantinnen und Migranten sind außerdem gezwungen traditionelle Strukturen zu verlassen und müssen sich im Einwanderungsland modernen, meist westlich-orientierten Gesellschaften

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gegenüberstellen. Dadurch sind sie aufgefordert, sich neben der Flucht auch mit einer fremden Kultur auseinanderzusetzen, was häufig zu Überforderung führen kann. Überaus aktives Verhalten am Anfang der Einwanderung werden vielmals durch Hoffnungslosigkeit, Depressionen und Verwirrung abgelöst. Die aktuelle Situation und die Fluchtgründe sind Gegebenheiten, welche nicht vergessen oder verändert werden können. Es wird zwischen zwei aufeinanderfolgenden Phasen fremder Umgebung unterschieden: die Ankunftsphase und die Phase des Kämpfens um den eigenen Lebensunterhalt. Am Anfang stehen kulturelle und umgebungsbedingte Informationen und die Bereitschaft zur Integration an erster Stelle.

Anschließend folgt das Ringen um die eigene Existenz, welche mit erhöhten psychischen Folgeerscheinungen gekennzeichnet sind (vgl. Rohr & Schnabel, 1999, S.351-358).

„Ein Trauma (griechisch: Wunde) ist eine seelische Verwundung aufgrund einer lebensbedrohlichen Erfahrung“ (Freise, 2007, S.89).

Eine weitere Folge der Migration ist es, dass Flüchtlinge oft zu Opfern von traumatisierender Gewalt werden. Dazu zählen Menschen, die wegen ihrer politischen, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit verfolgt werden, aber auch jene, die im Krieg Zeugen von grausamen Gewalttaten geworden sind. Solche Erlebnisse, Verfolgung, Haft oder Folter können Familienstrukturen zerstören und ein Trauma bewirken. Personen ohne traumatischen Erfahrungen sind normalerweise positiv gestimmt und erleben die Welt als nachvollziehbar und natürlich. Traumatisierte Menschen sind hingegen negativ gestimmt, fühlen sich wertlos und sehen die Welt als nicht selbstverständlich und beängstigend. Die Verarbeitung solcher schrecklichen Geschehnisse wird davon beeinflusst, ob die betroffene Person mit jemandem über ihre Erlebnisse sprechen kann oder nicht. Zweiteres trifft meist auf im Krieg vergewaltigte Frauen zu (vgl. Freise, 2007, S.89f.).

Die Symptome eines vorangegangenen bestimmten schwerwiegenden Ereignisses lassen sich als posttraumatische Belastungssymptome zusammenfassen. Im Einwanderungsland können die Flüchtlinge an schreckliche Geschehnisse ihrer Vergangenheit erinnert werden und erleiden ein sogenanntes „Flash-Back“. Dies kann zu einer emotionalen Erstarrung führen, wobei die traumatisierten Menschen gegenüber sich und ihrer Umwelt gefühlslos und passiv werden (vgl. Freise, 2007, S.90).

Es entstehen aber nicht nur Folgen für die Migrantinnen und Migranten, auch das Einwanderungsland hat mit bestimmten Folgen zu rechnen. Diesbezüglich wird vor allem die Kultur des Aufnahmelandes von der Kultur der Migrantinnen und Migranten geprägt (vgl.

Freilich et al., 2002, S.5). Die Einwanderung kann zu unterschiedlichen Problemen führen, da die Einheimischen in den Migrantinnen und Migranten oftmals eine Gefahr erkennen. Sie fürchten einen Anstieg des Terrorismus und um Arbeitslosigkeit, da viele der Meinung sind,

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dass Migrantinnen und Migranten ihnen ihre Arbeitsplätze wegnehmen würden. Durch die fremde Sprache und der anderen Lebenseinstellung der Migrantinnen und Migranten fühlen sie sich auch schneller bedroht (vgl. Weiner, 1996, S.45).

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3 Integration

Der Integrationsbegriff begegnet uns ständig im Alltag. In Zeitungen, Nachrichten und Alltagsdiskursen sowie in politischen Auseinandersetzungen wird das Thema Integration thematisiert. Hinsichtlich der vielfältigen Probleme, die sich aus Migrationsprozessen ergeben können, ist die Eingliederung der Migrantinnen und Migranten unbedingt notwendig. Darüber hinaus soll durch die Integration versucht werden, den Folgen der Migration entgegenzuwirken.

