ACTUARIAL ASSOCIATION OF EUROPE
Blick über den Zaun: Was kommt aus Brüssel auf die deutsche Lebensversicherung zu in 2021 und darüber hinaus?
Wilhelm Schneemeier
ACTUARIAL ASSOCIATION OF EUROPE
Actuarial Association of Europe
• 1978 gegründet als Groupe Consultatif
• Vertreter der Aktuarvereinigungen
• Hauptziel damals: Zugang zu EU-Institutionen
• Heute 36 Vereinigungen aus 35 europäischen Ländern
• Dahinter stehen mehr als 27.000 Aktuarinnen/Aktuare
• AAE ist keine Lobbyvertretung der Industrie
• Besuchen Sie die Website: www.actuary.eu
Schlanke Organisation
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• Schweizer Verein mit Office in Brüssel
• Operational Manager mit Assistent
• 4 Mitgliedskategorien nach Anzahl
• 6 Vorstandsmitglieder + 3 Officers
• 5 Committees: Insurance/Pensions/Risk Management/Education/Professionalism
• Grundpfeiler ist Ehrenamtliche Tätigkeit
DAV unterstützt die AAE
• Birgit Kaiser: Vicechair Professionalism Comittee
• Susanna Adelhart: Delegate Pensions Committee
• Siegbert Baldauf: SII-Manager
• Frank Schiller: Vice Chair Risk Committee
• Nils Dennstedt: Delegate Insurance Committee
• Henning Wergen: Chair Education Committee
• Michael Renz: Vertreter General Assembly
• Wilhelm Schneemeier: Chairperson AAE bis Sept. 21
• Und viele Ehrenamtliche in Arbeitsgruppen!
Wie profitiert die DAV von AAE?
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• Zunehmend Verlagerung von Gesetzgebungsaktivitäten auf europäische Ebene.
• Deutsche LV hat Besonderheiten, die in anderen Ländern keine große Rolle spielen.
• BaFin ist nur eines von 27 Mitgliedern im Board of Supervisors von EIOPA.
• Unterstützung bei der Verteidigung oder Erklärung der deutschen Besonderheiten (auch HGB, VVG, …)
• Dies hat sich stark verändert!
• Siegbert Baldauf ist Projektleiter SII für AAE
• AAE Vorstand vertritt jetzt auch DAV Positionen: das war nicht immer so!
Fokus der AAE
• Review von S II
• Sustainability und ESG
• Pandemie: ORSA und Produktgestaltung
• Rolle Aktuare bei Klimawandel und Digitalisierung
• Verbraucherschutzthemen
• Konsultationen
• Ausbildung und Mutual Recognition Agreement
• AAE als Stakeholder Actuview
• Starke Außenkommunikation über Blogs
• European Actuary als Pendant zu Aktuar Aktuell
• ………..
Garantiezusagen/Produktlaufzeiten in Europa unterschiedlich: damit auch Interessen!
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Stand 2016!
Stand 2016!
Garantiezusagen/Produktlaufzeiten in Europa
unterschiedlich: damit auch Interessen!
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Negative Zinsen treffen nicht jeden: Ungarn!
Kurven ohne Volatilitätsanpassung: 8 bp für Euro, 2 bp für Ungarn
EURO: UFR = 3,6%
Ungarn: UFR = 4,5%
Es wird deutlich: EIOPA sowie AAE müssen viele Risikolagen bündeln
• Diskussion S II mündet in LTG Maßnahmen (LongTermGuarantee)
• Transitionals für Technical Provision oder für RFR bis 2032 (ausgehend von Solvency I).
• Volatilitätsanpassung (VA): Sollen kurzfristige Spreadschwankungen puffern, da VU davon nicht betroffen sind.
• Matching adjustment: nur noch in Spanien, anwendbar für Bestände ohne Neugeschäft mit verlässlich prognostizierberen Cashflows.
