23/96
ZEITSCHRIFT FUR ALLGEMEINMEDIZIN
ONKOLOGIE
Chemoresistenz . Melanome
Non-Hodgkin-Lymphome I Nachsorge in der Praxis
»1
AKTUELL
I Americarmeart 1996 NATURHEILVERFAHREN
I Thalassotherapie
ztiTS£5i!l''
Hippokrates Verlag
Hippokrates Verlag GmbH • Postfach 300504 • 70445 Stuttgart ZFA ISSN 0341-9835
1332
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Dynorm
t. J
HERZ
KREISLAUF MERCK
Ökonomie in
der Therapie MERCK
Priv.-Doz. Dr. med.
Ursula Marsch-Ziegler St-Certrauden-Krankenhaus Innere Abteilung
Schwerpunkt Gastroenterologie ParetzerStr. 11
10713 Berlin
Chirurgie, Zytostati
kabehandlung und Bestrahlung, blei
ben für die Tumor
behandlung maß
gebend, bis neue Perspektiven Reali
tät werden
Brillante Ergebnisse präsentieren uns die Molekularbiologen und -pa- thologen aus der theoretischen Tu
morforschung. Sie lassen auf Per
spektiven hoffen, Krebserkrankun
gen dereinst an ihren Wurzeln an
packen zu können: Zunächst sind wir von den Wissenschaftlern über die molekularen Störungen der geneti
schen Ordnung im Lauf der Karzino- genese informiert worden. Diese Kenntnisse führen zwar zu einer prä
ziseren und frühzeitigeren Diagno
stik, was einer differenzierten Thera
pie zugute kommt, klinisch meßbare Erfolge der Gen- und Immuntherapie in der Onkologie liegen jedoch noch in der Zukunft. Bislang hat sich Ent
scheidendes an den Langzeitüber
lebenschancen von Krebspatienten nicht geändert: Der Nutzen der appa
rativen Nachsorge wird immer kriti
scher gesehen und das Finalstadium der Tumorerkrankungen ist noch nicht vermeidbar geworden.
Die therapeutischen Säulen Chir
urgie, Zytostatikabehandlung und Bestrahlung bleiben für die Tumor
behandlung maßgebend.
Das Wesen maligner Zellen und ih
re Fähigkeit, sich Umgebungsbedin
gungen »intelligent« anzupassen, ih
re Möglichkeit, mit Resistenzmecha
nismen auf Zytostatika zu reagieren, beschreibt M. Dietel. Er zeigt die dar
aus resultierenden deprimierenden Folgen für die Chemotherapie und Möglichkeiten, diese zu überwinden.
Die verwirrende Vielfalt der Non- Hodgkin-Lymphome und ihre exak
te Stadieneinteilung ordnet H.-J.
Grupp in seiner Arbeit nach den vor
liegenden Schemata und diskutiert die jeweilige differenzierte Chemo- und Strahlentherapie unter Berück
sichtigung der hausärztlichen und klinischen Aufgaben.
Ch. Kettelhack und P.M. Schlag stel
len neue Ergebnisse der Behandlung von Melanomen und Weichteilsarko
men vor: Eine Dreifachbehandlung mit Hyperthermie, Chemotherapie und Tumornekrosefaktor vermag ei
nen als inoperabel erscheinenden Tumor so zu beeinflussen, daß an
schließend extremitätenerhaltend operiert werden kann.
Empfehlungen zur Verringerung des Krebsrisikos sind im Europäi
schen »Kodex gegen den Krebs« zu
sammengefaßt worden. Einige der insgesamt 10 Punkte will ich hier an
führen:
»Rauchen Sie nicht« (30% aller Krebserkrankungen in entwickelten Ländern werden als tabakbedingt an
gesehen: 83-92% der Bronchialkarzi
nomerkrankungen bei Männern, 57-80% bei Frauen sind durch das Zi
garettenrauchen verursacht).
»Reduzieren Sie die Trinkmenge an Alkohol« (sowohl der Genuß von Alkohol als auch das Rauchen begün
stigen Tumoren des oberen Verdau
ungstraktes der Atemwege).
»Vermeiden Sie Übergewicht und begrenzen Sie den Verzehr fettrei
cher Nahrungsmittel« (Tumoren des Kolons, des Rektums, der Prostata, des Korpus und der Cervix uteri sind in großen Studien häufiger mit Über
gewicht korreliert).
»Vermeiden Sie übermäßige Son
nenbestrahlung« (Der wichtigste ätiologische Faktor für die zuneh
mende Inzidenz des malignen Mela
noms ist die verstärkte Sonnen
bestrahlung).
Ihre
U
Ursula Marsch-Ziegler
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Moderne Klassiker
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72. Jahrgang • Heft 23 1335
INHALT
IWasgehörtzu einersymptom
orientierten Nachsorge bei Brustkrebs? Wann ist ein Kno- chenszintigramm, wann eine Liquoruntersuchung indi
ziert? Ein Merkblatt für die hausärztliche Praxis!
Seite 1369
Abbildungsnachweise Titel: H.-J. Klemann, U. Lärz
S. 1335 oben: M. Dietel Mitte: PhotoDisc unten: H.-J. Klemann
1336 Aktuell
Berichte von der American Heart
■■i
Schwerpunkt Onkologie
1345 Die Chemoresistenz maligner Tumoren
M. Dietel
1352 Melanome und Weichgewebs- sarkome
Ch. Kettelhack
1361 Non-Hodgkin-Lymphome H.-J. Grupp
1369 Merkblatt: Symptomorientierte Nachsorge bei Mammakarzinom 1371 Service Box
■H
Hippokrates-Medaille
1372 Die DEGAM feierte Geburtstag G. Buck
■■i
Fragen an die Naturheilkunde
1378 Thalassotherapie - Heilung durch das Meer
W. Menger
mtm Praxis-EDV
1387 Was ist eigentlich eine CD-Rom?
■■1
Interview
1388 Krebsnachsorge: ja, aber richtig U. Kleeberg
1394 Magazin 1398 Pharma News 1399 Kongreßberichte
Therapiestudie
1404 Behandlung der kombinierten Hyperlipidämie
U. Julius
Kongreß Aktuell
1409 Johanniskraut: dem Wirkmechanis
mus aufder Spur U.Fuchs
1411 Oberbauchbeschwerden D. Jäger-Becker
1414 Hochdruck: Therapie-Erfolg durch neues Wirkprinzi
G. Buck
1416 Nagelmykosen - kein rein »kosmeti
sches Problem«
U.Fuchs
1417 Therapieziel: Frakturen vermeiden G.Buck
Mn diesem invasiven Kolonkarzinom mit klinisch belegter Chemoresistenz läßt sich P-Glycoprotein nachweisen.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Ansprechen eines Tu
mors auf MDR-Zytostatika und der Überexpression von P-Glycoprotein?
Seite 1345
I Thalassotherapie - so nennt man die Behandlung mit den Heilfaktoren des Meeres: Meeresklima, Meerwasser und Schlick. Nur unbewiesener Un
sinn und heutzutage sowieso unnöti
ger Luxus? Von wegen!
Seite 1378
1396 Impressum
1336
Fortbildung
AKTUELL
Die Plaqueruptur - Folge eines Entzün
dungsprozesses ?