3.1 Definition des Integrationsbegriffes

In der Migrationssoziologie gibt es mehrere unterschiedliche Definitionen des Begriffes Integration. Laut DUDEN kommt der Begriff aus dem lateinischen und bedeutet übersetzt

„Wiederherstellung eines Ganzen“ (Dudenc online, 2017). Es ist zu erwähnen, dass Integration je nach Priorität und Disziplin unterschiedlich definiert wird. „Weder in der Politik noch in der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur [findet sich] ein allgemein akzeptierter Integrationsbegriff, je nach Interessenslage und politischer Orientierung stehen verschiedene Bedeutungen im Vordergrund“ (Perchinig, 2010, S.17).

Kötter definiert Integration allgemein als „die Eingliederung eines Elements in ein größeres Ganzes. Sie erfolgt im Wege der Herstellung gemeinsamer Strukturen und fördert die Bildung von Einheit“ (Kötter, 2003, S.31). In einer personenbezogenen Definition beschreibt Beger Integration als „die Verbindung von Einzelpersonen/Gruppen zu einer gesellschaftlichen Einheit“ (Beger, 2000, S.10), aber die kulturellen Unterschiede müssen akzeptiert und anerkannt werden. Der Integrationsprozess dauert über mehrere Generationen lang an, wobei sich die Unterschiede zwischen Einheimischen und Einwanderern reduzieren (vgl. Beger, 2000, S.10). Um ein Gleichgewicht beider Gesellschaften zu gewährleisten, ist eine anhaltende Beziehung der Mitglieder notwendig (vgl. Akbulut, 2003, S.26). Eine weitere Definition von Integration ist es, dass „ein Individuum in einer Gesellschaft als integriert anzusehen [ist], wenn es selbst mit seiner Situation zufrieden ist und die übrigen Gesellschaftsmitglieder ebenfalls mit dem Individuum zufrieden sind“ (Akbulut, 2003, S.26).

Staatliche und bürokratische Bereiche verstehen unter Integration „die Förderung der Eingliederung der ausländischen Familien durch politisch-administrative Maßnahmen“

(Treibel, 1999, S.60). Treibel beschreibt, dass das Verständnis von Integration in Wirklichkeit deutlich differenzierter ist. Für wohltätige Organisationen und Verbände, welche sich mit Migrantinnen und Migranten beschäftigen, ist die Gleichberechtigung von Einheimischen und Zuwandererinnen und Zuwanderern das Hauptziel der Integration. Medien und Politik hingegen betrachten Integration als Anpassungsleistung der Migrantinnen und Migranten (vgl.

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Treibel, 1999, S.61). Hartmund Esser formuliert Integration wie folgt: „Unter Integration wird – ganz allgemein – der Zusammenhalt von Teilen in einem ‚systematischen‘ Ganzen verstanden, gleichgültig zunächst worauf dieser Zusammenhalt beruht. Die Teile müssen ein nicht wegzudenkender, ein, wie man auch sagen könnte, ‚integraler‘ Bestandteil des Ganzen sein“ (Esser, 2001, S.1). Diese allgemeine Formulierung des Integrationsbegriffes bezieht einerseits soziale Systeme und andererseits werden auch andere Systeme wie Tiere im Biotop oder Moleküle darunter verstanden. Das Ausmaß der Integration kann unterschiedlich sein, da einige Systeme gegenüber anderen stärker integriert sind (vgl. Esser, 2001, S.1).

Für Essen stehen neben dem „System“ als Ganzes auch seine „Teile“, aus denen es besteht, im Mittelpunkt der Integration. Dadurch, dass der Begriff Integration für die Gesellschaft als auch für das Individuum gültig ist, wird zwischen Systemintegration und Sozialintegration unterschieden. Die Systemintegration betrifft die Integration eines Systems in die Gesellschaft, findet in der Öffentlichkeit statt und wird von weltführenden Konzernen oder großen Akteuren wie der Europäischen Union beeinflusst. Bei der Systemintegration geht es beispielsweise um Fragen von Arbeits- bzw. Wohnmärkten über Migrationsgruppen. Hierbei entstehen oftmals Probleme, da in einigen Fällen über den Köpfen der Betroffenen hinweg entschieden wird. Bei der Sozialintegration steht die Integration der Personen in das System im Mittelpunkt, wobei vor allem auf die Motive, Absichten und auf die Beziehungen untereinander Wert gelegt wird (vgl. Esser, 2001, S.3).