• In diesem Übergangsprozess arbeiten Aufsichtsbehörden und Aktuarvereinigungen zusammen: AAE – EIOPA, DAV-BaFin
11 25 Februar 2021 DAV vor Ort Nordbayern Siegbert
Baldauf
Unterschiedliche Bedeutung der LTG-Maßnahmen für einzelne Länder Jährliche LTG-Reports dokumentieren Nutzung und Auswirkung
LTG-Report: Nutzung der Maßnahmen
Type of undertaking
Total number
of undertakings VA TTP MA TRFR DBER No measure
Life 444 236 84 2 2 196
Non-Life 1.322 193 10 0 3 1 1.127
Both life and non-life 387 178 42 12 2 0 203
Reinsurance 305 24 0 0 1 0 281
Total 2.458 631 136 14 8 1 1.807
Number of countries 21 11 1 4 1
LTG 2020: Number of undertakings using the measures
Langer Weg zur Capital Market Union!
Nur zur Information
Klar ist: SII Einführung war positiv!
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• Transitionals geben Zeit für Umbau Bestand
• Produktgarantien im Neugeschäft jetzt eher marktnah
• Konsolidierung überall in Europa
• SII ist kein Short-Term Instrument trotz 1-Jahres-Sicht
• Regelmäßige Stresstests ergänzen Aufsichtsziele
• ORSA ergänzt ESRB Forderung jenseits 99,5%!
• Pensionsversicherung (ohne Pillar 1) aber mit Stresstest und ORA (in D ERB = “Eigene Risikobeurteilung”); “Minimalharmonisierung”
• Dennoch haben EZB Maßnahmen Zinsen weiter unter Druck gesetzt
• Lebensversicherer weniger in “Real Assets”
• Daher Suche nach Ventilen wie LTE
• Aktuariell nicht begründbar, aber politisch durchgesetzt!
Langfristige Aktieninvestments
LTE (Long-term equity investments) für die Kommission von großer Bedeutung ECON forcierte die Einführung schon 2019 (DR Artikel 171a)
EIOPA hat das Risiko eines langfristigen Aktieninvestments untersucht:
“Therefore, the empirical analysis performed by EIOPA does not corroborate the 22 percent capital charge.”
Ziel: Gewinnung von Versicherern als Langfristinvestoren Dazu: Stress für LTE nur 22% (anstatt 39% für Type 1 Aktien)
Einschränkung auf Aktien der Euro-Länder mit umfangreichen Anforderungen Herausforderung:
1-Jahr Horizont von Solvency II
Verlässliche Identifikation des Teilbestands solcher Aktien Fähigkeit, diese Aktien über lange Zeit zu halten
EIOPA benennt Kriterien, die erfüllt sein müssen, um den reduzierten Stressfaktor anwenden zu können.
25 Februar 2021 DAV vor Ort Nordbayern Siegbert Baldauf
Review SII auf der Zielgeraden:
wie steht AAE zur EIOPA Opinion
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• Review von Solvency II nach Einführung 2016 vernünftig
• Grundsätzlich Zustimmung zu negativem Zinsstress - Aber erst Stress dann Extrapolation
• Zustimmung zu Risk Margin Vorschlag (Lambda-Faktor)
• Grundsätzlich positiv zu Proportionalität
• Extrapolation: Ablösung Smith-Wilson nicht sinnvoll
• LLP 20 unverändert (Ergebnis der DLT-Analyse)
(LLP = last liquid point; DLT = deep, liquid, transparent)
• Nur für Swaps höherer Wert
• Konvergenzziel nach 60 Jahren bisher nahe UFR
EIOPAs Vorschlag Extrapolation (1)
• Basis für AAE/DAV: wir sind im Tiefzinsumfeld!
• Es gibt zwar Zinsverwerfung durch Einkaufsdominanz EZB
• Dennoch Akzeptanz RFR bis zum LLP als Realität „Mark to Market“
• Jenseits von 20 (LLP für den Euro) Modellierung „Mark to Model“
• Rechtfertigen Swappositonen (deep/liquid?) jenseits LLP neuen Ansatz?
• Wenn ja, warum kein Festhalten am Konvergenzziel?