Möglicherweise muß das Konzept, wie es zur Plaqueruptur und dadurch zum kardialen Ereignis kommt, neu überdacht werden: Es könnte sich da
bei um einen Entzündungsprozeß handeln. Dies behauptet zumindest Benjamin C. Victor (Pathologe am Ir
vine Medical Center der University of California). Er zog seine Schlußfolge
rung aus der vergleichenden Unter
suchung von zehn Patienten (vier da
von erlitten einen plötzlichen Herz
tod, sechs hatten einen akuten Myo
kardinfarkt erlitten und waren erst nach einigen Tagen gestorben).
Es ist bekannt, daß bei Herzattak- ken zahlreiche Makrophagen in den Gefäßen präsent sind und daß es nicht der stabile Plaque ist, der durch zunehmende Verengung den Herz
anfall provoziert, sondern der insta
bile, der rupturiert und dadurch den plötzlichen Gefäßverschluß hervor
ruft. ln einer früheren Studie hatte Victor gezeigt, daß Patienten, die an anderen Ursachen gestorben waren, zwar extensive stabile Plaques hat
ten, Makrophagen waren dabei aber nicht präsent gewesen.
Unbeantwortet war aber bisher die Frage nach dem »Henne-Ei-Prinzip«:
Wandern die Makrophagen erst nach der Plaqueruptur zum Ort des Ge
schehens - handelt es sich also dabei
American Heart Association
66. Kongreß vom 10.-13.11.1996 in New Orleans
um einen Reparaturprozeß -, oder sind sie bereits vorher präsent und verursachen unter Umständen sogar die Ruptur. Diese Frage konnte Vic
tor jetzt beantworten: ln den ruptu- rierten Plaques derjenigen Patienten, die einige Tage nach dem kardialen Ereignis verstorben waren, konnten jedenfalls nicht mehr Makrophagen gefunden werden als in den Plaques derjenigen, die einen plötzlichen Herztod erlitten hatten. Deshalb, so Victor, sind diese offensichtlich nicht später erst zur Reparatur eingewan
dert, sondern waren schon im Plaque präsent und haben die Ruptur pro
voziert.
Der Herzanfall durch Plaquerup
tur, so Victor in seinem Fazit, ist al
so möglicherweise ein entzündlicher Prozeß, ähnlich wie die Arthritis - und es müßten demnach Wege ge
sucht werden, diesen Prozeß zu ver
hindern: ein völlig neues Konzept.
(gb) 69. Scientific Sessions der American Heart Association, Vortrag am 12.11.1996 in New Orleans.
Triglyzeride: Risiko- Schwelle viel niedriger als bisher gedacht
Triglyzeridwerte, die heute eigent
lich noch als unbedenklich angese
hen werden, führen in Wirklichkeit
bereits zu einer deutlichen Erhöhung des Risikos, eine koronare Herz
krankheit oder einen Infarkt zu ent
wickeln, erklärte Michael Miller, Di
rektor der Abteilung Preventive Car
diology, University of Maryland Me
dical Center in Baltimore. Miller und seine Mitarbeiter analysierten Daten von 460 Männern und Frauen zwi
schen 30 und 80 Jahren aus den Jah
ren 1977 und 1978, bei denen Ver
dacht auf eine koronare Herzkrank
heit oder einen arteriosklerotischen Prozeß bestand, ln den Jahren 1993 bis 1995 wurden die Patienten nach
verfolgt, um festzustellen, bei wievie- len ein koronares Ereignis aufgetre
ten war.
Das überraschende Ergebnis:
Selbst unter Berücksichtigung ande
rer Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchgewohnheiten, Hochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, nied
riger HDL-Spiegel und hoher LDL- Spiegel, zeigte sich schon bei nied
rigem Plasmaspiegel, daß die Trigly
zeride ein unabhängiger Risikofak
tor sind.
Die Risikoschwelle liegt dabei we
sentlich tiefer als bisher angenom
men: Nicht erst bei 200mg/dl, son
dern bereits bei Spiegeln von lOOmg/dl waren die Triglyzeride wichtige Prädiktoren für die Ent
wicklung eines kardialen Ereignis
ses! Lagen die Spiegel bei der Erst
untersuchung 1977/78 in diesem Be
reich, war das Risiko um den Faktor 2,3 erhöht.
1337
AKTUELL
Fortbildung
Eme weitere Studie, vorgestellt von Robert S.
Rosenson, Direktor der Abteilung präventive Kar
diologie am Rush Medical Center in Chicago, zeig
te durch Untersuchungen an 207 Freiwilligen (Al
ter zwischen 21 und 81 Jahren, 62% Männer), daß bei einem Plasmatriglyzeridspiegel von 190mg/dl die Blutviskosität deutlich erhöht ist. Möglicher
weise, so Rosenson, beginnt auch hier der nega
tive Einfluß bereits früher - dies wird derzeit un
tersucht. Und ähnlich wie LDL scheinen die Tri
glyzeride auf mehr als eine Weise zur Erhöhung des kardialen Risikos beizutragen.
Eintauchen ins Netz der Gefäße - Ausstellungsstand einer Pharmafirma als Erlebnisstrecke
Als Prävention und erste Therapie empfehlen die Referenten in jedem Fall mehr (aerobes) Trai
ning und eine Diät, die reich ist an Omega-3-Fett- säuren (Lachs, Makrelen, Hering, Thunfisch - aber nicht in Öl!). Fischöl-Kapseln wollten die Exper
ten nicht empfehlen, denn man müsse davon sehr viel schlucken und rieche dann ein bißchen wie eine mehrere Wochen alte Makrele. Erst nach den allgemeinen Maßnahmen komme eine medika
mentöse Behandlung in Frage. (gb) 69th Sessions der American Heart Association, Vorträge am 11. November 1996 in New Orleans.
Notfallaufnahme in die Klinik:
immer noch zuviel Zeit verschenkt
Noch immer wird zuviel kostbare Zeit ver
schenkt, bis Patienten oder deren Angehörige nach dem Auftreten der ersten Symptome eines Koronarereignisses die Ambulanz rufen.
Auf verschiedenen Wegen wird versucht, dies zu ändern: Am allerwichtigsten, so Expertinnen in einer Tagung bei der American Heart Associa
tion, ist die Aufklärung der Angehörigen von Pa-
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Depressionen, psychische und nervöse Störungen, nervöse Unruhe und Erschöpfung, Wetterfühligkeit.
Vegetativ stabilisierend, gut verträglich.
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Hyperici perf. stand, auf ca. 0,05 mg Hypericin* (*und ver
wandte Verbindungen, berechnet auf Hypericin).
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terium, psychische und nervöse Störungen, nervöse Unruhe und Erschöpfung, Wetterfühligkeit, vegetative Dystonie.Tropfen in der Kinderpraxis: Enuresis, Stottern, psychische Hemmungen, Reizüberflutungssyndrom.
Gegenanzeigen: Keine.
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fen vor dem Essen in etwas Flüssigkeit einnehmen.