Die Sozialintegration wird vorwiegend für die Integration von Migrantinnen und Migranten verwendet. Esser definiert die Sozialintegration wie folgt: „Der Einbezug der Akteure in das gesellschaftliche Geschehen, etwa in Form der Gewährung von Rechten, des Erwerbs von Sprachkenntnissen, der Beteiligung am Bildungssystem und am Arbeitsmarkt, der Entstehung sozialer Akzeptanz, der Aufnahme von interethnischen Freundschaften, der Beteiligung am öffentlichen und politischen Leben und auch der emotionalen Identifikation mit dem Aufnahmeland“ (Esser, 2001, S.8). Demnach gibt es eine Menge von Faktoren, die eine bedeutende Rolle zu einer gelingenden Integration beitragen können.

Laut Esser (2001) kann von einer gelungenen Sozialintegration gesprochen werden, wenn diese vier Bedingungen erfüllt sind: Kulturation, Platzierung, Interaktion und Identifikation.

Diese vier Formen stehen in einem kausalen Zusammenhang zueinander und werden im Folgenden genau erläutert.

Kulturation:

Die Kulturation ist der kognitive Anpassungsprozess des Menschen, wobei kulturelle Kompetenzen und dazu erforderliches Wissen erlernt werden. Diese Kompetenzen,

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insbesondere das Erlernen der Sprache, sind ausschlaggebend für ein gelungenes Agieren und Interagieren mit der neuen Gesellschaft. Die Aneignung der Sprache ist unbedingt erforderlich zur Verständigung mit den Mitmenschen. Um die sprachlichen Fertigkeiten zu erlernen, müssen die Gelegenheiten dazu gegeben sein. Demnach muss den Akteuren der Aufenthalt in einem dementsprechenden sprachlichen Umfeld geboten werden. Das Angebot zur Teilnahme eines Sprachkurses könnte darunterfallen. Des Weiteren sind bestimmte gesellschaftliche Regeln und Normen, die in der jeweiligen Gesellschaft vorherrschen, zu kennen und respektieren. Die sprachlichen Fertigkeiten, das Wissen und die Kompetenzen sind ein Teil des individuellen Humankapitals, in das sich die Akteure aktiv einfügen können oder sogar müssen, um Interaktionen und Transaktionen mit der neuen Heimat zu gewährleisten (vgl. Esser, 2001, S.8f.).

Platzierung:

Die Platzierung ist der strukturelle Anpassungsprozess des Menschen, und bedeutet die Einnahme eines Akteurs in eine bestimmte gesellschaftliche Position. Durch diese Platzierung findet der Akteur seinen Platz in einem bestehenden Sozialsystem. Diese Form ist nach Esser eine der wichtigsten Aspekte für die Integration von Migrantinnen und Migranten. Beispiele für Platzierung sind die Einnahme von beruflichen und sozialen Positionen, die Zuerkennung der Staatsbürgerschaft und das Wahlrecht. Verschiedenste Formen der sozialen Akzeptanz werden auch mit der Platzierung verbunden. Folglich stellt eine Diskriminierung ein Problem für eine erfolgreiche Platzierung dar, weil sie sich negativ auf die Übernahme einer gesellschaftlichen Position auswirkt. Es besteht ebenso ein Zusammenhang mit der davor beschriebenen Kulturation: Personen, ohne schulischer Ausbildung, haben eine geringere Chance eine gute berufliche Position zu erreichen, als Personen mit entsprechender schulischen Ausbildung (vgl. Esser, 2001, S.9f.).

Interaktion:

Die Interaktion ist der soziale Anpassungsprozess des Menschen, und bezieht sich auf die gegenseitige Handlung und Orientierung der Akteure mit den Einheimischen. Es werden wechselseitige soziale Beziehungen und Verknüpfungen gebildet. Durch das gemeinsame Orientieren an Symbolen und Wissenssystemen entsteht soziales Handeln wobei in weiterer Folge erneut Verbindungen unter den Akteuren entstehen können. Bei einer funktionierenden Interaktion spielen die sozialen Beziehungen eine entscheidende Rolle, aber auch die Möglichkeit zu regelmäßigen Zusammentreffen ist zu gewährleisten. Auch bei der Interaktion besteht ein Zusammenhang mit der Kulturation. Um das Ziel, die sozialen Beziehungen untereinander, zu garantieren, wird die sprachliche Fertigkeit benötigt (vgl. Esser, 2001, S.10f.).