• Vorhersage 1jähriger Zins in 2081 unmöglich
EIOPAs Vorschlag Extrapolation (2)
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• Forward Rate bei 60 ist wie UFR eine politische Entscheidung
• Neues Verfahren schwächt UFR
• Das neue Verfahren ist angelehnt an Niederlande: dort im Pensionsbereich bereits angewendet
• Über einen Parameter Alpha und Exponentialansatz wird beim LLP 20 gestartet und extrapoliert Richtung UFR
• Ziel ist Berücksichtigung von DLT Swapmärkten nach LLP – diese bestimmen den Startwert für Extrapolation
• Aber kein festes Ziel mit 60 und daher sowohl bei steigenden wie fallenden Zinsen volatil auch Long Term!
25 Februar 2021 DAV vor Ort Nordbayern Siegbert Baldauf
Alpha bestimmt die RFR nach dem FSP
Sensitivität/Volatilität neues Verfahren
-1,000%
-0,500%
0,000%
0,500%
1,000%
1,500%
2,000%
2,500%
1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415161718192021222324252627282930313233343536373839404142434445464748495051525354555657585960
30 June 2020: Szenarien alpha
10% 2% 0,01% 15% 20% aktuell
Disclosure: Auswirkungen Alpha = 5%
EIOPA: Unternehmen mit einem hohen Anteil an lang-laufendem Geschäft sollen zusätzliche Berechnungen mit Alpha = 5% und Veröffentlichung der Ergebnisse.
Opinion:
In 2.10: EIOPA recommends that undertakings with long-term liabilities should report to the supervisory authorities the outcome of a sensitivity analysis regarding a change of the convergence parameter of the extrapolation method to 5%. Undertakings should report the impact on their financial position, including on the amount of technical provisions, the SCR, the MCR, the basic own funds and the amounts of own funds eligible to cover the SCR and the MCR.
25 Februar 2021 DAV vor Ort Nordbayern Siegbert Baldauf
19 2,150%
1,854%
1,383%
Alpha=10% als trojanisches Pferd?
“No unequivocal evidence can be found in the economic empirical literature for the convergence factor and the
existence of a convergence factor greater than zero is also often called into doubt.”
Background analysis A.90
Fazit zu EIOPAs Vorschlag Extrapolation
• Extrapolationsfrage verliert an Bedeutung, wenn der Zins zum LLP näher an der UFR liegt, dann ist auch Smith-Wilson passend.
• Im Niedrig- oder auch Hochzinsumfeld führt die alternative Extrapolation zu einer impliziten Anpassung der UFR.
• Diese ist eher prozyklisch und Volatilität wird erhöht
• Ergebnis wäre nach EIOPAs Einschätzung „mehr markt-konsistent“.
Nach EIOPAs Meinung: LLP = 50 marktkonsistent
• Es gibt keine Begründung für irgendeinen Wert von alpha. Jede Setzung ist mark-to-model.
• Alpha=20 Kompromiss, aber nur im jetzigen Umfeld!
• Auch UFR folgt Kapitalmarktentwicklung. UFR ist forward rate!
25 Februar 2021 DAV vor Ort Nordbayern Siegbert Baldauf
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Neue Methode eingeführt 2017.
Unverändert: UFR = erwartete Inflation + erwartete Realverzinsung.
Erwartete Realverzinsung: arithmetisches Mittel der Realverzinsungen seit 1961
“widening window” Ansatz
Warum UFR als Konvergenzziel nach 60 Jahren in Frage stellen?
Änderung in
Schritten von 15bps UFR (2017) = 4.2%
UFR (2018) = 4.05%
UFR (2019) = 3.9%
UFR (2020) = 3.75%
UFR (2021) = 3.6%
UFR (2022) = 3,45%
Quelle: EIOPA-BoS-21/090 21 April 2021 Risk-free interest rate term structures Report on the Calculation of the UFR for 2022
Rolle EZB und Vorgaben Kommission
• Keine Kritik der EZB Maßnahmen durch AAE!
• Aber heißt das: keine Berücksichtigung?
• P. Lane (Chefvolkswirt EZB): “Verwerfung 10 jährige Bonds ca.