Hyperforat-Dragäes: 2-3 x täglich 1 -2 Dragäes vor dem Essen einnehmen. Zur Beachtung: Bei Kindern entspre
chend geringer dosieren. Häufig ist eine einschleichende Dosierung besonders wirksam. Hyperforat-Ampullen:
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Dr. Gustav Klein,
Arzneipflanzenforschung, 77732 Zell-Harmersbach/
Schwarzwald
0
1338
ZUAÜ
AKTUELL
■ Fortbildung
tienten, die bereits ein Koronarereig- niss erlitten haben. Denn: 75% aller Infarkte geschehen zu Hause bei An
wesenheit eines Mitglieds der Fami
lie. Entscheidend ist es, Angst und Unsicherheit zu nehmen. Deshalb ge
hört zur Aufklärung eine intensive Schulung in Wiederbelebungsmaß
nahmen. Insbesondere bei Kindern mit einem kongenitalen kardialen Defekt hat sich das Training der El
tern als ausgesprochen segensreich erwiesen. Während das Training An
gehörigen erwachsener Patienten nur wenig von der Angst nahm (und die Zeit von 3 bis 4 Stunden bis zum Rufen der Ambulanz auch nicht nen
nenswert verkürzte), war dies bei den Eltern der Kinder ganz anders. Eine Studie an 386 Eltern (64% Mütter, 29%
Väter, 7% andere Pflegepersonen) zeigte, daß das intensive Training ih
nen nicht nur das Gefühl gab, die Ver
antwortung besser tragen zu kön
nen, sie reagierten bei Auftreten ei
nes Atemstillstandes tatsächlich auch sehr viel souveräner. Von drei erprobten Methoden (1. Nur Video-
I Jogging ist gar nicht erforderlich, um das KHK- und Schlaganfall-Risiko bei Frauen zu senken. Eindrucksvolle Er
gebnisse werden schon mit schnellem Gehen erzielt.
band, 2. Aufklärung/Training durch Schulungspersonal, 3. Aufklärung/
Training durch Schulungspersonal und nachfolgende soziale Unterstüt
zung) erwies sich die dritte als die weitaus effektivste, erklärte Kath
leen Dracup von der School of Nur- Die falsche HMO als der größte Risikofaktor
In einigen Gebieten, so Kathleen Dracup, erwiesen sich die zuständigen HMO’s (Health Maintainance Organizations), über die die Mehrzahl der Patienten in den USA versichert sind, als der größte Verzögerungsfaktor. Vom Auftreten der ersten Symptome bis zum Rufender Am
bulanzverstrichen -vor allem bei ärme
ren oder ungenügend versicherten Pa
tienten - bis zu mehr als acht Stunden.
DerGrund dafür ist mehr als erstaunlich;
Ruftein Patientdieser HMO bei Verdacht auf ein koronares Ereignis die Ambulanz und wird in die Klinik eingewiesen und stellt sich dann heraus, daß es sich um einen Fehlalarm handelte, so über
nimmt die HMO die Kosten nicht.
Folge: Viele, vor allem sozial schwäche
re Patienten, warten zu, bis sie ganz si
cher sind, aus Angst, auf den hohen Ko
sten sitzen zu bleiben. Sind sie dann aber ganz sicher, kann es längst zu spät sein:
Ein unhaltbarer Zustand!
sing. University of California in Los Angeles. Eine vergleichende Unter
suchung zeigt, daß in der Folge in der Gruppe mit dem intensivsten Trai
ning und der nachfolgenden sozia
len Unterstützung sehr viel weniger Kinder vor Eintreffen der Ambulanz verstarben.
Erstaunlicherweise verkürzt sich die Zeit bis zum Rufen der Ambulanz bei erwachsenen Patienten, die be
reits das zweite Koronarereignis er
leiden, nicht wesentlich: Auch hier vergehen bis zu acht Stunden statt wie angestrebt maximal eine Stun
de. Die Gründe dafür liegen nach ei
ner in Australien durchgeführten Studie in mangelnder Aufklärung so
wie daran, daß die S5miptome oft an
ders sind als beim Erstinfarkt, (gb) 69th Sessions der American Heart Association, Konferenz am 13. 11.1996 in New Orleans.
Schnelles Gehen:
gute Risiko-Prävention für Frauen
Flottes Gehen scheint für Frauen eine gute Methode sein, um das Risi
ko für ein kardiales Ereignis oder ei
nen Schlaganfall drastisch zu senken.
Dies belegt eine Studie, über die bei den Sessions der American Heart As
sociation berichtet wurde. Die mei
sten Studien über die Auswirkungen körperlicher Aktivitäten auf diese Ri
siken wurden bislang an Männern durchgeführt, für Frauen gibt es da
zu wenig Ergebnisse: Nur in sieben von mehr als 40 epidemiologischen Studien tauchen Frauen überhaupt auf, und schnelles Gehen, zumindest in den USA offensichtlich mittlerwei
le bei Frauen die häufigste körper
liche Aktivität, ist dabei nur selten ge
prüft. Die Daten der »Nurses Health Study« an 84.000 Krankenschwestern im Alter zwischen 40 und 65 Jahren, über die JoAnn Manson vom Brigham and Women’s Hospital und der Har
vard Medical School berichtete, bele
gen, daß Frauen, die mindestens drei Stunden pro Woche flott marschie
ren, ein im Mittel um 40% niedrige
res Risiko für ein kardiales Ereignis oder einen Hirninfarkt haben. Fast 50% der in die seit 1986 laufende Stu
die aufgenommenen Frauen berich
teten, daß »schnelles Gehen« ihre häufigste körperliche Aktiviät sei.
Zweimal jährhch wurden über einen Fragebogen die neuesten Daten er
hoben. Die Untersucher teilten die Gruppe nach dem Ausmaß der Akti
vität in fünf Sektionen ein und stan
dardisierten auch nach Alter, Rauch
gewohnheiten, Familienanamnese, Menopause, Hormoneinnahme, Al
koholtrinken usw. Dabei stellte sich heraus, daß immerhin 10% selbst die
ser über gesundheitsfördernde Maß
nahmen gut informierten Frauen der Kategorie der in den USA als »couch potatoes« bezeichneten Gruppe ohne jede körperliche Aktiviät zuzuord
nen sind.
Bis 1994 traten in der Gruppe 590 Herzinfarkte und 456 Schlaganfälle auf Der Erfolg war mit einer Risiko- Reduktion von 54% besonders deut-
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1340
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Stichwort Sonographie
Brandenburg
Termine für Grundkurse z.B.
6. bis 9. März, 3. bis 6. April 1997.
Kosten je Kurs 600,- DM, Ab
schlußkurs 650,- DM.
Auskunft:
Landesärztekammer Brandenburg, Dreifertstraße 13, 03044 Cottbus, Tel: 03 55/78 01 00
Fax: 03 55/7 80 10 36.
Köln
Grundkurs Sonographie des Ab
domens am 4. und 5. Januar 1997 in Köln. Kosten 970,- DM (AiP:
30% Ermäßigung) Auskunft:
Heide Harzheim, Sono pro Medico, Postfach 501434, 50668 Köln, Tel 022 36/6 60 67
Fax 022 36/6 34 99
Bad Nauheim
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tekammer Hessen
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Gegenanzeigen: Sinusknotensyndrom, SA- sowie AV- Überleitungsstörungen 2. und 3. Grades, Ruhe
bradykardie < 50/min, maligne Arrhythmien, Herz
insuffizienz NYHA IV, schwere KHK, instabile Angina pectoris, schwere Lebererkrankungen, fortge
schrittene Niereninsuffizienz (GFR < 30ml/min, S-Krea- tinin > 1,8 mg/dl), Angioödem. Wegen fehlender Therapieerfahrung: Claudicatio intermittens, Morbus Raynaud, Morbus Parkinson, epileptische Erkr., Glaukom, Depressionen, Schwangere, Stillende, Kinder < 16 Jahre.
Nebenwirkungen: In der Anfangsphase Mund
trockenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Schwächegefühl in den Beinen, die jedoch häufig während der ersten Wochen der Behandlung abklingen. Selten Magen-Darm-Be- schwerden, in Einzelfällen allergische Hautreak
tionen und Potenzstörungen,
ffmweis; Bei Patienten mit mäßig eingeschr.