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26 Identifikation:

Bei der Identifikation identifizieren sich die Akteure als eine Einheit und entwickeln eine emotionale und gedankliche Bindung mit der Gesellschaft. Es entsteht ein Wir-Gefühl zu anderen Mitgliedern der Gruppe und die Akteure fühlen sich als Kollektiv. Der Identifikationsprozess lässt sich in den drei Stufen, Werte, Bürgersinn und Hinnahme, einteilen. Die Identifikation mit den Werten wird durch eine emotionale Verbundenheit der Gemeinschaft gegenüber sowie durch ein starkes Solidaritätsempfinden bestimmt. Um eine gemeinschaftliche Beziehung untereinander aufzubauen, werden eigennützige und egoistische Motive zurückgenommen. Der Bürgersinn ist die zweite Stufe der Identifikation.

Darunter versteht man die Unterstützung des Gemeinwesens durch die Bürgerinnen und Bürger, indem diese ihre individuellen Freiheiten entfalten können und frei von Zwängen leben lässt. Die Hinnahme als dritte Stufe wird als schwächste Form der Identifikation angesehen und wird in zwei Arten unterteilt. Einerseits akzeptieren die Akteure bei der Verkettungsintegration das System wie es ist und können einen Nutzen aus dem Kollektiv ziehen. Es zeigt sich auch, dass durch die unterschiedlichen Interessen der Akteure keine größeren Gemeinschaften gebildet werden und deshalb Revolutionen ausbleiben.

Andererseits ist die Deferenzintegration relativ schwach ausgebildet und man ist vollkommen aus dem System ausgeschlossen. Das System wird genauso wie bei der Verkettungsintegration einfach hingenommen, da sich eine Veränderung der Gesellschaft als wirkungslos erweist (vgl. Esser, 2001, S.10ff.).

Der Begriff Integration kann zusätzlich noch in vier Integrationsdimensionen differenziert werden. Dazu zählen die kognitive, die strukturelle, die soziale und die identifikative Dimension. Alle Lernprozesse wie beispielweise die Aneignung einer neuen Sprache oder der Erwerb von Normen und Werten zählen zur kognitiven Integration. Die strukturelle Dimension beschreibt die Integration in wichtige politische und gesellschaftliche Institutionen wie etwa in den Arbeitsmarkt. Unter der sozialen Dimension werden alle gesellschaftlichen Kontakte und Beziehungen mit den Einheimischen zusammengefasst. Die identifikative Dimension umfasst die mentale und persönliche Zugehörigkeit zum neuen Lebensraum und wird als Wir-Gefühl beschrieben. Esser erwähnt auch, dass diese vier Dimensionen voneinander abhängig sein können, aber nicht unbedingt müssen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass jemand strukturell sehr integriert ist, sozial jedoch kaum. Ausschließlich die strukturelle und die kognitive Dimension stehen in unmittelbarer Verbindung (vgl. Fassmann, 2010, S.5).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Integrationsprozess des Vier-Dimensionen- Modells von Esser aus einen wechselseitigen Geben und Nehmen besteht.

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3.2 Arten der Integration

Die Gesellschaft neigt dazu, sich immer weiterzuentwickeln, wobei Werte- und Normensysteme von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Migrantinnen und Migranten stehen vor der Herausforderung, sich zwischen zwei völlig unterschiedlichen Werten- und Normensystemen zu entscheiden. Auf der einen Seite stehen die Werte und Normen ihrer Heimat und auf der anderen Seite die ihrer neuen Heimat. Jede Person geht unterschiedlich mit der jeweiligen Situation um, dadurch werden mehrere Arten der Integration unterschieden, welche im Folgendem beschrieben werden (vgl. Fassmann, 2010, S.4).

Assimilation:

Esser definiert den Begriff Assimilation wie folgt: „Unter Assimilation wird zunächst – ganz allgemein – die „Angleichung“ der verschiedenen Gruppen in bestimmten Eigenschaften verstanden, etwa im Sprachverhalten oder in der Einnahme beruflicher Positionen“ (Esser, 2001, S.21). Demnach versteht Esser unter Assimilation Angleichung oder Ähnlichkeit. Für ihn steht nicht die komplette Übernahme der Werte und Normen im Mittelpunkt, sondern grobe Disparitäten zwischen den Gruppen der Gesellschaft sollen verschwinden (vgl. Esser, 2001, S.21).

Der Soziologe Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny spricht von einer unterschiedlich starken Ausprägung der Assimilation: „Der Grad der Assimilation ist umso höher, je mehr der Einwanderer diese Elemente nicht nur oberflächlich gelernt, sondern auch internalisiert hat, d.h. in seine Persönlichkeit aufgenommen hat“ (Hoffmann-Nowotny in: Mintzel, 1997, S.303).