160 bp in 2018, 60 bp in 2014.”
• Eine Korrektur bis LLP sicher schwer begründbar
• Aber ein Fortschreiben über 60 Jahre?
• Erfüllt das neue Verfahren “mean reversion” - Anforderung?
• Ist es im Einklang mit Best Estimate?
• Erfüllt es Market-Consistency?
• Dient es der Reduktion der Volatilität?
• Führt es zur Stabilisierung?
• Kein guter Grund für Änderung Konvergenzziel!
Mögliche Konsequenzen des Vorschlages für Long Term Business
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• Neues Verfahren hat hohes Risiko für kurze Halbwertszeit
• Risiko für Druck auf Bestände: Flucht aus Realanlagen
• Risiko für fehlende Kapazität zur Unterstützung Green Deal
• Performanceentkoppelung der Bestandskunden wahrscheinlich
• Verlagerung von Garantierisiko zum Kunden für neue Produkte
• Bestenfalls biometrische Garantien
• Erhöhung Risiko Pension Gap für „Young European Citizens“.
• „Safeguard for Clients“ als Ziel SII damit gefährdet?
Zauberworte ESG und Sustainability
SOCIAL
• working conditions,
including slavery and child labour
• local communities, including indigenous communities
• conflict and humanitarian crises
• health and safety
• employee relations and diversity
25 Februar 2021 DAV vor Ort Nordbayern Siegbert Baldauf 24
ENVIRONMENTAL
climate change
greenhouse gas emissions
resource depletion, including water
waste and pollution
deforestation
GOVERNANCE
• executive pay
• bribery and corruption
• board diversity and structure
• fair tax strategy
Climate and Energy targets: To reach these goals, we need an extra €180bn a year. This number rises to €270bn when including goals for the energy,
transport, water and waste sector as a whole, according to data by the European Investment Bank.
https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/180524-sustainable-finance-factsheet_en.pdf
Wo stehen DAV und AAE bei ESG?
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• Erste Arbeitsgruppen und Konsultationen EU
• Taskforces zu Klimawandel
• Sind wir die Experten?
• Taxonomie: ist Nuclear green?
• Und unterstützen wir Greensupporting Factors?
• Position AAE wie IAA: “Same Risk, Same Capital”.
• Richtige Balance SII Review und Environmental
• Dadurch erübrigt sich Supporting Druck wie LTE!
• Und Vorsicht vor Blasenbildung bei “Support” am “Markt” vorbei
Art. 293 : Part addressed to other stakeholders - Business and performance
2a: The SFCR shall include qualitative and quantitative information regarding the
consideration of Environmental, Social, and Governance factors in the underwriting policy of the undertaking, and any activities related to the development of products and services which reduce sustainability risks and have a positive impact on ESG issues.
3 (d): information on the investment policy, including qualitative and quantitative information regarding the consideration of ESG factors in the investment policy of the undertaking and any stewardship activities related to the investees on account of ESG issues.
7. The SFCR shall describe, where applicable, compliance of the insurance activity with the criteria for substantial contribution to climate change adaptation in accordance with Article 3 of Regulation (EU) 2020/852.
EIOPA verlangt Offenlegung im SFCR
25 Februar 2021 DAV vor Ort Nordbayern Siegbert Baldauf
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Produktinitiativen EU Kommission
PEPP: Key Benefits for Savers!
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• Begriff Pensions: völlig unterschiedlich in Europa!
• Kein Commitment zu Rentenzahlung (optional)
• Kein Verständnis von kollektiven Sparvorgängen zur Überbrückung von Volatilität im Sparvorgang
• Sogar Forderungen nach eigenem Sicherungsvermögen!
• Man unterstellt Lösungen zu allen steuerrechtlichen und arbeitsrechtlichen Fragen
• Warum nicht “Step by Step”?
• Zum Beispiel “EuropeanPensionFund” als Stufe 1 und Nutzung der Unit Linked Infrastruktur der bAV der EU Mitglieder?
• Und in Stufe 2 “Übertragbarkeit” ausbauen?
PEPP: gut gemeint, aber zuviel gewollt!
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