Nierenfkt. (GFR > 30ml/min < 60ml/min, S-Kreatinin
> 1,2mg/dl < 1,8mg/dl) sollte der blutdrucksenkende Effekt von Cynt besonders bei Behandlungsbeginn engmaschig überwacht werden.
Hinweis für Verkehrsteilnehmer: Die Behandlung des Bluthochdruckes mit diesem Arzneimittel bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle. Durch indivi
duell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparate
wechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
Wechselwirkungen: Andere blutdrucksenkende Mittel verstärken die blutdrucksenkende Wirkung von Cynt. Die Wirkung von Alkohol, Beruhigungs- und Schlafmitteln kann durch Cynt verstärkt werden.
Tolazolin (Priscol) kann dosisabhängig die Wirkung von Cynt abschwächen oder aufheben. Hinweis:
Wenn bei kombinierter Behandlung von Cynt und ß- Blockern Cynt zuerst abgesetzt wird, kann es zu einer verstärkten Gegenregulation des Blutdruckes kommen (Rebound).
Dosierung und Anwendungsweise: Therapiebeginn mit 0,2 mg/die Moxonidin (therap. Tagesdosis liegt meist zwischen 0,2 mg und 0,4 mg Moxonidin). Cynt 0,2: Therapiebeginn mit der niedrigsten Dosis, d.h.
0,2 mg/die Moxonidin (1 Filmtbl. Cynt 0,2 morgens).
Dosissteigerung frühestens nach drei Wochen auf 0,4 mg/die Moxonidin (2 Filmtbl. Cynt 0,2 morgens oder 2 x 1 Filmtbl. morgens und abends). Cynt 0,3:
Behandlung mit 0,3 mg/die Moxonidin (1 Filmtbl.
Cynt 0,3 morgens). Dosissteigerung frühestens nach 3 Wochen auf 0,6 mg/die Moxonidin (2 x 1 Filmtbl.
Cynt 0,3 morgens und abends). Cynt 0,4: Behand
lung mit 0,4 mg/die Moxonidin (1 Filmtbl. Cynt 0,4 morgens). Eine Einzeldosis von 0,4 mg Moxonidin und eine Tagesdosis von 0,6 mg Moxonidin sollten nicht überschritten werden. Bei Patienten mit mäßig eingeschr. Nierenfkt. (GFR > 30ml/min < 60ml/min) sollte die Einzeldosis 0,2 mg Moxonidin und die Tagesdosis 0,4 mg Moxonidin nicht überschreiten.
Einnahme zu oder nach der Mahlzeit mit etwas Flüssigkeit. Hinweise: Bei komb. Behandlung mit einem ß-Blocker muß bei Therapieunterbrechung zuerst der ß-Blocker abgesetzt werden und erst dann im Abstand von einigen Tagen Cynt. Die Ein
nahme von Cynt sollte nicht abrupt unterbrochen werden.
Handelsformen und Preise: Cynt 0,2:30 Filmtbl. (NI) 37,62 DM, 100 Filmtbl. (N3) 110,79 DM, Klinikpak- kung; Cynt 0,3: 30 Filmtbl. (NI) 47,66 DM, 100 Film
tbl. (N3) 144,42 DM, Klinikpackung; Cynt 0,4: 30 Film
tbl. (NI) 54,73 DM, 100 Filmtbl. (N3) 163,40 DM, Klinikpackung.
Verschreibungspflichtig. Stand Januar 1996 Beiersdorf-ülly GmbH
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ZIfA5 ' Fortbildung
AKTUELL
■ »Cet rhythm« - Jazz ist in New Orleans nicht nur in den Kneipen der Bourbon- streeet, sondern an allen Ecken zu hö
ren
lieh in den Gruppen, die ein »flottes«
(mindestens ca. 5km/Stunde) oder
»sehr flottes« (mindestens ca.
7-8km/Stunde) Marschieren berich
teten. Lag die Geschwindigkeit dar
unter, verringerte sich das Risiko um lediglich 32%. Besonders wichtig ist das Ergebnis, daß die körperliche Ak
tivität tatsächlich auch das Schlag
anfallrisiko bei Frauen verringert.
Diese Frage ist bislang nur ganz sel
ten untersucht worden.
Körperliches Training, so JoAnn Manson, beeinflußt nahezu alle an
deren Risikofaktoren für das Herz: Es senkt den Blutdruck, vermindert das Gewicht, verbessert die Insulinsensi- tivität, senkt den Blutzucker und das Risiko, einen Diabetes zu enwickeln.
Außerdem wirkt es präventiv gegen die Osteoporose. Und vielen Men
schen hilft es, besser mit Streß fertig zu werden.
Obwohl mit noch größerer körper
licher Aktivität eine zusätzliche Risi
koreduktion erzielt werden kann, ist es doch wichtig, so die Expertin, daß man zeigen konnte, daß das beste Er
gebnis dadurch erzielt wird, wenn man von »Nullaktivität« zu einer doch sehr moderaten körperlichen Aktivität übergeht. Und hier bietet sich das »Walking« an: es ist einfach auszuüben auch für Leute, die bisher überhaupt nichts getan haben, (fast) jeder oder jede kann es ausüben und es macht den meisten Menschen Spaß, wenn sie erst einmal damit be
gonnen haben. (gb)
69. Sessions der American Heart Association, Vortrag am 12.11.1996
in New Orleans.
Und es geht doch mit Diät!
Daß eine vernünftig zusammenge
setzte Diät in der Lage ist, einen er
höhten Blutdruck mindestens genau
sogut zu beeinflussen wie eines der zahlreichen zur Verfügung stehen
den Medikamente und damit die mit der Hypertonie verbundenen End
organschäden zu vermeiden, haben schon viele epidemiologische Studi
en gezeigt. Leider hat sich dabei aber auch gezeigt, daß die meisten Patien
ten die verordnete Diät einfach nicht einhalten und letztlich dann doch beim Medikament landen. Thomas J.Moore von den Brigham & Womens Hospitals in Newton/USA stellte die Ergebnisse der DASH-Studie vor.
DASH steht für »Dietary Approaches
to Stop Hypertension«. Ziel der ran- domisierten Multizenterstudie war es, eine schmackhafte, gesunde Alter
native zu einer rein vegetarischen Er
nährung zu finden, die in den USA keine große Akzeptanz findet - zu
mindest nicht in der Risikobevölke
rung. Überprüft wurden drei Diätfor
men im Vergleich, wobei die »Kon- troll-Diät« sich weitgehend den durchschnittlichen amerikanischen Ernährungsgewohnheiten annäher
te (Tabelle). 459 gesunde erwachsene Männer und Frauen ab einem Alter von 22 Jahren (Durchschnittsalter 45 Jahre) wurden in vier Zentren in die Studie aufgenommen. Die Proban
den hatten Blutdruckwerte zwischen 80 und 95mm/Hg diastolisch und we
niger als 160mm/Hg systolisch. Ziel war nicht eine Gewichtsabnahme, deshalb wurde individuell die Ener
gieaufnahme so gestaltet, daß das Ge
wicht gehalten wurde. Die Proban
den kamen einmal täglich ins Zen
trum, um dort ihre Hauptmahlzeit zu essen. Dort bekamen sie das Früh
stück und den Lunch für den folgen
den Tag mit. Die Bestandteile der Mahlzeiten wurden entweder im Su
permarkt gekauft oder von verschie
denen Nahrungsmittelherstellern gespendet. 96% der Probanden, die in die achtwöchige Diätphase eintra
ten, führten diese auch zu Ende, ein Beleg dafür, daß das Essen gut schmeckte, aber auch dafür, daß die Probanden gut motiviert wurden.