Anhand dieser Definition von Assimilation wird die bisherige herkunftsspezifische Identität zum Ganzen aufgegeben und das neue Werte- und Normensystem der Aufnahmegesellschaft vollkommen übernommen. Wenn aber die neuen Werte und Normen abgelehnt und die eigenen herkunftsspezifischen beibehalten werden spricht man von Segmentation (vgl.

Fassmann, 2010, S.4). Annähernd gleich definiert Nieke den Begriff Assimilation als einen

„Prozess der vollständigen Anpassung der Zuwanderer an die Lebensformen der Einheimischen unter Aufgabe der eigenen, so dass am Ende jeder Unterschied verschwunden ist“ (Raithel, Dollinger & Hörmann, 2005, S.246).

Die Begriffe Integration, der die Eingliederung in die neue Gesellschaft bedeutet, und Assimilation, Anpassung an bereits vorhandener Kultur, werden häufig als Synonyme verwendet (vgl. Oswald, 2007, S.93).

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28 Multikulturalität (pluralistische Integration):

Bei einer pluralistischen Integration können verschiedene kulturelle Lebenswelten nebeneinander bestehen. Die Multikulturalität unterscheidet sich stark von der Assimilation und wird allgemein verwendet „wenn sich innerhalb einer Gesellschaft viele verschiedene Kulturen befinden, wenn also Menschen, die verschiedenen Kulturen angehören für längere Zeit und in größerer Zahl in dieser Gesellschaft leben, d.h. wenn Multikulturalität vorliegt“

(Beyersdörfer, 2004, S.49).

Anhand der Begriffsdefinitionen zeigt sich der Unterschied zwischen den beiden Konzepten.

Assimilation beinhaltet die komplette Angleichung der Migrantinnen und Migranten an die Aufnahmegesellschaft. Bei der multikulturellen Gesellschaft hingegen befinden sich zwei unterschiedliche Kulturen nebeneinander. Es werden nur bestimmte Normen und Werte des Zuwanderungslandes übernommen (vgl. Treibel, 1999, S.95f.).

Akkulturation:

Akkulturation bezeichnet einen sozialen und kulturellen Anpassungsprozess zwischen einheimischer und zugewanderter Bevölkerung. Dieser freiwillige Sozialisationsprozess beinhaltet die Veränderung von Werten, Normen und Überzeugungen (vgl. Heckmann, 1998, S.31). Der Akkulturationsbegriff kann mit der interaktionistischen Assimilation verglichen werden, welche durch ein gegenseitiges Lernen und einer Angleichung gekennzeichnet ist (vgl. Treibel, 1999, S.95).

Für David L. Sam findet dieses Phänomen des Aufeinandertreffens verschiedenster Kulturen meist bei allen Beteiligten statt. Durch den ständigen Kontakt kann es zur Veränderung des Kulturmusters in einer oder beiden Gruppen kommen (vgl. Nauck, 2008, S.108). Zum einen nähert sich die Minderheit an die Mehrheitsgesellschaft an und zum anderen werden auch Werte, Normen, Einstellungen und Verhaltensweisen der Minderheitskultur angenommen (vgl.

Raithel, Dollinger & Hörmann, 2005, S.246). Milton M. Gordon sieht sogar eine Verschmelzung beider Kulturen und nicht nur eine Annäherung (vgl. Akbulut, 2003, S.24).

3.3 Weitere verwandte Begriffe

Segregation:

Bezüglich der Migration wird die räumliche Trennung von Bevölkerungsgruppen als Segregation bezeichnet. Gründe dieser Absonderung sind beispielsweise die unterschiedlichen sozialen Schichten, ethnisch-kulturelle Hintergründe, die Stellung im Lebenszyklus oder die Religion (vgl. Schäfer, 2006, S.252f.). Es wird zwischen der freiwilligen

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und unfreiwilligen Segregation unterschieden. Die Migrantinnen und Migranten bevorzugen bei der freiwilligen Segregation identisch soziale Umgebungen und distanzieren sich von nicht vertrauten Gesellschaftsgruppen. Dadurch werden ihnen oftmals mangelnde Integrationsbemühungen nachgesagt. Andererseits stellt sich bei der unfreiwilligen Segregation, hervorgerufen durch zu hohe Boden- und Mietpreise, eine fehlende Integrationsbereitschaft des Aufnahmelandes heraus (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon online, 2017).

