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Die Zeit ist reif für mehr gemeinsame Impulse zu globalen Entwicklungsfragen

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Frankreich und Deutschland

Die Zeit ist reif für mehr gemeinsame Impulse zu globalen

Entwicklungsfragen Von Stephan Klingebiel, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und Tancrède Voituriez

Institute for Sustainable Development and International Relations (IDDRI)

vom 21.03.2018

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Die Zeit ist reif für mehr gemeinsame Impulse zu globalen Entwicklungsfragen

Bonn/Paris, 21.03.2018. Die globale Entwicklungsagenda steht unter Druck. Die weltweit steigende Zahl von Flüchtlingen, die humanitären Krisen in fragilen Staaten sowie die zunehmend sichtbaren Folgen des Klimawan- dels machen deutlich, dass „inklusive“, „nachhaltige“ oder

„gute“ Entwicklung nicht automatisch stattfindet. Ge- meinsame Strategien zur Lösung globaler Probleme wa- ren deshalb noch nie so wichtig wie heute, auch wenn gleichzeitig die Möglichkeiten, gemeinsam gegen schwie- rige Trends vorzugehen, noch nie so begrenzt erschienen.

Auch Europa bildet hierbei keine Ausnahme, da eine Vor- liebe für kurzfristige politische Erfolge und die populisti- sche und nationalistische Sichtweise einiger EU- Mitgliedsstaaten die konzertierte Verfolgung gemeinsa- mer Entwicklungsthemen immer wieder schwächt. Aus diesem Grund halten wir eine Neuausrichtung der Ent- wicklungspolitik durch die Suche nach flexibleren Bünd- nissen und Netzwerken für unabdingbar. Der Zusammen- arbeit von Frankreich und Deutschland kommt hierbei aus drei verschiedenen Gründen eine besondere Bedeutung zu.

Drei Gründe für eine engere deutsch-französische Zusammenarbeit

Die enge, historisch gewachsene Verbindung von Deutschland und Frankreich auf vielen Gebieten ist das Fundament für die zukünftige Zusammenarbeit bei glo- balen Entwicklungsfragen. Grundlage hierfür ist der 1963 vom Präsidenten der Französischen Republik, Charles de Gaulle, und dem deutschen Bundeskanzler, Konrad Ade- nauer, unterzeichnete Élysée-Vertrag, welcher ehrgeizige Ziele für die Zusammenarbeit beider Länder in entwick- lungspolitischen Fragen festschrieb: „Hinsichtlich der Entwicklungshilfe stellen die beiden Regierungen ihre Programme einander systematisch gegenüber, um dau- ernd eine enge Koordinierung durchzuführen. Sie prüfen die Möglichkeit, Vorhaben gemeinsam in Angriff zu neh- men.“ Trotz einiger vielversprechender Ansätze (z.B. bei der Projektzusammenarbeit im Wassersektor in verschie- denen Ländern) wurden die ursprünglich angestrebten Ziele noch nicht erreicht.

Des Weiteren befinden sich sowohl der französische Präsi- dent Macron als auch die deutsche Bundeskanzlerin Mer- kel noch am Anfang ihrer jetzigen Amtszeit. Ein „neuer Aufbruch für Europa“ hat für beide Regierungen eine herausragende Bedeutung. Trotz in mancherlei Hinsicht unterschiedlicher Sichtweisen, haben neuere politische Entwicklungen ein gesteigertes Interesse an einer engeren Zusammenarbeit beider Länder befördert. Im Jahr 2017 hat beispielsweise der Deutsch-Französische Ministerrat über mehrere entwicklungspolitische Themen beraten.

Hierbei könnte die von Frankreich, Deutschland und der EU (sowie von einigen weiteren Partnern) vorangetriebe- ne „Allianz für den Sahel“ eine Vorreiterrolle für weitere gemeinsame Projekte einnehmen. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, einer neuen, von beiden Ländern gemeinsam getragenen Entwicklungspolitik stärkeres Gewicht zu

verleihen. Gleichzeitig könnten so auch die von der EU- Außenbeauftragten Federica Mogherini in Hinsicht auf eine globale Strategie geforderte gemeinsame EU- Außenpolitik und der vom EU-Präsidenten Jean-Claude Junker vorgeschlagene Mehrjährige Finanzrahmen der EU vorangetrieben werden.

Darüber hinaus liegen die Vorteile einer nach dem Brexit fortgeführten, möglichst engen Zusammenarbeit von Großbritannien und der EU auch in Fragen globaler Ent- wicklung auf der Hand. Für beide Seiten sind sowohl Fachkenntnisse und Sachverstand als auch die bewährten Finanzierungsinstrumente des jeweils anderen unver- zichtbar. Auch über den derzeitigen finanziellen Beitrag der Briten zur europäischen Außenpolitik (12%) hinaus, ist es im gemeinsamen Interesse von Deutschland und Frankreich, Großbritannien in möglichst großem Umfang weiterhin in die europäische Entwicklungspolitik einzube- ziehen; dies gilt vor allem für die Kooperation mit Blick auf Krisenregionen. Eine gemeinsam von Frankreich und Deutschland erarbeitete Strategie globaler Entwicklung könnte dabei den Grundstein sowohl für eine Schärfung des entwicklungspolitischen Profils der EU als auch für eine gemeinsame Vision der zukünftigen, „post-Brexit“

Zusammenarbeit mit Großbritannien legen.

Mögliche Handlungsfelder

Auf politischer Ebene könnte während der französischen G7-Präsidentschaft 2019 eine vom Deutsch- Französischen Ministerrat vorbereitete gemeinsame Initi- ative für Afrika und die krisenanfälligsten Staaten vorge- stellt werden.

Auf der Finanzebene müsste eine Bestandsaufnahme der bisherigen Aufwendungen vorgenommen und gleichzei- tig die schon bestehende, bilaterale Zusammenarbeit der jeweiligen Finanzinstitute intensiviert werden. Die Agence Française de Développement (AFD) und die KfW Entwick- lungsbank betreiben seit Jahren einen regen Mitarbeiter- austausch. Dieser Austausch sollte sowohl hinsichtlich der inhaltlichen Abstimmung als auch einer gemeinsamen Strategieentwicklung mit anderen entwicklungspoliti- schen Institutionen ausgebaut werden.

Auf wissenschaftlicher Ebene brauchen wir mehr deutsch- französische Denkanstöße für eine kritische Auseinander- setzung mit Fragen der künftigen strategischen Ausrich- tung. Unserer Meinung nach könnten hier das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und das Institut du développement durable et des relations internationales (Iddri) für die gemeinsame Debatte einen geeigneten Rahmen bieten und dabei mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, anderen Akteuren globaler Entwicklung, Mitgliedern der Parlamente und zivilgesellschaftlichen Gruppen kooperieren. Ziel eines solchen Gedankenaus- tauschs sollte eine Reihe unabhängiger Analysen und Handlungsempfehlungen sein, welche die gemeinsame Arbeit zu globalen Entwicklungsfragen von Frankreich und Deutschland befördert.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 21.03.2018

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