Die Kontrolldiät veränderte den Blutdruck in der Studienphase nur sehr geringfügig, die »Ideal-Diät«
senkte den Blutdruck im Mittel um 5,5mm/Hg systolisch und 3,0mm/Hg diastolisch, unabhängig von Ge-
Tabelle: Zusammensetzung der Vergleichsdiäten
Kontrolldiät Diät mit hohem Anteil an Gemüse und Früchten
»Ideal-Diät«
Fett 37 37 27
ges. Fettsäuren (FS) 16 16 6
einfach unges. FS 3 13 13
mehrf. unges. FS 8 8 8
ges. FS/mehrf. unges. FS 0.5 0.5 1.33
Kohlenhydrate 48 48 55
Protein 15 15 18
Kalium (mg) 1700 4700 4700
Magnesium (mg) 165 500 500
Calcium (mg) 450 450 1240
Faserstoffe (g) 9 31 31
Cholesterin (mg) 300 300 150
Salz (mg) 3000 3000 3000
1343
Fortbildung
schlecht und Alter. Lediglich bei den nichtweißen Teilnehmern war der Ef
fekt ausgeprägter. Die Diät mit ho
hem Anteil an Früchten und Gemü
se lag ziemlich in der Mitte.
Was ganz besonders wichtig er
schien: Die Blutdrucksenkung trat bereits innerhalb der ersten zwei Wo
chen ein, erreichte ihr Plateau nach zwei Wochen und blieb dann stabil bis zum Ende der Studienphase. Ver
glich man die Gruppe derjenigen, die zu Beginn der Studie einen norma
len Blutdruck hatten, mit der hyper- tonen Population, zeigte sich ein deutlicher Unterschied: In der Hyper
toniegruppe fiel der systolische Blut
druck um bemerkenswerte 11,4mm/
Hg systolisch und der diastolische um 5,5mm/Hg.
Das »French Quarter« in New Orleans, Ort für Entspannung nach dem Kon
greßtag
Eine solche Ernährung, die sich von der sonst üblichen gar nicht dra
matisch unterscheidet, deren Be
standteile ganz normal im Super
markt gekauft werden können und die nach Meinung der Teilnehmer wirklich gut schmeckt, eröffnet ganz neue Zugänge zu einer nichtmedika
mentösen Prävention und Therapie der Hypertonie, meint Moore, (gb) 69th Sessions der American Heart Association. Vortrag am 13. 11.1996 in New Orleans.
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gebiete: Die Anwendungsgebiete leiten sich aus den homöopathischen Arzneimittelbildern ab. Dazu gehören akute und chronische Entzündungen der Nasennebenhöhlen. Hinweis: Bei akuter Nasennebenhöhlenentzün
dung mit eitrigem Schnupfen oder Fieber und bei Beschwerden, die länger als eine Woche bestehen, ist die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich. Gegenanzeigen; Schwere Nierenerkrankungen mit gestörter Elektro
lyt-Ausscheidung (Kumulationsgefahr). Schwangerschaft, Stillzeit. Nicht anzuwenden bei Säuglingen und Klein
kindern. Nebenwirkungen; Tritt zwischen den einzelnen Gaben von Sinfrontal® 400 übermäßiger Speichelfluß auf, ist das Mittel abzusetzen. Hinweis: Wenn jedoch durch den Patienten Nebenwirkungen beobachtet werden sollten, die nicht in der Packungsbeilage aufgeführt sind, ist er angehalten, diese dem Arzt oder Apotheker mit
zuteilen. Dosierung: 3mal täglich 2 Tabletten im Mund zergehen lassen. Auch nach dem Abklingen der akuten Beschwerden kann die Einnahme von Sinfrontal* 400 bis zu einer Woche fortgesetzt werden. Darreichungsform und Packungsgrößen: OP mit 150Tabletten (NI). Stand Juni 1995 Chemisch-Pharmazeutische Fabrik Göppingen, Carl Müller, Apotheker, GmbH u. Co. KG 73008 Göppingen
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rapie mit Eunerpan behandeln. Nebenwirkungen: Kein oder nur geringer Einfluß auf Atmung, Kreislauf, Verdauung, Harnausscheidung und Leberfunktion. Müdigkeit kann zu Therapiebeginn auftreten. Selten Hypotonie, orthostatische Dysregulation und reflektorische Beschleunigung der Herzfrequenz, Einzelfälle von Herzrhythmusstörungen. Bei hoher Dosierung oder besonderer Reaktionsbereitschaft Auftreten von extrapyramidalmotorischen Störungen. Spätdyskinesien unter alleiniger Therapie bisher nicht beobachtet. Sehr selten passagere Erhöhung der Leberenzymaktivität, Abflußstörungen der Galle, Ikterus, allergische Hautreaktionen. In Ausnahmefällen Blutzellschäden. Einzelfälle eines malignen neuro
leptischen Syndroms sind nicht auszuschließen. Einzelfälle von Menstruationsstörungen, Galaktorrhoe, Gynäkomastie, sexuellen Funktionsstörungen und Gewichtszunahme möglich.
Nicht ausgeschlossen werden können; Regulationsstörungen der Körpertemperatur, Akkommodationsstörungen, Mundtrockenheit, Gefühl der verstopften Nase, Erhöhung des Augen - innendruckes, Obstipation, Miktionsstörungen, Kopfschmerzen, LJbelkeit, Erbrechen, Diarrhoe und Appetitverlust. Wie bei allen sedierenden Psychopharmaka bei Bettlägerigkeit, Immo
bilisierung und Prädisposition Thrombosegefahr beachten. Bei anamnestisch bekannten Nieren-, Leber- und Kreislauffunktionsstörungen vorsichtig dosieren und Funktionen regelmäßig übenvachen. Einschränkung des Reaktionsvermögens beachten!
Besondere Hinweise: Bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol und Eunerpan mögliche Verstärkung der Alkoholwirkung. Verstärkte Sedierung oder Atem
depression bei gleichzeitiger Anwendung mit dämpfenden Pharmaka; gegenseitige Wirkungsverstärkung bei gleichzeitiger Gabe mit trizyklischen Antidepressiva;
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1345
m Fortbildung
ÜBERSICHT
Chemoresistenz maligner Tumoren
Wie kommt sie zustande, wie iäßt sie sich überwinden?
M. Dietel
Institut für Pathologie Humboldt-Universität Berlin
Mit dem BegriffnKrebserkrankung« wird das ungezügelt aggressive Wachstum einer bösartigen Geschwulst bezeichnet, die am Ort ihrer Entstehung zu Ge
webszerstörungen führt und ferner die Fähigkeit besitzt, sich in anderen Orga
nen anzusiedeln, um dort ebenfalls Destruktionen hervorzurufen. Diese Defi
nition reicht aber zum Erfassen der komplexen Vorgänge einer Tumorerkran
kung nicht aus. Wichtig ist die Fähigkeit der Tumorzellen, äußerst varia- bei auf Umgebungsbedingungen reagieren zu können. Beispielsweise können Tumorzellen unter Hypoxie relativ lange überleben, sie überstehen Hy
perthermie, toxische Einflüsse, ionisierende Strahlen und weiteres mehr. Die-
‘•e Flexibilität ist in ihrer genetischen Instabilität begründet und führt dazu, daß sie in der Lage sind, Veränderungen ihrer Membranen, spezielle Entgiftungs
proteine und weitere Adaptationsvorgänge schnell zu entwickeln, um sich an die jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen.