Inklusion:

Laut DUDEN bedeutet der Begriff Inklusion das „Miteinbezogensein; gleichberechtigte Teilhabe an etwas [haben]“ (Dudend online, 2017). Im Gegensatz zur Integration wird die Inklusion als weitergehender, mehr umfassender Begriff bezeichnet. „Inklusion zielt auf das selbstverständliche, gleichberechtigte und wertschätzende Miteinander der Verschiedenen, wobei das Selbstverständliche darin besteht, dass ihre Unterschiedlichkeit nicht eigens thematisiert werden muss“ (Katzenbacher, 2015, S.23).

Der grundlegende Unterschied zwischen Integration und Inklusion ist, dass beim Inklusionsgedanken die Förderung und Aufrechterhaltung der Individualität im Vordergrund steht, und es nicht darum geht, Getrenntes zusammenzuführen und Unterschiede wahrzunehmen. Das Hauptziel der Inklusion ist daher eine komplette Beteiligung von Individuen in die Gesellschaft (vgl. Meyer, 2013, S.244ff.).

3.4 Wirkungsfaktoren bei Integration

Es kann durchaus vorkommen, dass es im Integrationsprozess nicht zwangsläufig zu einer Integration kommen muss. Bestimmte Umstände können diesen aber positiv oder negativ beeinflussen. Im Anschluss werden einige wichtige Faktoren beschrieben, die für das Verständnis von Integration wichtig sind.

Integrationsbereitschaft:

Die Bereitschaft der Migrantinnen und Migranten, am öffentlichen Leben der Einwanderungsgesellschaft teilzunehmen, gilt als Grundvoraussetzung für eine positive Integration. Es liegt aber nicht nur an deren Bereitschaft, ebenso müssen sich die Einheimischen auf eine Integration einlassen. Demnach bedarf es einer beidseitigen Bereitschaft zur Veränderung (vgl. Küpper & Zick, 2007, S.150ff.). Eine Studie von Küpper und Zick zeigt, dass beispielsweise die Integrationsbereitschaft der Deutschen abnimmt. Anstelle dessen wird vermehrt die Assimilation der Herkunftskultur der Migrantinnen und Migranten gefordert (vgl. Küpper & Zick, 2007, S.162).

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30 Sprache:

Um an den Gesellschaftsaktivitäten der Aufnahmegesellschaft teilzunehmen, ist das Erlernen der Sprache unverzichtbar. Sprache „spielt als Ressource, über die sich Partizipationsmöglichkeiten in der Residenzgesellschaft erschließen, […] eine besondere Rolle“ (Sauer, 2009, S. 172). Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bietet kostenlose Sprachkurse an, um den Migrantinnen und Migranten den Erwerb der Sprache zu erleichtern. Der Grund für den Spracherwerb ist nicht vorrangig die Integration, sondern Anträge auszufüllen und Arbeit zu finden stehen im Vordergrund (vgl. BAMF online, 2009).

Schule:

Schulische und berufliche Ausbildungsstätten haben ebenso einen großen Einfluss auf die Integration der Migrantinnen und Migranten. Die Teilnahme schulischer Bildung bewirkt ein Zugehörigkeitsgefühl der Einwanderer. Einerseits wird das Zusammenleben zwischen den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und der Aufnahmegesellschaft gefördert, andererseits ergeben sich auch Vorteile für die Teilnahme für eine Berufstätigkeit im Einwanderungsland (vgl. Beger, 2000, S.67f.).

Grundsätzlich wird in jeder Schulklasse ein Wir-Gefühl vermittelt, wodurch die Zusammengehörigkeit innerhalb der Klasse gestärkt wird. Positiv zu erwähnen ist auch, dass Lehrerinnen und Lehrer bereits Erfahrung mit auftretenden Schwierigkeiten der interkulturellen Integration besitzen. Durch die staatliche Kontrolle der Schule wird ebenso der Spielraum für Diskriminierungen gesenkt (vgl. Bieler et al., 2000, S.204f.).