Wirkungslose Gifte
Die Krebszelle kann sich auf die verschiedenen Zytostatika einstel
len, bevor die Zellgifte ihre zytotoxi
sche Wirkung entfalten. Die Thera
pie wird damit insuffizient. Durch unzählige Beobachtungen am Men
schen, viele Zellkulturuntersuchun
gen und Tierexperimente wurde ge
zeigt, daß Tumorzellen durch kom
plexe Entgiftungsprozesse Zytostati
ka wirkungslos machen können. In
kubiert man z.B. Zellen, die primär sensibel gegen ein spezielles Zytosta
tikum waren, mit langsam steigen
den Konzentrationen dieses Giftes, so findet man relativ bald eine zu
nehmende Unempfindlichkeit. Wäh
rend des Wachstums unter Zytosta- tika-Applikation entwickeln die Tu
morzellen neue Eigenschaften, mit denen sie die Wirkung des Giftes eli
minieren: Zytostatikaresistenz! Auch wenn dieser Vorgang unter therapeu
tischen Gesichtspunkten eine Kata
strophe ist, so stellt er aus Sicht der Tumorpathologie eine faszinierende Kaskade von Zellveränderungen dar.
Man stelle sich vor, eine Zelle wird von dem in der belebten Natur nicht
existenten Zellgift cis-Platin (eines der giftigsten Zytostatika) attackiert.
Um zu überleben, muß die Zelle cis- Platin relativ schnell als Gift erken
nen, seine chemische Struktur ana
lysieren und deren Schwachpunkte erfassen, um dann spezifische Entgif
tungswege in Gang zu setzen. Dazu wiederum müssen ganz bestimmte Gene, die die dafür notwendigen Pro
teine kodieren, angeschaltet werden.
Beeindruckend! Viele Fragen sind noch offen, z.B.:
■ wie erkennt eine Zelle die Giftig
keit eines artifiziellen Giftes?
■ wie ist sie in der Lage, aus den Mil
lien von proteinkodierenden Gen
abschnitten genau diejenigen zu aktivieren, die für das anflutende Zytostatikum den richtigen Entgif
tungsmechanismus initiiert?
... und anschließend Rezidive Zahlreiche Tumorformen, z.B. Kar
zinome der Brust, der Ovarien, die Mehrzahl der Kindertumoren sowie Non-Hodgkin-Lymphome und akute Leukämien des Erwachsenenalters, zeigen primär ein gutes Ansprechen auf eine Chemotherapie. In fast allen Fällen jedoch kommt es nach der er
folgreichen Erstbehandlung zu ei
nem Rezidiv, das jetzt aus Zellpopu
lationen besteht, die mehr oder we
niger resistent gegen Zytostatika ge
worden sind. Andere Tumortypen, wie Karzinome des Dickdarms, des Magens, der Niere und des Pankreas sowie das nicht-kleinzellige Bronchi
alkarzinom und maligne Hirntumo
ren, sind fast ausnahmslos schon pri
mär resistent gegen zytostatisch wirksame Substanzen. Für die primä
re sowie die erworbene Form der Re
sistenz sind zahlreiche molekulare Mechanismen beschrie- ■■■■
ben worden (Übersicht 3, 7,15). Diese betreffen Veränderungen der Ziel
moleküle, der Influx- und Efflux-Transport- mechanismen, des Zell
metabolismus und der zellulären Re
paraturmechanismen sowie die Stei
gerung der zellulären Entgiftungs
prozesse und der intrazellulären Kompartmentalisierung (Abb. 1). Fer
ner sind kürzlich Alterationen von Zellzyklus-assoziierten Genen ent
deckt worden (1), die möglicherwei
se eine zentrale Rolle bei der Resi
stenzentwicklung spielen.
Multidrug-Resistenz
Untersuchungen an Tumorzellini- en, die in vitro resistent gegen ver
schiedene Z3ftostatika gemacht wor
den sind, haben das Phänomen der sogenannten Multidrug-Resistenz (MDR) ergeben. Dies bedeutet, daß ei
ne Tumorzellpopulation resistent beispielsweise gegen das Anthra- zyklin Doxorubicin gemacht wird und dabei gleichzeitig eine Resistenz
Resistenzentwick
lung: zahlreiche molekulare Mechanismen
Z. Allg. Med. 1996; 72:1345-1350. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1996
1346
CHEM0RESI5TENZ
Fortbildung
gegen zahlreiche andere, zytosta
tisch wirksame Substanzen verschie
dener chemischer Klassen entwik- kelt, z.B. gegen Vinca-Alkaloide und Epipodophylotoxine sowie Anthra- cendione. Eine zeitgleiche Kreuzresi
stenz gegen verschiedene alkylieren- de Substanzen, Antimetabolite und cis-Platin ist regelhaft nicht gegeben.
Die molekulare Basis der MDR liegt in der Ex
pression eines mem
branständigen Trans
portproteins, das Mit
glied der ABC-Superfami- lie (ATP-binding-cassette)
membrangebundener Transportpro
teine ist ((1) in Abb. 1). Das P-Glycopro- tein ist eine energieabhängige unidi- rektionale Effluxpumpe mit breiter Substratspezifität. Es hat ein Moleku
largewicht von 170 kD, bildet eine porenförmige Struktur in der Zell
membran und besitzt zwei ATP-Bin-
dungsdomänen. Es besteht aus 1.280 Aminosäuren, die in zwei homolo
gen Hälften angeordnet sind. Ins
gesamt sind sechs transmembranäre Domänen identifiziert worden. Das zugehörige MDRl-Gen hegt auf Chro
mosom 7q31. Die Funktion des P-Gly- coproteins wird am besten durch das
»hydrophobe Staubsaugermodell« er-
mh klärt (9). Demnach
kann P-Glycoprotein Moleküle, die sich in der Lipiddoppelmem
bran von Tumorzellen anreichern, direkt aus der Membran in das ex
trazelluläre Environment transpor
tieren. Zusätzlich kann P- Glycopro
tein Substanzen aus dem Z5Toplasma der Zelle in den Extrazellularspalt mit hoher Effektivität transportie
ren. Dies gilt für zahlreiche normale Epithellien, z.B. von Niere, Kolon, Le- P-Glycoprotein:
das »hydrophobe Staubsauger
modell«
Einstrom verschiedener Zytostatika, sog. MDR Substanzen
Z.B. Anthrazykline, Alkaloide, Antibiotika, Epidophyllotoxine
l Zellmembran
MVP
Zellkern
[weitere Entgiftungsenzyme|
I Metallothionin |
Ausschleusung der Toxine durch Transportvesikel
zB. Mitoxantron, Dauno- mycin, Adriamycin
alkylierende Zytostatika z.B.Cyclophos- phamid
Schwermetall- Zytostatika Z.B. cisPlatin, Carboplatin
DNA-Enzym-spezi- fische Zytostatika
Z.B. Amsacrin, Eto- posid, Teniposid Dihydrofolat- Thymidilat-
reduktase synthase
Antimetabolite
Z.B. Methotrexate, 5-Fluorouracil
Abbildung 1: Mechanismen der Chemoresistenz. 0 zellmembranständiges Pump
protein (P-170-Glycoprotein, MRP) zur verstärkten Ausschleusung von Zytostatika,
® Verpackung der Zytostatika in Vesikel mittels Major-Vault-Proteins (MVP) zum vesikulären Export, ® vermehrte Produktion von Entgiftungsenzymen (GST, Gluta- thion-S-Transferase, GP, Glutathion-Peroxidase), 0 Überexpression der Zielenzyme von Antimetaboliten und ® genetische Veränderungen mit gesteigerten Abwehr
und Reparaturmechanismen (Einzelheiten siehe Text)
ber, Nebenniere etc. und fast alle Tu
morzellen.
Überwindung der P<Glyco- protein-assoziierten MDR Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, daß es möglich ist, die Akti
vität und Pumpleistung des P-Glyco- proteins spezifisch mittels relativ wenig toxischer Substanzen zu hemmen (Resistenz-modifizierende Agenzien). Dazu gehören Calcium
antagonisten, Cyclosporine, Alkaloi
de, Anti-Hormone wie Tamoxifen u.w.m. (Übersicht in 8). Durch kom
binierte Applikation eines Zytostati
kums mit einer resistenz-modifizie- renden Substanz ist es zumindest in der Zellkultur möglich, die Unemp
findlichkeit einer Tumorzelle zu durchbrechen.
Ein neuer, auf gentherapeutischen Verfahren aufbauender Ansatz ist die Hemmung der zugehörigen mdrl- mRNA durch Antisense-Strategien.
Dabei wird ein viral verpacktes, an- ti-mdrl-Ribozym (eine substratspezi
fische RNA, die in der Lage ist, ande
re RNA-Moleküle zu schneiden, Übersicht in 11) in resistente Zellen transfiziert. Mit diesem Ansatz ist es möglich, die Produktion des P-
Glycoproteins in den Tu- """
morzellen fast auf Null zu reduzie
ren und somit die Zellen wieder che- mosensibel zu machen (12). Dies könnte interessante Ansätze in der praktischen Krebstherapie eröffnen.
Chemoresistenz-Diagnostik Unter therapeutischen Gesichts
punkten wäre es außerordentlich wichtig, mit möglichst einfachen Methoden die Resistenzform eines vorliegenden Tumors zu bestimmen.
Hierzu werden derzeit ausführliche experimentelle Untersuchungen, u.a. auch im Institut für Pathologie der Charite, durchgeführt. Ziel ist es, mit modernen morphologischen und molekularbiologischen Tech
niken (Immunhistologie, Northern Blot, Polymerase Chain Reaction, Winding/Dewinding Assay etc.) die eine klinische Resistenz anzeigen
den Mechanismen an Gewebsproben
Pi 70-Glycoprotein:
Produktionsstop durch Antisense- Strategien
1347
CHEMORE5I5TENZ
Fortbildung
Erste Erfolge durch Zytostatika plus Resistenz
modulator
bestimmen zu können. Angestrebt werden Untersuchungen an kleinen Gewebsstanzen, die von den meisten Tumoren ohne größere Eingriffe ge
wonnen werden können. Vorausset
zung ist die in der Erforschungspha
se befindliche Miniaturisierung der derzeitigen Methodenansätze. Erste einheitliche Vereinbarungen wur
den bereits getroffen (2).
Klinische Bedeutung der MDR Eine Bedeutung der P-Glycopro- teinexpression für das klinische An
sprechen der Tumoren auf Zytostati
ka konnte in Sarkomen, Neurobla
stomen, akuten Leukämien, Non- hmm Hodgkin-Lymphomen
und multiplen Myelo
men belegt werden (15).
Insbesondere bei thera- piereffaktären hämato- logischen Tumoren
""" konnten erste Therapie
erfolge mit der additiven Applikati
on von Zytostatika plus Resistenz
modulator erzielt werden (19, 21, 22), so daß bei diesen Entitäten die kombinierte Therapie möglicherwei
se in den nächsten Jahren klinisch verstärkt eingesetzt wird. Die Ergeb
nisse von laufenden randomisierten Phase-3-Studien werden schon in Kürze erwartet.
P-Glycoprotein wurde auch in zahl
reichen anderen Tumoren nach
gewiesen, z.B. in Kolon-, Pankreas-, Ovar-, Mamma- und Bronchialkarzi
nomen. In den letzten zwei bis drei Jahren hat sich allerdings heraus
gestellt, daß die Resistenz bzw. das Ansprechen dieser Tumoren auf MDR-Zytostatika offenbar nur par
tiell von der Überexpression des P- Glycoproteins abhängt. Es wurde deutlich, daß immer dann, wenn das Protein stark und in einer hohen Zahl der Tumorzellen exprimiert war, diese auch resistent gegen MDR- Substanzen waren. P-Glycoprotein- negative Tumoren waren allerdings keineswegs sensibel für diese Grup
pe von Zytostatika. Ferner traf nicht zu, daß P-Glycoprotein-positive Tu
moren sensibel für nicht-MDR- Substanzen, z.B. Antimetabolite, Schwermetall-Zytostatika etc. waren.
Es wurde somit deutlich, daß in der
Mehrzahl der resistenten Tumoren zahlreiche, sich ergänzende und ad
dierende Resistenzmechanismen entwickelt sind, die sog. kooperative Zytostatika-Resistenz. Der klinische Einsatz der beschriebenen Resistenz- Modulatoren hat bisher bei den ge
nannten Tumoren (noch) keine über
zeugenden Ergebnisse erbracht. So konnte bei Kolonkarzinomen und Nierenkarzinomen durch die kom
binierte Gabe von Cyclosporin A mit Epidoxorubicin und Vinblastin keine klinische Response erreicht werden (17, 20).
Die Rolle des MRP
In Zellkulturen von Tumoren konnten Zellpopulationen identifi
ziert werden, die ein Kreuzresistenz- Muster für Zytostatika ähnlich der klassischen MDR zeigten, das aber nicht mit der Überexpression von P- Glycoprotein assoziiert war. In diesen Zellen war das MRP (multidrug-re- sistance-related protein) überexpri- miert. Das MRP-Gen kodiert ein 190 kD membrangebundenes Glycopro
tein, das offenbar wie P-Glycoprotein ein Mitglied der ABC-Superfamilie von membrangebundenen Transport
proteinen ist. Zwischen P-Glycopro
tein und MRP bestehen Substrat
unterschiede, so z.B. für Mitoxantron, Taxol und Gramizidine. Beide Pump
proteine können auch Schwermetall- Ionen transportieren.
Für MRP ist bisher nicht endgültig geklärt, wo die prädominante Loka
lisation dieses Pumpproteins ist, ent
weder in der Zellmembran oder in der Membran von intrazytoplasmati
schen Vesikeln oder in beiden. Von diesen vesikulären Organellen ist be
kannt, daß sie Zytostatika aus dem Zytoplasma aktiv ins Lumen trans
portieren und dort anreichern. Die hierfür notwendige membranständi
ge Pumpe könnte u.a. das MRP sein.
Eine Assoziation von MRP und kli
nischer Z)d:ostatikaresistenz ist bis
her nicht eindeutig belegt.
Hohe MRP-Konzentrationen wur
den gefunden in
■ chronisch-lymphatischen Leuk
ämien,
■ pro-lymphozytischen Leukämien,
■ Ösophagus,
■ Plattenepithelkarzinomen,
■ nicht-kleinzelligen Bronchialkar
zinomen,
■ akuter myeloischer Leukämie und weiteren Tumoren.