Wohnsituation:

Eine positive Integration hängt auch von der räumlichen Verteilung und der Wohnsituation der Migrantinnen und Migranten ab. In den Städten siedeln sich diese häufig in ausgewählten Vierteln an. Ursachen dafür können unterschiedlich sein. Demnach wählen die Migrantinnen und Migranten jene Gebiete bei ihrer Einwanderung aus, wo bereits dieselbe ethnische Infrastruktur und Religion vorzufinden ist (vgl. Friedrichs, 2008, S.390). Obendrein zählen die emotionale Unterstützung und der Schutz vor Diskriminierung zu den Ursachen des Integrationsprozesses (vgl. Beger, 2000, S.78). Aus wirtschaftlichen Gründen besteht für Migrantinnen und Migranten oft keine andere Möglichkeit, um in Viertel mit preiswerteren Wohnungen zu ziehen. Die Ansiedelung in besser gestellten Stadtteilen wird aber auch durch Diskriminierungen verhindert (vgl. Friedrichs, 2008, S.391). Durch diese Faktoren wird der Integrationsprozess hauptsächlich negativ beeinflusst. Die hohe Quote an Migrantenkindern

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in bestimmten Stadtvierteln führt weder in der Schule noch in den einzelnen Stadtteilen zu Interaktionsmöglichkeiten mit der Aufnahmegesellschaft (vgl. Beger, 2000, S.78).

3.5 Umgang mit Fremdheit

Die Angst vor dem Fremden ist ein globales, allgemeines Phänomen. Erdheim unterscheidet zwei Formen bezüglich der Fremdheit: Fremdenfeindlichkeit und Exotismus. Bei der Fremdenfeindlichkeit werden Menschen außerhalb der eigenen Kultur strikt abgelehnt und als Bedrohung für die eigene Lebensweise angesehen. Hierbei stehen die Macht- und Verteidigungsverhältnisse zwischen Migrantinnen und Migranten und der einheimischen Bevölkerung im Mittelpunkt. Exotismus beschreibt die vollkommende Akzeptanz des Fremden aufgrund der Angst vor dem gesellschaftlichen Wandel (vgl. Erdheim, 1994, S.261).

Die häufigste Reaktion auf Fremdheit ist die Unsicherheit. Es gibt drei Möglichkeiten mit dieser Unsicherheit umzugehen: 1. Umgehen (ignorieren, hinwegsehen, vermeiden), 2. Umbringen (verbale und körperliche Aggression) und 3. Umwerten (Umdeuten). Die Begegnung mit Fremdheit kann beispielsweise in Gestalt von nicht vertrauten Personen, als unbekanntes Spiel, neue Bewegungsformen einer anderen Welt oder verändertes Regelwerk auftreten. Das Ausüben von Sport des anderen Geschlechts kann auch zu Fremdheit führen. Wobei hier vor allem die Störung von Jungen zu nennen ist, wenn sie Mädchensport betreiben sollen. Es gibt verschiedene Arten von Fremdheit. Neben der klassischen Art, der Migration, kann Fremdheit auch durch innergesellschaftliche Erfahrungen entstehen. Hierzu zählen das Fremdsein aufgrund unterschiedlicher Generationskulturen (jung-alt-uralt), verschiedener Gesellschaftsstrukturen, anderer Geschlechterkulturen (weiblich-männlich) oder die verschiedenen Jugendkulturen (Hip-Hop, Punker, Gothics). Fremdheit wird als Gegenpol von Vertrautheit angesehen und hängt von zwei Personen ab, einerseits von mir selbst und andererseits von einer anderen Person. Durch diese wechselseitige interaktive Dynamik kann das Fremdsein niemals ausgeschlossen werden. Jene Menschen, die dazugehören wollen, müssen bestimmte Auflagen und Regeln einhalten. Die Kriterien für die Auflagen sind unterschiedlich, demnach zählen körperliche Besonderheiten (dick-dünn), Geschlechtsmerkmale (Frauen-Männer), Unversehrtheit und einheitlicher genetischer Ursprung zu den wichtigsten Kriterien. Die Regeln werden durch die Insider bestimmt. Wer aber diese Regeln nicht beachtet oder nicht kennt, wird ausgegrenzt. Der Wechsel zwischen

„dabei sein“ und „fremd sein“ kann rasch verlaufen. In der Schulpause kann man sich noch als Fremder sehen, aber bereits im Sportunterricht als Freunde in einer Fußallmannschaft.

Letztendlich bedeuten unterschiedliche Situationen auch unterschiedliche Zugehörigkeiten (vgl. Gieß-Stüber, 2003, S.4-8).

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Häufige Reaktionen auf Fremdheit im Sport (vgl. Gieß-Stüber, 2003, S.4-8):

• Kosten-Nutzen-Kalkulation:

Die Migrantinnen und Migranten dürfen in der Gruppe mitspielen und dabei sein, solange sie zu Siegen verhelfen. Wenn der Erfolg ausbleibt und die gewohnten Abläufe gestört werden, kommt es umgehend zur Ausgrenzung.