In zahlreichen anderen Tumorentitä
ten (z.B. Haut, Brust, Kopf) wurden bisher nur geringe Konzentrationen nachgewiesen. Somit gehört das MRP in die Familie der Resistenzproteine und trägt zur Komplexität der Resi
stenzmechanismen bei.
Veslkelblldung
Ein weiterer Mechanismus (@ in Abb. 1) besteht in der vermehrten Bil
dung intrazytoplasmatischer Vesi
kel, in die große Mengen der Sub
stanzen verpackt und dann via Exo- zytose ausgeschleust werden (3). An diesem Vorgang sind intrazelluläre Transportproteine, sog. major vault (Gewölbe) proteins (MVP), sowie ak
tivierte Zytoskelettproteine, z.B. Ak
tin, Tubulin und Kinesin, wesentlich beteiligt. Die MVP sind 100-110 kD große tonnenförmige
Zellorganellen, die Toxi
ne aus dem Zytoplasma in die Vesikel verpacken und in dieser ungiftigen Form durch die Zelle
transportieren (13). ""
Durch die intrazelluläre Kompart- mentalisierung mit vesikulärem Transport wird die intrazelluläre Konzentration des Zellgiftes massiv reduziert - ein weiterer wesentlicher Weg der Zellen, Zytostatika unwirk
sam zu machen.
Das Gift wird in Vesikel verpackt durch die Zelle transportiert
Zell-Zyklusregulatlon
Multizelluläre Organismen regu
lieren den Zellersatz duch balancier
te Zellteilung versus Zelltod. Das kontrollierte Absterben der Zellen wird durch den Vorgang der Apopto-
1348
CHEMORESI5TENZ
m
se vorgenommen. Die programmier
te Selbstzerstörung der Zellen wird durch eine hierarchische Genfamilie gesteuert, deren Hauptvertreter BCL- 2 als Apoptosehemmer und BAX als Apoptosestimulator wirken (d) in Abb. 1). Veränderungen ihrer Expres
sion, die unter anderem durch Zy- tostatika-induzierte DNA-Schäden hervorgerufen werden können, ha
ben einen starken Einfluß auf die Chemosensitivität (Übersicht in 10).
Entgiftungsenzyme
Die Glutathion-S-Transferase (GST) ist eines der potentesten Entgiftungs
enzyme des Zellmetabolismus (d) in Abb. 1), beispielsweise für toxische freie Radikale, Alkylanzien und Schwermetallionen. Die GST kon
jugiert Glutathion (GSH) z. B. an Cis- platin oder andere alkylierende Sub
stanzen und bildet damit nicht-toxi
sche, relativ hydrophile Verbindun
gen, die schnell aus der Zelle elimi
niert werden. Nach Chemotherapie wurden in resistenten Tumorzellen erhöhte Konzentrationen von GSH und eine stimulierte GST-Aktivität gefunden. Die Mechanismen, mit de
nen GSH die Zelle vor dem Angriff al- kylierender Substanzen schützt, sind bisher nur teilweise bekannt. Offen
sichtlich addieren sich mehrere Vor
gänge: GSH bindet sich direkt an zy
tostatische Substanzen, GSH verhin- Wie Zellen die Giftattacke überleben
Die Überexpression von BCL-2 und BCL-XL verzögert den Eintritt in die Apoptose. Der verlängerte Zell
zyklus erlaubt einer Zytostatika-behandelten Zelle, dieToxin-induzierten DNA-Schäden zu beheben, um dann wieder in die Proliferationsphase einzutreten.
Sie überlebt die »Ciftattacke«!
DNA-Schäden, die durch Antitumor-Substanzen verusacht werden, sind zumeist per se nicht tödlich.
Sie bedürfen eines Sensors, der die Apoptose einlei
tet. Das Tumorsuppressor-Genprodukt p53 ist u.a.
über die Transaktivierung der bax-Cenfamilie in die Regulation des Zellzyklus eingebunden und gilt als einer der Sensoren. Mutationen des p53-Cens füh
ren zu einer gesteigerten Resistenz gegenüber Apoptose-induzierenden Zytostatika. So stehen TP53-Mutationen und Chemoresistenz in direkter Verbindung zueinander.
dert die Formation von Toxin-DNA- Addukten und/oder GSH unterstützt die Reparaturmechanismen der DNA. Zusätzlich kann die GST die Konformation der toxischen Molekü
le so verändern, daß eine effektive Bindung an die DNA unmöglich wird.
Die Elimination der GSH-Toxin-Kon- jugate erfolgt über ein Na-abhängi- ges und ein ATP-abhängiges Trans
portsystem, in das, so neueste For
schungen, auch das MRP (s.o.) einge
bunden ist (14). Versuche zur Auf
hebung der GST-/GSH-Resistenz mit
tels Buthionin-S-Sulphoximin (BSD) oder Sulphasalin zeigten in der Kli
nik erste Erfolge, größere Studien stehen noch aus (Übersicht in 16).
Auch das Protein Metallothionin, das unter anderem die Fähigkeit be
sitzt, Schwermetallbindungen ein
zugehen, trägt zur Resistenz gegen
über cis-Platin und anderen alkylie- renden Substanzen bei. So konnten Antisense-Strategien mit Hemmung der Metallothionin-Expression eine Resensitivierung resistenter Zellen erzeugen. Hier ergibt sich möglicher
weise ein Ansatz, mit gentherapeuti
schen Methoden die Resistenz gegen
über cis-Platin zumindest zu reduzie
ren.
DNA-Reparaturmecha- nismen
Während der physiologischen Zell
teilung entstehen immer wieder DNA-Schäden, z.B. durch Ablesefeh
ler. Um daraus resultierende zellulä
re Fehlfunktionen zu vermeiden, hat die Evolution bestimmte Enzyme entwickelt, die in der Lage sind, Feh
ler in der DNA zu erkennen und zu reparieren. Zu diesen Enzymen gehö
ren die Topoisomerase 11, die Poly
merase und die Thymidilat-S5mthase.
Zusätzlich gibt es zahlreiche weitere in DNA-Reparaturvorgänge einge
bundene Proteinfamilien.
Die DNA des Zellkerns ist das zen
trale Zielmolekül für zahlreiche Zy
tostatika. Diese gehen feste Bindun
gen zwischen den DNA-Strängen und innerhalb eines DNA-Stranges, ins
besondere wenn eine Schlaufe vor- f-
'-Rv
O
■ Abbildung 2: Immunhistologischer Nachweis von P-Clycoprotein in (von oben nach unten) den rot markierten Cannaliculi des normalen Leberparen
chyms, in der Zellmembran der Doxorubicin-resi- stenten Pankreaskarzinom-Zellinie EPP86-181 ADR und in einem invasiven Kolonkarzinom mit klinisch belegter Chemoresistenz
liegt, ein, die zu groben Ablesefeh
lern oder zum Ablesestop und damit letztlich zum Tod der Zelle führen.
Um dies zu vermeiden, verstärken Tumorzellen die Aktivität der Repa
raturenzyme und reparieren DNA- Fehler mit hoher Kapazität. Durch diese reparative Potenz werden na
turgemäß auch DNA-bindende Zyto
statika weniger wirksam, d.h. die Tu
morzellen werden resistent. Dieser Mechanismus wird besonders wir
kungsvoll, wenn sich der Zellzyklus durch Expression von bcl-2 (vgl.
oben) verlängert und die Tumorzelle genügend Zeit hat, die Reparaturvor
gänge durchzuführen.