• Kampf um knappe Güter:

Um einen der wenigen Plätze in der Mannschaft zu ergattern, muss man sich beim Training beweisen und benötigt die Anerkennung von der Trainerin oder vom Trainer.

Häufig werden Migrantinnen und Migranten abgewertet, wobei unbedeutende Merkmale wie etwa die unterschiedliche Hautfarbe oder die andersartige Religion genannt werden, um die eigene Position zu verbessern.

• Ausschluss – Abwehr von Unsicherheit:

Um die Unsicherheit abzuwehren, wird auf den traditionellen Werten und Normen festgehalten. Unbekanntes und Neues soll dementsprechend das eigene Wissen und Wertesystem nicht in Frage stellen, wie beispielsweise die Ehre zwischen Mann und Frau.

• Überlegenheitsanspruch:

Die Abwertung afrikanischer oder asiatischer Techniken zählen auch zu den Reaktionen auf Fremdheit. Im Gegensatz werden amerikanische und europäische Techniken aufgewertet.

• Systematisches Missverstehen:

Diesbezüglich ist die Barriere von Vorurteilen zu nennen. Die Migrantinnen und Migranten werden häufig missverstanden und haben mit verschiedenen Vorurteilen zu kämpfen. Zu den gängigsten Vorurteilen zählen: Migrantinnen und Migranten liegen den ganzen Tag nur faul herum oder muslimische Mädchen machen generell keinen Sport. Dadurch ist der Zugang dieser Menschengruppe zum Sport bereits erschwert.

• Strategie des Verstehens:

Das Fremde und Neue wird häufig durch überlegte, strategische Integration seitens der einheimischen Bevölkerung zerstört. Die dominante Kultur wird dadurch gestärkt und stabilisiert, wobei nur das zu Verstehende in die eigene Lebensweise übernommen

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wird. Folglich wird die Kampfkunst als Kampfsport und Yoga als Bauch-Po-Gymnastik bezeichnet.

• Neugier und Zuwendung:

Die Auseinandersetzung mit dem Fremden und den neuen Betrachtungsweisen zählen ebenso zu den häufigsten Reaktionen auf die Fremdheit. Diese Zuwendung führt zur eigenen Erweiterung der Selbst- und Weltsicht.

Fremdheit im Sport:

Fremdheit charakterisiert sich auf verschiedene Art und Weise. Im Folgenden wird auf drei Arten eingegangen.

• Fremdheit von Körper- und Bewegungskulturen:

Auf der Welt gibt es zahlreiche Körper- und Bewegungskulturen und jede einzelne Kultur hat einen anderen Umgang mit dem Körper. Durch diese Differenz der Kulturen werden Normen, Werte, Bewegungen und Zeichen unterschiedlich wahrgenommen (vgl. Seiberth & Thiel, 2007, S.199).

• Fremdheit von Lebensstilen:

Die Begriffe Lebensstil und Kultur müssen voneinander abgegrenzt werden. Diese Unterscheidung ist notwendig, da es durchaus vorkommen kann, dass auch Menschen mit verschiedenen Kulturen denselben Lebensstil haben können. Ebenso müssen das Unbekannte und das Vertraute voneinander getrennt werden, um die Fremdheit von Lebensstilen zu reduzieren (vgl. Seiberth & Thiel, 2007, S.203).

• Fremdheit von Organisationskulturen:

In Sportvereinen treten immer wieder Probleme mit der Organisation und Zusammensetzung des Vereines auf. Wichtig für die Sportvereine wäre es, die multikulturelle Gesellschaft mit unterschiedlichen Werten und Traditionen aus unterschiedlichen Ländern zu vereinen. Migrantinnen und Migranten sollten ebenfalls bedeutende Ämter und Funktionen im Verein bekleiden, um ein Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl schaffen zu können (vgl. Seiberth & Thiel, 2007, S.204ff.).

Sport ist ein Teilbereich der Gesellschaft und diese zwei Begrifflichkeiten stehen auch immer in Verbindung zueinander, denn die Integration und Zuwanderung beeinflussen den Sport auf unterschiedlichste Weise. Sport ist von einer Fremdheit gekennzeichnet, da der Sport durch die eigenen Regeln und Strukturen ein eigenständiger Bereich ist (vgl. Seiberth, 2012, S.99ff.).

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Die Beobachtung, dass nach dem Reifebeginn der Anteil an K + -Ionen weiter zunimmt, während der Im- port an Ca ++ -Ionen fast zum Erliegen kommt, wird da- hin gehend interpretiert,